| Titel: | Diamant-Steinsäge-Maschinen; von Felix Reifer. | 
| Autor: | Felix Reifer | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 403 | 
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                        Diamant-Steinsäge-Maschinen; von Felix Reifer.Vgl. Note 1 S. 213 d. Bd.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									28 und Tafel 29
                        Reifer, über amerikanische Diamant-Steinsägemaschinen.
                        
                     
                        
                           Von den drei in Philadelphia 1876 ausgestellten Diamant-Steinsägemaschinen waren zwei
                              									Kreissägen und die dritte eine hin- und hergehende Gattersäge.
                           Hugh Young in New-York ist der Eigenthümer und einzige
                              									Fabrikant der hin- und hergehenden Diamant-Steinsäge, welche die ältere dieser Art
                              									ist und bisher häufigere Anwendung gefunden hat als die Circularsäge. Dieser
                              									Fabrikant behauptet, daſs die Diamant-Kreissäge für härtere Gesteinsarten deshalb
                              									nicht praktisch ist, weil der Diamant bei jeder Umdrehung, wenn er in den Stein
                              									eintritt, sehr starken Erschütterungen ausgesetzt ist, wodurch derselbe locker wird
                              									und ausfällt. Die von Young ausgestellte Gattersäge hat jedoch in der Ausstellung gleich den
                              									Diamant-Kreissägen nur Marmor und Sandsteine geschnitten, und dürfte der vom
                              									Fabrikanten hervorgehobene Vorzug der billigeren Herstellung und der weniger
                              									beschränkten Leistungsfähigkeit der Gattersäge gegenüber der Kreissäge für Stein in
                              									Bezug auf die Tiefe des Schnittes, bezieh. Dicke des zu durchschneidenden
                              									Steinblockes gewichtiger als das erst angeführte Bedenken sein.
                           
                           Die Diamant-Gatter-Steinsäge kann mit einem oder mit
                              									mehreren Sägeblättern ausgeführt werden. Auf Taf. 28 Fig. 1 bis 4 ist die Young'sche einfache, d. i. mit einem Blatte arbeitende
                              									Säge dargestellt.
                           Das Gerüst der Maschine ist von Holz und besteht aus acht solid in Mauerwerk
                              									eingesetzten Säulen, welche durch zwei horizontale, viereckige Rahmen B, C und B', C' verbunden
                              									sind. Die verticalen Führungen Y und T sind an die Säulen A
                              									fest angeschraubt. Die Horizontalführungen S hängen in
                              									den Muttern der 8 Schrauben t und verschieben sich an
                              									den Verticalführungen Y und T. Die Schraubenspindeln t sind durch die
                              									Zahnräder o und die Wellen G,
                                 										H verbunden, so daſs die Führungen S
                              									vollkommen parallel gehoben und gesenkt werden können. Um die Säge zu heben oder zu
                              									senken, kann man die Welle H entweder von Hand mit der
                              									Kurbel c, oder durch Dampfkraft mittels der
                              									Riemenscheibe b drehen. Um jedoch den Vorschub des
                              									Sägeblattes zu bewirken, wird die Welle H selbstthätig
                              									von der Maschine mittels Excenter J, Zugstange I, Uebertragungshebel F,
                              									Stange j und Sperrrad R
                              									gedreht.
                           Der Gatterrahmen wird aus zwei Endstücken E und den
                              									Verbindungsbalken E', E1' zusammengesetzt und ist an den Stellen, wo derselbe auf den
                              									Horizontalführungen aufliegt, mit Gleitstücken verstärkt.
                           Durch die Spannschrauben k wird das Schneideblatt Q im Gatterrahmen straff eingespannt und mittels der
                              									Kurbelscheibe K und der Leitstange P die hin- und hergehende Bewegung desselben bewirkt.
                              									Damit die Diamanten nicht gelockert werden, müssen dieselben auf den Stein in einer
                              									solchen Weise wirken, daſs sie nur in einer Richtung eine Pressung erfahren. Das
                              									Sägeblatt wird daher nur während des Schnittes an den Stein gedrückt und während des
                              									Rückganges von demselben abgehoben. Es wird dies durch das am Kurbelzapfen
                              									angebrachte Excenter M bewirkt und mittels Leitstange
                              										N, Hebel O, Gelenk x, Stange i, der Hebel s, s und der Druckstangen q,
                                 										q auf das Sägeblatt übertragen. Dadurch, daſs der Beginn des Schnittes erst
                              									in dem Augenblick eintritt, wenn die Kurbel beim Abwärtsgehen den todten Punkt
                              									überschritt, wird die geringste Geschwindigkeit für den Beginn der Arbeit und die
                              									längste Zeit für das Niederdrücken der Diamanten erzielt, was für das Festbleiben
                              									derselben sehr vor-theilhaft ist.
                           Die einzelnen Messer oder Sägezähne V sind aus Stahl,
                              									werden in das Blatt Q eingeschoben und mit einer Niete
                              									von weichem Metall befestigt, so daſs dieselben, wenn erforderlich, für das
                              									Einsetzen der mit Hartloth eingelötheten Diamanten leicht herausgenommen werden
                              									können. In Fig.
                                 										4 sind die Details eines solchen Zahnes dargestellt. Derselbe ist mit 6
                              									Diamanten versehen, von welchen drei die Arbeitsspitze nach rechts und die drei
                              									andern dieselben nach links gerichtet haben. Um den Schnitt von Sägesplittern zu
                              									reinigen und die Diamanten kühl zu halten, wird mittels Gummischläuchen der
                              									Schnittstelle Wasser zugeführt.
                           Die Haupttriebwelle X ist auf einem Lagerbocke
                              									angeordnet und trägt auſser der Kurbelscheibe K und dem
                              									Excenter J noch ein schweres Schwungrad, sowie auch die
                              									Riemenscheiben zur Aufnahme des Treibriemens.
                           Die durchschnittliche Leistung der Maschine gibt der Fabrikant mit 18qm,5 für den 10stündigen Arbeitstag in
                              									mittelhartem (braunem Connecticut-) Steine an.
                           Die Kosten einer solchen Steinsäge betragen je nach der Gröſse derselben 3000 bis
                              									6000 Dollars, und soll es möglich sein, mit einem gut ausgestatteten Sägeblatte 4
                              									Monate ununterbrochen zu arbeiten.
                           Branch, Crookes und Comp. in St. Louis (Miss.) haben
                              									eine groſse Diamant-Kreis-Steinsägemaschine
                              									ausgestellt, welche in der Anlage den in Amerika gebräuchlichen einfachen
                              									Holzkreissägemühlen ähnlich ist. Die Sägescheibe dieser Maschine hat 1m,676 im Durchmesser und ist mit 48 Stahlzähnen
                              									versehen, welche je einen schwarzen Diamant eingesetzt haben und kleiner als die bei
                              									der Young'schen Gattersäge angewendeten Zähne sind, in
                              									der Form jedoch und der Art der Befestigung derselben an die Sägescheibe sich von
                              									jenen wenig unterscheiden. Die Diamanten faſst (befestigt) dieser Fabrikant ohne
                              									Löthung, und zwar indem vorerst ein kleines Loch vorgebohrt, hierauf der Zahn bis
                              									zur Rothglühhitze erwärmt und der Diamant eingepreſst wird. Durch das beim Erkalten
                              									erfolgende Zusammenziehen des Stahles wird der Diamant in seinem Sitze festgehalten.
                              									Der Diamant ist derart eingesetzt, daſs er mit der Arbeitsspitze zur Seitenkante des
                              									Zahnes hinausragt, und die einzelnen Zähne sind wiederum im Sägeblatte so eingefügt,
                              									daſs die Arbeitsspitzen der Diamanten nach rechts und links abwechselnd gleichmäſsig
                              									vertheilt sind.
                           Bei Sägescheiben von kleinerem Durchmesser werden kleinere Diamanten verwendet,
                              									welche zu beiden Seiten am Umfange der Sägescheibe direct in dieselbe eingesetzt
                              									sind.
                           Zur Auflage des Steinblockes dient ein in V-förmigen Führungen auf Rollen laufender
                              									Eisentisch, welcher dem Tische einer gewöhnlichen groſsen Eisenhobelmaschine ähnlich
                              									ist. Die Vor- und Rückbewegung des Tisches wird durch ein Triebrädchen und
                              									Zahnstange bewirkt. Durch Zahnradübersetzung kann der Vorschub des Tisches beim
                              									Schneiden harter oder weicher Steinsorten von 38 bis 610mm in der Minute gewechselt werden.
                           Die Hauptwelle, an welcher die Sägescheibe befestigt wird, ist hohl, und das Wasser
                              									zum Bespülen und Abkühlen des Sägeblattes, sowie zum Wegschwemmen des durch den
                              									Schnitt entstehenden Sandstaubes und der Sägesplitter wird durch diese Welle in
                              									Kammern, die in der Nabe des Sägeblattes sich befinden, geführt, von wo es durch radial angebrachte
                              									Oeffnungen zu beiden Seiten der Sägescheiben ausflieſst und durch die
                              									Centrifugalkraft zur Schnittstelle geschleudert wird. Die secundliche
                              									Umfangsgeschwindigkeit des Sägeblattes beträgt 50m.
                           Die Leistungsfähigkeit dieser Maschine bei gewöhnlicher Arbeit im Sandstein wird auf
                              										11qm Schnittfläche in der Stunde gerechnet.
                              									Nach Angabe des Fabrikanten sollen in den letzten 3 Jahren, seit welchen er diese
                              									Maschine erzeugt, drei groſse und zwei kleine Steinsägen gebaut und in Benutzung
                              									gebracht worden sein, was für die praktische Verwendung derselben ein günstiges
                              									Zeugniſs wäre. Die Kosten einer groſsen Steinsäge sind 10000, die einer kleinen 3000
                              									Dollars.
                           Die zweite bei der Ausstellung vorgeführte kreisförmige Steinsägemaschine ist die in
                              										Fig. 1 bis
                              										3 Taf. 29
                              									dargestellte Diamant-Steinsäge der Emerson Stone Saw
                                 										Company in Pittsburgh, welche mit einem Sägeblatt von 1m,828 Durchmesser und 40 mit je einem Diamant
                              									versehenen Zähnen arbeitet. Die Art, wie die Zähne bei dieser Circularsäge befestigt
                              									sind, ist, wie aus Fig. 3 ersichtlich, eine ganz eigenthümliche. Die Diamanten sind in
                              									Kupfer gefaſst.
                           Der Haupttisch A wird von einem in einer Zahnstange
                              									eingreifenden Triebrädchen vor oder zurückgeschoben. Auf diesem ist ein zweiter
                              									kleiner Tisch B angebracht, welcher mittels Handkurbel
                              										C und Schraube eine zur Sägescheibe senkrechte
                              									Verschiebung des auf demselben aufgelegten Steinblockes D gestattet. Je nach der Härte des zu schneidenden Steines kann der
                              									minutliche Vorschub des Tisches von 6 bis 890mm
                              									regulirt werden. Das Sägeblatt hat eine Umfangsgeschwindigkeit von 670m in der Minute.
                           Die zu erzielende Leistung gibt der Fabrikant mit etwa 11qm,6 Schnittfläche in der Arbeitsstunde bei gewöhnlichem Sandstein an. Die
                              									kräftig gebaute und sehr sorgfältig ausgeführte Steinsäge ist, wenn auch die erste,
                              									welche diese Fabrik erzeugte, als die vollkommenere von den beiden ausgestellten
                              									Circularsägen anzusehen. Die Maschine kostet 10000 Dollars.
                           
                        
                     
                  
               
