| Titel: | Ueber Kesselsteinbildungen und deren Verhütung; von Ferd. Fischer. | 
| Autor: | Ferd. Fischer | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 260 | 
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                        Ueber Kesselsteinbildungen
                           								und deren Verhütung; von Ferd. Fischer.
                        (Fortsetzung von S. 181 dieses
                           								Bandes.)
                        Fischer, über Kesselsteinbildungen und deren
                           								Verhütung.
                        
                     
                        
                           Fällungen im Kessel. Um die Bildung
                              									fester Krusten zu verhüten, hat man verschiedene Stoffe in die
                              									Dampfkessel gebracht, welche die Kesselsteinbildner ganz oder
                              									zum Theil als unlösliche Pulver ausfällen sollten. Als derartige
                              									Fällungsmittel sind namentlich Chlorbarium, Kalk, ätzende und
                              									kohlensaure Alkalien sowie verschiedene Gemische
                              									beachtenswerth.
                           Chlorbarium. Die Reinigung
                              									gypshaltiger Wässer durch Bariumverbindungen ist schon alt (1826
                              									22 125). Kuhlmann (1841 80 380) 1858 150 112) empfahl wiederholt
                              									Chlorbarium, um gypshaltiges Wasser und Meerwasser zum Speisen
                              									der Dampfkessel verwendbar zu machen. Rühlmann (1864 174 400), BaistWagner's Jahresbericht, 1865 S. 566. Zeitschrift des Vereins
                                    									deutscher Ingenieure, 1866 S. 351., Reichel und HasencleverZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1867 S. 678.
                                    									1868 S. 623. haben durch Einbringen von Chlorbarium
                              									in die Dampfkessel befriedigende Resultate erhalten.
                           H. v. Reiche behauptet in seinem
                              									bekannten Handbuche über „Anlage und Betrieb der
                                 									Dampfkessel“Hannoversches Wochenblatt für
                                    									Handel und Gewerbe, 1873 S. 251. merkwürdiger Weise,
                              									schwefelsaurer Kalk verbinde sich mit dem Chlorbarium zu
                              									unlöslichem Chlorkalk und unlöslichem Schwefelbarit.
                           Schwefelsaures Calcium zersetzt sich bekanntlich mit Chlorbarium
                              									nach folgender Gleichung:
                           CaO, SO3 + Ba
                                    									Cl = Ba
                                    									O, SO3 + Ca Cl
                              									oder
                           Ca SO4 + Ba
                                 									Cl2 = Ba SO4 +
                              									Ca Cl2.
                           136 208 233 111
                           136g Calciumsulfat geben also mit
                              									208g Bariumchlorid 233g unlösliches Bariumsulfat und
                              									111g sehr leicht lösliches Calciumchlorid. In richtiger
                              									Menge angewendet, verhindert demnach Chlorbarium die Bildung
                              									einer festen Kruste, wenn das Speisewasser nur schwefelsaures
                              									Calcium als Kesselsteinbildner enthält; aus einem Wasser,
                              									welches Calciumbicarbonat enthält, wird sich auch trotz
                              									Anwendung von Chlorbarium fester Kesselstein absetzen können,
                              									wie dieses schon von Haas(1866 180 241) beobachtet wurde.
                           Wegen des hohen specifischen Gewichtes des ausgeschiedenen
                              									schwefelsauren Bariums (4, 5) wird dieses wohl kaum mit dem
                              									Dampfe übergerissen  werden. VarrentrappWagner's Jahresbericht, 1866 S. 510. meint aber,
                              									daß der Zusatz von Chlorbarium nachtheilig sei, wenn nicht im
                              									Kesselwasser stets ein Ueberschuß desselben vorhanden wäre, da
                              									das schwefelsaure Barium mit dem unzersetzt ausgeschiedenen
                              									schwefelsauren Calcium sehr fest zusammenbacke. Er räth überall
                              									da von der Anwendung des Chlorbariums im Dampfkessel ab, wo eine
                              									gute Einrichtung zum Schlammabblasen fehlt.
                           VogelWagner's Jahresbericht, 1865 S.
                                    									567. hat, wie früher schon Richter, bemerkt, daß bei Anwendung von Chlorbarium die
                              									übergehenden Wasserdämpfe salzsäurehaltig waren. Da
                              									schwefelsaures Magnesium mit Chlorbarium unter Fällung von
                              									schwefelsaurem Barium Chlormagnesium gibt, welches beim Erhitzen
                              									unter Abscheidung von Magnesiumhydrat und Entwicklung von
                              									Chlorwasserstoff theilweise zersetzt wird, so ist bei Anwendung
                              									eines bittersalzhaltigen Speisewassers die Gefahr, derartige
                              									saure Dämpfe nach dem Zusatz von Chlorbarium zu erhalten,
                              									allerdings nicht ausgeschlossen. Zu berücksichtigen ist ferner
                              									der Einfluß der gebildeten Chloride auf das Rosten des Eisens
                              									(1876 219 526). Ueberschüssiges
                              									Chlorbarium greift nach den Versuchen von BeutherZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1864 S.
                                    									283. Eisen, Kupfer und Messing nicht an.
                           Wie nicht anders zu erwarten, kommen mehrere sogen.
                              									Kesselsteinpulver im Handel vor, welche Chlorbarium enthalten.
                              									Sauerwein hat ein derartiges Mittel
                              									untersucht, welches aus 86 Proc. Chlorbarium und 14 Proc. Kohle
                              									bestand (1863 167 464).
                           Das Hallogenin, welches von Berlin aus
                              									in den Handel gebracht wurde, bestand aus 17 Proc. Chlorbarium,
                              									65 Proc. Salmiak und 18 Proc. Cattechu. O. Kohlrausch (1871 200 264) bemerkte, daß das Wasser
                              									bei Anwendung dieses Mittels stark schäumte, die Maschinentheile
                              									beschmutzt wurden, und daß dennoch die Kesselsteinbildung nicht
                              									verhütet war. HornZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1875 S.
                                    									399. hat einen Kessel gesehen, welcher nach Anwendung
                              									von Hallogenin in allen Fugen undicht geworden war; die Bleche
                              									waren derart angegriffen, daß sich in dem Kessel etwa 80k
                              									pulverförmiges Chloreisen fanden.
                           Marohn's Anti-Kesselstein.
                              									„Bei Anwendung dieser Composition wird der in
                                 									Dampfkesseln oder Locomotiven lagernde Kessel- oder Wasserstein
                                 									vollständig gelöst, eine Neubildung vermieden, jeder Explosion vorgebeugt und 30 bis 40
                                 									Proc. an Brennmaterial erspart....“ so behauptet Ad.
                              									Marohn in Berlin. Für je 1e
                              									sollen monatlich 250g dieses Antikesselsteines durch
                              									das Mannloch oder im  Speisewasser gelöst in den Kessel
                              									gebracht werden; bei schon vorhandenem Kesselstein die doppelte
                              									Menge. Es werden 6 Mischungsverhältnisse vorräthig gehalten: 3
                              									für Brunnen- und Quellwasser und je eine für Flußwasser,
                              									Seewasser und Locomotiven. Selbstverständlich liegen die
                              									günstigsten Gutachten von Th. Werner
                              									u. A. vor. Schädler und Gnuschke in Berlin bescheinigen, daß
                              									diese Composition in ihrer Wirkung ausgezeichnet sei, das
                              									Kesselblech in keiner Weise angreife u. s. w.
                           Von Ingenieur Grabau erhielt Verfasser
                              									die Probe (I) eines Absatzes aus
                              									einem Dampfkessel, in welchem Chlorbarium gebracht war und eine
                              									Probe (II) aus einem daneben
                              									liegenden Kessel, der mit demselben Wasser gespeist, aber mit
                              									Antikesselstein versorgt war. Die bei der Untersuchung
                              									gefundenen Bestandtheile entsprachen folgender
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Calcium
                                 70,08
                                 66,03
                                 
                              
                                 Kohlensaures Calcium
                                 9,42
                                 8,85
                                 
                              
                                 Magnesiumhydrat
                                 7,20
                                 6,19
                                 
                              
                                 Eisenoxyd, löslich in Salzsäure
                                 —
                                 3,42
                                 
                              
                                 „unlöslich in Salzsäure
                                 9,09
                                 10,94
                                 
                              
                                 Alkalien, Wasser, Verlust
                                 4,21
                                 4,57
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Das hierbei verwendete Marohn'sche
                              									Kesselsteinpulver bestand aus:
                           
                              
                                 Krystallisirtem Chlorbarium
                                 74,10
                                 
                              
                                 Salmiak
                                 12,37
                                 
                              
                                 Eisenocker
                                 10,01
                                 
                              
                                 Wasser und Verlust
                                 3,52
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Drei direct von Berlin bezogene Proben
                              									unterschieden sich von der vorliegenden so wenig, daß man
                              									vermuthen sollte, die geringen Abweichungen in der quantitativen
                              									Zusammensetzung hätten ihren Grund lediglich in der mangelhaften
                              									Mischung der Bestandtheile.
                           Offenbar ist der Eisenocker nur zugesetzt, um die Erkennung der
                              									beiden andern Bestandtheile zu erschweren. 1k
                              									dieses Gemisches kostet 2 M., reeller Werth höchstens 1 M.
                           Ob ein Theil des löslichen Eisenoxydes aus dem Kessel oder aus
                              									dem zugesetzten Eisenocker stammt, wagt Verfasser nicht zu
                              									entscheiden. Jedenfalls sprechen die eben erwähnten übeln
                              									Erfahrungen, welche mit dem ähnlichen Hallogenin gemacht sind,
                              									gegen die Verwendung des Antikesselsteines.
                           Das Kesselsteinpulver von A. Weyel in
                              									Berlin bestand aus 41 Th.  Eisenchlorür, 4 Th. Chlorbarium, 28 Th.
                              									Salmiak und 27 Th. Unlöslichem. 1k wurde zu 1,2 M. verkauft.
                              									Wie vorauszusehen, hat sich dasselbe durchaus nicht
                              									bewährt.Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1864 S.
                                    									286.
                           Katalan wurde im J. 1867 von Israel, Jonath und Comp. in Berlin 1k zu 0,5 M. verkauft und von Prof.
                              									Sonnenschein empfohlen. BodenbenderFünftes Flugblatt des Magdeburger
                                    									Dampfkesselrevisionsvereins. glaubt, dasselbe habe
                              									aus einem Bariumsalze mit Kalk bestanden.
                           Kalk. Wird ein Wasser, welches
                              									Calciumbicarbonat enthält, mit Kalkwasser versetzt, so bildet
                              									sich einfachkohlensaures Calcium, welches in sehr schwer
                              									löslichen Flocken (1874 212 216) ausgeschieden wird:
                           (CaO, CO2 + HO,
                                    									CO2) + CaO, HO =
                              									2CaO,
                                    									CO2 + 2HO oder
                           H2Ca
                              									(CO3)2 + CaO2 H2 = 2
                              									Ca CO3 + 2H2O
                           100 Th. als Bicarbonat gelöstes
                              									kohlensaures Calcium geben demnach 200 Th., oder genau die
                              									doppelte Menge des Niederschlages, welcher beim Erhitzen des
                              									Wassers entstanden sein würde. Außerdem wird das kohlensaure
                              									Magnesium und, bei hinreichendem Kalkzusatz durch Zersetzung der
                              									leicht löslichen Magnesiumverbindungen, Magnesiumhydrat gefällt.
                              									So schätzenswerth Kalkmilch zur Abscheidung dieser Bestandtheile
                              									des Speisewassers, bevor dasselbe in den Kessel kommt, auch sein
                              									mag, so wenig rationell ist es, dieselbe, wie v. ReicheH. v. Reiche: Anlage und Betrieb der Dampfkessel. 2. Auflage
                                    									(Leipzig 1876) S. 277. meint, in den Dampfkessel zu
                              									bringen. Abgesehen von den dadurch gebildeten mächtigen
                              									Schlammmassen, welche leicht festbrennen, kann überschüssiger
                              									Aetzkalk für die Dampfkessel doch sehr gefährlich werden (1874
                              									212 218). Daß Kalk die Bildung einer festen Kruste aus
                              									gypshaltigem Wasser nicht verhindern kann, liegt auf der
                              									Hand.
                           Kesselsteinpulver von May in Bukau. Verfasser erhielt von dem
                              									Vorsitzenden des Hannoverschen Dampfkesselrevisionsvereins Hrn.
                              									A. Knövenagel unter obiger
                              									Bezeichnung ein graues Pulver zur Untersuchung, welches, in die
                              									Dampfkessel gebracht, natürlich jede Kesselsteinbildung verhüten
                              									soll. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Calciumhydrat (CaO, HO)
                                 56,03
                                 
                              
                                 Calciumoxyd (CaO)
                                 9,46
                                 
                              
                                 Calciumcarbonat (CaO, CO2)
                                 22,45
                                 
                              
                                 Magnesiumoxyd (MgO)
                                 0,82
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde (Fe2O3, Al2O3)
                                 6,63
                                 
                              
                                 Sand
                                 1,10
                                 
                              
                                 Chlor, Schwefelsäure, Alkalien, Verlust
                                 3,51
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           
                           Es liegt hier also ein sehr mittelmäßiger
                              									Kalk vor, welcher an der Luft zerfallen ist, wahrscheinlich die
                              									zusammengekehrten Abfälle einer Kalkbrennerei. 100k
                              									werden mit 60 M. verkauft; wirklicher Werth höchstens 2 M. und
                              									als Kesselsteinverhütungsmittel in der Regel negativ.
                           Paralithicon minerale. Vor einem Jahre
                              									legte Ingenieur Bachmann im
                              									Hannoverschen Bezirksvereine deutscher Ingenieure ein von
                              									Leopold Cohn und Comp. in Berlin unter obiger Bezeichnung
                              									als Universalmittel gegen den Kesselstein in den Handel
                              									gebrachtes weißes, feuchtes Pulver vor. Nach der beigelegten
                              									Gebrauchsanweisung soll für je 3m,9 feuerberührter Fläche 1k
                              									dieses Pulvers, in heißem Wasser gelöst, durch das Mannloch oder
                              									Sicherheitsventil in den Dampfkessel gebracht werden. Bei
                              									12stündiger Arbeit soll man nach 6 bis 8 Wochen nur Schlamm im
                              									Kessel finden. Die bei einer vom Verfasser ausgeführten Analyse
                              									gefundenen Bestandtheile dieses Pulvers entsprechen folgender
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Calciumcarbonat (CaCO3)
                                 41,05
                                 
                              
                                 Calciumhydrat (CaO2H2)
                                 5,18
                                 
                              
                                 Magnesiumoxyd (MgO)
                                 0,62
                                 
                              
                                 Natriumhydrat (NaOH)
                                 22,60
                                 
                              
                                 Natriumsulfat (Na2SO4)
                                 6,67
                                 
                              
                                 Natriumchlorid (NaCl)
                                 4,64
                                 
                              
                                 Organisches (Leim)
                                 4,12
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                 0,41
                                 
                              
                                 Wasser
                                 13,56
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 98,85.
                                 
                              
                           Die beigemischte organische Substanz ist stark stickstoffhaltig
                              									und entwickelt beim Erhitzen intensiven Leimgeruch. Da das
                              									Pulver ferner geringe Mengen Phosphorsäure enthält, so darf man
                              									wohl annehmen, daß Knochenleim verwendet wurde. Hiernach läßt
                              									sich ein dem vorliegenden im Wesentlichen gleiches Gemisch
                              									herstellen aus
                           
                              
                                 10
                                 Th. zu Pulver gelöschtem Kalk
                                 
                              
                                 10
                                 Th. ordin. calcinirter Soda
                                 
                              
                                 1
                                 Th. Knochenleim.
                                 
                              
                           100k desselben werden mit 96 M.
                              									verkauft, reeller Werth kaum 20 M.
                           An der Spitze der natürlich nicht fehlenden
                              									„Atteste“ bescheinigt Prof. F. L. Sonnenschein in Berlin, daß das
                              									Paralithicon nach einer in seinem Laboratorium ausgeführten
                              									Analyse keine Stoffe enthalte, welche auf Dampfkessel und deren
                              									Armaturen einen zerstörenden Einfluß ausüben könnten. —
                              									Es ist wirklich unverzeihlich, daß ein deutscher Professor auf
                              									diese Weise die Verbreitung eines nicht preiswürdigen
                              									Geheimmittels fördern mag.
                           
                           Allerdings können aus einem Wasser, welches namentlich die
                              									Bicarbonate des Calciums und Magnesiums enthält, diese
                              									Kesselsteinbildner durch einen passenden Zusatz des Mittels
                              									pulverförmig abgeschieden werden; durch den Kalkzusatz wird aber
                              									die Menge des leicht festbrennenden Schlammes fast verdoppelt.
                              									Da ferner der Zusatz nicht nach der Beschaffenheit und Menge des
                              									verdampften Wassers, sondern merkwürdiger Weise nach der Größe
                              									der Heizfläche bemessen werden soll, so wird fast immer zu wenig
                              									oder zu viel zugesetzt werden. Wie bedenklich aber Aetzkalk und
                              									Leim für den Kessel sind, wurde bereits hervorgehoben. StrohmerKohlrausch's Organ für
                                    									Rübenzuckerindustrie, 1875 S. 788. berichtet denn
                              									auch schon über sehr üble Erfahrungen, welche beim Gebrauch
                              									dieses Universalmittels gemacht worden sind.
                           Das Lithoreactiv von Weiß in Basel bestand aus Kalkmilch,
                              									Natronlauge und Melasse (1869 194
                              									249); später setzte
                              									derselbe noch etwas Theriak hinzu, wohl nur um die Sache etwas
                              									geheimnißvoller zu machen.
                           Aetzende und kohlensaure Alkalien. Dam (1853 128 75) schlug
                              									vor, eine concentrirte Lösung von Kalium- oder Natriumhydrat in
                              									die Kessel zu bringen. Auch TrebitzPolytechnisches Centralblatt, 1870 S. 360. will
                              									Natriumlauge anwenden. KnappKnapp: Chemische Technologie, S.
                                    									72. spricht sich mit Recht dagegen aus.
                           Kuhlmann(1841 80377) und Fresenius (1853 127 281) empfehlen
                              									gegen die Bildung fester Krusten, Soda in die Dampfkessel zu
                              									bringen. Von anderer Seite wurde dagegen die Beobachtung
                              									gemacht, daß die Kesselbleche nach Anwendung der Soda sehr stark
                              									angegriffen wurden. Zimmer schreibt
                              									diese schlimmen Erscheinungen dem Cyangehalt der gewöhnlichen
                              									Soda zu (1853 130 153) — eine Angabe,
                              									welche bezweifelt werden muß, CorputHeller: Kesselsteinbildung (Prag
                                    									1857). ihrer Verunreinigung durch Glaubersalz (Na2 SO4).
                              									BolleyBolley:
                                    									Chemische Technologie des Wassers, S. 48. empfiehlt
                              									wenigstens darauf zu sehen, daß sie nicht in zu großem
                              									Ueberschuß vorhanden sei, und Varrentrapp, nur solche Soda anzuwenden, welche nicht mit
                              									Kochsalz oder Glaubersalz verunreinigt ist.Wagner's Jahresbericht, 1866 S.
                                    									511.
                           Calciumsulfat zersetzt sich mit Soda nach folgender
                              									Gleichung:
                           CaO, SO3 + NaO,
                                    									CO2 = CaO, CO2 + NaO, SO3 oder
                           Ca SO4 + Na2 CO3 = Ca CO3 +
                              									Na2SO4.
                           136g schwefelsaures Calcium oder
                              									172g Gyps (Ca SO4 . 2H2O) erfordern also zu ihrer völligen Zersetzung 106g
                              									kohlensaures Natrium  oder 286g krystallisirte Soda. In ähnlicher
                              									Weise werden auch die übrigen Calcium- und Magnesiumverbindungen
                              									als Carbonate gefällt unter gleichzeitiger Bildung der
                              									entsprechenden leichtlöslichen Natriumsalze. Leider kann aber
                              									der ausgeschiedene Schlamm leicht festbrennen, so daß diese im
                              									Kessel selbst ausgeführte Fällung nicht empfehlenswerth ist.
                           Watteau (1845 98 331) ließ sich
                              									eine Anzahl Gemische patentiren, welche wesentlich aus Soda und
                              									Potasche bestehen. Hatfull
                              									(englisches Patent vom 24. Januar 1873) will eine Lösung von
                              									Natron, Potasche und Terra japonica verwenden. Ray (englisches Patent vom 17. Juni 1873)
                              									empfiehlt ein Gemisch von 12 Th. Hudson's Seifenextract
                              									(wesentlich Soda), 3 Th. Graphit und 1 Th. Borax; Travis Natronwasserglas, Natriumphosphat
                              									und Carageen.
                           Chandelon schlug vor, 5k
                              									Ochsenblut, 2k Stärke und 2k oda zusammengemischt und
                              									getrocknet in den Kessel zu bringen. MorteletteWagner's Jahresbericht, 1874 S. 824. ließ sich ein
                              									Gemisch aus Sägemehl, Soda, verkohltem Tannenholz und Thon
                              									patentiren, Morgan eine Flüssigkeit
                              									aus Natriumhydrosulfit, Cochenille und Verbenaöl.
                           Von sonstigen Vorschlägen, die Kesselsteinbildner im Dampfkessel
                              									selbst pulverförmig abzuscheiden, mögen noch folgende erwähnt
                              									werden. Lechatelier (1843 87 77) schlägt vor, bei Verwendung saurer Grubenwässer
                              									Kreide oder Zink in den Dampfkessel zu geben. Delandre (1852 124 235) will
                              									Zinnchlorür, Müller phosphorsaures
                              									Natrium, LagrangeBerichte der deutschen chemischen
                                    									Gesellschaft, 1872 S. 742. phosphorsaures Ammoniak
                              									verwenden. Baldvin (engl. Patent vom
                              									4. September 1871) schlägt ein Gemisch von 80 Th. Wermuthsalz,
                              									10 Th. Salmiak, 5 Th. oxalsaures Ammoniak, 1 Th. Mandelöl, 1 Th.
                              									Carbolsäure mit 50 Th. Wasser vor; — bei schon
                              									vorhandener Kruste: 40 Th. Ueberchlorsäure, 10 Th. Stickoxyd, 10
                              									Th. Oxalsäure, 2 Th. Caramel, 2 Th. Palmöl, 38 Th. Wasser.
                              									Selbstverständlich kann dieses Gemisch gar nicht hergestellt
                              									werden. Ueber den Werth oder Unwerth dieser Vorschläge wird man
                              									nicht zweifelhaft sein.
                           Ausblasen. Mandsley und Field (1826 19
                              									134) ließen sich bereits
                              									eine Vorrichtung patentiren, durch häufiges Ausblasen die
                              									Bildung fester Kesselsteinkrusten und, namentlich bei
                              									Schiffskesseln, die zu große Concentration des Kesselwassers zu
                              									verhüten. Russel (* 1843 89 249), Mather (* 1850 118 253) und Long (* 1861 160 174) beschreiben Salinometer, Mather, Davis und Hardester (*
                              									1872 204 353) Vorrichtungen zum
                              									Ausblasen. Davison (1861 160 421)  und O. Dingler
                              									(1861 161 326) besprechen den durch das
                              									Ausblasen bewirkten Wärmeverlust. (Vgl. ferner Seward und Smith S. 174 dieses Aufsatzes und *1866 182 5.)
                           NeuerdingsZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1872 S.
                                    									79. wurde auch für Landkessel das Abblasen als
                              									wirksames Mittel zur Verhütung von Kesselstein empfohlen. Da die
                              									Carbonate von Calcium und Magnesium schon beim Kochen, das
                              									schwefelsaure Calcium bei 130 bis 140° unlöslich
                              									abgeschieden werden (1874 212 210), so ist die Bildung von
                              									Kesselsteinkrusten durch häufiges Ausblasen nicht zu verhindern,
                              									wie dieses auch schon von Cousté
                              									(1852 125 258), HasencleverZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1872 S.
                                    									471. u. A. (1826 19 316) beobachtet wurde.
                           
                              (Schluß folgt.)