| Titel: | Aus dem Berichte der englischen Sodafabriks-Inspection; von G. Lunge. | 
| Autor: | Georg Lunge [GND] | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 54 | 
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                        Aus dem Berichte der englischen
                           								Sodafabriks-Inspection; von G. Lunge.
                        Lunge, über den Berichte der englischen
                           								Sodafabriks-Inspection.
                        
                     
                        
                           Nach längerer Pause ist zu Weihnachten 1879 wiederum ein amtlicher BerichtAlkali Acts, 1863 and 1874. Fourteenth and fifteenth Annual
                                       												Reports by the Inspector of his Proceedings during the years 1877
                                    												and 1878.des Inspectors der
                              									englischen Sodafabriken, Dr. R. Angus Smith,
                              									erschienen, welcher mir von demselben freundlichst mitgetheilt worden ist. Dieser
                              									Bericht enthält so viele auch für die deutsche Sodafabrikation wichtige und
                              									interessante Dinge, daſs ich keiner weiteren Entschuldigung zu bedürfen glaube, wenn
                              									ich einen Auszug daraus hier wiedergebe, aus den ziemlich zerstreuten Materialien
                              									des Berichtes systematisch zusammengestellt und zum Theil von eigenen erläuternden
                              									oder kritischen Bemerkungen begleitet.
                           Es sei hier daran erinnert, daſs die zweite Alkali-Acte, diejenige vom J. 1874, sehr
                              									wichtige Neuerungen einführte. Zunächst wurde die Bestimmung der ersten Acte, wonach
                              									von dem entwickelten Salzsäuregase nur 5 Procent uncondensirt entweichen durften,
                              									dahin erweitert, daſs in 1 Cubikfuſs der aus der Fabrik (durch den Kamin)
                              									entweichenden Gase nicht über ⅕ Gran Salzsäure (HCl) enthalten sein solle; dies
                              									entspricht 0g,454 HCl in 1cbm, oder etwa drei Zehnmillionstel dem Volumen
                              									nach. Ferner wurden aber auch alle anderen „schädlichen Gase“ (noxious vapours) der Inspection unterworfen, wobei in
                              									der ersten Linie an schweflige Säure, Schwefelsäure, Schwefelwasserstoff,
                              									Stickstoffsäuren und Chlor gedacht war. Bestimmte Grenzen wurden aber hier nicht
                              									gesteckt, weil dafür das Material fehlt, und es wurde nur im Allgemeinen
                              									vorgeschrieben, daſs die Fabrikanten sich der besten bekannten Mittel zur
                              									Verhinderung des Entweichens solcher Gase bedienen sollten.
                           Der Bericht stellt nun zunächst fest, daſs in Bezug auf Salzsäure den Anforderungen der neuen Acte vollauf
                              									Genüge geschehen ist. Ein Gehalt von 0,2 Gran im Cubikfuſs der Kamingase, wie ihn
                              									das Gesetz noch als Maximum gestattet, kommt nur noch ausnahmsweise vor; der
                              									Durchschnitt ist bedeutend darunter, und in vielen Fabriken, ja in ganzen Districten unter der
                              									Hälfte des gesetzlichen Grenzbetrages, wie aus folgenden Zahlen sich ergibt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Gran imCubikfuſs
                                 
                              
                                 1)
                                 District von St. Helens, Widnes und West-England überhaupt
                                 0,13
                                 
                              
                                 2)
                                 Ost-Lancashire, Yorkshire und Midland Counties
                                   0,098
                                 
                              
                                 3)
                                 District von Newcastle-on-Tyne
                                   0,095
                                 
                              
                                 4)
                                 Schottland und Irland
                                    0,106.
                                 
                              
                           Im dritten District betrug der Gehalt der Abzugsgase aus den Pfannencondensatoren,
                              									welche dort regelmäſsig nicht mit Schornsteingasen vermengt, sondern für sich allein
                              									in die Luft gehen, für sich allein 0,15 Gran im Cubikfuſs. Es wird berechnet, daſs
                              									die 0,13 Gran des ersten Districts 2,28 Proc., die 0,96 des zweiten 2,57 Procent der
                              									gesammten Salzsäure entsprechen. Doch möchte ich diese Berechnungen für ziemlich
                              									unsicher halten; eine absolute genaue Bestimmung der Menge des entweichenden
                              									Salzsäuregases ist, vor allem wegen der Schwierigkeit anemometrischer Messungen,
                              									kaum möglich, und ist ja gerade aus diesem Grunde das neue Gesetz auf ein anderes
                              									leichter mit Zuverlässigkeit zu handhabendes Princip gegründet worden, nämlich die
                              									Ermittlung des Gewichtes von HCl in einem bestimmten Volumen der Abzugsgase. Dies
                              									hat freilich wieder den Uebelstand, daſs die Fabriken, welche alle ihre Rauchgase in
                              									einen groſsen Kamin ableiten, bevorzugt erscheinen gegenüber denjenigen, welche für
                              									die Sulfatöfengase einen oder mehrere besondere Kamine besitzen, und es hat dahin
                              									geführt, daſs die letzteren Fabriken, um innerhalb des Gesetzes zu bleiben,
                              									absichtlich in die betreffenden Kamine Luft oder andere Rauchgase eingeführt haben;
                              									aber ein Ausweg aus diesem an sich doch gewiſs nicht richtigen Zustande ist bis
                              									jetzt noch nicht gefunden worden.
                           Obwohl also die Salzsäurecondensation bis zu einer weiteren Grenze getrieben worden
                              									ist, als das Gesetz es vorsah, so bleibt doch noch mehr zu thun übrig. Es hat sich
                              									gezeigt, daſs die Condensation für Muffelofengas so gut wie vollständig gemacht
                              									werden kann; manche Oefen sind so gut betrieben worden, daſs nur eine ausnehmend
                              									geringe Menge von Gas, vermuthlich durch Diffusion durch das Mauerwerk, entweicht;
                              									aber dies ist keineswegs das gewöhnliche constante Resultat. Der früher bei den
                              									Muffelöfen so störend auftretende Uebelstand, daſs bei der geringsten Undichtheit
                              									des Muffelmauerwerkes saure Gase in die Feuerkanäle, deren Zug sonst immer stärker
                              									als der im Innern der Muffel herrschende war, gesaugt wurden und somit überhaupt gar
                              									nicht in die Condensationsapparate gelangten, ist überwunden worden durch die
                              										„Ueberdruck“ – Oefen von Gamble, Muspratt,
                                 										Deacon u.a. (vgl. mein Handbuch der Soda-Industrie, Bd. 2 S. 83, 85 und 974). A.
                                 										Smith ist der Meinung, daſs alle Fabrikanten, welche mit Muffelöfen
                              									arbeiten, sich dieses Systemes bedienen sollten, welches darin besteht, in den
                              									Feuerzügen durch specielle Vorrichtungen einen gröſseren Druck als innerhalb der
                              									Muffel herzustellen, – aber nur so lange, bis etwas Besseres aufträte. Dieses
                              									Bessere hatte A. Smith in dem Ofen von Cammack und Walker (vgl.
                              										Soda-Industrie, Bd. 2 S. 98) zu finden geglaubt und
                              									er hofft noch immer auf die schlieſsliche Durchführung des darin verfolgten
                              									Principes; aber dasselbe ist bis jetzt auf zu groſse mechanische Schwierigkeiten
                              									gestoſsen und wieder aufgegeben worden. Wäre diese Erfindung so erfolgreich gewesen,
                              									als man gehofft hatte, so würde alles weitere Nachdenken über diese Sache unnöthig
                              									gewesen sein. Das richtige Princip scheine gefunden zu sein, aber die Art und Weise
                              									es praktisch auszuführen sei bis jetzt noch nicht entdeckt worden.
                           Die günstige Wirkung des Ueberdruckes in den Feuerzügen geht deutlich hervor aus
                              									vergleichenden Versuchen, welche in der Fabrik von Gaskell,
                                 										Deacon und Comp. gemacht wurden; es seien hier nur die Mittelzahlen
                              									gegeben. In den Feuerzügen eines gewöhnlichen Muffelofens fand man im Mittel 2,17
                              									Gran (im Maximum 12,0 Gran) HCl im Cubikfuſs = 4g,93 in 1cbm. Dagegen in drei hinter
                              									einander gebauten Oefen nach dem Ueberdruckprincip fand sich nur durchschnittlich
                              									0,54, 0,24 bezieh. 0,17 Gran HCl im Cubikfuſs, und zwar entspricht dieser abnehmende
                              									Gehalt den Fortschritten in der Construction des Ofens, welche jedesmal gemacht
                              									wurden. Der letzte Gehalt (= 0g,38 in 1cbm) ist so gering, daſs man kaum auf eine
                              									wesentliche Verringerung desselben hoffen kann. Natürlich entspricht dieser Betrag
                              									von HCl in den Feuerzügen einem viel geringeren Betrage in dem Kamine selbst, wo
                              									mindestens noch das Heizgas der Pfannen dazu kommt, selbst wenn gar keine
                              									anderweitigen Oefen, Dampfkesselfeuerungen u. dgl. hinein münden.
                           Man hat oft gefragt, warum man so viel Werth auf die Herabminderung des
                              									Salzsäureverlustes auf noch weniger als 0,1 Gran im Cubikfuſs lege, während doch die
                              									seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes gemachten Beobachtungen zeigen, daſs im
                              									Allgemeinen ein weit höherer Betrag an Säuren des Schwefels in die Luft geht.
                              									Hierauf antwortet A. Smith, daſs allerdings die
                              									absolute Menge der entweichenden Salzsäure nur gering gegenüber derjenigen der
                              									Säuren des Schwefels sei, wo viele Kohlen verbrannt werden; aber es sei nicht gut,
                              									bei einem anderen Punkte als dem absoluter Vollkommenheit sich endgültig zu
                              									beruhigen, und es werde räthlich sein, später, wenn die jetzt in Kraft stehenden
                              									Vorschriften sich vollkommen eingelebt haben, einen weiteren Schritt vorwärts zu
                              									thun. Auf der andern Seite begreife das Publikum kaum, wie groſse Kosten,
                              									Umänderungen der Apparate, Einübung von Arbeitern und Aufsehern, Mühe der Chemiker,
                              									Beängstigung der Fabrikleiter und Eigenthümer jeder neue Schritt vorwärts koste. –
                              									Was deutsche Verhältnisse angeht, so kann man noch hinzufügen, daſs hier nirgends
                              									auch nur entfernt eine solche Anhäufung von chemischen Fabriken, wie an einigen
                              									Orten in England, vorkommt und daſs mithin die absoluten Wirkungen des entweichenden
                              									Salzsäuregases im Vergleich zu denjenigen der Steinkohlengase noch viel mehr zurücktreten als dort.
                              									Man vergleiche hierüber, was Hasenclever in der Chemischen Industrie, 1879 S. 278 angeführt hat.
                           Was das Entweichen von Schwefelsäuren u. dgl. aus den Kammern betrifft, so stellte sich, als
                              									dieser Gegenstand zuerst der amtlichen Inspection unterworfen wurde, heraus, daſs
                              									hierin groſse Unregelmäſsigkeit bestand und in manchen Fällen sehr bedeutende Mengen
                              									in die Luft gingen. Dies ist jetzt schon viel besser. Folgendes sind die
                              									Durchschnittszahlen (in Gran im Cubikfuſs) für die oben angeführten vier
                              									Inspectionsdistricte für das J. 1878:
                           
                              
                                 
                                 Aus den Kammern
                                    											entweichende
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsäurenberechnet als SO3
                                 Stickstoffsäurenberechnet als N2O5
                                 Gesammtsäureder Kamine
                                 
                              
                                 Nr. 1
                                 1,64
                                   0,185
                                 0,73
                                 
                              
                                 2
                                 4,07
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 3
                                 1,83
                                 0,35
                                 0,96
                                 
                              
                                 4
                                 2,77
                                   0,237
                                    0,983.
                                 
                              
                           Im December 1878 war die SO3 im dritten Districte bis
                              									auf 0,83 herabgesunken, und keinesfalls brauche sie erheblich mehr als 1½ Gran SO3 im Cubikfuſs (= 3g,4 in 1cbm) für das aus den Kammern
                              									entweichende Gas zu betragen, was weniger als die Hälfte davon für das Kamingas
                              									ausmacht. Beträgt ja doch z.B. in Widnes die Säure des Kohlengases für sich zuweilen
                              									1 Gran im Cubikfuſs, was allerdings den gewöhnlichen Betrag weit übersteigt.
                           Smith hat sich auch mit den Gasen von Kokesöfen beschäftigt, welche bekanntlich da, wo sie in groſser
                              									Anzahl vorhanden sind, der Vegetation oft weit gröſseren Schaden als die
                              									Sodafabriken thun. Allein bei der Verkokung der 15 Mill. Tonnen Kohlen, welche i. J.
                              									1876 in der englischen Eisenindustrie verbraucht wurden, gingen 36000t Ammoniak, entsprechend 139764t schwefelsaurem Ammoniak, im Werth von 2795280
                              									Pfund Sterling verloren, den Theer gar nicht zu rechnen. Natürlich wäre nicht diese
                              									ganze Summe als möglicher Nutzen zu rechnen, denn die Gewinnung des Ammoniaks oder
                              									Theeres ist mit Kosten verbunden; aber Smith schlägt
                              									doch den möglichen Gewinn durch das Ammoniaksalz auf 2340000, denjenigen an Theer
                              									noch auf die Hälfte davon, d. s. 1170000 Pfund Sterling an. (Wir werden unten sehen,
                              									daſs der Gewinn, in Folge der erhöhten Kapitalanlage, sich auf ein sehr bescheidenes
                              									Maſs reducirt.) Nach Auskunft der bekannten Autoritäten, Lawes und Gilbert, würden obige 130000t schwefelsaures Ammoniak für 1 300000 Acres (=
                              										650000ha) ausreichen und z.B. bei Haferkultur
                              									darauf einen Mehrertrag von Körnern und Stroh im Betrage von 6 714853 Pfund Sterling
                              									ergeben, wenn man die J. 1869 bis 1873, oder von 8129407 Pfund Sterling, wenn man
                              									die Jahre 1874 bis 1878 zur Grundlage nimmt! Lawes
                              									glaubt, daſs selbst 100000t schwefelsaures
                              									Ammoniak auf den Markt geworfen werden könnten, ohne dessen Preis oder denjenigen des
                              									Chilisalpeters wesentlich zu beeinflussen. Der letztere ist gewöhnlich eine
                              									billigere Stickstoffquelle als das Ammoniaksalz und für die meisten Zwecke auch
                              									besser; aber der Preis des Ammoniaksalzes werde besonders durch die Nachfrage der
                              									deutschen Zuckerrübenproduction hoch gehalten. – Wie man sieht, würde dem
                              									Nationalwohlstand eine höchst ansehnliche Bereicherung zuflieſsen, wenn das Ammoniak
                              									bei der Kokesfabrikation nicht verloren ginge, und wenn auch die Zahlen für
                              									Deutschland viel bescheidener als die obigen ausfallen dürften, so ist die Sache
                              									immerhin auch für uns der Erwähnung werth.
                           Es fragt sich nun, ob es möglich ist, die Gewinnung des Ammoniaks und Theeres mit
                              									derjenigen der Kokes ohne Verschlechterung der letzteren zu verbinden. Die Antwort
                              									auf diese Frage ist meist im negativen Sinne gegeben worden, wie die vielen
                              									verunglückten und längst eingestellten Versuche in dieser Richtung zeigen. In
                              									England (und vermuthlich auch in Deutschland) wird allenthalben die Kohle höchstens
                              									mit Benutzung der Gichtgase zur Ersparniſs an Heizmaterial, aber ohne Condensation
                              									des Ammoniaks und Theeres verkokt. Das englische Blaubuch enthält aber nun einen
                              									sehr ausführlichen Bericht über die Kokesbereitung zu Bessèges, wo die Gesellschaft
                              									von Terrenoire, Lavoulte und Bessèges eine gröſsere Anzahl von Oefen nach Knab's System (vgl. Polytechnisches Centralblatt, 1863 S. 317. Berg-
                                 
                                 										und hüttenmännische Zeitung, 1863 S. 482) betreiben, allerdings mit
                              									wesentlichen Modificationen, welche den Vorwurf beseitigen, daſs die Koke nicht
                              									dicht genug ausfalle. Statt die Oefen, wie Knab es
                              									vorschrieb, 2m weit und 1m hoch zu machen, wobei man nur eine Kokesschicht
                              									von 0m,5 Höhe hat, machte man die Oefen allmählich
                              									nur 0,80, 0,70 und 0m,66 weit, dagegen 1m,75 hoch, so daſs die Kokesschicht 1m,4 hoch wird; eine gröſsere Höhe wäre vielleicht
                              									noch besser. In Folge dieser veränderten Construction durchdringt die Hitze der
                              									verbrennenden flüchtigen Bestandtheile den ganzen Ofeninhalt, so daſs sie zur
                              									Verkokung vollständig ausreicht und ein weit gröſseres Ausbringen erzielt wird;
                              									zugleich verhinderte die gröſsere Höhe der Schicht das Aufschwellen der Masse,
                              									welches früher die Koke porös gemacht hatte. Ferner wurde die Anordnung der
                              									Feuerzüge in zweckmäſsiger Weise geändert und statt des stets veränderlichen
                              									Kaminzuges ein mechanischer Luftsauger, nämlich Beale's
                              									Exhaustor mit beweglichen Schaufeln, angebracht. Die Construction der Oefen, die
                              									Anlage- und Betriebskosten und die Betriebsresultate sind im Original ganz eingehend
                              									beschrieben. Hier seien nur die Endresultate ganz kurz zusammengefaſst. Ein Ofen
                              									lieferte:
                           
                              
                                 
                                 1874
                                 1875
                                 
                              
                                 
                                 t
                                 t
                                 
                              
                                 Kokes
                                 390,000
                                 405,880
                                 
                              
                                 Theer
                                   10,621
                                     9,336
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Ammoniak
                                     2,134
                                      1,594.
                                 
                              
                           
                           Das Ausbringen an Kokes war i. J. 1874 73, i. J. 1875 74 Procent der Kohlen, genau
                              									das Theoretische. Die Temperatur wird am besten nicht zu hoch gehalten, weil sonst
                              									Theer verkohlt wird; sie wechselte im Ofen selbst von 443 bis 495°, beim Beschicken
                              									bis 760 bis 800° nach 72 Stunden. In den Zügen stieg sie bis 905°.Gewöhnlich führt man gerade die dichtere, für hüttenmännische Zwecke viel
                                    											werthvollere Beschaffenheit der Ofenkokes gegenüber den Retortenkokes auf
                                    											eine Verkohlung von Theer zurück. Das Gegentheil spräche dann nicht zum
                                    											Vortheil der Knab'schen Oefen!G. L.Die
                              									Operation dauert 48 bis 72 Stunden, aber im ersteren Falle ist sie nicht
                              									vollständig; doch hofft man mit 60 Stunden gut auszukommen. Jede Tonne Kokes
                              									erfordert 0,563 bis 0,522 Arbeitstag, zuzüglich von 0,1076 Arbeitstag und 0,564
                              									Franken für Reparaturen; ferner 0,314 Fr. für verschiedene Materialien (Oel, Cement,
                              									Bolzen u. dgl.); im Ganzen stellt sich dies zu Bessèges auf 3,054 Fr. für 1t. Jeder Ofen kostet einschlieſslich Fundament,
                              									Destillationsapparat und Nebenapparaten 5334,8 Fr. Der Gewinn am Theer betrug 0,048
                              									Fr., der am Ammoniumsulfat 0,250 Fr. für 1k, also
                              									nach obiger Aufstellung für d. J. 1874 1036,6 Fr. für den Ofen. Dies bedeutet einen
                              									Betrag von 25 Proc. für Verzinsung und Amortisation des Mehraufwandes an Kapital für
                              									die Knab'schen gegenüber gewöhnlichen belgischen Kokesöfen; doch wird dies durch die
                              									Patentgebühr auf 15 Proc. verringert.
                           Da man in solchen Fällen stets 10 Proc. für Amortisation bezieh. Werthverringerung
                              									rechnen muſs, so verzinst sich das Mehrkapital doch nur auf 5 Proc.; wo bleibt also
                              									der enorme Gewinn für die Producte, welchen Smith
                              									herausrechnet? Der sehr sanguinisch gefärbte Bericht verschweigt doch nicht, daſs
                              									zum Gelingen des Processes eine beständige Beobachtung der Temperatur des Ofens, der
                              									Züge, der Verbrennungskammer und des Kamins unerläſslich sei; dabei fehlt trotz
                              									aller Ausführlichkeit eine Beweisführung, daſs die Qualität der Kokes derjenigen
                              									gewöhnlicher Ofenkokes vollkommen gleich stehe, indem nur die Mehrausbeute speciell
                              									behandelt wird. Diese letztere wird aber sicher nicht eine geringere Qualität
                              									aufwiegen können, und da, wie wir eben gesehen haben, der Gewinn aus dem Ammoniak
                              									und Theer die höheren Anlagekosten nur eben mäſsig verzinst und amortisirt, so wird
                              									man wohl noch weitere Auskunft und Erfahrungen abwarten müssen, ehe man die Frage
                              									der Ammoniakgewinnung bei der Kokesbereitung für gelöst halten kann.
                           Im Rückblicke auf die Frage der Säurecondensation wirft Smith die Frage auf, ob das Resultat der jezt schon vieljährigen
                              									Bemühungen zum Zwecke besserer Säurecondensation ein wirklich befriedigendes sei.
                              
                              									Wachsen jetzt Bäume da, wo sie früher nicht fortkamen? Dies ist leider nur in einem
                              									geringen Grade der Fall; ja in ganz Süd-Lancashire (wo St. Helens und Widnes liegen)
                              									scheint die Pflanzenwelt weniger kräftig zu sein als je früher. Es ist eben nicht nur
                              									Aufsicht nöthig, sondern neue Erfindungen müssen auch noch gemacht werden, um diesen
                              									Zustand zu verbessern. Smith erklärt dem Publikum
                              									bestimmt, daſs die bis jetzt ausgeführten Erfindungen nicht alles Wünschenswerte leisten und daſs man das letztere also
                              									unmöglich durch neue Gesetze erzwingen könne. Die Kamingase von Sodafabriken
                              									enthalten jedenfalls mehr Säuren als die von gewöhnlichen Feuerungen; Smith glaubt aber, daſs die Zeit vielleicht kommen
                              									wird, wenn man auch die gewöhnlichen Kamingase weniger sauer als jetzt halten wird,
                              									etwa durch ein Verbot, Kohle über einen gewissen Schwefelgehalt hinaus zu brennen.
                              									Daſs dies jetzt schon möglich sei, glaubt er freilich selbst nicht. Endlich würde er
                              									es gern sehen, wenn alle anderen Gase als die Feuergase gar nicht in Kaminen
                              									abgeleitet, sondern so condensirt würden, daſs der etwa uncondensirte Theil in
                              									geringer Höhe über dem Boden entweichen und sofort bemerkt werden müſste. Mittel
                              									hierzu sind freilich bis jetzt nur in den wenigsten Fällen vorhanden und Smith gibt keine solchen an.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)