| Titel: | Ueber Kesselsteinbildungen und deren Verhütung; von Ferd. Fischer. | 
| Autor: | Ferd. Fischer | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 172 | 
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                        Ueber Kesselsteinbildungen
                           								und deren Verhütung; von Ferd. Fischer.
                        Fischer, über
                           								Kesselsteinbildungen und deren Verhütung.
                        Fischer, über Kesselsteinbildungen und deren
                           								Verhütung.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich kann durch Dampfkessel, deren innere Flächen mit
                              									Krusten und Schlamm bedeckt sind, nur eine sehr unvollkommene
                              									Ausnützung des Brennmaterials erreicht werden. Die Bleche,
                              									welche mit den Feuergasen in Berührung kommen, werden überhitzt
                              									und stark abgenützt, oft sogar glühend. Dadurch wird aber die
                              									Festigkeit derselben bedeutend verringert, was um so
                              									bedenklicher ist, als die durch die verschiedene Ausdehnung der
                              									einzelnen Kesseltheile bedingten Spannungen und somit auch die
                              									Explosionsgefahren (1874 213 296) durch das Glühen dieser
                              									Bleche offenbar wesentlich vergrößert werden. Berücksichtigt man
                              									ferner, daß unreines Wasser oft stark schäumt,
                              									Wasserstandsapparate und Manometer verstopft, daß der Schlamm
                              									selbst in die Maschine mit übergerissen wird, so ist es als eine
                              									der Hauptaufgaben des Dampfkesselbetriebes zu bezeichnen, die
                              									Bildung von Kesselsteinkrusten und Schlammablagerungen zu
                              									verhindern.
                           Kesselsteinbildner sind, wie bereits (1874 212 220) erwähnt,
                              									namentlich das schwefelsaure Calcium (Gyps) und die Bicarbonate
                              									des Calciums und Magnesiums, weniger schwefelsaures Magnesium
                              									und Chlormagnesium, welche Magnesiumhydrat abscheiden oder nach
                              									Hoppe-SeylerZeitschrift der deutschen
                                    									geologischen Gesellschaft, 1875 S. 502. mit
                              									kohlensaurem Calcium Dolomit bilden können, sowie Aluminium- und
                              									Eisenverbindungen und Kieselsäure.
                           Da es nur in den seltensten Fällen möglich sein wird, ein reines
                              									Wasser zum Speisen der Dampfkessel anzuwenden, so müssen die
                              									Kesselstein bildenden Bestandtheile des gewöhnlichen Wassers
                              									unschädlich gemacht werden. Man hat dieses zu erreichen
                              									gesucht:
                           1) Durch Vorrichtungen und Zusätze, welche im Kessel selbst zur
                              									Anwendung kommen, um die Bildung eines festen Ansatzes zu
                              									verhüten, und zwar durch
                           
                           Elektricität.
                           Kesselsteinsammler und Vorrichtungen, welche eine rasche Bewegung
                              									des Kesselwassers bezwecken.
                           Blechschnitzel, Sand, Thon u. dgl.
                           Fetten und Theeren der Kesselwände.
                           Gerbstoffhaltige Substanzen, Cattechu.
                           Stärkemehlhaltige Stoffe, Zucker, Glycerin.
                           Fällungen im Kessel.
                           Häufiges Ausblasen.
                           2) Durch Ueberführen der Kesselsteinbildner des Speisewassers in
                              									leicht lösliche Verbindungen oder Ausfällen derselben, bevor das
                              									Wasser in den Kessel kommt, und zwar durch
                           Salzsäure, Essigsäure, Salmiak.
                           Chlorbarium.
                           Erhitzen in Vorwärmern.
                           Kalkmilch oder ätzende Alkalien.
                           Soda oder ähnliche Fällungsmittel.
                           Gleichzeitige Anwendung mehrerer Wasserreinigungsverfahren.
                           Elektricität. Die Angaben über die
                              									Verhütung von Krustenbildungen im Dampfkessel durch elektrische
                              									Ströme oder durch Zinkeinlagen, deren angebliche Wirkungen
                              									ebenfalls der Elektricität zugeschrieben werden, widersprechen
                              									sich noch vollständig. Verfasser ist seit einiger Zeit mit
                              									einschlägigen Versuchen beschäftigt und wird die Resultate
                              									derselben in einem der nächsten Hefte mittheilen.
                           Schlammfänger und Kesseleinlagen. Ein
                              									Ungenannter hat auf dem Boden seines Dampfkessels ein Zinngefäß
                              									gestellt. Nach 3 Wochen fand er in demselben einen Bodensatz von
                              									14, im übrigen Kessel von nur 3 Zoll (1828 29 308).
                           Johnson (* 1839 73 86) bringt
                              									unter dem Kessel einen kleinen Nebenkessel an, welcher mit
                              									demselben durch eine oder mehrere Röhren in Verbindung steht und
                              									in dem sich der Schlamm ablagern soll. ErnstZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865 S.
                                    									156. hat zur Abführung des Schlammes dem
                              									Absperrventile gegenüber im Boden des Kessels ein 54cm
                              									weites Fallrohr angebracht, das in einem querliegenden, 63cm
                              									weiten Kessel mündet, welcher nicht vom Feuer berührt wird. Bei
                              									einem Dampfkessel, der mit stark schlammbildendem Wasser
                              									gespeist wurde, soll sich diese Einrichtung gut bewährt
                              									haben.
                           Haswell (1861 161 392) bringt
                              									ein von außen in Bewegung gesetztes Kreiselrad in die Kessel, um
                              									die Unreinigkeiten Schlammsäcken zuzuführen.
                           
                           Der Schlammfänger von Forster (* 1869
                              									193 352) wirkt zugleich, wenn auch nur unvollkommen, als
                              									Vorwärmer. SpäterDeutsche Industriezeitung, * 1870 S. 387. bringt
                              									derselbe den Schlammsack außerhalb des Kessels an.
                           Seward und SmithPolytechnisches Centralblatt, * 1866 S. 1249.
                              									befestigen im Kessel in der Höhe des Wasserspiegels einen Kasten
                              									mit geneigtem Boden; der darin abgelagerte Schlamm wird durch
                              									ein Rohr nach Außen abgeführt. Dumery
                              									(1862 164 251) und Fletcher (1863 168 161) empfehlen
                              									Schlammröhren.
                           Bake (1838 68 73) soll schon
                              									im J. 1823 den Vorschlag gemacht haben, einen losen Boden in den
                              									Kessel zu bringen. Scott (1828 30 386) 1829 31 101 und 145) ließ
                              									sich am 4. August 1827 die Anwendung von Platten und Trögen
                              									patentiren, welche auf Unterlagen oder Füßen stehen, und auf
                              									denen sich Schlamm und Kesselsteinkrusten absetzen sollten. Armstrong (1838 69 4) verband
                              									diese Einlagen mit einer Vorrichtung zum Ausblasen des
                              									gesammelten Schlammes. BoulardWagner's
                                    									Jahresbericht, 1861 S. 264. will in ähnlicher Weise
                              									Drahtgewebe oder durchlöcherte Metallplatten anwenden.
                           CorrensZeitschrift des Vereins deutscher
                                    									Ingenieure, * 1866 S. 478. bringt zwei große
                              									Blechtafeln in den Kessel, welche zur bessern Reinigung mit
                              									einem Anstrich von Leinöl und Graphit versehen sind. Schmitz (1867 186 271) * 1869
                              									191 264) verwendet zu demselben Zwecke gewellte Bleche, ZipserZeitschrift des Vereins deutscher
                                    									Ingenieure, 1872 S. 221. leicht auszuwechselnde
                              									Schlammkasten.
                           Die größte Verbreitung scheinen jedoch die Kesseleinlagen von Popper (* 1869 191 263) gefunden
                              									zu haben, welche, wie die von Scott,
                                 									Correns und Schmitz, nicht nur
                              									den gebildeten Schlamm sammeln, sondern auch eine so lebhafte
                              									Bewegung des Kesselwassers bewirken sollen, daß sich angeblich
                              									nur sehr wenig Krusten absetzen können.Zeitschrift des Vereins deutscher
                                    									Ingenieure, 1870 S. 237 und 299.
                           Napravil (1870 198 97), IsambertWagner's Jahresbericht, 1870 S.
                                    									533., O. Kohlrausch (1871
                              									200 260), Bestelmeyer (1871 200 500) und WeinligZweiter
                                    									Bericht des Magdeburger Kesselrevisionsvereins. haben
                              									günstige Resultate nach Anwendung der Popper'schen Einlagen
                              									beobachtet, KrügerWagner's
                                    									Jahresbericht, 1873 S. 733. Scheibler's Zeitschrift für
                                    									Rübenzucker, 1874 S. 73. und BolteZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1875 S.
                                    									112. haben dagegen sehr unangenehme Erfahrungen mit
                              									diesen Einlagen gemacht; in einem neuen Kessel waren  die Bleche 3mm
                              									tief eingescheuert. DietzeZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1866 S.
                                    									236. glaubt, daß Einrichtungen zur Verhütung von
                              									Kesselstein durch Circulation des Wassers in den Dampfkesseln
                              									einen Mehraufwand von mehr als 25 Proc. des Brennmaterials
                              									erfordert.
                           Derartige Einlagen können zwar dadurch für Kessel mit Unterfeuer
                              									nützlich werden, daß sie den Schlamm und die abgesprengten
                              									Kesselsteinsplitter sammeln und so das Festbrennen auf der
                              									Feuerplatte verhüten; zuweilen sind aber die Zwischenräume
                              									zwischen Einlage und Kesselblech dennoch so mit Unreinigkeiten
                              									verstopft gewesen, daß die Bleche durchgebrannt waren. Derartige
                              									Vorrichtungen sind daher nur mit Vorsicht anzuwenden. Es wurde
                              									ferner schon erwähnt, daß Krustenbildungen auch bei raschester
                              									Bewegung des Wassers möglich sind (1874 212 218). Diese
                              									Einlagen können daher die Bildung fester Kesselsteinkrusten
                              									nicht hindern; dieselben werden nur deshalb etwas dünner als
                              									sonst, weil sie sich auch auf beiden Seiten der Blecheinlagen
                              									ansetzen. Hat sich aber eine solche Ablagerung gebildet, so muß
                              									die Wärme von dem Kesselblech auf die selten fehlende
                              									Rostschicht, von dieser auf den Kesselstein und erst nach dessen
                              									Durchdringung auf das Wasser übertragen werden. Es kann daher
                              									weniger in Betracht kommen, ob ein Kesselstein 2 oder 5mm
                              									dick ist, als daß er überhaupt
                                 									vorhanden ist.
                           Von eigenthümlichen Kesselconstructionen, welche die Bildung von
                              									Steinkrusten verhüten sollten, mögen erwähnt werden die von Schmidt (1861 160 241), Dickerson,Deutsche Industriezeitung, * 1866
                                    									S. 105. Wiese,Polytechnisches Centralblatt, * 1865 S. 838. FieldZeitschrift des Vereins deutscher
                                    									Ingenieure, 1867 S. 475. * 1871 S. 325. (*1864 171 263) * 1865 177 258. * 1867 186 81. 1870 195 * 483. 197 * 111. 378. 1871 200 240), ThomsonPolytechnisches Centralblatt, * 1866 S. 503. und
                              									der drehbare Kessel von Grimaldi
                              									(1861 161 235) * 1863 167 248). Daß sie den beabsichtigten Zweck nicht erreichen
                              									konnten, liegt auf der Hand.
                           Auf der 16. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in
                              									Aachen waren Zeichnungen eines Dampfkessels ausgestellt, dessen
                              									Wandungen durch rotirende Stahlbürsten reingehalten werden
                              									sollten. Voraussichtlich werden sich die Stopfbüchsen nur schwer
                              									dicht halten lassen, die Kesselbleche aber durch die
                              									fortwährende Reibung rascher abgenützt werden, als dieses sonst
                              									der Fall sein würde.
                           Blechschnitzel u. dgl. Ferrari (1829 31 266) empfahl
                              									zur Verhütung von Kesselsteinbildungen, gewöhnliche Kohle in die
                              									Kessel zu bringen. Johnson (1839 73 87) bringt in dieselben zerstoßenes  Glas,
                              									Flintensteine, Kiesel, Porzellanscherben, Eisen-, Kupfer-, Zink-
                              									und andere Metallabfälle, überhaupt harte, im Wasser unlösliche
                              									Körper, durch deren Bewegung die Wände und der Boden der
                              									Dampfkessel abgescheuert werden. Auch Kuhlmann (1841 80 379) empfiehlt
                              									Blechschnitzel, Glasscherben u. dgl.
                           Diese Körper können zwar anfangs den Ansatz einer festen Kruste
                              									hindern, dann aber legen sie sich bei Anhäufung des Schlammes
                              									auf den Boden, die ganze Masse brennt leicht fest, so daß die
                              									Bleche nun erst recht zerstört werden können, da die porösen
                              									Kesselsteine, welche sich durch Festsetzen des Schlammes bilden,
                              									noch weit schlechtere Wärmeleiter sind als die krystallinischen
                              									Krusten.
                           SchwennhagenDeutsche Industriezeitung, 1869 S.
                                    									138. Vgl. daselbst, 1866 S. 58. behauptet, daß jede
                              									Kesselsteinbildung unfehlbar beseitigt werde, wenn man in die
                              									Dampfkessel gepulverte Kreide bringe; — offenbar ein
                              									Irrthum.
                           Von dem Ingenieur des Hannoverschen Dampfkesselrevisionsvereins,
                              									Hrn. Grabau, erhielt Verfasser ein
                              									weißes Pulver, welches bei einer hiesigen Dampfkesselanlage
                              									gebraucht werde; dasselbe war mit einer Gebrauchsanweisnng
                              									versehen, welche hier wörtlich folgen mag.
                           „Wir beehren uns hiermit, Ihnen eine Substanz unter dem
                              									Titel Poudre algérienne
                              									(Algierisches Pulver), dessen Erfindung unser Haus gemacht hat,
                              									zur gefälligen Einsicht zu übergeben, welches unfehlbar gegen jede Verkrustung der
                              									Dampfkessel (Kesselstein), Locomotiven und Maschinen aller Art
                              									wirkt.
                           Diese Substanz, aus welcher wir bis jetzt einen glücklichen
                              									Erfolg erzielten, enthält keine Säure, wurde mehrere Male einer
                              									Auseinandersetzung unterzogen und von verschiedenen Chemikern
                              									und Ingenieuren Frankreichs gutgeheißen. Genanntes Pulver ist
                              									bei allen Maschinen ohne Ausnahme und ohne Gefahr für die
                              									Dampfkessel verwendbar.
                           Gebrauchsanweisung. Man nimmt eine
                              									Dosis von 250g per Pferdekraft, und
                              									die Maschine arbeitet gut während drei Monaten und zwar mit dem
                              									kalkartigsten und schwersten Wasser. Alle drei Monate, bei
                              									Entleerung des Siedkessels, mittels einiger Besenstriche
                              									entfernt sich stückweise jeglicher Ansatz und wird dadurch für
                              									immer eine salzige und erdige Anhäufung im Innern der Maschine
                              									verhütet.
                           Mit diesem Verfahren verschwindet jede Gefahr für die Kessel, und
                              									das Abklopfen mit dem Hammer wird dadurch gänzlich
                              									unnöthig.“
                           
                              Maison M. Meyer Lüttich.
                              
                           Das Pulver ist schwefelsaures Barium (Schwerspath); es ist also
                              									dasselbe, welches schon einmal unter gleichem Namen, dann im J.
                              									1866 von Lazare in Paris als Poudre italienne nach Deutschland
                              									eingeführt wurde mit der Behauptung, die Anwendung desselben
                              									habe eine Brennmaterialersparniß von wenigstens 40 Proc. zur
                              									Folge.
                           Der glückliche Erfinder läßt sich 1k mit 3 M. bezahlen; der
                              									reelle  Werth beträgt etwa 20 Pf., als
                              									Kesselsteinverhütungsmittel ist derselbe meist negativ. Es ist
                              									wirklich unbegreiflich, wie sich Jemand auf einen so plumpen
                              									Schwindel einlassen kann.
                           Thon. Chaix (1838 69 323) empfahl die Anwendung von Thon, um die Bildung
                              									fester Kesselsteinkrusten zu verhüten. Er erhielt für diese
                              									Erfindung vom Marineminister eine Belohnung von 20 000 Franken
                              									und von der Société d'Encouragement
                              									eine goldene Denkmünze (1839 72 73) 148 107 236). Nach einem Bericht von Payen (1837 64 329) hat sich dieser
                              									Thonzusatz bei den französischen Marinekesseln bewährt; nach
                              									seiner Ansicht werden die sich ausscheidenden Kesselsteinbildner
                              									durch den Thon pulverförmig niedergerissen und so an der Bildung
                              									fester Krusten gehindert (1839 73
                              									73). Später ist dieser
                              									Thonzusatz wieder von WiederholdWagner's
                                    									Jahresbericht, 1869 S. 496. empfohlen.
                           Schon Aldefeld (1838 69 321) und Dingler (1838 69 323) beobachteten, daß der Thon leicht vom Dampfe mit in
                              									die Maschine hinübergerissen wird und diese abschleift. Burg (1850 115
                              									16) und Becker (1870 195 559)
                              									bestätigen, daß dieser Schlamm sich nach und nach durch die
                              									Maschine zieht, Klappen und Ventile belegt und selbst die Kolben
                              									und Cylinder angreift. Auch BennerBulletin de la Société industrielle de
                                       									Rouen, 1874 p. 245.
                              									hat mit Thon nur durchaus ungenügende Resultate erhalten.
                           Spiske (1863 170 233) 1864 172 395) und List (1868 190 424) empfehlen in gleicher Weise, Seifenschiefer
                              									anzuwenden, Touaillon (englisches
                              									Patent vom 9. December 1871) Talkpulver. Der Erfolg wird kaum
                              									wesentlich günstiger sein als mit Thon.
                           Torf. Bald (1821 6 305) berichtete,
                              									daß in Schottland mit bestem Erfolg Malzkeime oder Torferde in
                              									die Dampfkessel gebracht würden; die Dampfbildung soll dadurch
                              									auffallend beschleunigt werden (1832 46 432). Johnson (1839 73 86) empfiehlt
                              									Torf, Dünger u. dgl.; Laudale (1836
                              									62 434) bemerkt aber, daß bei Anwendung dieser Stoffe das
                              									Kesselwasser stark schäumt. ElsnerElsner: Verhütung des
                                    									Kesselsteines (Berlin 1854) S. 13. schlägt Sägespäne
                              									vor; er gibt aber selbst zu, daß diese leicht durch den Dampf
                              									mit übergerissen werden. — Die Anwendung dieser
                              									Substanzen, welche im günstigsten Falle Schlammbildungen
                              									veranlassen, kann in keiner Weise empfohlen werden.
                           Fetten und Theeren der Kesselwände.
                              									Der Vorschlag, die Kesselwände mit Fett einzureiben, um das
                              									feste Anhaften des Kesselsteines zu verhüten, ist schon alt
                              									(vgl. 1826 22 170). Bedford (1834  52 74)
                              									verwendet Wallrathöl. John (1838 69 394) schlug vor, die sorgfältig gereinigten Kesselwände
                              									mit einer Mischung von 1 Th. Graphit und 6 Th. Talg zu
                              									überziehen. — Während sich dieser Anstrich an einigen
                              									Orten bewährt hat (1839 73 234) 74 313), haben Andere ebensoviel Kesselstein bekommen als
                              									ohne einen solchen (1839 73 73).
                           CorenwinderWagner's Jahresbericht, 1862 S.
                                    									539. empfiehlt, die Kesselwände mit Asphaltöl, Schulze (1865 176 77), dieselben
                              									mit Theer zu bestreichen. DaelenZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865 S.
                                    									390. hat damit aber sehr ungünstige Erfahrungen
                              									gemacht.
                           Sibbald (1854 131 460) verwendet
                              									ein Gemisch aus 1 Th. Talg, 1 Th. Graphit und 0,5 Th. Holzkohle,
                              									von ihm „Metalline“ genannt. West will das Innere des Kessels mit
                              									14k Kalk, 1k,5 Seife, 250cc
                              									Rüböl, 250cc Terpentin, 1k Graphit, 1k,5
                              									Soda, 4k Bleiweiß und 17l Wasser überziehen. Sägher (1859 152 104) empfiehlt
                              									Gemische aus Asche, Holzkohle, Pech, Stearin, Talg, Seife und
                              									Ruß. Die Masse wurde kugelförmig geformt in die Kessel gebracht.
                              									Maurer (* 1859 152 105)
                              									beschreibt einen Apparat zum Einbringen dieses sogen.
                              									„belgischen Kesselsteinpulvers“ in die
                              									Kessel.
                           Ashworth will Steinkohlentheer,
                              									gemischt mit Seife, Graphit und Leinsamenabkochung, verwenden.
                              									Bolzano empfiehlt, Fette, Fettsäuren
                              									und Harzsäure in den Kessel zu bringen und mit Theer und
                              									Kolophonium getränkte Tücher direct oder mittels Schwimmer so
                              									aufzuhängen, daß sie der Wasseroberfläche beständig folgen
                              									können, um so einen schwimmenden Kesselstein zu erzeugen.Bayerisches Kunst und Gewerbeblatt, 1865 S. 594 und
                                    									591.
                           Renner (1857 146 221), Bolley (1861 162 164), Weber (1866 180 254), Lermer (1868 187 431 und 441), Triepcke
                              									(1869 194 82), Birnbaum (1874 213 488), MünterZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1876 S.
                                    									127. u. A. haben bereits die Schädlichkeit von Fett
                              									im Dampfkessel nachgewiesen. IsambertFünfter Bericht des Mannheimer
                                    									Kesselrevisionsvereins. nennt das Anstreichen der
                              									Kesselwände mit Recht eine Unsitte; er hat gesehen, daß
                              									Vorwärmer in Folge eines solchen Anstriches zerfressen sind,
                              									ohne daß die Bildung von Kesselstein irgendwie gehindert wäre.
                              									(Vgl. auch Wartha 1876 219 252.)
                           Abgesehen davon, daß bei Anwendung derartiger Stoffe
                              									Schmutztheile leichter mit dem Dampfe übergerissen werden, wird
                              									ein Kessel mit einem solchen Anstrich mehr Brennmaterial
                              									erfordern und leichter überhitzt werden als ohne einen
                              									solchen.
                           
                           Petroleum. In Amerika will man
                              									mehrfach dadurch die Kesselsteinbildung verhütet haben, daß man
                              									in die Kessel Rohpetroleum brachte. Es ist nicht recht
                              									einzusehen, wie dasselbe wirken soll (Wagner's Jahresbericht,
                              									1869 S. 504). Besser scheint sich das Petroleum zur Reinigung
                              									des fetthaltigen Condensationswassers zu eignen (1872 204 511) 1873 209 235).
                           Cattechu. Watteau (1845 98 331) ließ sich eine Anzahl Gemische patentiren, von denen
                              									einige namentlich aus Cattechu bestanden. Saillard (1846 99 156) empfiehlt sein sogen,
                              									„harzhaltiges basisches japonsaures
                                 									Doppelsalz“ — ein Gemisch aus Cattechu,
                              									Fichtenharz und Alkalien. Auch Newton
                              									(1858 148 315) und Bischof (1860 156 237) verwenden
                              									Cattechu. SchollScholl:
                                    									Führer des Maschinisten (Braunschweig 1873) S. 233.
                              									empfiehlt für gypshaltiges Speisewasser eine Lösung von 50 Th.
                              									Cattechu und 12 Th. Kochsalz, BennerBulletin de la Société industrielle de
                                       									Rouen, 1874 p. 250.
                              									eine stark alkalische Lösung von Cattechu. WeinligZweiter Bericht des Magdeburger
                                    									Dampfkesselrevisionsvereins. dagegen hebt hervor, daß
                              									Cattechu, Hallogenin und Kartoffeln überall nur zufällig
                              									wirken.
                           Hierher dürfte auch das Balling'sche patentirte Harz gehören.
                              									Dasselbe soll im J. 1868 von Burger
                              									in Magdeburg, 100k zu 108 M. verkauft worden sein.
                              									Näheres hierüber hat Verfasser nicht erfahren können.
                           Gerbstoffe. Johnson (1839 73 86) schlug vor, in die Kessel Farbhölzer, Gerberlohe u.
                              									dgl. zu bringen; Board (1844 93 238) Sägespäne von Mahagoniholz, Elsner Tormentillwurzeln. Für Locomotiven der Taunusbahn
                              									wurde Lohewasser verwendet (1845 96
                              									328). Cavé (1840 110
                              									315) bringt in die
                              									Kessel eichene Scheite; später will derselbe das Speisewasser in
                              									Behältern, welche eichene Scheite enthalten, durch den
                              									abgehenden Dampf erhitzen, um so die Unreinigkeiten desselben
                              									abzuscheiden (1848 112 155).
                           Delfosse (1847 104 327) ließ sich
                              									die Anwendung eines Loheauszuges mit Natron, Potasche und
                              									Kochsalz patentiren. DelrueBayerisches Kunst und Gewerbeblatt, 1865 S. 187.
                              									will die concentrirten Auszüge von Eichen- und Fichtenrinde und
                              									Sumachblättern, mit Weinstein und Terpentinöl versetzt,
                              									anwenden.
                           In einem BerichteScientific American vom 3. April
                                    									und 14. August 1875. über die Untersuchung
                              									amerikanischer Dampfkessel wird angegeben, daß Cattechu,
                              									Galläpfel und Eichenrinde unter Umständen die Bildung von
                              									Kesselstein aus kalkhaltigem Wasser hindern, nicht aber die aus
                              									gypshaltigem Wasser; reine Gerbsäure greife die Kessel an, und
                              									wird daher vor Anwendung derselben gewarnt.
                           
                           Die Abfälle vom Ausfleischen gegerbter Häute sind schon früher
                              									gegen die Bildung fester Krusten angewendet (1852 123 164). HevittDeutsche
                                    									Industriezeitung, 1866 S. 137. empfiehlt 20 Th.
                              									Lederabfälle, mit 1 Th. Talg und Soda zusammen gekocht. PrägerDeutsche Industriezeitung, 1874 S.
                                    									506. liefert für 60 M. 100k
                              									einer sogen. „Kesselsteincomposition“, die
                              									dadurch hergestellt wird, daß man leimgebende Abfälle der
                              									Gerbereien mit Wasser kocht und die Flüssigkeit mit einer
                              									Gerbsäurelösung fällt.
                           Burfitt's patentirte Composition wurde
                              									bereits (1875 215 183) besprochen. In Folge
                              									dieser Notiz hat der Patentinhaber Creswell am 1. December 1875 ein Rundschreiben mit einer
                              									neuen Liste von Zeugnissen versendet. Obenan steht ein
                              									„analytischer Bericht“ des bekannten
                              									Zeugnißausstellers Dr. Theobald Werner. Der Patentinhaber scheint gar
                              									nicht zu ahnen, wie schwer er den etwaigen guten Ruf seiner
                              									Composition durch ein solches empfehlendes Zeugniß schädigt.
                              									Professor Gunning in Amsterdam
                              									bescheinigt am 22. Juli 1873, „daß er die Proben der
                                 									Burfitt'schen patentirten Composition zur Verhinderung und
                                 									Wegschaffung des Kesselsteines analysirt und gefunden hat, daß
                                 									dieser Artikel ein Extract vegetabilischen Ursprunges ist,
                                 									größtentheils aus einem vegetabilischen Schlamm bestehend, und
                                 									daß sie keinen Bestandtheil enthält, welcher durch einen mäßigen
                                 									Gebrauch die kleinste schädliche oder auflösende Wirkung auf das
                                 									Metall der Dampfkessel haben kann.“ — Solche
                              									nichtssagende Redensarten können doch wohl nur für ein
                              									urtheilloses Publicum berechnet sein.
                           Alle diese gallertartigen, klebrigen Stoffe verunreinigen und
                              									verstopfen die Wasserstandshähne, Rohre und Ventile, werden
                              									selbst mit dem dadurch leicht aufschäumenden Wasser in die
                              									Maschine übergerissen und geben mindestens Schlammmassen, welche
                              									sehr leicht festbrennen. Vor Anwendung derselben ist daher zu
                              									warnen.
                           Stärkemehlhaltige Stoffe. Die
                              									Anwendung der Kartoffeln gegen Incrustationen ist schon alt.
                              									Englische Arbeiter, welche ihre Kartoffeln im Dampfkessel
                              									gekocht und zufällig einige vergessen hatten, sollen die ersten
                              									Beobachtungen über die Wirkungen derselben gemacht haben (1823
                              									10 254). Elsner meint, die Stärke
                              									der Kartoffel gehe in Dextrin über, welches die Kalktheile mit
                              									einer schleimigen Hülle umgebe und so möglicher Weise die
                              									Bildung einer festen Kruste verhindern könne.
                           Während von einigen Seiten (1844 93
                              									238) über die Verwendung
                              									derselben günstig berichtet wirdPrechtl: Technologische Encyklopädie, 3. Bd. S.
                                    									557., beobachtete man namentlich bei Schiffskesseln,
                              									 daß
                              									das Wasser stark aufschäumte, Cylinder und Röhren verunreinigte
                              									(1837 64 330), und Heyde (1868 190 424) meint,
                              									die Anwendung von Kartoffeln habe überall nur das Anbrennen
                              									derselben als Resultat ergeben.
                           Hörkens (1853 127 395) schlug
                              									Cichorien vor, RosenkranzZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1868 S. 731.
                                    									Deutsches Wollengewerbe, 1870 Nr. 24. isländisches
                              									Moos; die Wirkung dieser Flechte soll theils auf dem Jod- und
                              									Bromgehalt, theils auf der gallertartigen Beschaffenheit
                              									derselben beruhen, — Angaben, welche als unrichtig
                              									zurückgewiesen werden müssen. Mit Recht warnt VarrentrappWagner's Jahresbericht, 1866 S.
                                    									508. vor Anwendung derartiger schleimiger Stoffe.
                           Zucker. Guinon (1849 114 236) bringt in die Kessel Melassenzucker, Guimet Stärkezuckersyrup. In einem Kessel
                              									der Wiener Münze hatte man Thon, Gerberlohe, Kartoffeln,
                              									Blechschnitzel und Salmiak nach einander vergeblich angewendet
                              									(1850 115 16); nach Einführung von
                              									15k Kartoffelsyrup fand man
                              									beim Oeffnen des Kessels nur Schlamm.
                           Dextrinsyrup war früher unter dem Namen „Winkelmann's
                                 									Lithophagon“ im Handel. Auch Süßbier mit Malz und
                              									dergleichen Unsinn mehr sind vorgeschlagen.
                           Bei gypshaltigem Wasser dürfte Zucker schwerlich irgend welchen
                              									Erfolg haben.
                           Glycerin. AsselinZeitschrift des Vereins deutscher
                                    									Ingenieure, 1873 S. 293. empfahl zur Verhinderung von
                              									Kesselsteinbildungen, Glycerin in die Dampfkessel zu bringen.
                              									Mohr hat gesehen, daß bei Anwendung
                              									von Glycerin in einem Kessel der Mannheimer Maschinenfabrik
                              									statt Kesselstein sich eine Menge von feinem Pulver gebildet
                              									hatte. LehzenZeitschrift des Vereins deutscher
                                    									Ingenieure, 1874 S. 576. berichtet dagegen, daß mit
                              									Glycerin bei gypshaltigem Wasser kein günstiges Resultat zu
                              									erreichen sei. BennerBulletin de la Société industrielle de
                                       									Rouen, 1874 p. 249.
                              									hat mit Glycerin nur durchaus ungenügende Resultate
                              									erhalten.
                           Alle bisher besprochenen Mittel, welche nur die Bildung einer
                              									fest anhaftenden Kruste verhindern sollen und im günstigsten
                              									Falle eine starke Schlammbildung veranlassen, sind aus den
                              									mehrfach erwähnten Gründen keinesfalls zu empfehlen.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)