| Titel: | Scheidung von silberhaltigem Kupfer und Darstellung von Kupfervitriol zu Oker am Harz. | 
| Autor: | F. B. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 44 | 
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                        Scheidung von silberhaltigem Kupfer und
                           								Darstellung von Kupfervitriol zu Oker am Harz.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									4.
                        Bräuning, über Scheidung von silberhaltigem Kupfer.
                        
                     
                        
                           Bei dem niedrigen Kostenpreise der Schwefelsäure, welche die Hütte selbst erzeugt und
                              									bei dem geringen Gehalte an Gold und Silber in den aus den Rammelsberger Erzen
                              									erhaltenen Kupferproducten, sowie bei deren Gehalt an Arsen, Antimon, Blei u.s.w.,
                              									ist der beste Weg, Gold und Silber vom Kupfer zu scheiden, die Auflösung des
                              									letzteren in Schwefelsäure unter Darstellung von Kupfervitriol. Heiſse verdünnte
                              									Schwefelsäure löst bei Luftzutritt das Kupfer zu Sulfat, während Silber und Gold,
                              									nebst etwa gegenwärtigem arsensaurem und antimonsaurem Bleioxyd unlöslich
                              									zurückbleiben. Eisen, Kobalt und Nickel gehen mit in Lösung. Ersteres, in gröſserer
                              									Menge vorhanden, beeinträchtigt die Durchführung des Processes. In dem Rohvitriol ist das
                              									Unlösliche mechanisch beigemengt. Durch Auflösung in Siedepfannen scheidet sich aber
                              									der sogen. Silberschlamm ab.
                           Die Auflösung des Kupfers geschieht in den mit Blei ausgeschlagenen Gefäſsen A (Fig. 4 Taf. 4) von 1m,62 Höhe, 885mm
                              									oberem und 720mm unterem Durchmesser. Seitlich von
                              									der unteren Abfluſsöffnung ist durch zwei eingelegte Hölzer ein Kanal für die
                              									zutretende Luft gebildet. Das Gefäſs ist zunächst gefüllt mit einigen gröſseren
                              									Kupferstücken, sodann mit Kupfergranalien. Zur Lösung dient rohe Säure von 50° B.,
                              									verdünnt durch Mutterlaugen aus den Rohvitriolgerinnen und aus den
                              									Krystallisationskästen auf 29 bis 30° B. Diese Mischung erfolgt in mehreren
                              									Bleigefäſsen A', welche in dem Stockwerk oberhalb der
                              									Lösefässer A aufgestellt und mit einer Dampfschlange
                              									versehen sind, durch welche die Lösemischung auf 87,5° erwärmt wird. Die Granalien
                              									werden durch einen Heber, der unten einen Abschluſshahn hat, mit der heiſsen Lauge
                              									periodisch von ¾ bis 1 Stunde bebraust, wodurch das gebildete Kupfersulfat nebst dem
                              									Unlöslichen in die Vitriolgerinne gespült wird.
                           Sechs Lösegefäſse a (Fig. 5 und 6 Taf. 4), zu einem
                              									Systeme vereinigt, geben die Rohlauge in das gemeinsame Gerinne b (876mm breit und
                              										105m,88 lang, sonach mit 92qm,751 Grundriſs), an dessen Ende ein Sammelkasten
                              										c liegt, aus dem ein Injector die Laugen zur neuen
                              									Verwendung nach A' hebt. Der angeschossene Rohvitriol
                              									wird auf die Pritschen d ausgehoben und mit Wasser
                              									gedeckt.
                           Wenn die aus den Gefäſsen A abflieſsende Lauge anfängt
                              									klar zu werden, stellt man die Bebrausung ein und füllt nach Bedarf Granalien nach,
                              									so daſs der Betrieb der Lösegefäſse ununterbrochen ist.
                           Der Rohvitriol in der Nähe der Lösegefäſse ist am reichsten an Silberschlamm, während
                              									sich demselben weiterhin mehr Gyps und arsensaure und antimonsaure Bleisalze
                              									beimengen. Man gattirt die verschiedenen Sorten Rohvitriol entsprechend für die
                              									Lösung in den Siedepfannen, von welchen zwei zu jedem System gehören. Diese Pfannen
                              									bestehen aus starkem Bleiblech, das auf Guſsplatten ruht, unter denen das Feuer
                              									entlang geht (Fig.
                                 										7 und 8 Taf. 4). Die Länge der Pfannen ist 3m,505, die Breite 3m,213, die Tiefe 0m,584. Sie haben am Boden Verbindung mit dem
                              									Gefäſse a, welches in verschiedener Höhe zwei
                              									Abfluſsrohre b und c
                              									besitzt, eines für klare Lauge, das andere für Silberschlamm.
                           Zur Wiederauflösung dient ein Theil, etwa die Hälfte, der Mutterlauge der
                              									Krystallisationskästen. Diese Laugen sind auf 14 bis 15° B. verdünnt. Die
                              									Siedepfannen, 40cm hoch mit denselben angefüllt,
                              									werden auf 94° erhitzt, hierauf der Rohvitriol eingetragen und unter Rühren bei
                              									unterbrochenem Feuer gelöst. Die heiſse Lösung zeigt 26° B. und gibt, wenn stärker,
                              									ein unansehnliches Product von kleinen Krystallen. Etwa in Lösung befindliches Silber
                              									wird durch einen Zusatz von Kupferschwamm in die Pfannen (erhalten beim Granuliren
                              									des Kupfers) ausgefällt. Man läſst nach der Wiederauflösung in den Pfannen absitzen,
                              									und kühlen hierbei die Laugen auf 81° unter Zunahme des specifischen Gewichtes auf
                              									29° B. ab. Hiermit werden dieselben schnell in die Krystallisationskästen abgelassen
                              									unter Vermeidung jeder weiteren Abkühlung, da sich sonst schlecht aussehende
                              									Krystalle abscheiden. Die mit Blei ausgekleideten Krystallisationskästen messen 2m,921 Länge, 1m,460 Breite und 1m,022 Tiefe und fassen je
                              									eine Pfannenfüllung. Für jede Pfanne sind 12 solche Kästen vorhanden, und bedarf die
                              									Krystallisation 8 bis 12 Tage; 25 Latten mit je 5 herabhängenden Bleistreifen, sowie
                              									die Seitenwandungen der Kästen tragen die groſsen Krystalle. Am Boden sitzt
                              									gewöhnlich klein krystallinisches Product, aus welchem der abgesiebte Grus zur
                              									nochmaligen Auflösung zurückgeht.
                           Die Mutterlauge wird theils in die Siedepfannen, theils in die Gefäſse A zurückgehoben. Der Vitriol wird mit Wasser gewaschen
                              									und bei 19 bis 25° in dunklen Räumen getrocknet. Der rückständige Silberschlamm wird
                              									nach zwei- bis dreimaliger Siedung aus den Pfannen in Behälter gebracht, in denen
                              									man absitzen läſst, um mit Heber die klare Lauge abzuziehen. Der Rückstand enthält 2
                              									bis 4 Proc. Silber und wird mit Glätte und Kuhhaaren zu Kugeln geformt und
                              									getrocknet; die übrigen Bestandtheile sind vornehmlich Gyps, Bleioxyd, Arsen und
                              									Antimon. Er wird mit Glätte und Kupfersteinschlacken auf ein Reichblei von 2 bis 3
                              									Proc. Silbergehalt verschmolzen, das zum Abtreiben geht. Arsen und Antimon geben
                              									beim Niederschmelzen Anlaſs zur Bildung einer silberreichen Speise, die durch
                              									Verbleiung entsilbert und dann beim Kupferhüttenproceſs weiter verwendet wird.
                           Wie man sieht, vermeidet der Proceſs jeden Verlust an Schwefelsäure und Kupfer, weil
                              									unbeschadet der Qualität des Vitriols die Mutterlaugen Jahre lang verwendet werden
                              									können. Doch müssen hierzu die Granalien nahezu frei von Eisen und Nickel sein;
                              									dieselben würden sich schlieſslich in den Mutterlaugen anhäufen und das Product
                              									verschlechtern, wenn man die Mutterlaugen nicht bisweilen in dem Turnus ganz
                              									erneuert. Man rechnet auf 100k Kupfergranalien
                              										380k Kupfervitriol und 240k Schwefelsäure 50° B. zur Auflösung. Auf ein
                              									System mit 6 Lösegefäſsen, 2 Siedepfannen und 24 Krystallisationskästen kommen in 24
                              									Stunden durchschnittlich 1250 bis 1500k
                              									Kupfervitriol. (Nach Bräuning in der Zeitschrift für
                                       												das Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1877 Bd.
                                 									25.)
                           
                              F.
                                 										B.
                              
                           
                        
                     
                  
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