| Titel: | Regulir- und Sicherungsvorrichtung für Dampfmaschinen mit Auslösesteuerung. | 
| Autor: | M. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 93 | 
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                        Regulir- und Sicherungsvorrichtung für
                           								Dampfmaschinen mit Auslösesteuerung.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 10.
                        Köllner's Regulir- und Sicherungsvorrichtung für
                           								Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Ant.
                                    											Köllner in Neumühlen bei Kiel (*
                              										D. R. P. Nr. 8397 vom 3. Mai 1879) hat die in Fig.
                                 										1 bis 3 Taf. 10
                              
                              									dargestellte, sehr sinnreiche Einrichtung angegeben, welche sowohl eine übermäſsige
                              									Tourenzahl, als eine übermaſsige Belastung der Dampfmaschine wirksam verhütet. Wie
                              									sich aus der Beschreibung ergeben wird, ist dieselbe nur für Maschinen mit
                              									Präcisionssteuerung verwendbar, hier aber bei jedem System ohne groſse Schwierigkeit
                              									anzubringen.
                           Die Figuren zeigen die Anordnung des Köllner'schen
                              									Sicherheitsapparates bei einer Ventilmaschine, bei welcher das Anheben des
                              									Einströmventiles durch einen oscillirenden Hebel h
                              									unter Vermittlung eines kleinen Winkelhebels w besorgt
                              									wird. Der vom Regulator mittels der Stange z gesteuerte
                              									Daumen d (Fig. 1)
                              									bewirkt in bekannter Weise frühere oder spätere Absperrung. Wenn jedoch die Maschine
                              									völlig entlastet wird und in Folge der nun auftretenden auſsergewöhnlichen
                              									Geschwindigkeit der Regulator seine höchste Stellung einnimmt, so findet bei den
                              									wenigsten Präcisionssteuerungen vollständige Absperrung des Dampfes statt; vielmehr
                              									zeigen fast alle noch eine gewisse Füllung und vermögen demnach nicht das Durchgehen
                              									der Maschine zu verhindern. Darum bringt Köllner einen
                              									besonderen Winkelhebel p an (in Fig. 1
                              									schraffirt), welcher einerseits durch eine Zugstange o
                              									mit dem Regulator in Verbindung steht und andererseits mittels des horizontalen
                              									Winkelhebels q (Fig. 3) zu
                              									dem Mitnehmerhebel w in Beziehung tritt. Steigt der
                              									Regulator über ein gewisses Maſs, so nimmt er die Zugstange o mit sich und bewegt dadurch das untere Auge des Winkelhebels p nach dem Pfeil 1, das
                              									vordere Ende des Winkelhebels q nach dem Pfeil 2 und verhindert dadurch den Mitnehmerhebel w am Eingriffe in den Anschlag der Ventilspindel, so
                              									daſs das Ventil überhaupt
                              									seinen Sitz nicht verläſst, so lange die erlaubte Maximalgeschwindigkeit
                              									überschritten ist.
                           Diese Vorrichtung arbeitet selbstverständlich nur dann, wenn der Regulator wirksam
                              									ist; tritt derselbe jedoch durch Abfallen des Riemens oder einen Gestängebruch
                              									auſser Thätigkeit, so könnte die bis jetzt beschriebene Construction eine
                              									gefährliche Steigerung der Umdrehungszahl nicht verhindern. Darum wird noch ein
                              									weiteres, aus Fig. 2
                              									ersichtliches Detail angebracht. Die zur Auslösung dienende Regulatorzugstange z erhält eine Schiene t
                              									angelenkt, welche in ihrem unteren Ende abgeschrägt und durch Frictionsrollen längs
                              									der verticalen Gleitfläche eines Winkelhebels r geführt
                              									wird, dessen horizontaler Arm durch eine Druckstange mit dem Winkelhebel p verbunden ist. Sinkt der Regulator unter die
                              									Minimalgeschwindigkeit, so bewegt die Schiene t den
                              									Hebel r nach dem Pfeile 3
                              									und dadurch die Hebel p und q wie früher nach den Pfeilen 1 und 2, so daſs auch hier wieder die Nullfüllung veranlaſst
                              									wird.
                           Die Zugstange o, welche vom Hebel p zum Regulator führt, muſs selbstverständlich nach
                              									oben frei beweglich sein, um dem Hebel p die
                              									erforderliche unabhängige Bewegung zu gestatten, und ferner ist die vom Hebel r zu p führende
                              									Druckstange durch einen steilen Schraubengang so weit zu verkürzen, um beim Angehen
                              									der Maschine die Auslösung seitens des Hebels r
                              									hintanzuhalten.
                           Die beschriebene Vorrichtung, welche in der Dampfmühle der Gebrüder Lange in Neumühlen seit längerer Zeit mit bestem Erfolg
                              									in Anwendung ist, hat auſser der damit erzielten Sicherheit gegen das Durchgehen der
                              									Maschine den weiteren Vortheil, eine Ueberbelastung unmöglich zu machen, da bei der
                              									dadurch bedingten geringen Tourenzahl sofort die Auslösung erfolgt. Auſserdem läſst
                              									sich durch ein einfaches Gestänge die Maschine von jeder beliebigen Stelle des
                              									Fabrikgebäudes abstellen, eine Einrichtung, die bei vorkommenden Unglücksfällen von
                              									allergröſster Bedeutung werden kann.
                           
                              
                                 M.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
