| Titel: | D. Sifferlen's Dampfkasten. | 
| Autor: | Kl. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 465 | 
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                        D. Sifferlen's Dampfkasten.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									31.
                        Sifferlen's Dampfkasten.
                        
                     
                        
                           Seit ungefähr 5 Jahren dämpft D. Sifferlen in der Hübner'schen Druckfabrik zu Moskau seine bedruckte
                              									Baumwollwaare in einem Dampfkasten mit horizontaler Einfahrt, den er im Bulletin de Mulhouse, 1877 S. 556 näher beschreibt.
                              									Der Kasten hat eine Länge von 2m, eine Breite von
                              										1m,7 und eine Höhe von 2m,5; ob er aus Holz, Eisen oder Stein
                              									zusammengesetzt ist, darüber ist nichts angegeben; doch läſst die doppelte Decke,
                              									deren Inneres mittels Dampf geheitzt wird, um das Tropfen im Kasten zu verhindern,
                              									auf Eisenconstruction schlieſsen. Der Dampfraum selbst erhält seinen Dampf aus einem
                              									durchlöcherten, den Kasten seiner Länge nach unter einem hölzernen Siebboden
                              									durchziehenden Dampfrohr. Für die gleichmäſsige Vertheilung des Dampfes im Innern
                              									des Apparates und für den regelmäſsigen Abzug desselben sind in den beiden
                              									Längsseiten je 3 Oeffnungen angebracht, welche in ein gemeinsames Austrittsrohr
                              									münden. Die Thür besteht aus zwei genau auf einander passenden und genau
                              									schlieſsenden guſseisernen Flügeln. Die zu dämpfende Waare wird auf einem eisernen
                              									Wagengestell in den Kasten eingeführt. Der obere Theil des Gestelles ist nicht, wie
                              									sonst, der Länge nach mit eisernen Stangen, sondern mit eisernen, verzinnten
                              									Dampfröhren zusammengehalten. Jede dieser Röhren trägt ungefähr 400 Ringe, welche
                              									nach der Länge der Röhren verschiebbar, nicht aber um die Achse derselben drehbar
                              									sind; denn wie Fig.
                                 										5 Taf. 31 andeutet, sind die beiden Dampfröhren mit einer vorstehenden
                              									Rippe versehen, welche den Ringen nur die eine soeben bezeichnete Bewegung
                              									gestattet. An jedem Ring ist ein Häkchen (Fig. 6) angesetzt, und an
                              									diesen Häkchen wird die Dampfwaare im Innern des Wagengestelles herüber und hinüber,
                              									von rechts nach links aufgehäkelt, ähnlich wie in einer Häkelhänge, oder, weil die
                              									Träger der Häkchen beweglich sind, wie bei einem Rectometer. Es gelingt so, in 30
                              									bis 35 Minuten 900 bis 1000m bedruckten Stoff in
                              									dem Wagengestell aufzuhängen und hernach gleichzeitig zu dämpfen. Während des
                              									Dämpfens ist der ganze Wagen seitwärts und oben und unten mit Packleinwand verhängt,
                              									um ein gleichmäſsiges Durchdämpfen der Stücke zu erzielen. Nach dem Dämpfen wird der
                              									Wagen aus dem Dämpfkasten herausgeführt, um die Waare abzunehmen. Hierfür ist eine
                              									besondere Vorkehrung getroffen. Die beiden Röhren, auf welchen die Ringe mit den
                              									Häkchen sitzen, sind nämlich um ihre Längenachse drehbar, und mit ihnen drehen sich
                              									die Ringe sammt den Häkchen; während nun letztere im Dämpfkasten nahezu aufrecht
                              									gestellt waren, gibt man ihnen nach dem Ausfahren aus dem Kasten eine Neigung nach
                              									unten, indem man die
                              									beiden Röhren mittels eines Handhebels (Fig. 4 Taf. 31) schwach
                              									dreht. Auf diese Weise arbeiten sich die Nadeln von selbst aus der Waare heraus und
                              									letztere fällt mit einem Mal zu Boden.
                           Diese Häkelvorrichtung ist jedenfalls, nach dem üblichen Ausdruck bei Patent
                              									Verleihungen, das Eigentümliche von Sifferlen's
                              									Apparat:, sie soll das kostspielige Dämpfen in Säcken mit Unterlagen entbehrlich
                              									machen, ohne daſs die Waare während des Dämpfens abflecken kann, und sicher erfüllt
                              									sie diesen Zweck. Sind zwei Wagengestelle zur Verfügung gestellt, so wird auch das
                              									Aufhäkeln der Waare keinen Aufenthalt verursachen; nur das Auflesen der zu Boden
                              									gefallenen Stücke scheint etwas umständlich zu sein. Nebstdem ist die Heizung der
                              									Decke des Dämpfkastens ein vortrefflicher Gedanke, wie auch die Anordnung für den
                              									Austritt des Dampfes aus dem Kasten eine ganz zweckmäſsige ist. Nicht minder
                              									sinnreich, wenn auch etwas gezwungen, ist die Vorkehrung gegen das Schwitzen der
                              									Häkchen. Zu diesem Zweck werden nämlich die beiden eisernen Röhren, auf welchen sich
                              									die Laufringe sammt den Häkchen befinden, unmittelbar vor dem Einfahren in den
                              									Kasten 8 bis 10 Minuten durch Dampf geheizt, so daſs während des Dämpfens auf den
                              									heiſsen Messingstiftchen kein Wasserdampf sich condensiren und dadurch Naſsflecken
                              									in der Waare veranlassen kann.
                           
                              Kl.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
