| Titel: | Ainley's mechanischer Jacquardstuhl. | 
| Autor: | E. L. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 409 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ainley's mechanischer Jacquardstuhl.
                        Ainley's mechanischer Jacquardstuhl.
                        
                     
                        
                           Dieser von Hutchinson, Hollingworth und Comp. in
                              									Saddleworth (England) nach Ainley's Patent ausgeführte
                              									Webstuhl arbeitet nach dem Textile Manufacturer, 1877
                                 										S. 264 mit Hoch- und Tieffach; störende Schwingungen sind dadurch
                              									vermieden, daſs die Jacquardmaschine vollkommen vom Triebwerke unabhängig angebracht
                              									ist; bei verloren gegangenem Schuſsfaden läſst sich sehr leicht das offene Fach
                              									finden und stellen sich hierbei auch die Schützen und der Schlag selbst wieder
                              									richtig ein.
                           Daſs Jacquard Vorrichtungen mit Ober- und Unterfachbildung sicherer und leichter
                              									wirken als solche, die nur das Oberfach aufziehen, und daſs man damit schneller und
                              									zumeist auch reinere Waare weben kann, ist bekannt; führen sich doch solche
                              									Maschinen jetzt allerwärts ein. Ebenso ist es in vielen Fällen empfehlenswerth, ein
                              									reines Fach herzustellen und dadurch den Schützendurchgang zu erleichtern. Auch dies
                              									findet sich am Ainley'schen Stuhle und zwar in sehr
                              									einfacher Weise dadurch erreicht, daſs die Platinenreihen abgestuft sind, so daſs
                              									sich die hinteren Platinen mit dem Hinterfach früher und demzufolge auch höher
                              									heben, als die vorderen. Sehr empfehlenswerth sind noch die Vorrichtungen zur
                              									Verhinderung einer unzeitgemäſsen Drehung des Jacquardcylinders, sowie zur
                              									Ausbalancirung des Gewichtzuges des Harnisches, wenn er zu groſsen Einfluſs auf die
                              									Bewegung des Stuhles ausübt.
                           Das Doppelfach ist in folgender Weise hergestellt: Eine an der Hauptwelle des
                              									Webstuhles links angebrachte Kurbel wirkt durch eine Zugstange auf einen im
                              									Obergestell liegenden doppelarmigen Hebel und gibt diesem für jeden Schuſs, wie
                              									gewöhnlich, eine auf- und abschwingende Bewegung. Mit diesem Hebel sind durch
                              									Zugstangen die Jacquardtritte verbunden, ein oben und ein unten liegender; letzterer
                              									ist gegabelt, so daſs er durch Zugstangen den darüber liegenden Platinenboden vorn
                              									und hinten antreibt. Der obere Tritt hebt die in die Messer eingefallenen Platinen
                              									und gibt Oberfach; der untere senkt sich mit den von den Messern abgestellten
                              									Platinen und bringt die damit verschnürten Kettenfäden in das Unterfach. Beides
                              									geschieht wie bei allen Hoch- und Tieffachmaschinen gleichzeitig.
                           Die Hin- und Herbewegung des Jacquardcylinders erfolgt von einem Excenter der
                              									Hauptwelle des Webstuhles aus mittels Hebeln und Zugstangen in ähnlicher Weise, wie
                              									man es an vielen anderen Webstühlen für Jacquard Vorrichtung trifft; das Wenden des
                              									Cylinders ist neu, vollständig abweichend von Bisherigem. Durch eine senkrecht
                              									stehende Welle, Winkelräder und Treiber mit Stern ist diese Wende Vorrichtung mit
                              									der Schlag- und Wechselvorrichtung in solcher Weise verbunden, daſs, der Stuhl mag
                              									vorwärts oder rückwärts gedreht werden, alle Bewegungen der Musterkarte, der
                              									Schützen und Schützenkästen stets richtig zusammenwirken, daſs sich also Fach und
                              									Schützen stets für das Weiterweben auch nach dem Rückwärtsdrehen richtig wieder
                              									aufstellen. Dies ist ein Vortheil, welchen der praktische Weber sehr schätzen muſs,
                              									und der sich nur bei wenig Webstuhlsystemen vorfindet. Nichts veranlaſst mehr
                              									Zeitverluste beim mechanischen Weben, als das Suchen der Karten, des Schützenkastens
                              									und das eventuelle Umstecken der Schützen.
                           Um die ungleichen Widerstände des Fachaustretens, z.B. beim Einschieſsen mehrerer
                              									Ober- und Unterschuſsfäden, auszugleichen, ist links unter dem Obergestell des
                              									Stuhles noch ein Hebel angebracht, der durch einen Apparat mit einem Gewichte in
                              									Verbindung zu bringen ist, welches durch das offen getretene Fach ausgelöst wird,
                              									nachdem es das Heben
                              									vieler Kettenfäden unterstützt hatte. Man erleichtert sich mit Hilfe dieses
                              									Apparates auch sehr das Zurückdrehen des Stuhles bei dem Suchen des offenen
                              									Faches.
                           Alle genannten Theile wirken sehr sicher, und kann es nicht fehlen, daſs sie
                              									weitergehende Verwendung finden.
                           
                              E.
                                 										L.