| Titel: | Ueber die Fabrikation von Cementröhren am Salzberg Ischl; von Oberbergverwalter A. Aigner. | 
| Autor: | Aug. Aigner | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 506 | 
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                        Ueber die Fabrikation von
                           								Cementröhren am Salzberg Ischl; von Oberbergverwalter  A.
                              								Aigner.
                        Mit Abbildungen auf Taf. IX [a.c/1].
                        Aigner, über die Fabrikation von Cementröhren
                           								am Salzberg Ischl.
                        
                     
                        
                           Die fabriksmäßige Erzeugung von Cementröhren unter Anwendung von
                              									Wasserkraft am Salzberg bei Ischl wurde bereits in diesem
                              									Journal, * 1875 215 423, mitgetheilt;
                              									nachdem diese Fabrikation nunmehr im vollen Gange ist und seit
                              									jenem Zeitpunkte einige wesentliche Verbesserungen darin
                              									eingeleitet wurden, so dürfte deren Veröffentlichung als Folge
                              									der damals angegebenen Motive ihre Berechtigung finden. Unter
                              									Hinweisung auf die bereits gegebene Beschreibung der Sandwasch-
                              									und Mörtelrührapparate soll mit Hilfe der Figuren
                                 									13 bis 30 (nach
                              									dem Berg- und hüttenmännischen Jahrbuch, 1876 S. 1) die
                              									gegenwärtige Einrichtung geschildert werden. Die
                              									Zusammenstellung derselben zeigen Figur 16
                              									im Grundriß, Figur 13
                              									im Verticalschnitt nach I II, Figur 15 im Querschnitt III
                                 									IV von links und Figur 14
                              									von rechts angesehen.
                           Es bedeuten darin A das Wasserrad,
                              									n das Wasserfluder, w (Fig. 14
                              									und 15) einen
                              									Hebel zur Regulirung des Aufschlagwassers, D eine Trommel auf der Wasserradwelle,
                              									b (Fig. 14)
                              									die Riemenumsetzung und k, l die
                              									conischen Getriebräder für den Mörtelrührapparat m; Z′
                              									ist die Wasserzuleitung für die Sandwäsche s und den Rührapparat m, dessen Achse h in den fixen Halslagern i
                              									läuft und sich mittels des Hebels 4 heben und senken läßt, so
                              									daß durch die Hebung die Schaufeln des Rührapparates über den
                              									Trog m hinausragen. Durch den Hebel
                              									5 erfolgt die Auslösung des Rührapparates und zwar durch Hebung
                              									der Zugstange d, wobei die Stange
                              									b′, an welcher der Träger c des Rades k befestigt ist, dieses Kegelrad k senkt und außer Eingriff mit dem Triebrad l bringt. Oberhalb dem untern Lager i ist die Achse h mit einem Bund versehen, durch welchen deren genaue
                              									Höhenstellung erzielt wird, da die Schaufeln des Rührapparates
                              									sich knapp an dem mit Eisenblech beschlagenen Boden und den
                              									Seitenwänden des Troges m bewegen.
                              									Ueber dem Bund besitzt die Achse der Länge nach eine Nuth, so
                              									daß sich das Zahnrad k, welches in
                              									seiner Nabe mit einem Keil versehen ist, auf der Achse nicht
                              									drehen läßt, jedoch nach oben und unten leicht verschiebbar ist.
                              									Soll der gemischte Mörtel aus dem Rührapparat gezogen werden, so
                              									wird das Kegelrad k ausgerückt und
                              									hierauf die Achse h mittels des
                              									Hebels 4 gehoben. Es kann nun das Waschen des Sandes in dem
                              									Apparate s ohne Störung vor sich
                              									gehen, da hierbei nur das Kegelrad l
                              									leer läuft.
                           
                           Ferner ist f (Fig. 16)
                              									die Riemenscheibe für die Sandwäsche s und s′ (Fig.
                                 									14) der Hebel zur Hebung des Sandwaschkorbes; g (Fig. 16)
                              									der Riemen für die Transmissionsachse a, um die Bewegung auf die Aufzugsmaschine das
                              									Röhrenmodelles mittels der Riemenscheibe t zu übertragen.
                           Die Gußform e (Fig. 13
                              									und 14) für
                              									die Röhren besteht im Gegensatze zu der früher beschriebenen
                              									hölzernen und horizontal liegenden Form aus starkem Eisenblech
                              									und steht vertical. Es liegt hierin
                              									eine wesentliche Verbesserung, nachdem die Holzmodelle durch
                              									Anziehen von Feuchtigkeit sehr häufig eine Zerklüftung der
                              									Röhren herbeiführten, welche sich immer nach ihrer Längsachse
                              									zeigte. Durch die verticale Stellung des Modelles wird überdies
                              									das gegossene Material compacter.
                           Die Aufzugsmaschine dient zum Einlassen des Röhrenmodelles unter
                              									die Schnauze des Rührapparates in den Schacht S und zur Hebung desselben. Ihre
                              									Construction ist aus Figur 13,
                              									14 und in vergrößerter Ansicht aus Figur 26
                              									zu ersehen. Der Antrieb erfolgt von der Zwischenwelle a auf die Riemenscheibe t, auf deren Achse das Getriebe v (14 Zähne) sitzt; dieses greift in das
                              									Zahnrad u (36 Zähne), und ein
                              									Spindelrad (9 Spindeln) an der Achse des letztern in das Kammrad
                              									2 (36 Kämme), dessen Achse endlich mittels eines Spindelrades
                              									(mit 6 Spindeln) die Zahnstange Z
                              									hebt oder senkt, mit welcher die Wagenbühne R (Fig. 13)
                              									verbunden ist. Die genaue Einstellung von R geschieht zuletzt mittels Handrad p und Ledergurte y.
                           Figur 23 zeigt den Hebeapparat für die Gußform; derselbe
                              									besteht aus dem Hebel M mit Zugseil,
                              									welcher um die Achse B horizontal
                              									und vertical gedreht werden kann; einem Gestelle mit vier Säulen
                              									Q, zwischen welche der Wagen W eingeschoben werden kann. Mittels des
                              									Hebels M läßt sich das Modell auf
                              									den Wagen oder davon herab heben, indem man die vier eisernen
                              									Tragschienen H, welche unten in
                              									Haken auslaufen, unter das Bodenbret des Modelles einhängt. Soll
                              									nun die Arbeit beginnen, so wird das gereinigte Modell sammt
                              									Wagen auf die Bühne R (Fig.
                                 									13) geschoben und mittels der Aufzugmaschine in den
                              									Schacht S gesenkt; hierauf bringt
                              									man gleiche Volumtheile Sand und hydraulischen Kalk mit Wasser
                              									(in folgenden Gewichtsverhältnissen: 36k
                              									hydraulischen Kalk, 57k gewaschenen Sand, 18k
                              									Wasser) in den Rührapparat. Der Kalk und Sand werden zuerst
                              									trocken gemengt und das Wasser nach Bedürfniß hinzugefügt; die
                              									ganze Mischung dauert 8 Minuten, worauf die ganze Masse durch
                              									die Schnauze mittels einer Krücke in die Form gezogen, letztere
                              									aus dem Schachte S gehoben, mit dem
                              									Wagen W (Fig. 23)
                              									zum vorläufigen Trockenplatz gebracht und mittels einer
                              									Hebemaschine  herabgestellt wird, wobei man die Formen
                              									paarweise an einander reiht.
                           Mittels eines kammförmigen Werkzeuges werden aus dem obersten
                              									Theile der gefüllten Form die Luftblasen entfernt und hierauf
                              									das Stoßbret (s. unten), der fortschreitenden Erhärtung
                              									entsprechend, durch geringen Druck allmälig angetrieben. In
                              									diesem Zustand müssen die Kolben (gußeiserne Kerne, welche die
                              									Höhlung des Rohres ausfüllen) öfters gedreht werden, was durch
                              									einen Zeitraum von 8 Stunden nach jeder halben Stunde erfolgt,
                              									worauf die Kolben durch einen an der Decke des ersten
                              									Stockwerkes eingehängten Flaschenzug ausgezogen werden.
                           Man läßt die Formen nun 24 Stunden stehen, nimmt sodann die zwei
                              									Modelltheile hinweg und läßt die entblößten Röhren auf dem
                              									Bodenbrete noch 48 bis 60 Stunden frei stehen. Nach dieser Zeit
                              									sind dieselben transportabel, zu welchem Behufe sie aus der
                              									verticalen in die horizontale Lage gebracht werden müssen.
                              									Dieses geschieht mittels des in Figur 27
                              									abgebildeten Apparates; hier sind v,
                                 									v′ zwei an die Cementröhre angelegte verticale
                              									hölzerne Breter, welche unter der Röhre auf das Bodenbret P der Form aufgestellt werden, wobei die
                              									Haken h, h′ unter das
                              									Bodenbret hineinragen; von diesen Haken ist h′ fix, h beweglich und oben umgebogen, so daß eine äußere Stange
                              									y durchgezogen werden kann; diese
                              									Stange, sowie ein bei x befestigter
                              									Handgriff dienen zur Hebung des Ganzen. Die Cementröhre wird nun
                              									sammt dem Bodenbrete mit den beiden Handhaben von zwei Arbeitern
                              									gehoben und auf den Schemel Figur 30,
                              									an dessen Oberfläche sich entsprechende Vertiefungen befinden,
                              									so aufgelegt, daß das Bret v nach
                              									unten kommt. Nun wird die bewegliche Eisenschiene w herausgezogen und die Röhre sammt dem
                              									Unterlagsbret v (von solchen Bretern
                              									muß ein großer Vorrath vorhanden sein) vorläufig in den
                              									Trockenraum mittels einer Hebemaschine aufgezogen; hier werden
                              									die Röhren durch einen Zeitraum von 8 Tagen auf dem Bodenbrete
                              									vorgetrocknet, worauf sie mit der Aufzugsmaschine wieder gesenkt
                              									und auf den eigentlichen Trockenplatz getragen werden.
                           Dieser ist vollkommen horizontal und besteht aus parallelen
                              									Gassen. Jede solche Gasse hat einen Unterbau aus zwei der Länge
                              									der Gasse parallel laufenden Grundpfosten, auf welchen 50mm
                              									starke Bodenbreter quer aufgenagelt sind; auf diese kommen die
                              									Röhren zu liegen. Ist der Boden mit der ersten Reihe von Röhren
                              									belegt, so wird darüber eine zweite, dritte und vierte Reihe
                              									geschichtet und zwischen den Röhren feiner Sand (Abfälle des
                              									Sandwaschapparates) gestreut. Die Einwirkung der  Luft
                              									(Kohlensäure) und der Regen ist für die Röhren vortheilhaft und
                              									macht sie allmälig fester. Erst zu Anfang des Winters müssen
                              									diese Röhrenlagen mit beweglichen Dächern versehen werden.
                           Was die Röhrenform betrifft, so ist
                              									dieselbe durch die Figuren
                                 									24 und 25 im
                              									Auf- und Grundriß näher dargestellt. Sie besteht aus einem
                              									Bodenbret und eisernen Seitenwänden; das Bodenbret, welches die
                              									Figuren 21 und 22 in
                              									vergrößertem Maßstab zeigen, ist von Holz und rings um die
                              									mittlere Oeffnung b c mit Eisenblech
                              									beschlagen, um für den gußeisernen Kern eine feste Unterlage zu
                              									bilden. Auf dem Bodenbret befindet sich ein hölzerner Aufsatz
                              									von der Gestalt des später beschriebenen Stoßbretes. Nachdem der
                              									Kolben gereinigt ist, werden die innern Flächen der Wände mit
                              									Maschinenöl geschmiert, bei x y
                              									(Fig. 21)
                              									eine Lettenwulst umgelegt und die Seitenwände der Form in diese
                              									Wulst hineingesenkt. Diese Wände (Fig. 24
                              									und 25)
                              									bilden ein achteckiges Prisma von Eisenblech, dessen beide
                              									Hälften sich an der Berührungsstelle übergreifen und durch je
                              									zwei oder drei Haken α, β zusammen gehalten
                              									werden; nachdem dieselben zusammen gefügt sind, werden sie durch
                              									die Haken α, β verbunden und oben der eiserne Ring
                              									r angezogen.
                           Der Kern (Fig. 28
                              									und 29) ist
                              									aus Gußeisen gefertigt und besteht aus einer Röhre von 6mm,5
                              									Fleischstärke; er ist genau abgedreht und schwach conisch
                              									geformt. Oben ist in zwei gegenüber stehenden Oeffnungen
                              									desselben ein rundes Holzstück eingesetzt, mit einer Bohrung
                              									versehen, in welche eine zum Anfassen dienende Eisenstange p eingezogen werden kann. Der Kolben
                              									wird ebenfalls geölt und in das Modell (Fig. 24)
                              									eingeschoben, wobei seine verticale Stellung durch die eiserne
                              									Führung r′ erhalten ist,
                              									welche auf den obern Rand der Form aufgestellt wird. In dieser
                              									Stellung wird nun der Mörtel eingeführt.
                           Das Stoßbret (Fig. 19
                              									und 20)
                              									besteht aus Holz und ist mit einem eisernen Ring versehen.
                              									Nachdem die gefüllte Form mittels einer Hebemaschine auf den
                              									Trockenplatz gestellt wurde, schiebt man das gereinigte und
                              									geölte Stoßbret in umgekehrter Stellung über den Kolben und
                              									treibt dasselbe durch öfteres leises Beklopfen gegen den obern
                              									Theil des Cementrohres.
                           Brüche von Röhren kommen selten vor;
                              									man kann sie auf 1 bis 2 Proc. veranschlagen; während dieselben
                              									nach der frühern Methode mit Holzformen stets in der
                              									Längenrichtung der Form erfolgten, kommen sie bei verticalem
                              									Guße ausschließlich nur nach der Quere der Röhre vor, und dies
                              									macht die Wiederherstellung jeder gebrochenen Röhre leicht
                              									möglich. Es werden zu diesem Zwecke die beiden gebrochenen  Theile
                              									auf einen Schemel gebracht, so daß der Zusammenstoß derselben
                              									über eine Aushöhlung in dem Schemel zu liegen kommt, sodann
                              									durch die Röhrenstücke ein Kolben eingeführt und von außen eine
                              									kurze aus zwei Theilen bestehende Form angelegt, welche oben
                              									eine Oeffnung zum Eingießen des Cementes besitzt. Man verwendet
                              									dazu ⅔ Th. Portlandcement auf ⅓ Th. hydraulischen
                              									Kalk zu gleichen Theilen mit feinem Sand; die Trocknung erfolgt
                              									dabei etwas schneller, und die Röhren sind vollkommen fest.
                              									Schadhafte Stellen, welche an dem Ende der Röhre vorkommen
                              									können, werden auf gleiche Weise ausgebessert. Zu diesem Ende
                              									erhalten die Außentheile des Stoßbretes (Fig. 19
                              									und 20)
                              									160mm lange Blechwände, welche an ihren Kanten nicht
                              									zusammen hängen, um sie dem Cementrohre besser anpassen zu
                              									können. Das Stoßbret wird nun mit diesen Wänden mittels einer
                              									Schraubenzwinge an das Rohrende befestigt und hierauf das
                              									Vergußmaterial oben eingeführt.
                           Was das Legen der Röhren betrifft, so
                              									wurde früher bereits eine Methode der Verbindung angegeben,
                              									welche im Allgemeinen befriedigende Resultate gibt; es können
                              									jedoch auf ausgedehnte Strecken, wo stellenweise nicht
                              									vollkommen standhafter Grund vorhanden ist, in einer starren
                              									Röhrentour Zerklüftungen entstehen. Eine seit vielen Jahren am
                              									Salzberg in Ischl gelegte eiserne Röhrentour war nun mit einem
                              									Kitt von ungelöschtem Kalk und Steinkohlentheer an einander
                              									gefügt worden; dieser Kitt, welcher außen erstarrt, bleibt nach
                              									Jahren in der Mitte zähflüssig und gestattet dem schiebenden
                              									Boden (Haselgebirge) eine nicht unbedeutende Bewegung der
                              									Röhren. Diese Beobachtung führte auf folgende Verbindungsart der
                              									Cementröhren.
                           Die zu verbindenden Röhren werden zuerst horizontal in dem 712mm
                              									tiefen Graben an einander gereiht und festgelegt, hierauf eine
                              									mit der obigen zähflüssigen Masse geschmierte Schnur in den
                              									keilförmigen Zwischenraum ε (Fig. 17
                              									und 18) der
                              									Röhren gewickelt und der Reihe nach mit immer dickern alten
                              									Stricktheilen, endlich mit Hanfsträngen umwunden und dabei
                              									fortwährend Kitt eingetragen. Ueber den am Umfang entstehenden
                              									Wulst wird endlich ein eiserner Ring γ mit der Schraube
                              									δ angezogen und ein Blechstreifen p zur bessern Vertheilung des Druckes eingelegt.
                           Ueber die Festigkeit der Röhren läßt
                              									sich Folgendes angeben. Ein Jahr alte Röhren haben einen Druck
                              									von 3at ausgehalten; nachdem ein höherer Druck aus Mangel
                              									einer entsprechenden Einrichtung nicht erzielt werden konnte und
                              									neue Röhren durch längeres Liegen an Festigkeit zunahmen, so
                              									kann diese Zahl nicht als Maximum angesehen werden.
                           
                           Die Kosten der Herstellung eines 1m,16
                              									langen Rohres, von 65mm,5 Fleischstärke und 131mm
                              									lichtem Durchmesser stellen sich, wie folgt:
                           
                              
                                 0,6
                                 Metzen
                                 =
                                 36k
                                 hydraulischer Kalk
                                 39,31
                                 kr.
                                 ö.
                                 W.
                                 
                              
                                 0,6
                                 Metzen
                                 =
                                 57k
                                 Sand
                                 10,70
                                 kr.
                                 ö.
                                 W.
                                 
                              
                                 
                                 18k
                                 Wasser
                                 —
                                 kr.
                                 ö.
                                 W.
                                 
                              
                                 Oel zum Modellschmieren
                                 2,30
                                 kr.
                                 ö.
                                 W.
                                 
                              
                                 Arbeit
                                 26,00
                                 kr.
                                 ö.
                                 W.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 78,31
                                 kr.
                                 ö.
                                 W.,
                                 
                              
                           also pro laufenden Meter loco Fabrik nahe
                              									68 kr. ö. W.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
