| Titel: | Stenberg's Heissluftmaschine. | 
| Autor: | Wilman | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 391 | 
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                        Stenberg's Heiſsluftmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									25.
                        Stenberg's Heiſsluftmaschine.
                        
                     
                        
                           Diese im vorigen Jahre in verschiedenen Ländern von Stenberg patentirte Hochdruck-Heiſsluftmaschine (Fig. 1 Taf. 25) gehört wie
                              									der bekannte Lehmann'sche Motor (1869* 194 257. 1873 209 152. 1876
                              										219 196. 371. 222 183) zur Klasse der geschlossenen
                              									calorischen Maschinen, bei welchen die Nutzleistung durch abwechselnde Erwärmung und
                              									Abkühlung stets derselben Luftmenge erzielt wird. Zur Erwärmung dient der Feuertopf
                              										F, zur Abkühlung der Kühlraum K, welcher den Arbeitscylinder ringförmig umgibt und
                              									durch Kühlwasser, das die Maschine selbst hindurchpumpt, dauernd auf niederer
                              									Temperatur erhalten wird. Zwischen diesen beiden Räumen wird die Arbeitsluft
                              									abwechselnd hin- und herbewegt und gibt dabei, indem sie beim Einwärtsgange des
                              									Kolbens P unter Wärmeentziehung verdichtet wird, aber
                              									hierauf erhitzt expandirt und den Kolben nach auswärts treibt, einen
                              									Kraftüberschuſs, welcher durch Kolben, Treibstange und Kurbel auf die
                              									Schwungradwelle übertragen wird und die effective Leistung der Maschine darstellt.
                              									Damit aber beim Einwärtsgange des Kolbens P die durch
                              									Verkleinerung des Gesammtvolums comprimirte Luft gleichzeitig auch abgekühlt und so
                              									die Compressionsarbeit mit geringstem Kraftaufwand verrichtet werde, ist es nöthig,
                              									daſs dabei der Raum des Feuertopfes der Arbeitsluft thunlichst verschlossen bleibe,
                              									und dies geschieht durch den Verdränger V – ein langer,
                              									luftdicht verschlossener Blechcylinder, welcher einen etwas geringeren Durchmesser
                              									hat wie der Arbeitskolben P und demselben beim
                              									Einwärtsginge vorauseilt. Dadurch wird der Raum zwischen Arbeitskolben und Verdränger, welcher von dem Kühlmantel umgeben
                              									ist, immer gröſser, dagegen der Raum hinter dem
                              									Verdränger, d. i. das freibleibende Volum des Feuertopfes, immer kleiner, bis
                              									endlich der Verdränger das Ende seines Hubes erreicht hat, nunmehr wieder nach
                              									auswärts geht und dadurch die verdichtete, aber abgekühlte Luft, welche zwischen ihm
                              									und dem Kolben enthalten war, zwingt, den Ringraum um den Verdränger passirend zum
                              									Feuertopf zu ziehen. Hier nimmt die Luft rasch eine hohe Temperatur und
                              									entsprechende Spannung an und vermag somit bei dem nun folgenden Auswärtsgange des
                              									Kolbens expandirend Arbeit an denselben abzugeben, während der Verdränger, auf
                              									welchen beiderseits gleicher Druck wirkt, ohne Arbeitsverrichtung dem Kolben nach
                              									auswärts folgt, sich dabei demselben immer mehr nähert und so endlich alle
                              									Arbeitsluft dem Feuertopfe zuführt. Bei dem hierauf wieder folgenden Einwärtsgang
                              									beginnt das oben geschilderte Spiel von neuem.
                           Insoweit ist die Stenberg'sche Maschine mit der Lehmann'schen völlig identisch. Der auffallendste
                              									Unterschied dagegen liegt in der Bewegungsübertragung, welche bei Lehmann in bekannter Weise mittels Hebel auf die quer über dem
                              									Arbeitscylinder liegende Schwungradwelle erfolgt, während bei Stenberg dieselbe direct vor dem Cylinder liegt und
                              									durch am Kolben angreifende Pleuelstangen angetrieben wird; in beiden Fällen sind
                              									die Pleuelstangen seitlich und doppelt am Kolben angebracht, um der central durch
                              									eine Stopfbüchse passirenden Kolbenstange des Verdrängers Platz zu lassen. Diese
                              									selbst wird, um die oben beschriebenen Functionen zu erfüllen, bei Lehmann von einer mit 65 bis 75° Voreilung aufgekeilten
                              									Gegenkurbel der Schwungradwelle bewegt, während bei Stenberg in directerer Weise der Antrieb durch einen Hebel erfolgt, dessen
                              									Ende in eine Coulisse ausgeht und hier von einem dem Schwungrad eingesetzten
                              									Kurbelzapfen bewegt wird. Die Kühlwasserpumpe wird durch Zahnräder angetrieben. Die
                              									Dichtung des Arbeitskolbens wird, wie bei Lehmann, von
                              									einem Lederstulp gebildet, welcher den Austritt comprimirter Luft verhindert, aber
                              									bei einem durch Luftverluste eintretenden Minderdruck Luft von auſsen zuströmen
                              									läſst.
                           Was die Feuerung betrifft, so wendet Stenberg, wie es
                              									auch seit längerer Zeit bei den Lehmann'schen Maschinen
                              									geschieht, einen Füllofen an; bei Lehmann umspülen die
                              									Heizgase den Feuertopf nur von auſsen; bei Stenberg
                              									werden sie durch eine hineinragende Zunge zunächst ins Innere des umgestülpten
                              									Feuertopfes und dann noch, auf dem Wege zum Kamin, um denselben herumgeführt;
                              									entsprechend dieser veränderten Gestalt ist auch bei letzterem der Vordränger am
                              									Ende offen und glockenförmig gestaltet, während der Lehmann'sche Verdränger einen vollkommen luftdicht verschlossenen Cylinder
                              									darstellt.
                           Zur Kritik der beiden Maschinen übergehend, läſst sich wohl erwarten, daſs die Stenberg'sche Maschine, als der Wesenheit nach aus Lehmanns Maschine hervorgegangen, einige Vorzüge vor
                              									derselben voraus habe. Wir finden diese hauptsächlich in dem einfacheren
                              									Antriebsmechanismus, wenn auch derselbe, soll der Verdränger zur Reinigung des
                              									Cylinders herausgenommen werden, das Ausheben der Schwungradwelle bedingt, was bei
                              										Lehmann nicht der Fall ist, sowie auch erwähnt
                              									werden mag, daſs die den Verdränger am hinteren Ende tragende Rolle r in der älteren Maschine der Wirkung der Heizgase
                              									ausgesetzt ist, während dies bei Stenberg nicht
                              									stattfindet. Als speciellen Vorzug ihrer Maschine führen endlich Gebrüder Sachsenberg an, daſs sich, in Folge der
                              									Gestaltung des Feuertopfes und der eigentümlichen Bewegung des Verdrängers durch die
                              									entsprechend geformte Coulisse, höhere Luftspannungen und damit günstigere Resultate
                              									erzielen lassen, als bei den Lehmann'schen Maschinen.
                              									Nach den von Dr. A. Wüst in einem Vortrage im Thüringer
                              									Bezirksverein (Zeitschrift des Vereines deutscher
                                 										Ingenieure, 1877 S. 407) gegebenem Diagramm Fig. 2 Taf. 25 ist allerdings der
                              									Unterschied der Anfangsspannung auffällig, der Verlauf der Curve jedoch bei Lehmann der rationellen Kreisproceſslinie
                              									entsprechender und die mittlere effective Spannung, welche die Arbeit repräsentirt,
                              									bei beiden nahezu gleich. Es müssen somit die Resultate ökonomischer Versuche
                              									abgewartet werden, um zu entscheiden, ob die Stenberg'sche Maschine hierin einen Fortschritt darstellt.
                           Wilman.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
