| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 379 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Dampfkesselexplosionen in England.
                           Die älteste s. Z. von Fairbairn
                              									gegründete Kesselinspectionsgesellschaft theilt mit, daß in
                              									England während der letzten 10 Jahre 534 Kesselexplosionen
                              									stattfanden, durch welche 617 Todesfälle und 997 Verletzungen
                              									verursacht wurden (vgl. 1875 216 536). Im J. 1875 fanden 45
                              									Explosionen mit 67 Todten und 96 Verwundeten statt. Der
                              									Durchschnitt der 10 Jahre ergibt 53 Explosionen mit 62 Todten
                              									und 99 Verwundeten pro Jahr. Der Bericht betont wiederholt die
                              									Nothwendigkeit des Einschreitens der Regierung. Es sei absolut
                              									sicher, daß auch in diesem Jahre wieder etwa 150 Menschen
                              									getödtet und verwundet werden würden, und ebenso sicher, daß sie
                              									bei gewöhnlicher Vorsicht am Leben erhalten werden könnten.
                              									(Deutsche Industriezeitung, 1876 S. 118.)
                           
                        
                           
                           Gußeiserner Bremsklotz für
                              									Eisenbahnräder.
                           Das englische Fachblatt Iron bringt
                              									in seiner Nummer vom 29. Januar 1876 S. 136 das genaue
                              									Abnützungsprofil eines gußeisernen Bremsklotzes, wie derselbe
                              									unsers Wissens bis jetzt noch nicht auf dem Continente in
                              									Anwendung stand. Hier haben nämlich die gußeisernen Bremsklötze,
                              									welche, wie bekannt, vielfach zum Ersatz der rascher sich
                              									abnützenden hölzernen Klötze verwendet werden, nur eine solche
                              									Breite (80 bis 100mm), daß sie den conischen
                              									Theil der Lauffläche umfassen, den eigentlichen Spurkranz aber
                              									gar nicht berühren können. Der hier vorliegende Bremsklotz
                              									hingegen wird breiter als der Tyre und mit dem completen
                              									negativen Profil desselben hergestellt. Dadurch wird beim
                              									Bremsen die ganze Radoberfläche zur Aufnahme des Druckes
                              									herbeigezogen und somit in erster Linie eine geringere, dann
                              									aber auch eine gleichmäßigere Abnützung des Tyre erfolgen, als
                              									dies jetzt geschieht, wo der Spurkranz nahezu unverändert
                              									bleibt, während die Laufflächen durch das Bremsen rasch
                              									abgenützt werden. In Folge dessen ist ein weniger häufiges
                              									Abdrehen der Bremsräder erforderlich; endlich trägt auch dieser
                              									Bremsklotz entschieden dazu bei, die Bildung einer scharfen Ecke
                              									zwischen Lauffläche und Spurkranz zu verhindern.
                           
                              G.
                              
                           
                        
                           Eine wandernde Brücke.
                           Die Londoner Presse beschäftigt sich jetzt vielfältig mit
                              									Projecten für eine neue Communication über die Themse unterhalb
                              									London Bridge, nachdem die letztere für den enormen Verkehr
                              									schon längst ungenügend geworden ist, der Errichtung einer neuen
                              									Brücke jedoch bedeutende Hindernisse entgegenstehen. Dieselbe
                              									müßte nämlich entsprechende Höhe haben, um die großen
                              									Seeschiffe, welche bis zum Katherine Dock und weiter hinauf
                              									gefahren kommen, durchzulassen — ein Umstand, der lange
                              									und enorm kostspielige Rampen an beiden Ufern bedingen würde.
                              									Ein Tunnel macht wegen der Zufahrten dieselben Schwierigkeiten
                              									und dürfte auch kaum den Verhältnissen entsprechen, bliebe somit
                              									nur, abgesehen von den primitiven und ungenügenden Dampffähren,
                              									eine Drehbrücke, oder das von Barclay Bruce im Engineering, März
                              									1876 S. 188 vorgeschlagene, jedenfalls sehr originelle
                              									Auskunftsmittel. Derselbe will den Uebergang über die Themse
                              									mittels einer wandernden Brücke bewerkstelligen, welche im
                              									Niveau der beiden Ufer 10m über Fluthwasser liegend,
                              									abwechselnd hin- und zurückgeschoben würde. Zu diesem Behufe
                              									werden im Flusse 6 Pfeiler errichtet, die ca. 33m von
                              									einander abstehen, um der Brücke abwechselnd zur Auflage zu
                              									dienen. Diese selbst besteht aus einer Eisenconstruction von
                              									100m Länge, 33m Breite und wird vom
                              									Erfinder inclusive Belastung auf 3000t veranschlagt. Diese Masse
                              									ruht mittels Rollen, die auf einer gemeinsamen Welle befestigt
                              									sind, auf den einzelnen Pfeilern, und wird dadurch vorwärts
                              									gerückt, daß die Wellen der Tragrollen durch Dampfmaschinen in
                              									Umdrehung versetzt werden. In jedem der Strompfeiler befindet
                              									sich nämlich an beiden Enden ein Thurm, welcher eine
                              									Dampfmaschine enthält, die zum directen Antrieb der betreffenden
                              									Welle dient. Selbstverständlich findet sich die Brücke in jeder
                              									Stellung genügend unterstützt, so daß sie bei Passage von
                              									Schiffen sofort angehalten werden kann, indem der
                              									Maschinenwärter des betreffenden Brückenpfeilers seine Maschine
                              									stoppt oder reservirt.
                           Auf diese Weise sollen bei jeder Wanderung 100 Wagen und 1400
                              									Passagiere in 3 Minuten über die Themse befördert werden können;
                              									die Anlagekosten betragen nach Angabe des Erfinders keine 3
                              									Millionen Mark und sind wohl jedenfalls geringer als die Kosten
                              									einer stabilen Brücke von genügender Höhe. Dagegen dürfte dieses
                              									kühne Project, wenn schon an keinem andern Einwande, jedenfalls
                              									an der Frage der Betriebskosten zu Grunde gehen, ehe noch einer
                              									der in unserer Quelle so geschmackvoll gezeichneten Pfeiler der
                              									Themse entstiegen ist.
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Pumpenanlage zur Entsumpfung des
                              									Küstengebietes von Ferrara.
                           Ein Gebiet von mehr als 50 000ha an der Küste von Ferrara
                              									in Italien, das durch Jahrtausende hindurch versumpft und der
                              									Cultur unzugänglich war, wird jetzt  durch eine
                              									Pumpenanlage drainirt, welche als die größte ihrer Gattung
                              									bezeichnet werden muß, und einen imposanten Beweis der Macht
                              									liefert, welche sich der Mensch mit Hilfe des Dampfes über die
                              									Natur errungen hat. Acht kolossale Centrifugalpumpen von 1524mm
                              									Scheibendurchmesser und 1372mm Durchmesser liefern bei
                              									einer mittlern Saughöhe von 2m,210 in der Minute 2000cbm
                              									Wasser, resp. 2 880 000cbm pro 24 Stunden —
                              									eine Ziffer, deren Größe man erst dann vollkommen würdigen kann,
                              									wenn man sich vorstellt, daß beispielsweise die Themse in
                              									trockenen Jahren kaum die Hälfte dieses Wasservolums pro Tag dem
                              									Meere abgibt, während der tägliche gesammte Wasserverbrauch von
                              									London nur den sechsten Theil der obigen Zahl erreicht.
                           Der Antrieb geschieht für je zwei Centrifugalpumpen
                              									gemeinschaftlich durch eine Woolf'sche Dampfmaschine, mit einem
                              									Dampfsammler zwischen Hochdruck- und Niederdruckcylinder, da die
                              									Kurbeln derselben um 130° verdreht sind. Der Hub beträgt
                              									bei beiden Cylindern 686mm, der Durchmesser der
                              									Dampfcylinder 705 bezieh. 1184mm; der Hochdruckcylinder hat
                              									Expansionssteuerung. Beide Cylinder sind horizontal neben
                              									einander angeordnet, sammt dem Dampfhemd in einem Stücke
                              									gegossen und mittels einer Duplex-Cylinderbohrmaschine
                              									gemeinschaftlich ausgebohrt.
                           Von dem Niederdruckcylinder geht der Dampf zu einen
                              									Röhrencondensator von 70qm Abkühlungsoberfläche, die
                              									durch 80mm weite Rohre gebildet wird, durch welche das ganze
                              									angesaugte Wasser strömt. Zu erwähnen ist hier noch die
                              									Abdichtung dieser Rohre, welche einfach in die im Guß
                              									ausgesparten Löcher der beiden Rohrwände gesteckt werden und an
                              									den beiderseits vorstehenden Enden Kautschukringe eingeklemmt
                              									erhalten, die vollständig dichten Abschluß gewähren. Die
                              									zugehörige Luftpumpe ist einfachwirkend, von 482mm
                              									Durchmesser und 305mm Hub, und erhält ihren
                              									Antrieb von einem Excenter, das zwischen beiden Treibkurbeln auf
                              									der Welle befestigt ist.
                           Die Dampfkessel sind in den Seitenflügeln des Pumpengebäudes in
                              									zwei Gruppen von je fünf Stück aufgestellt, enthalten je zwei
                              									Feuerrohre mit Galloway'schen Stutzen und geben eine
                              									Gesammtheizfläche von 680qm bei 28qm
                              									Rostfläche. Auf jeder Seite ist ein Rauchfang errichtet, und vor
                              									dessen Einmündung ein Green'scher Economiser von 192 Röhren
                              									(100mm weit) mit 190qm Heizfläche aufgestellt,
                              									welchen die Heizgase auf dem Wege zum Schornstein zu passiren
                              									haben.
                           Die ganze Anlage ist von John und Henry Gwynne in Hammersmith, London ausgeführt und hat sich nach
                              									Engineering, 1876 Bd. 21 S. 9 12
                              									Tage lang ununterbrochen andauernder Uebernahmsprobe glänzend
                              									bewährt.
                           
                        
                           Mehlfälscher.
                           Gemäß Mittheilung des Präsidenten des landwirthschastl. Vereins
                              									für Rheinpreußen werden von der Firma Heeremans und Comp. in
                              									Rotterdam den Mühlenbesitzern der Rheinprovinz unter der
                              									Bezeichnung „zoogenaamd
                                    									Kunstmeel of Kunstwit“ (sogen. Kunstmehl oder
                              									Kunstweiß) zwei Proben einer weißen, mehlförmigen Substanz
                              									zugesendet, welche bei Abnahme von mindestens 100k zum
                              									Preise von 8,50 resp. 7,50 M. pro 100k geliefert werden soll. Nach
                              									der Untersuchung der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu
                              									Bonn ist dieses „Kunstmehl“ nichts anderes
                              									als Gyps. Die Verwendung desselben seitens der Müller und Bäcker
                              									würde letztere mit dem Strafgesetz in Conflict bringen, denn
                              									nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 15. December 1875
                              									ist selbst das Feilhalten von Eßwaaren, die, wenn auch nicht
                              									gesundheitsgefährlich oder schädlich, doch zum menschlichen
                              									Genusse ungeeignet sind, als Betrug zu bestrafen, wenn es
                              									wissentlich geschieht, und als Uebertretung nach § 367
                              									Nr. 7 des Str.-Ges.-B., wenn es nicht wissentlich geschieht.
                           
                        
                           Zunahme der Zugfestigkeit des Papieres
                              									durch Behandlung desselben mit Schwefelsäure; von A. Lüdicke.
                           Die Herstellung des sogen. Pergamentpapieres geschieht
                              									bekanntlich in der Weise, daß endloses, aus Leinen- oder
                              									Baumwollfasern erzeugtes Papier durch eine Mischung von
                              									Schwefelsäure und Wasser gezogen und hierauf zur Entfernung der
                              									Säure einem  Waschproceß unterworfen wird. In der
                              									Papier- und chemischen Fabrik zu Helfenberg bei Dresden, aus
                              									welcher das Untersuchungsmaterial stammt, verwendet man reines
                              									Baumwollpapier, 9 bis 9½ Th. englische Schwefelsäure von
                              									58 bis 60° B. auf 1 Th. Wasser; auf 100k
                              									Rohpapier sind 500k Säuremischung zu rechnen. Die
                              									Temperatur übersteigt nicht 10°, und die Dauer der
                              									Einwirkung beträgt etwa 3 Secunden.
                           Die Schwefelsäure bewirkt die oberflächliche Umwandlung eines
                              									Theiles der Cellulose in eine der Stärke ähnliche Substanz, nach
                              									Girard (1876 219 549) in
                              									Hydrocellulose, welche einen Kitt bildet und eine feste
                              									Vereinigung der Fasern bewirkt. Hierbei tritt eine
                              									Flächenschwindung von 5 bis 10 Proc. und ein Gewichtsverlust nie
                              									unter 10 Proc. auf.
                           Der Verfasser und Menzel
                              									(Civilingenieur, 1876 S. 155) ermittelten nachstehende
                              									Daten.
                           
                              
                                 Bezeichnung.
                                 Dicke.
                                 Specifisches Gewicht.
                                 Abs. Festigkeit pro 1 qmm. k
                                 Feuchtigkeisgehalt. Proc.
                                 Aschengehalt. Proc.
                                 
                              
                                 Rohpapier
                                 0,234
                                 0,617
                                 1,415
                                 6,785
                                 0,633
                                 
                              
                                 Pergamentpapier
                                 0,152
                                 0,964
                                 6,436
                                 8,778
                                 0,496
                                 
                              
                                 Rohpapier
                                 0,178
                                 0,543
                                 1,483
                                 7,071
                                 0,645
                                 
                              
                                 Pergamentpapier
                                 0,113
                                 0,937
                                 5,111
                                 8,483
                                 0,458
                                 
                              
                                 Rohpapier
                                 0,134
                                 0,624
                                 1,503
                                 6,978
                                 0,678
                                 
                              
                                 Pergamentpapier
                                 0,088
                                 0,927
                                 5,777
                                 9,160
                                 0,559
                                 
                              
                           Durch die Behandlung mit Schwefelsäure
                              									verringert sich hiernach die Dicke des Papieres um 34 bis 37
                              									Proc., dagegen nimmt das specifische Gewicht um 32 bis 42 Proc.
                              									zu. Die Festigkeitszunahme beträgt bezieh. das 4,55, 3,44,
                              									3,84fache. Versuche mit Pergamentpapier, welches eine kurze Zeit
                              									im Wasser aufgeweicht worden war, ergaben, wie erwartet, eine
                              									Herabminderung der Festigkeit, deren kleinster Werth 0,6
                              									desjenigen für luftrockenen Zustand betrug. Das Pergamentpapier
                              									besitzt (s. Tabelle) ein größeres Vermögen, Wasser anzusaugen
                              									als das Rohpapier; die Baumwollfaser wird also durch das
                              									angewendete Verfahren hygroskopischer. Der Verlust an
                              									Aschengehalt rührt jedenfalls von der Schwefelsäure her, welche
                              									Aschenbestandtheile zersetzt hat, die durch das Waschen später
                              									entfernt worden sind.
                           Die Festigkeit des Pergamentpapieres ist je nach der Temperatur
                              									bei dessen Herstellung verschieden; eine Regelung des
                              									Wärmegrades ist aber wegen der durch die Schwefelsäure
                              									herbeigeführten Erhitzung sehr schwierig, und wurden nach dieser
                              									Richtung keine Versuche angestellt.
                           
                        
                           Eisensalze zum Gerben von
                              									Sohlleder.
                           Ueber die Verwendung von Eisenchlorid zum Gerben thierischer
                              									Häute berichtete Prof. Dr. F. Knapp bereits früher in seiner
                              									bahnbrechenden Arbeit „über Gerberei und
                                 									Leder“(1858 149 380). Einer brieflichen
                              									Mittheilung entnehmen mir mit gütiger Erlaubniß folgende Angaben
                              									über die Fortsetzung diesbezüglicher Versuche.
                           Nachdem Prof. Dr. Knapp gefunden hatte, daß die
                              									Eisenoxydsalze ungemein ungleiche Qualitäten für das Gerben
                              									besitzen, kam er auf ein Präparat, welches sich besonders
                              									günstig erwies. Seine Versuche im Großen (in der Eichthal'schen
                              									Gerberei zu München) mit einem hervorragenden Praktiker wurden
                              									durch Ueberzug von München nach Braunschweig unterbrochen, aber
                              									in der letzten Zeit von einer Braunschweiger Firma wieder
                              									aufgenommen. Die in der Gerberei von A. Heyer in Braunschweig 1½ Jahre durchgeführten
                              									Versuche im Großen mit ganzen Häuten und Fellen zeigten
                              									zweifellos, daß mittels Eisengerbung ein dem Lohleder an
                              									Brauchbarkeit nicht zurückstehendes Product zu erzielen ist.
                           Der Schwerpunkt liegt im Sohlleder, da der Proceß für die
                              									schwerste Haut, abgesehen vom Reinmachen (Abhaaren u. s. w.),
                              									höchstens 8 Tage erfordert, dazu ein Material, von welchem 1k nur
                              									24 Pf. und sehr wenig Arbeit.
                           Das Versuchsstadium im angedeuteten Sinn ist geschlossen. Die
                              									noch übrigen Schwierigkeiten sind die überaus großen
                              									Vorurtheile, namentlich der Praktiker und deren theoretische
                              									Vorstellungen, ferner die Entwicklung der mechanischen
                              									Hülfsmittel  und die Einübung der Arbeiter, da wie in
                              									jeder Gerberei so auch in der Eisengerberei die Behandlung
                              									mindestens ebenso entscheidend ist als der Stoff.
                           Die Firma Gottfriedsen und Comp. in Braunschweig hat die Sache
                              									definitiv in die Hand genommen und ist gegenwärtig damit
                              									beschäftigt, eine Werkstätte als Versuchsstation einzurichten,
                              									worin sich Jeder durch Augenschein von der großen Einfachheit
                              									der Methode überzeugen und Ledermuster haben kann.
                           Hr. Prof. Dr. Knapp hat sich auf Ansuchen der Redaction freundlichst
                              									bereit erklärt, in nächster Zeit das Verfahren in diesem Journal
                              									ausführlich zu besprechen.
                           
                              F.
                              
                           
                        
                           Ueber Fleischextract und conservirtes
                              									Fleisch; von A. Ungerer.
                           Bekanntlich ist die Extractgewinnung aus Fleisch eine nur
                              									unvollkommene Verwerthung desselben als Nahrungsmittel; auch die
                              									meisten vorgeschlagenen Conservirungsmethoden sind mangelhaft,
                              									da dieselben entweder nicht mehr den vollen Nahrungswerth des
                              									Fleisches besitzen, oder deren Zubereitung umständlich und
                              									kostspielig ist. Ich glaube nun ein Verfahren ausfindig gemacht
                              									zu haben, welches gestattet, den Fleischüberfluß anderer
                              									Erdtheile auch dem minder bemittelten Publicum Europas
                              									zugänglich zu machen und zu niederm Preise ein Präparat
                              									herzustellen, das sowohl den vollen Nahrungswerth des frischen
                              									Fleisches hat, als auch in Beziehung auf Haltbarkeit allen
                              									Anforderungen genügt.
                           Ich trockne nämlich das zerhackte Fleisch bei einer nur wenig
                              									über 100° erhöhten Temperatur unter Verhältnissen aus,
                              									daß der ganze Wassergehalt innerhalb einer halben Stunde
                              									entfernt wird, und daß der Rückstand sich leicht in ein feines
                              									gelbliches Pulver verwandeln läßt. Dasselbe kann zur leichtern
                              									Verpackung durch starken Druck in Tafeln oder Blöcke gepreßt
                              									werden.
                           
                        
                           Heilung der Seekrankheit durch
                              									Chloral.
                           Nach Besprechung der Behandlung der Seekrankheit mit
                              									Elektricität, subcutaner Injection von Morphium, mit
                              									Kirschlorbeerwasser, Valeriantinctur, Belladonnapflaster und
                              									Bromkalium, durch welche der beabsichtigte Zweck nur
                              									unvollkommen zu erreichen ist, empfiehlt Dr. Obet (Revue industrielle, 1876 S. 158) gegen
                              									diese Krankheit 1 bis 2g Chloral, in
                              									Form eines Syrups zu nehmen.
                           
                        
                           Desinfectionsmittel.
                           Jones (englisches Patent vom 9.
                              									Februar 1875) empfiehlt eine Mischung aus 10 Th. schwefelsaurem
                              									Zink und 90 Th. Chlorcalcium in Pulverform oder, in 80 Th.
                              									Wasser gelöst, als verbessertes Desinfectionsmittel.
                           Die Anwendung von Zinkvitriol (1846 100 216) 1851 119 319) und Chlorcalcium (1872 209 318) ist nicht
                              									neu, die desinficirende Wirkung derselben nur gering.
                           
                              F.
                              
                           
                        
                           Dynamit.
                           Der Entdecker des Nitroglycerins, Sobrero, bezeichnete kürzlich in einer Mittheilung an die
                              									Turiner Akademie zwei Operationen bei der Dynamitfabrikation als
                              									hervorragend gefährlich, einerseits nämlich die Mischung des
                              									Nitroglycerins mit dem Kieselguhr und anderseits die
                              									Zusammendrückung der Masse in Formen zu Patronen. In beiden
                              									Fällen könne durch Reibung und Druck Explosion hervorgerufen
                              									werden. Als weit sicherer empfiehlt Nobel den Kieselguhr mit Wasser zu einem Teige anzumachen,
                              									der in die Form von Patronen etc. gebracht und dann vollständig
                              									getrocknet wird. Diese Patronen werden dann in das Nitroglycerin
                              									gebracht, welches sie aufsaugen; die Aufnahme von Nitroglycerin
                              									kann durch Luftverdünnung erleichtert werden. Sobrero hat seine Versuche mit Kieselguhr
                              									italienischen Ursprungs angestellt, der sich sehr gut formen
                              									läßt und so viel Nitroglycerin absorbirt, daß die Patronen davon
                              									75 Proc. ihres Gewichtes enthalten. (Deutsche Industriezeitung,
                              									1876 S. 96.)
                           
                        
                           
                           Analysen verschiedener Auslese-Weine; von
                              									C. Neubauer.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 220, S. 383
                              
                                 
                                 Die
                                    										analytischen Resultate dieses großen Weines mögen Manchem
                                    										kaum glaublich erscheinen, und doch hatte ich im J. 1868
                                    										Gelegenheit, einen selbstgekelterten Most von ähnlicher Güte
                                    										aus gleicher Lage zu untersuchen. Am 9. November 1868
                                    										lieferte mir der kgl. Kellerinspector Vietor edelfaule, bereits zu Rosinen eingeschrumpfte
                                    										Weinbeeren aus dem Rüdesheimer Berg (Burg Ehrenfels), die
                                    										mir beim Keltern mit starker Schraubenpresse nicht mehr als
                                    										50,8 Proc. Most lieferten. Die Analyse dieses von mir selbst
                                    										gekelterten Mostes ergab folgende Resultate:
                                 
                              Jahrgang.;
                                 										Polarisationswinkel der entfärbten Weine in 200mm
                                 										langer Röhre.; Zuckergehalt nach Fehling.; Gesammte Extractmenge. Proc.; Alkoholgehalt.
                                 										Proc.; Freie Säure. Proc.; Spec. Gew. der Weine mit
                                 										Alkohol.; Spec. Gew. der Weine ohne Alkohol.; Mineralstoffe.
                                 										Proc.; Deidesheimer von Dr. Buhl; Deidesheimer von Dr. Buhl;
                                 										Deidesheimer von Dr. Buhl; Deidesheimer von Dr. Buhl;
                                 										Steinberger von Aug. Wilhelmj;
                                 										Rauenthaler Berg von Aug. Wilhelmj; Rüdesheimer Berg von Aug. Wilhelmj; Rauenthaler Berg von Aug
                                 										Wilhelmj; Forster Jesuitengarten
                                 										v. Aug Wilhelmj; Schloß
                                 										Johannisberger von Czéh; Schloß
                                 										Johannisberger von Czéh; Schloß
                                 										Johannisberger von Czéh;
                                 										Steinberger von der königl. Domäne; Markobrunner der königl.
                                 										Domäne; Rüdesheimer der königl. Domäne
                              
                           
                              
                                 Specifisches Gewicht des Mostes
                                 
                                 1,2075.
                                 
                              
                                 Zucker
                                 42,80
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Freie Säure
                                 0,55
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Albuminate
                                 0,39
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Mineralstoffe
                                 0,76
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                 14,03
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 58,53
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Wasser
                                 41,47
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                              
                           (Zeitschrift für analytische Chemie, 1876
                              									S. 209.)
                           
                        
                           
                           Natrongehalt der englischen Soda.
                           In seiner Antrittsrede als Präsident der chemischen Gesellschaft
                              									zu Newcastle-on-Tyne sprach sich John Pattison über das Verhältniß des angeblichen zum
                              									wirklichen Natrongehalt der in Liverpool geprüften kaustischen
                              									und calcinirten Soda (Soda-ash) etwa
                              									folgendermaßen aus: Es ist Thatsache, daß Liverpooler Analysen
                              									den Natrongehalt stets um 1 bis 2 Proc. höher angeben als die
                              									gewöhnlichen Handelsanalysen, und daß Kaufleute einen hübschen
                              									Nutzen dadurch erzielt haben, daß sie Soda nach Newcastler
                              									Analyse (Tyne test) gekauft und nach
                              									Liverpooler Analyse verkauft haben. Ich ließ kürzlich eine Probe
                              									kaustischer Soda, welche nach dem beglaubigten Liverpooler
                              									Schein 60 Proc. Natron enthalten sollte, in meinem Laboratorium
                              									aufs Sorgfältigste untersuchen und fand nur 57 Proc. ... Ich
                              									brauche Ihnen nicht zu sagen, daß die Prüfung der Soda zu
                              									einfach ist, um darin die Ursache suchen zu können, daß die
                              									Untersuchungen zweier Chemiker nicht auf ¼ Proc. genau
                              									übereinstimmen. Ein Unterschied von 1 bis 3 Proc. im angeblichen
                              									Gehalt hat einen Unterschied von 4½ bis 18 Shilling pro
                              									Tonne zur Folge. Dieser Unterschied allein gibt schon einen sehr
                              									hübschen Nutzen und konnte manchmal bewirken, daß ein Fabrikant
                              									in Lancashire gute Geschäfte macht, während der an der Tyne Geld
                              									verliert. Ich fürchte, daß dieser Mißstand nur dadurch beseitigt
                              									werden kann, daß die Verbraucher von Soda davon in Kenntniß
                              									gesetzt werden und darauf bestehen, daß sie wirklich so viele
                              									Procente Natron erhalten, als ihnen angerechnet werden.
                              									(Papierzeitung, 1876 S. 122.)
                           
                        
                           Nachweis der Salpetersäure im Trinkwasser
                              									durch Goldpurpur.
                           Zur Prüfung von Trinkwasser auf Salpetersäure bringt man nach A.
                              									Vogel (Chemisches Centralblatt, 1876
                              									S. 167) 10 bis 15cc des zu untersuchenden Wassers in
                              									eine kleine Porzellanschale und setzt echte Goldplättchen und
                              									einige Cubikcentimeter reiner Salzsäure hinzu. In der Kälte
                              									zeigt sich keine Veränderung, beim Kochen aber und Abdampfen bis
                              									auf ein geringes Volum bemerkt man bei Gegenwart von
                              									Salpetersäure ein theilweises Verschwinden der Goldplättchen und
                              									eine gelbliche Färbung der Flüssigkeit. Man verdünnt den
                              									Abdampfrückstand mit etwas destillirtem Wasser und filtrirt von
                              									dem ungelösten Blattgolde ab. Je nach der Menge der im Wasser
                              									enthaltenen Nitrate wird das Filtrat auf Zusatz von Zinnchlorür
                              									mehr oder weniger roth gefärbt. Bei Spuren von Salpetersäure
                              									bildet sich erst noch nach einigen Tagen ein schwach hellrother
                              									Bodensatz. Bleibt der Absatz auch nach längerm Stehen vollkommen
                              									weiß, so war das Wasser völlig frei von Nitraten.
                           
                        
                           Berichtigung.
                           In Göbel's Abhandlung über
                              									Fortschritte in der Salpetersäurefabrikation S. 242 Z. 8 von
                              									unten sind die beiden Zahlen „132,1“ und
                              									„125,3“ mit einander zu vertauschen, so daß
                              									der betreffende Absatz zu lauten hat:
                           Früherer Betrieb. Jetziger Betrieb.
                           Ausbeute an Salpetersäure von 1,33 spec. Gew.
                              									pro 100k reines salpetersaures Natrium im Mittel:
                           125,3 132,1
                           
                              u. s. w.