| Titel: | Mittheilungen aus dem Laboratorium für chemische Technologie an der k. k. technischen Hochschule in Lemberg; von Professor Dr. Rudolf Günsberg. | 
| Autor: | Rudolf Günsberg | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 451 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Mittheilungen aus dem Laboratorium für
                              									chemische Technologie an der k. k. technischen Hochschule in
                              										Lemberg; von Professor Dr. Rudolf Günsberg.
                        Mit Abbildungen.
                        Günsberg, chemische Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           1) Ueber die Reinigung
                                 										Magnesia-haltiger Wässer.
                           In den meisten Fällen, wo es sich in der Technik um die Reinigung von Wasser handelt,
                              									hat man es in der groſsen Regel mit Kalk- und Magnesiasalzen zu thun, welche
                              									entweder aus dem Wasser zu entfernen oder wenigstens darin unschädlich zu machen
                              									sind. Da jedoch die meisten Brunnen- und Quellwässer neben viel Kalk
                              									verhältniſsmäſsig nur geringe Mengen von Magnesia enthalten, wurde bei allen bis
                              									jetzt bekannten Methoden der Wasserreinigung auf chemischem Wege das Augenmerk
                              									hauptsächlich auf die Kalksalze gelenkt.
                           Vor einiger Zeit bekam ich von der Centralleitung der Lemberg-Czernowitz-Jassyer
                              									Eisenbahn ein Speisewasser aus Jassy zur Untersuchung, welches überhaupt sehr
                              									salzreich war und mehr Magnesia als Kalk enthielt; da mir dabei auch die Aufgabe
                              									gestellt wurde, den Grad der Reinigung dieses Wassers gegen Kesselsteinbildung bei
                              									Anwendung des Bohlig'schen Magnesiapräparates zu
                              									ermitteln, hatte ich Gelegenheit einige Beobachtungen zu machen, welche nicht ohne
                              									Interesse sein dürften.
                           Von den vielen chemischen Mitteln, welche für jetzt zur Reinigung des Wassers
                              									praktische Anwendung finden, haben wir in Betracht zu ziehen die Anwendung von:
                           1) Kalkhydrat (Methode von Clark),
                           2) Chlorbarium und Kalk (Methode von de Haën),
                           3) Soda allein oder in Combination mit Kalkhydrat (Methode von Berenger und Stingl, von
                              										F. Schulz),
                           4) Magnesiahydrat (Methode von Bohlig).
                           Durch den Zusatz von Kalkhydrat kann aus dem Wasser bekanntlich das Calciumbicarbonat
                              									mit Sicherheit abgeschieden werden, und zwar wird, wenn im Wasser der Kalk nur als
                              									Bicarbonat enthalten ist, durch dieses Mittel auch ein Weichmachen des Wassers
                              									bewirkt, weil der Kalk als Carbonat völlig abgeschieden wird. Auf Calciumsulfat
                              									bleibt dagegen ein Kalkhydratzusatz ohne Wirkung. Wie sich jedoch dieses Mittel bei
                              									Wässern verhält., welche blos Magnesiabicarbonat oder neben Kalk auch beträchtliche Mengen von Magnesiasalzen enthalten,
                              									liegen uns in der Literatur für jetzt keine klaren Angaben vor. In der Regel wird
                              									angenommen, daſs auch aus Magnesiumbicarbonat durch den Zusatz einer entsprechenden
                              									Menge Kalkhydrates die Magnesia sich völlig als Carbonat ausscheide. Beweise für
                              									diese Annahme konnte ich jedoch nicht finden, und da mir wegen des eigenthümlichen
                              									Verhaltens der Magnesiasalze in dieser Richtung eine solche Annahme nicht ganz
                              									sicher erschien, fand ich mich zur Anstellung folgenden Versuches veranlaſst.
                           Reines destillirtes Wasser wurde mit Magnesia alba im Ueberschusse versetzt und in dasselbe in einem Kolben
                              									blos unter dem Drucke der Wasserschicht bei gewöhnlicher Temperatur so lange
                              									Kohlensäure eingeleitet, als noch absorbirt wurde. Das von dem Absatze abfiltrirte
                              									Wasser enthielt im Liter 8g,330 CO2 und 3g,796 MgO;
                              									die Magnesia war daher im Wasser als Bicarbonat gelöst.
                           Zu 200g dieses Wassers wurde nun
                              									Kalkhydrat, erhalten durch das Brennen von 2g
                              									reinen Marmors, nach dem Löschen desselben als Kalkmilch zugesetzt (nach der
                              									Rechnung wären dem Magnesiagehalte entsprechend 1g,894 Marmor zu brennen), gut um geschüttelt, einige Zeit stehen gelassen,
                              									filtrirt und das Filtrat auf einen Magnesiagehalt untersucht. Bei der Bestimmung der
                              									Magnesia als Pyrophosphat wurden im Filtrate 0g,4552 MgO gefunden. Das Wasser enthielt demnach nach der Fällung mit
                              									Kalkhydrat in 1l noch 2g,276 MgO, so daſs durch den Kalkzusatz in der
                              									Kälte blos 40 Proc. des ursprünglichen Magnesiagehaltes ausgeschieden wurden. In
                              									einem zweiten Versuche mit einem Wasser, welches 3g,777 MgO im Liter als Bicarbonat enthielt, wurden bei einem Kalkzusatz,
                              									erhalten durch Brennen von 1g,885 Marmor, zu
                              										200cc Wasser blos 38,2 Proc. der
                              									ursprünglichen Magnesia ausgeschieden. Nur durch Aufkochen des Magnesia-haltigen
                              									Wassers nach dem Kalkzusatze wird die Magnesia gänzlich ausgeschieden; allein dies
                              									geschieht auch durch bloses Kochen ohne Kalkzusatz; das Filtrat von 200cc Wasser enthielt, nachdem es früher durch
                              									längere Zeit mit aufsteigendem Kühler gekocht wurde, blos 0g,025 MgO.
                           Wie ich bereits oben angedeutet habe, erhielt ich vom Bahnhofe in Jassy ein
                              									Magnesia-haltiges Wasser zur Untersuchung; dabei wurde mir auch die Aufgabe
                              									gestellt, zu ermitteln, in wie fern das Bohlig'sche
                              									Magnesiapräparat als Zusatz zu diesem Wasser gegen Kesselsteinbildung wirksam wäre.
                              									Die Analyse dieses Wassers ergab folgende Bestandtheile im Liter:
                           
                              
                                 
                                 g
                                 
                              
                                 Calciumoxyd
                                 0,3358
                                 
                              
                                 Magnesiumoxyd
                                 0,5349
                                 
                              
                                 Natriumoxyd
                                 1,0132
                                 
                              
                                 Chlor
                                 0,9164
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 0,5326
                                 
                              
                                 Salpetersäure
                                 –
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 0,0140
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                  0,0070.
                                 
                              
                           
                           Beim Kochen dieses Wassers durch etwa 1 Stunde im Kolben mit aufsteigendem Kühler
                              									wurde jedoch der ganze Kalkgehalt als Carbonat ausgeschieden. Aus 1l Wasser erhielt ich nach dem Kochen:
                           
                              
                                 
                                 Im Filtrate
                                 Im Absatze
                                 
                              
                                 
                                 g
                                 g
                                 
                              
                                 Calciumoxyd
                                 –
                                 0,3352
                                 
                              
                                 Magnesiumoxyd
                                 0,4285
                                 0,0998
                                 
                              
                                 Natriumoxyd
                                 1,0129
                                 –
                                 
                              
                                 Chlor
                                 0,9165
                                 –
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 0,5319
                                 –
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 0,0028
                                 0,0115
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                 –
                                  0,0068.
                                 
                              
                           Dies war wohl vorauszusehen, indem es eine längst bekannte
                              									Thatsache ist, daſs Magnesium carbonat mit Gyps sich umsetzt in Calciumcarbonat und
                              									Magnesiasulfat. Das Merkwürdige dabei ist jedoch der Umstand, daſs beim Kochen des
                              									Wassers in einem offenen Kolben, wo also das Lösungsmittel immer vermindert wird,
                              									die Umsetzung durchaus nicht so vollständig ist. Beim Einkochen des Jassyer Wassers
                              									in einem offenen Kolben bis zu 1/4 des ursprünglichen Volums enthielt der gebildete,
                              									gut abgewaschene Absatz bestimmbare Mengen von Schwefelsäure, während auch im
                              									Filtrate eine bestimmbare Menge von Kalk nachweisbar war. Aus der Natur des
                              									Absatzes, welcher sich beim Einkochen eines Wassers bildet, läſst sich, ebenso wenig
                              									wie aus der Krystallisation beim Einengen salzhaltiger Lösungen, ein richtiger
                              									Schluſs auf die ursprüngliche Vertheilung von Säuren und Basen im Wasser ziehen.
                              									Beim Kochen mit aufsteigendem Kühler, wo das Lösungsmittel dem Gypse nicht entzogen
                              									wird, scheidet sich der ganze Kalkgehalt als unlösliches Carbonat ab; im offenen
                              									Kolben dagegen scheint in dem Maſse, als dem Gypse das Lösungsmittel entzogen wird,
                              									der Kalk sich theilweise auch in Form von Gyps auszuscheiden.
                           Die Analyse des Antikesselsteinmittels, dessen Wirkung auf das Jassyer Wasser ich zu
                              									prüfen hatte, ergab als dessen Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Magnesiumoxyd
                                   75,14
                                 
                              
                                 Magnesiumcarbonat
                                   15,23
                                 
                              
                                 Kieselsäure in HCl löslich
                                     1,34
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                     4,85
                                 
                              
                                 Wasser
                                     3,44
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Ich hatte demnach offenbar das Magnesiapräparat von Bohlig (1877 226 97) vor mir. Bei den Versuchen, welche mit diesem
                              									Präparate und dem Jassyer Wasser angestellt wurden, zeigte sich, daſs auch dabei ein
                              										Aufkochen des Wassers nach dem Zusätze des
                              									Präparates absolut nöthig ist, da das Wasser sich sonst weder klärte, noch die
                              									Einwirkung eine vollständige wäre. Beim Aufkochen des Wassers, welchem 1g Magnesiapräparat auf 1l Wasser zugesetzt wurde, klärte sich das Wasser
                              									ziemlich rasch, so daſs es leicht vom Bodensatze klar abgezogen werden konnte. 500cc des vom Bodensatze abgezogenen klaren Wassers
                              									wurden in einem Kolben bis ungefähr auf 1/10 des ursprünglichen Volums eingekocht, der
                              									gebildete Absatz von der Flüssigkeit durch Filtration getrennt und sowohl im
                              									Absatze, als im Filtrate, welche beide frei von Kalk sich erwiesen, der
                              									Magnesiagehalt bestimmt. Auf 1l gerechnet,
                              									enthielt der Absatz 0g,1587 MgO, während im
                              									Filtrate 0g,2459 MgO gefunden wurden.
                           Da das Jassyer Wasser im Liter 0g,5349 MgO
                              									enthielt, so wurde durch den Zusatz des Magnesiapräparates im Ueberschusse und
                              									nachherigem Aufkochen aus dem Wasser abgeschieden: 0g,3358 CaO und 0g,1303 MgO, während 0g,4046 MgO im Wasser gelöst blieben; von diesen
                              									wurde beim Einkochen auf 1/10 des ursprünglichen Volums noch 0g,1587 für 1l
                              									ausgeschieden, welche also Kesselsteinbildung bewirken könnten, während die übrige
                              									Magnesia als im Wasser leicht löslich ganz unschädlich blieb. Da zur Bindung des
                              									Restes der Schwefelsäure, welche im Wasser als an Kalk gebunden angenommen wurde,
                              										0g,1304 MgO ausreichen, so sind auch bei
                              									Anwendung des Magnesiapräparates noch für 1l
                              									0,1155 MgO im Wasser entweder als Bicarbonat oder durch Umsetzung mit den
                              									Natronverbindungen in Verbindung mit Schwefelsäure oder Chlor enthalten. Die beim
                              									Einkochen des Wassers auf 1/10 des ursprünglichen Volums sich entwickelnden
                              									Dämpfe zeigten zwar nach der Condensation keine Spur einer sauren Reaction (vgl. 1876 222 244), was aber auch bei Anwesenheit von Chlormagnesium im Wasser durch die Gegenwart von
                              									Natroncarbonat wohl seine Erklärung finden könnte.
                           Faſst man das Verhalten der Magnesiasalze zusammen, so ergibt sich folgendes:
                           1) Magnesiacarbonat wird durch Zusatz von Kalkhydrat nach der Methode von Clark bei gewöhnlicher Temperatur nicht völlig aus dem
                              									Wasser ausgeschieden. Beim Erhitzen zum Kochen bewirkt jedoch Kalkhydrat die
                              									vollständige Fällung aller Magnesiasalze. Aus einer reinen Lösung von
                              									Magnesiabicarbonat wird durch längeres Kochen allein fast alle Magnesia als Carbonat
                              									ausgeschieden; sind jedoch auch Alkalisalze zugegen, so wird die Abscheidung keine
                              									vollständige sein, indem theilweise eine Umsetzung der Magnesia mit den Alkalisalzen
                              									unter Bildung von Alkalicarbonat vor sich zu gehen scheint.
                           2) Mit den löslichen Kalksalzen, also auch mit dem schwerlöslichen Gyps geht
                              									Magnesiacarbonat beim Kochen nur dann eine vollständige
                              									Umsetzung ein, wenn das Lösungsmittel für das entsprechende Kalksalz nicht bis zur
                              									möglichen Ausscheidung dieses Salzes vermindert wird; in diesem Falle wird, wenn
                              									entsprechend genug Magnesiacarbonat vorhanden ist, bei hinreichend langem Kochen
                              									aller Kalk als Carbonat ausgeschieden.
                           3) Durch Zusatz von Magnesiahydrat wird Magnesiabicarbonat, wenn im Wasser keine Alkali- und
                              									lösliche Kalksalze enthalten sind, beim Aufkochen als Carbonat völlig ausgeschieden;
                              									bei Gegenwart von Alkalisalzen wird die Ausscheidung der Magnesia aus dem oben
                              									angeführten Grunde keine vollständige sein. Die Umsetzung des Magnesiabicarbonates
                              									mit den löslichen Kalksalzen geht durch Zusatz von Magnesiahydrat, leichter schon
                              									bei blosem Aufkochen, in kurzer Zeit vollständig von statten, so daſs aller Kalk als
                              									Carbonat ausgeschieden wird, während ohne den Zusatz ein längeres Kochen
                              									erforderlich ist.
                           4) Durch Zusatz von Soda werden die Magnesiasalze nicht vollständig
                              									ausgeschieden.
                           In Bezug auf die Reinigung Magnesia-haltiger Wässer gegen Kesselsteinbildung folgt
                              									aus dem Vorhergehenden, daſs aus den gewöhnlichen Wässern, welche neben Magnesia
                              									auch noch Kalk- und Alkalisalze in sich enthalten, durch keines der bis jetzt
                              									bekannten Mittel die Magnesia vollständig für die
                              									Kesselsteinbildung mit Sicherheit unschädlich gemacht werden kann; immer wird ein
                              									Theil der im Wasser nach der Reinigung zurückgebliebenen Magnesia beim Verdampfen
                              									des Wassers im Dampfkessel sich ausscheiden und so Kesselsteinbildung verursachen
                              										können, obwohl dasselbe möglicherweise blos als
                              									Schlamm sich ausscheidet. Ferner folgt, daſs von allen bis jetzt bekannten Methoden
                              									der Reinigung das Bohlig'sche Magnesiapräparat für
                              									Magnesiahaltige Wässer noch die besten Resultate geben wird, weil ohne Zusatz
                              									desselben ein viel längeres Kochen des Wassers erforderlich wird und dabei auch im
                              									Wasser mehr Magnesia gelöst bleibt, welche sich beim Einengen des Wassers im
                              									Dampfkessel ausscheidet. Chlorbarium muſs wegen der Bildung von Chlormagnesium ganz
                              									ausgeschlossen bleiben, und auch die Berenger und Stingl'sche Methode wird bei der gewöhnlichen
                              									Verfahrensweise, nämlich auf kaltem Wege, ohne Erfolg bleiben.
                           Das beste Resultat, nämlich die vollständige Entfernung
                              									des ganzen Magnesia- und Kalkgehaltes des Wassers, also auch ein Weichmachen desselben, wäre nach der Methode von Clark nur dann zu erreichen, wenn nach dem Zusätze der
                              									entsprechenden Menge von Kalkhydrat das Wasser aufgekocht würde, wobei alle Magnesia
                              									als Hydrat sich ausscheidet; nach dem Absetzen des Wassers wäre zur Entfernung des
                              									Kalkes die entsprechende Menge von Soda zuzusetzen und dann auf die bekannte Art zu
                              									verfahren.
                           
                        
                           2) Ueber die Verbrennung der
                                 										flüchtigen Kohlenwasserstoffe des Petroleums im Säuerstoffgase.
                           Bei der Untersuchung der Producte, welche sich bei der unvollständigen Verbrennung
                              									der Kohlenwasserstoffe von der Formel Cn H2n + 2 bilden und die beim Erhitzen derselben in
                              									einem Rohre bei ungenügendem Sauerstoffzutritte erhalten werden, habe ich so viele
                              									Verbrennungen sowohl der
                              									durch fractionirte Destillation des Petroleumbenzins zwischen engen
                              									Temperaturgrenzen dargestellten Destillate, als auch der bei der unvollständigen
                              									Verbrennung erhaltenen Producte auszuführen, daſs mir an einer raschen Durchführung
                              									der Verbrennungen, namentlich an der Möglichkeit, viele Verbrennungen in einem und
                              									demselben Rohre vornehmen zu können, sehr gelegen war.
                           Ich versuchte deshalb die Methode von KopferZeitschrift für analytische Chemie, 1878 S.
                                       												1. anzuwenden und die Verbrennungen im Sauerstoffgase
                              									mit Hilfe von Asbestplatin auszuführen. Obwohl ich bei der Verbrennung anderer
                              									flüchtiger Körper, wie z.B. von absolutem Alkohol, nach dieser Methode recht
                              									befriedigende Resultate erhielt, wollte mir die Verbrennung der flüchtigen
                              									Kohlenwasserstoffe des Petroleums trotz aller Mühe und aller Vorsichtsmaſsregeln
                              									nicht gelingen; immer entwichen aus dem letzten Kalihydratrohre unverbrannte
                              									Producte, welche dem Gerüche nach wahrnehmbar waren, so daſs die erhaltenen Mengen
                              									Kohlenstoff und Wasserstoff niemals mit dem Gewichte der zur Verbrennung verwendeten
                              									Substanz stimmen wollten.
                           Der Grund des Miſslingens liegt darin, daſs die Sättigungscapacität des Sauerstoffes
                              									für die Dämpfe dieser Kohlenwasserstoffe bei der Temperatur, auf welche die
                              									Flüssigkeit im Rohre erhitzt wird, eine so groſse ist, daſs der Sauerstoff zur
                              									vollständigen Verbrennung der von ihm mitgeführten Dämpfe nicht ausreicht; da nach
                              									der Kopfer'schen Methode kein anderer Sauerstoff als
                              									grade nur dieser die Verbrennung der Kohlenwasserstoffe unterstützen kann, so ist es
                              									ganz natürlich, daſs trotz des Platinmohrs die Verbrennung aus Mangel an Sauerstoff
                              									keine vollständige sein kann.
                           Um mich von der Richtigkeit dieser Voraussetzung zu überzeugen, lieſs ich durch einen
                              									mit dem Kohlenwasserstoffe von bekannter Zusammensetzung gefüllten und gewogenen Liebig'schen Kugelapparat bei der Temperatur von 50°
                              									eine bestimmte Menge Sauerstoff durchstreichen und bestimmte dann den Verlust an
                              									Kohlenwasserstoff.
                           Beim Durchleiten von 1550cc
                              									Sauerstoffgas (reducirt auf 0° und 760mm) durch
                              									einen Kohlenwasserstoff, dessen Siedepunkt zwischen 105 bis 110° lag, bei der
                              									Temperatur von 50° in einzelnen Blasen, verlor der Kugelapparat 0g,9250 an Gewicht. Laut Analyse enthalten die 0g,9250 Kohlenwasserstoff 0g,1413 Wasserstoff und 0g,7837 Kohlenstoff; diese bedürfen bei der
                              									vollständigen Verbrennung zu Wasser und Kohlensäure 3g,2202 Sauerstoff, während die 1550cc
                              									Sauerstoff blos 2g,2162 wiegen.
                           Bei den Verbrennungen der Kohlenwasserstoffe des Petroleums im Sauerstoffgase, wie
                              									ich sie gegenwärtig ausführe, fülle ich das Rohr nicht mit Asbestplatin, sondern mit
                              									Kupferoxyd, wiege aber dabei die Substanz nicht nach Kopfer in einem zugeschmolzenen Röhrchen, dessen Spitze vor dem
                              									Hineinschieben in das Verbrennungsrohr abzubrechen ist, sondern in einem kleinen
                              									U-förmigen Röhrchen, welches während der Verbrennung auſserhalb der Verbrennungsröhre
                              									sich befindet.
                           Indem ich die Mittheilung der Resultate meiner Untersuchungen über die bei der
                              									unvollständigen Verbrennung der Kohlenwasserstoffe des Petroleums entstehenden
                              									Producte mir für später vorbehalte, will ich die Art, wie ich die Verbrennungen der
                              									Kohlenwasserstoffe im Sauerstoffstrome ausführe, hier mittheilen, da dieselbe nicht
                              									ganz ohne Interesse sein dürfte, um so mehr, als sich in einer und derselben
                              									Verbrennungsröhre nach einander bis zu 20 Verbrennungen ausführen lassen und dabei
                              									immer höchst befriedigende Resultate erhalten werden.
                           Die an beiden Seiten offene Verbrennungsröhre von ungefähr 70cm Länge wird mit feinkörnigem Kupferoxyd gefüllt;
                              									an der Seite, wo die Absorptionsapparate kommen, ist ein mit Platinblech umwickelter
                              									Asbestpfropfen angebracht; an der entgegengesetzten Seite, wo die Substanz
                              									hineingebracht wird, befindet sich nach dem Kupferoxyd ebenfalls ein Asbestpfropfen,
                              									dann aber noch bis zum Ende der Verbrennungsröhre eine etwa 6cm lange Schichte von Asbest. Die hintere Hälfte
                              									der Verbrennungsröhre, den Absorptionsapparaten zu, liegt im Ofen in einer Rinne von
                              									Eisenblech, die vordere Hälfte dagegen frei, damit dieser Theil der Röhre durch die
                              									Wärme der eisernen Rinne nicht zu stark erhitzt werde.
                           Fig. 1., Bd. 228, S. 456Der zu untersuchende Kohlenwasserstoff wird in dem mit zwei gut
                              									schlieſsenden Geisler'schen Hähnen versehenen, aus
                              									einem Thermometerrohre angefertigten, U-förmigen Röhrchen von beistehender Form
                              										(Fig. 1 in ½ n. Gr.) genau abgewogen und mittels
                              									eines Kautschukstöpsels in die auf die bekannte Weise hergerichtete
                              									Verbrennungsröhre, nachdem die Absorptionsapparate gehörig angepaſst sind, dicht
                              									eingesetzt, worauf das zweite Ende des Röhrchens mit den Gasometern für Luft und
                              									Sauerstoff' verbunden wird.
                           Nachdem der hintere, in der Rinne sich befindliche Theil der Verbrennungsröhre zum
                              									schwachen Rothglühen erhitzt wurde, wird der eine zunächst der Verbrennungsröhre
                              									sich befindliche Hahn des U-förmigen Röhrchens geöffnet und mittels einer Gasflamme
                              									die Flüssigkeit aus dem Röhrchen in die Verbrennungsröhre überdestillirt. Dabei wird
                              									nun auch der vordere Theil der Verbrennungsröhre so heiſs gehalten, daſs die Dämpfe
                              									des Kohlenwasserstoffes sich erst im Kupferoxyd condensiren; der Ort, wo die
                              									condensirte Flüssigkeit sich befindet, ist dann durch eine dunkle Färbung des
                              									Kupferoxydes deutlich erkennbar. Es ist dies höchst wichtig, weil sich dadurch die
                              									Verbrennung mit der gröſsten Sicherheit leiten läſst, indem das Fortschreiten der
                              									Verbrennung sowohl durch das allmälige Kleinerwerden dieses dunkeln Fleckes, als auch
                              									durch das Vordringen desselben nach dem hinteren Theil der Verbrennungsröhre sehr
                              									leicht wahrnehmbar ist. Nachdem die Flüssigkeit in das Verbrennungsrohr
                              									überdestillirt wurde, wird auch der zweite nach den Gasometern gewendete Hahn des
                              									U-förmigen Röhrchens geöffnet und höchst behutsam ein langsamer Strom von
                              									Sauerstoffgas (höchstens 1 Blase in der Secunde) eingeleitet. Die Verbrennung der
                              									Substanz beginnt alsbald, und es darf dabei in der Kugel der Chlorcalciumröhre sich
                              									keine Spur von Dämpfen zeigen; ebenso dürfen die aus dem Kalihydratrohr
                              									entweichenden Gase nicht den geringsten Geruch nach Kohlenwasserstoffen besitzen,
                              									was leicht durch Reguliren des Sauerstoffstromes zu erzielen ist. In dem Maſse, als
                              									die Verbrennung fortschreitet, wird der vordere Theil der Verbrennungsröhre vor dem
                              									dunkeln Fleck gelinde erhitzt und mit dem Erhitzen immer nach dem hinteren Theile
                              									der Röhre fortgeschritten, bis die Verbrennung zu Ende ist; in dem ganzen vorderen
                              									Theile der Verbrennungsröhre sind die Gasflammen so zu reguliren, daſs ihre Spitzen
                              									blos bis zur unteren Wölbung der Röhre reichen. Das weitere Verfahren ist das
                              									bekannte: durch einen stärkeren Sauerstoffstrom wird nun das reducirte Kupfer
                              									oxydirt, dann der Sauerstoff durch Luft verdrängt und die Röhre im Luftstrome
                              									erkalten gelassen.
                           Durch Auswechseln der Absorptionsapparate und Anbringung eines anderen gewogenen
                              									U-förmigen Röhrchens mit Substanz läſst sich eine neue Verbrennung wieder gleich
                              									beginnen. Durch Abwiegen des leeren U-förmigen Röhrchens erfährt man das Gewicht des
                              									zur Verbrennung verwendeten Kohlenwasserstoffes. Als Belege mögen noch folgende
                              									Resultate der auf diese Weise ausgeführten Verbrennungen dienen.
                           A) 0g,3682 eines zwischen 105
                              									bis 110° siedenden Kohlenwasserstoffes ergaben bei der Verbrennung 0g,4985 Wasser und 1g,1437 Kohlensäure; daraus berechnet sich:
                           
                              
                                 
                                      g
                                 
                              
                                 H =
                                 0,0554
                                 
                              
                                 C =
                                 0,3119
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 0,3673 statt 0g,3682.
                                 
                              
                           B) 0g,3921 desselben
                              									Kohlenwasserstoffes ergaben 0g,5388 Wasser und
                              										1g,2178 Kohlensäure; daraus berechnet
                              									sich:
                           
                              
                                 H =
                                 0,05986
                                 
                              
                                 C =
                                 0,33212
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 0,39198 statt 0,3921.
                                 
                              
                           C) 0g,3693 absoluter Alkohol
                              									ergaben bei der Verbrennung 0g,4303 Wasser und
                              										0g,7062 Kohlensäure; daher gefunden:
                           
                              
                                 H = 0,0478
                                 berechnet
                                 H = 0,0481
                                 
                              
                                 C = 0,1926
                                 
                                 C = 0,1927.
                                 
                              
                           
                        
                           3) Ueber ein Colorimeter zur
                                 										Bestimmung der Farbenintensität von Flüssigkeiten.
                           Nicht nur in der Technik bei der Controle des Fabriksbetriebes, sondern auch bei
                              									manchen analytischen Bestimmungen kommt es in vielen Fällen darauf an, die Intensität der Farbe einer
                              									Flüssigkeit im Vergleiche mit einer bestimmten Farbeneinheit zu ermitteln. Die
                              									Apparate, welche jetzt zu diesem Zwecke, namentlich bei der Zuckerfabrikation,
                              									Anwendung finden, wie das Colorimeter von Duboscque und
                              									das Farbenmaſs von Stammer, sind nicht nur durch ihre
                              									complicirte mechanische Einrichtung mit gezahnten Rädern und Zahnstangen theuer,
                              									sondern auch zur Bestimmung der Farbe in sauren Flüssigkeiten nicht anwendbar, weil
                              									die Metallfassung, durch welche die Glasplatte an die untere Oeffnung der
                              									Farbenglasröhre angedrückt wird, in die zu untersuchende gefärbte Flüssigkeit
                              									eingesenkt wird. Das Colorimeter, welches ich seit einer Zeit schon in meinem
                              									Laboratorium anwende, ist nicht nur billig in der Einrichtung, sondern gestattet
                              									auch die Bestimmung der Farbe in jeder Flüssigkeit.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 228, S. 458
                              
                           Mein Colorimeter besteht, wie aus beistehender Figur 2
                              									ersichtlich ist, aus zwei Röhren A und B von 15 bis 20mm
                              									lichter Weite und 25cm Höhe, welche oben offen,
                              									unten aber mit einer Fassung zum Verschlüsse mit Glasscheiben, wie die
                              									Beobachtungsröhren der Polarisationsinstrumente, versehen sind. Beide Röhren, welche
                              									nach der ganzen
                           Höhe in Millimeter getheilt sind und deren Nullpunkt an der unteren abgeschliffenen
                              									Kante sich befindet, besitzen seitwärts, gleich oberhalb der Metallfassung,
                              									senkrecht auf der Rohrwand angelöthete Röhrchen a,
                              									welche mit Glashähnen versehen sind. Die Röhren sind auf einem Holzgestelle C in senkrechter Richtung neben einander durch Klammern
                              									leicht befestigt; unter denselben ist der Spiegel D
                              									angebracht, oberhalb derselben die Augenkapsel E. Das
                              									Röhrchen a der Röhre A
                              									steht nun mittels einer kurzen Kautschukröhre mit dem Gefäſse F in Verbindung, und zwar durch die Röhre b, welche bis auf den Boden von F reicht. Die zweite kurze Röhre c des
                              									Gefäſses F ist mit der Kautschukkugel G verbunden, welche in einer Schraubenklemme liegt und
                              									darin durch die Schraube d zusammengedrückt werden
                              									kann.
                           Zur Bestimmung der Farbe wird nun in die Röhre B
                              									entweder das Stammer'sche Normalfarbenglas eingesetzt,
                              									oder jede beliebige gefärbte Normalflüssigkeit gegeben. Bei der Anwendung der
                              									letzteren wird dieselbe in der Röhre B auf eine
                              									beliebige, der Intensität der Färbung entsprechende Höhe gebracht, indem der
                              									Ueberschuſs mittels des Glashahnes a abgelassen wird.
                              									Hierauf wird das Gefäſs F mit der auf die Farbe zu
                              									untersuchenden Flüssigkeit gefüllt, der Kork aufgesetzt und dann durch Zusammendrücken der
                              									Kautschukkugel G die Flüssigkeit in A so hoch gedrückt, bis die Sehfelder der beiden Röhren
                              										A und B gleich gefärbt
                              									erscheinen; der Unterschied der Flüssigkeitshöhen in den Röhren, welche nach
                              									Schlieſsung des Hahnes a direct an der Theilung in den
                              									Röhren abgelesen wird, gibt bei Anwendung von Normalfarbflüssigkeit das Maſs der
                              									Färbung an. Bei Anwendung von Farbengläsern läſst sich aus der Höhe der Flüssigkeit
                              									in A allein die Intensität der Farbe bestimmen.
                           Die Röhren A und B sind
                              									während des Versuches zur Abhaltung des Seitenlichtes durch eine leicht abnehmbare,
                              									schwarz lakirte Blechkapsel von der Seite geschlossen. Daſs vor dem Versuche mittels
                              									des Spiegels D die gehörige Beleuchtung herzustellen
                              									ist, versteht sich von selbst.
                           Lemberg, Anfang Mai 1878.