| Titel: | Ueber Kochgeschirre mit bleihaltiger und solche mit bleifreier Glasur. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 332 | 
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                        Ueber Kochgeschirre mit bleihaltiger und solche
                           								mit bleifreier Glasur.
                        Gallus, über Kochgeschirre und ihre Glasur.
                        
                     
                        
                           Nach L. Gallus (Thonindustriezeitung, 1877 S. 51 bis 117) zeigen
                              									die Kochgeschirre mit bleihaltiger Glasur eine ungemeine Mannigfaltigkeit des
                              									Aussehens und Verschiedenheit der Fabrikation. Es gehört nämlich hierzu sowohl der
                              									ordinärste Milchtopf des Hafners, als auch der feinste, geschmackvoll verzierte Topf
                              									der Znaimer Fabrikanten, welcher in der ganzen civilisirten Welt als Küchenzierde
                              									dient. Nichts desto weniger bleibt im Groſsen und Ganzen ihr innerer Werth als
                              									Kochgeschirr derselbe, da sie alle die sehr geschätzte Eigenschaft mit einander
                              									gemein haben, im offenen Feuer nicht zu springen oder unbrauchbar zu werden. Ihre
                              									Masse besteht überall nur aus einem plastischen Thon, der mit Sand so viel gemagert
                              									ist, daſs dadurch derselben die letztgenannte Eigenschaft in vollem Maſse zu eigen
                              									wird. Es wird dies dadurch erreicht, daſs der Hitzgrad beim Brennen nicht über einen
                              									gewissen Punkt der Porosität getrieben wird, wobei also der magernde Sand seine
                              									volle Wirksamkeit in der Masse behalten kann. Derselbe verhindert nämlich beim
                              									Gebrauche dieser Artikel, vorausgesetzt, daſs er gleichmäſsig unter der Masse
                              									vertheilt ist, daſs die locale Einwirkung der directen Flamme sich auf die
                              									benachbarten und weiteren Theile des Gegenstandes erstreckt und dieselben zum
                              									Platzen bringt.
                           
                           Ein Vermischen des Thones mit Sand oder Chamotte geschieht selten, da sich meist ein
                              									Thon mit 20 bis 40 Proc. Sand findet; ist der Sandgehalt geringer als 20 Proc., so
                              									zerspringen die Gefäſse leicht; ist er höher als 40 Proc., so läſst sich die Masse
                              									schwer bearbeiten. Soll jedoch ein Thon mit 10 bis 20 Proc. Sand (z.B. viele
                              									nassauische Thone) verwendet werden, so darf beim Brennen nicht über angehende
                              									Rothglut gegangen werden, um die erforderliche Porosität zu erlangen. Sonst soll im
                              									Allgemeinen bei ordinären Hafnergeschirren dunkle, bei feinen Kochgeschirren helle
                              									Rothglut nicht überschritten werden. Ersteres wird in einem Brande fertig gestellt,
                              									feinere Geschirre machen dagegen einen Bisquit- und einen Glattbrand, durch,
                              									erfordern daher auch einen gröſseren Sandgehalt. Gewöhnliches Kochgeschirr wird in
                              									liegenden Oefen mit Holzfeuerung gebrannt, feineres Geschirr meist in stehenden
                              									Etagenöfen mit Kohlen- oder Holzfeuerung, und zwar sowohl für Bisquit- wie
                              									Glattbrand in Kapseln.
                           Das Glasiren des Bisquits bei doppeltem Brande geschieht auf die beim Steingut
                              									gebräuchliche Art des Durchziehens; das Begieſsen und Ausgieſsen ist eine veraltete
                              									Methode und wird jetzt nicht mehr angewendet. Es hat jedoch seine Anwendung beim
                              									einmaligen Brande. Hierbei werden die rohen Geschirre erst von innen und dann von
                              									auſsen mit der Glasur begossen. Selbstredend ist die Consistenz der Glasur in den
                              									beiden Fällen eine ganz verschiedene; das Aus- und Uebergieſsen erfordert eine
                              									consistentere Glasur als das Durchziehen des Bisquits. Da ein jeder Fabrikant von
                              									Kochgeschirren seine eigene, zu seiner Masse streng ausprobirte und ihr angepaſste
                              									Bleiglasur hat, so gibt es so viel verschiedene Kochgeschirrglasuren als
                              									Kochgeschirrmassen. Manche wenden nur gemahlenen Bleiglanz an, erhalten hierdurch
                              									aber eine schlechte Glasur mit geringem Kieselsäuregehalt. Besser sind die Glasuren,
                              									welche durch Auftragen von gemahlener Kieselsäure mit Bleioxyd erhalten werden; man
                              									nimmt meist 1 Th. Sand zu 3 Th. Bleiglätte, zuweilen mit Thonzusatz. Zu feineren
                              									Geschirren wird eine schwerer schmelzbare Glasur aus 1 Th. Sand und 2 Th.
                              									Bleiglätte, nicht selten mit verschiedenen Beimischungen verwendet. Als Beispiele
                              									für letztere Glasuren werden folgende angegeben: 100 Th. Bleiglätte und 50 Th. Quarz
                              									oder 45 Th. Sand, oder 100 Th. Mennige mit 50 Th. Sand. Diese drei Glasuren haben
                              									die Eigenschaft, auf stark sandhaltiger, sowie auf ganz fetter Masse glänz glatt
                              									einzuschmelzen; sie zeigen auf weiſsem Scherben ein hellgelbes Aussehen. Auf stark
                              									kalkhaltiger Masse sind sie nicht zu verwenden, da sie selbst in schwacher Rothglut
                              									von derselben aufgesogen werden und die Oberfläche der Gegenstände rauh und glanzlos
                              									erscheinen lassen. Nur in ganz dicken Lagen ist es mitunter möglich, auf
                              									kalkhaltiger Masse einen Glanz hervorzubringen.
                           Eine weitere Eigenthümlichkeit dieser Glasuren ist ihre leichte Verflüchtigung in starker Hitze.
                              									Dieselbe zeigt sich auf doppelte Weise. In den starken Feuerstellen, die über helle
                              									Rothglut, also in Weiſsglut gehen, erscheinen sie wie weggeblasen, und ist nur ein
                              									ganz leichter Schimmer an deren Stelle zu bemerken. Dieser Umstand tritt jedoch nur
                              									bei sehr dichten Massen auf. Bei saugenden Massen werden in den stärksten Hitzgraden
                              									die Glasuren, ähnlich wie bei den Kalkmassen in niederer Temperatur, von der Masse
                              									völlig aufgesaugt, und aller Glasurglanz ist verschwunden. Weiter zeigt sich die
                              									starke Verflüchtigung in dem unangenehmen Ansaugen, welches die Kapselwände, wenn
                              									dieselben nicht sorgfältig glasirt sind, auf die Glasur ausüben und das nur in den
                              									starken Feuerstellen vorkommt. Dieses Ansaugen geht mitunter bis zum förmlichen
                              									Aufkochen und Blasigwerden der Glasuren.
                           Fast alle bleihaltigen Kochgeschirrglasuren geben auf gröberer Masse Glasurrisse, so
                              									daſs ein gutes Kochgeschirr ohne Glasurrisse nicht denkbar ist. Dazu kommt, daſs die
                              									Bleiglasuren während der Fabrikation, beim Mahlen, Mischen, Glasuren u.s.w., sowie
                              									beim Gebrauch gesundheitsschädlich wirken können (vgl. 1877 223 98).
                           Leider kennt man bis jetzt noch keine Töpferglasuren ohne Bleioxyd, die bei niederer
                              									Einschmelzhitze gestatten, unzerspringbares Geschirr mit glatter Oberfläche und zu
                              									niedrigem Preise herzustellen. Wenn übrigens der Bleigehalt der angegebenen
                              									Mischungen nicht überschritten und die nicht zu dick aufgetragene Glasur bei heller
                              									Rothglut eingeschmolzen wird, so ist dieselbe in gesundheitlicher Beziehung
                              									vorwurfsfrei.
                           Kochgeschirre mit bleifreier Glasur ebenso
                              									kochfeuerfest, so glänzend, haltbar und billig wie die erwähnten feineren
                              									Kochgeschirre herzustellen, ist bis jetzt nicht möglich gewesen.
                           Unter den Geschirren mit bleifreier Glasur ist es das Bunzlauer Steingeschirr, auch Gesundheitssteingeschirr genannt, welches die meiste Verbreitung hat; in
                              									manchen Gegenden ist es sogar das ausschlieſslich im Gebrauch befindliche
                              									Kochgeschirr, nämlich dort, wo dasselbe erzeugt wird und seiner groſsen Billigkeit
                              									halber kein Töpfer- resp. feines Kochgeschirr zur Concurrenz kommen läſst, so im
                              									Norden von Böhmen, in Mähren, Schlesien und im Königreich Sachsen; von diesen
                              									Gegenden wird es nach allen Theilen Europas ausgeführt.
                           Die Bunzlauer Geschirre zeigen nicht alle dieselbe Fabrikationsmethode; es gibt
                              									vielmehr deren zwei ganz verschiedene, die ebenso verschiedene Geschirre liefern,
                              									und welche durch ihr Aussehen auf den ersten Blick von einander zu unterscheiden
                              									sind. Die erstere dieser beiden Methoden benutzt zur Masse einen stark mit
                              									feuerfestem Sand, der mitten zwischen Stecknadelkopf- und Linsengröſse steht,
                              									gemagerten feuerfesten Thon, zur Glasur einen sehr leichtschmelzigen Ziegellehm, mit einem bestimmten
                              									Procentsatz Potaschelösung versetzt, und zum Brennen der Geschirre liegende Steinzeugöfen mit Holz-Feuerung. Die zweite Methode benutzt zur Masse feuerfesten Thon, mit
                              									stecknadelkopfgroſsem Sand gemengt, zur Glasur einen leichtschmelzigen Lehm, mit
                              									Potasche, Soda und Boraxlösung versetzt, und zum Brennen stehende Oefen mit Steinkohlen- oder Braunkohlen-Feuerung.
                           Die Herstellungsmethode mittels Holzfeuerung ist nur da lohnend, wo sich die
                              									Rohmaterialien mit billigem Holz zusammen vorfinden, da sich bei dem
                              									aufserordentlich niedrigen Preise der Geschirre dieselben nur in holzreichen
                              									Gegenden, welche Lager feuerfester Thone haben, mit Vortheil herstellen lassen. Bei
                              									den allmälig von Jahr zu Jahr sicher höher steigenden Holpreisen ist jedoch auch
                              									dieser Methode ihr Todesurtheil schon gesprochen; man wird aber noch lange an
                              									derselben festhalten, um so mehr, da sie sonstige Fabrikationsvortheile vor der
                              									Steinkohlenfeuer-Methode voraus hat.
                           Der zur Masse verwendete Thon ist ein feuerfester Thon von bester Qualität, d.h. er
                              									muſs in den höchsten in der Keramik erzeugten Hitzgraden stehen, kann sich jedoch in
                              									diesen mit einer ganz beliebigen Farbe brennen, wie weiſs, hellgrau, grau, gelb.
                              									Thone mit gröſserem Eisen- und Kalkgehalt, als ihn gute feuerfeste Thone besitzen,
                              									sind daher nicht zu verwenden. Die besten Kapselthone gehören hierher. Als häufig
                              									zur Fabrikation der Bunzlauer Geschirre dienende Thone, die in dieser ihrer
                              									Verwendung auch eine gewisse Berühmtheit erlangt haben, sind die Camenzer und
                              									Pilsner Thone zu erwähnen; sie werden auch zu diesem Zwecke, wenn auch nur in die
                              									nähere Umgebung ihrer Fundorte versendet, da stets noch der Thon eher als das Holz
                              									die hohen Transportkosten ertragen kann.
                           Diese Thone besitzen öfters bis zu 20 Proc. natürlichen mitgeführten Schlemmsand, den
                              									man ihnen läſst. Die Thone werden durch grobe Siebe geschlemmt, welche allen Sand
                              									durchgehen lassen und blos die mitgeführten Beimengungen, wie gröbere Steine, Holz,
                              									Schwefelkiesknollen u.s.w. zurückhalten. Von Hause aus reine Thone, ohne wesentliche
                              									Verunreinigungen, werden sie nach dem Zerkleinern, wobei man diese Unreinigkeiten
                              									entfernt, im Wasser aufgeweicht. Die sich dann noch etwa vorfindenden fremden Stoffe
                              									werden bei der späteren Verarbeitung der Masse, Treten und Schlagen, entfernt. Mag
                              									nun der Thon gesiebt oder blos aufgeweicht werden, stets wird ihm eine bestimmte
                              									Menge Sand, seltener Chamotte, als Magerungs- und feuerfester Stoff beigemischt. Es
                              									hat dies den Zweck, die durch die hohe Einschmelztemperatur der Glasur
                              									(Porzellanofenfeuer) stark beeinträchtigte Kochfeuerfestigkeit der Geschirre in
                              									etwas wieder herzustellen. Sand wird der Billigkeit halber der Chamotte vorgezogen
                              									und zwar, wenn solcher zu haben ist, sogenannter Flötzsand. Dieser hat vor allen
                              									anderen Sandsorten den Vortheil des Mangels fremder Beimischungen, sowie auch noch den, daſs man
                              									ihn durch Anwendung eines Gatters in beliebiger gewünschter Korngröſse haben
                              									kann.
                           Die Menge des beizumischenden Sandes ist nun eine streng bestimmte. Je mehr man dem
                              									feuerfesten Thone zumischen kann, um so besser und kochfeuerfester wird das daraus
                              									hergestellte Geschirr, und wird die Menge desselben nur beschränkt durch die
                              									Schwierigkeit der Verarbeitung sehr magerer Massen; über 40 Proc. geht man jedoch
                              									nie. Von diesen 40 Proc. entfallen etwa durchschnittlich 20 auf den ursprünglichen
                              									Sandgehalt des Thones und 20 auf den Zusatz. Von diesen letzteren 20 sind
                              									durchschnittlich 10 in der Korngröſse des im Thon enthaltenden Sandes und 10 haben
                              									die Korngröſse zwischen. Stecknadelkopf- und Linsengröſse. Es ist nämlich eine
                              									sowohl hierbei, als auch bei der Kapselfabrikation bekannte Thatsache, daſs man
                              									einem guten plastischen Thon je mehr je besser, bis zu einer gewissen Grenze,
                              									magerndes Material einer gewissen Korngröſse zusetzen kann, daſs sich die Menge
                              									Zusatz genau nach dessen Korngröſse richtet und daſs man von feinerem Korn mehr als
                              									von grobem zusetzen kann. Ebenso bekannt ist es, daſs zur gewünschten Verbesserung
                              									der Haltbarkeit der Kapseln sowie der Kochgeschirre eine stärkere Korngröſse in
                              									bestimmter Menge erforderlich ist, und diese sind die zuletzt bemerkten 10 Proc.
                              									Sand zwischen Stecknadelkopf- und Linsengröſse. Ueber diese 40 Proc. magernde Mittel
                              									hinauszugehen, ist nicht möglich, da sich dergleichen Massen nur mit mit den
                              									gröſsten Schwierigkeiten verarbeiten lassen. Das Untermischen des Sandes oder der
                              									Chamotte unter den Thon geschieht allein durch Treten mit den Füſsen, da dies eine
                              									alt hergebrachte Methode ist, an der man gern festhält, indem die Anlage eines
                              									Thonmischers (Thonschneiders) bei dem kleinhandwerksmäſsigen Betriebe der Bunzlauer
                              									Geschirrfabrikation für den Einzelnen zu hohe Kosten verursachen würde.
                           Die Glasuren dieser Geschirrsorte bestehen, wie schon bemerkt, aus Ziegellehm mit
                              									Potaschelösung versetzt. Es ist nun nicht jeder Ziegellehm hierzu tauglich, und muſs
                              									man in der Auswahl desselben, da in der Regel verschiedentliche Sorten zur Verfügung
                              									stehen, sehr vorsichtig sein und keinen ohne vorheriges gründliches Durchprobiren
                              									anwenden. Dasselbe geschieht bei eingerichteter und im Gange befindlicher
                              									Fabrikation auf die Art, daſs man die Lehmsorten feinstens schlemmt und damit
                              									ungebrannte und verglühte Stücke in verschiedenen Dicken begieſst und diese nach dem
                              									völligen Durchtrocknen in den verschiedenen Ofenstellen dem Brande unterwirft. Der
                              									reine, unversetzte Lehm, auf den dann die Wahl fällt, muſs spiegelglatt und in
                              									reiner zusammenhängender Schicht von siegellackrother bis rothbrauner Farbe
                              									einschmelzen.
                           Zum Untersuchen der Lehmsorten, ohne daſs ein Bunzlauer Geschirrbrennofen zur
                              									Verfügung steht, wie z.B. bei Beginn der Einführung der Fabrikation, macht man
                              									dieselben Versuche auf rohen und verglühten Thonstücken, auch auf rohen und
                              									verglühten Porzellanscherben, und setzt diese Proben den starken Feuerstellen des
                              									Porzellanbrennofens aus. Man findet dabei, daſs manche Sorten Lehm bei sonstigen
                              									guten Eigenschaften, als billiger Preis, leichtes Schlemmen bei wenig Verlust,
                              									glattes und glänzendes Einschmelzen, eine dunklere Farbe als die gewünschte zeigen;
                              									sie sind deswegen wohl zu verwenden, da durch den später folgenden Potascheversatz
                              									die Farbe nach dem Einschmelzen schon heller wird. Manche Lehme zeigen bei diesen
                              									Versuchen eine dunkelschwarze Farbe, andere benetzen den Scherben nicht, d.h.
                              									schmelzen in Tropfen, wieder andere zeigen Glasurrisse sogleich nach dem
                              									Einschmelzen, andere sind völlig verschwunden und sind in die Masse eingesaugt. Die
                              									dunkle Farbe verdanken die Lehme ihrer Schwerschmelzbarkeit, wobei die braunrothe
                              									Eisenoxydfarbe nicht zum Vorschein kommen kann. Lehme, die sich vom Scherben
                              									zurückziehen und in einzelnen Tropfen auf demselben einschmelzen, haben eine zu
                              									geringe Schmelzbarkeit, die in dem unzureichenden Kalkgehalt ihren Grund hat. Das
                              									völlige Eingesaugtwerden der Lehmsorten endlich liegt in deren zu groſser
                              									Leichtflüssigkeit, in erster Linie in deren zu groſsem Kalkgehalt. Dieselben
                              									schmelzen in minder hohen Temperaturen spiegelglatt und ganz wasserflüssig ein und
                              									rinnen wie Wasser an den Seitenwänden der Geschirre herunter.
                           Es ist nun in der That äuſserst selten, daſs eine Lehmsorte keinen dieser besagten
                              									Mängel zeigt; mit nur einem derselben ist sie für sich allein nicht zu verwenden,
                              									und mischt man daher in der Regel mehrere Lehme zum Glasurversatz zusammen, so z.B.
                              									einen schwarz- und schwerschmelzigen mit einem leichtschmelzigen, so daſs dadurch
                              									der nothwendige Kalkgehalt im Mittel erreicht wird. Einige wenige
                              									Versuchsmischungen, in den verchiedenen Ofentheilen gebrannt, führen stets zum
                              									Ziele, und muſs man den so erhaltenen Versatz strenge beibehalten. Bei jeder neuen
                              									Lehmzufuhr und noch mehr bei Lehmbezügen aus neuen Gruben darf man ebenfalls diese
                              									Versuche nie unterlassen, da man sonst leicht in sehr groſse Verluste gerathen
                              									kann.
                           Wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, schmilzt eine passende Lehmmischung, in der
                              									richtigen Hitze eingebrannt, ohne jeglichen weiteren Zusatz der beliebten rothen,
                              									stark deckenden Glasur ein; trotzdem setzt man eine Potaschelösung zu, und fragt es
                              									sich demnach, welchen Zweck man damit verbindet. Mit dieser Lösung bleibt man
                              									zwischen 10 und 20 Proc. des Lehmes, und wird der geschlemmte, hierauf getrocknete
                              									und zerkleinerte Lehm unter Zusatz von Wasser mit der in kaltem oder heiſsem Wasser
                              									gelösten Potasche gut vermischt. Hin und wieder gibt man auch etwas ganz fein
                              									gesiebte Holzasche dazu, wodurch man neben der Beibringung von Potasche derselben
                              									die Glasur zum Gebrauch körperlicher, d.h. zum Begieſsen mehr geeignet macht. Der Zusatz
                              									der Potasche hat in der That einen doppelten Zweck; dieselbe bewirkt zunächst eine
                              									Verseifung der durch das Berühren mit den Händen und durch sonstige Zufälligkeiten
                              									auf die Oberfläche der zu begieſsenden Stücke gelangten Fette, wodurch die
                              									Glasurschicht eine zusammenhängende, glatte wird, sodann eine Verseifung der von dem
                              									Verglühen der Geschirre herrührenden, in der Oberfläche sitzenden öligen
                              									Rauchproducte. Den besten Beweis hierfür liefert wohl die Thatsache, daſs
                              									dergleichen Geschirr, in Kochgeschirr-, Steingut-, Porzellan- Steinzeugglasur
                              									glasirt, nur mit sogen, zurückgezogener, in einzelnen Tropfen zusammengelaufener
                              									Glasur aus dem Ofen erscheinen, während die Potascheglasur unter fast gleichen
                              									Verhältnissen stets glatt und zusammenhängend einschmilzt.
                           Sodann hat die Potasche, als ein in Verbindung mit Kieselsäure leichtschmelziges
                              									Material, den wesentlichen Zweck, zur Leichtschmelzbarkeit der Glasur beizutragen.
                              									Ihre Wirkung ist in dieser Hinsicht nicht zu unterschätzen, obschon die unangenehmen
                              									Zufälle, die durch den Potaschezusatz zuweilen eintreten, diese vergröſserte
                              									Leichtschmelzigkeit in pecuniärer Hinsicht wieder gänzlich ausgleichen können. Man
                              									sollte nämlich glauben, daſs man durch allmälig vergröſserten Potaschezusatz die
                              									Leichtschmelzigkeit der Glasur immer mehr vergröſsern könnte, um schlieſslich zu
                              									einer Glasur gelangen zu können, die in gleicher Temperatur wie die bleihaltigen
                              									Kochgeschirrglasuren einschmilzt. Dem ist bei weitem nicht so. Die Potasche, als ein
                              									in Wasser gelöster Stoff, geht bei den Glasuren zu einem beträchtlichen Theil in den
                              									Scherben des Geschirres ein, bewirkt in demselben eine sehr frühe Sinterung während
                              									des Brennens und schadet demnach der Güte des Geschirres ganz gewaltig. Durch eine
                              									genaue Untersuchung der auf dem rohen oder verglühten Stück völlig eingetrockneten
                              									Glasur auf ihren Potaschegehalt ist dies leicht nachzuweisen. Aber auch durch das
                              									blose Anschauen des gebrannten Scherbens kann man sich schon von der Richtigkeit des
                              									Gesagten überzeugen. Die von den beiden Glasurflächen berührten Scherbenflächen
                              									zeigen dem blosen Auge eine viel dunklere Schicht, als die Mitte des Scherbens
                              									selbst; letztere ist weiſs bis grau, während die mit der Glasur in Berührung
                              									stehenden Flächen schwarz gesintert und unter der Loupe glänzend geschmolzen
                              									erscheinen. In diesen Flächen ist demnach die Potasche blos bis zu einer gewissen
                              									Tiefe von beiden Seiten eingedrungen und hat die Scherbenmitte nicht erreicht, daher
                              									ihre Oberflächenwirkung. Glasuren mit mehr als oben angegebener Potaschelösung
                              									verlieren selbstredend noch mehr Potasche an den Scherben, und diese Scherben sind
                              									dann in ihrer ganzen Dicke schwarz geschmolzen und springen bei der leisesten
                              									Berührung des Feuers. Selbst bei regelrechter Glasurzusammensetzung kann dieser
                              									vergröſserte Potaschegehalt sich leicht von selbst einstellen, da die ruhende Glasur
                              										sich in ihre beiden
                              									Theile sondert; der geschlemmte Lehm geht zu Boden und die Potaschelösung ist oben.
                              									Wird nun nicht durch langes Umrühren bei Beginn des Glasirens eine ganz
                              									gleichmäſsige Mischung von Lehm und Potasche hergestellt, so wird also ein Theil des
                              									Geschirres in einer lehmigen Potaschelösung, der andere Theil fast in reinem Lehm
                              									glasirt und demnach ein gleichmäſsiges Geschirr unmöglich gemacht. Eine zu
                              									Potasche-reiche Glasur zeigt auſserdem alle Nachtheile einer zu leicht flüssigen
                              									Glasur, d.h. sie wird in den starken Feuerstellen von der Masse eingesaugt und durch
                              									förmliches Aufkochen leicht blasig, zeigt also hierin die Eigenschaften aller
                              									anderen zu leichtflüssigen Glasuren. Ein Mehr schadet also hierin erheblicher als
                              									ein zu Wenig. Bei porös bleibendem, mit viel grobem Sand bezieh. Chamotte versetztem
                              									Scherben geht man bis zur äuſsersten Grenze, 20 Proc., da ein solcher Scherben schon
                              									mehr Potasche einsaugen darf, wie ein leicht sinternder, bei dem man nicht über 10
                              									Proc. gehen kann.
                           Das Glasiren selbst geschieht theilweise auf rohem, ungebranntem, lederhartem
                              									Geschirr, theilweise auf verglühtem Geschirr. Als Regel hierbei gilt, daſs die
                              									kleineren Stücke, die sich mit einer Hand bequem fassen, drehen und schwenken
                              									lassen, im lederharten Zustande, alle gröſseren Stücke dagegen im verglühten
                              									Zustande glasirt werden. Das eigentliche Glasiren geschieht nun stets durch
                              									Ausgieſsen des Innern der Gefäſse und durch Eintauchen mit der Oeffnung nach unten
                              									zum Glasiren der Auſsenseite derselben, selbstredend in wohlgemischte Glasur. Bei
                              									dem Ausgieſsen des Innern gieſst der Glasirer eine Quantität Glasur in das Stück und
                              									dreht dasselbe, es mit der linken Hand haltend, so, daſs sie die ganze Innenseite
                              									des Stückes benetzt, hält dabei die Oeffnung etwas nach unten geneigt, damit während
                              									des Drehens die überschüssige Glasur in den Glasurbottich zurückläuft. Bei dem
                              									unmittelbar hierauf folgenden Eintauchen behufs Glasirens der Auſsenseite hält der
                              									Glasirer das Stück am Fuſs und drückt es in die Glasur mit der Oeffnung nach unten,
                              									so daſs der Boden selbst nicht von Glasur benetzt wird, dieselbe jedoch bis gerade
                              									an den Boden herangeht. Hierauf greift er mit der einen Hand in die Glasur, erfaſst
                              									mit einem Finger derselben den Rand und hebt mit ihm und mit Hilfe der anderen den
                              									Fuſs greifenden Hand das Stück in schräger Lage heraus. Die von beiden Händen
                              									angegriffenen und von Glasur entblösten Stellen des Randes und Fuſses werden dann
                              									mit dem in Glasur getauchten Finger betupft, und das Stück ist so fertig glasirt.
                              									Diese Operation ist sehr einfach und geht bei einiger Uebung und Anwendung der
                              									richtigen Handgriffe sehr rasch von Statten. Bei dem Glasiren des rohen Geschirres
                              									ist der richtige Feuchtigkeitsgehalt desselben sehr zu beachten. Wie schon bemerkt,
                              									ist der lederharte Zustand der beste; weichere Geschirre weichen gern völlig auf und
                              									senken sich, trockene
                              									lassen die Glasur gern vom Scherben abfallen. Es liegt dies daran, daſs die
                              									Geschirre das Wasser der Glasur aufsaugen, und daſs nur bei langsamem Aufsaugen sich
                              									letztere fest auf den Scherben auflegt und von demselben nicht leicht wieder
                              									losgelöst werden kann, ähnlich den erdigen Begüssen, daſs sie sich aber bei
                              									trockneren Scherben und rascher Wasseransaugung nur lose anlegt, und wenn nicht vor
                              									dem Brennen, so doch während des Brennens sich losblättert. Die Glasurdicke ist
                              									diejenige, in der die Porzellanglasur auf verglühtes Porzellan aufgetragen wird; die
                              									roh glasirten Geschirre verlangen wegen der langsamen Wasserabsorption dieselbe
                              									dicker eingestellt, als die verglühten Geschirre.
                           Nach dem völligen Trocknen der Geschirre, d.h. der Glasur und des Scherbens, folgt
                              									das Einsetzen derselben in den Ofen. Bei demselben ist besonders zu beachten, daſs
                              									die auf den mit feuerfestem Sand oder Chamotte bestreuten Boden gesetzten einzelnen
                              									Geschirrsäulen sich bei der starken Schwindung, der der ganze Ofeninhalt unterworfen
                              									ist, nicht legen bezieh. senken; zu dem Ende verbindet man stets drei oder vier
                              									solcher benachbarten Säulen durch ein auf die zu oberst befindlichen Stücke
                              									gesetztes gröſseres Stück, welches dieselben bedeckt und sie am Auseinandergehen
                              									hindert. Wie hieraus ersichtlich werden die Geschirre, immer gleiche Gröſsen, auf
                              									dieselbe Säule direct, ohne Kapseln in den Ofen gesetzt und so im freien Holzfeuer
                              									gebrannt. Die Construction eines solchen Holzofens ist folgende. Ein länglich
                              									viereckiger eigentlicher Ofenraum von den gleichen Proportionen wie die
                              									Steinzeugöfen und die der ordinären Fayence hat zwischen sich und der Feuerung eine
                              									sogenannte Aschenfangschicht, die aus einer doppelten Schicht kreuzweise gestellter
                              									feuerfester Steine besteht. Es werden hierzu gewöhnlich rohe, noch nicht gebrannte
                              									Steine verwendet, die dann so zu sagen kostenfrei gebrannt werden. Beide Schichten
                              									reichen bis zum Gewölbe des Ofens und haben den Zweck, die mit der Flamme
                              									mitgerissene Asche zum groſsen Theil in sich zurückzuhalten. Die Asche erzeugt
                              									nämlich an ihren Anflugstellen schwarze Punkte in der sonst rothbraunen Glasur,
                              									welche Wirkung in deren Mangangehalt liegt. Die Ofensohle liegt mit der Feuerung in
                              									einer Horizontalen, und geht die Flamme durch den ganzen Ofenquerschnitt durch.
                           Die Feuerung ist eine Rostfeuerung und wird, wie bei den Holzöfen allgemein, das fein
                              									gespaltene Holz durch eine vordere Oeffnung, nicht von oben, auf den Rost gebracht.
                              									Der Ofen endet in einen Schornstein, der in der Regel auch noch bis zu Mannshöhe mit
                              									zu brennendem Geschirr besetzt wird; auch besetzt man den zwischen den
                              									Aschenfangschichten und Rost bleibenden schmalen Raum mit dem gröſseren Geschirr.
                              									Das Feuern geschieht in der Weise, daſs man zu Anfang des Brandes sehr allmälig und
                              									zu dem Ende dicke Holzstücke auflegt, weil das rohe, nicht verglühte Geschirr bei zu stark
                              									einwirkender Flamme leicht Risse erhält. Man fährt mit dem langsamen Feuern bis zur
                              									erreichten dunklen Rothglut fort und beginnt dann, mit fein gespaltenem trockenen
                              									Holz anzulegen. Bei beginnender Weiſsglut überzeugt man sich von dem Stande der
                              									Hitze durch das Herausnehmen von Probetassen, welche letztere ebenfalls in der
                              									Lehmpotascheglasur glasirt sind und bei beendetem Brand eine vollkommen glatt
                              									ausgeschmolzene Glasur zeigen müssen, die durch und durch schwarz gefärbt, jedoch an
                              									einzelnen Stellen durchsichtig hell und farblos zu werden beginnt. Dieser Punkt
                              									liegt über der Weiſsglut und ist ausgesprochene Orangegelbglut; dabei ist mit blosem
                              									Auge nur schwierig und nur bei groſser Uebung den Ofeninhalt noch zu erkennen, und
                              									bedient man sich allenthalben sowohl zum Herausnehmen der Probetassen, als auch zum
                              									Beurtheilen des gleichmäſsigen Standes der Ofentemperatur der gefärbten Brillen,
                              									die, nebenbei bemerkt, einen wirksamen Schutz der Augen dieser blendenden Hitze
                              									gegenüber bilden. Zeigen die Probetassen die oben verlangte Eigenschaft, so läſst
                              									man den Rostinhalt bis zum völligen Abgehen der Flamme verbrennen und vermauert die
                              									Rostöffnung sehr sorgfältig, so daſs der Ofen nur ganz allmälig abkühlt. Bei
                              									Beobachtung letzterer Maſsregel, die für das Gelingen des Brandes sehr wesentlich
                              									ist, erhält man dann ein schön rothbraun gefärbtes Geschirr mit sattem Glänze.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)