| Titel: | Einfluss des Lichtes auf die Qualität des Cementes. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 277 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Einfluſs des Lichtes auf die Qualität des
                           								Cementes.
                        Einfluſs des Lichtes auf die Qualität des Cementes.
                        
                     
                        
                           Auf der Generalversammlung des Vereines deutscher
                                    											Cementfabrikanten (am 28. und 29. Januar 1878) hob Dr. Heintzel hervor, daſs der Einfluſs des Lichtes auf den
                              									Cement bisher noch gar nicht beachtet worden sei. Er habe einige hierauf bezügliche
                              									Beobachtungen gemacht; doch könne er dieselben in keinem anderen Sinne anführen, als
                              									um zur Prüfung dieser Frage anzuregen. Von demselben Cement habe er drei Proben in
                              									verschiedener Weise aufbewahrt, und zwar die Probe A in Luft und vollem Licht, B in Luft und diffusem Licht, C bei geringem Luftzutritt im Dunklen. Nach ½ Jahr fanden sich folgende Unterschiede in den
                              									Eigenschaften der drei verschieden aufbewahrten Proben, welche auf der Gypsplatte
                              									abgesaugt waren.
                           
                              
                                 Probe
                                 Glüh-verlust
                                 Ab-binde-zeit
                                 Abs. Festigkeit für 1qc
                                 Farbe
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 nach7 Tagen
                                 nach28 Tagen
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 
                                 k auf 1qc
                                 
                                 
                                 
                              
                                 A
                                 7,6
                                 ?
                                 2,2
                                 3,0
                                 Fahlgelb
                                 Verlangte 38 Proc. seinesGewichtes an Wasser
                                    											zumschlanken Mörtel; war stü-ckig geworden.
                                 
                              
                                 B
                                 3,5
                                 3Stund.
                                 21,4
                                 37,9
                                 GraumitgelbemStich
                                 Mit 33,3 Proc. Wasser nurschwer aus der Kelle
                                    											zubringen, stöſst kein Was-ser ab.
                                 
                              
                                 C
                                 1,5
                                 6Stund.
                                 31,6
                                 44,6
                                 GraumitblauemStich
                                 Mit 33,3 Proc. Wasser gutanzurühren und zu
                                    											gieſsen;stöſst Wasser ab.
                                 
                              
                           Aus der Farbenänderung des Cementes lasse sich schlieſsen, daſs eine Umsetzung der
                              									Eisenverbindungen erfolgt sei unter der Einwirkung des Lichtes bei gleichzeitiger
                              									Anwesenheit von Luft. Die grüne Farbe der Oxydulverbindungen sei in Gelb
                              									übergegangen und zeige die Bildung von Oxydverbindungen an. In allen Cementanalysen
                              									finde sich der Gehalt an Eisen in Form von Oxyd verrechnet', doch sei unzweifelhaft
                              									in allen Cementen des Handels auch Eisenoxydul vorhanden. Daſs der Cement nach der
                              									Belichtung bei Luftzutritt mehr Wasser zum Anmachen brauche, habe Redner darauf
                              									zurückführen wollen, daſs der Cement ein spontanes Zerfallen beim Lagern erlitten
                              									habe; bei der Prüfung mit Sieben sei aber diese Vermuthung nicht bestätigt
                              									gefunden.
                           
                           Der auſserordentliche Rückgang in der Festigkeit, sowie das Abnehmen der Bindezeit
                              									sei eine überraschende Erscheinung, da beim Lagern des Cementes im Dunklen sonst die
                              									umgekehrten Erscheinungen hervortreten. Redner erinnert sich allerdings einer Angabe
                              										Bauschinger's, daſs ein Cement, der bei ihm
                              									ursprünglich in 416 Minuten abband, nach 13 Wochen Lagerung dies schon in 350
                              									Minuten that, wobei vielleicht ähnliche Verhältnisse obgewaltet haben möchten. Als
                              									eine wohl ebenfalls hierzu gehörige Erscheinung sei es zu betrachten, daſs in
                              									manchen Fabriken auf dem Cementguſs sich periodisch
                              									gelbe Flecken zeigten, besonders in gewissen Jahreszeiten, ferner, daſs derselbe
                              									Cement, zu verschiedenen Zeiten angemacht, bald gelbe Flecken zeige, bald nicht, was
                              									vielleicht mit dem verschiedenen Gehalte der Luft an activem Sauerstoff
                              									zusammenhänge. Aus seinen Anführungen folgert der Redner, daſs für die Praxis, wenn
                              									sich seine vereinzelten Beobachtungen bestätigen, folgen würde, daſs Cement unverpackt im Dunklen lagern müſste, ferner, daſs
                              									Probetonnen, die in Bauhütten zu Versuchszwecken gebraucht würden, vor dem Lichte zu schützen seien.
                           Rudolph Dyckerhoff bemerkt, daſs die von Heintzel angeführten Erscheinungen sich einerseits auf
                              										Cementpulver, andererseits auf angemachten Cement bezögen. Die Beobachtungen, welche
                              									das Cementpulver beträfen, seien befremdend, da man bisher stets das
                              									Entgegengesetzte wahrgenommen habe, nämlich Verlängerung der Bindezeit und Zunahme
                              									der Festigkeit durch Ablagern. Vielleicht seien für die beschriebenen Erscheinungen
                              									noch andere Factoren in Rechnung zu ziehen. – Was die Entstehung gelber Flecken im
                              									Cementguſs anlange, so hinge dieselbe mit der raschen oder langsamen Austrocknung
                              									zusammen. Gelbe Flecken zeigten namentlich rasch bindende Cemente; langsam bindende
                              									Cemente bekämen diese Flecken selten. Im Zusammenhange damit stünde es aber wohl,
                              									wenn langsam bindende Cemente länger ein feuchtes Ansehen zeigten. Verhindere man
                              									bei rasch bindenden Cementen die rasche Austrocknung nach dem Abbinden durch eine
                              									Collodiumschicht oder durch einen schwachen Ueberzug von Gyps, hergestellt durch
                              									kurzes Eintauchen der Cementprobe in schwach Schwefelsäure-haltiges Wasser, so
                              									blieben die gelben Flecken weg. Er habe einmal von rasch bindendem Cement eine
                              									Platte hergestellt und die eine Hälfte derselben nach dem Abbinden in verschlossener
                              									Flasche 4 Wochen dem Licht ausgesetzt, die andere Hälfte in einen Schrank ins Dunkle
                              									gelegt. Letztere Hälfte sei gelb geworden, die andere dem Lichte ausgesetzte, die
                              									nicht austrocknen konnte, sei schön grau geblieben. Man müsse also Cementguſs in der
                              									ersten Zeit vor rascher Austrocknung schützen, um ihn reinfarbig zu erhalten.
                           Dr. Delbrück hebt hervor, daſs die beregten
                              									Erscheinungen mit der Zusammensetzung des Cementes in engem Zusammenhang stehen
                              									dürften. In einer bestimmten Periode des Brandes sei nur Eisenoxydul im Cement
                              									vorhanden, das sich später beim Durchströmen der Luft durch den glühenden Cement in
                              									Eisenoxyd verwandle. Zerfalle nun beispielsweise der Cement im Ofen, so werde die
                              									Rückbildung von Eisenoxyd nur unvollständig erfolgen. Seine Erfahrungen ständen mit
                              									den Angaben Heintzel's in Widerspruch. Von den
                              									regelmäſsig angestellten Tagesproben in seiner Fabrik blieben Proben des
                              									Cementpulvers, auf Papier dem Lichte ausgesetzt, bis zum Schluſse des Monats liegen-
                              									dieselben würden dann gemischt und Durchschnittsfestigkeitsproben für den Monat
                              									hergestellt; letztere seien immer höher, als dem Durchschnitt der gefundenen
                              									Tagesproben entsprechen würde.
                           Dr. Lieven betont die fast völlige Undurchlässigkeit des
                              									Cementes für Licht, so daſs schon dieses Moment Zweifel an der Richtigkeit der Heintzel'schen Erklärung hervorrufe.
                           Eugen Dyckerhoff bestätigt das Erscheinen gelber Flecken
                              									im Cementguſs durch rasche Austrocknung. Im Sommer würden die von der Sonne, im
                              									Winter die von der Ofenwärme besonders betroffenen Stellen gelb.
                           Dr. Schott meint, durch das Austrocknen werde die
                              									Angriffsfläche für den Sauerstoff gröſser. (Nach der Thonindustriezeitung, 1878 S. 80.)