| Titel: | Ueber die Reinigung von Wasser durch Filtration. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 421 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Ueber die Reinigung von Wasser durch
                           									Filtration.Vgl. Ferd. Fischer: Chemische Technologie des
                                    											Wassers. (Braunschweig 1878. Fried. Vieweg und
                                    											Sohn.)
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									32.
                        Ueber die Reinigung von Wasser durch Filtration.
                        
                     
                        
                           Der Gebrauch, trübes Wasser zu filtriren, also die suspendirten Stoffe zu entfernen,
                              									in der irrigen Meinung, daſs klares Wasser nun auch unschädlich sei, ist längst
                              									bekannt. Die Filter der Alten bestanden aus künstlichen Steinen, Muscheln u.s.w. Plinius erwähnt Becher, in denen das Wasser durch Wolle
                              									filtrirt wurde, und Avicenna läſst das Wasser mehrmals
                              									aus einem Gefäſs in das andere durch Wolle hinüberleiten, um es dadurch zu
                              									reinigen.
                           Ganz besonders zahlreich sind die in den letzten 50 Jahren vorgeschlagenen
                              									Filtrirvorrichtungen zur Reinigung und Klärung von Wasser für den Hausgebrauch, für
                              									Schiffe auf Reisen u.s.w. Man läſst das Wasser durch die verschiedensten thierischen
                              									und pflanzlichen Stoffe, durch Kohle, Eisen, Steine, Sand u. dgl., von oben nach
                              									unten hindurchflieſsen oder von unten nach oben darin aufsteigen, oder aber man
                              									preſst das Wasser durch die filtrirenden Stoffe hindurch.
                           H. de Crouy (* 1839 72 115) preſst z.B. das Wasser durch
                              									Bambusrohr hindurch, welches in senkrecht stehenden Platten befestigt ist, Tard (1844 94 443) mittels Saug- oder Druckpumpe durch
                              									Papierzeug. Field (* 1823 10 439) erhielt i. J. 1822
                              									die goldene Isismedaille für die Angabe seines neuen Filters, Phyteter oder
                              									Periolator genannt. In einem Holzgefäſs ist ein mit Wollstoff überzogener Rahmen
                              									befestigt; zur Beschleunigung der Filtration wird das geklärte Wasser mittels einer
                              									Säugpumpe abgesaugt. Aehnlich ist das Filter von Palmer
                              									(* 1839 73 276), während Tritton (* 1823 11 39) und Morin (* 1860 157 26) den luftverdünnten Raum mittels
                              									Wasserdampf herstellen. Dover und Jones (* 1838 69 356) pressen das Wasser mittels
                              									Druckpumpe durch ein ungegerbtes Schaffell, Price (*
                              									1839 74 362) in ähnlicher Weise durch Sand, Bonnewall
                              									und Mouren (* 1864 171 282) durch Filz. Eine
                              									nennenswerthe Verbreitung haben diese Filter nicht erlangt.
                           Eine Reihe Filter ist bestimmt, in die Wasserleitungen eingeschaltet zu werden, das
                              									Wasser wird also ebenfalls unter Druck hindurch gepreſst. Bernard (1858 147 60) * 149 358) füllt ein solches Filter mit den beim Scheren des Tuches
                              									erhaltenen Wollabfällen, die schon von Souchon (1839 73
                              									157) angewendet waren, behandelt dieselben aber mit Alaun, Eisensalzen und
                              									Gerbsäure. Das gleiche Filtermaterial verwendet A.
                                 										David in kleineren Apparaten, die fast ganz so eingerichtet sind als das
                              									Filter von Bernard, während die gröſseren, wie bei Bourgeoise (* 1868 187 218)
                              									mit Vorrichtung zur selbstthätigen Reinigung versehen sind. Harvey (* 1847 105 174) preſst durch Seeschwämme,
                           Busse (* 1871
                              									201 106) durch Kohle, White (* 1828 27 265), Forster (* 1854 134 21) u.a. (1826 21 316) durch poröse
                              									Steine. Einfacher noch ist das Druckfilter von Trilleau. Das Wasser tritt durch das Rohr A
                              										(Fig. 1)
                              									in das starke Blechgefäſs B, wird hier durch den
                              									porösen Stein D gepreſst und tritt geklärt aus dem
                              									Gefäſse E durch F wieder
                              									heraus. Das überflüssige Wasser flieſst durch C weiter,
                              									so daſs der Apparat in jede Leitung eingeschaltet werden kann.
                           Als Filtermaterial für ohne Druck arbeitende Apparate verwendet Fonvielle (1829 33 77) 1837 66 437. 1838 69 398. * 1854
                              									133 23) vorwiegend Wolle, May (* 1842 83 191) gepreſste
                              									Baumwolle und Pferdehaare, Price und Whitchead (* 1851 120 407) Gewebe aus Wolle oder
                              									Baumwolle, Murray (* 1851 121 333) Flanell, F. de Fourville (1830 36 273), Stuckey (* 1843 90 25) u.a. Badeschwämme.
                           Die absorbirende Kraft der Kohle ist schon lange bekannt; sie wurde dem entsprechend
                              									auch oft theils allein, theils mit anderen Stoffen zusammen zum Filtriren von Wasser
                              									angewendet. Derartige Kohlenfilter wurden z.B. angegeben von Hawkins (1830 37 454), Lessieur (1834 52 77),
                              										Girardin (1841 79 238), Mozière (1849 112 438), Danchell(* 1867 183
                              									157), während Wilh. Bell (1830 35 392) Koke, Rivier (* 1865 178 101) Holzkohle mit Filz u. dgl.
                              									anwenden.
                           In neuerer Zeit werden namentlich Filter von gepreſster Kohle,
                              									fälschlich plastische Kohle genannt, verwendet. H.
                                 										Lorenz in Berlin fertigt derartige Filter für die verschiedensten Zwecke
                              									und in den mannigfaltigsten Formen an. Fig. 2 zeigt ein solches
                              									Filter für Reisende, dem eine passende Büchse zum bequemen Tragen beigegeben ist;
                              										Fig. 3 ein
                              									gröſseres Filter in Halbkugelform für den Hausgebrauch. Man legt diese Filter in das
                              									zu reinigende Wasser, welches sich in einem beliebigen Gefäſse befindet, saugt am
                              									Ende des Schlauches die Luft aus und läſst diesen, sobald das Wasser in den Mund
                              									kommt, heberartig hängen. Das Wasser läuft dann so lange in einem verhältniſsmäſsig
                              									starken Strahle in ein untergestelltes Gefäſs ab, als die Kohle noch mit Wasser
                              									bedeckt ist. Fig.
                                 										4 zeigt eine Vorrichtung zum Filtriren von Trinkwasser. In einem Gefäſse
                              									von porösem Thon befindet sich die gepreſste Kohlenkugel., in welche das Wasser
                              									eindringt und dann aus dem Hahn abgelassen wird. Für gröſsere Wasserbehälter werden
                              									Filtersäulen aus hohlen Kohlenscheiben angewendet, die für flache Behälter neben,
                              									für hohe aber über einander geschraubt werden. Sie haben den Vortheil, daſs auf
                              									einem verhältniſsmäſsig kleinen Raum eine groſse Filterfläche erhalten wird. Fig. 5 zeigt
                              									einen solchen Filtrirapparat mit einer Filtersäule, Fig. 6 einen mit 4
                              									senkrechten Säulen, die auf dem flachen 3cm hohen
                              									Kasten a aus verzinntem Eisenblech befestigt sind, aus
                              									welchem das filtrirte Wasser durch das Abfluſsrohr b
                              									abgelassen wird. Die obere Kohlenscheibe einer jeden Säule ist mit einem
                              									Gummiröhrchen verbunden, welches als Luftrohr über dem Wasserspiegel mündet.
                           
                           Zur Reinigung dieser Kohlenfilter löst man den Gummischlauch ab, schraubt die Kugeln
                              									und Halbkugeln aus den Thongefäſsen, oder die Scheiben von den Säulen ab und
                              									trocknet sie möglichst vollständig aus, wodurch die Porosität, welche mit der Zeit
                              									nachläſst, wieder hergestellt wird. Dann feilt man die auf der Oberfläche haftenden
                              									Schmutztheile vorsichtig ab und setzt den Apparat wieder zusammen. Ist eine
                              									Filtersäule mit einem Vorfilter aus grobkörniger Thierkohle versehen, so wird diese
                              									ebenfalls getrocknet und, wenn sie ihre Absorptionsfähigkeit verloren hat, durch
                              									neue ersetzt. Haben die gepreſsten Kohlenfilter selbst die Fähigkeit verloren,
                              									organische Stoffe zurückzuhalten, so sind sie in passender Weise unter Luftabschluſs
                              									auszuglühen – eine Arbeit, die allerdings für Haushaltungen kaum ausführbar ist.
                           Besser als der Vorschlag von Kletzinsky (1873 209 396)
                              									ist jedenfalls das Verfahren von Friedberg zur
                              									Herstellung dieser Kohlenfilter. Das Pulver, welches beim Zerkleinern der
                              									Knochenkohle für Zuckerfabriken abfällt, wird völlig fein gemahlen, mit Leimwasser
                              									zu einem dicken Teig mittels eines Stampfwerkes gut gemischt, mittels hydraulischer
                              									Pressen in die entsprechende Form gebracht, vorsichtig ausgetrocknet und in eisernen
                              									Cylindern ausgeglüht, wobei die Hitze schlieſslich bis zur Weiſsglut gesteigert
                              									wird. Nun wird langsam abgekühlt, die Filter werden herausgenommen, mit verdünnter
                              									Salzsäure und dann mit Regenwasser, dem etwas Phenol zugesetzt wurde, ausgewaschen,
                              									schlieſslich getrocknet.
                           Fig. 7 zeigt
                              									nach dem Iron, 1877 S. 616 den Durchschnitt eines
                              									Londoner Filters; das Wasser tritt durch E ein, strömt
                              									durch den schmalen Zwischenraum B, spült hierbei, wie
                              										Fig. 8
                              									zeigt, den filtrirenden Ring C äuſserlich ab und
                              									sammelt sich in A, bis durch den Schwimmer der Zufluſs
                              									abgesperrt wird. Das durch die Kohle filtrirte Wasser tritt durch das Rohr x aus, während der in A
                              									abgesetzte Schlamm bei z durch Heben des Hebels F abgelassen wird. Durch das Rohr D soll die atmosphärische Luft auf die Filterkohle
                              									wirken.
                           Bedeutender soll die Einwirkung der atmosphärischen Luft in dem durch Fig. 9 dargestellten
                              									Filter sein. Das durch die Kohlenplatte filtrirte Wasser tropft zunächst in den
                              									mittleren und dann durch den Siebboden in den unteren Raum. Die durch das Wasser
                              									verdrängte Luft entweicht, wie die Pfeile zeigen, nach oben und kommt so in
                              									möglichst innige Berührung mit dem Wasser.
                           Wie bereits erwähnt, wird das Wasser oft durch natürliche oder künstliche Steine
                              									filtrirt. So wird in Paris namentlich ein grobkörniger Sandstein angewendet, grès filtrant genannt. Castelnau (1849 112 462) läſst das durch einen
                              									Stein filtrirte Wasser tropfenweise in den unteren Theil seines Filters fallen, um
                              									es mit Luft zu sättigen. Bolley (1854 134 77) empfiehlt einen künstlichen Bimsstein, Ransome (1857 145 289) 1858
                              										147 76) und Burg (1872
                              										204 258) andere künstliche Steinmassen.
                           
                           Neville (1832 45 265) * 1834 53 34) filtrirt durch eine poröse Thonplatte; in
                              									ähnlicher Weise Jaminet-Cornet (1837 66 425). In
                              									Aegypten filtrirt man seit langer Zeit das trübe Nilwasser durch poröse Thonkrüge –
                              									ein Verfahren, welches Robert (* 1860 158 412) in
                              									verbesserter Form anwendet.
                           Von Hausfiltern, welche nur oder doch vorwiegend Sand enthalten, mögen erwähnt werden
                              									das von Chambers (* 1826 21 207), Zeni (* 1828 30 293. *1831 40 168), Parrot (* 1829 33 235), Stirling (* 1829 34 209. 1830 36 324) u.a. (* 1826 20 52. 1827 26
                              									208.)
                           Das neueste Hausfilter ist das Eisenschwammfilter von G. Bischof. Während Spencer (1870 195 204) magnetisches Eisenoxyd, Runge (1853 128 319) 1870 196 171) und Medlock (1857 146 223) Eisendraht zur Reinigung von Wasser anempfehlen,
                              									verwendet G. Bischof sogen. Eisenschwamm, d.h. fein
                              									vertheiltes metallisches Eisen, welches aus Kiesabbränden nach dem Ausziehen des
                              									Kupfers gewonnen wird (vgl. 1871 200 419. 1873 210 41). Das Wasser, dessen Zufluſs
                              									durch das Rohr A (Fig. 10) mittels des
                              									Schwimmers S selbstthätig geregelt wird, sammelt sich
                              									in dem Thongefäſse B und flieſst langsam durch den
                              									zwischen zwei Siebböden eingeschlossenen Eisenschwamm C
                              									hindurch. Das filtrirte Wasser steigt nun, wie die Pfeile andeuten, vom Boden aus in
                              									dem an einer Seite angebrachten Thonrohre auf, um so zu verhindern, daſs der
                              									Eisenschwamm trocken gelegt wird, da dieser dann durch Rost sehr bald unbrauchbar
                              									würde. Das Wasser flieſst von hier zwischen dem Einsatz und dem äuſseren Steingefäſs
                              									herunter, durchdringt eine Schicht Thierkohle oder Marmor D, um in dieser das gelöste Eisen abzusetzen, spritzt aus einer seitlichen
                              									Oeffnung des Rohres E als feiner Strahl aus und sammelt
                              									sich in dem Reinwasserbehälter F, um von hier zum
                              									Gebrauch abgelassen zu werden.
                           Statt des Hahnrohres A werden in neuester Zeit auch
                              									sogen. Füllflaschen verwendet. Das mit unfiltrirtem Wasser gefüllte Steingutgefäſs
                              										B wird, wie Fig. 11 zeigt, umgekehrt
                              									auf den Apparat gestellt. Der Raum D wird jetzt mit
                              									Braunstein – der übrigens schon früher (1837 65 154) 1846 100 344) als
                              									Filtermaterial angewendet wurde – oder auch mit einem präparirten Sande gefüllt, da
                              									sich Knochenkohle nicht so gut bewährt haben soll.
                           In Venedig hat man schon lange Cysternen, in denen das
                              									Regenwasser filtrirt wird.F. Knapp: Chemische Technologie, Bd. 1 S.
                                    											97.
                              									MeidingerBadische Gewerbezeitung, 1877 * S.
                                       											139. empfiehlt zu gleichem Zweck folgende Vorrichtung. Die
                              									aus Bruchsteinen gemauerte Cysterne (Fig. 12) ist 2m lang, 1m breit
                              									und 2m tief. Sie ist bis auf ein 60cm weites Einsteigloch gewölbt und ganz in den
                              									Boden versenkt, über die Wölbung ist Pflaster gelegt, der Deckel des Einsteigloches
                              									ist in der Ebene des Pflasters. Die ganze Grube ist innen sorgfältig auscementirt.
                              									Durch das Rohr a läuft das Wasser von dem Dache zu, durch eine
                              									Oeffnung bei b flieſst der Ueberschuſs des Wassers in
                              									den Kanal. In die eine Ecke der Cysterne ist ein Cementrohr gesetzt, das fast bis
                              									zum Boden herabgeht; in dieselbe ist ein Bleirohr c
                              									herabgesenkt, welches oben mit einer Pumpe verbunden ist. Der Boden der Cysterne ist
                              									vorerst mit etwa doppeltfaustdicken Sandsteinen von unregelmäſsiger Gestalt belegt,
                              									zwischen denen offene Kanäle sich befinden; auf dieselben sind kleinere Steine dicht
                              									gelegt, auf diese grober Kies, dann feiner Kies, das Ganze bis hierher etwa 20cm hoch; weiterhin kommt eine 20cm hohe Schicht feinen ausgewaschenen Sandes und
                              									endlich eine Lage parallelflächiger Steine, wie Dachziegel, um das Aufwühlen des
                              									Sandes beim Auffallen des Wassers aus der Höhe zu verhindern; direct unter dem Rohr
                              										a liegt noch eine gröſsere Platte. Diese
                              									Einrichtung hat sich seit 3 Jahren gut bewährt.
                           Wright (* 1831 42 164) schlug vor, zur Versorgung
                              									Londons ein groſses Filter in das Fluſsbett der Themse selbst zu legen; von anderer
                              									Seite (1831 42 387) wurden zu diesem Zweck als Filtermaterial poröse Backsteine
                              									vorgeschlagen. Wie vorauszusehen, haben diese Filter keinen Beifall gefunden.
                           Wichtiger als die erwähnten Filter ist die centrale Sandfiltration. Das erste
                              									derartige Filterbett wurde von Simpson (1829 34 208)
                              									für die Chelsea-Wassergesellschaft in London angelegt. Während die Filter mit
                              									senkrechten Sandschichten (* 1862 166 420) keine nennenswerthe Verbreitung gefunden
                              									haben, sind die groſsen Filter mit wagrechten Sandschichten für Städte, die mit
                              									ihrer Wasserversorgung auf Fluſswasser angewiesen sind, geradezu unentbehrlich
                              									geworden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
