| Titel: | Petroleum-Kochapparate mit Flachbrenner und Rundbrenner. | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 184 | 
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                        Petroleum-Kochapparate mit
                           								Flachbrenner und Rundbrenner.
                        Petroleum-Kochapparate mit Flachbrenner und
                           								Rundbrenner.
                        
                     
                        
                           Die Badische Gewerbezeitung, 1870 Bd. 5 S. 13
                              									berichtete über die im J. 1870 neu auf den Markt gekommenen
                              									Petroleum-Kochapparate mit Flachbrenner. Als Versuchsergebniß
                              									wurde mitgetheilt, daß mittels eines 51mm
                              									breiten Dochtes in der Zeit von 24 Minuten 1l
                              									Wasser von etwa 11° mit einem Aufwand von 20g Petroleum  ins Kochen
                              									gebracht werden kann. Die Apparate wurden als sehr handlich
                              									bezeichnet, als ökonomisch im Gebrauch und demgemäß als
                              									treffliches Haus- und Küchengeräth bestens empfohlen. Die
                              									Verbreitung, welche diese Petroleum-Kochapparate inzwischen
                              									erlangt haben, ist ganz außerordentlich; als bester Beleg dienen
                              									die zahlreichen Fabrikanten, deren auf der Kasseler
                              									Blechner-Ausstellung, September 1875, nicht weniger als 27
                              									erschienen waren mit dem ursprünglichen Modell im Ganzen
                              									ähnlichen Formen. Der Petroleum-Kochapparat hat sich in den
                              									wenigen Jahren bereits eingebürgert, er ist ein unentbehrliches
                              									Familienstück geworden.
                           Die Dochtbreite des Apparates hat man inzwischen mehrentheils
                              									etwas größer gemacht, um damit den Kochproceß zu beschleunigen.
                              									Hägerich in Nürnberg wendet eine
                              									Breite von 68mm an, also genau ℵ mehr wie früher. Die Zeit
                              									zum Kochendmachen von 1l
                              									Wasser beträgt mittels eines solchen Dochtes 19 Minuten, der
                              									Aufwand wie früher 20g Oel. Je nach
                              									der Größe des Kochgefäßes bei demselben einflammigen Apparat und
                              									der mehr oder weniger guten Beschaffenheit der Flamme findet man
                              									übrigens in dem Oelconsum Unterschiede zwischen 19 und 21g und entsprechende Zeitunterschiede
                              									zwischen 18 und 20 Minuten. Unter den günstigsten Bedingungen
                              									ergab der 68mm breite Docht kochendes Wasser von 11°
                              									Anfangstemperatur m 18 Minuten mit einem Petroleumaufwand von
                              									19g.
                           Bei einem Apparat mit zwei Dochten von je 68mm
                              									Breite kommt 1l Wasser in 11 Minuten ins Kochen,
                              									der Aufwand an Petroleum beträgt ebenfalls 20g. Wird das bei diesem
                              									Doppelflamm-Apparat ziemlich große Gefäß mit 2l
                              									Wasser gefüllt, so ergibt sich das Resultat etwas günstiger; das
                              									Wasser gelangt in 20 Minuten mit einem Aufwand von 39g Oel ins Kochen; die Wärme wird hier
                              									ohne Zweifel durch die bei größerer Füllung des Gefäßes größere
                              									Heizfläche etwas besser ausgenützt.
                           Man kann nach diesen Erfahrungen, da die Unterschiede so sehr
                              									gering sind, im Allgemeinen sagen: 1l Brunnenwasser von (in
                              									Deutschland) mittlerer Jahrestemperatur ins Kochen zu bringen,
                              									erfordert 20g Petroleum. Dieses
                              									Resultat darf man als ein nicht ungünstiges auffassen. Der
                              									calorimetrische Effect des Petroleums zu 10 000 angenommen,
                              									würde als absolute Leistung anzusehen sein die Erhitzung von
                              									2l,2 Wasser von 11° bis zum Siedepunkt mittels
                              									20g Petroleum oder 1l
                              									mittels 9g. Die Apparate effectuiren
                              									somit nahe 50 Proc., etwa so viel wie gut angelegte und
                              									unterhaltene Dampfkesselfeuerungen.
                           Nach dem Vorausgehenden durfte man annehmen, daß der
                              									Petroleum-Kochapparat in zweckentsprechende, wesentlich
                              									principieller Verbesserung kaum noch fähige Formen gebracht sei,
                              									und daß seine Leistung in calorimetrischer Hinsicht an der
                              									Grenze des Erreichbaren sich befinde. Da überraschte kürzlich in
                              									seiner Nr. 40 der „Bazar“ das Publicum mit
                              									der Beschreibung eines neuen Apparates mit Rundbrenner, welcher
                              									eine Reihe von Vorzügen gegenüber den alten Apparaten besitze.
                              									Flachbrenner hätten den Nachtheil, bei geringster sorgloser
                              									Behandlung der Dochte oder bei ungeeignetem Petroleum Geruch von
                              									sich zu geben und wegen mangelhafter Verbrennung des Petroleums
                              									keinen so großen Heizeffect hervorzubringen wie
                              									Petroleum-Rundbrenner. Bei einem Versuche habe 1l
                              									Wasser von Zimmertemperatur, um bis zum Sieden erhitzt zu
                              									werden, auf dem neuen Rundbrenner 15 Minuten Zeit, bei einem
                              									Verbrauch von 12g Petroleum,
                              									erfordert; unter gleichen Umständen sei dagegen 1l
                              									Wasser auf einem mit zwei Flachbrennern versehenen Apparat zwar
                              									in der gleichen Zeit (vielleicht höchstens ½ Minute
                              									früher) zum Kochen gelangt, aber bei einem Verbrauch von 32g Petroleum, das sei beinahe das
                              									Dreifache an Heizmaterial.
                           
                           Wir trauten unsern Augen nicht, als wir dies lasen. Rundbrenner
                              									dreimal so wirksam wie Flachbrenner! Ein
                              									Flamm-Wasserheizapparat, welcher nahezu die ganze
                              									calorimetrische Leistung gibt, — ein unerhörtes Ereigniß!
                              									Auf der andern Seite der Wirkungsgrad der alten bekannten
                              									Apparate blos nahe halb so groß, als er sich uns durch
                              									zahlreiche Versuche herausgestellt hatte! Wir nahmen zwei von E.
                              									Cohn in Berlin bezogene Apparate
                              									verschiedener Größe mit 1 Brenner, die zum Preise von 9 und 13
                              									M. angezeigt waren, in nähere Untersuchung. Der kleinere Apparat
                              									besitzt einen Rundbrenner vom 31mm Durchmesser oder 97mm
                              									Umfang, der größere Apparat von 43mm Durchmesser, resp. 135mm
                              									Umfang. Ueber die Einrichtung ist sonst nicht viel zu bemerken.
                              									Träger, Gestell etc. entsprechen genau den bekannten
                              									Flachbrenner-Apparaten. Die Dochthülse ist wie bei jenen mit
                              									einem (hier cylindrischen) Schirm umgeben, der jedoch blos bis
                              									zum Docht reicht; in der Mitte der Hülse etwas über dem Docht
                              									befindet sich noch eine Scheibe, welche die Flamme nach außen
                              									bricht, so daß sie eine tulpenähnliche Gestalt annimmt, wie bei
                              									ältern Rundbrenner-Lampen.
                           Die mit Sorgfalt und wiederholt angestellten Versuche ergaben
                              									folgendes. Die Flamme brennt bei richtger Beschaffenheit
                              									geruchlos wie die Flamme des Flachbrenners, ihre Regulirung
                              									macht aber dieselbe Mühe wie dort; sobald der Docht nicht ganz
                              									gerade abgeschnitten ist, bilden sich Spitzen, welche Ruß und
                              									brandigen Geruch erzeugen; ist die Flamme zu klein, so riecht
                              									sie nach unverbranntem Petroleum. Die Verbrennung erfolgt in
                              									beiden Fällen gleich vollständig oder unvollständig, je nach der
                              									Sorgfalt der Behandlung. Ein Vorzug in dieser Hinsicht ist also
                              									dem Rundbrenner-Apparat nicht zuzuerkennen.
                           Was die Heizwirkung anlangt, so consumirten beide
                              									Rundbrenner-Apparate zum Kochendmachen von 1l
                              									Wasser von 11° genau 20g Oel
                              									wie die Flachbrenner-Apparate, die kleinere Form bedürfte dazu
                              									die Zeit von 20, die größere Form von 14 Minuten. Als der
                              									größere Apparat mit 2l Wasser gefüllt wurde, dauerte die
                              									Zeit bis zum Kochen 24 Minuten und der Oelconsum war 36g. Der größere Rundbrenner-Apparat
                              									braucht somit etwa ¼ mehr an Zeit für die Heizung wie der
                              									Doppel-Flachbrenner; der kleinere Rundbrenner steht dem
                              									Ein-Flachbrenner fast gleich. Auf die Dochtlänge bezogen, sind
                              									die Flachbrenner etwa ¼wirksamer als die Rundbrenner.
                              									Ebenso sind die Unterschiede zwischen Rundbrenner und
                              									Flachbrenner bekanntlich unwesentlich, wenn man dieselben mit
                              									Beziehung auf die Lichtentwicklung unter einander
                              									vergleicht.
                           Es ergibt sich hieraus, daß die Kochapparate mit Rundbrenner
                              									nicht den mindesten Vorzug verdienen vor denen mit Flachbrenner.
                              									Mr. (Badische Gewerbezeitung, 1875
                                 									S. 87.)