| Titel: | Josef Hausner's verbessertes Dynamometer zur Untersuchung von Stoffen. | 
| Autor: | Z. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 501 | 
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                        Josef Hausner's verbessertes Dynamometer zur Untersuchung
                           								von Stoffen.
                        Mit Abbildungen.
                        Hausner's Dynamometer zur Untersuchung von Stoffen.
                        
                     
                        
                           Um allen Anforderungen bei Beurtheilung der Güte von Schafwoll- u.a. Stoffen zu
                              									entsprechen, hat Josef Hausner, k. k. Major in
                              										Wien, seinen blos den Grad der Dehnbarkeit zeigenden
                              									Apparat (* 1876 222 302) so umconstruirt, daſs mit demselben durch einfache
                              									Verbindung des äuſseren Backenpaares mit einer Federwage auch die Kraft (in
                              									Kilogramm) angezeigt wird, welche erforderlich ist, um den Stoff zu zerreiſsen. Zu
                              									diesem Behufe ist der Apparat, wie Fig. 1 zeigt, im
                              										Wesentlichen
                              									unverändert geblieben;
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 228, S. 502
                              
                           nur ist derselbe in Metall ausgeführtDas Gestell A
                                    											sammt der Brücke B, die beiden Backenständer
                                    												C und D, dann
                                    											der Bügelständer E sammt dem Wagebügel F, das Schwungrad 3 unddie Sperrvorrichtung α, β sind von Schmiedeisen, die Backen a,
                                       												b und c ,d, dann Rad 1 und 2 von
                                    											Messing, die Zugschraube z von Stahl. Die
                                    											Brücke, die beiden Backenständer, die Bügelständer E und F sind gehobelt.Die ganze Länge des Apparates bei aufgestecktem Bügel und eingelegter Wage
                                    											beträgt 63cm, das Gewicht mit einer 100k-Wage ist 17k. Der Preis des Apparates ohne Wage ist 90 fl. ö. W.; die Wage
                                    											berechnet sich je nach der Zugkraft von 100 bis 300k mit 9,50 bis 25 fl. ö. W. und
                              									der Backenständer C nicht mehr fest, sondern wie der
                              										Ständer D beweglich gehalten und am Ende der Brücke B ein Bügel zum Einlegen einer 300k starken Federwage angebracht.
                           In Betreff der aus der Abbildung sich leicht ergebenden Einrichtung ist zu bemerken,
                              									daſs die beiden unteren Ständertheile m der Form der
                              									Brücke B angepaſst sind; im Backenständer D, welcher etwas stärker, ist ein Muttergewinde
                              									entsprechend der Zugschraube z eingeschnitten, dagegen
                              									in C blos die runde, glatte Oeffnung für dieselbe mit
                              									genügendem Spielraum ausgebohrt. Auf einer Seite des unteren Rahmentheiles vom
                              									Backenständer D, wo dieser die abgeschrägte Fläche der
                              									Brücke berührt, wird eine Metallbeilage mittels der Schraube s angedrückt, wodurch ein gleichmäſsiger Zug erreicht und jedes Wanken
                              									während der Arbeit verhindert ist.
                           Die Backen a, b und c, d,
                              									welche nach dem Abschrauben der Führungsleisten leicht aus ihren Ständern gehoben
                              									werden können, sind an den Berührungsflächen mit je zehn abgerundeten, genau in
                              									einander greifenden, 2mm tiefen Furchen der Länge
                              									nach eingehobelt, wodurch sie sowohl einzelne Garnfäden, als auch leichte und
                              									schwere Stoffe, oder leichte Ledergattungen festzuhalten im Stande sind.
                           Der Backenständer C läſst sich mittels des
                              									Schraubenschlüssels x2
                              									am äuſsersten Ende der Brücke B feststellen, wodurch es
                              									möglich wird, die Dehnbarkeit des Garnes oder Stoffes allein zu bestimmen.
                           Auf der Brücke B sitzt hinten ein Ständer, in welchem
                              									der Bügel (Fig. 2) für die Federwage mit seinen
                              									beiden Ausläufern 5 horizontal eingesteckt wird. Dieser
                              									Bügel ist nach dem Wagegehäuse geformt, an seinem oberen Rande an entsprechender
                              									Stelle eingeschnitten und am äuſseren Theile r dem
                              									Wageträgerzapfen so angepaſst und durchbohrt, daſs man mit einem einfachen glatten
                              									Schlüsselstift k die Wage am Bügel festhalten kann. Die
                              									Wage selbst ist von bekannter Einrichtung und besitzt nur einen zweiten sog. todten
                              									Zeiger, um die bei Versuchen erreichte Zugkraft anzuzeigen.
                           Damit der Zug vollkommen senkrecht und in gleicher Höhe milder Backenbohrung wirkt,
                              									ist am untern Theile der Wage mittels des Bolzens 4 (Fig.
                                 										3) ein doppelter abnehmbarer Zugbügel u
                              									angebracht, welcher mittels Schraube t und Flügelmutter
                              										p an deren unterem Backen b im Ständer C befestigt wird. Um das
                              									schnelle Zurückfahren des Wagezeigers zu verhindern, wodurch die Federn leiden
                              									würden, ist am Ständer C eine bewegliche Zahnstange α und am Ständer D ein mit
                              									Nuſs x, Schlüssel x1 und Nuſsfeder δ
                              									versehener, wie die Zahnstange in einem Gelenk sich bewegender Zahnhaken β angenietet (Fig. 4), welcher es
                              									ermöglicht, den Ständer C nach dem Reiſsen des Stoffes
                              									festzuhalten und nach Belieben langsam wieder zurückzuführen.
                           
                              
                              Fig. 2–4., Bd. 228, S. 504
                              
                           Am oberen Theile des Backenständers C ist mittels eines
                              									Schraubenknopfes o ein der Länge der Brücke
                              									entsprechender, 1cm breiter Messing-Maſsstab h angeschraubt, welcher am oberen Theile des
                              									Backenständers D durch eine angenietete Führungsklammer
                              									während des Zuges in seiner gegen die Brücke genau parallelen Lage erhalten wird. An
                              									diesem Maſsstabe ist überdies ein Federschieber n
                              									beweglich angebracht, mittels welchen man nach bewirkter Spannung des Stoffes (was
                              									dann eintritt, wenn der
                              									Wagezeiger auf Null steht) markiren kann, um leichter und schneller den Grad der
                              									Ausdehnung ablesen zu können, welcher bis zum Eintritte des Reiſsens erreicht wurde,
                              									ohne darüber eine Vormerkung führen zu müssen.
                           Ist die Wage ausgelöst, der Schlüssel, bezieh. die S-förmige Nuſs der
                              									Sperrvorrichtung senkrecht gestellt, wodurch der Zahnhaken über den Zähnen der
                              									Zahnstange sich erhält, und ein Stoffabschnitt (von 22cm Länge und 10cm Breite) zwischen den
                              									Backen a, b und c, d
                              									eingeklemmt, um auf seine Dehnung und Festigkeit geprüft zu werden, so bewegen sich
                              									während der langsamen Drehung des Rades 3 mittels der
                              									Kurbel g die Zeiger der Wage vorwärts, der
                              									Federschieber n des Maſsstabes bleibt jedoch stehen;
                              									fängt der Stoff zu reiſsen an, so beginnt der obere Zeiger eine Rückwärtsbewegung,
                              									während der untere (sogen, todte) Zeiger stehen bleibt. Die rasche Rückwärtsbewegung
                              									des mit der Feder der Wage in Verbindung stehenden Zeigers wird nun durch Drehen des
                              									Schlüssels x1 in die
                              									wagrechte Lage gehemmt, wodurch der Zahnhaken β in
                              									einen ihm zunächst stehenden Zahn der Stange α
                              									eingreift und den Backenständer C am Zurückprellen
                              									hindert. Der untere Zeiger markirt die Kraft (in Kilogramm), welche nothwendig war,
                              									den Stoff zum Reiſsen zu bringen, und ist das Moment des Stillstandes desselben
                              									auch, wie erwähnt, maſsgebend für die Dehnbarkeit (in Millimeter), welche man
                              									sofort, wenn auch ein nur kleiner Riſs in der Mitte des Stoffes entstanden wäre,
                              									ohne durch Drehen ein stärkeres Reiſsen zu bewirken, am Maſsstabe abliest. Nach
                              									Notirung der Resultate dreht man die Kurbelscheibe 3
                              									einfach zurück, wodurch Feder und Wagezeiger langsam auf ihren Ruhepunkt
                              									gelangen.
                           Da Leinen- und Baumwollstoffe eine geringere Dehnung aushalten und dann gewöhnlich
                              									plötzlich in der ganzen Breite abreiſsen, ist am Apparat und zwar am
                              									Wagebügel-Ständer mittels eines Kettchens ein etwas über 1cm im Quadrate starker, 10cm langer, vulcanisirter Kautschukstreifen 4 befestigt, welcher, sobald sich zwischen dem
                              									Wagebügel E und dem Backenständer C durch den Zug der nöthige freie Raum ergeben hat,
                              									hier dicht an die Brücke eingeschoben wird. Reifst nun der Stoff wirklich, ohne daſs
                              									man im Stande war, die Zahnstange mit dem Zahnhaken zu fassen, so dient dieser
                              									Kautschukstreifen als Buffer zur Schonung der Wage. Dieser Streifen 4 läſst sich durch erneuertes Rechtsdrehen des Rades
                              										3 bei eingeschnapptem Zahnhaken ausheben, worauf
                              									durch Zurückdrehen des Kurbelrades der Wagezeiger auf seinen Nullstand gebracht
                              									werden kann.
                           Wird auf die Dehnbarkeit allein geprüft, so bleiben dieselben Merkmale aufrecht
                              									erhalten; nur daſs, nachdem man sich dadurch, daſs der Wagezeiger auf Null zeigt,
                              									von der natürlichen Spannung des Stoffes überzeugt Hat, der hintere Backenständer
                              										C durch den Schraubenschlüssel x2 festgestellt
                              									wird.
                           
                           Prof. Dr. Heger in Wien hat sich durch Versuche mit dem
                              										Hausner'schen Apparat überzeugt, daſs die
                              									Handhabung desselben leicht und sicher ist und die erzielbaren Resultate eine für
                              									die Bedürfnisse der Praxis ausreichende Genauigkeit und Verläſslichkeit besitzen; es
                              									verdient daher dieser Apparat zur Prüfung der Güte und Festigkeit von Wollstoffen u.
                              									dgl. alle Beachtung.
                           
                              Z.