| Titel: | Studien über die Ausnützung der Wärme in den Oefen der Hüttenwerke; von Dr. C. F. Dürre in Aachen. | 
| Autor: | Ernst Friedrich Dürre | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 246 | 
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                        Studien über die Ausnützung
                           								der Wärme in den Oefen der Hüttenwerke; von Dr. C. F. Dürre in
                           								Aachen.
                        Gruner und Dürre, über die Ausnützung der Wärme
                           								in den Oefen etc.
                        
                     
                        
                           Die Fragen der Wärmeerzeugung und Wärmeausnützung sind erst seit
                              									wenig Jahren auf die Scene literarischer Debatte getreten. Die
                              									erste bedeutende Anwendung calorimetrischer Resultate auf
                              									technische Probleme ist durch Carl Schinz geschehen, dessen
                              									„Wärmemeßkunst“ (Stuttgart 1858),
                              									„Documente betr. den Hohofen“ (Berlin
                              									1868), Revision derselben in Dingler's polytechn. Journal, 1870
                              									194 307 ff. (und in besonderem
                              									Abdruck) eine Fülle von Resultaten langjähriger Mühe und Arbeit
                              									bieten und lange nicht so gewürdigt worden sind, als sie es
                              									verdienen. Daran schließen sich die Arbeiten von Lürmann und von dem Referenten
                              									einerseits, von Bell und Gruner anderseits an, während Gillot in einer speciellen Reihe von
                              									Arbeiten über Holzverkohlung und Holzkohlenbetrieb (Paris,
                              									Lacroix), Vicaire, Krans u. A.
                              									ebenfalls und gegenseitig unabhängig sich mit der calorischen
                              									Statik verschiedener Apparate beschäftigten. Daß in einem
                              									neubetretenen Feld nicht sofort Alles glatt und ohne Reiben,
                              									ohne Irren und ohne Widerspruch abgehen würde, war
                              									vorauszusehen; daß aber hier und da auch ein
                              									„flüchtiges Ignoriren“ früherer Arbeit
                              									möglich werden würde, ließ sich weniger erwarten.
                           Während Schinz unbedingt die Priorität
                              									des Angriffes auf diesem schwer zugänglichen Gebiete
                              									zuzusprechen ist, und während dieses auch von Lürmann und vom Verfasser trotz
                              									abweichender Ansichten stets anerkannt worden ist, geht Bell, einer der Besitzer von Clarence
                              									Works bei Middlesbro' und Mitglied der Firmen Bell zu Durham und Newcastle, ohne
                              									Rücksichtnahme auf die Vorarbeiten von C. Schinz vor; er operirt nicht mit kleinern Apparaten,
                              									sondern mit den Hohöfen seines eigenen Werkes. Nachdem er eine
                              									Zeit lang experimentirt, berichtet er dem Iron and Steel Institute über die Chemie des Hohofens.
                              									Obwohl Bell dabei stets den
                              									Standpunkt des nicht streng wissenschaftlich geschulten
                              									Praktikers wahrt, und er auch manche Voraussetzungen macht, die
                              									bei näherer Prüfung die Kritik nicht aushalten, so haben doch
                              									seine Aufschlüsse bedeutendes Aufsehen erregt und Anstoß zu
                              									Studien Anderer gegeben. Zunächst übersetzte und bearbeitete Tunner die Bell'schen Mittheilungen für
                              									das deutsche Publicum und hat durch sein günstiges Urtheil sehr
                              									viel dazu beigetragen, den Bell'schen Behauptungen Eingang zu
                              									verschaffen. Demnächst aber beschäftigten sich L. Gruner in Paris und Akerman in Stockholm speciell mit der Chemie und Physik
                              									des 
                              									Hohofens und sorgten für mehr wissenschaftliche und
                              									systematische Behandlung der Sache.
                           Gruner veröffentlichte 1872 in den Annales des Mines, 7. Serie Bd. 2 seine
                              									Etudes sur les hauts-fourneaux, in
                              									denen wesentlich nicht auf den Resultaten der mehrfach
                              									wiederholten Versuche und Rechnungen von C. Schinz, sondern auf den Folgerungen Bell's weitergebaut worden ist. Da einige
                              									der Voraussetzungen Bell's nach dem
                              									Urtheil wissenschaftlich gebildeter Techniker nicht vollkommen
                              									zutreffen, ist die ganze mühevolle und verdienstliche Arbeit Gruner's im Ganzen nicht so erfolgreich,
                              									wie sie sonst hätte sein können.
                           Bei der Durcharbeitung der ganzen Verhältnisse des Hohofens hat
                              									aber Gruner den Mangel sicherer
                              									calorimetrischer Versuchsresultate für Schmelzwärmen etc.
                              									verschiedener metallurgischer Materialien und Producte schwer
                              									empfunden und sich unmittelbar und im Anschluß an seine Arbeit
                              									zur Vornahme verschiedener Versuche entschlossen. Die erste
                              									dieser Versuchsreihen ist in den Annales
                                 									des Mines, 1873 7. Serie Bd. 4 veröffentlicht und als
                              									Anhang einer Uebersetzung der Hohofenstudien Gruner's durch C. Steffen in deutscher Sprache herausgegeben worden. Die
                              									zweite Versuchsreihe ist vor einigen Monaten in den Annales des Mines, 1875 7. Serie Bd. 8
                              									S. 160 erschienen und gibt dem Ganzen einen gewissen Abschluß;
                              									man kann jetzt eine Reihe von einfachen Hüttenprocessen sicherer
                              									beurtheilen, als wohl früher.
                           Die sämmtlichen Resultate der Versuche Gruner's sind im Folgenden zusammengestellt:
                           
                              
                                 1)
                                 
                                    Hohofenschlacken.
                                    
                                 c
                                 
                              
                                 
                                 Strengflüssigste Schlacken
                                    											enthalten beim Austreten aus den Oefen nie über
                                 500
                                 
                              
                                 
                                 Gewöhnlicher Temperaturdurchschnitt
                                 450
                                 
                              
                                 
                                 Einzelne leichtflüssigere
                                    											Schlacken (Givors, Beaucaire, Decazeville etc.)
                                 400–450
                                 
                              
                                 2)
                                 Gläser.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Weißes Glas bedarf, um
                                    											geblasen zu werden, einer Wärmemenge von
                                 415–420
                                 
                              
                                 
                                 Gewöhnliches Flaschenglas
                                 380–400
                                 
                              
                                 3)
                                 
                                    Metallschlacken.
                                    
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Mangan- und Eisensilicate aus dem Martinofen erfordern
                                    											zum Schmelzen
                                 410–415
                                 
                              
                                 
                                 Bi- und Trisilicatschlacken des
                                    											Kupfererzschmelzens
                                 405–410
                                 
                              
                                 4)
                                 
                                    Mehrbasische
                                       											Bisilicatschlacken.
                                    
                                 
                                 
                              
                              
                                 
                                 Die Mansfelder und Schmölnitzer Rohschlacken erfordern
                                    											zum Schmelzen
                                 355
                                 
                              
                                 
                                 Beim Austreten aus den Oefen haben sie in der
                                    											Regel
                                 380–400
                                 
                              
                                 5)
                                 
                                    Eisenfrisch- und
                                       											Bleiofenschlacken.
                                    
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Schlacken mit über 30 Proc. Kieselsäure
                                    											absorbiren
                                 320–330
                                 
                              
                                 
                                 Schlacken mit weniger als 28 bis 30 Proc. Kieselsäure
                                    											brauchen, wenn sie mehrere Basen enthalten, aber kein
                                    											Eisenoxydul
                                 275–300
                                 
                              
                                 6)
                                 
                                    Roheisen.
                                    
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Reine Eisensorten mit normalem Kohlengehalt absorbiren
                                    											beim Schmelzen
                                 225–230
                                 
                              
                                 
                                 Siliciumreiche Eisensorten mit geringem
                                    											Kohlenstoffgehalt erfordern dagegen
                                 250
                                 
                              
                                 7)
                                 
                                    Kupfer.
                                    
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Kupfer, obwohl es bei derselben Temperatur in Fluß
                                    											kommt wie das Roheisen, braucht doch nur
                                 160–165
                                 
                              
                                 
                                 (Seine latente Wärme ist 30c.)
                                 
                                 
                              
                                 8)
                                 
                                    Steine und Leche.
                                    
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Kupfersteine erfordern beim
                                    											Schmelzen
                                 230–240
                                 
                              
                                 
                                 enthalten aber gewöhnlich beim Verlassen des
                                    											Ofens
                                 270–280
                                 
                              
                                 
                                 Bleisteine absorbiren unter
                                    											gleichen Temperaturen wie die Kupfersteine 35 bis 40c weniger, bleiben stets mehr oder minder
                                    											teigig.
                                 
                                 
                              
                                 9)
                                 Blei zeigt wie das Platin
                                    											eine sehr geringe specifische Wärme und absorbirt bei
                                    											1100 bis 1200° nicht mehr als
                                 50.
                                 
                              
                           Die Versuche sind jedesmal mehrfach wiederholt und controlirt
                              									worden; die untersuchten Substanzen stammten aus der Sammlung
                              									für Metallurgie der Bergschule zu Paris.
                           Die angewendeten Schmelzapparate waren:
                           1) ein Perrot-Wiesnegg'scher Ofen mit
                              									Benützung des Leuchtgases;
                           2) ein Audouin-Deville'scher Ofen mit
                              									Benützung des Theeröles oder rohen Petroleums.
                           Der letztere erwies sich ausgiebiger und leistungsfähiger als der
                              									erstere, trotzdem daß die erzielte Temperatur im Gasofen
                              									ebenfalls eine sehr hohe war. — Bekanntlich hat man schon
                              									anderweitig die Erfahrung gemacht, daß strengflüssige
                              									metallurgische Proben im Gasofen nicht ausgeführt werden können,
                              									wenigstens nicht mit gleicher Sicherheit wie im Windofen.
                           
                           Nachdem Gruner die mitgetheilten
                              									Werthe für die Schmelzwärmen verschiedener metallurgisch
                              									interessanter Körper durch die angeführten Versuche erlangt
                              									hatte, konnte er mit einiger Sicherheit daran gehen,
                              									verschiedene dem gleichen Zweck dienende Oefen in Bezug auf die
                              									Wärmebenützung auf den Nutzeffect zu
                              									untersuchen. Dies war zwar schon von Seiten des Verfassers für
                              									die verschiedenen Gießereiöfen geschehen (vgl. 1871 199 366) Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1870 S. 195) und
                              									hatte schon zu interessanten Vergleichen zwischen den einfachen
                              									Windöfen, dem Schachtofen und dem Flammofen geführt. Auch in
                              									seinem „Handbuch des gesammten
                                 									Eisengießereibetriebes“ hatte der Verfasser die
                              									gesammelten Betriebsresultate verschiedener Oefen gleicher Art
                              									benützt, um mit Hilfe der von Schinz
                              									früher gegebenen Werthe für die Wärmecapacität des Roheisens in
                              									hoher Temperatur und unter Annahme einer Gießtemperatur von
                              									1500° den Antheil zu berechnen, welcher von der gesammten
                              									Wärmeproduction des Ofens auf den eigentlichen Zweck, das
                              									Metallschmelzen, kommt.
                           Wenn daher Gruner im Eingang der
                              									vergleichenden Untersuchung über die Nutzeffecte in den
                              									metallurgischen Feuerungen sagt, daß seines Wissens keine
                              									zusammenfassende Arbeit darüber unternommen worden sei, obwohl
                              									man bereits wisse, daß bei sehr vielen Operationen der
                              									Metallurgie nur ein geringer Bruchtheil der producirten Wärme
                              									benützt würde, so ist das, nach Obigem, nur zum Theil
                              									richtig.
                           Muß aber der Verfasser für sich und seine Vorgänger eine gewisse
                              									Berechtigung älterer Mitarbeiterschaft in der Sache hierdurch in
                              									Anspruch nehmen, so gesteht er ebenso gern den Gruner'schen Studien das Verdienst der
                              									größern Ausdehnung, der allgemeinern Anwendung zu und ist mit
                              									dem berühmten Herausgeber der einzigen wissenschaftlich
                              									durchgearbeiteten Metallurgie, die wir besitzen, der Ansicht,
                              									daß es sehr nützlich sei, in möglichst präcisem Ausdruck zu
                              									ermitteln, welches die Vorzüge und die Fehler der
                              									hauptsächlichsten Ofenarten im Punkt des Brennstoffverbrauches
                              									seien.
                           Die folgende Analyse der Gruner'schen
                              									Arbeit ist vervollständigt und vermehrt durch eine nicht
                              									unbedeutende Anzahl neuer Beispiele, deren Grundlagen der
                              									Verfasser theils dem Text des Jordan'schen Atlasses, den Arbeiten von Kerl, Wedding, Leuschner, Perissé, Krans
                              									u. A., sowie seiner eigenen Erfahrung entnommen, theils durch
                              									Correspondenz mit verschiedenen Werksleitungen erlangt hat.
                              									Besonders zu Dank verpflichtet ist der Verfasser den Directionen
                              									des „Hörder Berg- und
                                 									Hüttenvereins“, des Walzwerkes Espérance zu Lüttich, der Eisenfabrik Ougrée, der Rheinischen Spiegelmanufactur
                              									Herzogenrath u. A.
                           
                           
                              Allgemeines.
                              
                           Die Schwierigkeiten der folgenden Vergleiche sind groß und die
                              									Fehlerquellen zahlreiche; deshalb bezeichnet auch Gruner (und der Verfasser kann ihm nur
                              									beistimmen) seine Arbeit als einen Versuch, der geeignet sein
                              									soll, die Vortheile einer vollständigen und durch genaue
                              									Beobachtungen unterstützten Untersuchung in helles Licht zu
                              									stellen. Gruner betont weiter (was
                              									den Verfasser s. Z. hauptsächlich zur vergleichenden
                              									Untersuchung der Gießereiöfen veranlaßt hat), daß man, um die
                              									verschiedenen Typen von Oefen vergleichen zu können, solche
                              									Ausführungen wählen müsse, welche sich auf ganz einfache Operationen bezögen. Es müssen,
                              									um die calorische Leistung verschiedener Wärmeentwickler zu
                              									beurtheilen, ausgeschlossen sein:
                           α) alle oxydirenden Operationen, die
                              									stets Wärme entwickelten;
                           β) alle reducirenden Processe, die
                              									stets mehr oder minder große Wärmemengen verschluckten.
                           Demnach bleibt als einfachste
                              									Ofenthätigkeit nur die eigentliche Schmelzung, obwohl auch in deren Bereich accessorische und
                              									beiläufige Reactionen chemischer Natur auftreten, die in etwas
                              									die Thatsache einfacher Schmelzung compliciren. Sie sind aber
                              									meist im gleichen Sinne bei allen Oefen entwickelt und
                              									beeinflussen sie nur in relativ geringem Maß, so daß der
                              									Vergleich für den Augenblick dadurch ziemlich wenig tangirt
                              									wird.
                           Gruner hat sich in Folge dessen
                              									beschränkt, die Oefen zu vergleichen, die zur Schmelzung von Metallen, von Metallen und Silicaten, sowie von Silicaten allein dienen. Nur einzelne Beispiele führen
                              									auch die Steine und Leche in den Kreis der Betrachtungen.
                           Ein zweiter Punkt, den Gruner betont, ist die Bestimmung der entwickelten Wärme. Man kann in der That
                              									die Leistung des Ofens in verschiedener Weise auffassen.
                           Es ist bekannt, daß Kohle, das Hauptverbrennungselement der
                              									technisch angewendeten Brennstoffe, entweder zu Kohlenoxyd, oder
                              									zu Kohlensäure, oder zu einem Gemisch beider verbrennt. —
                              									Im erstern Fall entwickelt die Kohle 8080 oder rund 8000c, im
                              									andern Fall nur 2473 oder rund 2400c; der dritte Fall, der gewöhnlichere, weist die complicirtesten
                              									Verhältnisse auf, indem es sich um directe Entwicklung von
                              									Kohlensäure, um directe Entwicklung von Kohlenoxyd und um
                              									Entwicklung von Kohlensäure aus Kohlenoxyd durch Eintreten
                              									weiterer Oxydation handelt.
                           Das in Folge dessen sich bildende Gemisch ist in den
                              									verschiedenen Zonen eines Ofens und unter verschiedenen
                              									Betriebsverhältnissen sehr  veränderlich und kann in seiner
                              									Zusammensetzung kaum supponirt,
                              									sondern muß durch häufige chemische Analysen untersucht
                              									werden.
                           Gruner beklagt den Mangel an
                              									Gasanalysen und empfiehlt den Apparat von OrsatVgl. 1875 217 * 220. 1876 219 420., der hinreichend einfach ist, um in der
                              									Praxis anwendbar zu erscheinen.
                           Selbst dann aber, wenn man die Zusammensetzung der Gase an
                              									einzelnen Stellen eines Ofens kennt, bieten die einzelnen
                              									concreten Beispiele noch Schwierigkeiten genug, denn man weiß
                              									immer noch nicht, wieviel Kohlensäure von der ermittelten Menge
                              									sich durch Oxydation von Kohlenstoff direct und wieviel sich durch Oxydation von zu Kohlenoxyd
                              									vergaster Kohle indirect gebildet
                              									hat.
                           Durch das Hineinziehen der latenten Wärme
                                 									des Kohlenstoffdampfes, welche auf 3134 oder rund 3200c
                              									angenommen werden kann, modificiren sich manche bisher giltigen
                              									Auslegungen metallurgischer Verbrennungs- und Heizprocesse.Bgl. den
                                    									sehr wichtigen und interessanten Abschnitt in Gruner: Traité de
                                       									métallurgie — métallurgie générale, I p. 45 (28) und
                                    									den Aufsatz von Bethke und Lürmann (1876 220 182): Das Welter'sche Gesetz und die latente
                                    									Vergasungswärme des Kohlenstoffes.
                           Gruner theilt die Hauptofenformen der
                              									Metallurgie in nachstehende Gruppen: Windöfen, Herde, Flammöfen, Galeerenöfen, Schachtöfen.
                           Gegen diese Eintheilung ist manches einzuwenden; vor Allem fehlt
                              									ihr die nöthige theoretische Schärfe, da z. B. die eigentliche
                              									Feuerung in Windöfen, Flammöfen und Galeerenöfen ziemlich gleich ist, sobald es sich um festen
                              									Brennstoff handelt, der auf einem Rost verbrennt, und da ebenso
                              									Herde und Schachtöfen sich ziemlich nahe stehen. Will man außer dem
                              									Charakter der Feuerung noch die Eigenthümlichkeiten der
                              									Anwendung der Wärme als Grundlagen der Classification benützen,
                              									so ist es besser Wind- und Galeerenöfen als Gefäßöfen zu vereinen
                              									und zu den vier alten von Karsten
                              									schon aufgeführten Gruppen zurückzukehren: Gefäßöfen, Flammöfen, Herde und Schachtöfen.
                           
                              Vergleichende
                                 									Rechnungen.
                              
                           1) Stahlschmelzen in Tiegeln in einem
                                 									Windofen.
                           Guter gewöhnlicher Stahl erfordert, wenn er in Chargen von 20 bis
                              									25k pro Tiegel geschmolzen wird, für 100k
                              									300k gute Kokes oder 250k Kohlenstoff, wenn 4 Tiegel in
                              									einem Ofen stehen, wie das früher  allgemein war.
                              									Man verbraucht mithin pro 1k Stahl: 8080 × 2,5 = 20
                              									200c, vorausgesetzt, daß aller Kohlenstoff sich in
                              									Kohlensäure umsetzt, was durchaus undenkbar ist.
                           Gruner fand nun im Verlauf seiner
                              									höchst verdienstlichen calorimetrischen Untersuchungen (Annales des Mines, 1873 Bd. 4), daß der
                              									Stahl kaum 350c beim Schmelzen absorbire. Daraus
                              									ergäbe sich nun ein Nutzeffect der Windöfen von 350 : 20 200
                              									oder 1,7 Proc., welcher erschreckend
                              									klein wäre, wenn man nicht wüßte, daß von ausschließlicher
                              									Kohlensäureproduction in einem Windofen nie die Rede sein kann.
                           Denn, sagt Gruner, in den Windöfen geht der
                                 									Kohlenstoff zum Theil in Kohlenoxyd über. Referent glaubt,
                              									daß, so lange nicht Analysen der Gase von Windöfen vorliegen, es
                              									gestattet ist, die Hauptmasse derselben als aus Kohlenoxyd
                              									bestehend anzunehmen, und daß nur beim Sinken des
                              									Brennstoffniveau, oder wenn sich Höhlungen auf dem Rost bilden,
                              									Kohlensäure in wirksamer Menge entstehen dürfte.
                           Gruner nimmt nun weiter an, daß die
                              									Kohle ½ zu Kohlensäure und ½ zu Kohlenoxyd
                              									verbrennt, und erhält dann pro 1k Kohle: (8080 + 2473/2) 2,5 =
                              									13c, 190. Dadurch wird der Nutzeffect 2,6 Proc., und
                              									Gruner folgert nun, daß selbst unter
                              									den günstigsten Schmelzverhältnissen die Schmelzung höchstens 3
                              									bis 4 Proc. der producirten Wärme, aber stets unter 2 Proc. des höchsten Wärmeeffectes
                              									bei Gußstahltiegelöfen des alten
                              									Windofensystems, ausnütze.
                           Es ist von Interesse, dem gegenüber eine andere Betrachtung
                              									aufzustellen und zu untersuchen, ob bei den calorimetrischen
                              									Untersuchungen Gruner's der Stahl
                              									auch wirklich die milchweiße Glühfarbe gehabt, welche in der
                              									Praxis der Tiegelstahl beim Ausgießen stets haben muß; und ob
                              									sich aus Analogien an andern Oefen nicht auch andere Annahmen
                              									für die Verbrennungsmodalitäten des Kohlenstoffes construiren
                              									lassen.
                           Die Hitze der Windöfen ist durch den Contact des Brennstoffes und
                              									der Gefäßwände eine bedeutendere als die in den Gasöfen und
                              									Petroleumöfen hervorgebrachte, und kann man annehmen, daß der
                              									probeweise gebrauchte Gußstahl, obwohl flüssig, dennoch nicht
                              									den Grad der Ueberhitzung erhalten hat, der im Fabriksbetrieb
                              									und bei dem angeführten Brennstoffverbrauch gewöhnlich erstrebt
                              									wird. Wir wollen indeß die Anwendung des calorimetrischen
                              									Versuches nicht weiter bemängeln, sondern nur constatiren, daß
                              									wir es bei Gruner's Resultaten
                              									höchstens mit einer Schmelz-, nicht
                              									mit einer Gieß temperatur zu thun
                              									haben dürften.
                           
                           Dagegen ist die Annahme Gruner's, daß
                              									der Brennstoff im Windofen zu gleichen Mengen von Kohlensäure
                              									und Kohlenoxyd verbrenne, sehr gewagt, wenn man erwägt, daß im
                              									Hohofen selbst, welcher mit gepreßter Luft von hoher Temperatur
                              									gespeist wird, der Kohlenstoff nur als zu Kohlenoxyd
                              									ursprünglich verbrennend dargestellt wird. Wenigstens mußte Gruner den niedrigsten der von ihm für
                              									den Hohofen ausgerechneten Wirkungswerthe, d. h. 3245c dem
                              									Calcül des Betriebes in dem Windofen zu Grunde legen; dann
                              									erhält er: 3245 × 2,5 = 8102c,5 und einen Minimaleffect
                              									von 4,3 Proc.
                           Acceptirt man die entwickelte Wärmemenge zu 2473, so erhält man:
                              									2473 × 2,5 = 6182,5 und als Minimaleffect 5,6 Proc. Das
                              									dürfte die richtigste Zahl sein und zeigt immer noch zur Genüge,
                              									daß der Tiegelofen ein sehr schlechter Apparat ist.
                           2) Stahlschmelzen in Tiegeln im
                                 									Siemensofen.
                           Gruner gibt das Beispiel von Firming,
                              									wo nach den Angaben von Dr. Holtzer 12 bis 18 Tiegel auf der ebenen
                              									Sohle eines etwas breiten Siemensofens stehen. Es werden pro
                              									100k Stahl ca. 180k Steinkohlen oder ca. 150k
                              									reinste Kohlen verbraucht. Gruner
                              									berechnet unter Annahme totaler Verbrennung: 8000 × 1,5 =
                              									12 000c als Wärmeproduction des Apparates, welches Resultat
                              									einen Effect von nur 350 : 12 000, d. s. nicht ganz 3 Proc.
                              									gäbe.
                           Erwägt man aber, daß hier nicht von Kohlenverbrennung, sondern
                              									von Kohlenoxydverbrennung die Rede ist, und daß nur wenig
                              									bedeutende Mengen von Kohlensäure nebenbei auftreten, so erhält
                              									man andere Verhältnisse. Nach den Ergebnissen älterer
                              									Gasanalysen kann man annehmen, daß ⅓ der Kohlen als
                              									Kohlensäure und ⅔ als Kohlenoxyd zur Verbrenung in den
                              									Generatoren kommen, und daß die Wärmeerzeugung in den genannten
                              									Apparaten sich demnach auf etwa ⅓ × 1,5 ×
                              									8080 + ⅔ × 1,5 × 2473 = 6513 beläuft. Dazu
                              									tritt die Verbrennungswärme des Kohlenoxydes ⅓ ×
                              									1,5 × 14/6 × 2400 = 5660, so daß sich im Ganzen
                              									6513 + 5660 = 12 173c ergeben, zu denen noch vielfach
                              									die Effecte des Wasserstoff- und Kohlenwasserstoffgehaltes der
                              									Gase treten.
                           Der Siemensofen als Stahltiegelofen steht unter der Annahme von
                              									schließlicher Verwandlung der Kohlen in Kohlensäure kaum besser
                              									da als der gewöhnliche Tiegelofen unter der Annahme, daß die
                              									Hälfte des Brennstoffes in Kohlensäure, die andere Hälfte in
                              									Kohlenoxyd übergeht. Dagegen ist, die gleichen
                              									Verbrennungserscheinungen vorausgesetzt, der Nutzeffect des
                              									Siemensofens fast doppelt so groß wie der des gewöhnlichen
                              									Tiegelofens. Dies ist mit Leichtigkeit der Fall, sobald (nach
                              									einem Bericht von  Boistel) der
                              									Kohlenverbrauch auf 125k reinen Brennstoffes pro 100k
                              									Stahl sinkt. Dann berechnen sich in der That: 8000 × 1,25
                              									= 10 000c als Wärmeproduction und ein Nutzeffect von 3,5
                              									Proc.
                           Man kann gegen die Annahme von 8000c als Leistung der reinen
                              									Steinkohle manches einwenden, obwohl nach den Versuchen von Scheurer-Kestner die reine Kohlensubstanz
                              									(ohne Wasser und Asche) in der Wärmeleistung zwischen 8000 und
                              									9500 schwankt.Gruner: Métallurgie générale, I p.
                                    									53. Für manche deutsche Verhältnisse würden die
                              									Annahmen kaum passen.
                           Der Tiegelofen für Gußeisenschmelzen
                              									zeigt unter günstigsten Verhältnissen einen Effect von 22 :
                              									153,6 oder 14 Proc., und es scheint demnach der Tiegelofen für
                              									niedrigere Schmelzpunkte günstiger zu wirken als für höhere.
                           3) Glasschmelzen im Galeerenofen und im
                                 									Siemensofen.
                           Das Glas wird in großen, offenen Häfen pro 500 bis 600k
                              									geschmolzen, und man vereint 10 bis 12 solcher Häfen in einem
                              									Ofen.
                           In Rive-de-Gier verbraucht man für das weiße Glas pro Kilogramm:
                              									2k,166 Kleinkohlen in den alten Oefen, und 1k,100
                              									in den Siemensöfen. Es sind dies pro 1k Glas
                              									14 000 bis 15 000c im alten, 7500 bis 8000c im
                              									neuen Ofen.
                           Nach den Versuchen Gruner's absorbirt
                              									das weiße Glas bei der vollkommenen Schmelzung ca. 420c, so
                              									daß die alten Oefen einen Effect von nahezu 3 Proc., die
                              									Siemensöfen einen solchen von 5,5 bis 6 Proc. zeigen.Ein
                                    									neuerbauter, doch stark forcirter Tafelglasofen Siemens'scher
                                    									Construction in Deutschland gebrauchte nur 0k,83
                                    									Kohlen pro 1k Glas und mithin 5659 bis 6036c, um
                                    									420c zur Schmelzung hervorzubringen. Daraus ergibt sich
                                    									ein Nutzeffect von 7,18 Proc.
                           Der Unterschied in den Effecten der Glas- und Stahlöfen liegt in
                              									dem Unterschied der Größe der Gefäße und der Wände der
                              									Heizkammer. Bei bedeckten Häfen braucht man bedeutend mehr
                              									Kohlen als bei den offenen.
                           4) Roheisenschmelzen im Flammofen.
                           Der Flammofen, den G. Monge zuerst zum
                              									Eisenschmelzen verwendete, verbraucht weniger Brennstoff als der
                              									Tiegelofen, aber doch mehr als ein anderer Apparat, welcher
                              									durch Brennstoffcontact wirkt.
                           Gruner gibt an, daß ein fortgehender
                              									Betrieb 50k Kohlen pro 100k Roheisen consumire; man muß
                              									hinzusetzen: in Oefen zu 5000k  Einsatz, da der
                              									Verbrauch bei 15 000 bis 17 000k Einsatz bedeutend
                              									heruntersinkt.
                           Unter Abrechnung von 10 Proc. fremden Bestandtheilen gibt obiges
                              									Verhältniß pro 1k Roheisen 0k,45
                              									Kohle oder 3600c, denen nur 280 bis 300c als
                              									erforderlicher Wärmeverbrauch gegenüber stehen. Der Effect
                              									beziffert sich demnach auf ca. 8 Proc., ist aber höher, wenn man
                              									die Qualität der Kohlen der Wirklichkeit mehr entsprechender
                              									annimmt.
                           Guettier gibt in seinem Traité de la fonderie den
                              									Kohlenverbrauch eines nordfranzösischen, nicht continuirlich
                              									betriebenen Flammofens auf 49 Proc. des Einsatzes an und
                              									supponirt dabei Kohlen aus dem Becken von Mons, deren
                              									Zusammensetzung 0,87 Kohlensubstanz nachweist. Es ergeben sich
                              									demnach pro 1k Einsatz 0k,4018 Kohlensubstanz mit einem
                              									Effect von 3214k,4. Der Effect des Flammofens ist
                              									hiernach über 9 Proc.
                           Betrachtet man die großen Flammöfen von Finspong in Schweden, so
                              									ergeben sich nachstehende Resultate: 1k
                              									Eisen verbraucht zum Schmelzen 0k,31 Kohle von Newcastle mit 88
                              									Proc. Kohlensubstanz — oder eine Wärmemenge von (0,31
                              									× 0,88 × 8000 =) 2182c,4; daraus berechnet sich ein
                              									Effect von 13,7 Proc.
                           Die continuirlichen Oefen der Königshütter Bessemeranlage
                              									verbrauchen nach Wedding's Angaben im
                              									Mittel 43 Proc. des Einsatzes an Kohlen (der Königsgrube). Die
                              									Kohlen sind auf höchstens 90 Proc. Kohlensubstanz zu
                              									veranschlagen, so daß 1k Einsatz etwa 0k,387
                              									Kohlen erfordert, die mithin etwa 3096c
                              									repräsentiren. Daraus berechnet sich ein Effect von 9,4 Proc.,
                              									welcher der Wirklichkeit näher kommt als das von Gruner angezogene Beispiel eines
                              									continuirlich gehenden Flammofens.
                           Die kleinen Flammöfen zum Spiegeleisenschmelzen in Hörde
                              									verbrauchen pro 250k Einsatz ca. 87k,5
                              									gute Flammkohlen, also pro 1k Einsatz 0k,35
                              									Kohlen mit etwa 0,315 Kohlensubstanz. Es ergeben sich hieraus
                              									2520c gegenüber 290 durch das Roheisen absorbirten
                              									Einheiten oder ein Nutzeffect von 11,5 Proc. Diesem Verhältniß
                              									gegenüber zeigen die großen Oefen der Königshütte einen wenig
                              									vortheilhaften Betrieb.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)