| Titel: | Volumetrische Gehaltsbestimmung der schwefelsauren Thonerde und der Thonerdealaune; von Gustav Merz. | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 228 | 
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                        Volumetrische
                           								Gehaltsbestimmung der schwefelsauren Thonerde und der
                           								Thonerdealaune; von Gustav Merz.
                        Merz, über volumetrische Gehaltsbestimmung der
                           								schwefelsauren Thonerde etc.
                        
                     
                        
                           Das Wesentliche meines in der Deutschen Industriezeitung, 1875 S.
                              									501 zuerst mitgetheilten Verfahrens ist folgendes: Man fügt der
                              									Lösung der schwefelsauren Thonerde in der Siedehitze so viel
                              									titrirte Natronlauge zu, daß eine sehr schwache alkalische
                              									Reaction auf die Dauer vorhanden bleibt, was durch Anwendung von
                              									Corallin als Indicator scharf zu erkennen ist. Hierbei wird der
                              									schwefelsauren Thonerde 23/24 ihres Säuregehaltes entzogen, so
                              									daß der entstehende Niederschlag auf 1 Atom Schwefelsäure 8
                              									Atome Thonerde enthält.
                           Für die Richtigkeit dieser Beobachtung und die Schärfe der
                              									Bestimmung sind am Schlüsse Belege angeführt. (Ich finde, daß
                              									sich die Beendigung der genannten Zersetzung sicher genug
                              									erkennen läßt, um hierauf eine Titerstellung der Normallauge
                              									durch reinen Kali- oder Ammoniakalaun, in Ermangelung von
                              									Besserm, zu gründen.) Enthielt das Thonerdesalz noch freie
                              									Schwefelsäure, so muß deren Menge ermittelt und bei der
                              									Thonerdebestimmung in Abrechnung gebracht werden. Diese
                              									Bestimmung führe ich mit 10fach verdünnter Natronlösung und
                              									einer Blauholzlösung als Indicator aus. Die Empfindlichkeit des
                              									Hämatoxylins gegen einen Gehalt der schwefelsauren Thonerde an
                              									freier Säure ist bekannt, und schon vor 8 Jahren veröffentlichte
                              									Gieseke (1867 183 43) ein
                              									hierauf gegründetes Verfahren zur Bestimmung der Menge der
                              									freien Säure. Es machen sich nun bei dem Verfahren mit Blauholz
                              									gewisse Schwierigkeiten bemerklich, wodurch dasselbe bei Vielen
                              									in Mißachtung gekommen ist. Ich hoffe dagegen dieses Verfahren
                              									derart gestaltet zu haben, daß es mit Rücksicht auf den Zweck
                              									nichts zu wünschen mehr übrig lassen wird. Ferner trage ich dem
                              									Eisengehalt der Thonerdesalze Rechnung. Ist das Eisen, wie wohl
                              									meist, als Oxydsalz vorhanden, so fällt die Thonerdebestimmung
                              									unrichtig aus; diese Fehlerquelle umgeht man durch vorheriges
                              									Ausfällen des Eisens mit gelbem Blutlaugensalz, wodurch der
                              									Gehalt an neutralisirbarer Säure nicht geändert wird; zugleich
                              									dient dies zur Erkennung und Schätzung der Eisenmenge, deren
                              									Bestimmung durch Chamäleon in bekannter Weise geschehen kann.
                              									Die besondern Anweisungen zu meinem Verfahren folgen.
                           Herstellung der Thonerdelösung. Damit
                              									der Verbrauch an Natronlauge in Cubikcentimeter den
                              									Procentgehalt des Thonerdesalzes an Al2O3 ausdrückt, hat man für
                              									eine Bestimmung zu verwenden:  b . 100 . 102g,8/a . 230 Thonerdesalz,
                              									wenn acbm Natronlauge bg SO3
                              									sättigen. Für Titrirung mit wirklicher Normalauge ist zu einer
                              									Bestimmung 1g,7878 Thonerdesalz anzuwenden. Es empfiehlt sich, zu
                              									einem Versuche nicht weniger als 1g Substanz zu nehmen. Ein
                              									bestimmtes Vielfaches dieser Menge löst man zum Volum von 100cc, um
                              									dasselbe dann durch die Pipette wieder entsprechend zu theilen.
                              									Man prüft nun etwas von der Lösung mit einem Tropfen 1proc.
                              									Lösung von gelbem Blutlaugensalz. Zeigt sich erst nach Minuten
                              									eine blaue Färbung, so übersieht man bei der weitern
                              									Untersuchung den Eisengehalt; stellt sich aber sofort ein blauer
                              									Niederschlag ein, so fällt man das Eisen durch vorsichtigen
                              									Zusatz von gepulvertem Blutlaugensalz aus, wodurch das Volum der
                              									Lösung nicht bemerklich verändert wird. Durch Abfiltriren einer
                              									kleinen Menge und Prüfung des Filtrates versichert man sich der
                              									Ausfällung des Eisens; aber das Filtrat darf noch keine gelbe
                              									Farbe besitzen. Man filtrirt nun das Ganze durch ein trockenes
                              									dichtes Faltenfilter und wird ohne öfteres Zurückgießen schnell
                              									ein farbloses Filtrat erhalten.
                           Bestimmung der freien Säure. Man
                              									bereitet aus 1g Blauholz etwa 10cc
                              									Abkochung, welcher man ebensoviel Weingeist zufügt. Den
                              									abgemessenen Theil der Thonerdelösung bringt man in ein weites
                              									Probirrohr, setzt 5 bis 10 Tropfen Blauholztinctur zu, erwärmt
                              									die Flüssigkeit bis etwa 50° und fügt dann über einer
                              									weißen Fläche l0fach verdünnte Natronlösung zu. Die bei
                              									Gegenwart von freier Säure anfangs rothgelbe Farbe verändert
                              									sich allmälig, indem das Gelb verschwindet und dem Blau Platz
                              									macht, so daß schließlich ein schönes Violett entsteht. Bis zur
                              									Neutralisation des letzten Antheils der freien Säure zeigt sich
                              									die angegebene Farbenwandlung; von da ab hat ein weiterer Zusatz
                              									von Natron keinen Einfluß mehr. Anfänglich läßt sich die
                              									Farbenänderung einfach verfolgen; sobald sich aber die Farbe
                              									nach dem Violett hinneigt, bedient man sich folgendes
                              									Kunstgriffes. Man gießt etwa ℵ der Flüssigkeit in ein
                              									anderes genau gleichweites Probirrohr (die Ränder beider sind
                              									gefettet) und setzt zu diesem Antheile noch 0cc
                              									Lauge (durch Abzählen von Tropfen); erscheint nach einiger Zeit
                              									dieser Theil blauer, also weniger gelb als der andere, so war
                              									noch freie Säure vorhanden. Man gießt nun beides wieder
                              									zusammen, fügt nach Befinden noch mehr Lauge zu, gießt wieder
                              									ein Drittel ab und versetzt dieses mit 0cc,1
                              									Lauge, um nun wieder zu vergleichen. Einen noch kleinern Theil
                              									der Lösung zur Prüfung abzugießen, empfiehlt sich nicht, weil
                              									die Lauge dann zu stark verdünnend wirken und die Farbe
                              									hierdurch blauer erscheinen würde. Man gelangt bald zu dem
                              									Punkte, bei  welchem der letzte Zusatz von Natron
                              									erfolglos ist, also die Farbe unverändert bleibt, und dann hat
                              									man den letzten Zusatz abzurechnen. Erwärmt man die Flüssigkeit
                              									gelegentlich wieder, so hat man nur kurze Zeit auf die deutliche
                              									Farbenänderung zu warten, und der ganze Versuch kann in 10
                              									Minuten beendet sein. Ohne Erwärmung verläuft die Farbenänderung
                              									zu langsam; auch wirkt die Armuth der Lösung an Eisen,
                              									beziehentlich die Abscheidung desselben, günstig. Die Menge des
                              									Farbstoffes soll nicht zu gering und so bemessen sein, daß die
                              									warme Flüssigkeit anfangs kräftig rothgelb ist, wozu bei
                              									Gegenwart von Eisen mehr Farbstoff gehört. Die hellen Bilder am
                              									Boden der Probirröhren lassen eine so gute Vergleichung der
                              									Farben zu, daß man 0mg,5 Schwefelsäure ganz sicher
                              									auffinden kann.
                           Thonerdebestimmung. Man bringt den
                              									abgemessenen Theil der Lösung in eine Kochflasche, setzt etwas
                              									in Alkohol gelöstes gelbes Corallin (Aurin) und dann unter
                              									Umschwenken so lange Natronlauge zu, bis eine rosenrothe Farbe
                              									auftritt. Hierauf bringt man die Flüssigkeit zum schwachen
                              									Sieden und beendet den Versuch bei dieser Temperatur. Sobald
                              									nämlich die rothe Farbe verschwunden ist, fügt man von Neuem
                              									Natron zu, bis endlich eine sehr schwache rosenrothe Färbung
                              									dauernd stehen bleibt, wobei man zu besserer Beobachtung die
                              									Flasche über eine weiße Fläche hält. Soll die Bestimmung recht
                              									genau werden, so muß man sich mit dem Verbleiben eines nur sehr
                              									schwach rothen Tones begnügen. Durch Eintauchen der Flasche in
                              									kaltes Wasser wird übrigens die Farbe intensiver, so daß man
                              									hierdurch eine Ueberschreitung gut erkennen kann, um nach
                              									Befinden mit Zehntelnormalsäure zurückzutitriren. Das
                              									Wiederverschwinden der rothen Farbe vor dem Ende des Processes
                              									erschwert eine Ueberstürzung, aber ohne daß der Versuch
                              									langwieriger würde als die Gehaltsbestimmung einer Soda. Bei
                              									Ammoniakalaun ist sehr schwaches Sieden oder besser Erhitzen im
                              									Wasserbad zu empfehlen, weil durch längeres starkes Kochen am
                              									Ende des Vorganges etwas Ammoniak entweichen und dadurch ein
                              									geringerer Mehrverbrauch an Natron erfolgen würde.
                           Belege.
                           a) Feststellung
                                 									der Zersetzungsweise des Thonerdesulfats. Der Titer einer
                              									Schwefelsäure wurde durch reinstes kohlensaures Natron zu 0g,621
                              									H2
                              									SO4
                              									gefunden; dieselbe Zahl ergab sich mittelbar durch eine
                              									Natronlauge, deren Titer durch sublimirte, völlig entwässerte
                              									und unter Luftabschluß gewogene Oxalsäure bestimmt war. Mittels
                              									verschiedener Natronlaugen, deren Titer durch jene Schwefelsäure
                              									
                              									festgestellt war, wurde nun reinster Kali- sowie Ammoniakalaun
                              									titrirt. Folgende Versuche wurden mit aus Natrium dargestellter
                              									kohlensäurefreier Lauge ausgeführt.
                           0g,8793 Kalialaun enthalten 0g,09525 Al2 O3, gebunden an 0g,22237 SO3; hiervon wurden
                              									entzogen 0g,21311 SO3.
                              									Hieraus ergibt sich die Zusammensetzung
                                 									des Niederschlages:
                           
                              
                                 Gefundenes Atomverhältniß
                                 11 575 : 92 656
                                 
                              
                                 Berechnetes Atomverhältniß
                                 11 575 : 92 600
                                 
                              
                                 1 At.
                                 SO3 auf 8 At. Al2 O3.
                                 
                              
                           b) Controlversuche, z. Th. mit gewöhnlicher, aus
                              									krystallisirter Soda hergestellter, etwas kohlensäurehaltiger
                              									Lauge.
                           Eine bestimmte Menge Kalialaun gab ab 0,565, sollte verlieren
                              									0g,564 H2 SO4. In Kalialaun waren
                              									vorhanden 0,2777 und wurden gefunden 0g,2794 Al2 O3.
                           In Ammoniakalaun
                           
                              
                                 Vorhanden
                                 gefunden
                                 
                                 
                              
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                 
                              
                                 0,3880
                                 0,3882
                                 
                                    Al
                                    2
                                    O
                                    3
                                    
                                 
                              
                                 0,1797
                                 0,1799
                                 
                                    Al
                                    2
                                    O
                                    3
                                    
                                 
                              
                                 0,2118
                                 0,2124
                                 
                                    Al
                                    2
                                    O
                                    3
                                    
                                 
                              
                           c) Neben ca. 1g
                              									etwas Eisen enthaltendem Alaun waren vorhanden 6mg,2
                              									freie H2 SO4. Nach der Entscheidung von sechs Beobachtern wurden
                              									gefunden mindestens 5,9 und höchstens 6mg,4.