| Titel: | Amerikanischer Petroleum-Hohofen. | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 212 | 
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                        Amerikanischer
                           								Petroleum-Hohofen.
                        Mit einer Abbildung auf Taf. IV [d/1].
                        Amerikanischer Petroleum-Hohofen.
                        
                     
                        
                           Die unerschöpflichen Petroleumquellen in den Vereinigten Staaten
                              									haben schon mehrfach die Frage aufgeworfen, in wiefern dieselben
                              									in der Eisenhüttentechnik Anwendung finden können. Wir haben
                              									schon früher (1876 219 89) aufmerksam gemacht, auf
                              									welche Weise die in der Gegend von Pittsburg ausströmenden
                              									natürlichen Gase im Walzwerksproceß Anwendung finden, und
                              									beschreiben heute nach dem Engineering and Mining
                                    									Journal, December 1875 S. 572, die von Ch. Plagge auf
                              									Grund angestellter Berechnungen über die Heizkraft der
                              									natürlichen  Kohlenwasserstoffe entworfene
                              									Hohofenconstruction für Petroleumfeuerung (Figur
                                 									14).
                           Plagge's Berechnungen haben nämlich
                              									ergeben, daß flüssige oder vergaste Kohlenwasserstoffe bei ihrer
                              									vollständigen Verbrennung 2378°, bei ihrer
                              									unvollständigen Verbrennung dagegen nur 1887° entwickeln.
                              									Eine unvollständige Verbrennung der Kohlenwasserstoffe würde
                              									also zur Durchführung des Hohofenprocesses nicht ausreichen, und
                              									ist auch in der empfohlenen Ofenconstruction für eine
                              									vollständige Verbrennung im Herde des Hohofens Vorsorge
                              									getragen.
                           Schon früher empfahl Blunt Salisbury
                              									das durch überhitzten Dampf gasificirte Petroleum in den Ofen
                              									einzuführen, wobei jedoch nur eine unvollständige Verbrennung
                              									erzielt wurde. Um diesen Uebelstand zu umgehen, bläst Plagge in den Herd des Ofens mit dem
                              									Gebläsewind die zum Schmelzen des reducirten und gekohlten
                              									Eisens und der Schlacke erforderliche Gasmenge ein, während die
                              									zur Kohlung und Reduction der Schmelzmaterialien erforderliche
                              									Menge im obern Theile des Ofens eingeführt wird. Zu diesem
                              									Zwecke ist in den Ofen ein centrales Rohr a bis in die geeignetste Tiefe eingehängt, aus welchem die
                              									Petroleumgase aus der Leitung B
                              									austreten. Zur Abkühlung ist das Rohr a von einem zweiten Rohr F
                              									umgeben, um in dem so erhaltenen ringförmigen Raume die
                              									Circulation von Luft und zugleich die Einführung der letztern in
                              									den Vorbereitungsraum zu ermöglichen. Das äußere Rohr F ist außerdem durch ein feuerfestes
                              									Futter gegen eine etwaige Zerstörung durch die Hitze geschützt.
                              									An den Stellen, wo die Luft oder die Gase in den Ofen eingeführt
                              									werden, sind zur Erleichterung des Eintrittes der Gase in den
                              									Ofen conische Schutzringe angebracht. Der Eintritt der flüssigen
                              									oder vergasten Kohlenwasserstoffe in den Ofenherd erfolgt
                              									entweder in Gemeinschaft mit dem Gebläsewind oder ohne
                              									denselben; in letzterm Falle dürste es sich empfehlen, die Düsen
                              									für den Gebläsewind in einem etwas höhern Niveau oberhalb der
                              									Gaszuführung anzubringen.
                           Ein solcher Ofen soll folgende Vortheile gewähren: 1) Große Ersparniß an Brennmaterial, welche theils in der mit einer möglichst
                              									geringen Luftmenge erzielten vollständigen Verbrennung, theils
                              									in der vollkommenen Ausnützung der Ofengase für den
                              									Reductionsproceß beruht. 2) Eine beträchtliche Steigerung der täglichen Production, da ausschließlich vergaste
                              									Brennstoffe zur Anwendung gelangen, und der Ofenraum folglich im
                              									Verhältniß zu Hohöfen, die mit festem Brennstoff betrieben
                              									werden, bedeutend vergrößert ist. 3) Bessere Roheisenqualität, da sowohl beim Röstproceß im
                              									obern Theil des Ofens ein  bedeutender Theil der schädlichen
                              									Beimengungen entfernt wird, als auch der Reductionsproceß bei
                              									einer möglichst niedrigen Temperatur vor sich geht und deshalb
                              									auch nur geringe Mengen dieser Beimengungen zur Reduction
                              									gelangen. Bei ihrem Durchgange von der Reductionszone nach dem
                              									Ofenherde kommen die Schmelzmaterialien nur in Contact mit
                              									nahezu neutralen Gasen, und eine Reduction von Silicaten,
                              									Phosphor und Schwefel aus den entsprechenden Oxidationsproducten
                              									kann hier nicht stattfinden, während beim gewöhnlichen
                              									Hohofenproceß durch den Contact der glühenden Kohlen mit den
                              									Ofengasen ein solcher Uebelstand nicht zu umgehen ist. —
                              									Ein Zusatz von Chlormagnesium oder Chlormangan wird außerdem zur
                              									Entfernung des Phosphors und Schwefels empfohlen.
                           
                              P. M.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
