| Titel: | Die mehrfachen Telegraphen von Granfeld, Gräbner und Koch; von Dr. Eduard Zetzsche. | 
| Autor: | Eduard Zetzsche | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 413 | 
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                        Die mehrfachen Telegraphen von Granfeld, Gräbner und Koch; von Dr. Eduard Zetzsche.
                        Mit Abbildungen.
                        (Fortsetzung von S. 126 dieses
                           								Bandes.)
                        Zetzsche, über mehrfache Telegraphen.
                        
                     
                        
                           2) Der vierfache Typendrucker von
                                 										Gräbner (Fig. 13 bis 16 Taf. 32). Am 30.
                              									December 1875 wurde in Preuſsen für Joh. C. Gräbner ein
                              									vierfacher Typendrucker patentirt, welcher sich zunächst durch eine eigenthümliche
                              									Druckvorrichtung auszeichnet. Es sitzen nämlich die (60) Typen t, Fig. 13 und 14 in
                              									natürlicher Gröſse, radial verschiebbar in dem Umfange einer Typenscheibe T; neben der Typenscheibe T liegt eine Contactscheibe C, und beide sind
                              									durch einen Ring i isolirt an die Contactwalze B angeschraubt. Oberhalb der Typenscheibe liegt auf
                              									einer besonderen Achse die Papierwalze P, welche hohl
                              									und möglichst leicht hergestellt ist und das zu bedruckende Papier in
                              									Telegrammformat aufzunehmen hat. Die beiden Enden des Papieres werden durch einen
                              									schmalen Schlitz im Mantel der Papierwalze hindurchgesteckt und durch einen Keil
                              									gespannt und festgeklemmt. Die Grundflächen der Papierwalze bilden zwei Scheiben,
                              									und deren Naben umfassen als Muttern die festliegende Achse, eine Schraubenspindel,
                              									deren Ganghöhe die Typenhöhe um die Zeilenzwischenräume übertrifft; da nun die Walze
                              									nach jedem Druck um die Breite eines Buchstabens gedreht wird, so bedruckt sich das
                              									Papierblatt in Zeilen wie bei gewöhnlicher Druckschrift. An der einen Scheibe der
                              									Papierwalze ist auf die Nabe ein Gegengewicht aufgesteckt zur Ausgleichung einer
                              									etwaigen excentrischen Lage des Schwerpunktes und zugleich zur Regulirung der
                              									Drehung nach jedem Druck eines Buchstabens durch Festspannen der Nabe auf der
                              									Spindel. Nahezu an der tiefsten Stelle der Typenscheibe liegt eine gewöhnliche
                              									Farbrolle, welche den Typen die Druckfarbe zuführt.
                           
                           Die Typenscheibe T (nebst Contactscheibe C und Contactwalze) dreht sich mit ihrer von einem
                              									Gewicht unter Vermittelung mehrerer Zahnräder in Umdrehung versetzten Achse.
                              									Innerhalb der Typenscheibe T aber liegt im obersten
                              									Theile des Lagerbockes G eine Achse a, worauf ein leichtes Rädchen b aufgesteckt ist; die auf demselben befestigten vier Federn c liegen mit ihren Enden im Bereiche der unteren Enden
                              										n der Typen t, und
                              									daher wird das Rädchen b bei der Umdrehung der
                              									Typenscheibe in der Richtung des Pfeiles von den Enden n so lange mitgenommen, als sich seiner Bewegung kein Hinderniſs
                              									entgegenstellt. Sobald dagegen die weitere Drehung von b verhindert wird, was bei der in Fig. 13 gezeichneten
                              									Stellung des Rädchens b geschieht, muſs die nächste
                              									Type t mit ihrem Ende n
                              									auf der Feder c hinaufgehen und dabei druckt sich diese
                              									Type auf dem Papiere ab. Beim Emporgehen der Type wird zugleich die aufwärts
                              									gebogene, oben spitz zulaufende Feder s in die
                              									Papierwalze P gepreſst und dreht dieselbe, kurz bevor
                              									der Druck erfolgt, um das nöthige Stück; nach dem Druck aber, sobald n über c hinwegegangen
                              									ist, drückt die Feder s die Type t wieder in seine Ruhelage herab.
                           Die eigentliche Achse der Contactwalze B, der
                              									Typenscheibe T und der Contactscheibe C bildet ein Stahlmagnet, auf welchem am Ende eine
                              									Eisenröhre R aufgeschraubt ist und also vom Stahlmagnet
                              									beständig magnetisirt wird. Ueber die Röhre R ferner
                              									ist die Elektromagnetspule S geschoben, und es steht
                              									das eine Ende der Windungen mit der Contactscheibe C,
                              									das andere über den im Innern der Röhre R liegenden und
                              									gegen dieselbe durch m isolirten Stift d durch die Linienbatterie hindurch mit der Erde in
                              									Verbindung. Der an d gelegte Pol dieser Batterie steht
                              									zugleich mit der einen Nabe der Contactwalze B in
                              									Verbindung, damit von letzterer aus beim Absenden eines Telegrammes die Ströme der
                              									Linie zugeführt werden können. Beim Empfangen dagegen kommen die Linienströme aus
                              									einem Contacthebel nach der Contactscheibe und gehen durch den Elektromagnet zur
                              									Erde. Der ankommende Strom ist aber im Elektromagnete S
                              									so gerichtet, daſs die als Kern dienende, von der Stahlachse magnetisch inducirte
                              									Röhre R entmagnetisirt wird; während demnach die Röhre
                              										R bisher den als Anker dienenden Ring A an dem um die Achse o
                              									drehbaren Hebel H angezogen hielt, vermag nun die
                              									mittels der Schraube r entsprechend zu spannende,
                              									kräftige Feder K den Anker abzureiſsen und einen
                              									keilförmigen Ansatz an dem obern Ende des Hebels H
                              									hemmend vor einen Flügel des Rädchens b und in die
                              									Arretirung u zu legen und veranlaſst so das Drucken der
                              									eben eingestellten Typen. Nach vollendetem Druck wirkt die nächste der gleich
                              									unterhalb der Typenscheibe T sitzenden Knaggen x (vgl. Fig. 15) auf das obere
                              									Ende des Ankerhebels H und legt den Anker A wieder an den röhrenförmigen Kern R. – Bei der in Fig. 16 abgebildeten,
                              									hiervon etwas abweichenden Anordnung der Druckvorrichtung sollte der durch die Federwirkung
                              									beim Eintreffen des Linienstromes abfallende Ankerhebel A ein doppelt conisches Rädchen D in den Raum
                              									zwischen dem conischen Zahnkranz Z der Typenscheibe T und einem auf die Welle a aufgesteckten conischen Rädchen E
                              									hineindrücken und dadurch die Bewegung des Zahnkranzes auf die Daumenwelle a übertragen, deren Daumen die Typen i gegen P bewegen. Beim
                              									Rückgange des Ankerhebels kam das doppelt conische Rädchen D und die Daumenwelle a, obgleich die Zähne
                              									von D und E noch in
                              									einander greifen, sofort zum Stillstande, da ersteres mit dem zwischen den beiden
                              									Conen befindlichen cylindrischen Theile in die Arretirung an einen feststehenden Arm
                              										p des Lagerblockes G
                              									gedrückt wird. Die Typen bewegen sich in gleicher Richtung wie die Daumen. – Bei der
                              									ersten Anordnung wird jede Type bei ¼ Umdrehung des Federrädchens b gehoben. Das Drucken selbst erfordert bei 2mm Breite des Typenstiftes, bei 130mm Durchmesser des Theilkreises der Typenscheibe
                              									und bei 1,5 Umläufen in der Secunde 1 : ½ (130 × 3,14 × 1,5), d. i. fast genau 1/300 Secunde.
                           Sollen nun vier solche Typendrucker zu einem vierfachen
                              									Telegraphen verbunden werden, so muſs für 60 Typen jede der vier Contactscheiben C und jede der vier Contactwalzen B 60 Contactstifte erhalten. Anstatt aber alle vier
                              									Apparate ganz unabhängig von einander anzuordnen, werden je zwei zu einem
                              									Doppelapparate vereinigt. Man braucht dann nicht vier Contactwalzen, deren
                              									Contactstifte um je ¼ × 1/60 = 1/240 des Theilkreises in den auf einander folgenden
                              									Apparaten gegen einander verstellt werden müſsten, sondern man kann für jeden
                              									Doppelapparat mit einer einzigen Contactwalze mit blos 60 (anstatt 120)
                              									Contactstiften auskommen, wenn man dieselben für beide Tastensysteme des
                              									Doppelapparates benutzbar macht. Zu diesem Behufe wird die Mittelachse der
                              									Contactwalze B in die Mittelebene XX (Fig. 15 in ½ n. Gr.) des
                              									Doppelapparates gelegt, die 60 metallenen Tastenhebel des 1. Typendruckers auf die
                              									metallene Achse Q1 auf
                              									der einen Seite der Mittelebene XX und die 60 Tasten
                              									des 2. Typendruckers auf die entsprechende Achse Q2 auf der andern Seite der Mittelebene aufgesteckt;
                              									die Contactwalze B erhält ferner den 60 Typen
                              									entsprechend 60 Contactstifte, die in einer Schraubenlinie auf dem Mantel der Walze
                              									regelmäſsig vertheilt sind, und deren jeder beim Umlaufe der Walze von dem
                              									Contactstifte auf einer Taste des 1. Typendruckers und dem auf einer Taste des 2.
                              									Typendruckers berührt wird, sofern nur diese Tasten niedergedrückt sind; da nun an
                              									der Walze B, wie schon erwähnt, der eine Pol der
                              									Linienbatterie, an die Achsen Q1 und Q2 aber die Linie gelegt ist, so veranlaſst jedes
                              									Niederdrücken einer Taste die Absendung eines Telegraphirstromes. Damit jedoch nicht
                              									etwa ein für den 1. und ein für den 2. Typendrucker bestimmter Strom gleichzeitig
                              									entsendet werden und so die beiden Telegramme sich verwirren können, sind die
                              									Contactstifte auf den zum 2. Typendrucker gehörigen Tasten um ¼ der Walzentheilung
                              									gegen die Contactstifte der Tasten im ersten Typendrucker verstellt, so daſs sie
                              									also von den Contactstiften der Walze immer um ¼ × 1/60 = 1/240 einer Walzenumdrehung später berührt
                              									werden als die des 1. Typendruckers.
                           In gleicher Weise ist die am andern Ende der Contactwalzenachse
                              									aufgesteckte, zum Empfangen bestimmte Contactscheibe C
                              									des 2. Typendruckers und mit ihr zugleich dessen Typenrad um 1/240 des
                              									Walzenumfanges gegen den ersten verstellt; die beim Empfangen auf den
                              									Contactscheiben C schleifenden Contacthebel aller vier
                              									Typendrucker liegen dagegen sämmtlich in derselben zur Achse XX parallelen Linie, und deshalb wird nach jedem 1/240 Um-; laufe
                              									der Walze ein anderer Empfänger an die Telegraphenleitung gelegt; übrigens werden diese
                              									Contacthebel während des Gebens zurückgeschlagen, so daſs sie dann die Contacte der
                              									Contactscheibe C nicht berühren.Gräbner weist darauf hin, daſs beim
                                    											Zurückschlagen eines Contacthebels der empfangenden Station die für den betreffenden Typendrucker
                                    											bestimmten Ströme von der Contacthebelachse aus einer neuen Linie zugeführt
                                    											und in ihr nach einer dritten Station gesendet werden können. Theoretisch
                                    											ist dagegen nichts einzuwenden, die praktische Ausführung wird aber
                                    											voraussichtlich an der Forderung des Synchronismus in allen betheiligten Apparaten
                                    										scheitern.
                           In derselben Weise wie die Contactscheibe und das Typenrad des 1.
                              									und des 2. Typendruckers an den beiden Enden der Contactwalze des einen
                              									Doppelapparates aufgesteckt sind, werden die Contactscheibe und das Typenrad des 3.
                              									und des 4. Typendruckers auf der Contactwalze des andern Doppelapparates befestigt
                              									und ebenfalls, wie auch die Contactstifte auf den zugehörigen Tastenhebeln um 1/240 Umfang der
                              									Walze gegen einander verstellt, zugleich aber auch die Contactscheibe des dritten um
                              										2/240 Umfang
                              									gegen die des ersten.
                           Die Achsen der Contactwalzen der beiden Doppelapparate liegen in
                              									der Verlängerung von einander, sind aber unabhängig von einander und werden von
                              									einer kürzeren Achse aus mittels Zahnrädern in Umdrehung versetzt, indem dieser
                              									kurzen Achse durch Räderwerk die Bewegung vom Triebgewichte mitgetheilt wird.
                           Jeder Contact dauert bei 60 Typen und 90 Umdrehungen in der Minute
                              										\frac{1}{240\times 1,5}=\frac{1}{360} Secunde – eine
                              									Stromdauer, welche für den Elektromagnet im Hughes'schen Typendrucker sich bis zu 500km
                              									Linienlänge ausreichend erwiesen hat.
                           Auf dem Grabner'schen Typendrucker
                              									können übrigens, im vortheilhaften Gegensatz zum Hughes, auch auf einander folgende
                              									Buchstaben ohne Anstand gedruckt werden. Daher hofft Gräbner, jeder Typendrucker werde mindestens 5 Zeichen in der Secunde
                              									drucken können, alle vier demnach in 1 Minute 20\times 60=1200
                              									Zeichen oder 240 Wörter. Bei längeren Linien und gröſserem Widerstände könne die
                              									Zahl der Typen sowohl, wie die der Umläufe vermindert werden. Es mag dabei indessen
                              									nicht übersehen werden, daſs die Leistung durch den Zeitverlust bei der sich rasch
                              									wiederholenden Auswechselung der Papierwalzen wesentlich herabgedrückt werden wird,
                              									wenn nicht dafür besondere Vorkehrungen getroffen werden, wie sie ja für diesen
                              									Zweck bereits von anderer Seite in Vorschlag gebracht worden sind.
                           Zur Regulirung des Synchronismus hat Gräbner die elektrische Auslösung der Apparate und eine elektrische
                              									Correction des Synchronismus nach jedem Worte (beim Niederdrücken der Blank-Taste)
                              									ins Auge gefaſst, hält aber wegen des groſsen Gewichtes der umlaufenden Massen ein
                              									conisches Pendel für überflüssig. Die durch das Drucken im Empfänger veranlaſste
                              									Verzögerung werde im Sender durch die Reibung der angeschlagenen Taste an der
                              									Contactwalze aufgewogen werden.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)