| Titel: | Fussdrehbank. | 
| Autor: | J. P. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 396 | 
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                        Fuſsdrehbank.
                        Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 27.
                        Fuſsdrehbank.
                        
                     
                        
                           Auf Taf. 27 ist eine nette Fuſsdrehbank dargestellt, welche nach Engineering, 1878 Bd. 25 S. 240
                              									hauptsächlich für Liebhaber bestimmt, dort „Amateur's foot lathe“ genannt und von Schülern in den Werkstatten
                              										der Cornell Universität in Ithaka (Nordamerika) ausgeführt
                              									wurde. Dieselbe besitzt ein Bett von 1220mm Länge
                              									und gestattet das Drehen von Gegenständen bis zu 250mm Durchmesser über dem Bette und 150mm
                              									Durchmesser über dem Schlitten und bis zu 680mm
                              									Länge. Aeuſserlich hat es den Anschein, als würde das Bett in gewöhnlicher Weise auf
                              									den Füſsen ruhen; dies ist jedoch nicht der Fall, sondern der Fuſs an der
                              									Reitstockseite ist, wie in Fig. 13 und 14
                              									ersichtlich, mittels eines Bolzens drehbar in das Bett eingehängt und gestattet so
                              									das Aufstellen der Drehbank auch auf unebenem Fuſsboden, ohne das Bett auf Torsion
                              									in Anspruch zu nehmen. Die Uebertragung der Bewegung von dem Fuſstritte auf die
                              									Schwungscheibe erfolgt durch Winkelhebel und Schubstange, welch letztere an einem
                              									Ende in den Stirnzapfen der Kurbelscheibe eingreift, die mit der Schwungscheibe auf
                              									gemeinschaftlicher Achse sitzt, am anderen Ende mit einem länglichen Schlitze
                              									versehen ist, an dessen Grunde der Winkelhebel schon durch sein eigenes Gewicht
                              									stets anliegend erhalten wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 228, S. 397
                              
                           Die Drehachse des Fuſstrittes ist entsprechend hoch gelegt, um
                              									dem Trittbrete die dem Fuſse des Tretenden entsprechende natürliche Lage zu geben.
                              									Die ganze Trittvorrichtung ist, vermöge des im Systeme liegenden langsamen Niederganges
                              									und schnellen Aufwärtsganges und endlich des schnellen Wechsels von oben nach unten
                              									und des langsamen Wechsels von unten nach oben, sehr zweckmäſsig und ermöglicht dem
                              									Tretenden bei gleicher Anstrengung mehr zu leisten, als dies sonst der Fall ist.
                           Die Drehachse des Fuſstrittes ist nicht wie gewöhnlich in Zapfen gelagert, sondern
                              									sie ruht auf Schneiden, wie in Fig. 12 ersichtlich, und
                              									zwar sowohl, um die Reibung zu vermindern, als auch und insbesondere, um das lästige
                              									Schmieren zu vermeiden, welches in Folge des mit dem Oele sich vermischenden Staubes
                              									stets ein unschönes Aussehen dieser Drehbanksbestandtheile mit sich bringt. In
                              									gleicher Weise wirkt der Winkelhebel durch eine Schneide auf die Schubstange. Durch
                              									diese Anordnung wird der Fuſstritt durch die lebendige Kraft der schwingenden Massen
                              									viel höher gehoben, wenn der Fuſs vom Trittbrete entfernt wird, welche Eigenschaft
                              									dazu ausgenutzt ist, das Anhalten des Fuſstrittes nach Entfernung des Fuſses
                              									selbstthätig herbeizuführen. Es ist deshalb am Trittbret bei a (Fig.
                                 										2) ein federnder Anschlag vorhanden, welcher sich auf den Stift b (Fig. 1) legt, sobald das
                              									Trittbret nur ungefähr 6mm über die höchste,
                              									vermöge der Kurbelscheibe erforderliche Lage ansteigt. Um den Fuſstritt wieder frei
                              									zu machen, hat man nur nöthig, den Fuſs darunter zu setzen und mit dem Knöchel an
                              									die Feder c (Fig. 1) anzustoſsen.
                           Die Achse der Schwungscheibe ruht in zwei Lagern, welche mit einander verbunden
                              									gleichzeitig ausgebohrt wurden und so eine genaue Auflage und geringen
                              									Abnutzungsdruck sichern. Derselben ist in der Längenrichtung eine Verschiebung von
                              									ungefähr 6mm gestattet, um ein besseres
                              									Zusammenlaufen von Lagerhals und Lagerfutter zu gestatten und ringförmige Einrisse,
                              									welche bei ganz unverschiebbar gelagerten Achsen früher oder später immer eintreten,
                              									möglichst hintanzuhalten. Besonders bemerkenswerth ist auch die Anordnung des
                              									Rädervorgeleges, welches hier in die Stufenscheibe hinein verlegt erscheint – eine
                              									Anordnung, die im Allgemeinen wohl nicht neu ist, jedoch bei Drehbänken bisher nicht
                              									gebräuchlich war. Es kann dabei kein Schmutz in die Räder fallen und auch der
                              									Treibriemen nicht zwischen dieselben gelangen. Das Aus- und Einrücken des
                              									Rädervorgeleges wird, wie aus den Fig. 5 und 6 ersichtlich ist, durch
                              									einen einzigen Handgriff bewerkstelligt. Die hohle Spindel ist conisch gelagert; die
                              									Ausgleichung der Abnutzung erfolgt durch die Mutter d
                              										(Fig. 3),
                              									welche die rückwärtige Lagerbüchse anzieht und so beide Lagerläufe zugleich zum
                              									Anliegen bringt. Wie in Fig. 7 ersichtlich, sind
                              									ferner noch zwei harte Stahlringe zwischen der Spindel und der den Gegendruck
                              									aufnehmenden Büchse eingelegt, welche im äuſseren Durchmesser und in der Bohrung
                              									gröſser sind als die Flächen, gegen welche sie anlaufen. Diese Ringe können ihre
                              									Lage innerhalb bestimmter Grenzen frei verändern, sich gegen einander radial verschieben, wodurch
                              									ein ununterbrochenes concentrisches Laufen vermieden und somit dem Einfressen und
                              									Verreiben vorgebeugt ist.
                           Die Leitspindel liegt im Innern des Bettes und wird zum Egalisiren durch eine
                              									stählerne Frictionsscheibe angetrieben, welche in die Λ-förmigen Nuthen des
                              									Keilrades e (Fig. 3) eingreift. Auf der
                              									Leitspindel sitzt ein Doppelarm, in welchem einerseits der Zapfen für diese
                              									Frictionsscheibe in einer cylindrischen Bohrung, andererseits der Bolzen für das
                              									Wechselrad zum Schraubenschneiden befestigt ist. Die Verstellung dieses um die Achse
                              									der Leitspindel drehbaren Doppelarmes zum Zwecke der Einrückung des Räder- oder
                              									Frictionsantriebes erfolgt mittels des Handgriffes f
                              										(Fig. 2).
                              									Für die Aufbewahrung der Wechselräder ist unter dem Werkzeugbrete an der Rückseite
                              									des Bettes eine Schublade vorhanden. Die Leitspindelmutter ist zweitheilig und wird
                              									durch die beiden excentrischen Bunde des Bolzens g
                              										(Fig. 8)
                              									mittels des Handgriffes h geöffnet oder geschlossen. Da
                              									die Leitspindel sowohl zum Egalisiren, als auch zum Schraubenschneiden zur
                              									Verwendung kommt, so ist die Mutter ziemlich lang gehalten (200mm), um die Abnutzung möglichst zu verringern.
                           Der Supportschlitten ist durch ein Λ-förmiges Prisma an der vorderen Seite des Bettes
                              									geradegeführt und läuft an der Rückseite des Bettes auf einer flachen Bahn. Der
                              									genauen Führung wegen ist derselbe auſserordentlich lang gehalten. Der Support kann
                              									von dem Schlitten abgenommen werden, um einer gewöhnlichen Handauflage Platz zu
                              									machen. Die Auswechslung erfolgt leicht und mit einer Hand, indem die
                              									Befestigungsschraube, sobald sie durch den Handgriff k
                              									gelüftet ist, durch die Feder i stets gehoben erhalten
                              									wird. Der Supportdrehtheil kann von 60 bis 90° nach rechts und links verstellt
                              									werden und wird durch die Schraube j festgespannt. Die
                              									Spindel zum Supportobertheil besitzt rechtes und linkes Gewinde und macht deshalb
                              									bei der Drehung zugleich eine Querbewegung im Supportmitteltheil, welche halb so
                              									groſs ist als die Verschiebung des Supportobertheiles. Um den Schneidstahl beim
                              									Schraubenschneiden rasch zurückziehen und wieder vorschieben zu können, ist eine
                              									Vorrichtung vorhanden, welche in Fig. 9 deutlich
                              									ersichtlich ist. Durch die Drehung des Hebels m wird
                              									die Mutter l der vorgenannten Supportspindel mittels
                              									eines excentrischen Zapfens ungefähr 4mm
                              									zurückgeschoben und so das Werkzeug rasch aus dem Schnitte geführt. Die
                              									entgegengesetzte Drehung des Hebels m schiebt die
                              									Mutter l wieder vor und bringt so das Werkzeug
                              									neuerdings zum Angriffe. Diese Vorrichtung ist auch für andere Zwecke als zum
                              									Schraubenschneiden von groſsem Vortheile. Die cylindrische Unterlage für das Messer
                              									im Supportobertheile gestattet, die Schneidkante des Messers mit Leichtigkeit und
                              									Sicherheit etwas höher oder tiefer einzustellen. Die Feststellung des Reitstockes
                              										auf dem Bette
                              									erfolgt durch Drehung des Handgriffes n (Fig. 10). Die
                              									Feststellung des Reitstockstoſses erfolgt durch eine conische geschlitzte Hülse,
                              									welche durch eine Vierteldrehung der im Reitstockrohr unverschiebbar gelagerten
                              									Mutter in das letztere hineingezogen wird. Um die Drehung der Mutter bewerkstelligen
                              									zu können, ist dieselbe mit einem aus dem Reitstockrohre seitlich hervorragenden
                              									Handgriffe n versehen (Fig. 10 und 11). Zur
                              									Sicherung des Reitstockstoſses gegen Verdrehung ist ein durch eine Feder in eine
                              									eingehobelte Längsnuth gedrückter Stift im Innern des Reitstockes vorhanden. Wird
                              									der Stoſs zu weit hineingeschraubt, so wird dieser Stift von selbst durch den
                              									ansteigenden Auslauf der Längsnuth nach abwärts gedrückt, wonach sich der Stoſs frei
                              									drehen kann. Auf diese Weise ist ein Ueberreiſsen des Gewindes an der Stoſsspindel
                              									durch unvorsichtiges Zurückschrauben derselben gänzlich vermieden. Wie ferner aus
                              									den Fig. 10
                              									und 11
                              									ersichtlich, ist der Reitstock auch zum Conischdrehen verschiebbar.
                           Die im Vorstehenden beschriebene Fuſsdrehbank befand sich auf der Weltausstellung in
                              									Philadelphia 1876.
                           
                              J.
                                 										P.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
