| Titel: | Sicherheits-Radreifen für Eisenbahn-Fahrzeuge; von Ed. Pohl in Nippes bei Köln. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 24 | 
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                        Sicherheits-Radreifen für Eisenbahn-Fahrzeuge;
                           								von Ed. Pohl in
                           									Nippes bei Köln.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 5.
                        Pohl's Sicherheits-Radreifen für Eisenbahnfahrzeuge.
                        
                     
                        
                           Die verschiedenen Befestigungen für Radreifen, welche in letzter Zeit angegeben
                              									wurden, haben den Zweck, bei einem etwa eintretenden Bruch oder bei dem Losewerden
                              									des Radreifens denselben so zu halten, daſs das Fahrzeug bis zum Eintreffen an
                              									seinem Bestimmungsort ohne Bedenken im Zuge bleiben kann. Die bisher allgemein
                              									angenommene Befestigungsart entspricht dieser Anforderung nicht im Geringsten. Die
                              									Schrauben sind in den meisten Fällen nicht im Stande, einen gesprungenen Radreifen
                              									zu halten. Es ist daher nothwendig, der Frage näher zu treten, welche Construction
                              									an Stelle der bisher üblichen Befestigung gesetzt werden soll. Unbedingt wird jene
                              									den Vorzug erhalten, welche gleichzeitig volle Sicherheit bei Lang- und Querrissen
                              									bietet und welche sowohl für Locomotiv- und Tenderräder, als auch für Wagenräder
                              									Anwendung finden kann. Die meisten Radreifen-Befestigungen gewähren nur Sicherheit
                              									bei Querbrüchen. Man täuscht sich häufig durch den falschen Trost: „Langrisse
                                 										kommen nur selten vor“. Viele der neuen Befestigungsmethoden sind nur für
                              									Wagenräder geeignet, während ihre Anwendung an Locomotiv- und Tenderrädern ein
                              									Schmälerdrehen des Unterreifens (Felgenkranzes), also eine nicht angängige
                              									Verschwächung desselben bedingen würde.
                           Abgesehen von denjenigen Fällen, wo fehlerhafte Behandlung beim Aufziehen der Radreifen Brüche
                              									herbeiführen, werden dieselben meistens durch starke Kälte veranlaſst. Wenn nun
                              									Stahl, seiner sonstigen vorzüglichen Eigenschaften wegen, das beste Material zur
                              									Radreifen-Fabrikation bleibt, so lieſsen sich doch die gefährlichen Folgen des
                              									Springens vollständig beseitigen, wenn der Radreifen inwendig mit einem Ring aus
                              									zähem Material besetzt würde, welcher mit ersterem so zu verbinden wäre, daſs bei
                              									etwaigen Brüchen die Stücke gezwungen würden, an ihrem Platze zu bleiben.
                           Eine dahin gehende Anordnung (* D. R. P. Anmeldung Nr. 42056 vom
                                 										12. Januar 1880) ist in Fig. 4 Taf.
                              									5 dargestellt und als Grundform der folgenden zu betrachten. Dieselbe bietet gegen
                              									das Abfliegen von Stücken sowohl bei Querrissen, als auch bei Langrissen vollkommene
                              									Sicherheit. Die Herstellung geschieht in folgender Weise: Der Stahlreifen hat an der
                              									Innenseite einen schwalbenschwanzförmigen Ansatz; ein Ring aus zähem Material
                              									(Fluſs- oder Schweiſseisen), der etwa den in Fig. 5
                              									dargestellten Querschnitt hat, wird rothwarm in die Reifen gebracht, worauf die
                              
                              									Enden a und b derart um
                              									gewalzt werden, daſs sie den Schwalbenschwanz auf dem ganzen innern Umfang des
                              									Radreifens fest anliegend umschlieſsen.
                           Eine vereinfachte Form zeigt Fig. 6. Der
                              									Radreifen hat hierbei eine schwalbenschwanzförmige Vertiefung, in welche ein Ring
                              									von dem in Fig. 7
                              									angegebenen Querschnitt eingewalzt wird. Um diesen Ring in den Radreifen einführen
                              									zu können, gibt man demselben eine herzförmige Form. Fig. 8 und
                              										Fig. 9 zeigen empfehlenswerthe Befestigungen der nach soeben
                              									beschriebener Art hergestellten Radreifen.
                           Der Sicherheits-Radreifen wird beim Aufziehen genau in der bisherigen Weise
                              									behandelt; die Bahnverwaltungen brauchen an ihren bestehenden Einrichtungen nichts
                              									zu ändern, sie bedürfen keiner kostspieligen Neuerungen in den Werkstätten und
                              									brauchen nicht die Hilfe von Specialwerkstätten in Anspruch zu nehmen, indem die
                              									Reifen mit eingewalztem Ring von der Hütte fertig bezogen werden können.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
