| Titel: | Ueber das Fehlerglied der einfachen Schiebersteuerung; von Victor H. Sirk in Pola. | 
| Autor: | Victor H. Sirk | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. [ad] | 
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                        Ueber das Fehlerglied der
                           								einfachen Schiebersteuerung; von Victor H. Sirk in Pola.
                        Mit Abbildungen auf Taf. A.
                        Sirk, über das Fehlerglied der einfachen
                           								Schiebersteuerung.
                        
                     
                        
                           Die Dampfvertheilung, d. i. das
                              									abwechselnde Zulassen des Arbeitsdampfes zu den beiden
                              									Cylinderenden und dessen Entleerung, wird bei stationären
                              									Maschinen und insbesondere bei Dampfmaschinen, welche der
                              									Transportindustrie dienen, fast ausnahmslos durch
                              									Schiebersteuerungen besorgt, die durch Kurbeln oder Excenter
                              									bewegt werden. Der Muschelschieber der einfachen
                              									Schiebersteuerung überdeckt in der mittlern Stellung die beiden
                              									Einströmungsspalten — um die äußere Deckung auf der
                              									Admissionsseite und um die innere Deckung auf der Exhaustseite.
                              									Es genügt demnach, den Schieberweg,
                              									d. i. jene Strecke, um welche die Schieberplatte aus der
                              									mittlern Stellung gerückt wurde, festzustellen, um die jeweilige
                              									Eröffnung des Canals zu bestimmen, die einem gegebenen
                              									Drehwinkel der Kurbel entspricht. Man gewinnt ein Bild der
                              									Dampfvertheilung, indem man den Schieberweg vom Drehwinkel
                              									ω abhängig durch die festen Dimensionen der Steuerung
                              									ausdrückt. Das Bewegungsgesetz der Schieberplatte ist durch die
                              									Excentricität, die Länge der Excenterstange und relativ zur
                              									Kurbelbewegung durch den Voreilungswinkel bedingt.
                           Es bedeutet Od in Figur 1
                              									die Kolbenkurbel und Oe die
                              									Schieberkurbel oder Excentricität; eOA = δ ist der Voreilungswinkel. Denkt man sich
                              									vorerst die Bewegung des Kreisexcenters durch eine unendlich
                              									lange Excenterstange e n auf den
                              									Schieber übertragen, so folgt jeder ihrer Punkte dem gleichen
                              									Bewegungsgesetze, weshalb ein beliebiger Punkt der Schubstange
                              									e n — beispielsweise auch der
                              									Mittelpunkt e der excentrischen
                              									Scheibe — als Schiebermittel angesehen werden kann. Der
                              									Voraussetzung einer unendlich langen Excenterstange könnte
                              									constructiv durch Figur 3
                              									Genüge geleistet werden, indem die Schieberkurbel in einem
                              									Gleitrahmen der gerade geführten Schieberstange arbeitet.
                           Bei der Drehung der Achse wird der Mittelpunkt e den Kreis der Excentricität
                              									beschreiben und das Schiebermittel zwischen den Punkten  e1, und
                              									e2
                              									führen, der Durchmesser e1 e2 stellt den vollen Ausschub dar.
                              									Für die beim Drehwinkel dOD = eOE = ω stattfindende allgemeine
                              									Lage der Kolbenkurbel in DO befindet
                              									sich das Schiebermittel in E
                              									— oder mit Bezug auf die Strecke e1 e2 in M, weil die unmittelbar auf den Schieber
                              									übertragene Horizontalbewegung des Punktes E durch dessen Projection M dargestellt wird. Der Schieber muß auf
                              									gleiches Voreilen adjustirt werden, weshalb bei den Stellungen
                              									der Kolbenkurbel in den todten Punkten gleiche Ausschübe
                              									stattfinden sollen. Der Schwingungsmittelpunkt der
                              									Schieberbewegung ist daher zwischen den beiden Stellungen e3 und
                              									e4,
                              									welche der Schieber hierbei einnimmt, zu suchen.
                           Nach der Construction der Figur muß Oe3 = Oe4
                              									sein, weshalb für diesen Fall der Schwingungsmittelpunkt mit dem
                              									Punkte O zusammenfällt. Für die
                              									allgemeine Lage ist daher OM der
                              									Schieberweg, welcher sich aus dem Dreiecke OEM mit OM =
                              									s = r
                              									sin
                              									(ω + δ) bestimmt (Zeuner: Schiebersteuerungen S. 22). Denkt man sich nun das
                              									rechtwinklige Dreieck OEM aus der
                              									Figur 1 herausgehoben und in Figur 2 an
                              									die Linie OE = r, welche unter dem Voreilungswinkel YOE = δ gezogen wurde, so muß der
                              									Punkt M in der Peripherie eines
                              									Kreises liegen, welcher über OE als
                              									Durchmesser verzeichnet wurde, weil alle Winkel im Halbkreise
                              									rechte Winkel sind. Nachdem aus Figur 1
                              									< EOM = 90 - (ω +
                              									δ) ist, folgt, daß < MOA = ω sein muß, und es stellt daher die Sehne MO den Schieberweg für den Drehwinkel
                              									ω unmittelbar dar.
                           Nimmt man OM als die allgemeine Lage
                              									der unter dem Drehwinkel MOA =
                              									ω gezogenen Sehne an und vervollständigt die Figur durch
                              									die Linien AM und AE, so folgt, weil in einem
                              									Sehnenvierecke AOEM das Product der
                              									Diagonalen gleich der Summe der Producte aus den Gegenseiten
                              									ist:
                           OM × AE = AM
                              									× OE + OA × EM.
                           Durch Einsetzen der Werthe AE = r cos
                              									δ, AM = r sin
                              									ω (als Sehne des Peripherieminkels ω), OE = r, OA = r sin
                              									δ, EM = r cos (ω + δ) erhält
                              									man aus obiger Gleichung:
                           OM × r cos δ = r sin
                              									ω × r + r sin δ × r cos (ω + δ), woraus
                              									sich OM = r sin (ω + δ) berechnet.
                           Es stellt demnach die unter dem Drehwinkel ω gezogene
                              									Sehne den jeweiligen Schieberweg nach der angenommenen
                              									Bewegungsübertragung dar. (Zum gleichen Resultate gelangt man
                              									durch Betrachtung des Sehnenviereckes OBEM. Der einfachste Beweis für die Construction der
                              									Function r sin (ω + δ) von
                              									Haedicke findet sich in diesem
                              									Journal, 1870 197 99.)
                           
                           Es ist ersichtlich, daß das Zeuner'sche Kreisdiagramm dem Einfluß
                              									der endlichen Länge der Excenterstange nicht Rechnung trägt und
                              									die Normaldampfvertheilung nach den Daten r und δ so angibt, als ob das Excenter an einer
                              									unendlich langen Schubstange oder in einem Gleitrahmen arbeiten
                              									würde. Bei besonderer Betrachtung der Locomotivsteuerungen
                              									erfordert dieser beirrende Einfluß keine Berücksichtigung, wohl
                              									aber bei Schiffsmaschinen, bei welchen häufig die Excenterstange
                              									durch Raumverhältnisse außerordentlich kurz bedingt wird.
                           Beispielsweise ist in Figur 5
                              									die äußere Steuerung einer ausgeführten Schiffsmaschine
                              									dargestellt, die 2r = 145 und 1 =
                              									355 aufweist — Daten, welche das Verhältniß l/r <
                              									5 ergeben, obwohl dieses nach den angegebenen, nicht
                              									übereinstimmenden Coten 5¼ sein soll. Durch die
                              									vorgeführte Anordnung werden übrigens nicht die ungünstigsten
                              									Verhältnisse dargestellt, welche noch Verwendung finden. Dem
                              									Uebelstande wird zuweilen durch die Anbringung von Schiebern mit
                              									doppelter Einströmung begegnet, weil die Canalbreite und der
                              									Schieberweg vermindert wird. Die Erzeugung und Adjustirung der
                              									Vertheilungsschieber wird aber hierbei umständlicher und
                              									kostspieliger, weshalb in vielen Fällen zum Nachtheil der
                              									richtigen Dampfvertheilung der einfache Schieber selbst für
                              									minder günstige Verhältnisse beibehalten wird.
                           Die Abweichung der wirklichen Schiebercurve von dem
                              									Kreisdiagramme der Normaldampfvertheilung wird von Zeuner in seinem bekannten Werk über
                              									Schiebersteuerungen (auf dessen vierte Auflage alle bezogenen
                              									Seitenzahlen hinweisen) durch das Fehlerglied z in mathematischer Form dargestellt und
                              									in seinem ersten Ausdrucke durch Herm. Fuhst graphisch verzeichnet (vgl. * 1858 150 241).
                           Das Rechnen der Werthe für den Schieberweg hat für den
                              									Constructeur wenig Anziehendes — eine auf unmittelbare
                              									graphische Versuche basirte Construction von Schieberellipsen
                              									ist ermüdend und im verkleinerten Maßstab von problematischem
                              									Werth, so daß der Constructeur gezwungen ist, zu
                              									Steuerungsmodellen seine Zuflucht zu nehmen, wenn eine
                              									Vernachlässigung des Einflusses der endlichen Länge der
                              									Excenterstange zu beirrenden Differenzen Anlaß gibt.
                              									Steuerungsmodelle aber, welche häufig in sehr verjüngtem
                              									Maßstabe ausgeführt werden, bieten bei dem todten Gang und
                              									falschen Spiel der einzelnen Gelenke geringe Sicherheit für das
                              									Gelingen des richtigen Entwurfes einer Steuerung und erfordern
                              									große Genauigkeit der Beobachtung, weil die Momente und Phasen
                              									der Dampfvertheilung nicht unmittelbar präcis markirt werden,
                              									wie auch Ausdauer im Ausführen von Versuchsreihen, welche  es
                              									erklärlich scheinen läßt, daß Schiffsmaschinen in ihren
                              									Diagrammsätzen häufig so mangelhafte Dampfvertheilung beim
                              									Wechseln des Füllungsgrades anzeigen. Die Aufgabe, eine für
                              									Füllungen von 10 bis 50 Proc. vollkommen richtig functionirende
                              									Steuerung zu erlangen, ist bei der complexen Wirkungsweise der
                              									gebräuchlichsten Dampfvertheilungsapparate bei Schiffsmaschinen
                              									von der größten Wichtigkeit und Schwierigkeit, und erschöpft an
                              									Steuerungsmodellen die Geduld selbst gewissenhafter
                              									Constructeure.
                           Die unmittelbare Folge einer mangelhaften Dampfvertheilung ist
                              									ein unruhiger hinkender Gang der Maschinen, welcher sich bei
                              									Aenderungen des Füllungsgrades so vermehren kann und vermehrt,
                              									daß ein Ausnützen der Maschinen nach ihrer
                              									Maximalleistungsfähigkeit mit der nöthigen Sicherheit des
                              									Betriebes unvereinbar ist. Verbinden sich diese Folgen an einer
                              									mit schlechtem Materiale gebauten Maschine mit einem wenig
                              									rationellen Betrieb, so sind Stöße und Schläge, gelockerte
                              									Dichtungen, warmlaufende Lager und angegriffene Drehzapfen
                              									— kurz häufige Havarien und rasche Abnützung die
                              									Consequenzen eines viereckigen stoßenden Ganges der Maschinen
                              									und theilweise die mittelbaren Folgen einer unrichtigen
                              									Dampfvertheilung.
                           Zur Versinnlichung der Dampfvertheilung bei Schiffsmaschinen mit
                              									kurzen Excenterstangen und zur Lösung aller einschlägigen Fragen
                              									eignen sich besonders das Zeuner'sche und Reuleaux'sche
                              									Schieberdiagramm, weil der beirrende Einfluß der endlichen Länge
                              									leicht graphisch dargestellt und die Abweichung der wirklichen
                              									Schiebercurve von dem Normalkreisdiagramm durch eine einfache
                              									Construction bestimmt werden kann.
                           Einfluß der endlichen
                                 									Länge der Excenterstange.
                           Die Führung des Dampfschiebers wird in Wirklichkeit durch eine
                              									Excenterstange besorgt, welche gegen die Führungsmittellinie
                              									eine vom Drehwinkel ω abhängige geneigte Lage einnimmt,
                              									wodurch das Bewegungsgesetz der Schieberplatte beeinflußt und
                              									Abweichungen von der Normaldampfvertheilung hervorgerufen
                              									werden, welche bei geringer Länge der Excenterstangen
                              									berücksichtigt werden müssen.
                           Es seien in Figur 4
                              									die früher gewählten Bezeichnungen beibehalten und die
                              									Excenterstange in B mit der
                              									Schieberstange in einem Gelenke verbunden. Es mag nun B als Mittelpunkt des Schiebers
                              									angesehen werden, weil alle Punkte der Schieberstange die
                              									gleiche Bewegung verfolgen. Unter der Annahme einer unendlich
                              									langen Schieberstange befände sich der Dampfschieber bei der
                              									allgemeinen Lage DOE in N oder N′. Wegen der geneigten Lage der Excenterstange ist
                              									das Schiebermittel  erst in B
                              									angelangt, und es ist daher BN′ die Abweichung gegen den vorigen Fall. Mit
                              									Bezug auf die Strecke e1 e2 befindet sich das Schiebermittel
                              									für den Drehwinkel ω nicht mehr in M, sondern in M′,
                              									welcher Punkt bestimmt wird, indem man aus B den Kreisbogen EM′ verzeichnet. Außerdem muß jedoch berücksichtigt
                              									werden, daß der Schwingungsmittelpunkt bei der erforderlichen
                              									Adjustirung auf ein gleiches lineares Voreilen nach links
                              									verrückt wird. Bei den Stellungen der Dampfkurbel in den todten
                              									Punkten befindet sich der Mittelpunkt der excentrischen Scheibe
                              									in e und e′, der Schieber in b
                              									oder b′, oder auf der Strecke
                              									e1
                              									e2
                              									in L und K. Der Schwingungsmittelpunkt X liegt in der Mitte zwischen K und L, und er erscheint um
                              									OX = Ke3 = Le4 =
                              									bn′ aus dem Mittelpunkt O nach links gerückt. Für den Drehwinkel
                              									ω ist nun XM′ der
                              									Schieberweg, d, i. jene Strecke, um welche der Schieber bei
                              									einer Adjustirung auf gleiches Voreilen aus dem
                              									Schwingungsmittelpunkte X gerückt
                              									ist. Der Schieberweg XM′
                              									stellt sich nun dar als
                           XM′ =
                              									ξ MO + OX - MM′.
                           Nun ist aber MO = s der durch das
                              									Kreisdiagramm dargestellte Schieberweg bei unendlich langer
                              									Schubstange, weshalb
                           ξ = s +
                              									OX - MM′.
                           Der Ausdruck OX - MM′ stellt also
                              									die durch den Einfluß der endlichen Länge der Excenterstange
                              									hervorgerufene Abweichung von dem durch das Zeuner'sche
                              									Kreisdiagramm angezeigten Schieberweg dar, und es mag dieser
                              									Fehler bei genügender Länge der Excenterstange vernachlässigt
                              									werden oder durch die folgende Construction Berücksichtigung
                              									finden.
                           Construction des
                                 									Fehlergliedes.
                           Man verzeichnet sich das Zeuner'sche Kreisdiagramm nach der
                              									Normaldampfvertheilung, zieht durch E die Linie ED (Fig.
                                 									6) parallel zur OX und
                              									beschreibt aus einem ihrer Punkte D
                              									durch A den Kreisbogen AC mit der Länge der Excenterstange als
                              									Radius. Für die allgemeine Lage der Dampfkurbel unter dem
                              									Drehwinkel ω bestimmt sich das Fehlerglied oder die
                              									Abweichung z = OX - MM′ (Fig. 4),
                              									indem man EH = EM aufträgt und GH parallel zu OX (Fig.
                                 									6) zieht.
                           GH ist das Fehlerglied, und zwar
                              									liegen positive Werthe links und negative Werthe rechts von der
                              									Linie AE. GH als positiver Werth vermehrt den positiven Schieberweg
                              									OM, und man erhält daher den wahren
                              									Ausschlag, indem man ML = GH aufträgt. OL ist der wahre Schieberweg. Für den Drehwinkel 180 +
                              									ω ist der Schieberweg negativ, weil man die Linie OM′ verlängern muß, um die Sehne
                              									OM im positiven  Schieberkreis
                              									zu erlangen. Der positive Werth GH
                              									des Fehlergliedes wird den numerisch gleichen Schieberweg OM′ vermindern, und es ist der
                              									wahre Schieberweg OL′ = OM′ - M′L′, wobei M′L′ = GH ist.
                           Der Beweis für die Richtigkeit der Construction stützt sich auf
                              									eine Vergleichung der Figuren CEA
                              									(Fig. 6) und Le4e (Fig.
                                 									4), ferner CFG (Fig.
                                 									6) mit MM′E (Fig. 4),
                              									woraus erhellt, daß CE = Le4 =
                              									OX und CF = M′M, weshalb GH = FE = OX - M′M ist. (Es muß noch
                              									erwähnt werden, daß Figur 6
                              									doppelt so große Constructionsdaten aufweist als Figur 4.)
                              									Weiterhin erhellt, daß das Fehlerglied ML (Fig. 6)
                              									nichts anders als der Abstand des Mittelpunktes X′ der Ausschübe für ω und
                              									180 + ω vom Schwingungsmittelpunkt O ist. Für LL′ ist X′ der Mittelpunkt der Schwingung
                              									und OX′ = LM = L′M′.
                           Für ω = 0 ist das Fehlerglied gleich Null und das
                              									Kreisdiagramm erschöpft in OA die
                              									Function des Schieberweges. Bei der Drehung wird das Fehlerglied
                              									immer größer und vermehrt als positiver Werth den Schieberweg
                              									des Kreisdiagrammes. Bei ω = 90 - δ ist in CE das Maximum der Abweichung erreicht.
                              									(Dieses ist der Abstand des wahren Schwingungsmittelpunktes vom
                              									Mittel des ganzen Ausschubes.) Bei fortgesetzter Drehung wird
                              									die Abweichung der wahren Schiebercurve vom Normaldiagramme
                              									immer geringer, bis sie bei NOA =
                              									180 - 2δ wieder gleich Null wird und die wirkliche
                              									Schiebercurve neuerdings mit dem Normaldiagramme zusammenfällt.
                              									Man erlangt diesen Punkt N, indem
                              									man aus E den Kreisbogen AN verzeichnet. Nachdem < EOA = 90 - δ, folgt < NOA = 180 - 2δ. Das Abschneiden
                              									des Dampfes (Beginn der Expansion) tritt stets in der Nähe
                              									dieses Punktes ein, und man ersieht daher, wie vorzüglich das
                              									Zeuner'sche (als auch das Reuleaux'sche) Diagramm dem Entwurfe
                              									von einfachen Schiebersteuerungen dient, wenn durch die endliche
                              									Länge der Excenterstange nicht bedeutende Aenderungen
                              									hervorgerufen werden.
                           Von ω = 180 - 2δ bis 180 - δ wächst das
                              									Fehlerglied bis zum Werthe PQ.
                              									Dieses ist nun dem Zeichen nach negativ und vermindert den
                              									positiven Schieberweg. Von 180 - δ bis ω =
                              									180° fällt das Fehlerglied auf Null, nur wird nun der
                              									wirkliche Schieberweg numerisch größer, weil der Schieberweg s und das Fehlerglied z beide negativ sind.
                           Von ω = 180 bis 270 - δ wächst das Fehlerglied und
                              									vermindert als positiver Werth den negativen Schieberweg. Von
                              									ω = 270 - δ bis 360 - 2δ vermindert sich
                              									z (bis auf den Werth Null) und der
                              									Schieberweg, bis bei 360 - 2δ das Kreisdiagramm wieder
                              									mit der wirklichen Schiebercurve zusammentrifft. Von 360 -
                              									2δ wächst das Fehlerglied  numerisch bis
                              									360 - δ und fällt sodann bis ω = 360. In dieser
                              									Periode vermehrt das Fehlerglied den Schieberweg bis 360 -
                              									δ und vermindert denselben von 360 - δ bis auf den
                              									Ausgangspunkt OA.
                           Gleichung des
                                 									Schieberweges.
                           Mit Bezug auf den geometrischen Zusammenhang der Figur 4
                              									und Beibehaltung der gewählten Bezeichnungen bestimmt sich die
                              									Entfernung des Schiebermittels B für
                              									die allgemeine Lage OE mit OB = OM +
                              									MB. Die entsprechenden Werthe
                              									eingesetzt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 295
                              
                           Für die beiden todten Punkte findet
                              									man:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 295
                              
                           Der Abstand des Schwingungsmittelpunktes
                              									X′ vom Wellencentrum O ist daher gleich:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 295
                              
                           Der Abstand des Punktes B vom Schwingungsmittelpunkt X′ ergibt den Schieberweg für den
                              									Drehwinkel ω:
                           BX′ = OB - BX′ = ξ und
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 295
                              
                           Der Schieberweg kann also im Allgemeinen
                              									durch die Sehne des Kreisdiagrammes s = r sin (ω + δ)
                              									dargestellt werden; ξ = s +
                              									z, das Fehlerglied Textabbildung Bd. 220, S. 295 
                           Mit Bezug auf Figur 6
                              									ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 295
                              
                           oder da FG =
                              									EM = r
                              									cos
                              									(ω + δ) und AE = r cos δ, so folgt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 295
                              
                           woraus ersichtlich ist, daß das
                              									Fehlerglied in Figur 6
                              									auf vollkommen richtige Weise construirt wurde, ferner daß
                              									positive Werthe links von AE
                              									zählen.
                           Das Fehlerglied in der aufgestellten Form stimmt vollkommen mit
                              									dem von Zeuner (S. 16) entwickelten
                              									Ausdruck überein, wie man sich überzeugt, indem man die
                              									Wurzelgrößen nach dem binomischen Satz in Reihen entwickelt und
                              									mit Hilfe der Formel cos2 α - cos2 β = sin (α + β) ×
                              									sin
                              									(β - α) transformirt; wobei man erhält:
                           z = r2/2l sin (2δ + ω)
                              									sin
                              									ω + …
                           
                           Untersuchung des
                                 									Fehlergliedes.
                           Das Fehlerglied Textabbildung Bd. 220, S. 296 wird Null, wenn cos2 (ω + δ) = cos2 δ oder mit Benützung der obigen trigonometrischen
                              									Formel sin (2δ + ω) sin ω = 0 ist. Dieser
                              									Gleichung wird Genüge geleistet durch: ω = 0 und 180 oder
                              									180 - 2δ und 360 - 2δ, weil durch diese vier
                              									Werthe je einer der Factoren gleich Null wird. Es weist also das
                              									Kreisdiagramm für diese vier Drehwinkel keine Abweichung von der
                              									wirklichen Schiebercurve auf, sondern stellt den vollkommenen
                              									Werth aus Gleichung (1) dar.
                           Das Fehlerglied wird ein Maximum, wenn der erste
                              									Differentialquotient gleich Null wird:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 296
                              
                           Dieser Gleichung entsprechen vier Werthe: ω = (90 -
                              									δ), (180 - δ), (270 - δ) und (360 -
                              									δ), weil für jeden dieser Drehwinkel einer der Factoren
                              									des Zählers Null wird. Der zweite Differentialquotient zeigt
                              									durch sein Vorzeichen für ω - 90 - δ und 270 -
                              									δ ein Maximum und für ω = 180 - δ und 360 -
                              									δ ein Minimum (negatives Maximum) an.
                           Figur 10 zeigt in einem Diagramme den Einfluß der
                              									endlichen Länge der Excenterstange (das Fehlerglied) auf die
                              									Schieberbewegung. Auf die horizontale Linie M N wurde die Peripherie des Kreises der
                              									Excentricität Figur 5
                              									abgewickelt und der jeweilig stattfindende Schieberweg OM, das Fehlerglied GH und die wirkliche Function OL nach ihrem Zeichenwerth als Ordinaten
                              									aufgetragen, wodurch man drei Wellenlinien erhält. Die
                              									vollgezogene starke Linie bedeutet den rectificirten
                              									Schieberweg, die gestrichelte Linie stellt das Bewegungsgesetz
                              									bei unendlich langer Excenterstange und die flache, schwach
                              									gezogene Schlangenlinie das Fehlerglied dar.
                           Der Drehwinkel α, für welchen die Schieberplatte die
                              									Mittelstellung durchläuft, wird mit Rücksichtnahme auf das
                              									Fehlerglied gefunden, indem man f (ξ) = 0 [Gleichung (1)]
                              									setzt und aus dieser Gleichung den Werth ω = α
                              									sucht. Es findet also die Gleichung statt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 296
                              
                           woraus sich für sin (α + δ) zwei
                              									Werthe berechnen, welche die beiden Stellungen der Dampfkurbel
                              									bestimmen, wobei der Dampfschieber sich in der Mittellage
                              									befindet. Es ist Textabbildung Bd. 220, S. 296 
                           
                           Construction des
                                 									Fehlergliedes am Reuleaux'schen Diagramm.
                           Das von Reuleaux aufgestellte
                              									Kreisdiagramm eignet sich zur Untersuchung von Steuerungen mit
                              									kurzen Excenterstangen aufs Vollkommenste, nachdem der Einfluß
                              									der endlichen Länge der Excenterstange ganz unmittelbar
                              									ersichtlich gemacht werden kann.
                           Man verzeichnet dieses Diagramm, indem man Figur 7
                              									den Kreis der Excentricität mit dem Halbmesser OB = r
                              									beschreibt und die Linien RS und DE unter dem Voreilungswinkel SOX = EOY
                              									gegen die beiden Achsen X und Y zieht. Für die allgemeine Lage M unter dem Drehwinkel ω ist aus
                              									dem Dreieck MOH (MH senkrecht RS):
                           MH = OM sin MOH = r sin (ω + δ) =
                              									s.
                           Es stellt dieses Perpendikel MH unmittelbar den Schieberweg der
                              									Normaldampfvertheilung ohne Berücksichtigung der endlichen Länge
                              									der Excenterstange dar. Den beirrenden Einfluß des Fehlergliedes
                              									charakterisirt man durch den Kreisbogen KL, welchen man aus dem Punkte D der Linie DE mit der Länge
                              									der Excenterstange durch den Punkt A
                              									beschreibt (BA senkrecht RS), wodurch auf der Strecke MH des Schieberweges unmittelbar das
                              									Fehlerglied HG (abgeschnitten wird.
                              									GM ist somit der wahre Schieberweg
                              									für ω und M′ G′ für 180 + ω als
                              									Drehwinkel.
                           Man hat also bei Betrachtung des Diagrammes von Reuleaux nur die Linie RS durch den Kreisbogen LK zu ersetzen, um die wahren
                              									Schieberwege zu finden. Man wird daher von D aus die Deckungen mehr den
                              									Canalbreiten zu beiden Seiten auftragen und mit der Länge der
                              									Excenterstange Kreisbögen beschreiben, welche statt der
                              									Parallelen a, a + e, i, e + i
                              									zu setzen sind und alle Fragen vollkommen erledigen.
                           Zum Beweise fälle man das Perpendikel FG senkrecht DE, wonach
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 297
                              
                           oder, weil GD
                              									= AD = l, FG = r cos (ω + δ) und AO = r cos δ ist:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 297
                              
                           Positiv, wenn es am Schieberweg, negativ,
                              									wenn es an dessen Verlängerung abgeschnitten wird.
                           Trägt man das negative Maximum LS
                              									nach N nochmal in den Kreis auf, so
                              									bestimmt ON jene Kurbelstellung, bei
                              									welcher der Schieber die mittlere Stellung durchläuft.
                           Der Näherungskreis für den Maximalwerth der Function des
                              									Schieberweges wird erhalten, indem man den Mittelpunkt O des Kreises der Excentricität nach C verlegt, ohne die sonstige Behandlung
                              									des Diagrammes zu ändern. Dieser Kreis stellt, wie im Weitern
                              									begründet erscheint,  das Bewegungsgesetz der Schieberplatte in
                              									der Nähe des vollen Ausschubes erschöpfend dar.
                           Für den Entwurf von Schiebersteuerungen weist das Reuleaux'sche
                              									Diagramm den Vortheil auf, daß die Kurbelstellungen für die
                              									Momente der Dampfvertheilung durch vom Mittelpunkt entfernter
                              									liegende Punkte schärfer markirt erscheinen als im Zeuner'schen
                              									Diagramm, obwohl an diesem die Schnittpunkte durch das von E gefällte Perpendikel trotz der
                              									schiefen Schnitte genau bestimmt werden können. Doch liegen bei
                              									jenem alle maßgebenden Punkte am Kreis der Excentricität,
                              									während sie hier mit dem kleinern Ausschub dem Mittelpunkte des
                              									Achsensystemes näher rücken. Der leuchtendste Vorzug der von Zeuner erfundenen Darstellung der
                              									Schieberbewegung ist jedoch, daß sich der Schieberkreis bei
                              									Coulissensteuerungen mit variablem Füllungsgrade unmittelbar der
                              									Verschiebung des Schleifstückes auf eine natürliche Weise anpaßt
                              									und ein treffendes Bild der geänderten Schieberbewegung
                              									gibt.
                           Näherungskreis für die
                                 									Quadrantenstellungen.
                           Das Zeuner'sche Kreisdiagramm stimmt mit der wirklichen
                              									Schiebercurve für die Drehwinkel 0 und 180, 180 - 2δ und
                              									360 - 2δ vollkommen überein und mag mit Vortheil selbst
                              									bei beeinflussender Länge zur Untersuchung der einfachen
                              									Schiebersteuerung beibehalten werden, wenn die Phasen der
                              									Dampfvertheilung, d. i. das Oeffnen und Schließen der Canäle,
                              									nahezu mit jenen Momenten gleichzeitig eintreffen. Sucht man
                              									geringere, vielleicht nur 50 Proc. Füllung zu erreichen, so wäre
                              									es erwünscht, daß der Schieberkreis die Function des
                              									Schieberweges bei ω = 90 und 270 vollkommen erschöpft und
                              									die todten Punkte beibehalten bleiben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 298
                              
                           stellt die wirkliche Schiebercurve dar,
                              									welche sich im Allgemeinen einem Kreise anschließt. Man bestimmt
                              									die Mittelpunktscoordinaten a = OA/2 und b =
                              									OB/2 (Fig. 8)
                              									für den gewünschten Näherungskreis, indem man OA und OB
                              									aus f
                              									(ξ) durch Einsetzen der Werthe ω = 0 und 180, 90
                              									und 270 entwickelt, wobei man erhält:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 298
                              
                           Man construirt diesen Schieberkreis in
                              									Figur 8, indem man die Linie OE = r unter Voreilungswinkel
                              									YOE = δ zieht und durch den
                              									Endpunkt  E aus Punkten
                              									der X- und Y-Achse mit der Länge der Excenterstange die beiden
                              									Kreisbögen EM und EK verzeichnet. Fällt man die
                              									Perpendikel EA und EB, so ist:
                           OA = r sin δ, OB = r cos
                              									δ,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 299
                              
                           Trägt man sodann NK = AM auf, so ist OK 2b der
                              									richtige Ausschub für den Drehwinkel ω = 90°. Für
                              									den zweiten Schieberkreis ist ON′ = OB′ - NB, OA′ = OA aufzutragen.
                              									Legt man durch die Punkte AON und
                              									A′ON′ Kreise, so stellen diese die gewünschten
                              									Näherungskreise für die Quadrantenstellungen der Kurbel dar.
                              									Dieses Verfahren ist bei geringer Länge der Excenterstange dann
                              									anzurathen, wenn nahezu halbe Füllung angestrebt wird.
                           Näherungskreis für den
                                 									vollen Ausschub.
                           Bei der einfachen Schiebersteuerung hält der Dampfschieber die
                              									Einströmungscanäle bei der Mittelstellung geschlossen und
                              									eröffnet dieselben erst bei einer Verschiebung der Platte. Bei
                              									Rost- oder Spaltschiebern ist der Canal bei der Mittelstellung
                              									geöffnet und wird erst durch ein Verrücken der Platte
                              									geschlossen. Treffen beim Muschelschieber die Momente der
                              									Dampfvertheilung vielleicht bei den todten Punkten und bei
                              									ω = 180 - 2δ ein, für welche Stellungen das
                              									Normalkreisdiagramm die geringsten Abweichungen zeigt, so
                              									erfolgt bei Gitterschiebern — wie auch bei Meyer's
                              									Expansionsschieberplatten — das Abschneiden des Dampfes
                              									in der Nähe des vollen Ausschubes, wo das Fehlerglied den
                              									bedeutendsten Einfluß erreicht. Für diese Fälle soll ein
                              									Näherungskreis hergestellt werden, welcher mit der Function des
                              									Schieberweges das Maximum gemeinsam hat und die Schieberbewegung
                              									in der Nähe des vollen Ausschubes vollkommen richtig gibt.
                           Nachdem die Function
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 299
                              
                           sich im Allgemeinen einem Kreise annähert,
                              									kann der gewünschte Näherungskreis erhalten werden, indem man
                              									über das Maximum der f (ξ) als Durchmesser einen
                              									Kreis verzeichnet. Für den Maximalwerth von ξ muß (dξ/dω) = 0 sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 299
                              
                           Diesen Werth gleich Null gesetzt, geht
                              									ω in den Winkel α über, welchen der Maximalwerth
                              									mit der X-Achse einschließt.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 300
                              
                           welcher Gleichung durch cos
                              									(α + δ) = 0 Genüge geleistet wird. Es ist demnach
                              									α = 90 - δ und 270 - δ. Bei ersterm Werth
                              									(90 - δ) wird durch das Zeichen des zweiten
                              									Differentialquotienten ein Maximum, bei letzterm (270 -
                              									δ) ein Minimum (negatives Maximum) angezeigt. Den
                              									Durchmesser des Näherungskreises erhält man als den Werth des
                              									Maximums, indem man ω = 90 - δ und 270 - δ
                              									in f
                              									(ξ) einsetzt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 300
                              
                           Man zieht Figur 9
                              									den Durchmesser OE nach dem
                              									Normaldiagramm, verzeichnet aus einem Punkte der X-Achse mit der Länge der Excenterstange
                              									den Kreisbogen EM, so ist wie vorher
                              									Textabbildung Bd. 220, S. 300 . EN = E′N′ = AM aufgetragen,
                              									erhält man in ON und ON′ die Durchmesser der
                              									Näherungskreise für den vollen Ausschub.
                           Endliche Länge der
                                 									Triebstange.
                           Wir wiederholen, daß die Construction des Fehlergliedes sowie die
                              									Anwendung der künstlichen Diagramme der
                                 									Praxis nur dann anzu empfehlen ist, wenn durch
                              									Raumverhältnisse die Excenterstange derart kurz bedingt wird,
                              									daß eine Vernachlässigung des hierdurch hervorgerufenen
                              									beirrenden Einflusses zu störenden Abweichungen in der
                              									Dampfvertheilung führen würde; dann ist es auch möglich die
                              									angegebenen Constructionen in Naturgröße oder entsprechendem
                              									Maßstabe durchzuführen. — Hat die Excenterstange eine
                              									solche Länge, daß die Verzeichnung der Kreisbögen nicht
                              									durchführbar ist, so wird deren Einfluß auch keine
                              									Berücksichtigung erfordern, und man behält das Zeuner'sche oder
                              									Reuleaux'sche Diagramm für die Normaldampfvertheilung
                              									unverändert bei. Für Schiffsmaschinensteuerungen hat der
                              									Constructeur immerhin einen Anhaltspunkt, die Anwendung der
                              									durchaus unzweckmäßigen Steuerungsmodelle durch eine graphische
                              									Darstellung der Schieberbewegung zu ersetzen, wobei eine
                              									entsprechende Lehre oder Schablone zum Verzeichnen der
                              									Kreisbögen mit der Excenterstangenlänge mit Leichtigkeit
                              									beigestellt wird. Das Verfahren kann hierbei für die
                              									Stephenson'sche Coulissenumsteuerung direct gebraucht werden,
                              									weil diese bei Schiffsmaschinensteuerungen niemals wegen Dampfersparniß als Expansionsvorrichtung
                              									arbeitet und stets voll eingelegt wird.
                           Im Uebrigen gilt die Bemerkung Zeuner's, daß „die Unregelmäßigkeiten in der
                                 									Kolbenbewegung größern schädlichen Einfluß auf die
                                 									Dampfvertheilung haben“, wegen der stets kurzen
                              									Triebstange bei Schiffsmaschinen
                           
                           
                              
                              Taf. A.
                              
                           
                           
                           maschinen in noch höherem Maße, und eine
                              									Berücksichtigung dieser Unregelmäßigkeiten ist stets
                              									erforderlich, wozu einige Anhaltspunkte aufgestellt werden
                              									sollen.
                           Die Dampfvertheilung wurde nur auf den Drehwinkel der
                              									Kolbenkurbel bezogen, ohne zu berücksichtigen, daß zufolge der
                              									endlichen Länge der Triebstange gleichen Winkelabständen der
                              									Dampfkurbel von den todten Punkten ungleiche Kolbenwege
                              									entsprechen, und daß diese auf der Seite der Maschinenachse (bei
                              									directer Triebstange) stets größer sind. Sollte nach dem Vorigen
                              									wirklich eine vollkommen richtige Dampfvertheilung erreicht
                              									worden sein, so daß die entsprechenden Phasen der Canaleröffnung
                              									und Schließung für ω und 180 + ω gleichzeitig
                              									eintreffen, so würden dadurch doch ungleiche Füllungsgrade
                              									bedingt, weil der Dampfkolben für ω und 180 + ω
                              									ungleiche Kolbenwege aufweist.
                           Faßt man den Kreis der Excentricität Figur 7
                              									zugleich als Kurbelkreis auf, so wäre bei unendlich langer
                              									Triebstange für den Drehwinkel ω die Kurbelwarze in M und der Dampfkolben mit Bezug auf die
                              									Strecke B B′ als Kolbenweg in
                              									T angelangt, wobei OT den Kolbenweg oder den Abstand vom
                              									Mittel des Hubes O und BT, B′T die jeweiligen
                              									Entfernungen von den todten Punkten B und B′ darstellen.
                              									Durch die endliche Länge der Triebstange werden Abweichungen von
                              									der Normalkurbelbewegung hervorgerufen, welche sich nach bereits
                              									entwickelten Anschauungen leicht kennzeichnen lassen.
                           Man beschreibt mit der relativen Länge der Triebstange [L/R ×
                              									BB′] die Kreisbogen I, II und
                              									III durch die Punkte B′, O
                              									und B aus Punkten der X-Achse. Zieht man durch M eine Parallele P Q zu O X, so ist MN der wirkliche Kolbenweg, MP und MQ
                              									die Abstände des Kolbens von den todten Punkten, wodurch die
                              									Dampfvertheilung direct auf die Kolbenbewegung bezogen wird.
                           Eine andere Art, die endliche Länge der Triebstange zu
                              									berücksichtigen, besteht darin daß man wie in Figur 11
                              									den Kolbenweg BB′ in eine
                              									entsprechende Anzahl gleicher Theile theilt und die den
                              									Kolbenstellungen 1, 2, 3 ... entsprechenden Stellungen der
                              									Kurbelwarze in I, II, III ...
                              									durch Kreisbögen mit der Länge der Triebstange bestimmt. Die
                              									Phasen der Dampfvertheilung können sodann mit den
                              									Kolbenbewegungen in Uebereinstimmung gebracht werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
