| Titel: | Neuerungen an der Hahnsteuerung für Dampfmaschinen. | 
| Autor: | M-M. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 289 | 
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                        Neuerungen an der Hahnsteuerung für
                           								Dampfmaschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									19.
                        Neuerungen an der Hahnsteuerung für Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Dampfvertheilung bei der in Fig. 1 bis 4 Taf. 19 dargestellten
                              									Steuerung, welche von der Emmericher Maschinenfabrik und
                                 											Eisengieſserei, van Gülpen, Lensing und von
                                 										Gimhorn in Emmerich a. N.-Rh. patentirt ist (D. R. P. Nr. 279 und 437 vom 4
                              									bezieh. 12. Juli 1877), wird durch einen rotirenden Schieberhahn bewirkt, welcher
                              									gleichzeitig einer Längsverschiebung in seiner Drehungsachse fähig ist und dadurch
                              									wechselnde Füllungsgrade hervorbringt. Längsschnitt und Querschnitt des Hahnes sind
                              									in Fig. 2 und
                              										3
                              									dargestellt, in Fig.
                                 										4 endlich die aufgewickelte Oberfläche desselben. Es ist daraus
                              									ersichtlich, daſs sich im mittleren Theile des Hahnes, in gleichen Abständen von
                              									einander, 8 rechteckige Schlitze befinden, auſserdem an beiden Enden je 4
                              									trapezförmige, von denen die links befindlichen in der aus Fig. 2 zu entnehmenden
                              									Weise mit dem 1., 3., 5. und 7., die rechts befindlichen mit dem 2., 4., 6. und 8.
                              									rechteckigen Ausschnitt in Verbindung sind. Das Schiebergesicht besteht aus zwei
                              									neben einander liegenden rechteckigen Schlitzen, in Fig. 4 gleichfalls
                              									aufgewickelt und punktirt gezeichnet, von denen der eine mit dem Einströmungsrohre,
                              									der andere mit der Ausströmung in Verbindung ist. Zu beiden Seiten dieser Schlitze
                              									befinden sich ferner zwei trapezförmige Oeffnungen, welche in Fig. 4, soweit sie durch
                              									die Schieberöffnungen sichtbar, schwarz schraffirt und im übrigen punktirt sind, und
                              									von denen die eine zum linken, die andere zum rechten Cylinderende führt. In der
                              									Stellung Fig.
                                 										4 hat der Schieber beide seitlichen Trapeze geöffnet, seine mittleren
                              									rechteckigen Schlitze, durch welche allein Dampf dem Cylinder zu- und entströmen
                              									kann, stehen aber noch vor der Eintritts- und Austrittsöffnung des
                              									Schiebergesichtes, sind daher geschlossen. Wie sich jedoch die Hahnbewegung in der
                              									Richtung des Pfeiles von Fig. 4 fortsetzt, gelangt
                              									die obere Schieberöffnung, welche mit rechts communicirt, über die Ausströmöffnung,
                              									die untere, mit links in Verbindung stehende, zum Dampfeintritt, und es bewegt sich
                              									in Folge dessen der Kolben von links nach rechts. Bei fortgesetzter Drehung des
                              									Hahnes, bezieh. Fortbewegung der aufgewickelten Fläche im Sinne des Pfeiles Fig. 4
                              									nähert sich die schiefe
                              									Kante des linksseitigen Schieberausschnittes immer mehr der Kante der Oeffnung im
                              									Schiebergesichte, bis endlich, wenn auch die mittlere Oeffnung noch über dem
                              									Einströmschlitze steht, Dampfabsperrung eintritt. Auf der rechten Seite wird dagegen
                              									der trapezförmige Ausschnitt immer mehr geöffnet derart, daſs so lange Dampfaustritt
                              									stattfindet, bis der mittlere Schieberausschnitt die Ausströmungsöffnung des
                              									Schiebergesichtes völlig überschritten hat. Endlich kommt derselbe Schlitz des
                              									Schiebers bei fortgesetzter Rotation über die Einströmungsöffnung, es findet
                              									Dampfzutritt rechts statt und zwar so lange, bis die schiefe Kante rechts
                              									abgeschnitten hat. Inzwischen ist ein neuer Trapezausschnitt des Schiebers über die
                              									linke Kanalöffnung gekommen und hat durch den damit verbundenen Schieberschlitz, der
                              									nun über der Ausströmung steht, dem Dampf der linken Seite Austritt verschafft, so
                              									daſs sich der Kolben von rechts nach links bewegen konnte.
                           Bei Verschiebung des Schieberhahnes in seiner Längsachse nach links werden die den
                              									Dampfabschnitt regulirenden Kanten näher gerückt und dadurch kleinere Füllungen
                              									erzielt; beim Verschieben nach rechts findet späterer Dampfabschluſs statt.
                              									Voreintritt, Voraustritt und Compression bleiben, da sie durch Kanten parallel zur
                              									Drehungsachse bestimmt werden, unter allen Umständen unverändert.
                           Der Hahn muſs, der obigen Darstellung entsprechend, für ein Kolbenspiel mit zwei
                              									Schlitzen Einströmung und Ausströmung passiren, somit wenn er mit 8 Schlitzen
                              									angeordnet ist, für jede Maschinentour eine Viertelumdrehung machen; zur Erzielung
                              									dieser Bewegung hat die Kurbelscheibe (Fig. 1) ein steiles
                              									Gewinde aufgeschnitten, in welches das Zahnrad der Hahnspindel eingreift. Dasselbe
                              									ist mit der Spindel durch einen Muff' verbunden, welcher eine Längsverschiebung der
                              									Spindel gestattet, die derselben in der aus Fig. 1 ersichtlichen Weise
                              									vom Regulator ertheilt wird. Nur mag hier bemerkt werden, daſs entsprechend der
                              									hierdurch bedingten Rechtsbewegung der Hahnspindel bei steigenden Kugeln die
                              									schiefen Schlitze der Steuerung umgekehrt angeordnet sein müſsten.
                           Die Steuerung ist auſserordentlich einfach und läſst dauernde Bewährung erwarten, da
                              									der Hahnschieber nicht entlastet sein, sondern durch den Dampfdruck auf das
                              									Schiebergesicht niedergedrückt werden soll. Allerdings wird hierbei der Regulator
                              									zur Verstellung der Expansion beträchtlichen Reibungswiderstand überwinden müssen,
                              									und ist wohl auch deshalb mit groſser Uebersetzung angeordnet, was um so leichter
                              									thunlich ist, als nur sehr geringe Längsversöhiebung des Hahnes zur Erzielung stark
                              									veränderter Füllungsgrade nöthig ist.
                           
                              M-M.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
