| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 186 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Brayton's
                              									Petroleummotor.
                           In einem neu gegründeten amerikanischen Fachblatte „The Polytechnic Review“
                              									(herausgegeben in Philadelphia von Dr. Will. H. Wahl und Dr. Rob. Grimshaw) ist Beschreibung und Zeichnung dieses
                              									Petroleummotors (hydro-carbon
                                 									engine) enthalten, welcher von der „Pennsylvania
                                 									Ready Motor Company“ in Philadelphia in Größen von 1,
                              									3, und 5e gebaut wird. Die Maschine
                              									besteht aus einem wassergekühlten Arbeitscylinder, in welchem
                              									das Gas expandirend verbrennt (nicht explodirt)  und dabei den
                              									Kolben vorwärts treibt, während er beim Rückgänge vom Schwungrad
                              									geschleppt werden muß, — ferner aus einer Luftpumpe und
                              									einer Oelpumpe. Letztere läßt bei jedem Kolbenrückgange einige
                              									Tropfen Petroleum in eine Filzmanschette im obern Deckel des
                              									Arbeitscylinders zutreten; beim Niedergang des Kolbens tritt
                              									sodann die comprimirte Luft hindurch, vermischt sich mit dem
                              									Petroleum zu einem entzündlichen Gemenge und wird durch eine
                              									eigene Steuerung mit einer continuirlich brennenden Flamme in
                              									Verbindung gebracht und entzündet. Bei der nun folgenden
                              									Verbrennnng findet Niedergang des Kolbens unter
                              									Arbeitsverrichtung statt; beim Aufgange des Kolbens werden
                              									darauf die Verbrennungsproducte durch ein eigenes Ventil
                              									entfernt, frisches Oel wird zugeführt, neuerdings Luft
                              									comprimirt, und das Spiel kann von neuem beginnen.
                           Die oben citirte Quelle rühmt diesem neuen Petroleummotor noch
                              									höhere Oekonomie nach, als sie die Otto und Langen'sche
                              									Petroleummaschine (vgl. 1876 219 195) und der Hock'sche Petroleummotor (vgl. 1874 212 73) *198. 1876 219 196) besitzen; mit letztern
                              									hat übrigens die Brayton'sche
                              									Maschine eine sehr entschiedene Verwandtschaft.
                              									Selbstverständlich kann sie, wie alle diese Maschinen im
                              									Gegensatz zur Dampfmaschine, in äußerst kurzer Zeit (angeblich 1
                              									Minute) in vollen Betrieb gesetzt werden; daher auch der
                              									eigenthümliche Name: „ready
                                    									motor, dienstbereite Maschine“ adoptirt
                              									wurde.
                           
                              R.
                              
                           
                        
                           Der „wahre“ Erfinder
                              									der Locomotiven und Dampfschiffe.
                           Ein kürzlich in Amerika veröffentlichtes und zuerst im
                              									Hannoverschen Wochenblatt, 1876 S. 82 erwähntes Buch stellt die
                              									mit zahlreichen Belegen beglaubigte Behauptung auf, daß Nathan
                              									Read, geboren 1759 zu Warren
                              									(Massachusetts, Nordamerika), gestorben 1849, zuerst die
                              									Anwendung des Hochdruckdampfes zum Maschinenbetrieb empfohlen
                              									habe und zu diesem Zwecke den ersten (verticalen) Röhrenkessel
                              									construirte, welchen er sich am 26. August 1791 Patentiren ließ.
                              									Daß jedoch dieser Kessel jemals ausgeführt und in Betrieb
                              									gesetzt wurde, scheint nirgends ersichtlich zu sein, so daß wir
                              									noch immer, ungeachtet des Read'schen Patentes, Georg Stephenson seinen Ruhm als Erbauer des
                              									ersten Röhrenkessels (Locomotive Rocket, 1829) ungeschmälert
                              									erhalten sehen. Ebenso mag es sich auch mit der Erfindung der
                              									Dampfschifffahrt verhalten, die gleichfalls in N. Read ihren Ursprung haben soll.
                           Thatsache scheint zu sein, daß Read
                              									1790 und 1791 verschiedene Patente auf Straßenlocomotiven und
                              									Dampfschiffe mit Schaufelrädern anstrebte, und daher gewiß unter
                              									den Anregern dieser großartigsten Erfindungen genannt zu werden
                              									verdient. Der wahre Erfinder jedoch in unserm Sinne, bleibt
                              									stets der Mann, welcher nicht allein eine Idee zu fassen vermag,
                              									sondern sie auch durchzuführen und zu gedeihlichem Ende zu
                              									bringen versteht, und als solcher wird stets der Amerikaner Fulton in der Geschichte der
                              									Dampfschifffahrt, sowie der Engländer G. Stephenson als Vater unserer modernen Eisenbahnen
                              									unerschüttert dastehen, mag auch noch so oft erwiesen werden,
                              									daß eine oder die andere ihrer Ideen auch von andern
                              									erfindungsreichen Köpfen geplant wurde.
                           
                              M-M.
                              
                           
                        
                           Illustration zur Verläßlichkeit der
                              									hydraulischen Druckproben bei Dampfkesseln.
                           Oberinspector Kraft der
                              									österreichischen Dampfkesseluntersuchungs- und
                              									Versicherungs-Gesellschaft veröffentlicht in der Zeitschrift
                              									dieser Gesellschaft einen interessanten Fall von Kesselböden
                              									zweier sogen. „Dreirohrkessel“ (vgl. *1873
                              									213 374).
                           In einem der größten industriellen Etablissements Böhmens wurden
                              									vor Kurzem 5 solche Kessel für 8at Betriebsüberdruck construirt und
                              									aufgestellt; sie bestanden die amtliche hydraulische Druckprobe
                              									auf 13at anstandslos. Ueber Anordnung der Organe
                              									Versicherungsgesellschaft wurden nun in den vordern Kesselböden
                              									der Oberkessel, welche als Köpfe aus der Stirnmauer hervortreten
                              									sollen und aus Gußeisen waren, die vorgeschriebenen Zeiger bei
                              									den Wasserstandsgläsern betreffs des zulässigen tiefsten
                              									Wasserstandes angebracht. Diese Manipulation führte jedoch zu
                              									der zwar unangenehmen, aber wichtigen Entdeckung, daß die
                              									flachen, gußeisernen Böden von 800mm  Durchmesser in
                              									ihrer Fleischstärke zu schwach sind, indem diese nur ca. 27mm
                              									betrug, obwohl die Böden ohne alle Verstärkungsrippen waren. Auf
                              									Grundlage dieser Beobachtung wurde nun ein technisches Gutachten
                              									abgegeben, mit welchem die Betriebsleitung wegen eines
                              									„Constructionsfehlers“ gegen den
                              									Kesselverfertiger auftrat.
                           Daß diese gußeisernen Kesselköpfe zu schwach und für den Betrieb
                              									gefährlich sind, ergibt die Rechnuug sofort. Nach Reuleaux müßte die Wandstärke, 2k,5
                              									pro 1qmm Beanspruchung angenommen, 58mm
                              									stark gemacht werden.
                           Kraft bemerkt treffend, daß, wenn die
                              									Construction eine richtige (und eine solche muß bei einem
                              									Dampfkessel unbedingt verlangt werden), die gußeisernen
                              									Kesselböden mindestens den gleichen Grad der Sicherheit bieten
                              									müssen, welche die cylindrischen Kesselbleche besitzen. Ist
                              									nun
                           δmm die Blechstärke,
                           Dm der Durchmesser des Kessels,
                           n1,
                              									die Zahl der Atmosphären, auf welche der Kessel wirklich probirt wurde, η der
                              									Sicherheitsgrad der Construction, so ergibt sich für eine
                              									Durchschnittsfestigkeit des Bleches von 30k pro 1qmm:
                           η = 6/D .
                              									δ/n1.
                           In vorliegendem Falle war δ = 11mm,
                              									D = 0m,8 und n1 = 13at,
                              									sonach η = 6,34.
                           Nach Kirkaldy's Versuchen beträgt nun
                              									die Festigkeit der einfachen Nietnäthe etwa 40 Proc. derjenigen
                              									des vollen Bleches, hiermit ist der wirkliche Sicherheitsgrad
                              									der cylindrisch genieteten Kesselbleche:
                           η = 2,54.
                           Rechnet man nach Reuleaux dieses η für den 27mm
                              									starken Boden, so ergibt sich für eine Durchschnittsfestigkeit
                              									des Gußeisens von 12k,5 pro 1qmm:
                           η = 0,65.
                           Daß diese verhältnißmäßig so schwachen
                              									Böden die gesetzliche Probe überhaupt
                                 									ausgehalten haben, ist lediglich der Güte des Materials
                              									zuzuschreiben.
                           Da nun bei einer richtigen Construction die gußeisernen
                              									Kesselköpfe denselben Grad von Sicherheit bieten sollen, wie die
                              									cylindrischen Kesselbleche in ihren Vernietungen, so hätte in
                              									vorliegendem Falle die Wandstärke wenigstens 50mm
                              									betragen müssen. Daß dies bei der Herstellung der Kessel
                              									unbegreiflicher Weise nicht geschah, muß nun irgend einem
                              									unvorsichtigen Mißgriffe zugeschrieben werden.
                              									Selbstverständlich wurde die Inbetriebsetzung der Kessel in so
                              									lange untersagt, bis die Böden ausgewechselt waren.
                           Die vorliegenden Dreirohrkessel, welche der Firma Bolzano, Tedesco und Comp. in Schlan (Böhmen) eigenthümlich
                              									sind, waren nicht von dieser, sondern von einer andern Prager
                              									Maschinenfabrik ausgeführt worden.
                           
                              C.
                              
                           
                        
                           Ueber Kesselspeisung mit vorgewärmtem
                              									Wasser; von Guzzi.
                           Die Speisung der Dampfkessel mit Wasser, welches durch die
                              									Auspuffdämpfe der Dampfmaschinen oder durch Condensationswasser
                              									von Heizapparaten vorgewärmt ist, ermöglicht eine bedeutende
                              									Kohlenersparung, welche bis zu 15 Proc. betragen kann und daher
                              									vom ökonomischen Standpunkte aus sehr zu berücksichtigen ist.
                              									Hierbei stellt sich jedoch der Uebelstand ein, daß derartig
                              									vorgewärmtes Wasser mit steigender Temperatur auf immer
                              									geringere Höhen angesaugt werden kann. Von den Injectoren
                              									vermögen selbst die besten nichtsaugenden Injectoren nicht über
                              									50° vorgewärmtes Speisewasser zu fördern; saugende
                              									Injectoren versagen schon bei noch niedrigern Temperaturen. Bei
                              									Speisepumpen herrscht wohl eine größere Sicherheit der Action;
                              									doch ist hier durch die Temperatur des anzusaugenden Wassers
                              									eine Grenze der Wirkung gegeben, welche dann eintritt, wenn die
                              									Spannung der aus dem warmen Wasser entwickelten Dämpfe, vermehrt
                              									um das Gewicht der zu hebenden Wassersäule, dem Druck der äußern
                              									Atmosphäre das Gleichgewicht hält. Bezeichnet man letztern mit
                              									H, ausgedrückt in Wassersäulenhöhe
                              									der Temperatur t des auszusaugenden
                              									Wassers, mit H′den Druck des
                              									Wasserdampfes bei t Grad gleichfalls
                              									in Wassersäulenhöhe, und ebenso mit h die erreichbare Minimalspannung der unter dem
                              									Pumpenstiefel enthaltenen  Luft, endlich mit r die den gesammten Bewegungswiderständen entsprechende
                              									Druckhöhe, so ist die erzielbare Maximalsaughöhe:
                           X = H - (H′ + h + r).
                           Für t = 0,
                              									normalen Barometerstand H = 10, wird
                              									H′ = 0m,06,
                              									kann somit vernachlässigt werden; die sicher erreichbare
                              									Saughöhe mit 7m angesetzt, erhält man für h + r den
                              									Werth = 3, und die Formel modificirt sich zu:
                           X = 7 - H′.
                           Für die verschiedenen (aus Regnault's Tabellen zu entnehmenden)
                              									Werthe der Spannung des Wasserdampfes wird demnach:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                    m
                                    
                                 
                              
                                 bei t =
                                  46°
                                 X =
                                 5,970
                                 
                              
                                 
                                  60
                                 
                                 4,933
                                 
                              
                                 
                                  69
                                 
                                 3,900
                                 
                              
                                 
                                  76
                                 
                                 2,866
                                 
                              
                                 
                                  82
                                 
                                 1,833
                                 
                              
                                 
                                  90
                                 
                                 -0,234
                                 
                              
                                 
                                  94
                                 
                                 -1,267
                                 
                              
                                 
                                  97
                                 
                                 -2,301
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                                 -3,330.
                                 
                              
                           Um somit auf die Siedehitze vorgewärmtes
                              									Wasser mit Sicherheit speisen zu können, muß das
                              									Warmwasser-Reservoir 3m,330 über die höchste Stellung des Pumpenkolbens gesetzt
                              									werden.
                           
                              Fr.
                              
                           
                        
                           Nessel's
                              									Centrifugal-Puddelofen.
                           Zur Ausführung des Puddelprocesses auf mechanischem Wege schlägt
                              									L. Nessel in der Oesterreichischen
                              									Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen (1875 S. 419 Taf. XI)
                              									einen um eine verticale Hohlachse rotirenden Tellerofen mit
                              									Siemens'scher Regenerativfeuerung und totaler Wasserkühlung vor.
                              									Die gußeisernen Wände und Boden sind inwendig mit feuerfestem
                              									Material (Bauxit) und einem geschmolzenen Gemenge von
                              									gepulverter Schlacke und Erz 100 bis 150mm
                              									stark ausgefüttert, während sie außen von einem blechernen
                              									Mantel zum Zwecke der Wassercirculation umgeben sind. Das
                              									Kühlwasser tritt von unten in die hohle Tragachse ein, um nach
                              									erfolgter Circulation um den Ofen durch einen zweiten Canal in
                              									dieser Achse auszutreten. Zur Uebertragung der Rotation an den
                              									Ofen von der Transmissionswelle aus ist an der Tragachse unter
                              									dem Ofen eine horizontale Riemenscheibe befestigt. Die
                              									eingetragene, vorher im Cupolofen geschmolzene Roheisencharge
                              									(500 bis 600k) wird durch die Centrifugalkraft an die Wand
                              									geschleudert und fällt alsdann in den Ofen zurück, wodurch eine
                              									gründliche continuirliche Mischung erreicht wird.
                           Die Vortheile dieses Systems bestehen einerseits in der nahezu
                              									vollständigen Unschmelzbarkeit resp. leichten Erneuerung des
                              									Ofenfutters, anderseits in einer bedeutenden Abkürzung der
                              									Chargendauer und in einer großen Ersparniß an Handarbeit, welche
                              									letztere sich auf das Eintragen des flüssigen Roheisens mittels
                              									einer Rinne und auf das Luppenmachen beschränkt.
                           
                        
                           Seiltransmission.
                           Die Verwendung von Hanfseilen statt Riemen zur Krafttransmission
                              									in Fabriken beginnt sich in England immer mehr auszubreiten, und
                              									eine einzige Fabrik in Dundee (Pearce
                                 									Brothers) hat nun schon Anlagen von im ganzen mehr als
                              									7000e auschließlich mit Seiltransmissionen versehen,
                              									darunter die Kraftübertragung einer Maschine von 1000e in
                              									einer Spinnerei zu Calcutta. Selbstverständlich ist hier eine
                              									ganze Reihe von endlosen Seilen erforderlich, von denen eines
                              									neben das andere in die entsprechend geformten Rillen der
                              									Seiltrommeln gelegt wird; die Seile haben dann Stärken von 30
                              									bis 60mm und müssen aus sorgfältig vorbereitetem Hanf
                              									hergestellt werden. Wird aber diese Vorsicht gebraucht, und
                              									haben die Rillen der Seiltrommeln, was äußerst wichtig ist, die
                              									richtige Form, so bewährt sich dieses Transmissionsmittel
                              									vortrefflich, ist bedeutend billiger in der ersten Anschaffung,
                              									kostet nichts  zur Erhaltung und besitzt eine fast
                              									unbeschränkte Dauerhaftigkeit. Die bequeme Disposition der
                              									Kraftübertragung zu den einzelnen Arbeitsmaschinen gewährt
                              									gleichfalls wesentliche Vortheile gegenüber dem
                              									Riemenbetrieb.
                           Es sind solche Seiltransmissionen in England an einzelnen Orten
                              									(beispielsweise Belfast in Irland) schon Jahre lang in Gebrauch
                              									und haben sich durchaus bewährt; die Sache ist somit schon
                              									längst aus dem blosen Versuchsstadium herausgetreten; die
                              									Schwierigkeiten, welche das Aufbringen und Nachspannen der Seile
                              									mit sich bringt, werden wohl bald zu überwinden gelernt werden,
                              									und es kann daher zu Versuchen mit der Kraftübertragung durch
                              									Seile nicht dringend genug aufgefordert werden.
                           
                              M-M.
                              
                           
                        
                           Siamesischer Kitt.
                           Unter diesem Namen kommt im Handel in
                              									„Zwillings-Flacons“ ein Kitt vor, welcher
                              									nach der Analyse von E. Kögler aus
                              									geschlemmter Kreide (in dem einen Fläschchen) und Kaliwasserglas
                              									(in dem zweiten) besteht. (Technische Blätter, 1875 S. 257.)
                           
                        
                           Ueber die Verwendung der Phosphorsäure in
                              									den Zuckerfabriken.
                           Scheibler (1874 211 267) zeigte
                              									bereits, daß beim Entkalken der Zuckersäfte mittels
                              									Phosphorsäure auch organische Nichtzuckerstoffe gefällt werden.
                              									Vibrans hebt als vortheilhaft bei der
                              									Anwendung von Phosphorsäure namentlich die Abscheidung größerer
                              									Mengen organischer Stoffe hervor und in Folge dessen die
                              									leichtere Verarbeitung des Saftes, schnelleres Verdampfen,
                              									bessere Bodenarbeit nebst reinerer und größerer Ausbeute an
                              									Füllmasse. Ferner wird die Knochenkohle geschont, während die
                              									Phosphorsäure leicht als Düngemittel wiedergewonnen werden
                              									kann.
                           Nach Angabe von Vibrans wurde der
                              									Rübensaft gleich beim Eintritt in die Scheidepfanne auf etwa
                              									80° erwärmt, dann demselben auf 1500l Saft
                              									5l
                              									Phosphorsäure von 20° B. zugefügt, die Temperatur auf
                              									88° gesteigert und nun in bekannter Weise die Behandlung
                              									mit Kalk und Kohlensäure ausgeführt. Der aus den Scheidepfannen
                              									erhaltene Scheideschlamm zeigte im Durchschnitt folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Ohne Phosphorsäure
                                 
                                 Mit Phosphorsäure.
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                 50,85
                                 
                                 47,12
                                 
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 10,22
                                 
                                 11,85
                                 
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 0,31
                                 
                                 0,22
                                 
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 0,27
                                 
                                 0,86
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                 1,06
                                 
                                 0,33
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                 24,75
                                 
                                 16,13
                                 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,33
                                 
                                 0,47
                                 
                                 
                              
                                 Unlöslicher Rückstand
                                 0,38
                                 
                                 0,10
                                 
                                 
                              
                                 Organische Substanz
                                 10,25
                                 
                                 22,30
                                 
                                 
                              
                                   Darin Stickstoff
                                 
                                 0,33
                                 
                                 0,52
                                 
                              
                                 Rest und Alkalien
                                 1,58
                                 
                                 0,62
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 100,00.
                                 
                                 
                              
                           Während ohne Phosphorsäure die Füllmasse 4,07 Proc. organischen
                              									Nichtzucker enthielt, hatte dieselbe bei Anwendung von
                              									Phosphorsäure davon nur 1,93 Proc.
                           Auch Gruber und Hulva bestätigen den günstigen Erfolg der Anwendung von
                              									Phosphorsäure, namentlich bei Verarbeitung abnormer Säfte und
                              									angefaulter Rüben.
                           Nach Hulva wird auf 500k
                              									Rüben 1l Phosphorsäure von 30 Proc. angewendet, doch ist die
                              									passende Menge noch nicht für alle Fälle festgestellt.
                              									Schlesische Fabriken, welche geradezu still standen, weil die
                              									Säfte weder scheiden noch filtriren wollten und der Sud im
                              									Vacuum selbst nach 12stündiger Arbeit kein ordentliches Korn
                              									gab, brachten den Betrieb durch Anwendung von Phosphorsäure
                              									sofort wieder in Gang. Hulva hebt
                              									hervor, daß bei der Phosphorsäure-Kalkscheidung namentlich die
                              									stark Melasse bildenden und das Kochen erschwerenden
                              									stickstofffreien organischen Stoffe beseitigt werden.
                           
                           Sickel hat mit bestem Erfolg die
                              									Phosphorsäure in die Diffuseure gebracht. (Zeitschrift des
                              									Vereins für Rübenzuckerindustrie des deutschen Reiches, 1875 S.
                              									528, 534. 634 und 639.)
                           
                        
                           Vegetationsversuche mit
                              									Zuckerrüben.
                           Dr. O. Kohlrausch und Strohmer haben
                              									eine Reihe von Vegetationsversuchen ausgeführt, aus denen
                              									hervorgeht, daß eine Vermehrung des Zuckergehaltes der Rübe
                              									entsprechend der steigenden Düngung mit salpetersaurem Kalium
                              									nicht stattgefunden hat, und daß auch betreffs des von der
                              									Rübenpflanze erzeugten Gesammtzuckers sich keine bestimmten
                              									Beziehungen zu steigender Kalisalpeterdüngung erkennen lassen.
                              									(Organ des Centralvereins für Rübenzuckerindustrie in der
                              									österr.-ungar. Monarchie, 1876 S. 77.)
                           
                        
                           Zur Kenntniß der Käsebildung; von F. Cohn.
                           Bekanntlich fand Blondeau, daß bei der
                              									Fabrikation der Käse von Roquefort die Umwandlung des Caseïns in
                              									eine Fettsubstanz durch den gemeinen Schimmelpilz Penicillium glaucum bewirkt wird
                              									(Wagner's Jahresbericht, 1863 S. 552). Jetzt macht F. Cohn in den bereits (1876 219 375) erwähnten Beiträgen zur Biologie der Pflanzen (S.
                              									188) über die Vorgänge bei der Fabrikation des Schweizer Käse
                              									ausführliche Mittheilungen, denen wir Folgendes entnehmen.
                           Die Milch wird in großen kupfernen Kesseln durch Zusatz von
                              									Labflüssigkeit in eine steife Gallerte verwandelt. Nachdem diese
                              									etwa eine Viertelstunde ruhig gestanden, wird die Masse in
                              									erbsengroße Stücke gequirlt und über offenem Feuer bei 55 bis
                              									60° eine Stunde lang durchgerührt. Der Käsebrei wird
                              									hierauf unter allmälig gesteigertem Druck von der
                              									Molkenflüssigkeit getrennt, der so erhaltene Käselaib in den
                              									Keller gebracht, wo er bei 10 bis 12° verbleibt; die
                              									Rinde wird hier täglich mit Salz eingerieben, bis der Käse ins
                              									Magazin kommt, wo er sehr langsam seine völlige Reife
                              									erlangt.
                           Das Gerinnen der Milch geschieht ohne Frage durch ein in der
                              									Labflüssigkeit vorhandenes unorganisirtes Ferment, da der
                              									alkoholische Labauszug die Milch ebenso gut gerinnen macht als
                              									der wässerige und durch eine bestimmte Menge desselben nur ein
                              									entsprechendes Quantum Milch coagulirt wird, während organisirte
                              									Fermente sich vermehren und daher eine unbegrenzte lebendige
                              									Kraft entwickeln können.
                           Die Sonderung des geronnenen Caseïns von den Molken scheint ein
                              									rein mechanischer Vorgang zu sein, bei dem kein Ferment im
                              									Spiele ist.
                           Das Reifen des Käse, durch welches die weiße, fade, süße
                              									Käsemasse erst allmälig ihren pikanten Geschmack und Geruch,
                              									ihre durchscheinende Consistenz, gelbe Farbe u. s. w. erlangt,
                              									hält Cohn für eine echte Gährung,
                              									welche unter dem Einflusse von Fermentorganismen steht. Schon
                              									auf der Presse, also innerhalb 24 Stunden, beginnt die Gährung,
                              									welche mit lebhafter Gasentwicklung (Kohlensäure, Wasserstoff?)
                              									verbunden ist; in Folge dessen wird der Käselaib aufgetrieben
                              									und seine ebenen Flächen werden nach außen gewölbt. Während des
                              									langsamen Reifens geht die Gasentwicklung fort, und es bilden
                              									sich die Löcher im Käse in ähnlicher Weise wie bei der
                              									Brodbereitung. Die chemischen Vorgänge, welche während der
                              									Käsegährung stattfinden, sind noch wenig bekannt; Verfasser
                              									vermuthet, daß es vorzugsweise die im Käselaib zurückgehaltene
                              									Molkenflüssigkeit ist, deren Milchzucker zunächst durch die
                              									Zymophyten in Buttersäure versetzt wird.
                           Die Labflüssigkeiten, wie sie in den Molkereien benützt werden,
                              									enthalten sehr lebhaft bewegte Fadenbakterien (Bacillus), welche wahrscheinlich
                              									Buttersäuregährung einleiten und auch das langsame Reifen des
                              									Käses veranlassen; ihre Dauersporen sind es, welche, von der
                              									trockenen Käsesubstanz eingeschlossen, der Siedehitze eine Zeit
                              									lang widerstehen und in geeigneter Nährflüssigkeit sich wieder
                              									zu Bacillusstäbchen entwickeln können, während die etwa
                              									vorhandenen Fäulnißbakterien durch die Erwärmung der Milch
                              									getödtet werden.
                           
                        
                           
                           Eine Anwendung der Photographie als
                              									Zeugdruck.
                           In England benützt man seit längerer Zeit die Einwirkung der
                              									Sonne auf eigens dazu präparirten Stoffen und erzielt auf diese
                              									Weise verschiedene Druckmuster von wirklich bewunderungswürdigem
                              									Effect.
                           Das saure chromsaure Kali ist außerordentlich empfindlich für das
                              									Licht. Wenn man ein mit diesem Salze getränktes Gewebe in einem
                              									geschlossenen Zimmer den Sonnenstrahlen aussetzt, welche durch
                              									die Spalten der Sommerläden einfallen können, so werden die vom
                              									Licht berührten Stellen sich in eigenthümlicher Weise färben.
                              									Nach dieser Theorie hat man Muster auf Geweben angebracht, wobei
                              									man folgendermaßen verfährt.
                           Man legt ein Papier oder dünnes Metallblech, worin das Muster
                              									ausgeschnitten ist, auf das Gewebe, welches vorher in eine
                              									Auflösung des sauren chromsauren Kalis gebracht wurde; beide
                              									werden nun in einem Rahmen auf einander gepreßt, worauf man das
                              									ausgeschnittene Papier oder Blech der Sonne aussetzt, oder
                              									vielmehr dem Einflüsse des zerstreuten Lichtes, welches in
                              									diesem Falle besser ist. Nach kurzer Zeit schon färbt sich das
                              									Gewebe in sehr merklicher Weise überall dort, wo das Licht
                              									durchgedrungen, und man sieht auf demselben die genaue Copie des
                              									Musters.
                           Dieses Muster wird durch eine blaßrothe (bräunliche) Farbe
                              									gebildet, welche ganz echt ist. Diese Farbe vermag sich übrigens
                              									als Mordant mit Krapp, Blauholz, Gelbholz u. s. w. zu verbinden.
                              									Behandelt man nämlich das mit Lichtbild versehene Gewebe in
                              									einem Bade dieser Farbstoffe, so ändert das Muster seine Farbe,
                              									indem es sich diese Farbpigmente aneignet.
                           Man kann den entgegengesetzten Effect erzielen, indem man anders
                              									verfährt. Man bringe z. B. ein Farrenkrautblatt auf eine
                              									Glastafel an und spanne hinter letzterer ein gleich großes
                              									(präparirtes) Gewebe aus. Es werden sich nun alle dem Lichte
                              									ausgesetzt gewesenen Theile färben, während die durch das
                              									Farrenkrautblatt gegen das Licht verwahrten Theile weiß bleiben
                              									wie zuvor, man erhält folglich ein weißes Farrenkrautblatt auf
                              									einem blaßrothen (bräunlichen) Grunde. R. H. (Centralblatt für
                              									die Textil-Industrie, 1876 S. 198.)
                           
                        
                           Ueber die in Pompeji aufgefundenen
                              									Farbstoffe.
                           P. Palmieri hat mehrere bei den
                              									Ausgrabungen in Pompeji aufgefundene Farbmaterialien analysirt.
                              									Die unorganischen gelben Stoffe
                              									bestehen aus Ockerarten, mit Gyps oder Thon gemengt. Die rothen unorganischen Materialien sind
                              									gebrannte eisenhaltige Erden. In den grünen Farbstoffen ist das
                              									Färbende eine Eisen- oder Kupferverbindung, ebenfalls mit Thon
                              									gemengt. Ein hellrothes, sehr
                              									haltbares Farbmaterial erwies sich als ein mit einem organischen
                              									Farbstoff gefärbter Thon; der Farbstoff selbst scheint
                              									thierischen Ursprunges zu sein. Verfasser erörtert eingehend,
                              									welchen von Plinius erwähnten
                              									Farbmaterialien die untersuchten Substanzen wohl entsprechen
                              									könnten. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876
                              									S. 345.)
                           
                        
                           Ueber den Einfluß der Kieselsäure auf die
                              									Bestimmung der Phosphorsäure mittels molybdänsauren
                              									Ammons.
                           Allgemein scheint man anzunehmen, daß durch die Gegenwart
                              									gelöster Kieselsäure die Methode der Phosphorsäurebestimmung mit
                              									molybdänsaurem Ammonium ungenau wird. Jenkins (Journal für praktische Chemie, 1876 Bd. 13 S.
                              									237) zeigt dagegen, daß unter gewöhnlichen Umständen die Fällung
                              									der Phosphorsäure mit Ammoniummolybdat durch Anwesenheit von
                              									Kieselsäure nicht beeinträchtigt wird, und daß es daher nicht
                              									nöthig ist, dieselbe vorher abzuscheiden.