| Titel: | W. und G. Sellers' rotirender Puddelofen. | 
| Autor: | – r. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 41 | 
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                        W. und G. Sellers' rotirender Puddelofen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									5.
                        Sellers' rotirender Puddelofen.
                        
                     
                        
                           Armengaud's Publication industrielle, 1877 Bd. 24 S.
                                 										151 berichtet über ein neues Patent, welches W. und G. Sellers zu Philadelphia auf einen
                              									vervollkommneten rotirenden Puddelofen in Frankreich nachgesucht haben. Die
                              									hervorzuhebenden Eigenschaften dieses Systemes, dessen Einzelheiten aus den
                              									Abbildungen auf Tafel 5 ersichtlich sind, bestehen, auſser den auf den alten Sellers'schen Puddelofen angewendeten Verbesserungen,
                              									aus einer besonderen mechanischen Vorrichtung zum Ein- und Ausbringen des Metalles
                              									und in der eigentümlichen Anwendung von gasförmigem Brennmaterial, sowohl zur
                              									Erhitzung des Ofens selbst, als in der Ausnutzung der abziehenden Gase zur Erwärmung
                              									der Verbrennungsluft und zur Dampferzeugung.
                           Der Feuerungsraum K (Fig. 4 und 5), welcher durch die
                              									Oeffnungen l1 mit
                              									Unterwind versehen wird, ist durch die Mäuerchen k in
                              									drei Theile geschieden, wodurch bezweckt wird, daſs der Rost l eines jeden Feuers, nach Oeffnung der betreffenden Thüre L1 gereinigt werden
                              									kann, während die beiden anderen Abtheilungen ungestört weiter brennen. Die
                              									Zubringung des Brennmaterials geschieht durch die Oeffnungen k1, welche mit trichterförmigen Aufsätzen versehen
                              									und durch drei geschlitzte, übereinander liegende Guſsplatten geschlossen werden,
                              									von welchen die mittlere, zwischen den beiden anderen verschiebbar, sowohl das
                              									Einbringen des Brennstoffes, als den Abschluſs des Ofens nach auſsen ermöglicht.
                           Der Ofen K hat einestheils durch die Oeffnung L1 directe Verbindung
                              									mit der Esse V, welche beim Anzünden der Feuerung
                              									vorzüglich benutzt wird, und anderntheils durch die Oeffnung N Verbindung mit einem Räume O, welcher als
                              									Staubfänger für die Gase dient und durch die Oeffnung O1 gereinigt werden kann. Aus O treten die Gase durch o
                              									in den Puddelofen A. Beim Eintritt in letzteren treffen
                              									die Gase mit der aus q1
                              									austretenden Verbrennungsluft zusammen, welche auf folgendem Wege dorthin gelangt.
                              									Die Röhre T (Fig. 2), welche mit einer
                              									Gebläsemaschine in Verbindung steht, liefert gepreſste Luft durch die Leitung m und die Kanäle l1 unter den Rost der Feuerung. Bei m1 befindet sich ein
                              									Absperrschieber, welcher von m2 aus, durch Stangen- und Winkelübersetzung
                              									gesteuert, die Regulirung des Luftzutrittes ermöglicht. Ein anderer Theil der durch
                              									das Rohr T angelieferten Luft kann durch die ebenfalls
                              									mit Schiebervorrichtung versehene Oeffnung q in den
                              									Raum T1 (Fig. 4 und 5) und von dort
                              									nach ihrer Erhitzung durch q1 in den Puddelofen geführt werden. Die Erhitzung dieser Luft geschieht
                              									durch die aus dem Puddelofen A abziehenden Gase. Diese
                              									nehmen ihren Weg durch P1 der Reihenfolge nach zu den Räumen P, Q, R, S und
                              									schlieſslich in die Esse V. Die Räume P bis S, welche von auſsen
                              									durch verschlieſsbare Oeffnungen zugänglich sind, stehen mit einander in Verbindung
                              									durch eine Anzahl schmiedeiserner Rohre t, welche ihre
                              									Temperatur an die den Raum T1 durchziehende Luft abgeben. In R befindet
                              									sich noch ein System von Röhren r, in welchen ebenfalls
                              									ein Theil der aus der Gebläsemaschine kommenden Luft erhitzt und, wenn nöthig, in
                              									diesem Zustand unter die Roste l geleitet werden kann.
                              									Die den Raum S verlassenden Gase geben ihre letzte
                              									Wärme noch einem zwischen diesem und der Esse V
                              									eingeschalteten Dampfkessel U ab.
                           Der Puddelofen A selbst, welcher mit Blechmantel a (Fig. 1 und 3) versehen ist, hat eine
                              									cylindrische, an beiden Enden kegelförmig abgestumpfte Form. Das Innere desselben
                              									ist mit eisernen Zacken versehen und mit feuerfester Masse ausgestampft. An der den
                              									Gaseinströmungs- und Ausströmungskanälen zugewendeten offenen Seite findet er
                              									Abschluſs und Dichtung durch einen abgedrehten und mit Stahlband a1 umschlossenen
                              									guſseisernen Ring, welcher auf zwei Gleitrollen e ruht.
                              									Am anderen Ende ist der Ofen durch einen doppelten, mit Zugangsöffnungen c versehenen, gewölbten Boden B geschlossen; letzterer läuft in den hohlen Zapfen b1 aus, welcher in dem
                              									Lager C drehbar ist. Die Höhlung des Bodens B wird, um den Zapfen b1 kühl zu erhalten, durch einen zu- und
                              									abflieſsenden Wasserstrahl gespeist, welcher seinen Weg durch die Höhlung des
                              									Zapfens nimmt.
                           Um den Boden B ist ein Zahnrad b festgeschraubt, mittels dessen der Ofen A
                              									durch eine mit ihm in fester Verbindung stehende, doppelt wirkende Dampfmaschine,
                              									welche in Fig.
                                 										6 besonders abgebildet ist, seine drehende Bewegung erhält. Ofen und
                              									Maschine ruhen auf einem rechteckigen Rahmen F, welcher
                              									an drei Punkten unterstützt ist. Letztere sind der Zapfen D, um welche sich die ganze Vorrichtung bis zu der in Fig. 2 punktirten Stellung
                              									zu drehen vermag, und die beiden Laufrollen D1, deren horizontale Achsen zu dem Zapfen D vertical stehen. Letztere Bewegung des Ofens wird
                              									gleichfalls durch die oben erwähnte Dampfmaschine bewirkt. Eine besondere am
                              									hinteren Ende des Ofens mit excentrischen Scheiben g1 versehene Achse g
                              									ermöglicht es, durch Anziehen eines Hebels den Ofen in jeder Lage festzustellen,
                              									indem dadurch die Berührung des einen Laufrades D1 mit der Laufbahn unterbrochen wird.
                           Nachdem der Ofen die in Fig. 2 punktirte Stelle
                              									eingenommen hat, wird die Glocke X, welche an der Gabel
                              										v aufgehängt und von innen ausgemauert ist, um
                              									einen rechten Winkel gedreht und gestattet, indem sie die Ausgangsöffnungen der
                              									Kanäle o, q1 und P1 schlieſst, deren
                              									Verbindung unter einander und somit den ungestörten Fortbetrieb der
                              									Feuerungsanlage.
                           Das Beladen und Entladen des Puddelofens geschieht durch zwei in dessen unmittelbarer Nähe
                              									befindliche Erahne, an welchen mittels Ketten eine eiserne, mit langen Hebelarmen
                              									versehene Zange aufgehängt ist, die sowohl in verticaler als horizontaler Richtung
                              									die nöthigen Bewegungen gestattet, um das Roheisen in den Ofen zu bringen und die
                              									Luppe aus demselben zu entfernen. Ein solcher Apparat kann nöthigenfalls mehrere
                              									Oefen zugleich bedienen. Um die Unanehmlichkeit des Ueberlaufens der Schlacke beim
                              									Anschwellen, welches stets in der ersten Periode des Puddelprocesses stattfindet nnd
                              									wodurch sich die Gaskanäle leicht verstopfen, zu beseitigen, ist die
                              									Betriebsmaschine des Ofens so construirt, daſs die Zahl der Umdrehungen des
                              									letzteren zu der betreffenden Zeit um ein Bedeutendes vermehrt werden kann, wodurch
                              									die in dem Ofen befindliche Masse auf eine breitere Unterlage vertheilt wird und in
                              									Folge dessen eine weniger dicke Schicht bildet. Um indessen die Gefahr der
                              									Verstopfung vollständig zu vermeiden, ist die untere Partie des Kanales P1 da, wo er in den
                              									Ofen einmündet, aus Schlackenstücken hergestellt, welche die etwa übertretenden
                              									geschmolzenen Massen in den geschlossenen Raum x
                              									durchtropfen lassen, in welchem sie, durch den Einfluſs eines dorthin geleiteten
                              									kalten Windstromes, erstarren und, wenn nöthig, entfernt werden können.
                           Die Betriebsmaschine gestattet ferner, daſs der Ofen sowohl nach rechts als nach
                              									links gedreht werden kann, was mit Rücksicht auf die Lage, welche derselbe den
                              									anderen Apparaten gegenüber einnimmt, oft sehr wünschenswerth ist. Die ganze Anlage
                              									ist so getroffen, daſs der Ofen nebst Zubehör möglichst wenig Platz einnimmt, und
                              									seine Gröſse ist nur abhängig von der Stärke der Betriebsmaschine.
                           
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                                 										r.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
