| Titel: | Zur Kenntniss des Erdöles. | 
| Autor: | F. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 531 | 
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                        Zur Kenntniſs des Erdöles.
                        Zur Kenntniſs des Erdöles.
                        
                     
                        
                           Geschichte. Nach
                              										Herodot wurde das Erdöl der Insel Zante, von ihm
                              										Pissasphaltum genannt, zum Einbalsamiren der
                              									Leichname gebraucht. Plutarch berichtet über den
                              									brennenden Erdölsee bei Ekbatana; Plinius und Dioscorides schreiben, daſs das Petroleum von Agrigent
                              									in Sicilien von den Einwohnern zur Beleuchtung benutzt werde (vgl. 1865 178 107). Die hannoverschen Erdölquellen sind
                              									wahrscheinlich schon den ersten Ansiedlern dieser Gegend bekannt gewesen; aus
                              									einigen derselben wird seit 500 Jahren das zu Wagenschmiere und als Arzneimittel
                              									verwendete Steinöl (Oleum petrae) gewonnen (vgl. 1821
                              										5 124). Auch das Vorkommen des Petroleums in
                              									Galizien, Rangoon, Baku ist seit Jahrhunderten bekanntVgl. Leonhardi: Macquers chymisches Wörterbuch.
                                    											2. Th. (Leipzig 1788) S. 193.; aber erst, nachdem am 27. August
                              									1859 auf den Vorschlag von G. H. Bissel, die
                              									unterirdischen Oeladern mittels artesischer Brunnen anzuzapfen, von Drake das erste Bohrloch bei Titusville niedergebracht
                              									war, wurde der groſse Werth desselben allgemein erkannt.
                           Vor mehreren Jahren fand man in der Nähe von Titusville runde, bis
                              										9m tiefe und 2m weite Schächte, welche ausgezimmert and so tief abgesenkt waren, bis sie
                              									eine Erdöl führende Kluft erreichten. Dieselben waren meist mit Erde ausgefüllt und
                              									mit Humus bedeckt, in welchem sich die Wurzeln sehr alter Bäume ausbreiteten, so
                              									daſs diese bergmännischen Unternehmungen vor mehr als 500 Jahren im Betriebe gewesen
                              									sein muſsten. Aehnliche Reste einstiger bergmännischer Thätigkeit findet man in Ohio und
                              										Canada.H. F. Wrigley: Special report on the petroleum of
                                       												Pennsylvania, 1874. Berg- und
                                       												hüttenmännisches Jahrbuch, 1876 S. 137. H.
                                       												Höfer: Die Petroleumindustrie Nordamerikas (Wien 1877). Louis Simonin: Souvenirs de mes voyages aux
                                       												Etat-Unis, Paris 1876. B. Kerl in Muspratt's Chemie, 3. Auflage, Bd. 5 S.
                                    											967. Nach Höfer müssen dieselben
                              									einem Volke zugeschrieben werden, welches vor den Indianern jene Gegenden bewohnte,
                              									das bereits das Kupfer am oberen See und die Bleierze bei Lexington ausbeutete,
                              									bemalte glasirte Geschirre hatte und unter dem der Gebrauch von Bronze zu Waffen und
                              									Schmuck bereits allgemein üblich war, welches dann aber wieder vollständig
                              									verschwand. Auf einer Karte von 1670 ist nach Höfer in
                              									der Nähe des jetzigen Ortes Cuba (N.-Y.) „Fontaine de bitume“ eingeschrieben und auf einer Karte von 1755 ist
                              									an der Mündung des jetzigen Oil Creek in den
                              									Alleghanyfluſs das Wort „Petroleum“ eingezeichnet. Dieses pennsylvanische
                              									Erdölvorkommen wird zuerst von Charlevoix in seinem
                              									Journale Mai 1721 erwähnt; derselbe berichtet, daſs nach Mittheilung des Capitäns
                              										de Joncaire an einem Hauptarme des Ohio, dem
                              									Alleghany, eine Quelle sei, welche eine ölartige Substanz führe, die zur Beruhigung
                              									von Schmerzen aller Art verwendet werde. Im J. 1750 berichtet dann der Commandant
                              									des Fort Duquesne, jetzt Pittsburg, an General Montcalm
                              									über eine Ceremonie der Seneca-Indianer, die jährlich zusammenkämen und das aus dem
                              									Boden sickernde Oel als Freudenfeuer anzündeten. Das durch Eintauchen von wollenen
                              									Decken oder Abschöpfen mit flachen Löffeln gewonnene Seneca-Oel wurde fast
                              									ausschlieſslich als Heilmittel für Wunden u. dgl. verwendet und theuer bezahlt. Noch
                              									im Anfang dieses Jahrhunderts kostete 1l Erdöl
                              									etwa 19 M. Der Preis für 1l Oel ging in Pittsburg
                              									zwar rasch herunter, so daſs er im J. 1843 nur noch 1 M. betrug; doch wurden immer
                              									nur verhältniſsmäſsig geringe Mengen gewonnen, und mehrfache Versuche, das Oel in
                              									gewöhnlichen Lampen zu brennen, schlugen fehl.
                           Am Muskingumflusse wurden i. J. 1814 zwei Brunnen zur Gewinnung
                              									von Salz gegraben; die Soole gab jedoch wegen des mit austretenden bituminösen Oeles
                              									ein völlig unbrauchbares Salz. Ein anderes Bohrloch gab im J. 1829 sogar so viel
                              									Oel, daſs durch den Brand des ausflieſsenden Petroleums umliegende Orte gefährdet
                              									wurden (vgl. 1836 62 159). Inzwischen blühte in
                              									Deutschland und Oesterreich die Mineralölindustrie auf und auch in Amerika wurde im
                              									J. 1850 die erste Theerölfabrik eröffnet; dies führte zur Erfindung besonderer
                              									Lampen, wodurch der raschen Einführung des Erdöles als Leuchtstoff der Weg geebnet
                              									wurde. Als nun, wie erwähnt, Drake (1861 161 76) 162 399) am 27. August
                              									1859 in 22m Tiefe die erste ölführende Kluft
                              									eröffnete, die ihm täglich 40hl Oel im Werthe von
                              									etwa 2200 M. lieferte, brach das Oelfieber los, welches noch gesteigert wurde, als
                              										Funk im Februar 1861 den ersten überflieſsenden
                              									Brunnen in Pennsylvanien erhielt, der täglich 477hl Oel lieferte, und seinen Höhepunkt erreichte, als der „Phillips
                                 										Well“ sogar täglich 3000 Faſs (4770hl)
                              									gab. Tausende strömten herbei, zahllose Bohrlöcher wurden durch Dampfkraft
                              									niedergebracht, in unbeschreiblich kurzer Zeit entstanden ganze Städte, es wurden
                              									ungeheure Reichthümer erworben, aber auch wieder verloren, als in Folge der
                              									plötzlich auf 2000000 Fässer (1 Faſs oder Barrel = 159l) gesteigerten Production der Preis für 1 Faſs an Ort und Stelle selbst
                              									auf 10 Cents herunterging, so daſs aus vielen überflieſsenden Brunnen das Erdöl in
                              									den nächsten Bach oder Fluſs abgeleitet wurde. In Folge dieses ungeheuren
                              									Preisrückganges nahm die Anwendung des Erdöles rasch zu. Die 38 Mineralölfabriken in
                              									den westlichen Hafenstädten, von denen 2 Albertit aus Neubraunschweig, die übrigen
                              									aber Bogheadkohle aus Schottland verarbeiteten, nahmen nun als Rohmaterial
                              									ausschlieſslich Erdöl und führten bald groſse Mengen dieses neuen Leuchtmaterials
                              									unter der Bezeichnung Kerosin (vgl. 1862 166 319),
                              									Pitt-Oel (vgl. Wagner's Jahresbericht, 1862 S. 675),
                              									oder als raffinirtes Petroleum (vgl. 1863 167 63) nach
                              									Europa aus. Entgegen der anfänglichen Ansicht von Ziurek (1862 166 77) und Jacobi (1863 169 120), daſs
                              									das amerikanische Erdöl der deutschen Mineralölindustrie keinen Abbruch thun würde,
                              									nahm die Einfuhr desselben derartig zu (vgl. 1863 169
                              										476) 1864 171 467), daſs fast nur die deutschen
                              									Braunkohlentheerfabriken die Concurrenz aushielten, um so mehr nun auch die Lampen
                              									verbessert wurden (*1863 167 460) und Marx (1862 166 348), Falk (1863 167 226) und Bolley (1863 169 130)
                              									zeigten, daſs das gereinigte Erdöl eine gröſsere Leuchtkraft habe als Solaröl.
                           In Folge der gesteigerten Nachfrage hoben sich die Preise und
                              									damit auch die eingeschränkte Produktion wieder. Dies traf mit der Entdeckung
                              									zusammen, daſs die Erdölablagerungen nicht, wie man bis zum J. 1866 geglaubt hatte,
                              									an die Richtung der oberirdischen Wasserläufe gebunden sei, sondern sich horizontal
                              									unter den Hügeln erstrecke und daher mit dem Bohrer in einer Tiefe erreicht werden
                              									müsse, welche um so gröſser wäre, je höher die Hügel sich erheben. Es wurden auf
                              									diese Weise im J. 1866 die Hügel Bennehoff, Pioneer und Stevenson, im J. 1867 die
                              									Hügel Tidioute und Triumph und im folgenden Jahre Pleasantville und Schambury mit
                              									Erfolg durchforscht. Alle diese Orte liegen nordöstlich oder nördlich von Franklin
                              									und werden unter der Bezeichnung „obere Oelregion“ zusammengefaſst; die
                              										„untere“, südlich von Franklin gelegene, deren Oelschichten durchweg über
                              										300m tief liegen, wurde erst im October 1865
                              									in Angriff genommen. Erst im J. 1868 wurde hier weitergebohrt, und jetzt gehört
                              									diese Gegend zu den ölreichsten von Nordamerika. Im J. 1873 hat man im südlichen
                              									Theile derselben bei Karns-City die Oelschicht des sogen, dritten Sandsteins
                              									durchstoſsen und 21m tiefer den vierten erreicht,
                              									aus welchem das 468m tiefe Bohrloch täglich 400
                              									Faſs Rohöl liefert. Im März desselben Jahres wurde dann der sogen. Modoc-District
                              									erschlossen.
                           Im Bezirk Enniskillen (Canada), zwischen dem Erie- und Huron-See
                              									gewann Williams bereits i. J. 1857 etwas Naphta; nach
                              									den Erfolgen Drake's legte er Ende 1859 das erste
                              									Bohrloch an und fand durch dasselbe auch bedeutende Mengen Erdöl. Nun wurden
                              									zahlreiche 15 bis 40m tiefe Bohrlöcher
                              									niedergetrieben, namentlich im Thale des Bear-Creek, so daſs schon i. J. 1860 etwa
                              										15000t Rohöl gewonnen wurden. Im folgenden
                              									Jahre erbohrte Shaw die erste flieſsende Quelle, die
                              									täglich fast 2000 Fässer oder 300t Oel lieferte.
                              									Ein 86m tiefes Bohrloch von Black und Matheson gab sogar einen 7m hohen Strahl und in jeder Minute 8 Fässer Oel.
                              									Allein sowohl diese, wie auch die pennsylvanischen Oelquellen (vgl. 1869 191 88) versiegten in wenigen, durchschnittlich in 3
                              									Jahren; die genannte ganze obere Oelregion Pennsylvaniens ist denn auch innerhalb 10
                              									Jahre fast vollständig erschöpft worden.Vgl. American Chemist, 1871 S. 18. 1872 S. 409.
                                    											1875 S. 359.
                           Die beispiellosen Erfolge in Nordamerika lenkten die
                              									Aufmerksamkeit auch auf die Erdölvorkommen in Europa, zunächst auf das galizische
                              										Petroleum.Windakiewicz: Das Erdöl und Erdwachs in Galizien
                                    											(Wien 1875). Berg- und hüttenmännisches
                                       												Jahrbuch, 1875 S. 1. Strippelmann: Die
                                       												Petroleumindustrie Oesterreich-Deutschlands (Leipzig
                                    										1878). Die Auffindung des Erdöles, Ropa genannt, scheint hier im 13.
                              									Jahrhundert erfolgt zu sein; im J. 1788 wird erwähnt, daſs dasselbe in flachen
                              									Gruben gesammelt werde. Im J. 1848 brachten jüdische Geschäftsleute schwarzgrüne
                              									Ropa zu einem Apotheker in Lemberg, welches die Pharmaceuten Lukasiewicz und Zeh als rohes Bergöl
                              									erkannten, destillirten und als Steinol in den Handel brachten. Es wurde fast
                              									ausschlieſslich als Heilmittel verwendet; erst im J. 1853 gelang es ihnen, aus dem
                              									Rohöl ein zu Beleuchtungszwecken geeignetes Oeldestillat abzuscheiden. A. Schreiner und L.
                                 										Stiermann in Drohobicz übernahmen nun eine jährliche Lieferung von 10000k Rohöl für die Nordbahn, und wurde durch diese
                              									Nachfrage die Förderung von Erdöl so vergröſsert, daſs die Bahn i. J. 1859 bereits
                              									ihren ganzen Bedarf von etwa 55000k aus Galizien
                              									beziehen konnte. Die amerikanischen Oelfunde gaben dieser Erdölindustrie erhöhten
                              									Aufschwung; noch i. J. 1859 gelang es Heindl, das
                              									galizische Oel von dem durchdringenden Gerüche zu befreien, 1863 errichtete Wagemann in Wien seine Raffinerie, und nun hob sich die
                              									Gewinnung von Steinöl und Ozokerit derart, daſs sie jetzt 30000t beträgt (vgl. 1872 206 237).
                           
                           Als im J. 1862 das Erdöl auch in Ruſsland eingeführt wurde, faſste
                              									ein pensionirter Gardeobrist Novosilzoff, in Erinnerung
                              									an die Beobachtung von Oelquellen, welche er 20 Jahre früher bei den Feldzügen im
                              									Kaukasus gemacht hatte, den Entschluſs, diese auszubeuten. Die ersten, mit 12
                              									amerikanischen Bohr-Ingenieuren und Arbeitern ausgeführten Bohrungen im
                              									Taman-District hatten keinen Erfolg, obgleich sie innerhalb 2 Jahren 200000 Rubel
                              									kosteten. Nun wurden die Amerikaner entlassen und die Bohrungen mit russischen
                              									Arbeitern fortgesetzt. Im J. 1865 wurde für das Unternehmen der Bohringenieur Kind, dann der Geologe Hugo
                                 										Hoffmann gewonnen. Am 4. Februar 1866 stieſs der alte Werkführer Peters bei einem Bohrversuche auf ein hartes Gestein;
                              									bald darauf erfolgten mehrere heftige Explosionen, welche das Bohrgerüst hoch in die
                              									Luft schleuderten, dann erschien ein Oelstrahl von anfangs etwa 50m Höhe. Nachdem dann dieses Bohrloch von Kind etwas tiefer gebohrt war, lieferte es täglich über
                              										800t oder jährlich für 8760000 Rubel Oel.Wochenschrift für Oel- und Fettwaaren, 1878 S.
                                    											159.
                           Vorkommen. Von den Erdölvorkommen in Deutschland
                              									versprechen namentlich die in der Provinz Hannover von groſser Bedeutung zu werden.
                              									Aus dem Alluvialsande von Wieze bei Celle wird seit etwa 500 Jahren Erdöl
                              									ausgewaschen. Von den vorhandenen 8 Gruben ist nach MeynTageblatt der 49. Versammlung deutscher
                                          													Naturforscher und Aerzte, 1876 S. 37. Vgl. Wagner's Jahresbericht, 1862 S. 668. 1874
                                       												S. 977. jetzt nur noch eine im Betriebe, und zwar werden
                              									aus 40cbm Theersand jährlich etwa 10000k Rohöl ausgewaschen. HarperHarper: Rapport géologique sur un gisement de
                                          													pétrole dans le Hanôvre (Bruxelles 1872)., der
                              									das hannoversche Erdöl für devonisch hält, schätzt die Menge des hier liegenden
                              									Erdöles auf 5000000t. Leider ist der Bohrversuch
                              									einer englischen Gesellschaft nur bis 120m
                              									fortgeführt, obgleich hier Tiefbohrungen voraussichtlich erfolgreich sein würden.
                              									Bei dem nächsten Dorfe Steinvörde ist ein alter Petroleumbetrieb aufgegeben worden,
                              									weil der Sand Thon enthält, der das daraus gewaschene Oel zum Schmieren untauglich
                              									macht. Ein im vorigen Jahre ausgeführter Bohrversuch traf bei 78m auf ein bedeutendes Steinsalzlager. Ein anderes
                              									nahe liegendes Erdölvorkommen wird wegen des zu hohen Grundwasserstandes nicht
                              									ausgenutzt. Das Erdöl beim Dorf Hänigsen, Station Burgdorf, wird seit mehr als 300
                              									Jahren mittels Binsen vom Wasser abgeschöpft, ähnlich wie es einst die
                              									Seneca-Indianer in Nordamerika thaten. Bei einem von einer belgischen Gesellschaft
                              									ausgeführten Bohrversuche wurden zunächst 7m
                              									Theersand, zum Diluvium gehörend, dann 400m
                              									Steinsalz-haltiger Keupermergel aufgeschlossen. Bei dem Dorfe Klein Eddesse ist der
                              									Boden derartig mit Steinöl getränkt, daſs durch dessen Verdunstung an der Oberfläche
                              									eine Schicht Asphalt entstanden war, die von der Hannoverschen Asphaltfabrik abgefahren und verarbeitet wurde. In einem
                              									nahe liegenden Steinbruch ist der Deistersandstein mit Erdöl getränkt. Auf den
                              									Wiesen bei den Dörfern Oedesse und Edemissen sammelt sich in sogen. Fettlöchern oder
                              									Theerkuhlen Erdöl, welches abgeschöpft wird. Ein i. J. 1874 von einer Hamburger
                              									Gesellschaft 80m tief niedergebrachtes Bohrloch
                              										liefert täglich 120
                              									bis 150k Oel von 0,84 sp. G.; ältere, mit Wasser
                              									gefüllte Bohrlöcher geben täglich 4 bis 5k von
                              									0,92 sp. G. Jetzt wird von Ingenieur Kleissen aus
                              									Bremen weiter gebohrt. In der Nähe von Braunschweig sind auf dem sogen. Reitling
                              									etwa 30 Bohrlöcher von geringer Tiefe in den Jurathon niedergetrieben, die sämmtlich
                              									etwas Erdöl geben. Bei dem nahe liegenden Dorfe Hordorf quillt das Steinöl direct
                              									aus dem Boden. Bei Oberg, südlich von Peine, wurde ein kleines Bohrloch im Jurathon
                              									bis 120m niedergebracht, welches 35 Fässer
                              										(5565l) Erdöl lieferte, dann aber
                              									unbegreiflicher Weise aufgegeben wurde. Bei 75m
                              									Tiefe fand ein heftiger Ausbruch brennbarer Gase statt, welcher die gesammten
                              									Bohrgebäude zerstörte; eine solche Gasansammlung deutet auf groſsen
                              									Petroleumvorrath; noch heute entweichen aus dem Bohrloch brennbare Gase. Bei
                              									Oelsburg, in der Nähe der Ilseder Hütte, hat man intermittirende Erdölquellen
                              									beobachtet. Bei Sehnde (zwischen Hannover und Hildesheim) ist auf dem Gipfel des
                              									Theerberges seit alter Zeit eine Oelquelle bekannt. Zwei niedergebrachte Bohrlöcher,
                              									die bis zum Lias und Räth herunter gehen, liefern wöchentlich 400k Oel (vgl. 1865 178 326. 1866 180 167). In der
                              									Nähe von Hannover tritt in einem kleinen Brunnen, der im Thon (Senon) steht, etwas
                              									dunkles Oel zu Tage, das zu Wagenschmiere verwendet wird. Kaum 1km davon liegt der bekannte Asphaltbruch von
                              									Limmer, welcher zum oberen Jura gehört. Auſserdem findet sich Asphalt bei Vorwohle
                              									im südlichen Hils und Bergtheer bei Verden.Vgl. Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1867 S.
                                    											288. 1870 S. 44. Auch die Bohrungen bei Heide in Holstein haben
                              									beträchtliche Mengen Erdöl nachgewiesen (vgl. 1870 198 184). Die hier erschlossene,
                              										300m mächtige weiſse Kreide enthält 13 Proc.
                              									Oel, so daſs hier mindestens 15000000t Petroleum
                              									lagern. Es scheint somit die nordwestdeutsche Ebene einen Vorrath von Erdöl zu
                              									haben, der dem amerikanischen nicht nachsteht, und welcher volkswirtschaftlich mehr
                              									bedeutet als die Goldwäschereien Californiens.
                           Von sonstigen deutschen Erdölvorkommen sind zu erwähnen das Elsasser bei Hagenau
                              									(vgl. 1873 207 176), Lobsann, Pechelbronn und Schwabweiler. Nach Le BellComptes rendus, 1871 Bd. 73 S.
                                       											499. und MoslerKatalog für die Bergwerks- und Hüttenproducte von
                                          													Elsaſs-Lothringen für die Wiener Weltausstellung (Straſsburg
                                       												1873) S. 23. ist hier namentlich der miocene Sand von
                              									dem Oel durchdrungen. Man gewinnt in Pechelbronn seit d. J. 1785, in Schwabweiler
                              									seit 1841 mittels 68 und 83m tiefer Schächte
                              									sowohl das aussickernde dickflüssige Erdöl, als auch den ölhaltigen Sand, der in
                              									Schwabweiler abdestillirt wird. Geringe Mengen Oel finden sich auch am Tegernsee in
                              									Bayern und im Taunus.
                           In England ist Erdöl aufgefunden bei Alfreton und Coalbrookdale-Newcastle; in
                              									Frankreich bei Pzenas und Gabian und an den Abhängen der Sevennen; in der Schweiz bei
                              									Neufchatel; in Italien am nördlichen Abhang der Apenninen, in Modena, bei Marzolaro
                              									und Neiano de Rossio, bei Armiano, Ritorbido und Voghera, bei Tocco im Pescarathal
                              									am östlichen Abhänge der Abruzzen (vgl. 1866 180 167), welches Vorkommen den
                              									untersten Subappenninenschichten angehört, die der oberen Kreide unmittelbar
                              									aufgelagert sind; dann bei Agrigent auf Sicilien.
                           Für OesterreichStrippelmann: Petroleumindustrie, S. VIII und 52
                                    											bis 103. Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch,
                                    											1875 Bd. 8 S. 4. Industrieblätter, 1869 Bd. 6
                                    											S. 112. Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1866
                                    											S. 352. Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
                                       												Hüttenwesen, 1873 S. 365. Wagner's
                                       												Jahresbericht, 1862 S. 668. 1864 S. 672. 1866 S. 664. 1867 S. 727.
                                    												Verhandlungen der geologischen
                                       												Reichsanstalt, 1871 S. 356. Jahresbericht
                                       												der Chemie, 1871 S. 1189. ist besonders das galizische
                              									Erdöl wichtig (vgl. 1860 156 464. 1865 175 87. 1868 189 271. 1873 210 207). Nach v.
                              										Cotta (1866 181 153) erstreckt sich dieses
                              									Erdölgebiet in einer Breite von etwa 20km durch
                              									ganz Galizien hindurch bis westlich nach Mähren und Schlesien, östlich in die
                              									Bukowina, Moldau und Walachei hinein. Strippelmann gibt
                              									eine Karte des galizischen Erdölvorkommens und betont, daſs als Hauptsammelplätze
                              									des galizischen Erdöles die Sandsteine und Conglomerate des zur Kreideformation
                              									gehörenden neocomen Karpathensandsteines, weniger die eocänen Schichten der
                              									Tertiärformation für Westgalizien, für Ostgalizien die miocänen Mergel, Thone und
                              									Sandsteine mit Steinsalzeinlagerungen zu bezeichnen sind. Im Westen in Rupniow,
                              									Modarko, Mencina, Klenczany, Ubiad, Klimkowka, Mogilno, Posadowa wird das Oel
                              									vorläufig nur aus eocänen Schichten gewonnen, in Librantowa und Starawies auch aus
                              									neocomen Karpathensandstein, in Wawrska, Ropa, Losie, Petna, Watkowa, Mrukowa,
                              									Samokleski, Pilgrzymka, Lencyny, Ciechlin, Ropica ruska, Mencina wielka, Mencina
                              									mala, Sekowa und Siary gewinnt man das Oel wieder aus eocänen Schichten, während
                              									Dominikowice, Kryg, Kobylanka, Lipinki, Libusza, Wojtowa, Pagorcyna, Harclowa das
                              									Oel bereits aus zwei neocomen Sandsteinzonen entnehmen.
                           Die etwa 3400qkm umfassende Oelzone Westgaliziens
                              									beginnt nach Strippelmann (a. a. O. S. 6) an den
                              									äuſsersten westlichen, durch Oelspuren gekennzeichneten Orte Rupniow, wird gegen
                              									Süden begrenzt von Przyszowa, Neu- und Alt-Sandeck, Klimkowka, Wotowie, Krempna;
                              									gegen Osten durch die den west- und ostgalizischen Oelbezirk geographisch trennende
                              									Linie Krempna, Zmigrod, Lencyny, Jaslo, Szebnie; gegen Norden von Joslo aus durch
                              									das Ropathal bis Biecz und von hieraus durch eine etwa 25km von der südlichen Begrenzung rechtwinklig
                              									entfernte und annähernd parallel laufende Linie, die in Rupniow-Tymbark die
                              									Westgrenze bildet. Die etwa 10000qkm umfassende,
                              									fast 25km breite Oelzone Ostgaliziens, die bis
                              									jetzt nicht ausgenutzt wird, schlieſst gegen Westen an die östliche Begrenzungslinie der
                              									westgalizischen Oelzone an, verfolgt gegen Süden eine den Hochkarpathen parallel
                              									laufende Richtung bis nach Zubie und setzt sich von hier in die Bukowina fort. In
                              									der Bukowina selbst hat man bei Kimpolung, Briaza, Stulpekany und Watramoldowitza
                              									mehrfach durch 15 bis 40m tiefe Schachte Erdöl
                              									gewonnen; auſserdem ist an vielen anderen Punkten Erdöl, meist mit Schraufit
                              									zusammen, nachgewiesen, während in Galizien dasselbe von Ozokerit begleitet ist.
                           An den südlichen Abhängen der Karpathen erstreckt sich in Ungarn ein Petroleumzug,
                              									der jedoch noch nicht ausgebeutet wird, festgestellt durch Erdöl in Kupfergruben des
                              									Grünsteinporphyrs, namentlich aber im Gebiet von Buch, Zemplin, Ungh-Bereg bis in
                              									die Marmaros und nach Siebenbürgen und Oesterreichisch-Schlesien. Erdöl ist ferner
                              									nachgewiesen in Niederösterreich, Salzburg, Kärnten, Tirol, Kroatien, Dalmatien, der
                              									Militärgrenze (vgl. 1867 185 164),
                           RumänienJahresbericht der Chemie. 1873 S. 1092. Notices sur la Roumanie (Paris 1867). S.
                                    											135. hat Erdöl in der Walachei (vgl. 1864 171 239) namentlich in Matitza, Colibasch, Serada, Chiojda, Plojeschti,
                              									Valeburga (vgl. 1868 190 80); i. J. 1867 wurden 17000000l rohes Oel gewonnen, welches namentlich in Braila verarbeitet wird und
                              									nach O. Buchner (1864 172 392) allerdings weniger
                              									Leuchtöl gibt als pennsylvanisches Rohöl. Auſserdem ist Erdöl bei Mojanestin in der
                              									Moldau nachgewiesen.
                           Griechenland hat auf der Insel Zante bei Keri Erdöl; eine Gesellschaft schöpft
                              									jährlich aus einem Brunnen mittels Pumpen etwa 400 Fässer.
                           Ruſsland hat Erdöl in der Krim (vgl. 1866 181 79), im Kaukasus (vgl. 1866 181 160),
                              									namentlich im Gouvernement Baku auf der Insel Apscheron, berühmt durch die heiligen
                              									Feuer, Tiflis u.s.w. Erdöl ist ferner nachgewiesen in Sibirien an der Petschora und
                              									neuerdings reiche Lager von Chandor im
                              									Wolgagouvernement im Ssamaraschen und Ssimbirskschen Gebiete an der Wolga.Zeitschrift für Paraffinindustrie, 1877 S.
                                    											6. Die Naphtaquellen von Baku erscheinen nach neueren
                              									Mittheilungen von Churchill unerschöpflich; an manchen
                              									Stellen springen im Sommer Oelfontainen von 30m
                              									Höhe und flieſst dann die Naphta meist unbenutzt ab. Im J. 1874 waren hier 180
                              									Fabriken im Betriebe, von denen die beiden gröſsten sich zu Surakh Khana bei
                              									Balakhana befinden, welche das der Erde entströmende Gas als Brennmaterial
                              										benutzen.Wagner's Jahresbericht, 1876 S. 1173. 1877 S.
                                    											1025.
                           In Asien findet sich ferner Erdöl in OstindienJahresbericht der Chemie, 1869 S.
                                    										1129. am Euphrat, bei Doulokee in Persien, in Birma (Rangoon)Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch, 1876 Bd. 14
                                    											S. 148. Zeitschrift für Paraffinindustrie, 1876
                                    											S. 17., bei Yenau Gyong (i. J. 1875 2000hl Oel), auf JavaWagner's Jahresbericht, 1862 S. 668.,
                              									in China und Japan. Nach den neuesten Berichten soll das Erdöl in 10 Provinzen
                              									Japans gefunden werden, zwar seit 1200 Jahren bekannt sein, aber erst seit 6 Jahren
                              									benutzt werden. Japan hat jetzt 5 Raffinerien, welche das sehr flüchtige Oel
                              										verarbeiten.Wochenschrift für Oel- und Fettwaaren, 1878 S.
                                    											153.
                           In Centralafrika hat Livingstone stark Paraffin-haltiges
                              									Erdöl entdeckt. Auch in Südaustralien bei Gimarocha und auf Neuseeland soll
                              									Petroleum gefunden werden.Chemisches Centralblatt, 1871. S.
                                    										752.
                           AmerikaHöfer: Petroleumindustrie Nordamerikas, S. 35
                                    											bis 89. Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch,
                                    											1876 Bd. 14 S. 152 bis 187. American Chemist,
                                    											1872 Bd. 2 S. 401. Bulletin de la Société
                                       												d'Encouragement, 1876 Bd. 2 S. 502. Engineer, 1878 Bd. 45 S. 93. hat Erdöl auf Cuba,
                              									Trinidad (vgl. 1864 173 483) und Barbados, in MexikoAmerican Chemist, 1872 Bd. 2 S. 290.,
                              									Venezuela, Ecuador, Peru, BoliviaWagner's Jahresbericht, 1868 S. 728.,
                              									Brasilien und neuerdings reiche Quellen in der argentinischen Provinz Jujuy.
                              									Besonders reich an Petroleum ist aber Nordamerika (vgl. 1865 176 328. 1877 225 504).
                              									Bezüglich des geologischen Vorkommens kommt Höfer (a.
                              									a. O. S. 80) zu folgenden allgemeinen Schlüssen:
                           1) Sämmtliche Vorkomnisse des östlichen Nordamerikas gehören der
                              									paläozoischen Gruppe an.
                           2) Die verschiedenen Vorkommen liegen nicht in gleichem
                              									geologischen Horizont, ja nicht einmal in derselben Gruppe.
                           3) Die tiefsten oder ältesten ölführenden Schichten gehören der
                              									untersilurischen Trentongruppe an (Manitouline-Insel und andere Punkte Canadas); das
                              									nächst höhere Niveau, von den bituminösen Niagarakalken von Chicago abgesehen, wird
                              									der Lower Heldenberg- und Oriskany-Gruppe zugerechnet (Vorkommen von Gaspé). Im
                              									Devon ist der Corniferous-Kalkstein der Träger des Rohöles von Enniskillen (Canada),
                              									den tiefsten Punkt der rentabeln Vorkommen bildend. Die darauf folgende
                              									Hamiltongruppe enthält an ihrer oberen Grenze schwarze Schiefer (Genesee-Zone) mit
                              									bis 16 Proc. Bitumengehalt. Diese sind vorwaltend der Sitz der Gasquellen in
                              									Nordpennsylvanien und Ohio, ohne Petroleum in nennenswerthen Mengen zu führen. Die
                              									darauf liegende Chemuny-Gruppe führt die für die dermaligen Handelsverhältnisse
                              									dominirenden Oellager Pennsylvaniens. Selbst bis zu den untersten Gliedern der
                              									produktiven Steinkohlenformation läſst sich die Oelführung nachweisen; weiter
                              									hinauf, also im Carbon, ist keine beachtenswerte Petroleum-führende Schicht.
                           4) Ein Theil der Vorkommen zeigt das Oel an bestimmte concordante
                              									Schichten gebunden (Pennsylvanien, Canada zum Theil), ein anderer führt das
                              									Petroleum in Spalten (Ohio, Westvirginien). In ersterem Falle sind durchweg die
                              									porenreichen Gesteine (Conglomerate, grobkörnige Sandsteine, cavernöse Kalksteine)
                              									die hervorragenden Träger des Oeles; an nur vereinzelten Stellen erwiesen sich auch
                              									die Schieferthone als ölführend, haben jedoch in den günstigsten Fällen nicht die
                              									Bedeutung der vorher genannten Gesteine.
                           5) In Canada, Ohio und Westvirginien, auch Pennsylvanien, ist die
                              									Hauptmenge des Oeles zweifelsohne an den Rücken der Anticlinalen aufgehäuft, welche
                              									letztere zuweilen so unbedeutend sind, daſs sie erst durch genaue geodätische
                              									Messungen constatirt werden können. Die Anticlinalen sind somit der sicherste Anhalt
                              									beim Schürfen, und zwar führen die sanftgewellten das Oel in hervorragenden
                              									Quantitäten, während in den stärkeren Aufbrüchen derselben Formation im
                              									Alleghanygebirge nur vereinzelte Spuren von Petroleum gefunden werden.
                           
                           6) Innerhalb einer Oelregion, welche
                              									das Oel in Schichten führt, liegen die einzelnen Niveaux nicht in gleicher Hohe,
                              									bezieh. sie sind nicht gleichalterig.
                           7) In Klüften auftretendes Oel ist weder an eine Formation, noch
                              									an den petrographischen Habitus der Glieder derselben gebunden. Diese Klüfte pflegen
                              									am Rücken der Anticlinalen zu erscheinen.
                           8) Die einzelnen Oelgebiete von Pennsylvanien, Ohio, Westvirginien
                              									und Kentucky-Tennessee liegen westlich vom Alleghanygebirge, und zwar zu diesem
                              									parallel.
                           Die eigentliche Oelregion Pennsylvaniens ist ein schmaler, etwa 100km langer Landstrich, der sich in SSW =
                              									NNO-Richtung zwischen den Eriesee und Pittsburg hinzieht; von dieser über 8000qkm groſsen Fläche sind bis jetzt erst etwa 100qkm productiv. Zwischen dem Eriesee und Huronsee
                              									in der Grafschaft Enniskillen, namentlich in den Bezirken Bothwell, Lambion und
                              									Kent, liegt das technisch wichtige Erdölvorkommen Canadas, und zwar auf einer Fläche
                              									von etwa 30qkm zusammendrängt. Die übrigen
                              									Fundorte in Canada am Cap Gaspé, in der Georgsbucht u.s.w. sind ohne Bedeutung. In
                              									Nord-Ohio, an der Südküste des Eriesees, dem Oelgebiet von Enniskillen gegenüber,
                              									liegen die Nachbarcounties Cuyahoga und Lorain, in denen jahrelang wenig ergiebige
                              									Erdölbrunnen im Betrieb waren, jetzt aber aufgegeben sind. Auch Süd-Ohio,
                              									Westvirginien, Kentucky, Tennessee liefern nur wenig Oel.
                           Nach neueren MittheilungenWochenschrift für Oel- und Fettwaaren, 1878 S.
                                    											84. sind auch die Oelbohrungen in Californien von Erfolg gewesen.
                              									Das Oelterrain ist in Ventura County (Landschaft), dem südlichen Theile des Staates
                              									Californien, und die Oelstrata erstreckt sich durch die ganze Landschaft von Osten
                              									nach Westen, das Schwefelgebirge (sulphur mountain)
                              									genannt, welches sich bis zur Höhe von 600m erhebt
                              									und auf 21km ausdehnt. Es sind sowohl nördlich wie
                              									südlich dieser Gegenden Oelquellen erbohrt worden; die meisten jedoch in 400 bis
                              										500m Tiefe. Die geologische Beschaffenheit
                              									gleicht ganz der pennsylvanischen; die Qualität des Oeles macht es jedoch weniger
                              									für Leucht- als mehr für Schmierzwecke geeignet, da es ein hohes specifisches
                              									Gewicht hat (0,840 bis 0,860). Im rohen Zustande hat es eine dunkelgrüne Farbe und
                              									ist merkwürdig geruchlos. Vorläufig werden im Ganzen nicht mehr wie 300 Barrels
                              									täglich gewonnen und die in Betrieb gesetzten Quellen sind auf Pumpwerke gestellt.
                              									An der Südküste Californiens flieſst bereits seit 50 Jahren das Bitumen aus der Erde
                              									dem Meere zu – ein Bitumen, gleich dem in Trinidad, welches seinerzeit bereits von
                              									den Spaniern zum Anstrich der Boote und Schiffe, sowie zur Dachdeckung gebraucht
                              									wurde, eine Anwendung, welche sich auch heute noch bewährt.
                           Entstehung des Erdöles. Ueber die Bildung des Erdöles
                              									gehen die Ansichten noch weit aus einander; stellte man doch, wie Wrigley (Special report,
                              									S. 143) berichtet, in Nordamerika sogar allen Ernstes die Vermuthung auf, daſs es der
                              									Urin von Wallfischen sei, welcher durch unterirdische Kanäle vom Nordpole hier
                              									zusammenflieſse.
                           Nach BerthelotComptes rendus, 1866 Bd. 62 S.
                                       											949. sollen sich im Innern der Erde aus Kohlensäure und
                              									Alkalimetallen Acetylüre bilden, die mit Wasserstoff Acetylen (C2H2) geben, aus dem
                              									Erdöl und theerähnliche Producte entstehen.
                           H. ByassonRevue industrielle, 1876 S.
                                       										454. hat durch Erhitzen von Wasser, Kohlensäure und
                              									Schwefelwasserstoff in Eisengefäſsen zur Rothglut flüssige, dem Erdöl ähnliche
                              									Kohlenstoffverbindungen bekommen. Da nun Petroleum in der Nähe von Vulcanen
                              									auftritt, begleitet von Salz, Kohlenwasserstoff, Wasserstoff, Schwefelwasserstoff
                              									und Kohlensäure, so nimmt er an, daſs Meerwasser in Erdspalten eingedrungen sei,
                              									verschiedene Stoffe, namentlich Meereskalke mitgerissen und unter dem Einfluſs der
                              									hohen Temperatur in Berührung mit metallischem Eisen oder auch Schwefeleisen Erdöl
                              									gebildet habe.
                           Auch D. MendelejeffBerichte der deutschen chemischen
                                          													Gesellschaft, 1877 S. 229. führt aus, daſs die
                              									Bildung des Erdöles vorsilurisch sein müsse, die Entstehung desselben aus Organismen
                              									daher unwahrscheinlich sei. Von der Kant-Laplace'schen
                              									Hypothese von der Entstehung der Erde ausgehend, nimmt er in der Erde eine
                              									Ansammlung von Metallen an. Wenn man nun voraussetzt, daſs unter den Metallen Eisen
                              									vorwaltet, was nicht unwahrscheinlich ist, da dasselbe in Menge auf der Sonne und in
                              									den Meteorsteinen verbreitet ist, und die Existenz von Kohlenstoffverbindungen der
                              									Metalle zuläſst, so wird dadurch nach seiner Ansicht nicht nur die Entstehungsweise
                              									des Steinöles, sondern es werden auch alle Eigenthümlichkeiten seines Vorfindens an
                              									solchen Orten, wo die Erdschichten in Folge von Gebirgsemporhebungen von der inneren
                              									Seite einen Bruch erlitten haben müssen, begreiflich. Durch einen auf diese Weise
                              									entstandenen Riſs muſste das Wasser zu den Kohlenstoffmetallen dringen, bei der
                              									hohen Temperatur und Druck auf dieselben einwirken und dabei Metalloxyde und
                              									gesättigte Kohlenwasserstoffe bilden. Die letztern stiegen in Dampfform bis zu
                              									denjenigen Erdschichten empor, wo sie sich verdichteten und die lockeren Sandsteine,
                              									welche viel ölartige Producte aufzunehmen fähig sind, durchtränkten. Mit einer
                              									solchen Erklärung der Steinölgenesis vertragen sich angeblich viele andere
                              									Naturerscheinungen: das Vorherrschen von Elementen von geringem Atomgewicht an der
                              									Erdoberfläche; die Verbreitung des Mineralöles in geraden Linien oder in Bogen
                              									groſser Kreise; der Zusammenhang desselben mit dem Vulcanismus, welcher von vielen
                              									Forschern und besonders von Abich beobachtet war; die
                              									magnetischen Erscheinungen der Erde und viele andern Naturerscheinungen. Die fernem
                              									Metamorphosen des Steinöles, die Entstehung von Grubengas und ungesättigten
                              									Kohlenwasserstoffen aus ihm, die chemische Zusammensetzung des Mineralöles aus verschiedenen Gegenden und
                              									des Salzwassers, welches das Steinöl stets begleitet, läſst Mendelejeff vorläufig unerörtert.
                           Dumas, H. Rose und Bunsen
                              									nehmen an, daſs das Erdöl den Kohlenwasserstoffen des Steinsalzes entstamme. Beim
                              									Lösen desselben durch unterirdisches Wasser entwichen dieselben theils gasförmig,
                              									theils wurden sie durch hohen Druck verdichtet.
                           Fötterle glaubt das Erdöl Galiziens aus den sehr
                              									bitumenreichen schwarzen Schiefern der eocänen Menilitgebilde herleiten zu müssen,
                              									durch welche dasselbe zu Tage tritt, und schreibt der Zersetzung von Schwefelkiesen,
                              									sowie äuſseren Temperatur- und Witterungsverhältnissen hierbei einen wesentlichen
                              									Einfluſs zu. Windakiewicz hält dem entgegen, daſs dann
                              									die Oelbildung ein an der Oberfläche vor sich gehender Proceſs sei; Erdöl findet
                              									sich aber auch in gröſseren Tiefen und meist an Orten, an denen die Schiefer gar
                              									nicht vorkommen.Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch, 1875 Bd. 23
                                    											S. 115. Vgl. Bischof: Geologie, 1863 Bd. 1 S.
                                    											789.
                           Der sonst weit verbreiteten Ansicht, daſs das Erdöl unterirdischen Verkohlungs- oder
                              									Verbrennungsvorgängen von Steinkohlenlagern entstamme, trat ReichenbachSchweiger's Journal, Bd. 59 S.
                                       											19. mit der Thatsache entgegen, daſs das beim Verkohlen von
                              									Steinkohlen erhaltene Oel völlig verschieden sei von Erdöl; letzteres enthalte
                              									namentlich kein Paraffin und Eupion, welches in den Producten der trocknen
                              									Destillation niemals fehle. Da er nun beim Destilliren von Steinkohle mit Wasser ein
                              									Oel erhielt, welches dem Steinöle von Amiano und auch dem Terpentinöl sehr ähnlich
                              									war, so hielt er dieses für das Terpentinöl der vorweltlichen Pinien und als solches
                              									in den Kohlen fertig gebildet, aus denen es durch die Erdwärme abgeschieden werde.
                              										Gregory wies dann im Steinöle von Rangoon Paraffin
                              									und Eupion nach und betrachtete dasselbe daher wieder als ein Product der trocknen
                              									Destillation. Auch KobellJournal für praktische Chemie, Bd. 4 S. 1.
                                       												Bd. 8 S. 305. schloſs sich dieser Ansicht an, meinte
                              									aber, daſs die das Material liefernden Kohlen alles Bitumen verloren haben müſsten,
                              									weshalb nicht die gewöhnliche Steinkohle, vielleicht aber der Anthracit als
                              									Destillationsrückstand anzusehen sei. F. v. HochstetterJahrbuch der k. k. geologischen
                                          													Reichsanstalt, Bd. 15 S. 206., der i. J. 1865
                              									die galizischen Oelfelder bereist hat, meint, daſs das dortige Erdöl aus einer unter
                              									dem Karpathensandsteingebirge sich hinziehenden Steinkohlenformation herzuleiten sei
                              									– eine Ansicht, welcher Strippelmann (a. a. O. S. 84)
                              									entgegentritt.
                           B. KerlMuspratt's Chemie (Braunschweig 1877), Bd. 5
                                       												S. 984. führt aus, daſs gegen die Annahme einer trocknen
                              									Destillation die Umstände sprechen, daſs dasselbe auch in altern Schichten vorkomme.
                              									Das durch trockne Destillation aus Kohle und bituminösen Schiefern erhaltene Oel
                              									enthält neben gesättigten viel ungesättigte Kohlenwasserstoffe, Glieder der Benzolreihe, Säuren
                              									(Phenol, Cresol u.s.w.) Ammoniumverbindungen, Naphthalin, Anthracen u.s.w., die dem
                              									Steinöl fehlen. Da nun nach den Versuchen von J. A. Le
                                 										Bell die ungesättigten Kohlenwasserstoffe in Berührung mit Wasser sich
                              									langsam verändern, so könnten auf diese Weise die ungesättigten Kohlenwasserstoffe
                              									aus einem durch trockne Destillation entstandenen Erdöl verschwunden sein.Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft.
                                    											1876 S. 60. Comptes rendus, 1875 Bd. 81 S.
                                    											967.
                           Wahrscheinlicher ist die Bildung des Erdöles durch Zersetzung von Organismen bei
                              									niedriger Temperatur. Nach T. St. HuntChemical and geological essays, 1875 S.
                                       												168. und Lesquereux sind es
                              									ausschlieſslich Meerespflanzen, namentlich Algen, bei deren langsamer Zersetzung
                              									unter Meerwasser, welchem das die Erdölquellen begleitende Salz entstammt, Gase und
                              									bituminöse Stoffe entstanden, die, durch übergelagerte thonige Gebirgsschichten
                              									eingeschlossen, das Erdöl bildeten. Dieser Ansicht wird entgegengehalten, daſs
                              									Steinöl auch oft unmittelbar aus Steinkohlenflötzen hervortritt, welche nachweisbar
                              									nur aus Landpflanzen gebildet worden sind. In manchen Steinkohlenwerken schwitzt und
                              									flieſst es aus dem davon imprägnirten Gesteine aus. Bei Coal-Port in Skropshire
                              									wurde sonst ein Faſs täglich gesammelt, und in den Schichten von Dawley und The
                              									Dingle bildet das Bergöl förmliche Traufen, gegen welche die Bergleute durch Breter
                              									geschützt werden müssen.Industrieblätter, 1877 S. 158.
                           Well und Krüger haben auf
                              									Trinidad fossile Pflanzen gefunden, welche theils in Erdöl, theils in Lignit
                              									verwandelt waren, nicht durch Destillation, sondern durch einen eigenthümlichen
                              									chemischen Vorgang bei gewöhnlicher Temperatur und unter den gegebenen Bedingungen
                              									des dortigen Klimas. Auch Windakiewicz (a. a. O. S.
                              									116) hält das Petroleum lediglich vegetabilischen Ursprunges, da dasselbe kein
                              									Ammoniak enthalte, meint aber, daſs Kohlenflötze, bituminöse Schiefer, fein durch
                              									ein Gestein vertheilte Pflanzentheile, Algen oder Baumstämme diese
                              									Kohlenwasserstoffe abgesondert haben können. Aehnlich äuſsert sich Draper (1865 178 111).
                           Im Gegensatz hierzu hält Höfer (a. a. O. S. 88) es zwar
                              									für möglich, daſs Ueberbleibsel einer marinen Flora zur Oelbildung mitgewirkt haben,
                              									obgleich keine bituminöse Fucoidenschiefer bekannt sind; ihm will es jedoch
                              									scheinen, daſs nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft man nur thierische
                              									Reste (Saurier, Fische, Mollusken) als Ausgangspunkt zur Erklärung der
                              									Petroleumgenesis mit Sicherheit voraussetzen darf, aus welchen sich unter Mitwirkung
                              									der Erdwärme durch eine allmälige Destillation unter entsprechendem Drucke das Rohöl
                              									gebildet hat. Schon früher hatte BertelsWagner's Jahresbericht, 1875 S.
                                       											1059. angegeben, daſs die Naphta im Kaukasus durch die
                              									Zersetzung von Mollusken entstanden sei. Nach MüllerZeitschrift für Paraffinindustrie, 1876 S.
                                       												70 und 97. häuften sich am Boden der Urmeere die
                              									zahllosen thierischen Leichen ganzer Schöpfungsperioden an, wurden mit Schlamm
                              									bedeckt und bildeten nun durch langsame Zersetzung das Erdöl, welches sich theils in
                              									unterirdischen Becken sammelte, theils in den auflagernden Erdschichten verbreitete.
                              									Nach Fraas entstammen die in Syrien auftretenden
                              									bituminösen Ablagerungen (Asphalt u.s.w.) der Thierwelt des Kreidemeeres. Der in den
                              									oberen Schichten der Juraformation vorkommende, von Erdöl begleitete Asphalt in
                              									Limmer bei Hannover ist ebenfalls thierischen Ursprunges.
                           Harper führt in seinem erwähnten Buche die Bildung des
                              									Erdöles auf die Zersetzung groſser Massen organischer Körper des Thier- und
                              									Pflanzenreiches zurück, namentlich in der Devon- und Kohlenformation. In der
                              									mesozoischen Gruppe, von der Triasformation bis zur Kreide ist daher nur wenig Erdöl
                              									zu finden, noch weniger in der Tertiärformation. Strippelmann (a. a. O. S. 84) schlieſst sich dieser Ansicht an. Er führt
                              									aus, daſs das Erdöl aus der Silur- und Devonformation nur thierischen Ursprunges
                              									sein kann, da die Bedingungen für das Pflanzenleben noch zu ungünstig waren, daſs
                              									das Erdöl der Kohlenformation theils thierischer, theils pflanzlicher Abstammung
                              									sei, daſs schlieſslich die jüngeren Formationen nur wenig Erdöl liefern konnten. Er
                              									hält es für zweifellos, daſs die Petroleumbildung an die Silur-, Devon- und
                              									Kohlenformation gebunden sei, daſs die unter Mitwirkung gröſserer Erdwärme vor sich
                              									gehende Zersetzung der massenhaft angehäuften pflanzlichen und thierischen Stoffe in
                              									ungekannten Tiefen sich noch in Thätigkeit befindet und, je näher wir derselben
                              									durch Bergbau rücken, wir auch auf eine Zunahme der Erdölmengen rechnen können. Aus
                              									diesem Herd der Erzeugung und dessen Sammelräumen sind die jetzt productiven
                              									Oelzonen zum Theil durch Gascondensationen, theils durch Capillaranziehung erfüllt
                              									worden und werden noch jetzt gefüllt.
                           Gewinnung, Verarbeitung und Anwendung des Erdöles sollen in einem folgenden Referat
                              									besprochen werden.
                           
                              F.