| Titel: | Das Bunsen'sche Eiscalorimeter; von E. Reichert in Freiburg (Breisgau). | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 428 | 
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                        Das Bunsen'sche
                           								Eiscalorimeter; von E. Reichert in Freiburg (Breisgau).
                        Mit Abbildungen auf Taf. VIII [b/4].
                        Reichert's verbessertes
                           								Bunsen-Eiscalorimeter.
                        
                     
                        
                           Das von Bunsen (in Poggendorff's
                              									Annalen, Bd. 141) beschriebene Eiscalorimeter hat so viele
                              									Vorzüge vor allen andern calorimetrischen  Apparaten, daß
                              									seine allgemeine Einführung in den physikalischen Apparat schon
                              									längst erfolgt sein würde, wenn dasselbe nicht so zerbrechlich
                              									wäre. Diesem Uebelstande habe ich durch eine Abänderung in der
                              									Einrichtung zu begegnen gesucht und glaube für den Apparat eine
                              									solche Form gefunden zu haben, daß er sich nicht nur für
                              									wissenschaftliche Untersuchungen, sondern auch für Vorlesungen
                              									mit Leichtigkeit gebrauchen läßt.
                           Das abgeänderte Bunsen'sche Eiscalorimeter (Fig. 26)
                              									ist auf einem hölzernen Stativ montirt und besteht aus einem
                              									cylindrischen Glasgefäß A, welches
                              									oben mit einem Glasbehälter B
                              									verschmolzen ist, unten dagegen in eine umgebogene
                              									Barometerröhre C ausläuft. Die
                              									Barometerröhre theilt sich der Verschmelzungsstelle gegenüber in
                              									zwei Thermometerröhren von ungleicher Weite. Die eine Röhre,
                              									welche einen sehr kleinen Querschnitt hat, endigt oben in ein
                              									Glasgefäß G, das mittels eines
                              									eingeschliffenen Glasstopfens von der Röhre abgesperrt werden
                              									kann; die andere Röhre, welche die Weite einer
                              									Weingeistthermometerröhre hat, ist oben offen und befindet sich
                              									über einer willkürlich, aber in gleichwerthige Grade getheilten
                              									Scale. Das Glasgefäß A ist bis oben
                              									mit ausgekochtem, luftfreiem Wasser gefüllt; der untere Theil
                              									desselben, sowie die Barometerröhre enthalten Quecksilber.
                           Der Eiscylinder um B kann entweder
                              									nach der von Bunsen angegebenen
                              									Methode erzeugt werden, oder auch dadurch, daß man das
                              									Calorimeter in eine Kältemischung bringt, bis das in A enthaltene Wasser zu gefrieren
                              									beginnt, was man am Steigen des Quecksilbers in der Röhre C erkennt. Das Calorimeter wird hierauf
                              									aus der Kältemischung herausgenommen, und das Gefäß B mit Kältemischung gefüllt. Die Bildung
                              									des Eiscylinders geht auf diese Weise in kurzer Zeit von
                              									statten, so daß in einer Viertelstunde das Gefäß G bis zur Hälfte mit Quecksilber gefüllt
                              									ist. Nun wird das Calorimeter in reines Wasser getaucht und
                              									sorgfältig abgewaschen, hierauf nach Entfernung der
                              									Kältemischung aus B bis zur Scale in
                              									reinen Schnee verpackt; auf den Boden des Gefäßes B bringt man einen Baumwollpfropf und
                              									darüber einen Rührer aus Draht, welcher gleichfalls mit
                              									Baumwolle umwickelt ist.
                           Den Wärmewerth eines Calorimetergrades kann man dadurch
                              									bestimmen, daß man, nachdem das Gefäß G mittels des Glasstopfens von der darunter befindlichen
                              									Thermometerröhre abgesperrt ist, aus einer Pipette 10cm
                              									Wasser von bekannter Temperatur in das Gefäß B einfließen läßt und nun beobachtet, um
                              									wie viel Theilstriche das Quecksilber in dem Scalenrohr sinkt.
                              									Um einen zweiten Aichungsversuch auszuführen, hat man nur das
                              									Wasser aus dem Gefäße B mittels
                              									einer Pipette herauszunehmen,  den Glasstopfen
                              									des Gefäßes G zu lüften, bis das
                              									Quecksilber in der offenen Röhre wieder emporgestiegen ist, und
                              									dann das Gefäß wieder abzusperren. Das zu dem letzten
                              									Aichungsversuch dienende Wasser läßt man im Gefäße B zurück; dasselbe dient zur
                              									Uebertragung der von den zu untersuchenden Körpern abgegebenen
                              									Wärme an den um B befindlichen
                              									Eiscylinder.
                           Der Apparat, welchen Bunsen zur
                              									Erwärmung der zu untersuchenden Körper anwendet, erfordert eine
                              									sehr geschickte Handhabung beim Einbringen der Körper in das
                              									Eiscalorimeter, indem es sehr leicht vorkommt, daß dieselben
                              									nicht unmittelbar in das Wasser des Gefäßes B hinabfallen, sondern gegen die obern
                              									Theile des kalten Gefäßes B
                              									anschlagen, was jedenfalls einen Temperaturverlust zur Folge
                              									hat. Aus diesem Grunde habe ich dem Erwärmungsapparat die
                              									modificirte Einrichtung H (Fig.
                                 									27) gegeben, nach welcher die Körper mittels eines
                              									Conconfadens und eines Korkstopfens in einer von einem Dampfrohr
                              									umgebenen Glasröhre befestigt werden, deren unteres Ende mit
                              									Leichtigkeit in das Gefäß B
                              									hineinpaßt. Wenn der Körper hinreichend erhitzt ist, wird der
                              									untere Theil des Apparates H in B gebracht und alsdann der Korkstopfen
                              									gelüftet, worauf der Körper ohne jeden Aufenthalt auf den Grund
                              									des Gefäßes B gelangt.
                           Nachdem der Apparat einmal in dieser Weise vorbereitet ist,
                              									können ganze Versuchsreihen ausgeführt werden; man hat nur nach
                              									jedem Versuche den Körper mittels des Rührers aus dem Gefäße B herauszunehmen und den Stopfen des
                              									Gefäßes G zu lüften, bis das
                              									Quecksilber in dem Scalenrohr wieder emporgestiegen ist.
                           Von den vielen Versuchen, welche von mir nur zur Demonstration
                              									der Methode ausgeführt wurden, und bei denen alle Correctionen
                              									übergangen sind, möge beispielsweise der nachfolgende
                              									mitgetheilt werden.
                           Mittels einer Pipette wurden nach einander 10g
                              									Wasser von 10°,5, 10°,7 und 10°,8 in das
                              									Eiscalorimeter gebracht; das Quecksilber sank in 10 Minuten in
                              									dem Scalenrohr um bezieh. 36,0, 36,5 und 37,0 Calorimetergrade.
                              									Nach diesen drei Versuchen entspricht 1 Calorimetergrad bezieh.
                              									2,917, 2,931 und 2,919, im Mittel also 2c,922.
                              									Hierauf wurde ein Stück Zink von 4g,389 Gewicht, welches, dem
                              									Barometerstande entsprechend, in 15 Minuten auf 99°,3
                              									erwärmt wurde, in das Calorimeter gebracht, wodurch das
                              									Quecksilber in dem Scalenrohr in drei nach einander folgenden
                              									Versuchen um 14,0, 13,9 und 14°,2 fiel. Danach ergibt
                              									sich die specifische Wärme des Zinks bezieh. zu 0,0938, 0,0932
                              									und 0,0952 oder im Mittel zu 0,0941.
                           
                           Schließlich füge ich noch bei, daß die Firma E. Leybold's Nachfolger in Cöln die von mir
                              									gebrauchten Eiscalorimeter zu meiner vollen Zufriedenheit
                              									hergestellt hat und Aufträge zu deren Anfertigung gerne entgegen
                              									nimmt. (Carl's Repertorium, 1876 S.
                                 									77).
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
