| Titel: | Neuerungen an Condensationswasser-Ableitern. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 14 | 
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                        Neuerungen an
                           								Condensationswasser-Ableitern.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 3.
                        Neuerungen an Condensationswasser-Ableitern.
                        
                     
                        
                           Der Condensationstopf von Johannes Haag in
                              										Augsburg (* D. R. P. Nr. 6234 vom 26.
                                 										Januar 1879) wirkt vermöge der Ausdehnung und Dampfbildung einer
                              									erhitzten Flüssigkeit, deren Siedepunkt unter 100°, also tiefer als der des Wassers
                              									liegt (vgl. Hawes *1875 218
                              									17). Diese Flüssigkeit (gewöhnlich wasserfreier Spiritus) wird in ein flaches, unten
                              									mit einer elastischen Kupferscheibe m (Fig. 1 Taf.
                              									3) abgeschlossenes Gefäſs g gefüllt, welches im Gehäuse
                              									und zwar an einer im Deckel desselben abgedichteten Schraube r hängt. Mit dieser Schraube läſst sich das Gefäſs g von auſsen so einstellen, daſs das von der Scheibe m getragene Ventil o etwas
                              									von seinem Sitz absteht und den Wasserablauf a ein
                              
                              									wenig offen läſst. Das bei l in den Topf eintretende
                              									Condensationswasser kann demnach aus diesem ungehindert austreten. Sobald jedoch die
                              									Wassertemperatur eine gewisse Grenze erreicht, wird in dem vom Wasser umspülten und
                              									erwärmten Gefäſs g der Weingeist verdampfen, der
                              									hierdurch entstehende Druck die Scheibe m ausbauchen
                              									und diese das Ventil o niederdrücken, bis es
                              									abschlieſst. Der völlige Ventilschluſs läſst sich von der Wärme des
                              									Condensationswassers abhängig machen, da eine ursprünglich gröſsere Ventilöffnung
                              									hierzu eine stärkere Durchbiegung der elastischen Scheibe erheischt, welche wieder
                              									nur durch eine erhöhte Spannung der stärker erhitzten Spiritusdämpfe bewirkt werden
                              									kann. Durch geeignete Ventilstellung mittels der Schraube r läſst sich demnach das Wasser bei 80 bis 95° ableiten. Besonders
                              									bemerkenswerth ist der Umstand, daſs der Apparat bei kalter Leitung stets offen ist,
                              									daſs sich also in letzterer kein Wasser ansammeln kann, welches beim Anlassen
                              									Schläge verursachen würde. Auch die leichte Zugänglichkeit muſs hervorgehoben
                              									werden, welche allerdings schon deshalb nöthig sein dürfte, weil sich das Entweichen
                              									von Spiritusdämpfen aus dem Gefäſs g und das
                              									zeitweilige Nachfüllen des letzteren kaum wird vermeiden lassen. Zum Nachfüllen
                              									dient die verschraubbare Oeffnung f. Ein Hahn w erlaubt das gänzliche Ablassen des Apparates, wenn
                              									dieser der Gefahr des Einfrierens ausgesetzt ist. Das Verschmutzen der
                              									Ventilsitzflächen wird durch ein Schlammsieb s
                              									verhütet.
                           Auf eigenthümliche Weise wurde das Princip des bekannten Kirchweger'schen Automaten
                              									(* 1869 192 9), das Ablassen des Niederschlagswassers
                              									durch die Wirkung seiner Schwere zu veranlassen, neuerdings von Steinle und Hartung in Quedlinburg (* D. R. P. Nr. 7490 vom 16. Mai 1879) angewendet, deren in
                              										Fig. 2 bis 4 Taf. 3
                              									abgebildeter Condensationstopf keine in einem Gehäuse eingeschlossenen Theile
                              									enthält und deshalb besonders leicht controlirt werden kann. Das birnförmige
                              									Sammelgefäſs b wird von einer in zwei Ständern
                              									gelagerten hohlen Achse getragen und durch einen Gegengewichtshebel f ausbalancirt. Das Niederschlagswasser tritt durch die
                              									Höhlung a des einen Ständers in den einen Kanal der
                              									Achse und in das Gefäſs b und bringt dieses zum Sinken,
                              									wodurch die Achse so gedreht wird, daſs ihr bisher verschlossener zweiter Kanal mit
                              									der Abfluſsöffnung c im zweiten Ständer in Verbindung
                              									tritt. Da nun in diesen Kanal das bis nahe zum Gefäſsboden reichende Tauchrohr d mündet, kann das im Gefäſs befindliche Wasser durch
                              									dieses unter Dampfüberdruck entweichen. Das entleerte Gefäſs wird durch das
                              									Gegengewicht f hierauf wieder gehoben und gegen den
                              									Ablauf hin abgesperrt. Hohe Dampfspannungen können die Wirkung des Apparates nicht
                              									beeinfluſsen, weshalb er sich zur Anwendung unter Hochdruck besonders eignen dürfte.
                              									Als Uebelstand möchte die nothwendige Instandhaltung einer Stopfbüchse bezeichnet
                              									werden.
                           Der erwähnte Kirchweger'sche Condensationstopf wurde von Trautschold und Rahnsen in
                              									Sudenburg-Magdeburg dahin verbessert, daſs er ohne Demontirung des
                              									Leitungsanschlusses zugänglich ist. Der in der Patentschrift (* D. R. P. Nr. 7415 vom 10. April 1879) angeführte Vortheil erhöhter
                              
                              									Leistungsfähigkeit, welche den älteren Apparaten gegenüber durch besondere
                              									Formgebung des Gehäuses erzielt sein soll, ist nicht
                              									begründet.
                           Auch bezüglich der Einrichtung des Condensationswasserableiters von E.
                                    											Fromm in Mülhausen (* D. R. P. Nr. 7488 vom 10. Mai 1879) genügt zu bemerken, daſs
                              									derselbe lediglich aus einem Hahn besteht, dessen Küken einen breiten niedrigen
                              									Spalt erhält, damit sich die Abfluſsöffnung möglichst empfindlich so reguliren
                              									lasse, daſs – ununterbrochenen, gleichmäſsigen Dampfverbrauch vorausgesetzt – Zu-
                              									und Abgang des Condensationswassers gleich sind.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
