| Titel: | Formmaschine von Sebold und Neff in Durlach. | 
| Autor: | G. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 19 | 
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                        Formmaschine von Sebold und Neff in
                           								Durlach.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 4.
                        Sebold und Neff Formmaschine.
                        
                     
                        
                           Einen sehr beachtenswerthen Fortschritt weist die von der Eisengieſserei Sebold und Neff in Durlach, Baden (* D. R. P. Nr. 8390 vom 26. Juli 1879) erfundene und bereits
                              									vielfach praktisch erprobte Formmaschine auf, welche in Fig. 7 bis
                              										13 Taf. 4 näher veranschaulicht ist. Nach dem hier eingeschlagenen
                              									Verfahren ist ein groſser Uebelstand der älteren Constructionen beseitigt; bei
                              									diesen brachte man nämlich zur Ausübung des Druckes auf den Formsand zuerst Druckplatten mit gerader
                              									Fläche zur Anwendung, welche den Nachtheil besitzen, daſs der Sand an den hohen
                              									Stellen des Modelles mehr, an den niedrigeren weniger stark gepreſst wurde. Diesen
                              									Fehler suchte man später mit verbesserten Druckplatten abzuhelfen, in deren
                              									Unterfläche das Modell vertieft eingeschnitzt war. Abgesehen davon, daſs ein solches
                              									Brett nie so genau hergestellt wird, daſs es streng dem Modell entspricht, werden
                              									nun die tieferen Stellen zu stark, die höheren zu wenig gepreſst. Das Gesagte
                              									erhellt deutlich aus Fig. 7, in
                              									welcher die Pressung mit flacher bezieh. mit façonnirter Druckplatte veranschaulicht
                              									ist; dagegen zeigt Fig. 8 die
                              									neue Art, gut verwendbare Preſsplatten leicht herzustellen.
                           Man setzt auf die Bodenplatte a, auf welcher die zu
                              									formenden Modelle b aufgeschraubt oder aufgenietet
                              									sind, den Formkasten c auf und gieſst in denselben
                              									erwärmtes Guttapercha oder sonst eine Masse, welche nach dem Erkalten hinlängliche
                              									Festigkeit erhält, um zur Uebermittlung des Druckes der Maschine auf den Formsand
                              									dienen zu können. Auf diese Weise erhält man ein dem von der Formplatte sich
                              									abhebenden Hauterelief genau entsprechendes Basrelief, welches nach dem Erkalten
                              									leicht abgehoben werden kann und nunmehr die Druckplatte d bildet. Beim Formen wird der Formkasten c
                              									auf die Bodenplatte a aufgesetzt, in der gewöhnlichen
                              									Weise mit Sand gefüllt und dann glatt abgestrichen. Die Druckplatte d wird gleichfalls mit dem Relief nach oben auf den
                              									Boden gelegt, der Rahmen e aufgesetzt und in den so
                              									geformten Kasten ebenfalls Sand eingefüllt und abgestrichen. Man bedeckt alsdann den
                              									Aufsatzrahmen e mit einem Blech, dreht denselben
                              									mitsammt der Bodenplatte um und legt das Ganze auf den Formkasten c, worauf man das Blech wegzieht. Die Theile nehmen
                              									alsdann die in Fig. 8
                              									dargestellte Lage ein; Fig. 9 zeigt
                              									die obere Ansicht einer solchen Formplatte.
                           Wie man sieht, ist die auf dem abzuformenden Modelle ruhende Sandschicht nunmehr
                              									überall gleich hoch, der Druck wird überall ein gleichmäſsiger und man erhält eine
                              									Form, welche an allen Stellen gleich dicht ist.
                           Um nun die Druckgebung auf die Form genau dem in Verwendung kommenden Formmaterial
                              									anzupassen, hat die Maschine folgende Einrichtung (Fig. 10 bis
                              										13) erhalten.
                           In passenden, an dem Maschinengestell angebrachten Führungen läſst sich der Tisch A senkrecht auf- und niederbewegen. Auf dem Tisch ruht
                              									der Wagen B mit dem Formkasten C, um von dem Tisch A gegen die an dem
                              									Gestell festsitzende Kopfplatte K angepreſst zu werden.
                              									Der Druck wird mithin bei der vorliegenden Maschine von unten bewirkt; doch lieſse
                              									sich derselbe, wenn nöthig, auch von oben ausüben. Der Tisch erhält seine
                              									Aufwärtsbewegung durch die vier Zahnsegmente D, welche durch
                              									entsprechende Gelenke E mit dem Tisch verbunden sind
                              									und ihrerseits ihre Bewegung von dem Zahnkranz F, dem
                              									Vorgelege G und der Kurbel H erhalten. Das Gewicht des Tisches und der auf demselben ruhenden Last
                              									ist durch das an der einen Achse D sitzende
                              									Gegengewicht I ausgeglichen.
                           Die Kopfplatte K ist an dem Gestell durch ein Gelenk
                              									befestigt, so daſs sie zurückgeschlagen werden kann. Wenn sie den Druck aufnehmen
                              									soll, wird sie durch die Hängestücke L, welche sich um
                              									an dem Gestell sitzende Zapfen legen, festgehalten. Die Hängestücke sind durch ein
                              									Gelenk N mit einander verbunden, so daſs ein Ruck
                              									genügt, um dieselben auszulösen und die Kopfplatte frei zu machen. Ein Gewicht,
                              									welches mit dem vorderen Ende der Kopfplatte bei o
                              									verbunden ist, hält diese im Gleichgewicht. Die Kopfplatte ist in ihrem Gestell
                              									verstellbar, so daſs auch höhere Formkasten eingeformt werden können. Das Gestell
                              									ist zu diesem Zweck nach oben verlängert und mit Zahnlöchern versehen, in welche der
                              									Drehzapfen der Kopfplatte eingesteckt werden kann; ebenso sind die Haken oder
                              									Hängestücke L für den gleichen Zweck zum Auswechseln
                              									eingerichtet.
                           Damit der Druck der Maschine aufhöre, wenn die Form eine gewisse Dichtigkeit erreicht
                              									hat, ist folgende Vorrichtung angebracht: Der Wagen B
                              									liegt nicht unmittelbar auf dem Tisch, sondern auf den vier in Führungen des Tisches
                              									auf und ab beweglichen Zapfen P, welche ihrerseits auf
                              									den Enden der durch die Läufergewichte Q regulirbar
                              									beschwerten Hebel R ruhen. Die Zapfen werden mit dem
                              									Tisch in die Höhe bewegt; sobald jedoch der von der Form aufgenommene Druck eine
                              									gewisse, den Gegendruck der Gewichte überwiegende Gröſse erreicht hat, geben die
                              									Zapfen nach und jeder weiter fortgesetzte Druck hebt die Gewichte Q in die Höhe, ohne daſs er eine weitere Wirkung auf
                              									die Form auszuüben im Stande wäre. Durch Verschieben der Gewichte Q auf dem Hebelarm R kann
                              									man also den Druck, welcher auf den Formsand wirken soll, ganz unabhängig von dem
                              									gröſseren oder geringeren Hube des Tisches nach Belieben reguliren.
                           Nach erfolgter Pressung wird der Tisch A niedergelassen,
                              									die Kopfplatte K in die Höhe geschlagen und der Wagen
                              									unter der Form, die mit Zapfen X in Lagern des
                              									Gestelles ruht, weggefahren. Alsdann dreht man die Form um ihre Zapfen, so daſs die
                              									Formplatte nach oben zu liegen kommt, und löst diese von der Form durch einige auf
                              									dieselbe von oben ausgeübte Schläge mit einem Holzhammer. Damit kein Sand auf die
                              									Bahn falle, ist an dem Wagen B der Schutzkasten S angehängt. Bei seiner Aufwärtsbewegung hebt sich der
                              									Wagen B mit dem Kupplungshaken T aus dem Schutzkasten heraus, um sich, wenn der Tisch neuerdings
                              									niedergeht, durch Einhängen des Hakens T wieder mit dem
                              									Sandwagen zu verbinden.
                           Damit die Formkästen bequem mit Sand gefüllt werden können, ist der auf Schienen am Kopfe
                              									des Gestelles laufende Sandkasten U (Fig. 13)
                              									angebracht; derselbe enthält die für einen längeren Betrieb erforderliche Menge
                              									Formsand und wird zurückgeschoben, wenn eine Form unter der Presse ist. Jedesmal,
                              									wenn ein neuer Formkasten aufgesetzt wird, wird der Wagen U, so lange die Kopfplatte K aufgeschlagen
                              									ist, vorgeschoben, so daſs er dicht an den Formkasten anstöſst. Der Arbeiter schiebt
                              									alsdann mit einer Krücke den Sand aus dem Wagen U in
                              									den Formkasten und streicht diesen ab. Der abgestrichene Sand fällt durch die Rinne
                              										V (Fig. 12) in
                              									den am Boden stehenden Kasten W.
                           Um mit dieser Maschine, welche sich zur Anfertigung kleinerer und gröſserer
                              										GuſsstückeDie Formmaschine wird in zwei Gröſsen gebaut mit Formkästen von 420 × 480mm bis 420 × 510mm bezieh. von 540 × 810mm bis 615 × 820mm Lichtweite., deren Bedarf
                              									ein sehr geringer sein kannBerichterstatter überzeugte sich, daſs bei den Erfindern schon bei Bedarf von
                                    											20 Stück getheilte Holzmodelle, welche nach Fertigstellung einfach von den
                                    											Modellplatten wieder abgenommen werden, zur Verwendung kommen.,
                              									vorzüglich eignet, weitere Vortheile zu erzielen, ist es nöthig, eine solche
                              									Anordnung zu treffen, daſs stets zwei Maschinen zusammen arbeiten, d.h. während auf
                              									der einen Maschine der Untertheil für das betreffende Stück geformt wird, fertigt
                              									man auf der zweiten Maschine den Obertheil, welche beide hierauf auf einem eigens
                              									construirten, zur Maschine gehörigen Centrirapparat zusammengesetzt werden.
                           Der auf diese Weise hergestellte Guſs ist nahtfrei und entspricht in jeder Hinsicht
                              									den gestellten Anforderungen. Die Maschine selbst ist sehr leicht zu handhaben, so
                              									daſs jeder gewöhnliche Arbeiter darauf zu formen vermag, und verdient, zumal
                              									dieselbe keine vollständig gehobelten Formkästen verlangt, allseitige Beachtung.
                           
                              
                                 G.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
