| Titel: | Fairbanks' Materialprüfungsmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 217 | 
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                        Fairbanks' Materialprüfungsmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									17.
                        Spacil, über Fairbanks' Materialprüfungsmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Maschine, welche Prof. Thurston bei seinen
                              									Untersuchungen über die Widerstandsfähigkeit der Materialien (vgl. 1875 223 338)
                              									verwendet hat, ist in dem interessanten Bericht über die Weltausstellung in
                              									Philadelphia 1876, Heft 19: Wagen, Dynamometer und
                                 										Materialprüfungsmaschinen von Johann Spacil, ausführlich behandelt und
                              									hiernach im Folgenden beschrieben.
                           Der Grundgedanke der Fairbanks'schen Construction ist,
                              									die auf ein Probestück ausgeübte Kraft durch eine Brückenwage zu messen; diese
                              									Aufgabe ist bei der auf Taf. 17 dargestellten Maschine gelungen gelöst.
                           Die Brücke der Wage, gebildet von den Längsbalken a und
                              									den Querbalken b, trägt vier Säulen c von Holz, oder wie bei der ausgestellten
                              										„Centennial“-Maschine von Winkeleisen, welche oben durch einen guſseisernen Kopf d verbunden sind und unten auf den Längsbalken a aufliegen.
                           Der Kopf d trägt mittels zweier um ein Gelenk drehbaren
                              									Stangen e1 den einen
                              									Angriffspunkt f1 für
                              									die Befestigung der Probestücke bei der Prüfung auf Zugfestigkeit. Der zweite
                              									Befestigungspunkt f2
                              									ist ähnlich dem ersteren durch die ebenfalls drehbaren Stangen e2 mit einem Querstücke
                              										g verbunden, das die Muttergewinde für die beiden
                              									Schrauben h enthält; auf diesen Schraubenspindeln sind
                              									die Schneckenräder k aufgekeilt, in welche die Schraube
                              									ohne Ende l eingreift, so daſs bei einer Drehung des
                              									Rades m oder des auslösbaren Vorgeleges n beide Schrauben h in
                              									demselben Sinne gedreht werden, also das Querstück g
                              									auf beiden Enden gleichmäſsig gehoben oder gesenkt wird.
                           Die Längsbalken a der Brücke liegen mittels concaver
                              									Stahlplatten auf den vier Schneiden s1, s2 der
                              									Hebel p1, p2, welche ihren Drehungspunkt in o1, o2 haben. Durch die Schneiden s3, s4 wird nun der von der Brücke empfangene
                              									Druck auf die beiden Haupthebel q1 und q2 übertragen, und zwar von den rückwärtigen Hebeln
                              										p1 mittels s3, s3 auf den Haupthebel q1 mit dem
                              									Drehungspunkte in r1,
                              									von den vorderen Hebeln p2 mittels der Schneiden s1, s1 auf
                              									den Haupthebel q2 dem
                              									Drehungspunkte in r2.
                              									Von dem Haupthebel q1
                              									wird die Kraft durch die Schneide s1 auf den vorderen Haupthebel q2 übertragen; da die
                              									Entfernungen s1r2 und s2r2
                              									einander gleich sind, so wird das Uebersetzungsverhältniſs von allen vier
                              									Seitenhebeln auf den Haupthebel q2 dasselbe sein. Dieser drückt mittels der Schneide
                              										s2 endlich auf den
                              									Hebel q3, welcher die
                              									Kraft, hundertfach vermindert, mittels einer durch eine Säule durchgehenden
                              									Zugstange an den Wagbalken mit Laufgewicht abgibt. Der Wagbalken ist doppelt, und es
                              									befindet sich auf dem oberen Stabe ein gröſseres Laufgewicht zum Einstellen von 2000
                              									zu 2000 Pfund engl.; die dazwischen liegenden Kräfte werden durch das kleinere
                              									Laufgewicht auf dem unteren Wagbalken gemessen.
                           Die Schrauben h sind an ihren oberen Enden zur Verhütung
                              									von seitlichen Bewegungen in einem mit dem Gestelle der Maschine fest verbundenen
                              									Rahmen u gelagert.
                           Die Probestücke auf Zugfestigkeit haben meist eine prismatische Form mit einem
                              									adjustirten kleinsten Querschnitte von ½ Quadratzoll engl. bei einer Dicke von ½
                              									Zoll und Breite von 1 Zoll. Doch können auch andere Querschnittsformen von beiläufig
                              									derselben Gröſse auf Zugfestigkeit geprüft werden. Die Befestigung geschieht in den
                              									Köpfen f1 und f2, welche viereckige,
                              									nach innen conisch zulaufende Oeffnungen haben, mittels zweier an der Innenseite
                              									gezahnter Keile, wie aus Fig. 2 zu ersehen ist.
                           Die Maschine ist auch für Untersuchungen über das Verhalten der Materialien gegen
                              									Beanspruchungen auf Biegung und Druck geeignet. Ueber die Längsbalken a können die beiden Stützpunkte V, bestehend aus einem Eichenbalken als Unterlage und einem guſseisernen Aufsatze, in
                              									Entfernungen gelegt werden, die nach der Stärke des zu prüfenden Probestückes
                              									wechseln; als Angriffspunkt der Kraft dient ein unterhalb des Querstückes g angebrachtes guſseisernes Stück mit schwach
                              									abgerundetem Vorsprunge. Legt man die beiden Eichenbalken V neben einander und bedeckt sie mit einer starken guſseisernen Platte, so
                              									ist die Maschine für Versuche auf Druckfestigkeit eingerichtet, indem der untere
                              									flache Vorsprung des Querstückes g die zweite
                              									Druckfläche vorstellt.
                           Die Bewegung des kleineren Laufgewichtes wird auf eine sinnreiche Weise durch ein
                              									Uhrwerk bewerkstelligt, wenn der Wagbalken steigt. Die Anordnung ist aus Fig. 6
                              									ersichtlich. Das Uhrwerk ist in einer Kapsel eingeschlossen, welche auf dem
                              									Wagbalken aufgeschraubt ist; dasselbe besteht aus zwei Zahnrädern, einem
                              									Flügelregulator H und einer Zahnstange C; letztere ist um den Punkt E drehbar und wird bei horizontaler Lage des Wagbalkens mittels eines
                              									Gegengewichtes im Eingriff mit dem rascher gehenden Zahnrade erhalten; sobald aber
                              									der Wagbalken nach aufwärts sich bewegt, stöſst die Verlängerung der Zahnstange an
                              										D an, die Zähne kommen auſser Eingriff und das
                              									Gewicht F setzt das Uhrwerk in Bewegung; sobald der
                              									Wagbalken wieder fällt, wird das Ende der Zahnstange frei und das Gegengewicht
                              									bringt dieselbe wieder zum Eingriff mit dem rascher gehenden Rade.
                           Die Maschine ist für eine Kraftentwicklung von 50000 Pfund engl. (22680k) berechnet und eignet sich zu Untersuchungen für
                              									Zug-, Druck- und Biegungsfestigkeit vortrefflich. Auch hat sie einen Vortheil vor
                              									den Maschinen mit hydraulischer Presse, gemeinschaftlich mit allen Maschinen mit
                              									bloser Schrauben-, Räder- und Bibelübersetzung, daſs man nämlich die Belastung
                              									beliebig lang constant erhalten kann – und zwar bis zur Elasticitätsgrenze eine
                              									beliebige, über die Elastitätsgrenze hinaus diejenige Belastung, mit welcher man das
                              									Stück so lange deformirt hat, bis es bei gleichbleibender Beanspruchung keine
                              									weiteren Formänderungen erleidet. Der bekannte Uebelstand, daſs man bei der
                              									Erprobung der Materialien blos die äuſserste Tragfähigkeit bestimmt, tritt auch bei
                              									dem eben beschriebenen Verfahren ein. Durch die Adjustirung eines kleinsten
                              									Querschnittes erreicht man allerdings den Zweck, daſs der Bruch an einer bestimmten
                              									Stelle erfolgt; man schneidet sich aber dadurch auch die Möglichkeit ab, die
                              									Deformationen unter der Elasticitäts- oder der Bruchgrenze, ja selbst die
                              									Verlängerung nach dem Bruche zu messen. Daran trägt aber die Construction der
                              									Maschine durchaus nicht die Schuld; sie gestattet im Gegentheile die Prüfung von
                              									prismatischen oder cylindrischen Probestücken mit ziemlich stark veränderlichen
                              									Querschnitts- und Längenabmessungen, und überdies würde die Aufstellung eines
                              									passenden empfindlichen Meſsapparates auſserhalb der Maschine es ermöglichen, während des ganzen
                              									Versuches die Entfernung zweier markirten Querschnitte zu beobachten und die
                              									Dehnungscurve hinlänglich vollkommen zu verzeichnen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
