| Titel: | Indolin, ein neues Derivat des Indigotins; von P. Schützenberger. | 
| Autor: | Kl. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 463 | 
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                        Indolin, ein neues Derivat des Indigotins; von
                           									P.
                              								Schützenberger.
                        Schützenberger, über Indolin.
                        
                     
                        
                           Wird reines Indigotin, erhalten durch Schütteln einer alkalischen Indigweiſslösung
                              									mit Luft, in einem Autoclaven mit seinem doppelten Gewicht krystallisirtem
                              									Barythydrat, seinem 1½fachen Gewicht Zinkstaub und seinem 10fachen Gewicht Wasser 48
                              									Stunden lang auf 180° erhitzt, so findet sich nach dem Oeffnen des Gefäſses auf dem
                              									Boden desselben ein unlösliches Pulver in reichlicher Menge vor, welches,
                              									vorzugsweise aus unverändertem Zinkstaub, aus kohlensaurem Baryt und Zinkoxyd-Baryt
                              									bestehend, an Alkohol eine mit gelbbrauner Farbe sich auflösende, organische
                              									Substanz abgibt. Die so erhaltene alkoholische Lösung hinterläſst beim Verdunsten
                              									des Alkohols einen amorphen, harzigen, dunkel gefärbten, in der Kälte spröden,
                              									jedoch schon unterhalb 100° sich erweichenden Rückstand. Wird dieser Rückstand in
                              									Mengen von ungefähr 10g mit einem Ueberschuſs von
                              									Zinkstaub vermischt und in einen kleinen Porzellantiegel gegeben, der mit
                              									Filtrirpapier und Porzellandeckel geschlossen ist, so setzen sich beim Erhitzen des
                              									Tiegels auf dem Sandbad
                              									an dessen innerer Wandung lange, gelbe, dem sublimirten Anthrachinon ähnliche
                              									Krystalle an. Die erhaltenen Krystalle schmelzen bei 245°; sie sind unlöslich in
                              									Wasser, dagegen in Weingeist und Aether löslich mit bläulicher Fluorescenz, und ihre
                              									Analyse ergibt Zahlen, nach welchen die neue organische Substanz sich als eine
                              									Polymerie des Indols, C8H7N, erweist. Um die Polymerie näher zu bestimmen, benutzte P. Schützenberger (Comptes
                                       												rendus, 1877 B. 85 S. 148) die unlösliche
                              									Pikrinsäureverbindung des neuen Körpers, dessen basische Eigenschaften sich deutlich
                              									kennzeichneten. Indem die alkoholische Lösung der ersteren mit der entsprechenden
                              									Lösung des letzteren vermischt wird, scheidet sich ein unlösliches Salz aus von der
                              									Zusammensetzung C16H14N2.C6H3 (NO2)3O. Hiernach kommt dem neuen Körper,
                              									welchem Schützenberger den Namen Indolin gibt, in
                              									Wirklichkeit die Formel C16H14N2 zu. Das Indolin
                              									bildet mit den Säuren krystallisirbare, gelb gefärbte, in Wasser meist unlösliche
                              									Verbindungen. Es löst sich in heiſser verdünnter Salzsäure; die Lösung gibt mit
                              									Platinchlorid einen gelben, krystallinischen Niederschlag. Concentrirte
                              									Schwefelsäure löst das Indolin ebenfalls, und zwar mit blauer Fluorescenz; beim
                              									Stehen an der Luft, in dem Maſs als Wasser angezogen wird, bilden sich in dieser
                              									Lösung gelbe krystallinische Körner von schwefelsaurem Salz. – Das Indolin sublimirt
                              									bald in Nadeln wie das Anthrachinon, bald in Blättchen wie das Anthracen; immer aber
                              									hinterläſst es bei der Sublimation einen kohligen Rückstand.
                           Wird die Reduction des Indigotins zu geeigneter Zeit unterbrochen, so findet sich in
                              									dem Autoclaven über der das Indolin enthaltenden unlöslichen Masse eine gelb
                              									gefärbte, Baryt haltige Flüssigkeit und in dieser ein zweites Reductionsproduct vor,
                              									welches beim Schütteln mit Luft in Form eines rothen Niederschlages sich
                              									ausscheidet, das in schwach mit Salzsäure angesäuertem Wasser löslich ist und aus
                              									dieser Lösung durch Ammoniak wieder ausgefällt wird. Aus der weingeistigen Lösung
                              									kann dieses neue, ebenfalls basische Derivat des Indigotins in Form eines
                              									dunkelrothen, krystallinischen Pulvers gewonnen werden. Nach der Analyse hat es die
                              									Zusammensetzung C16H12N2O, so daſs es eine Zwischenstufe
                              									zwischen dem Indigotin C16H10N2O2 und obigem Indolin C16H14N2
                              									vorstellt. Schützenberger hält dieses zweite
                              									Reductionsproduct des Indigotins für identisch mit dem rothen Körper, welchen Baeyer (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1868 S. 17) bei der Reduction des Indigotins
                              									mittels Zinn und Salzsäure erhalten hat. Es bildete sich hierbei zuerst die
                              									Verbindung von Indigweiſs mit Zinnoxydul als grünes Pulver; bei längerem Erhitzen
                              									jedoch verwandelte sich dasselbe in ein gelbes Pulver, welches, an der Luft sehr
                              									leicht sich oxydirend, einen rothen, in Alkohol löslichen, sonst nicht näher
                              									untersuchten Körper lieferte.
                           
                              Kl.