| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 283 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Der Arbeitsverbrauch für
                              									Blechbiegmaschinen; von Prof. Dr. E.
                              									Hartig.
                           Der Verfasser (Civilingenieur, 1876 S. 79) berichtigt einen
                              									Rechenfehler, welcher bei der Berechnung des Coefficienten
                              									α in der Formel „Textabbildung Bd. 220, S. 283 Meterkilogramm“ für den Arbeitsverbrauch
                              									beim Rundbiegen schmiedeiserner Stäbe und Platten (vgl. 1874 212 275) sich eingeschlichen hat.
                           Dieser Coefficient hat nämlich den wahrscheinlichsten Werth
                           α = 0,075
                           (und nicht 0,75). Der an gleicher Stelle
                              									angegebene Coefficient für rothwarmes Eisen (α = 0,10),
                              									welcher hiermit nicht im Einklang steht, ist als unsicher zu
                              									betrachten, weil zu seiner Herleitung nur ein einziger Versuch
                              									vorlag. (Diese Berichtigung bezieht sich zugleich auf S. 224 und
                              									225 des bekannten Hartig'schen
                              									Berichtes „Versuche über Leistung und Arbeitsverbrauch
                                 									der Werkzeugmaschinen“. Leipzig 1873. G. Teubner.)
                           
                        
                           Hydraulische Hebevorrichtungen.
                           Der Moniteur universel belge, Februar
                              									1876 S. 89, bringt verschiedene Abbildungen eines in Amerika von
                              									Lane und Bodley in Cincinnati eingeführten Aufzuges, welcher einige
                              									interessante Punkte darbietet. Der Betrieb des Aufzuges
                              									geschieht mittels des Druckwassers der städtischen
                              									Wasserleitung, wie dies nun fast in allen größern Städten zur
                              									Verfügung steht. Der Arbeitscylinder wird im Keller des
                              									Gebäudes, welches mit dem Aufzug versehen werden soll, in
                              									horizontaler Lage angebracht, die Kolbenstange trägt eine
                              									Traverse, welche mittels Rollen auf zwei Führungen läuft und auf
                              									einer Welle drei oder mehr Seilscheiben frei beweglich trägt. Am
                              									Ende der Traversenführung ist in festen Lagern eine zweite fixe
                              									Welle gelagert, auf welcher die gleiche Anzahl von Seilscheiben
                              									frei drehbar angebracht ist. Ueber diese Seilscheiben ist nun
                              									ein Seil gewunden, das am einen Ende in dem Gestelle der
                              									Maschine befestigt ist, dann abwechselnd über eine Trommel der
                              									mit der Traverse verbundenen und der feststehenden Welle gelegt
                              									wird und zuletzt von der letztern Trommel der feststehenden
                              									Welle zur Spitze des Aufzuges, hier über eine Rolle und endlich
                              									zu der auf- und niedersteigenden Platform geht. Beim Einlassen
                              									von Druckwasser in den Arbeitscylinder geht die mit der
                              									Kolbenstange verbundene Traverse mit der einen Hälfte der
                              									Seilscheiben vor oder zurück und bewegt somit die Platform um
                              									das Sovielfache des Kolbenhubes, als es Seilscheiben gibt, wie
                              									dies eben der Construction dieses Flaschenzuges entspricht. Die
                              									Zuleitung oder Absperrung des Druckwassers für den
                              									Arbeitscylinder geschieht durch ein entlastetes Kolbenventil,
                              									das durch Zahnrad, Kettenrolle und eine längs der
                              									Platformführung durch alle Stockwerke laufenden Kette von jeder
                              									Stellung der Platform aus regulirt werden kann.
                           Insoweit bietet dieser Aufzug, außer der etwas veränderten
                              									Disposition des Flaschenzuges, nichts wesentlich neues dar;
                              									dagegen ist hier ein einfaches Mittel angewendet, um den Aufzug
                              									für verschiedene Leistungen zu adaptiren. Selbstverständlich
                              									ist, je größer die Zahl der Rollen, desto geringer der Weg des
                              									Kolbens für eine gleiche Förderhöhe, nm so größer aber auch die
                              									vom Kolben zu leistende Arbeit. Nachdem dieselbe jedoch durch
                              									die Spannung des Druckwassers ein für allemal begrenzt ist, so
                              									haben Lane und Bodley eine Vorrichtung angebracht, um eine wechselnde
                              									Zahl von Seilscheiben in die Traverse einzuschalten. Wenn
                              									beispielsweise fünf Scheiben auf der fixen Welle angewendet
                              									werden, so ordnen sie in der Traverse nur drei Seilscheiben an,
                              									zwei weitere Scheiben aber sind in einem eigenen Rahmen
                              									gelagert, werden jedoch gleichwohl von dem Seile umschlungen.
                              									Wird dieser zweite Rahmen durch dazu bestimmten Klauen mit der
                              									vom Kolben bewegten Traverse verbunden, so ist die Uebersetzung
                              									des Aufzuges zehnfach, und die Last darf somit (abgesehen  von den
                              									Reibungswiderständen) nur ein Zehntel der Kolbenkraft betragen;
                              									dagegen beträgt auch der Kolbenweg nur ein Zehntel des
                              									Lastweges, und es wird dem entsprechend weniger Druckwasser
                              									verbraucht.
                           Wird hingegen die Last größer, so wird die Verbindung des die
                              									zwei beweglichen Scheiben tragenden Rahmens mit der Traverse
                              									gelöst, erstere bleiben beim Ausgange des Kolbens bei der fixen
                              									Welle zurück, die Zahl der ausgehenden Scheiben beträgt nur drei
                              									und somit auch der Druck auf den Kolben nur das Sechsfache der
                              									gehobenen Last. Der Weg des Kolbens dagegen ist nun ein Sechstel
                              									des Lastweges und erfordert somit eine größere Menge
                              									zuströmenden Druckwassers.
                           
                              Fr.
                              
                           
                        
                           Locomotive mit Wasserrad.
                           Diese merkwürdige Combination zweier so fern stehender Begriffe
                              									soll nach der Scientific Press in
                              									den Bergwerksbezirken Californiens thatsächlich zur Anwendung
                              									kommen. Dort befinden sich nämlich zum Herabschwemmen des in den
                              									Bergen gefällten Holzes meilenlange, aus Holz gezimmerte
                              									Wassercanäle, auf deren Kanten die vier Laufräder der
                              									hydraulischen Locomotive geführt werden sollen, während in dem
                              									Strom selbst zwei Schaufelräder hineinragen, die auf je einer
                              									der beiden Laufachsen festgekeilt sind. Das Wasser schlägt gegen
                              									die Schaufeln an, versetzt hierdurch die Achsen in Drehung und
                              									befördert so, selbst hinabfließend, die Locomotive nebst ihrer
                              									angehängten Last nach aufwärts. Die Sache ist nicht unmöglich,
                              									dürfte sich aber kaum als rationelles Förderungsmittel
                              									bewähren.
                           
                              R.
                              
                           
                        
                           Explosion von Howard's Sicherheitsdampfkessel.
                           Wir entnehmen dem Engineering, Januar
                              									1876 S. 6 einen Bericht Fletcher's,
                              									des bekannten Chefingenieur der Steam
                                 									Users'Association in Manchester, über eine
                              									Dampfkesselexplosion in Blakburn. Dieselbe fand am 24. November
                              									v. I. im Jackson'schen Etablissement
                              									statt, wo vier Howard-Kessel (* 1874 214 11)
                              									aufgestellt sind. Der vierte Kessel, von links nach rechts
                              									gezählt, explodirte. Bei diesem zerriß von den sieben untersten,
                              									neben einander, direct über dem Feuer gelegenen Röhren das
                              									rechte neben den mittelsten. Durch diesen Riß strömte sowohl
                              									Wasser als Dampf, nicht nur vom Kessel Nr. 4, sondern auch von
                              									den gleichzeitig in Betrieb befindlichen Kesseln Nr. 1 und 3,
                              									während der Kessel Nr. 2 sich in Reparatur befand.
                           Das ausströmende, mit Dampf gemischte Wasser durchbrach das
                              									Mauerwerk, riß das Speiserohr und Ventil weg, drang nach
                              									rückwärts und verbrühte dort zwei Mann tödlich.
                           Drei Wochen vor der Explosion wurde der übrigens ganz neue Kessel
                              									durch hydraulischen Druck auf 26at probirt. Zerreißversuche,
                              									welche Fletcher mit einem Theile des
                              									zerrissenen Rohres vornahm, ergaben eine durchschnittliche
                              									Zugfestigkeit in der Walzrichtung von 29k,2 und senkrecht zu
                              									derselben von 24k,9 pro 1qmm.
                              									Vergleicht man die Festigkeit des Materials senkrecht zur
                              									Walzrichtung mit der größten Beanspruchung des Materials von
                              									2k,3 pro 1qmm bei einer Spannung von
                              									10at, der Maximalspannung im Betriebe, so erhellt
                              									daraus, daß durch Schwächung des Materials in der Structur der
                              									Bruch der Röhre nicht erfolgt sein kann.
                           Fletcher betrachtet nun als
                              									nachgewiesen, daß die Ursachen, welche gewöhnlich eine
                              									Dampfkesselexplosion herbeiführen, nämlich: Ueberhitzung durch
                              									Wassermangel, Schwächung der Bleche durch Corrosion, anormale
                              									hohe Dampfspannung, Untauglichkeit des Materials, im
                              									vorliegenden Falle nicht stattgefunden haben, und sucht die
                              									Gründe der Explosion in folgenden den Howard-Kesseln
                              									eigenthümlichen Verhältnissen.
                           Bei diesen Kesseln sind die Röhren ganz mit siedendem Wasser
                              									gefüllt, und muß sich der entwickelnde Dampf längs der Röhren,
                              									die gegenüber andern Kesselsystemen einen kleinen Durchmesser
                              									haben, seinen Weg erkämpfen, — ein Vorgang, welcher das
                              									Mitreißen einer beträchtlichen Wassermenge bedingt und um so
                              									heftiger ist, je mehr die Feuerung forcirt wird, je geringer die
                              									Dampfspannung, wegen der Vergrößerung des Dampfvolums, und je
                              									dichter das Wasser durch Beimengung von Salzen  und andern
                              									Körpern bei der Speisung gemacht wird. Ein Blick auf die
                              									Construction des Kessels zeigt, wie schwer das Entweichen aus
                              									den untersten, im Verhältniß zu ihren langen, sehr engen und
                              									überdies nahezu horizontalen Röhren ist, wozu noch kommt, daß
                              									der Dampf nur an einem Ende der Röhre entweichen kann und das
                              									Speisewasser denselben Weg nehmen muß. Durch alles dies sei die
                              									Wirkung Unregelmäßigkeiten überliefert, für welche schon die
                              									großen Schwankungen des Wassers im Wasserstandsglas Beweis sind.
                              									— Es sei zwar richtig, daß die Speisung vorn an dem
                              									Kessel geschieht, daß das Speisewasser direct in die untersten
                              									Röhren eingeführt wird und den ganzen Kessel passiren muß. Dies
                              									schwäche aber die oben erwähnte Ansicht nicht ab, indem es
                              									erstens nicht bestimmt ist, ob das Speisewasser durch alle
                              									sieben Röhren geht, ferner wird nicht immer gespeist, und es
                              									kann da der Fall eintreten, daß der Dampf das Wasser aus den
                              									Röhren reißt. — Es sei sonach denkbar, daß die untersten
                              									Röhren nur halb oder noch weniger mit Wasser gefüllt und dann
                              									einer derartigen Ueberhitzung ausgesetzt sind, daß sie dem
                              									Drucke nicht widerstehen können. — Daß die untersten
                              									Röhren der Howard-Kessel Risse bekommen, sei bei mehreren andern
                              									Kesseln dieser Construction coustatirt worden — so bei
                              									dem Kessel Nr. 2 der erwähnten vier Kessel, ferner in Northwich,
                              									wo Fletcher sich auch durch
                              									Einführung schmelzbarer Propfen überzeugt haben will, daß die
                              									untersten Röhren überhitzt gewesen.
                           In Folge dieser Beobachtungen warnt Fletcher die Dampfbenützer vor der Gefahr, welche der
                              									Howard-Patent-Sicherheitskessel biete.
                           
                        
                           Maschine zum Imprägniren von Leder mit
                              									Fettstoffen; von August Frey Söhne in
                              									Wien.
                           Das Imprägniren der weißgaren Geschirrleder mit Fett ist ebenso
                              									wie die Herstellung des gedrehten fettgaren Leders für Näh- und
                              									Schlagriemen eine recht mühsame und zeitraubende Arbeit,
                              									besonders wenn dieselbe mit den bis jetzt vorhandenen, noch
                              									ziemlich primitiven Vorrichtungen ausgeführt wird. Die Firma
                              									August Frey Söhne in Wien hat daher
                              									eine Maschine gebaut, welche nach dem Gerber, 1876 S. 451 für
                              									obigen Zweck ganz geeignet zu sein scheint.
                           Auf der drehbaren horizontalen Hauptwelle sitzt centrisch fest
                              									ein Korb, welcher aus zwei runden verticalen Scheiben und
                              									mehreren, durch dieselben geschobenen, runden Horizontalstäben
                              									besteht. Die Hauptwelle kann durch ein Rädervorgelege mittels
                              									Riemenscheiben oder Handkurbel vorwärts und rückwärts gedreht
                              									werden. Um das Aufnehmen größerer oder kleinerer Häute zu
                              									gestatten, läßt sich der Korb durch Verstellen der Stäbe in
                              									verschiedene Löcher vergrößern oder verkleinern. Die Hauptwelle
                              									hat innerhalb des Korbes eine mittels Schraube schließbare
                              									Einspannvorrichtung zum Festhalten der Haut.
                           Die Manipulation mit der Maschine ist folgende: Die zu
                              									bearbeitende Haut wird mit Fett oder Schmiere bestrichen, mit
                              									dem Kopfende zwischen den Korbstäben in die Einspannvorrichtung
                              									gebracht und eingeklemmt. Nachdem dies geschehen ist, wird die
                              									Maschine in Bewegung gesetzt und durch die rotirende Bewegung
                              									der Hauptwelle die Haut in den Korb hineingezogen und
                              									aufgewickelt. Sobald die Haut vollständig aufgewunden ist, wird
                              									die Maschine entgegengesetzt bewegt, wobei sich die Haut von
                              									innen nach außen verkehrt um die Welle aufwickelt. Zu
                              									berücksichtigen ist, daß der Korb so groß gestellt wird, daß die
                              									Haut denselben ausfüllt. Durch dieses Hin- und Herdrehen wird
                              									die Haut wie beim Krispeln fortlaufend an allen Stellen
                              									überrollt und reiben sich dabei die mit Fett bestrichenen
                              									Hautflächen an einander. Dieses abwechselnde links und rechts
                              									Abwickeln der Haut wird so lange fortgesetzt, bis dieselbe
                              									vollkommen mit Fett imprägnirt ist, was in sehr kurzer Zeit
                              									erreicht wird.
                           
                        
                           Zur Anwendung des Ozons.
                           De Carvalho empfiehlt zur Desinfection
                              									ungesunder Luft Wohnzimmern, dieselbe mit Hilfe eines Aspirators
                              									durch eine Röhre zu leiten, um sie der Einwirkung dunkler
                              									elektrischer Entladungen auszusetzen. Er glaubt, daß die so
                              									ozonisirte Luft völlig unschädlich sei.
                           
                           Thenard warnt vor Anwendung des Ozons,
                              									da dieses eines der heftigsten Gifte sei, welches in unseren
                              									Laboratorien hergestellt werde. Uebrigens seien unsere
                              									Kenntnisse über das Ozon noch so mangelhaft, daß es leichtsinnig
                              									wäre, dasselbe als Heilmittel anwenden zu wollen. (Comptes rendus, 1876 t. 82 p.
                              									157.)
                           
                        
                           Quarz zur Verfälschung von
                              									Kleesaat.
                           F. Nobbe (Oesterreichisches
                              									landwirthschaftliches Wochenblatt, 1876 S. 1) berichtet, daß bei
                              									Lieben (in der Nähe von Prag) sich eine Fabrik von
                              									Quarzsteinchen findet, welche zur Verfälschung böhmischer
                              									Kleesaat verwendet werden. Dieselbe liefert 5 Sorten
                              									„Kleekies“ zu folgenden Preisen:
                           1) Ungefärbter lichtgrauer Kies „für
                                 									Rothklee“. Von der Größe der Rothkleesamen.
                              									Sämmtliche Steinchen passiren ein Sieb mit 2mm
                              									Lochweite; kaum 1 Proc. derselben geht durch 1mm
                              									weite Oeffnungen. 100k kosten 9 M.
                           2) Ungefärbter grauer Kies „für Rothklee“.
                              									Etwas dunkler als voriger, in der Größe übereinstimmend. 100k
                              									kosten 9 M.
                           3) Dunkelgrün gefärbter Kies „für Roth- und
                                 									Grünklee“. Größe und Form der beiden vorigen Sorten.
                              									100k kosten 14 M.
                           4) Dunkelgrün gefärbter Kies „für schwedischen
                                 									Klee“. Körnelung etwas schwächer als bei obigen drei
                              									Sorten. 100k kosten 17 M.
                           5) Schwefelgelb gefärbter Kies „für
                                 									Weißklee“, von gleicher Größe mit Nr. 4, in Gestalt,
                              									Größe und Farbe sehr ähnlich den berüchtigten Hamburger
                              									„Weißkleesteinen“, nur etwas dunkler als
                              									diese. 100k kosten 16 M.
                           Sämmtliche fünf Sorten, von Natur etwas abgerundet, sind mit
                              									großer Sorgfalt gesiebt und gefärbt, so daß der Zweck der
                              									Täuschung nur zu sicher erreicht wird. Es war z. B. ein
                              									künstlich hergestelltes Gemenge von 5g der Steinchen Nr. 5 mit 15g
                              									reinem Weißklee (Trifolium repens),
                              									also ein Zusatz von 25 Proc. der Steine selbst von guten
                              									Samenkennern bei geschärfter Aufmerksamkeit nicht leicht von
                              									reinem Weißklee zu unterscheiden, und muß eine Mischung von
                              									dieser Höhe dem unbefangenen Auge des Käufers ohne Zweifel
                              									gänzlich entgehen!
                           Als Farbstoffe werden Chromlack und Berlinerblau verwendet.
                           
                        
                           Ueber eine neue Bildungsweise aromatischer
                              									Aldehyde; von K. Reimer.
                           Mischt man Phenol und Chloroform mit einem Ueberschuß von
                              									Alkalilauge (man wendet auf je 1 Mol. Phenol und Chloroform am
                              									besten 4 Mol. Natriumhydrat an), so tritt beim Schütteln nach
                              									einiger Zeit, rascher bei gelindem Erwärmen, eine heftige
                              									Reaction ein, welche man durch Abkühlen mäßigen muß. Man
                              									steigert schließlich die Temperatur, um die R action zu Ende zu
                              									führen, und destillirt hierauf das unzersetzte Chloroform ab.
                              									Setzt man nun eine starke Säure hinzu, so scheidet sich ein Oel
                              									aus, das deutlich den Geruch der salicyligen Säure zeigt, und
                              									welches mit Wasserdämpfen leicht übergeht. Das auf letztere
                              									Weise gereinigte Product gibt mit saurem schwefligsaurem Natrium
                              									eine schwerlösliche, krystallisirbare Verbindung und kann so vom
                              									anhaftenden, unveränderten Phenole befreit werden. Aus der
                              									Natriumhydrosulfitverbindung scheidet verdünnte Schwefelsäure
                              									ein Oel ab, welches nach dem Trocknen genau bei dem Siedepunkt
                              									des Salicylaldehyds destillirt. Dasselbe wurde durch die
                              									Elementaranalyse, sowie durch das charakteristische Verhalten
                              									gegen Eisenchlorid (violette Färbung) und Natriumhydrat (gelbe
                              									Färbung) unzweifelhaft als salicylige Säure erkannt. Die im
                              									Vorstehenden beschriebene Reaction läßt sich durch die folgende
                              									Gleichung veranschaulichen:
                           C6H5ONa + 3 Na
                              									H O + CH
                                 									Cl3 = C7 H5 O2 Na + 3 Na Cl
                              									+ 2 H2 O.
                           Versuche mit andern Phenolen haben ergeben, daß die obige
                              									Reaction eine allgemeinere ist; aus Cresol erhält man z. B.
                              									unter sonst gleichen Bedingungen ebenfalls einen Aldehyd, aus
                              									Guajacol Vanillin. (Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft, 1876 S. 423.)
                           
                        
                           
                           Ueber das Schwefeln in der Wollbleiche;
                              									von I. Delong.
                           Nach des Verfassers Mittheilungen (Moniteur de la teinture, 1876 S. 5) läßt sich das Bleichen
                              									der Wolle und Wollgewebe mittels gasförmiger schwefliger Säure
                              									mit Vortheil durch das Verfahren von Pion ersetzen, welcher die Wolle in eine mit Salzsäure
                              									versetzte Lösung von einfachschwefligsaurem Natron legt. Das
                              									schwefligsaure Salz wird in großen Krystallen in das Bad
                              									gegeben, damit seine Lösung im Wasser und damit seine Zersetzung
                              									durch die Salzsäure allmälig vor sich gehe und die Wolle
                              									möglichst lang dem Einfluß der freien schwefligen Säure
                              									ausgesetzt sei. Ganz gelbe und ordinäre Wolle erhält auf diese
                              									Weise ein eben so schönes als dauerhaftes Weiß.
                           Rascher gestaltet sich das Bleichverfahren bei Anwendung von
                              									doppeltschwefligsaurem Natron, welches im Handel unter dem Namen
                              									„Leukogen“ vorkommt. Man füllt eine
                              									Holzkufe mit einer wässerigen 5proc. Lösung des Salzes, fügt, um
                              									die Reaction einzuleiten, etwas Salzsäure hinzu (2 bis 3 Proc.
                              									des angewendeten Leukogens)und legt hierauf die Wolle ein,
                              									welche aus dieser Flüssigkeit nach verhältnißmäßig kurzer Zeit
                              									als vollkommen gebleicht herausgenommen und zum Trocknen an die
                              									Luft gehängt werden kann. Kl.
                           
                        
                           Haïtra, ein neues Appreturmittel.
                           Unter der in England und auch sonst im Handel üblichen Benennung
                              									„Isenglaß“ wurde in Frankreich ein
                              									vegetabilisches Product patentirt, das in seiner Heimath, in
                              									China und Japan, unter dem Namen Haïtra bekannt ist. Dasselbe
                              									stammt von einer in den dortigen Meeren vorkommenden Alge her
                              									und wird als Verdickungsmittel für Farben und als Appreturmittel
                              									für Seide, Wolle und Baumwolle empfohlen. Nach dem Moniteur de la teinture, 1876 S. 17 wird
                              									es vor dem Gebrauch mit Wasser abgewaschen, dann mit seinem 60-
                              									bis 80fachen Gewicht Wasser in einem geschlossenen Gefäß bei 120
                              									bis 130° verkocht. Man erhält alsdann eine Paste, welche
                              									den Vortheil bietet, daß sie sich, weil ohne alle fremden
                              									Beimengungen, gut aufbewahren läßt, und die auf dem Gewebe nach
                              									dem Trocknen festhaftet, so daß der Appret durch kaltes Wasser
                              									nicht entfernt werden kann. Letztere Eigenschaft, wie auch das
                              									übrige mit Payen's Gelose und dem Haï-Thao übereinstimmende
                              									Verhalten, sowie die fast gleichlautenden Bezeichnungen lassen
                              									vermuthen, daß die beiden Producte Haïtra und Hai-Thao (1875 218 522) mit einander identisch sind, wie letzteres nach E.
                              									Jacobsen(Industrieblätter) mit der
                              									bekannten chinesischen Gelatine oder Agar-Agar gleichbedeutend
                              									sein soll.
                           
                              Kl.
                              
                           
                        
                           Ein neuer Farbstoff aus künstlichem
                              									Alizarin, bereitet von Rosenstiehl.
                           Durch Einwirkung von salpetriger Säure auf trockenes künstliches
                              									Alizarin entsteht ein Product, welches nach der Behandlung und
                              									Isolirung mittels Chloroform in gelben, metallglänzenden
                              									Blättchen erhalten wird. Dasselbe färbt Thonerdemordant gelb,
                              									Eisenmordant rothviolett. Die Farben halten sich nicht blos in
                              									kochender Seifenlösung, sondern gewinnen in derselben noch an
                              									Leben. Am vortheilhaftesten wird, wie beim Purpurin, mit
                              									destillirtem Wasser oder auch unter Zusatz von essigsaurem Kalk
                              									gefärbt. Nach der Kohlenstoff- und Wasserstoffbestimmung (die
                              									Stickstoffbestimmung ist noch nicht ausgeführt) glaubt Rosenstiehl (Bulletin de Mulhouse, 1876 S. 160), daß dem neuen
                              									Farbstoff die Formel des Nitroalizarins zukomme.
                           
                              Kl.
                              
                           
                        
                           Vorrichtung zur graphischen Darstellung
                              									der Mondbahn; von C. A. Grüel in
                              									Berlin.
                           Die längst bewährte Einrichtung unserer Tellurien zur Erläuterung
                              									der Bewegungen der Erde und des Mondes nebst deren Consequenzen
                              									in Bezug auf Beleuchtung,  Finsternisse, Jahreszeiten, hat wegen der
                              									nothwendigen Zusammendrängung der drei Himmelskörper bei solchem
                              									Modell nur den Mangel, daß der Mondlauf in einer ungetreuen
                              									Nachbildung zur Anschauung gelangt und die Vorstellung erweckt,
                              									als beschreibe derselbe in sich selbst zurückkehrende Curven. Es
                              									sollte deshalb beim Unterricht der wahre Sachverhalt wohl
                              									hervorgehoben werden, was oft nicht geschieht; selbst in
                              									mehreren populären Büchern ist die Bahnlinie unrichtig
                              									gezeichnet. Deshalb glaube ich einen einfachen und billigen
                              									Apparat (Preis 7 M.) empfehlen zu dürfen, welcher Erd- und
                              									Mondbahn gleichzeitig aufzeichnet. Letztere ist von einem Kreise
                              									nur wenig verschieden; es beschreibt sogar der Mond um die Zeit
                              									des Neumondes, wo er der Sonne näher steht, eine Curve, welche
                              									der Sonne ihre concave Krümmung zukehrt, was sich leicht durch
                              									Vergleichung der Radien der Erd- und Mondbahn ergibt. Das
                              									Verhältniß dieser beiden Größen ist nahe = 400 : 1. Demnach
                              									beträgt die Abweichung des Mondes von der Erdbahn nur 1/400 der
                              									letztern. Es tritt hinzu, daß wir im Jahre noch nicht 13mal
                              									Vollmond haben. Würde der Mond mehrere hundert Mal während des
                              									Jahres um die Erde rotiren, so könnten allerdings in sich
                              									verschlungene Curven entstehen. Die Annahme von entstehenden
                              									Epiciklen bei der Mondbahn ist auch nicht präcise, da vermöge
                              									der starken Attraction der Sonne gerade der Mond mehreren sehr
                              									beträchtlichen Störungen unterliegt.
                           
                        
                           Nitrophosphatdünger.
                           Prof. Märcker wies bereits vor einigen
                              									Jahren nach, welch großartiger Schwindel mit der Einführung
                              									theils geringwerthiger, theils schädlich wirkender Düngmittel
                              									von England nach Deutschland getrieben wird. Das neueste
                              									derartige Product einer Londoner Gesellschaft, dessen Vertrieb
                              									für Deutschland Wilckes in Deutz
                              									übernommen hat, enthält nach einer von der Versuchsstation in
                              									Darmstadt ausgeführten Analyse 1,65 Proc. Stickstoff, 5,9 Proc.
                              									Phosphorsäure, 33 Proc. organische Stoffe. 100k
                              									dieses Nitrophosphatdüngers werden mit 17,5 M. verkauft, während
                              									der reelle Werth kaum 7 M. beträgt. (Biedermann's Centralblatt,
                              									1876 Bd. 1 S. 252.)
                           
                        
                           
                              Berichtigungen.
                              
                           In diesem Bande ist zu lesen:
                           In der Beschreibung der Stone'schen
                              									Schiffspumpe, S. 127 Z. 2 v. o. „180c“ statt
                              									„90°“.
                           In Ebell's Abhandlung über die
                              									Krystallisation von Metalloxyden aus dem Glase, S. 155 Z. 8 v.
                              									u. „150g“ statt
                              									„150 Th.“ — S. 157 Z. 10 v. u.
                              									„Natriumcarbonat“ statt
                              									„Natroncarbonat“ — S. 159 Z. 1 v. o.
                              									„rundum“ statt
                              									„rund und“ — S. 160 Z. 1 v. u.
                              									„krystallinischen und amorphen“ statt
                              									„erscheinen kann.“
                           In der Beschreibung des Plagge'schen
                              									Petroleum-Hohofens, S. 214 Z. 6 v. o. „Silicium“ statt
                              									„Silicaten“.
                           In Lunge's Abhandlung über Jones und Walsh' Verfahren zur Sulfatfabrikation, S. 234 Z. 12 v. o.
                              									„in“ statt „an“
                              									— S. 235 Z. 15 v. o. „bis“ statt
                              									„zu“ — S. 236 Z. 14 v. u.
                              									„einen Ofen“
                              									statt „drei Oefen“.