| Titel: | Ueber neue Dampfmaschinen-Steuerungen; von Ingenieur Müller-Melchiors. | 
| Autor: | Müller‐Melchiors | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 385 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        
                        Ueber neue
                           								Dampfmaschinen-Steuerungen; von Ingenieur Müller-Melchiors.
                        Mit Abbildungen auf Taf. VII.
                        (Fortsetzung von S. 383 des vorhergehenden
                           								Bandes.)
                        Müller-Melchiors, über neue
                           								Dampfmaschinen-Steuerungen.
                        
                     
                        
                           Als dritte Unterabtheilung der Doppelschieber-Steuerungen wurden
                              									eingangs (Bd. 219 S. 377) die Expansionssteuerungen bezeichnet,
                              									welche die Variation des Füllungsgrades durch Veränderung von
                              									Voreilung und Hub des Expansionsexcenters erzielen. Am
                              									vollendetsten geschieht dies durch Anwendung einer von zwei
                              									Excentern bewegten Coulisse zur Bewegung des
                              									Expansionsschiebers, welche in ihren verschiedenen Stellungen
                              									einen solchen Einfluß auf den Gang des Schiebers nimmt, als ob
                              									derselbe von einem Excenter mit
                              									wechselnder Voreilung und variablem Hube bewegt würde. Findet
                              									gleichzeitig hiermit Entlastung der Expansionsplatte statt, so
                              									ist es leicht, die Expansion direct von der Regulatorhülse aus
                              									zu verstellen und auf diese Weise eine Steuerung zu erhalten,
                              									die in ihrer guten Dampfvertheilung, Einfachheit und Solidität
                              									speciell für schnellgehende Dampfmaschinen allen andern Systemen
                              									überlegen ist.
                           Eine Bestätigung dieser Ansicht findet sich darin, daß die auf
                              									der Weltausstellung in Wien 1873 ausgestellte und in unsrem
                              									damaligen Berichte (vgl. *1874 212
                              									261 ff.) eingehend besprochene Expansionssteuerung von L. Guinotte, welche auf demselben Principe
                              									basirt, in der Zwischenzeit bei zahlreichen Maschinen angewendet
                              									wurde und fortwährend an Verbreitung gewinnt. Und obwohl die
                              									nach Guinotte's System construirten
                              									Reversirsteuerungen für den ersten Anblick complicirt genug
                              									aussehen und das abfällige Urtheil des Praktikers geradezu
                              									herausfordern (wir erinnern nur an die ungünstige Kritik in dem
                              									englischen Fachblatte Engineering,
                              									Jahrg. 1873), so haben sie sich dennoch in angestrengtestem
                              									Gebrauche bei Fördermaschinen und Locomotiven vollständig
                              									bewährt. Denn hier macht der complicirte Mechanismus allerdings
                              									die erste Herstellung theurer als bei
                              									einer einfachen Doppelschiebersteuerung,  die Erhaltung jedoch nicht, nachdem alle
                              									Theile nur in günstiger Weise beansprucht sind, der
                              									Beaufsichtigung zugänglich bleiben und in vollendeter Weise
                              									hergestellt werden können.
                           Es ist hier nicht erforderlich, auf dieses s. Z. erschöpfend
                              									dargestellte System weiter einzugehen, nachdem sich dasselbe in
                              									keiner Beziehung verändert hat; nicht unerwünscht ist vielleicht
                              									die Mittheilung, daß vortreffliche und complete Zeichnungen über
                              									eine nach Guinotte's System ausgeführte große Fördermaschine in
                              									Armengaud's Publication
                                 									industrielle, Vol. 22 Taf. 32 bis 34 enthalten sind.
                           Wesentlich einfacher, aber auch von constructivem Gesichtspunkte
                              									aus minder vollkommen, sind die gleichfalls unter die
                              									vorliegende Klasse rangirenden Doppelschieber-Steuerungen, mit
                              									Bewegung des Expansionsschiebers durch nur ein Excenter, dessen
                              									Hub oder Voreilung, oder beides zusammen verändert werden
                              									können. Als Beispiel dieser Disposition war auf der Wiener
                              									Weltausstellung die Expansionssteuerung von Friedrich erschienen, angebracht an einer
                              									Sigl'schen Locomobile (*1874 212 185); an diese ist nun hier
                              									Rigg's neue Expansionssteuerung zu
                              									reihen, welche in Figur 1
                              									[a/1] dargestellt ist. Dieselbe ist
                              									gleichfalls, wie Friedrich's
                              									Steuerung, direct mit dem Regulator verbunden, und scheint für
                              									kleine Maschinen und speciell Locomobilen ganz verwendbar zu
                              									sein, obwohl die Variation der Füllung hier nur durch
                              									Veränderung des Hubes geschieht, während bei Friedrich sowohl Hub als Voreilung
                              									veränderlich und damit weitere Füllungsgrenzen erreichbar
                              									waren.
                           Der Regulator der Rigg'schen Expansionssteuerung wird gebildet
                              									durch einen starren Bügel, der über ein auf der Maschinenwelle
                              									aufgesetztes Vierkant gleitet, am einen Ende das Schwunggewicht
                              									trägt, am andern Ende Spiralfeder enthält, welche der bei der
                              									Drehung entstehenden Fliehkraft des Schwunggewichtes theilweise
                              									entgegenwirkt. Normal zu dieser Führung des Regulatorbügels ist
                              									für das Expansionsexcenter gleichfalls eine Führung auf der
                              									Maschinenwelle angebracht, selbstverständlich mit dem
                              									entsprechenden Voreilungswinkel vor der Kurbel. Wenn sich nun
                              									der Regulatorbügel unter dem Einflüsse der Fliehkraft bewegt,
                              									ist er im Stande den Hub des Excenters zu ändern, dadurch daß
                              									zwei auf der Außenseite des Bügels angebrachte schiefe Flächen
                              									von entsprechenden Führungen des Expansionsexcenters umfaßt
                              									werden. Bei vergrößerter Geschwindigkeit wird dann der Hub des
                              									Excenters vergrößert und die Füllung verkleinert, bei
                              									verminderter Geschwindigkeit und verkleinertem Hübe größere
                              									Füllung gegeben. Bei der Construction des Diagrammes, welches
                              									sich am günstigsten bei einem Winkel von 90° zwischen
                              									Kurbel und Expansionsexcenter gestaltet, darf nicht übersehen
                              									
                              									werden, daß hier zwei
                              									Expansionsplatten angewendet sind, welche die Dampfcanäle des
                              									Vertheilungsschiebers in ihrer mittlern Stellung überdecken, während diese gewöhnlich bei
                              									Doppelschiebersteuerungen für die mittlere Schieberstellung offen bleiben (vgl. die Anmerkung auf S.
                              									83, Bd. 212).
                           Statt durch Veränderung des Hubes, wie es hier geschieht,
                              									bewirken die beiden zunächst hier zu besprechenden Steuerungen
                              									von Biffar und Beer die variable Füllung durch Veränderung des
                              									Voreilungswinkels des Expansionsexcenters.
                           Zu diesem Zwecke wird bei der Steuerung von Biffar, dargestellt in Figur 2
                              									[b. d/1], das Expansionsexcenter auf
                              									einer eigenen Vorgelegewelle angebracht, welche mittels
                              									Schraubenradübersetzung von der Regulatorhülse aus angetrieben
                              									wird, ebenso wie die zur Regulatorspindel führende Querwelle w gleichfalls durch Schraubenräder von
                              									der Schwungradwelle ihren Antrieb erhält. Solange die
                              									Umdrehungszahl der Maschine constant bleibt, findet auch die
                              									Bewegung des Expansionsexcenters durch Vermittlung der
                              									Regulatorhülse in unveränderlicher Weise statt; bei erhöhter
                              									Geschwindigkeit wird die Regulatorhülse gehoben und dadurch das
                              									Voreilen des Expansionsexcenters vergrößert, somit die Füllung
                              									vermindert, umgekehrt bei Mehrbelastung der Maschine die Füllung
                              									erhöht. Die Einwirkung des Regulators ist somit möglichst
                              									direct; gleichzeitig wird derselbe jedoch auch durch die
                              									Zahndrücke fortwährend belastet, und es muß daher sehr fraglich
                              									erscheinen, wie die Regulirung unter diesen Umständen die
                              									wünschenswerthe Empfindlichkeit bewahren soll.
                           Von unzweifelhaftem Werthe ist jedoch ein kleines Detail, das an
                              									dem Regulator dieser Maschine angebracht wird. Bekanntlich
                              									werden die Regulatoren, um demselben eine gewisse Stabiliät zu
                              									gewähren und das continuirliche Springen derselben zu vermeiden,
                              									häufig mit einem kleinen Oelkatarakt verbunden, welcher
                              									gewöhnlich am einen Ende eines die Regulatorhülse umfassenden
                              									doppelarmigen Hebels zur Wirkung gelangt. Eine derartige
                              									Vorrichtung erschien wohl speciell für die vorliegende Steuerung
                              									erforderlich; statt aber dieselbe in der bekannten Weise
                              									anzubringen, wurde sie ins Innere des Hülsengewichtes eines
                              									Porter'schen Regulators verlegt und so das unschöne Hebelwerk am
                              									Regulator glücklich vermieden. Wie aus Figur 2
                              									ersichtlich, ist auf der Regulatorspindel ein Kolben
                              									angeschmiedet und mit zwei Ventilen versehen, von denen das eine
                              									nach aufwärts, das andere nach abwärts sich öffnet und mittels
                              									Spiralfeder und Schraube beliebig gespannt werden kann. Der
                              									Kolben läuft in dem cylindrisch ausgebohrten Theil des
                              									Hülsengewichtes, welches vollkommen mit Oel gefüllt ist, das
                              									sich somit  bei einer Verschiebung der Hülse über dem
                              									Kolben durch eines der beiden Ventile durchdrängen muß. Durch
                              									entsprechende Spannung der Ventilfedern kann daher die
                              									Stabilität des Regulators erhöht oder vermindert werden.
                           Die ganze Einrichtung ist äußerst nett und compendiös; bei
                              									Anwendung derselben ist nur zu bemerken, daß der Durchmesser des
                              									Oelkolbens möglichst klein gewählt werden soll, damit nicht die
                              									Variationen des Hülsengewichtes, welche durch die wechselnde
                              									Vertheilung des Oeles entstehen, störend auf die Regulirung
                              									einwirken. Es ist nämlich klar, daß nur das unterhalb des
                              									Kolbens befindliche Oel die Hülse belastet, oberhalb des Kolbens
                              									aber dasselbe von der festgelagerten Spindel getragen wird.
                           In gleicher Weise wie die Biffar'sche Steuerung erzielt die von
                              									Ingenieur Ch. Beer in Jemeppe
                              									(Belgien) construirte Steuerung (Fig. 3 bis
                              									6 [d/2]) die Variation des
                              									Füllungsgrades durch Veränderung des Voreilungswinkels beim
                              									Expansionsexcenter. Die Einflußnahme des Regulators auf die
                              									Steuerung erfolgt hier zwar auf etwas complicirtere Weise, und
                              									es ist klar, daß in dieser Richtung noch unzählige
                              									gleichwerthige Constructionen erdacht werden könnten; doch hat
                              									sich eine nach diesem Systeme erbaute Maschine auf der Grube
                              									Hazard bei Lüttich vorzüglich bewährt und bietet auch in anderer
                              									Richtung interessante Punkte, so daß eine kurze Besprechung wohl
                              									gerechtfertigt erscheint.
                           Die Maschine ist zweicylindrig, von 650mm
                              									Cylinderdurchmesser, 1180mm Hub und macht bei normalem
                              									Betriebe 31 Umdrehungen pro Minute. Die Dampfvertheilung erfolgt
                              									für jeden Cylinder durch vier Schieber, davon je zwei durch
                              									gemeinsame Schieberstange verbunden für den Dampfeintritt, und
                              									zwei für den Austritt; die schädlichen Räume werden durch diese
                              									Einrichtung auf ein Minimum reducirt. Die Schieberstange der
                              									oben liegenden Vertheilungsschieber theilt sich, um der
                              									centralen Expansionsschieberstange auszuweichen, in zwei
                              									seitlich angeordnete Stangen A,
                              									welche durch gesonderte Stopfbüchsen (Fig. 5)
                              									aus dem Schieberkasten austreten und hier von den zwei Armen
                              									einer oscillirenden Welle a bewegt
                              									werden. Ebenso wird die Schieberstange C der Dampfaustrittschieber durch einen auf der
                              									oscillirenden Welle c aufgekeilten
                              									Hebelsarm angetrieben (Fig. 3 und
                              									5). Die Welle a steht direct
                              									mit dem auf der Maschinenwelle aufgekeilten Excenter in
                              									Verbindung, während e durch
                              									Zugstange und Hebel mit a gekuppelt
                              									ist. Die vier Vertheilungsschieber sind einfache geschlitzte
                              									Platten, deren Schiebergesicht mit zwei Schlitzen versehen ist,
                              									um bei kleinem Hub größere Oeffnungen zu gewähren; der innere
                              									dieser beiden Schlitze wird allerdings  an den Hübenden
                              									von dem Kolben verdeckt; doch übt dies bei der hier
                              									stattfindenden geringen Kolbengeschwindigkeit keinen schädlichen
                              									Einfluß aus. Noch ist zu bemerken, daß die unten liegenden
                              									Austrittschieber nicht direct auf dem Cylinderkörper aufsitzen,
                              									sondern auf einer eigenen, an denselben angeschraubten
                              									Schleifplatte (Fig. 3),
                              									welche durch einen Langschlitz dem mit der Schieberstange C verbundenen Bolzen des Schiebers den
                              									Durchgang gestattet. Dadurch wird, bei nur unbedeutender
                              									Vergrößerung des schädlichen Raumes, der wesentliche Vortheil
                              									erzielt, daß die Austrittschieber bei stattfindender Compression
                              									nicht von ihrem Sitze entfernt, sondern nur stärker an denselben
                              									angepreßt werden.
                           Um nun zur Darstellung des Expansionsmechanismus überzugehen, so
                              									besteht derselbe zunächst, wie aus Figur 3
                              									ersichtlich ist, aus zwei Flachschiebern e und e′, welche auf
                              									dem Rücken der Admissionsplatten gleiten und durch eine
                              									gemeinschaftliche Schieberstange B
                              									verbunden sind. Dieselbe wird von einem auf der Welle b aufgekeilten Hebel in hin- und
                              									hergehende Bewegung versetzt und bewirkt so, je nach der
                              									wechselnden Voreilung der Oscillationen der Welle b, frühern oder spätern Dampfabschluß in
                              									bekannter Weise. Es erübrigt somit nur die Darstellung, wie die
                              									Oscillationen der Welle b von dem
                              									Regulator abhängig gemacht sind.
                           Die Welle b empfängt ihre schwingende
                              									Bewegung von einem Excenter aus, dessen Stange an dem in Figur
                                 									5 dargestellten Hebel b′ angreift. Dieses Excenter ist jedoch nicht wie
                              									das Vertheilungsexcenter auf der Kurbelwelle aufgekeilt, sondern
                              									auf einer zwischen den beiden Cylindern im Regulatorständer
                              									gelagerten Querwelle w (Fig.
                                 									6), die von der Kurbelwelle aus durch die Längswelle o mittels Kegelräder in Drehung versetzt
                              									wird. Auf derselben Welle o sitzt
                              									noch eine Frictionsscheibe S, auf
                              									welcher die am Ende der Regulatorspindel befestigte Scheibe D aufliegt und somit, durch das ganze
                              									Regulatorgewicht angepreßt, an der Rotation der Scheibe S theilnehmen muß. Wäre nun die Welle
                              									w fest mit ihrem Antriebsrade F verbunden, so müßte auch, unabhängig
                              									von den verschiedenen Regulatorstellungen, stets gleiches
                              									Voreilen der auf ihr befestigten Excenter (je eines für die
                              									beiden Cylinder) und damit fixe Expansion stattfinden. Statt
                              									dessen ist dieselbe durch den Einfluß des vom Regulator bewegten
                              									Hebels L in ihrer Längsachse
                              									verschiebbar, und hierdurch die Expansion zu reguliren. Zu
                              									diesem Zwecke sind zunächst die in Figur 6
                              									nicht ersichtlich gemachten Excenter durch einen Laufkeil mit
                              									der Welle w verbunden, selbst aber
                              									durch einen Lagerhals in unverschiebbarer Stellung gehalten, so
                              									daß sie nur an der Drehung der Welle theilzunehmen gezwungen
                              									sind; das Antriebsrad F  aber,
                              									gleichfalls durch einen Lagerhals in unverschiebbarer Stellung
                              									gehalten, steht nur durch eine viergängige Schraube, die auf der
                              									Welle geschnitten ist, und zu welcher die Radnabe das
                              									Muttergewinde enthält, mit w in
                              									Verbindung. Jede Verschiebung des vom Regulator bewegten Hebels
                              									L bewirkt somit eine Verdrehung der
                              									Excenterwelle w in ihrem
                              									Umtriebsrade F und damit
                              									vergrößertes oder vermindertes Voreilen der Expansionsexcenter.
                              									Um schließlich den Regulator für verschiedene Geschwindigkeiten
                              									der Maschine einstellen zu können, ist die Frictionsscheibe S auf der Welle o durch Hebel und Griffrad verstellbar, so daß das
                              									Uebersetzungsverhältniß der Frictionsscheiben S und D
                              									beliebig geändert werden kann.
                           Unter den Schleppschieber-Steuerungen,
                              									welche bisher ausschließlich durch die Farcotsteuerung und ihre
                              									verschiedenen Modificationen repräsentirt waren (vgl. *1874 212 357 ff), ist nunmehr ein neuartiges
                              									Steuerungssystem anzuführen, welches den Ingenieur Molard in Lunéville (Frankreich) zum
                              									Erfinder hat. Doch bevor dasselbe hier näher beschrieben werden
                              									soll, ist noch die Adaptirung der Farcotsteuerung für Reversirmaschinen, wie sie die Firma
                              									Farcot et ses fils in St. Ouen bei
                              									Paris speciell an ihren Fördermaschinen anwendet, zu besprechen.
                              									Wir entnehmen die Zeichnungen Figur 7
                              									bis 9 [a, c/2]) einer ausführlichern
                              									Darstellung dieser interessanten Maschine, welche in Armengaud's
                              									Publication industrielle, 1875 vol. 22 p.
                              									335 enthalten ist, gewissermaßen als Gegenstück zu der oben
                              									erwähnten Fördermaschine von Guinotte. Figur 7
                              									zeigt den Querschnitt durch die beiden Dampfcylinder, Figur
                                 									8 den Umsteuerungsmechanismus in der Seitenansicht, Figur
                                 									9 endlich den in Fig. 7
                              									beim linken Cylinder angedeuteten Schnitt x x durch den Schieberkasten. Aus letzterer Skizze ersieht
                              									man in der untern Hälfte klar die Anordnung der mit zwei Spalten
                              									versehenen Expansionsplatten e,
                              									sammt dem centralen Anschlag, durch dessen Verstellung die
                              									Veränderung der Expansion stattfindet; ferner erscheint der
                              									Grundschieber g —
                              									durchschnitten oberhalb der Muschel für den Dampfaustritt
                              									— mit den zwei horizontal schraffirten Spalten, welche
                              									die Dampfeintrittsöffnungen zum Cylinder darstellen. Mit diesen
                              									verbunden sind zwei seitliche Erweiterungen i des Grundschiebers g, auch im Querschnitt Figur 7
                              									ersichtlich, welche auf zwei gesonderten Spalten des
                              									Schiebergesichtes gleiten, die nicht zu dem Dampfcylinder,
                              									sondern mittels des Canales i′ unter den Drehschieber h (Fig. 9)
                              									führen. Dieser hat den Zweck, für gewöhnlich die Communication
                              									zwischen den Schiebercanälen i und
                              									dem Schieberkasten abzusperren,  so daß nur
                              									durch Vermittlung der Expansionsplatten e Dampf in den Cylinder gelangen kann; soll aber die
                              									Maschine umgesteuert und zu diesem Zwecke directer Dampf und
                              									ohne Expansionswirkung in den Cylinder gelassen werden, so wird
                              									der Drehschieber h geöffnet, und der
                              									im Schieberkasten befindliche Dampf findet durch den Canal i′ und die Schieberöffnungen i seinen Weg ins Innere des
                              									Vertheilungsschiebers und von da in den Dampfcylinder. Um
                              									endlich den Dampfzutritt völlig abzusperren, enthält der
                              									Schieberkasten noch einen Absperrschieber s, welcher in der aus Figur 9
                              									ersichtlichen Weise durch ein Zahnsegment bewegt wird, dessen
                              									Verbindung mit dem auf der Welle A
                              									befestigten Absperrhebel a in Fig.
                                 									7 und 8
                              									angedeutet ist.
                           Nachdem somit die ziemlich complicirte Anordnung des
                              									Schieberkastens dargestellt würde, kann zur Disposition der
                              									äußern Steuerung übergegangen werden. Zunächst der
                              									Vertheilungsschieber erhält durch eine Stephenson'sche Coulisse
                              									seinen Antrieb und wird durch Verstellung derselben mittels der
                              									Welle B und des Handhebels b reversirt (Fig. 7 und
                              									8).
                           Der Kamm für den Expansionsschieber wird durch die Welle C und den auf derselben aufgekeilten
                              									Handhebel c verdreht, und zwar bei
                              									zunehmender Expansion stets im selben Sinne — unabhängig,
                              									ob die Maschine vor- oder rückwärts geht. Der Maschinist hat
                              									somit bei der Regulirung der Expansion keine weitere Vorsicht zu
                              									beobachten, und nimmt, sobald der Reversirhebel b umgestellt ist, sofort wieder den auf
                              									Maximalfüllung rückgestellten Expansionshebel in der gewohnten
                              									Weise zur Hand.
                           Insofern wäre demnach kein weiterer Mechanismus zur Umsteuerung
                              									erforderlich; nachdem es aber vorkommen kann, daß die
                              									Umsteuerung gerade dann erfolgt, ehe noch die betreffende
                              									Expansionsplatte durch den am Ende des Schieberkastens
                              									befindlichen Anschlag von den Canälen des Vertheilungsschiebers
                              									weggeschoben ist, so muß in diesem Falle für directe Füllung des
                              									Vertheilungsschiebers, ohne Vermittlung der Expansionsplatten,
                              									vorgesorgt werden, und diesem Zwecke dient nun die oben
                              									besprochene Anordnung des Drehschiebers h. Die Welle desselben ist außerhalb des Schieberkastens
                              									mit einem Hebel versehen, an welchem eine Zugstange z angreift (Fig. 8),
                              									die an ihrem andern Ende mit einem auf der Welle B aufgekeilten Hebel in Verbindung
                              									steht. Beim Reversiren dreht sich somit die Welle des
                              									Drehschiebers um den punktirt angedeuteten Bogen, öffnet dabei
                              									in der Mittelstellung des Reversirhebels den Canal i′, welcher ins Innere des
                              									Schiebers führt, und läßt so directen Dampf zum Cylinder
                              									strömen, schließt aber, sobald der Reversirhebel  vollends
                              									zurückgelegt ist, den Dampfzutritt wieder ab, so daß nur diese
                              									einmalige Cylinderfüllung durch Vermittlung des Drehschiebers
                              									stattfindet. Doch genügt dieselbe zum Zwecke der Reversirung
                              									vollkommen, nachdem die betreffende Expansionsplatte, ehe die
                              									zweite Füllung auf dieser Seite stattfinden soll, durch den
                              									Anschlag bereits von den Eintrittsspalten des
                              									Vertheilungsschiebers entfernt worden ist.
                           Ein zweiter auf der Reversirwelle w
                              									aufgekeilter Hebel hat den Zweck, mittels der Zugstange t den Wasserzutritt in den Condensator
                              									abzusperren, da während der Reversirung die Luftpumpe einen
                              									Moment zu functioniren aufhört. Sobald jedoch der Reversirhebel
                              									völlig umgelegt ist, rückt die Absperrklappe gleichfalls wieder
                              									auf ihre alte, aus Figur 8
                              									ersichtliche Stelle.
                           Auf diese Weise sind die zum Reversiren erforderlichen Handgriffe
                              									thunlichst vereinfacht und bestehen nur mehr in dem Umlegen des
                              									Expansionshebels auf Maximalfüllung und in der unter allen
                              									Umständen nothwendigen Verstellung des Reversirhebels. Dennoch
                              									scheint uns, ungeachtet dieser geistreichen Auskunftsmittel, die
                              									Farcotsteuerung entschieden ungeeignet zur Anwendung bei
                              									Reversirmaschinen — schon aus dem einen Grunde, als sie,
                              									außer voller Füllung, nur Maximalfüllungen von 35 bis 40 Proc.
                              									erreichen läßt. Daß auch noch andere Umstände gegen die
                              									Anwendung der Farcotsteuerung sprechen, haben wir früher (vgl.
                              									1874 212 357) genügend erörtert.
                           Aehnliche Einwände können auch gegen die nun zu besprechende
                              									Schleppschieber-Steuerung von Molard
                              									erhoben werden, welche in den Figuren
                                 									10 bis 14 [a.b/3] dargestellt ist, und zwar in Fig.
                                 									10 bis 12 in
                              									ihrer Anwendung für Dampfmaschinen mit automatischer
                              									Expansionsregulirung, in Figur 13
                              									und 14 für
                              									Locomotivcylinder eingerichtet.
                           Der Vertheilungsschieber ist hier, wie aus Figur 10
                              									ersichtlich, von einem Rahmen umgeben, der zwei Schieberplatten
                              									e und e′ mit einander verbindet, welche auf demselben
                              									Schiebergesichte wie der Vertheilungsschieber gleiten. Die
                              									Schraube s, welche die Verbindung
                              									dieser Platten bildet und dieselben enger oder weiter zu stellen
                              									ermöglicht, gleitet über einer vierkantigen Stange und gestattet
                              									somit die hin- und hergehende Bewegung der Platten unter der
                              									Einwirkung des Vertheilungsschiebers, welcher abwechselnd an
                              									eine derselben anstößt und beide dann für den Rest seines
                              									Ausschlages gemeinschaftlich mitnimmt. Dadurch wird, wenn wir
                              									uns nach der Figur 10
                              									den Schieber und Kolben in rechtsgängiger Bewegung denken, die
                              									Platte e über den
                              									Dampfeintrittscanal gezogen, ehe noch der Rücklauf des Schiebers
                              									beginnt; somit erfolgt der Beginn der Expansion bedeutend
                              									früher, als es ohne Anwendung dieser Platten  möglich wäre.
                              									Bei dem nun folgenden Rückgänge des Schiebers aber bleiben die
                              									Expansionsplatten zunächst einen Moment lang unverrückt stehen,
                              									dann stößt der Vertheilungsschieber an die innere Kante von e und führt beide Platten nach links
                              									zurück Um höhere Füllungen zu ermöglichen, vergrößert man die
                              									Distanz der Expansionsplatten, so daß beispielsweise beim
                              									Rechtsgange des Vertheilungsschiebers die Platte e den Eintrittscanal nur zum Theil
                              									verdeckt und derselbe erst ganz geschlossen wird, sobald beim
                              									Rückgänge des Schiebers die linke Kante desselben an die rechte
                              									Kante von e anschlägt; es lassen
                              									sich somit, wie leicht ersichtlich, ohne Schwierigkeit alle
                              									Füllungen von ca. 10 bis 100 Proc. erzielen und durch Verdrehung
                              									der vierkantigen Welle, über welche die Schraube s gleitet, in einfachster Weise
                              									reguliren. Wie leicht sich ferner die Molard'sche
                              									Expansionsvorrichtung an bestehenden Maschinen anbringen läßt,
                              									zeigt die in Figur 13
                              									und 14
                              									dargestellte Adaptirung eines Locomotivcylinders für dieselbe,
                              									wobei nur eine verlängerte Schiebergesichtsplatte aufzusetzen
                              									ist. Die Verbindung der Expansionsplatten geschieht hier durch
                              									einen fixen Bügel, welcher in die gegabelten Erhöhungen der
                              									Expansionsplatte eingreift und zum Zwecke der Führung durch
                              									zwischengelegte Blattfedern an den Schieberdeckel angepreßt
                              									wird. Welchen Nutzen zwar eine derartige fixe Expansionsvorrichtung bei Locomotiven haben soll, wo
                              									sie entweder die absolut erforderlichen hohen Füllungen
                              									beeinträchtigt, oder im andern Falle bei hohen Expansionsgraden
                              									ohne Nutzen bleibt, ist schwer erklärlich; anderseits ist die
                              									Molard'sche Erfindung unstreitig von einer überraschenden und
                              									bestechenden Einfachheit. Bei näherer Untersuchung ergibt sich
                              									allerdings außer den unvermeidlich schädlichen Einflüssen jeder
                              									Anschlagsteuerung zunächst der Zweifel, ob überhaupt die an
                              									einander stoßenden Kanten des Vertheilungsschiebers und der
                              									Expansionsplatte einen dampfdichten Abschluß bilden können
                              									— ein Zweifel, welcher um so mehr gerechtfertigt ist,
                              									nachdem diese Kanten durch keinen äußern Druck zusammengepreßt
                              									werden und sich jedenfalls im Betriebe durch angesetzten
                              									Kesselstein oder ungleiche Abnützung rasch verändern müssen.
                              									Ferner ergibt sich, daß die Minimalfüllung durch den Kolbenweg
                              									bestimmt wird, der zurückgelegt werden muß, bis die äußere Kante
                              									des Vertheilungsschiebers die Canalöffnung verlassen hat, so daß
                              									selbst bei engsten Dampfcanälen und großem linearen Voreilen
                              									höchstens 90 Proc. Expansion erreicht werden können. Es dürfte
                              									daher die Molard'sche Steuerung trotz ihrer geistreichen
                              									Combination kaum eine weitere praktische Anwendung finden.
                           Der eigenthümliche Apparat, welchen Molard zur automatischen Regulirung anwendet, und der in
                              									Figur 10 bis 12
                              									dargestellt ist, möge  noch kurz beschrieben werden. Wie aus
                              									Figur 10 ersichtlich, steht die vierkantige Stange,
                              									welche die Expansionsregulirungsschraube trägt, durch Kegelräder
                              									und Zwischenwelle z mit einer Welle
                              									o in Verbindung, die von der
                              									Kurbelwelle aus in continuirliche Drehung versetzt wird. Auf
                              									dieser Welle o sitzen zwei
                              									Kegelräder a und b (vgl. Fig. 11),
                              									welche auf beiden Seiten des auf der Zwischenwelle z befindlichen Kegelrades angreifen, so
                              									daß sie, je nachdem das eine oder andere derselben zum Antriebe
                              									gelangt, die Welle z nach
                              									verschiedenen Richtungen zu drehen im Stande sind. Dadurch wird
                              									die Expansionsregulirungsschraube nach rechts oder links
                              									gedreht, so daß die Expansionsplatten e und e′ näher
                              									zusammen, oder weiter aus einander rücken. Dies ist nun auf
                              									folgende Weise von dem Regulator abhängig gemacht. Mit dem
                              									Kegelrade a steht eine
                              									Frictionsscheibe A in fester
                              									Verbindung, mit dem zweiten Kegelrade b eine Scheibe B. Vor beiden
                              									freibeweglichen Scheiben sind in einer auf der Welle o aufgekeilten Platte H zwei halbe Schwungringe S und S′ gelagert, welche sich, um die Zapfen d und d′ drehend (Fig. 12),
                              									bei vermehrter Geschwindigkeit nach auswärts bewegen, bei
                              									verminderter Umdrehungszahl aber durch die Wirkung der Feder f nach einwärts gezogen werden. Dadurch
                              									werden die mit den Scheiben S und
                              									S′ verbundenen Segmente s und s′ entweder an die Scheibe B oder an A angepreßt, nehmen
                              									so eines der beiden Kegelräder b
                              									oder a mit, und reguliren hierdurch
                              									in leicht erklärlicher Weise den Füllungsgrad der Steuerung. In
                              									der Mittelstellung der Segmente s
                              									und s′, bei normaler
                              									Tourenzahl der Maschine, wird keine der beiden Scheiben A und B in
                              									Bewegung gesetzt und die Steuerung bleibt unbeeinflußt. Bei
                              									dieser Einrichtung ist es möglich, den Regulator zum großen
                              									Theile zu entlasten, und gleichzeitig eine vollkommene
                              									astatische Regulirung zu erzielen, so daß diese Disposition vor
                              									vielen ähnlichen den Vorzug verdient und wohl auch bei andern
                              									Steuerungsmechanismen angewendet werden könnte.
                           Die letzte Klasse von Doppelschieber-Steuerungen, welche nach der
                              									oben aufgestellten Reihenfolge zu behandeln ist, umfaßt die
                              									Doppelschieber-Steuerungen, deren Expansionsgrad durch
                              									Vermittlung von Auslösungsmechanismen bestimmt wird. Hierdurch
                              									wird bedingt, daß für jedes der beiden Cylinderenden ein
                              									besonderer Expansionsschieber vorhanden ist; ferner müssen diese
                              									beiden Schieber mit einem Mechanismus versehen sein, der sie,
                              									sobald die Auslösung erfolgt ist, sofort zur ursprünglichen
                              									Stellung zurückführt. Es unterscheiden sich somit diese
                              									Doppelschieber- von den Corliß-Steuerungen, die ja auch
                              									Flachschieber anwenden können, nur dadurch, daß statt vier
                              									gesonderter Schieber, wovon zwei  für den
                              									Austritt und zwei für den Dampfeintritt sind, hier nur drei
                              									Schieber benützt werden, und zwar ein Grundschieber zur
                              									Bestimmung des Dampfeintrittes und Austrittes, und zwei
                              									Rückenplatten zur Erzielung des Dampfabschlusses. Im übrigen
                              									theilen sie alle Vorzüge und Nachtheile der Corlißsteuerung und
                              									sind auch gleich diesen nur für langsam gehende Maschinen
                              									verwendbar.
                           Während von diesen Mechanismen auf der Weltausstellung in Wien
                              									kein einziger erschienen war, sind hier zwei derselben
                              									anzuführen, die Expansionssteuerung von Allcock, welche zuerst 1874 auf der Peel Park Exhibition
                              									in Manchester erschienen war, und die im December 1874 in der
                              									Revue industrielle veröffentlichte
                              									Steuerung von Ochwadt. Mit der
                              									Besprechung dieser beiden Steuerungen sind gleichzeitig alle
                              									erwähnenswerthen Novitäten auf dem Gebiete der
                              									Doppelschiebersteuerungen erledigt.
                           Die Steuerung von Allcock ist in Figur 15 [d/4] in der
                              									Ansicht, in Figur 16
                              									im Horizontalschnitte dargestellt; wie aus letzterm hervorgeht,
                              									erfolgt die Dampfvertheilung durch einen Langschieber A; auf welchem die Expansionsplatten B gleiten. Die letztern tragen auf ihrer
                              									Verbindungsstange einen Kolben E,
                              									der in einen mit A verbundenen
                              									Cylinder F geführt wird, und in
                              									seiner Mittelstellung die Expansionsplatten über den
                              									Dampfcanälen des Vertheilungsschiebers hält. Sobald aber die
                              									Schieber B über dem Grundschieber
                              									durch eine äußere Kraft verschoben werden, wird der auf der
                              									einen Seite des Kolbens E
                              									befindliche Dampf comprimirt und führt daher, wenn die äußere
                              									Kraft zu wirken aufgehört hat, die Expansionsplatten in ihre
                              									Mittelstellung zurück, welche den Beginn der Expansion
                              									bezeichnet.
                           Der Vertheilungsschieber wird nun auf gewöhnliche Weise durch ein
                              									Excenter e bewegt, die
                              									Expansionsschieber durch ein Excenter e′, dessen Stange an einer Gabel s angreift. Von dieser wird mittels des
                              									Anschlages c die Schieberstange l der Expansionsplatten mitgenommen,
                              									solange bis der Anschlag ausgelöst wird und die Schieber in ihre
                              									Mittelstellung zurückkehren. Zu diesem Zwecke bewegt sich
                              									unterhalb der Gabel s eine Stange
                              									r, auf welcher eine Nase sitzt, die
                              									zur Auslösung Anschlages c bestimmt
                              									ist, sobald er an dieselbe anstößt. Um aber die Expansion zu
                              									reguliren, ist diese Stange r nicht
                              									fest gelagert, sondern wird von der mit dem Vertheilungsschieber
                              									in Verbindung stehenden Coulisse m
                              									in Bewegung gesetzt. Ist die Schubstange p, welche den Antrieb der Stange r besorgt, im obern Theile der Coulisse m, da wo dieselbe durch eine Zugstange
                              									mit dem Vertheilungsschieber in Verbindung steht, so macht der
                              									Auslöser mit dem Anschlag c gleichen
                              									Weg 
                              									vor und zurück, so daß gar keine Auslösung stattfinden kann; ist
                              									aber die Schubstange p nach dem
                              									untern Ende der um ihren festen Mittelpunkt schwingenden
                              									Coulisse geschoben, so gehen s und
                              									r in gerade entgegengesetzten
                              									Richtungen, und die Auslösung findet sofort beim Beginn des
                              									Hubes statt. Demnach ist auch die Verbindung der Schubstange p mit dem Regulator derart angeordnet,
                              									daß bei höchster Stellung desselben die Schubstange am tiefsten,
                              									bei tiefster Stellung die Schubstange am höchsten Punkte in der
                              									Coulisse sich befindet. Der Erfinder gibt an mit dieser
                              									Steuerung Füllungen von 0 bis 75 Proc. erzielen zu können, und
                              									es unterliegt keinem Zweifel, daß dies auch thatsächlich
                              									erreichbar ist.
                           Dasselbe Resultat wird auch bei der Ochwadt'schen Steuerung
                              									erreicht (Fig. 17
                              									und 18),
                              									obwohl hier außer dem zur Bewegung des Vertheilungsschiebers
                              									erforderlichen Excenter kein zweites erforderlich ist. Die
                              									Expansionsplatten e und e′ sind hier vollkommen von
                              									einander unabhängig und oberhalb des Schieberkastens durch je
                              									einen Bügel und eine Druckstange mit dem Anschlage a resp. a′ verbunden, welche sich im normalen Zustande
                              									wider die Klauen k und k′ anstemmen. Wie sich nun der
                              									Vertheilungsschieber bis zur gezeichneten extremen Stellung
                              									rechts bewegte, hat er mittels des Ansatzes m die Expansionsplatte e′ vor sich hergeschoben und den
                              									Ansatz a′ aus der
                              									Mittelstellung in die gezeichnete Stellung unterhalb der Klaue
                              									k′ gebracht, bei welcher die
                              									betreffende Spiralfeder aufs äußerste gespannt ist. Die Platte
                              									e blieb dagegen, nachdem sie die
                              									Klaue k an der Rechtsbewegung
                              									hinderte, unverändert stehen und gestattete so den Dampfeintritt
                              									durch den Vertheilungsschieber zum linken Cylinderende. Wenn
                              									aber nun der Vertheilungsschieber zurück geht und hierbei die
                              									Klaue k emporhebt, so wird e sofort nach einwärts schnellen und den
                              									Dampfeintritt schließen; bei der weitern Linksbewegung des
                              									Vertheilungsschiebers aber neuerdings gespannt werden, bis die
                              									Klaue k wieder einfällt und der
                              									linksseitige Mechanismus zu neuer Action bereit ist. Auf diese
                              									Weise ist leicht ersichtlich, wie sich die Vorgänge im Innern
                              									des Schieberkastens gestalten, und es erübrigt nur die
                              									Darstellung des Auslösemechanismus. Zu diesem Ende ist jede der
                              									beiden Klauen mit zwei Hebeln a und
                              									b, resp. a′ und b′ (Fig.
                                 									18) versehen, die Schieberstange S aber trägt in zwei Bügeln q
                              									eine mit entgegengesetzten Gewinden versehene Spindel s, auf welcher mittels des Griffrades
                              									g zwei Auslöser p und p′ enger oder weiter gestellt werden können. Die in
                              									Figur 18 gezeichnete engste Stellung entspricht voller
                              									Füllung, die weiteste Stellung der Auslöser von einander der
                              									Füllung Null.
                           
                           Nachdem nun die Auslöser die Bewegung des Vertheilungsschiebers
                              									mitmachen müssen, dieser aber bei ca. 40 Proc. des Kolbenweges
                              									seinen Rückgang antritt, so ist klar, daß die Auslösung bei den
                              									ersten 40 Proc. auf andere Weise erfolgen muß als bei den höhern
                              									Füllungsgraden. Bei letztern erfolgt die Auslösung erst beim
                              									Rückgänge des Schiebers, und geschieht somit für den
                              									gezeichneten Fall der Linksbewegung des Schiebers, sobald der
                              									Auslöser p den Hebel a, resp. beim Rückgänge der Auslöser p′ den Hebel a′ berührt und dadurch die Klauen
                              									k resp. k′ anhebt. Soll aber höher expandirt werden, so muß
                              									schon beim Ausgange des Schiebers ausgelöst werden, und dies
                              									geschieht dann bei Rechtsbewegung des Schiebers durch den
                              									Auslöser p′, welcher mittels
                              									der Nase n den Hebel b hinabdrückt, sowie umgekehrt der
                              									Auslöser p mittels der Nase n′ den Hebel b′ bewegt und damit die Klaue k auslöst. Bei höhern Füllungsgraden
                              									kommt p′ auch in der
                              									extremsten Stellung nicht bis zu n,
                              									ebenso wie p stets von n′ entfernt bleibt; umgekehrt
                              									bleiben bei niedern Füllungen die Auslöser stets außer Contact
                              									mit den Hebeln a und a′, so daß eine sichere und
                              									ungestörte Functionirung für alle Füllungsgrade ermöglicht
                              									wird.
                           Nur an der Grenze der Bewegungsumkehr des Schiebers, zwischen 35
                              									und 45 Proc. der Füllung, mag die Auslösung etwas unsicher
                              									werden; doch dürfte dies kaum als wesentlicher Nachtheil
                              									erscheinen, nachdem bei höhern Füllungsgraden die Differenzen in
                              									der Expansionswirkung überhaupt nicht mehr so bedeutend sind,
                              									und es kann sonach mit voller Begründung die Ochwadt'sche
                              									Steuerung als die vollendetste unter den jetzt bekannten
                              									Doppelschiebersteuerungen mit Auslösemechanismen erklärt
                              									werden.
                           
                              (Fortsetzung
                                    										folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
