| Titel: | Dreicylinder-Dampfmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 95 | 
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                        Dreicylinder-Dampfmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 10.
                        Behne und Siegel's dreicylindrische Dampfmaschine.
                        
                     
                        
                           Die in den Fig. 4 bis
                              										6 Taf. 10 abgebildete Dampfmaschine, Patent A. Behne
                              									und F.
                                    											Siegel (* D. R. P. Nr. 4687 vom 1.
                                 										September 1878), welche in Fig. 4 als
                              									feststehender Motor und in Fig. 5 und
                              										6 als fahrbare Locomobilmaschine erscheint, trägt so recht den Stempel
                              									der Einfachheit.
                           Die drei vertical neben einander angeordneten, einfach wirkenden Dampfcylinder, sowie
                              									Kurbelwelle mit Treibstangen sind in einem guſseisernen Kasten eingeschlossen, welcher
                              									von oben behufs Schmierung der Lager mit abhebbarem Deckel abgeschlossen ist. Die
                              									Dampfcylinder können, da ein Dampfwechsel (vor und hinter dem Kolben) nicht
                              									stattfindet, die oberen Cylinderdeckel entbehren und sind nur unten durch die
                              									Deckwand eines Kastens abgeschlossen, welcher die Kanäle für die Ein- und Auströmung
                              									des Dampfes enthält. Diese Kanäle münden in den seitlich auſserhalb des Kastens
                              									liegenden Steuerhahn, dessen mehrfach durchbrochener Kegel eine continuirliche
                              									Drehung durch ein Kegelräderpaar von der Kurbelwelle erhält. Auf der Steuerspindel
                              									ist noch eine Vorrichtung angebracht, durch welche bei Drehung eines Griffrades eine
                              									Umsteuerung oder der momentane Stillstand der Maschine herbeigeführt werden
                              									kann.
                           Das bei doppelt wirkenden Dampfmaschinen so leicht eintretende, durch den
                              									Bewegungswechsel hervorgerufene Stoſsen im Kurbelzapfenlager, in dem Kreuzkopfe und
                              									in den Schieberstangen ist hier vermieden, da jede Schubstange nur drückend
                              									fortschiebend, aber nie ziehend wirkt. Dieser Umstand gestattet daher auch eine sehr
                              									hohe Kolbengeschwindigkeit und eignet sich diese Maschine deshalb sehr gut zum
                              									directen Antrieb von Rotationspumpen.
                           Der von denselben Fabrikanten bei Mobilmaschinen gewöhnlich dazu gelieferte
                              									horizontale Kessel ist ein Röhrenkessel und behufs bequemer und vollständiger
                              									Reinigung der Röhren zum Ausfahren des Rohrenbündels eingerichtet. Feuerbüchse mit
                              									Rost liegt auſserhalb des Kessels; diese schon vor der Verderber'schen Feuerbüchse für Locomotiven (1879 233 442) und vielleicht hier zum ersten Male bei einem Röhrenkessel
                              									angewendete Vorfeuerung bietet in Bezug auf Reinigung und Erhaltung des Kessels
                              									nicht unwesentliche Vortheile vor den Innenfeuerungen. Dazu kommt noch folgender
                              									wichtige Umstand. Als bekannte Bedingung zur Erzielung einer vollständigen
                              									Verbrennung gilt nämlich, daſs die Temperatur im Verbrennungsraume eine möglichst
                              									hohe sein soll; diesem Verlangen wird aber am besten Genüge geleistet, wenn die
                              									Wände, welche den Verbrennungsraum einschlieſsen, aus schlechten Wärmeleitern
                              									bestehen; diese nehmen eine Gluthitze an, welche nicht allein eine fernere
                              									Verbrennung nicht benachtheiligt, sondern das Gasgemenge sogar entzündet, falls ihm
                              									durch momentane Abkühlung (wie dies beim Staubfeuern geschieht) die
                              									Entzündungstemperatur fehlt. Bestehen dagegen die Wände des Verbrennungsraumes aus
                              									guten Wärmeleitern, also z.B. aus den Kesselwandungen, so haben diese Wände stets
                              									eine niedrige Temperatur, welche die Verbrennung nicht fördert, sondern stört, und
                              									dies wird der Fall sein, wenn die bereits entwickelte Flamme, ehe sie ausgebrannt
                              									ist, die Wandung berührt. Durch diese Berührung wird die Temperatur der Gase derart
                              									abgekühlt, daſs nur die leichter verbrennbaren Stoffe unter Bildung von Rufs und
                              									Rauch verbrennen.
                           
                           Wir halten daher diese Kesselconstruction von F. Siegel
                              									in Schönebeck a. d. Elbe für sehr empfehlenswerth und möchten nur noch hervorheben,
                              									daſs hier auch jegliche Verankerung in Wegfall kommen konnte und dadurch eine
                              									Beeinträchtigung der Festigkeit des Materials durch allzu vieles Durchbohren der
                              									Kesselbleche vermieden wurde.
                           Die Maschinen sind in den Zeichnungen in directer Verbindung mit eigenthümlich
                              									construirten Kapselpumpen, zu deren Antrieb sie zunächst dienen sollen, gezeichnet.
                              									Selbstverständlich lassen sie sich jedoch auch in beliebig anderer Weise als
                              									Antriebsmaschinen verwenden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
