| Titel: | Die Festigkeit und andere Eigenschaften der Constructions-Materialien, abgeleitet von Diagrammen, welche durch die selbstthätig registrirende Festigkeitsmaschine hervorgebracht wurden; von Professor R. H. Thurston. | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 193 | 
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                        Die Festigkeit und andere
                           								Eigenschaften der Constructions-Materialien, abgeleitet von
                           								Diagrammen, welche durch die selbstthätig registrirende
                           								Festigkeitsmaschine hervorgebracht wurden; von Professor R. H.
                              								Thurston.Transactions of the American Society of Civil Engineers,
                                    								Februar 1876.
                        Thurston, über Festigkeit etc. der
                           								Constructions-Materialien.
                        
                     
                        
                           In einem Aufsatze, welchen der Verfasser vor
                                 									der American Society of Civil Engineers im
                                 									Februar und April 1874Transactions of the American
                                          									Society of Civil Engineers, 1874. vorlas,
                              									berichtete derselbe über eine Reihe von Untersuchungen, welche
                              									er mit Hilfe eines neuen Apparates gemacht hatte, und erläuterte
                              									denselben mit Facsimiles einer Sammlung von Diagrammen, welche
                              									automatisch hervorgebracht waren. Die neue Untersuchungsmethode
                              									und die Wichtigkeit der Schlüsse, welche aus diesen
                              									autographischen Aufzeichnungen gezogen wurden, erregten viel
                              									Aufmerksamkeit, und wurde der Aufsatz vielfach abgedruckt.Journal of the Franklin Institute, 1874.
                                    									Van Nostrand'sMagazine, 1874 u. a. m. Vor nicht langer Zeit
                              									wurde derselbe für Dingler's polytechn. Journal (vgl. * 1875 216 1. 97. 465. 217 161 345. 218 185) ins Deutsche übertragen. Kurz
                              									nach dieser Veröffentlichung folgte ein Aufsatz eines der
                              									hervorragenden Collegen des Verfassers, Professor Kick am k. k. deutschen polytechnischen
                              									Institute zu Prag, welcher mehrere Punkte kritisirt (vgl. * 1875
                              									218 185), so daß es rathsam erscheint, einige der
                              									schwierigern Punkte meines Aufsatzes näher zu betrachten und auf
                              									diese Weise die Quellen der Fehler, welche der Kritiker gemacht
                              									hat, aufzuklären.
                           Der erste Punkt, welchen Prof. Kick
                              									kritisirt, ist die Angabe, daß wichtige Unterschiede existiren
                              									zwischen den Resultaten, welche der Verfasser der Kritik und der
                              									Schreiber dieses erhalten haben. Dieser Unterschied wird der
                              									Eigenthümlichkeit des Apparates zugeschrieben und der Art des
                              									Experimentirens, von welcher gesagt wird, daß sie große Fehler
                              									besitze. Ein solcher Unterschied besteht wirklich zwischen
                              									meinen und Kick's Resultaten; daß
                              									derselbe aber dem angegebenen Grunde zuzuschreiben sei,  ist
                              									nicht so selbstverständlich, und wird das Folgende diese
                              									Behauptung vollständig umstoßen. Der Kritiker nimmt an, daß die
                              									Manipulation fehlerhaft sei, ohne dies im Geringsten zu
                              									beweisen, und behauptet später, mathematisch zu
                              									„beweisen“, daß der Apparat, welcher als
                              									„dynamisch“ angegeben wird, die Resultate
                              									statisch aufzeichnet, so daß grobe Aufzeichnungsfehler
                              									vorkommen.
                           Der mathematische Theil der Arbeit ist richtig, und werden wir
                              									hiervon Gebrauch machen, um zu zeigen, in wie fern das falsche
                              									Element — der Widerstand, welcher durch die
                              									Beschleunigung des Gewichtes bedingt wird — welches so
                              									hervorragend als die Ursache „namhafter“
                              									Fehler hingestellt ist, wirklich solche Fehler hervorbringen
                              									würde.
                           Nehmen wir einen unmöglichen Fall an, denken wir uns, ein
                              									vollständig unbiegsames Probestück würde in meiner
                              									Festigkeitsmaschine (vgl. Fig. 1 Bd.
                              									216 S. 2) untersucht, so würde die Geschwindigkeit der Bewegung
                              									des Gewichtes derjenigen des Handgriffes vollständig
                              									gleichkommen, oder sie würde ihr Maximum erreichen. In
                              									Wirklichkeit gibt das Probestück immer nach, und ist die
                              									Geschwindigkeit des Gewichtes deshalb immer geringer als die des
                              									Handgriffes. In der größern Anzahl von Fällen bewegt sich das
                              									Gewicht viel langsamer als der Handgriff, sogar wenn derselbe
                              									seine größte Geschwindigkeit erreicht. Während des größten
                              									Theiles des Versuches bewegt sich das Gewicht mit kaum
                              									bemerkbarer Geschwindigkeit, welche nicht einmal gemessen werden
                              									kann. Zu andern Malen bewegt sich das Gewicht wirklich abwärts,
                              									wie an den Diagrammen bemerkt werden kann, wo die relativen
                              									Geschwindigkeiten des Handgriffes und des Gewichtes leicht
                              									verglichen werden können.
                           Thatsächlich ist die Bewegung des Gewichtes unabhängig von
                              									derjenigen des Handgriffes, und hängt dieselbe von dem
                              									Widerstande des Prüfungsstückes ab, indem sie entweder zu- oder
                              									abnimmt, sowie dieser Widerstand sich vermehrt oder vermindert.
                              									Dies geht immer sehr langsam vor sich und beinahe ausnahmslos
                              									mit viel geringerer Geschwindigkeit als die Bewegung des
                              									Handgriffes.
                           Im Gebrauch meiner Festigkeitsmaschine bei Versuchen wird der
                              									Handgriff immer sehr langsam bewegt, und wenn Diagramme für
                              									wissenschaftliche Zwecke hervorgebracht werden sollen, so wird
                              									peinliche Sorgfalt angewendet.
                           Die nachfolgenden Zahlen geben eine Idee von der Geschwindigkeit
                              									des Handgriffes, abwechselnd eine etwas rasche und eine
                              									gewöhnliche, langsame Bewegung repräsentirend. Die Bewegung des
                              									Gewichtes ist viel langsamer, wie schon vorher bemerkt worden
                              									ist.
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 Zeit.
                                 Winkel .
                                 Rcos.
                                 Distanz.
                                 Maximalmoment.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Grad.
                                 Zoll.
                                 
                                 m.
                                 Zoll.
                                 
                                 m.
                                 Fußpfund.
                                 
                              
                                 (A)
                                 1
                                 Minute
                                 13,00
                                 47,125
                                 =
                                 1,197
                                 13,54
                                 =
                                 0,362
                                 135,987
                                 
                              
                                 (B)
                                 2
                                 Minuten
                                 37,33
                                 38,75
                                 
                                 0,987
                                 32,00
                                 
                                 0,813
                                 292,755
                                 
                              
                                 (C)
                                 1
                                 Minute
                                 13,00
                                 47,125
                                 
                                 1,197
                                 13,54
                                 
                                 0,362
                                 135,987
                                 
                              
                                 (D)
                                 2
                                 Minuten
                                 37,06
                                 39,00
                                 
                                 0,993
                                 31,70
                                 
                                 0,805
                                 291,700
                                 
                              
                           Bei dem Versuch, eine größere Geschwindigkeit der Bewegung
                              									hervorzurufen, wurden die folgenden Resultate erlangt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Zeit.
                                 Winkel .
                                 Rcos.
                                 Distanz.
                                 Maximalmoment.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Grad.
                                 Zoll.
                                 
                                 m.
                                 Zoll.
                                 
                                 m.
                                 Fußpfund.
                                 
                              
                                 (E)
                                 1
                                 Minute
                                 38,66
                                 40,75
                                 =
                                 1,035
                                 28,73
                                 =
                                 0,731
                                 267,02
                                 
                              
                                 (F)
                                 1
                                 Minute
                                 47,66
                                 38,00
                                 
                                 0,838
                                 40,63
                                 
                                 1,032
                                 380,98
                                 
                              
                           Professor Kick gibt den Widerstand,
                              									welcher durch die Beschleunigung des Gewichtes hervorgerufen
                              									wird, richtig als v G/g t an und die ganze Spannung als
                           S = G + v G/g t oder S/G = 1 + v/g t,
                           wobei S die
                              									ganze Spannung, v die
                              									Geschwindigkeit am Ende der Zeit t
                              									und g die Acceleration = 386 Zoll
                              									engl. = 9m,8 bedeuten. Folglich finden wir für die oben
                              									angegebenen Fälle, wenn wir die Geschwindigkeiten als diejenigen
                              									des Gewichtes annehmen, wie Kick
                              									irrthümlich behauptet:
                           (A) S/G = 1 +
                              									13,54 × 2/386 × 60 = 1,001169.
                           (B) S/G = 1 + 32
                              									× 2/386 × 120 = 1,001382.
                           (C) S/G = 1 +
                              									13,54 × 2/386 × 60 = 1,001169.
                           (D) S/G = 1 +
                              									31,70 × 2/386 × 120 = 1,001347,
                           und für die Fälle, in welchen die
                              									Beschleunigung durch die Anstrengung aller Kraft des Operateurs
                              									so groß wie möglich gemacht wurde, finden wir:
                           (E) S/G = 1 +
                              									28,78 × 2/386 × 60 = 1,002485.
                           (F) S/G = 1 +
                              									40,63 × 2/386 × 60 = 1,003509.
                           Aus den oben angegebenen Resultaten müssen wir schließen, daß der
                              									größtmögliche Fehler, welchen die von Kick angenommene Ursache verursachen kann, um damit die
                              									Unterschiede zwischen seinen eigenen Resultaten und denjenigen,
                              									welche der selbstthätig registrirende Apparat anzeigt, zu
                              									begründen, ein Bruchtheil von einem Achtel
                                 									Procent ist. Jeder in diesem Zweige wissenschaftlicher
                              									Untersuchung erfahrene  Experimentator weiß aber, daß dieser
                              									Maximalfehler weit innerhalb der Schwankungen fällt, welche
                              									sogar bei nominell gleichen Constructionsmaterialien in ihrer
                              									Qualität vorkommen. Man sieht also, daß dieser Punkt der Kritik
                              									gar kein praktisches Gewicht hat.
                           Nehmen wir nun die relative Geschwindigkeit des Handgriffes, wie
                              									sie oben angegeben ist, und die des Gewichtes, wie sie von den
                              									veröffentlichten Diagrammen gefunden werden kann, und wenden wir
                              									dieses als das deutlichste Beispiel auf Schmiedeisen an, so
                              									sehen wir, daß innerhalb der Elasticitätsgrenze der Fehler,
                              									welcher den Werth der Daten vernichten soll, möglicher Weise 0,001 sein kann, und daß
                              									dieser Fehler an der Elasticitätsgrenze sich auf Null reduciren
                              									muß, da das Gewicht dann still stehen bleibt. Ueber diese Grenze
                              									hinaus wird der Fehler durch ein Heben des Gewichtes bedingt,
                              									welches blos einen sehr kleinen Bruchtheil der Bewegung des
                              									Handgriffes ausmacht, und welches zu klein ist, um dasselbe
                              									durch irgend eine gebräuchliche Methode an dem Diagramme messen
                              									zu können. Man sieht daher, daß die Kritisirung des verehrten
                              									Collegen ganz und gar ungenügend ist, um die von ihm bemerkten
                              									Unterschiede zu begründen. Es ist ganz richtig, den Grund der
                              									Fehler in dem Apparat zu suchen — vorausgesetzt, daß
                              									meine Resultate falsch und diejenigen Kick's richtig sind; denn bei den erstern erzählt die
                              									Maschine selber die Geschichte und macht deshalb nicht die
                              									Fehler persönlicher Beobachtung, welche in den nach der ältern
                              									Methode gefundenen Daten vorkommen.
                           Mit Sicherheit kann behauptet werden, daß die Fehler, welche der
                              									Trägheit und der Beschleunigung des Gewichtes zuzuschreiben
                              									sind, durch vorsichtige Hantirung ebenso verschwindend klein und
                              									praktisch nicht meßbar gemacht werden können, wie bei den alten
                              									Formen von Festigkeitsmaschinen. Nehmen wir die Thatsachen in
                              									Betracht, daß die Resultate, welche mit den ältern Methoden
                              									gefunden wurden, persönlichen Beobachtungsfehlern ausgesetzt
                              									sind, während bei der von mir angewendeten Methode die
                              									selbstthätig registrirende Festigkeitsmaschine dieselben
                              									automatisch verzeichnet, so scheint es, daß der Vortheil der
                              									Genauigkeit auf Seiten der letztern zu finden ist.
                           Der Verfasser glaubt durch die angeführten Thatsachen endgiltig
                              									bewiesen zu haben, daß die Behauptung des Kritikers: daß trotz
                              									der größten Vorsicht die Diagramme sehr leicht unrichtig und
                              									unzuverlässig werden, ohne gesunde Grundlage und selber falsch
                              									ist.
                           Der zweite Punkt von Prof. Kick's
                              									Kritik, in welchem er diese zum Voraus angenommene Ursache der
                              									Fehler als den Grund für die Unterschiede in den ersten Theilen
                              									der Diagramme 6,100 und 85 Taf. B (Bd. 216)  angibt, und welche der Schreiber dieses
                              									den eigenthümlichen Bedingungen der Molecular- oder mechanischen
                              									Zusammensetzung zuschrieb, wird nicht blos widerlegt durch das
                              									Vorhergehende, sondern noch endgiltig durch eine große Anzahl
                              									von Experimenten, die vor und nach dem ersten Aufsatze gemacht
                              									wurden, und bei welchen die genannten Eigenthümlichkeiten sehr
                              									hervorragend waren, obgleich die Experimente wie immer mit
                              									äußerster Vorsicht gemacht wurden. Die Unrichtigkeit der
                              									besagten Kritik wird überhaupt noch bewiesen durch die
                              									charakteristischen Unterschiede, welche sich in den Diagrammen
                              									verschiedener Metalle zeigten, wie aus den veröffentlichten
                              									Diagrammen für Eisen, Stahl, Kupfer, Zinn u. s. w. gesehen
                              									werden kann. Solche Unterschiede können unmöglich dem
                              									angegebenen Grunde zuzuschreiben sein.
                           Als „unumstößlichen Beweis“ für die
                              									Bestehung dieser Ursache für Fehler führt Kick die eigenthümlichen Diagramme Nr. 101 und 118 auf
                              									Tafel C an. Diese beweisen, daß der
                              									schnellen Bewegung des Handgriffes
                              									(nicht des Gewichtes) ein Fallen des Gewichtes und des
                              									Bleistiftes folgt. Ich schrieb dies einer Schwächung des
                              									Materials durch rasche Verdrehung zu — eine Folgerung,
                              									welche durch ein Studium der Experimente Kirkaldy's unterstützt wurde, wie auch durch zahlreiche
                              									Experimente, die ich seitdem mit dem authographischen Apparate
                              									gemacht habe, ferner durch viele Experimente, welche Commandeur
                              									Beardslee in der Washington-Navy-Yard
                              									mit einer Festigkeitsmaschine machte, die zur Beobachtung dieser
                              									Erscheinung außerordentliche Vortheile bot, und endlich
                              									hauptsächlich durch großartige Experimente über eiserne Balken
                              									für Zielscheiben, welche General Barnard in einem Aufsatze beschrieb, den er vor der American Society of Civil Engineers
                              									vorlas, und auf welche der Verfasser dieses in einer Discussion
                              									hinwies, die bei der siebenten jährlichen Convention
                              									vorkam.Transactions of the American Society of Civil
                                       									Engineers, vol. 3.
                           Der Fehler, welchen der Kritiker machte, zeigt sich sogleich,
                              									wenn man bemerkt, daß während der raschen Bewegung des
                              									Handgriffes und der Verdrehung des Probestückes —
                              									hervorgebracht durch einen schweren Schlag auf den Handgriff — das Gewicht nicht Zeit
                              									hatte, sich zu bewegen, und ein Fallen des Gewichtes der Verdrehung folgte. Diese
                              									Thatsache wurde in dem ersten Aufsatze hervorgehoben als ein
                              									Beweis, daß rasche Verdrehung das Material schwäche. Dieser
                              									Beweis würde vollständig genügen, aber die Experimente, welche
                              									General Barnard beschrieb, und gar
                              									diejenigen des Commandeurs Beardslee
                              									bestätigen dies endgiltig.
                           
                           Die Bestreitung der Principien (6) und (7) durch den Kritiker
                              									wird durch das Vorhergehende vollständig widerlegt und braucht
                              									nichts weiter darüber geschrieben zu werden.
                           In seinem Aufsatze sagt Kick weiter,
                              									daß das Phänomen „der Erhöhung der Elasticitätsgrenze
                                 									durch andauernde Spannung“, welches der Verfasser als
                              									seine Entdeckung beansprucht, durch General Uchatius in Wien entdeckt und im April
                              									1874 veröffentlicht wurde.
                           Es freut den Verfasser sehr, daß seine Arbeit von einer so
                              									hervorragenden Autorität bestätigt wird; jedoch wurde seine
                              									eigene Entdeckung dieses eigenthümlichen und wichtigen Phänomens
                              									viel früher gemacht und schon im
                              									November 1873 bei der jährlichen Versammlung der American Society of Civil Engineers
                              									vorgelegt, um sogleich formell in die Acten aufgenommen zu
                              									werden unter dem Titel: „Notiz über den Widerstand der
                                 									Materialien“, welche am 19. November 1873 in der
                              									regulären Versammlung vorgelesen wurde.
                           Das Phänomen wurde auch kurze Zeit darauf durch den Commandeur
                              									Beardslee U. S. N. mittels einer ganz
                              									unabhängigen Untersuchungsmethode entdeckt und durch ihn vor dem
                              									Schlusse des Jahres veröffentlicht. Seitdem wurde dasselbe von
                              									einer Anzahl Experimentatoren beobachtet, doch ist dem Verfasser
                              									bisher noch kein anderer Anspruch auf Priorität der Entdeckung
                              									zur Kenntniß gekommen.
                           Kick behauptet, daß die Dehnungen,
                              									welche der Verfasser angab, nicht richtig sein können, erstens
                              									weil das Probestück sich verkürzt, und zweitens in Folge des
                              									Einflusses der Cohäsion zwischen den innern und äußern Schichten
                              									des Probestückes.
                           Der Verfasser kann blos antworten, daß die Experimente die
                              									Annahmen und Behauptungen Kick's
                              									nicht bestätigen.
                           Mit Bezug auf die Dehnungen, welche der Verfasser angab (bei
                              									manchen dehnbaren Materialien bis zu 120 Proc.), genügt es blos
                              									zu wiederholen, daß ausdrücklich angegeben wurde, daß diese
                              									Zahlen die beste Anzeige der Dehnbarkeit des Materials liefern;
                              									daß sie aus demselben Grunde, welchen Kick als Gegenbeweis vorbringt — nämlich daß die
                              									Querschnittsverminderung an der Bruchstelle am größten ist und
                              									die Dehnung sich nicht über die ganze Länge ausstreckt —
                              									der größten Dehnung der dehnbarsten Theile des Materials,
                              									welches auf Tension geprüft wird, proportional sind.
                           Auch wurde angegeben, daß diese Dehnungsfactoren sich auf die
                              									Querschnittsverminderung bezogen, welche bei Dehnungsversuchen
                              									beobachtet wurden, und daß dieselben wirklich bei homogenen
                              									Materialien innerhalb  der Elasticitätsgrenze vorkommen; sowie
                              									daß man dieselben bei Materialien unter Tension beobachten
                              									würde, wenn dieselben sich gleichmäßig dehnten, bis der Bruch
                              									erfolgte, in welchem Falle das ganze Stück denselben Querschnitt
                              									an allen Stellen haben würde, welchen die Bruchstelle wirtlich
                              									bei Dehnungsexperimenten hat.
                           Der Verfasser sprach die Ansicht aus, daß die Querschnitts-Verminderung das beste Maß
                              									der Dehnbarkeit des Materials angebe, und nicht die Streckung
                              									des ganzen Stückes. Nachdem die
                              									Elasticitätsgrenze überschritten ist und die
                              									Querschnittsverminderung an der Bruchstelle anfängt, ist die
                              									Dehnung des Probestückes eine Function des Durchmessers und
                              									nicht der Länge, und kann sodann die ganze Dehnung durch die
                              									Formel E = A
                                 									l + B fd ausgedrückt werden, eine Darstellung, welche der
                              									Verfasser noch in keinem Werke über diesen Gegenstand gefunden
                              									hat.
                           Der Verfasser bemerkte mit Verwunderung und Bedauern diese Fehler
                              									des Kritikers, hauptsächlich da er dieselben mit der
                              									ausgezeichneten Ermahnung verbunden sieht: „sich nicht
                                 									im Reiche der Vermuthungen zu bewegen“ bei
                              									wissenschaftlicher Arbeit.
                           Endlich bemerkt der Kritiker einen Fehler durch Vergleichung der
                              									Folgerungen 10 und 11 mit 19, in welchen von dem Einflusse der
                              									Wärme gesprochen wird. Genaueres Nachlesen würde diesen Fehler
                              									erklärt haben, und es wäre sodann wahrscheinlich nicht nöthig
                              									gewesen, darauf hinzuweisen. Es ist aber nicht unmöglich, daß
                              									der Verfasser in diesem Punkte sich nicht klar genug ausdrückte.
                              									Aus dem Aufsatze ersieht man, daß der Verfasser aus einer
                              									frühern Schrift über den Einfluß der Wärme citirt, in welcher
                              									alle frühern Untersuchungen durch Physiker und Ingenieure,
                              									soweit dieselben erlangt werden konnten, gesammelt waren, und
                              									die Folgerungen, welche durch Vergleichung gezogen wurden,
                              									lauteten, daß eine Erhöhung der Temperatur die Festigkeit des
                              									Materials verringert, während dieselbe die Dehnbarkeit und
                              									manchmal sogar die Widerstandsarbeit vermehrt. Eine Verminderung
                              									der Temperatur schien den entgegengesetzten Effect zu haben. Die
                              									widersprechenden Zeugnisse Derjenigen, welche einestheils bei
                              									allmälig steigender Spannung experimentirten, während die Andern
                              									den Stoß anwendeten, schienen auf diese Weise vereinbar. Die
                              									scheinbaren Gegensätze verschiedener Autoritäten wurden
                              									verschiedenen Methoden zugeschrieben — in derselben
                              									Weise, wie Kick die Untersuchungen
                              									des Verfassers von denen bekannterer Autoritäten unterscheidet,
                              									— nur mit etwas mehr Grund.
                           Späterhin gab uns die Erfindung der selbstthätig registrirenden
                              									Festigkeitsmaschine zum ersten Male ein Mittel an die Hand, um
                              									gleichzeitig Untersuchungen über die verschiedenen mechanischen
                              									Eigenschaften  der Probestücke zu machen; und es
                              									schienen sodann die Thatsachen etwas anders zu sein, wie
                              									angegeben wird in:Vgl. Bd. 217 S. 355 unter 19 und 20.D.
                                       									Red.
                           20) Bei einem reinen wohlverarbeiteten Metalle wird das Princip,
                              									welches in Artikel 28 angegeben wurde, sehr schön erläutert und
                              									ist mit der Abnahme der Temperatur sowohl eine Erhöhung der
                              									Festigkeit, als Zunahme der Dehnbarkeit und Widerstandsarbeit
                              									verbunden.
                           21) Metalle, welche unrein und von unregelmäßiger Beschaffenheit
                              									sind, können Ausnahmen und manchmal sogar das Gegentheil dieses
                              									Princips über die Veränderung der Dehnbarkeit zeigen; während
                              									ihre Widerstandskraft gegen einfache Spannung wächst, mögen sie
                              									durch eine Verminderung der Temperatur ihre Widerstandskraft
                              									gegen Stoß verlieren; .... und daß der Effect der Veränderung
                              									der Temperatur wahrscheinlich sich mit der Qualität des
                              									Materials ändert.
                           Der Verfasser erkennt dankend das Compliment an, welches in dem
                              									letzten Absatz von Prof. Kick's
                              									Kritik enthalten ist, und hofft er, daß die vorhergehenden
                              									Bemerkungen zeigen mögen, daß die gewöhnlichen nützlichen
                              									Arbeiten der anerkannt „praktischen“ Festigkeitsmaschine, als welche
                              									die selbstthätig registrirende Festigkeitsmaschine befunden
                              									wurde, noch vervollständigt werde durch weitere werthvolle
                              									wissenschaftliche Resultate.
                           Stevens Institute of Technology. Hoboken, N.
                              									J., 15. December 1875.