| Titel: | Doppelhub-Schaftmaschinen. | 
| Autor: | E. L. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 499 | 
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                        Doppelhub-Schaftmaschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									35 .
                        Yates und Brierley's Schaftmaschinen.
                        
                     
                        
                           Doppelhub Schaftmaschinen (double lift dobbies) eignen
                              									sich sehr gut für rasch laufende mechanische Webstühle mit mehr als 5 Schäften. Bei
                              									den gewöhnlichen Schaftmaschinen ist jeder Schaft mit nur einer Platine verschnürt und muſs die letztere bei jeder Schafthebung
                              									hochgezogen und wieder zurückgestellt werden; letzteres braucht eine gewisse Zeit,
                              									da es durch Feder- oder Gewichtszug erfolgt, gestattet selten mit mehr als 120 bis
                              									130 Schützenläufe in der Minute zu weben. Bei den doppelthebenden Maschinen arbeiten
                              									2 Messer zu einander entgegengesetzt; hebt sich das eine und macht es Fach mit
                              									seinen Platinen während des 1., 3., 5. . . . Schusses, so senkt sich hierbei das
                              									andere, um für den 2.,
                              									4., 6. . . . Schuſs bei dem Tiefgang des ersten Messers die Schäfte zu heben. Jeder
                              									Schaft ist an 2 Platinen geschnürt, von denen je eine mit einem der beiden Messer
                              									arbeitet. Findet hiernach bei jedem Schusse eine Hebung des Schaftes statt, so hat
                              									die hochgehende Platine stets Zeit, zur Ruhe zu kommen. Macht z.B. der Webstuhl
                              									minutlich 160 Schuſs, so hebt bezieh. senkt sich die Platine in dieser Zeit nur 80
                              									mal, während bei gewöhnlichen Schaftmaschinen und bei nur 120 Touren des Stuhles
                              									auch 120 Stück Hebungen oder Senkungen der Platinen erfolgen. Der einzige Nachtheil
                              									der Doppelhubmaschinen besteht darin, daſs das geschlossene Fach fehlt und das
                              									Fadeneinziehen demzufolge etwas umständlich ist; sehr vortheilhaft aber ist, daſs
                              									die Kettenfäden wenig leiden, weil sie nicht unnöthiger Weise gesenkt werden.
                           Die in den Abbildungen Fig. 8 und 9 Taf. 35 dargestellte
                              									Maschine ist von der Firma Willan und Mills in
                              									Blackburn bereits seit einiger Zeit in Deutschland eingeführt worden und hat
                              									folgende Einrichtung: Jeder Schaft hängt an zwei bei a
                              									drehbaren und mit ihrer Verzahnung in einander greifenden Hebeln b. Wird der linke Hebel (Fig. 8) durch die darüber
                              									liegende Schaftmaschine gehoben, so geht auch der rechte in die Höhe, und es steigt
                              									der Schaft gleichmäſsig an seinen beiden Enden, c, c
                              									sind die schleifenförmig gebogenen, selbstfedernden Platinen, deren Tiefstellung
                              									durch den Platinenboden d bestimmt ist und deren
                              									Hochgang durch die sich zu einander entgegengesetzt bewegenden Messer e bewirkt wird. Die linke Platine liegt der Figur nach
                              									in ihrem Messer e, sie ging für den vorigen Schuſs hoch
                              									und senkt sich jetzt mit dem Schafte; die rechte Platine ist von ihrem Messer
                              									abgedrückt worden und bleibt bei dessen Hochgang unten stehen; es wird somit bei dem
                              									nächsten Schuſs der gezeichnete Schaft unten stehen.
                           Das Einlegen der Platinen in ihre Messer für die Schafthebung und das Ausdrücken aus
                              									den Messern für die Schaftsenkung erfolgt durch zwei Karten f (Fig.
                                 										9), Holzkarten mit eingeleimten Nasen. Jede solche Nase bewirkt
                              									Schafttiefgang, ein glattes Bretchen hingegen ergibt Schafthochgang. In Fig. 8 würde
                              									die linke Karte glatt sein und die rechte einen Daumen haben müssen; zuerst wirkt
                              									die linke und bringt den Schaft hoch, dann drückt die rechte und senkt ihn.
                           Die Messerbewegung ist folgende: Durch den Hebel g (Fig. 9) wird
                              									für zweimaliges Fachmachen das Messer h gehoben und
                              									gesenkt; für den ersten Schuſs gehoben und für den zweiten gesenkt. Dieses Messer
                              									ist vorn an dem Riemen i befestigt, welcher an seiner
                              									rechten Seite der Bewegung von h folgt, links aber sich
                              									entgegengesetzt dazu bewegt und das andere hier befestigte Messer k für den ersten Schuſs senkt, für den nächsten aber
                              									hebt. Die Bewegung der Messer an ihren anderen Enden ist der Richtung nach dieselbe,
                              									der Gröſse nach aber eine kleinere, weil hierselbst der Riemen um Rollen von
                              									kleinerem Durchmesser gelegt ist; dies führt zu reinem Fache.
                           
                           Die Prismenbewegung erfolgt von dem Hebel g aus durch
                              									einen Bolzen, welcher den um l drehbaren doppelarmigen
                              									Hebel m hin und her bewegt; in dem oberen Ende von m liegt einer der beiden durch Schienen mit einander
                              									verbundenen Cylinder, welche daher auch für den einen Schuſs nach rechts und für den
                              									andern nach links rücken. Es wirken somit die beiden Karten abwechselnd auf ihre
                              									Platinen ein und werden dieselben jedes Mal in das Messer oder davon abgestellt,
                              									wenn ihr Messer unten ist. Der Stellung Fig. 8 zufolge lag die
                              									rechte Karte an und schwingen jetzt beide Karten nach rechts. Das Wenden der
                              									Cylinder erfolgt durch daran befestigte Sperrräder und am Gestell angehängte
                              									Sperrhaken.
                           An neueren Ausführungen dieser Maschinen (Fig. 10 und 11 Taf. 35)
                              									sind die Riemen beseitigt und haben Yates und Brierley Messer angewendet, die als einarmige Hebel
                              									geformt und vorn bei n drehbar sind. Es werden sich
                              									diese Messer hinten höher heben als vorn und so ebenfalls ein reines Fach liefern.
                              									In der älteren Ausführung (Fig. 10) ist an jedes
                              									Messer je eine Zugstange o gehängt, welche beide
                              									unterhalb der Kette mit um p drehbaren Tritten
                              									verbunden sind und durch an der Schlagexcenterwelle q
                              									befestigte Excenter r abwechselnd bewegt werden. Die
                              									Cylinderbewegung erfolgt durch eine Kurbel am Ende der Welle q mittels Zugstange s und Winkelhebel t.
                           Diese Construction machte zwar die Cylinderbewegung unabhängig von der
                              									Messerbewegung, führte aber zu dem Uebelstand, daſs die Stangen o durch die Kette gesteckt werden müssen, was die
                              									anliegenden Fäden beschädigte. An der neuesten Ausführung (Fig. 11) ist eine
                              									Zwischenwelle u eingeschaltet, welche von der
                              									Auſsenseite des Stuhles durch die Stange v Schwingung
                              									erhält und diese durch Hebel und Zugstangen ebensowohl auf die Cylinder, als auf die
                              									Messer überträgt. (Nach dem Textile Manufacturer, 1877
                                 										S. 407.)
                           
                              E.
                                 										L.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
