| Titel: | Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. | 
| Autor: | G. W. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 114 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Wirkereimaschinen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 106 Bd.
                           								235.)
                        Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
                        
                     
                        
                           Tuchartige Stoffe werden in der Wirkerei schon seit langer Zeit
                              									hergestellt und zu Handschuhen, seltener zu anderen Kleidungsstücken verwendet; man
                              									wirkt sie aus demselben Material, Streichgarn, aus welchem das Webtuch besteht und
                              									unterwirft sie auch denselben Appretur- oder Vollendungsarbeiten, d. i. dem Walken,
                              									Rauhen, Scheren u.s.w. (vgl. 1878 228 223. 317. 410). Sie
                              									bestehen sowohl aus Kulirtuch, welches als glatte Kulirwaare auf Rundstühlen, meist
                              									französischen Systems, gearbeitet wird, als auch aus Kettentuch, am flachen
                              									Kettenstuhle mit einer Maschine und der Legung: „unter zwei und über eine Nadel
                                 										nach rechts und links“ gewirkt. Seit kaum 2 Jahren wird indeſs auch
                              									gewirktes Tuch zu leichten Oberkleidern verwendet; dasselbe ist nur wenig gewalkt,
                              									zeigt also deutlich die Fadenlagen der Kulirmaschen, in der Regel ziemlich fein (60
                              									bis 80 nädlig auf 100mm) und wurde bislang zumeist
                              									von groſsen englischen Rundstühlen geliefert. Ein Waarencylinder von reichlich 3m Umfang und etwa 30m Länge hat, aufgeschnitten, das Maſs eines gewebten Tuchstückes; er
                              									enthält indeſs keine festen Seitenkanten, sondern deren Randmaschen sind
                              									zerschnitten, und dies veranlaſst einen nicht unerheblichen Abfall. Man ist deshalb
                              									auf Herstellung flacher Waarenstücke mit guten Rändern zurückgekommen und zwar auf
                              									Kettenstücke von sehr groſser Breite, da flache Kulirstühle bei so erheblicher
                              									Breite nur eine sehr geringe Liefermenge erwarten lieſsen. Nach dem Textile Manufacturer, 1879 S. 441 sind Kettenstühle,
                              									für den genannten Zweck speciell construirt, in Leeds bereits in Verwendung; sie
                              									haben mindestens 2m Breite, enthalten Zungennadeln
                              									auf beweglicher Nadelbarre und sollen 200 Reihen in der Minute arbeiten, wobei die
                              									Kettenfäden durch Zuführwalzen den Nadeln geliefert werden und ebensolche
                              									Abzugswalzen die Waare wieder von den Stuhlnadeln abziehen. Die Fadenverbindung der
                              									hiermit hergestellten Waare ist eine andere, als diejenige des bisher bekannten
                              									Kettentuches; sie entsteht durch Legung einer Maschine „unter und über eine Nadel
                                 										abwechselnd nach rechts und links“ und die unganzen Seitenränder, welche
                              									unter gewöhnlichen Umständen entstehen würden, vermeidet man dadurch, daſs man auf
                              									jeder Seite einen Randfaden nicht vom groſsen Kettenbaume, sondern von besonderer
                              									Spule zuführt, dieser Faden legt bei jeder zweiten Reihe nicht mit auf die Nadeln,
                              									da er dann auſserhalb ihrer Reihe sich befindet, er wird nur zur Vervollständigung
                              									des Randmaschenstäbchens verwendet. Auch in Limbach in Sachsen sind vor Jahren schon
                              									Versuche zur Kettentuchwirkerei mit Zungennadeln gemacht worden, die Fasern und das
                              									Fett des Streichgarnes haben aber bald die Nadeln in dem für die Zunge bestimmten Schlitze verstopft und
                              									die Bewegung der letzteren verhindert.
                           Für flache Kettenstühle ist ferner eine neue
                              									Anordnung eines Jacquardgetriebes von Herm.
                                    											Saupe in Stollberg in Sachsen (*
                              										D. R. P. Nr. 8226 vom 7. Juni 1879) angegeben worden.
                              									Dasselbe enthält für jede Kettenmaschine eine Stufenscheibe, deren halber Umfang
                              									stetig aufsteigende Stufen trägt, so daſs er eine aus einzelnen geraden Stücken
                              									zusammengesetzte Spirallinie bildet. Je nachdem diese Musterscheibe vorwärts oder
                              									rückwärts gedreht wird, verschiebt sie die Kettenmaschine nach rechts oder links.
                              									Mit ihr sind zwei Klinkräder verbunden, deren Zähne entgegengesetzt zu einander
                              									gerichtet stehen; das eine wird durch eine Stoſsklinke in seinen Zähnen
                              									fortgeschoben und das andere durch eine hakenförmige Zugklinke fortgezogen, dem
                              									ersteren entgegengesetzt. Beide Klinken bewegen sich vertical auf und ab, im
                              									Allgemeinen frei vor ihren Rädern; sie sind aber an ihren Führungsstäben drehbar und
                              									können durch besondere Schieber in die Zähne ihrer Räder hineingeschoben werden.
                              
                              									Solcher Schieber sind für jede Klinke so viele vorhanden, als die Anzahl
                              									Nadeltheilungen des einmaligen gröſsten Ausschubes beträgt, also z.B. fünf, und ihre
                              									Lage wird von dem Prisma und den Karten eines Jacquard-Apparates regulirt. Ist der
                              									erste Schieber vorgerückt, so drückt er die Klinke gleich zu Anfang ihres Ausschubes
                              									in die Radzähne und dieselbe dreht die Stufenscheibe während ihrer ganzen Bewegung,
                              									d. i. um 5 Zahntheilungen, wodurch endlich die Kettenmaschine auch um 5
                              									Nadeltheilungen verschoben wird. Ist aber der zweite oder dritte Schieber
                              									vorgerückt, so läuft die betreffende Klinke erst eine Strecke leer und dreht dann
                              									ihr Rad nur um 4 oder 3 Zähne, die Kettenmaschine wird also nur um 4 oder 3
                              									Nadeltheilungen verschoben. Die Schieber werden durch Federn immer von den Klinken
                              									zurückgezogen, durch die Jacquardkarten aber vorgeschoben, wenn dieselben für die
                              									Treffstellen der Schieber nicht durchlocht sind.
                           Erwähnenswerth sind weiter eigentümliche Formen der Maschinennadeln in Handränderstühlen, von A. T. Ahnert in Borna bei Chemnitz (* D. R. P. Nr. 7906 vom 27. April
                                 										1879) angegeben. Diese Nadeln sind unterhalb ihrer Hakenspitze um eine
                              									Nadeltheilung zur Seite gebogen, ähnlich den Deckmaschinennadeln, verlaufen aber nur
                              									ein kurzes Stück in dieser abgebogenen Stellung und kehren dann wieder in die
                              									ursprüngliche Lage zurück. Entfernt man nun aus der Rändermaschine einzelne Nadeln,
                              									was z.B. beim Wirken der Patentränderwaare geschieht, und setzt man neben den leeren
                              									Stellen solche abgebogene Nadeln ein, so wird es möglich, an diesen einzelnen
                              									Stellen verschobene Fang- oder Ränder-Maschenstäbchen herzustellen, also ein
                              									gewisses Muster an bestimmten Stellen nur, nicht über die ganze Waarenbreite
                              									gleichmäſsig, zu erzeugen. Diese Neuerung bildet eine Annäherung an die
                              									Musterherstellung mit Roscher's getheilten Nadelbetten
                              									in Strickmaschinen (vgl.* 1878 230 402.)
                           Zur Regulirung seiner
                                 										Universalpetinetmaschine (* 1879 234 453) hat
                              										C. A.
                                    											Röscher in Markersdorf bei Burgstädt
                              									(* D. R. P. Nr. 7766 vom 9. November 1878) die
                              									Jacquardwalze in das Prisma der gewöhnlichen Jacquardmaschine verwandelt und
                              									demselben auch die üblichen Jacquardketten hinzugefügt, durch welche er einen
                              									bedeutend gröſseren Musterumfang erzielt als durch blose Reihen von Erhöhungen auf
                              									der Walze selbst. Durch die neuesten Verbesserungen Roscher's sind ferner die einzelnen Decknadelhebel über dem Kartencylinder
                              									mit versetzt gegen einander stehenden Enden so angeordnet, daſs sie auch bei feiner
                              									Theilung der Stühle Anwendung finden können. Mit dieser neuen Einrichtung arbeitet
                              									man das Muster nicht mehr als eine Zusammensetzung von Durchbrechungen in der
                              									glatten Waare, sondern man stellt umgekehrt eine gleichförmig durchbrochene Waare, eine
                              									Sorte Spitzengrund, her durch regelmäſsiges Forthängen von jeder zweiten Masche und
                              									läſst darin das Musterbild als glatte Waare stehen. Verwendung finden diese Muster
                              									vorherrschend zu Handschuhmanschetten und zu feinen seidenen oder wollenen
                              									Tüchern.
                           Ein Fadenführer-Apparat am flachen Kulirstuhle von F. Anton
                                    											Ludwig in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 8265 vom 30. Mai 1879) dient zur Herstellung
                              									derjenigen Farbmuster, welche man Ringelwaare nennt und vermeidet die zeitraubenden
                              									leeren Reihen, d.h. das Betreiben des Stuhles für manche Reihenzeiten, ohne daſs
                              									während derselben Maschenreihen fertig werden. Nach den bisherigen Verfahrungsarten
                              									konnte man eine ungerade Anzahl Reihen oder eine einzelne Reihe von einer Farbe nur
                              									mit Hilfe solcher leeren Reihen arbeiten, weil der Mitnehmer des Fadenführes da, wo
                              									er seinen Führer verläſst, den anderen nicht vorfindet; denn diesen hat er vor
                              									Beginn der letzten Reihe auf der anderen Stuhlseite stehen lassen und er muſs leer
                              									nach dieser Seite zurückgehen. Die Neuerung im vorliegenden Falle besteht nun darin,
                              									daſs man, bei Verwendung zweier verschiedenen Farben, einen Führer mit Faden der
                              									einen Sorte und zwei Führer mit Fäden der anderen Sorte verwendet. Diese drei Führer
                              									sind so zu vertheilen, daſs von den beiden mit gleichen Fäden je einer auf einer
                              									Seite des Stuhles steht, und man kann nun mit den Fäden dieser beiden Führer gerade
                              									oder ungerade Reihenzahlen arbeiten, ohne den Stuhl auf eine Umdrehung leer gehen
                              									lassen zu müssen.
                           Die Vorrichtung zur
                                 										Röſschenstellung von F. Anton Ludwig in
                              										Chemnitz (* D. R. P. Nr. 8267 vom 14.
                                 										Juni 1879) besteht aus einem in der Röſschenkapsel horizontal
                              									verschiebbaren Bolzen, dessen vorderes Ende schief flach gefeilt ist und durch einen
                              									Schlitz der Röſschenplatte hindurch reicht. Der Bolzen wird mittels einer feinen
                              									Schraube in seiner Längsrichtung verschoben und bewegt dabei mit seinem vorderen
                              									schiefen Ende das Röſschen auf- und abwärts. Letzteres wird flach an die Kapsel und
                              									zwischen seitliche Führungen derselben durch eine vorgeschraubte Decke gehalten, es
                              									kann durch die angegebene Einrichtung schnell verstellt und sicher in seinen
                              									verschiedenen Lagen gehalten werden.
                           Der mechanische
                                 										Breitränderstuhl von Karl Terrot in Stuttgart (* D. R. P. Nr. 7768 vom 1. Februar 1879)
                              									enthält in der Stuhlnadelreihe einzeln bewegliche Zungennadeln, welche in ähnlicher
                              									Weise wie in der Lamb'schen Strickmaschine durch ein sogen. Schloſs herausgeschoben
                              									und hineingezogen werden. Diese Bewegungen erfolgen indeſs in der Weise, daſs man
                              									zuerst die hervorstehenden Nadeln, in deren offene Haken der Führer den Faden gelegt
                              									hat, zurückzieht, wobei sie neue Maschen bilden, und dann sie sogleich wieder
                              									hinausschiebt in die richtige Stellung für die nächste Reihe. Die Neuerung besteht
                              									nun darin, daſs die beiden Seitendreiecke, welche die Nadeln hinausschieben, mit
                              									einander verbunden sind und durch einen Arm, welcher am Ende des Hubes an
                              									Stellschrauben stöſst, regulirt werden, sowie ferner noch darin, daſs das zum
                              									Zurückziehen der Nadeln dienende Mitteldreieck, dessen Stellung die Länge der
                              									Maschen bestimmt, mit einer Schraube vor und zurück gestellt werden kann. Diese
                              									Schraube trägt am äuſseren Ende ein Zahnrad, welches in eine Zahnstange greift. Die
                              									Zahnstangen der einzelnen Breitenabtheilungen eines Stuhles sind an einer
                              									gemeinschaftlichen Schiene befestigt, mit welcher man somit für alle Waarenstücke gleichmäſsig
                              									die Maschenlängen verändern kann.
                           Neuerungen an englischen Rundränderstühlen mit Zungennadeln von Frau Julie Aug.
                                    											Auroy in Puteaux, Frankreich (* D. R. P. Nr. 7707 vom 25. Februar 1879) sind damit
                              									angedeutet, daſs man den Stuhlnadelkranz nach unten hin erweitert, also die
                              									Führungsbleche seiner Nadeln nach auſsen gebogen hat, um angeblich mehr Systeme als
                              									bisher in einem engen Rundkopfe anbringen zu können. Ferner ist ein Musterrad
                              									angewendet worden, welches selbstthätig diejenigen Keilstücke hebt und senkt, durch
                              									die alle Bewegungen der Nadeln zur Maschen- oder Doppelmaschenbildung veranlaſst
                              									werden; das Musterrad erhält seine Drehung vom Stuhle. Fernerhin sind, als eine
                              									Erweiterung des eben genannten Falles, die Führungsbleche mit Nasen von mehrfach
                              									verschiedenen Formen versehen, auf welche eine gröſsere Anzahl Hebungsriegel wirken,
                              									deren Stellung auch eine Musterscheibe regulirt; hiermit ist wieder ein gröſserer
                              									Umfang der Muster bei selbstthätigem Wechsel derselben erzielt worden. Endlich
                              									erfolgt die Umdrehung des Maschinennadelkranzes durch den Stuhl nicht mehr durch
                              									einfache Mitnehmer oder durch Räder, welche in die Führungsbleche wie in Radzähne
                              									eingreifen, sondern sicherer durch directen Zahnradbetrieb; zu dem Zwecke enthält
                              									sowohl der Stuhl, als auch die Rändermaschine ein Stirnrad und beide werden von
                              									einer Welle und zwei Rädern mit einander verbunden.
                           Der glatte englische
                                 										Rundstuhl mit Zungennadeln hat von C. F. Eberhardt in
                              										Naumburg a. S. (* D. R. P. Nr. 7559
                                 										vom 18. Februar 1879) folgende Neuerungen erhalten: Der Nadelring ist
                              									sehr hoch und trägt kurze und lange Nadeln, sowie zwei Reihen Schlösser, ähnlich wie
                              									dies in der Strickmaschine sich vorfindet; diese Anordnung ermöglicht die
                              									Herstellung von Preſsmustern und es erfolgt die Verstellung der mittleren Dreiecke
                              									zur Doppelmaschenbildung dadurch, daſs man dieselben mit Stiften in den Schlitzen
                              									eines Ringes führt, welcher um den äuſseren Mantel des Stuhles herum liegt und nur
                              									zu verschieben ist, damit er alle mit ihm verbundenen Schloſsdreiecke hebt oder
                              									senkt. Diese Einrichtung erleichtert die schnelle Umsteuerung aus der glatten in die
                              									Preſsmuster-Arbeit und umgekehrt. Die Verstellung für das Wirken fester oder
                              									lockerer Waare erfolgt nicht durch Heben oder Senken der Nadeln gegen ihre
                              									Abschlagkante, sondern umgekehrt durch Verschieben dieses Abschlagringes entlang den
                              									Nadeln. Zu dem Zwecke ruht der Abschlagcylinder auf zwei Ringen, welche man gegen
                              									einander verdrehen kann, wobei der obere auf schiefen Ebenen des unteren steigt oder
                              									sinkt und damit zugleich den Abschlagring hebt oder senkt. Die bei Fadenbruch
                              									selbstthätig wirkende Ausrückvorrichtung hat mit anderen zu gleichem Zwecke
                              									getroffenen Anordnungen die Einrichtung gemein, daſs der Faden einen Hebel in
                              									gewisser Lage erhält, so lange er gespannt von der Spule nach den Nadeln läuft.
                              									Sobald dieser Faden reiſst, so fällt der Hebel in ein Quecksilbergefäſs, in welches
                              									auch das eine Ende einer elektrischen Leitung einmündet, während deren anderes Ende
                              									durch das Maschinengestell mit dem Hebel sonst schon in Verbindung steht. Der nun
                              									geschlossene elektrische Strom macht einen Elektromagneten wirksam und dieser löst
                              									eine Feder aus, welche eine Stahlplatte zwischen die Zähne der Triebräder
                              									einschiebt. Das treibende Rad an der Vorgelegewelle wird durch eine Stellschraube
                              									und Feder eben nur so stark an seine Welle gepreſst, daſs es den Stuhl umzudrehen
                              									vermag; es bleibt aber still stehen, sobald die Platte zwischen die Zähne geschoben
                              									wird, und dann erst rückt der Arbeiter den Stuhl in gewöhnlicher Weise durch
                              									Verschieben des Riemens aus.
                           Der Rundwirkstuhl
                              									von Orison
                                    											Twumbly in Lake Village, Nordamerika
                              									(* D. R. P. Nr. 8329 vom 11. März 1879) ist ein kleiner
                              									französischer Rundstuhl mit einzeln beweglichen Zungennadeln und äuſserer Fontur.
                              									Der Nadelkranz steht fest und über ihm wird eine Scheibe umgedreht, welche sowohl
                              									die Curvenführungen zur Nadelbewegung, als auch den Fadenführer und das Streicheisen
                              									zur Waarenbewegung enthält; ja für Rundarbeiten ist sogar das Spulengestell und die
                              									Spule an dieser drehbaren Scheibe mit befestigt. Bei Herstellung flacher Waare
                              									schwingt die Scheibe nur um einen gewissen Winkel nach rechts und links aus; dabei
                              									steht die Garnspule fest auf dem Gestell. Das Maschinchen gehört zu denjenigen
                              									Vorrichtungen, welche gern mit dem Namen „Strickmaschinen“ belegt werden; es
                              									erfüllt indeſs eine wesentliche Bedingung hierfür nicht, d. i. die Vollendung der
                              									Waarenstärke bis zum Gebrauche, welche der Arbeit des Handstrickens entspricht.
                           In der Rundstrickmaschine von McNary in Brooklyn, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 8266 vom 1. Juni
                                 										1879) sind durch neuere Verbesserungen die gewöhnlichen Wirkstuhlnadeln
                              									mit langen elastischen Haken angewendet und auf und ab beweglich angeordnet worden,
                              									ähnlich, aber nur in gröſserer Ausdehnung, als dies schon i. J. 1861 von Wilson versucht wurde. Während aber dort nur 8 bis 12
                              									Nadeln auf einmal zur Maschenbildung kamen, sind jetzt etwa 50 bis 60 gleichzeitig
                              									in Betrieb, die Liefermenge wird somit bedeutend vergröſsert. Alle diese Nadeln
                              									werden von einer bogenförmig ausgeschnittenen Preſsschiene gleichzeitig gepreſst,
                              									nachdem sie von einzelnen Fäden ihre Schleifenlagen erhalten haben. Die Waare erhält
                              									natürlich vollständig die Fadenverbindung einer Kettenwaare; durch besondere
                              									Fadenführer können aber auch Futterfäden eingelegt werden (wie in der
                              									Rundstuhl-Futterwaare). Die ganze Anlage der neuen Construction deutet auf eine
                              									beabsichtigte Vergröſserung und weiter gehende Verwendung dieser Maschine hin,
                              									welche man bisher nur spärlich zur Strumpffabrikation benutzte, die nun aber mehr
                              									neben den gröſseren französischen Rundstuhl gestellt werden soll.
                           Die Strickmaschine mit Doppelhakennadeln und isolirt
                                 										correspondirenden Fadenführern von M. Ulbricht
                              									und der Sächsischen Stickmaschinenfabrik in Kappel bei Chemnitz (* D. R. P. Nr. 7305 vom 27. September
                                 										1878) soll den lange schon gehegten Wunsch erfüllen: das Wirken von
                              									Links- und Linkswaare auf der Lamb'schen Strickmaschine möglich zu machen. Diese
                              									Waare besteht aus glatten Maschenreihen, von denen je eine rechtsseitig und die
                              									nächste linksseitig abgeschlagen worden ist; sie erfordert deshalb zu ihrer
                              									Herstellung zwei Nadelreihen und muſs abwechselnd ausschlieſslich auf der einen oder
                              									anderen gearbeitet werden. An einer gewöhnlichen Strickmaschine ist indeſs das
                              									Ueberhängen der Maschen von einer Nadelreihe auf die andere schwierig und
                              									zeitraubend; deshalb sind im vorliegenden Falle Nadeln verwendet worden, welche an
                              									beiden Enden Haken und Zunge enthalten, und, damit man diese Nadeln leicht aus einem
                              									Bett in das andere hinüberschieben kann, so hat man beide Nadelplatten um ihre
                              									oberen Kanten drehbar angeordnet und bringt sie mit einem Fuſstritthebel
                              									gleichzeitig in horizontale Lage. Die Nadeln haben an der unteren Schaftkante kleine
                              									Kerben, in welche Haken von Hilfsnadeln eingreifen, die in gewöhnlicher Weise von
                              									den Schlössern bewegt werden, so daſs nicht die Zungennadeln selbst die rechtwinklig
                              									vorstehenden Arbeitshaken enthalten, sondern glatt sind und eine Maschenreihe von
                              									ihrem rechten Ende nach ihrem linken leicht verschieben lassen. Liegen also die
                              									Nadeln im rechtsseitigen Bett, so wird dasselbe herabgelassen in die gewöhnliche
                              									schräge Lage und seine Nadelreihe liefert nun eine links abgeschlagene Maschenreihe;
                              									darauf werden beide Nadelplatten gehoben, die Nadeln in die linksseitige Platte
                              									geschoben und gezogen und in dieser stellen sie dann eine nach rechts abgeschlagene
                              									Maschenreihe her. Weil nach jedem Wechsel die Nadeln in der neuen Führungsplatte hoch empor
                              									stehen, in dieser Stellung Faden erhalten und sogleich zur Herstellung neuer Maschen
                              									herabgezogen werden, so muſs man die Spitzen der Seitendreiecke in den Schlössern
                              									beweglich machen. Beim Anstoſsen der Hilfsnadelfüſse legt sich nun die Spitze des
                              									vorangehenden Seitendreieckes auf das Mitteldreieck und die Füſse gelangen darüber
                              									hinweg in diejenige Führung, welche sie hinabzieht. Beim entgegengesetzten Ausschube
                              									haben die anstoſsenden Nadelfüſse diese Spitze und wenden sie wieder zurück in die
                              									ursprüngliche Lage. Als Ringelapparat benutzt man eine Anzahl einzelner (sog.
                              									isolirt liegender) Fadenführerröhrchen, von Bolzen gehalten, und eben so viele
                              									Mitnehmer, welch letztere durch eine Stiftentrommel in solche Lagen gebracht werden,
                              									daſs sie entweder ihr Führerrohr mit fortnehmen oder liegen lassen, so daſs ein
                              									vielfacher Wechsel der Fäden von der Maschine selbstthätig hervorgebracht wird; die
                              									Stiftentrommel erhält ihre Drehung durch den Ausschub des Schlittens.
                           Der Ringelapparat für
                              									Strickmaschinen von H. Schürer in Werdau, Sachsen (* D. R. P. Nr. 7887 vom 5. Februar
                                 										1878) erreicht einen mehrfachen Fadenwechsel in der Weise, daſs der
                              									gewöhnliche Fadenführer vorn nicht ein Röhrchen, sondern einen offenen doppelten
                              									Haken trägt, welcher beim Ausschube des Schlittens denjenigen Faden erfaſst und mit
                              									über die Nadelreihe hinweg nimmt, welcher ihm entgegen gehalten wird. An einem Ende
                              									der Maschine sind eine Anzahl vertical schwingende Hebel angebracht, welche in
                              									Oeffnungen die einzelnen Fäden führen und von einer Stiftentrommel so bewegt werden,
                              									daſs irgend einer von ihnen nach der Mitte der Maschine hin ausschwingt und seinen
                              									Faden dem Haken vorhält, welcher ihn zur Arbeit mit fortnimmt. Die Regulatortrommel
                              									wird mittels Klinkrad und Klinke vom Ausschube des Schlittens selbstthätig
                              									umgedreht.
                           Der Fadenführer-Apparat an
                              									Strickmaschinen von Seyfert und Donner in
                              										Chemnitz (* D. R. P. Nr. 8281 vom 17.
                                 										April 1879) besteht in einer Mitnehmer-Einrichtung für zwei Fadenführer
                              									(je einen auf einem Nadelbett der Maschine) zur Herstellung der sogen, farbig
                              									hinterlegten Fangwaare und der plattirten Rechts- und Rechts-Waare. Jedes
                              									Fadenführerkästchen enthält zwei vorstehende Nasen, an welche der Mitnehmer anstöſst
                              									und deren eine so hoch über der anderen liegt, daſs der Mitnehmer auch leer zwischen
                              									beiden hindurch gehen kann. Letzterer besteht aus einem Bolzen, welcher in einer
                              									Hülse auf und ab geschoben, sowie um 90° oder 180° gedreht und in diesen Lagen
                              									festgestellt werden kann. Der untere rechteckig gearbeitete Zapfen ist nicht in der
                              									Mitte, sondern seitlich an den Bolzen angesetzt; er stöſst, je nach der Drehung
                              									desselben, entweder an die untere oder obere Mitnehmernase des Fadenführers, oder
                              									geht leer zwischen ihnen hindurch. Jede Schloſsplatte hat zwei solche Mitnehmer und es ist durch
                              									deren Stellung, welche mit der Hand regulirt wird, leicht möglich, den einen oder
                              									den anderen Fadenführer vorangehen zu lassen, sowie auch, behufs des Plattirens
                              									gewisser Waarentheile an bestimmter Stelle, den einen Führer über die ganze Breite
                              									und den anderen nur auf ein Stück derselben mit fort zu nehmen, also manche Stellen
                              									der Waaren, z.B. die Knietheile von Strumpflängen oder die hohen Fersen derselben,
                              									durch einen besonders hinzugefügten Faden verstärkt arbeiten zu lassen.
                           Ein Fadenführer-Apparat an Strickmaschinen von J. A. St.
                                    											Biernatzki in Hamburg (* D. R. P. Nr. 7777 vom 2. März 1879) ist zur Herstellung von
                              									langgestreiften Rechts- und Rechts-Waaren bestimmt. Ueber der Maschine hängen an
                              									zwei Schienen eine Anzahl Fadenführerröhrchen herab, mit denen man durch die
                              									Nadelreihen hindurchschwingen und welche man mit ihren beiden Tragschienen beliebig
                              									seitlich verschieben kann, so daſs sie die einzelnen Fäden gewisse Strecken weit auf
                              									die empor geschobenen und in ihren Haken geöffneten Nadeln legen. Es sind zwei
                              									Tragstäbe mit Führern vorhanden, damit man den Ausschub der einen Fadensorte
                              									verlängern und den der anderen verkürzen kann und umgekehrt; die ganze Anordnung
                              									zeigt also eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Jacquard-Fadenführerapparat am
                              									Handstuhle. Da für den Anfang einer jeden Reihe die Nadeln gehoben und geöffnet
                              									stehen müssen, so ist das Schloſs in der Weise umgewandelt worden, daſs es bei einem
                              									Ausschube erst die Nadeln herabzieht und dann sogleich wieder hebt; es enthält ein
                              									feststehendes, mit der Spitze nach unten gerichtetes Mitteldreieck, zwei
                              									verstellbare aufwärts stehende Seitendreiecke und neben diesen wieder zwei kleine
                              									abwärts gerichtete Dreiecke. Die letzteren führen die gekreuzt liegenden Nadeln
                              									beider Seiten so weit herab, daſs der Faden sicher auf ihre zurückgeklappten Zungen
                              									gelegt werden kann. Die Bewegungen der Fadenführer sind mit der Hand
                              									vorzunehmen.
                           Neuerungen an der
                                 										Lamb'schen Strichmaschine von J. Nelson in Rockford, Nordamerika, sowie Couturat und Comp. in Troyes, Frankreich (* D. R. P. Nr. 8246 vom 14. Mai
                                 										1879) geben eine groſse Menge Regulirungsvorrichtungen an, durch welche
                              									die Strickmaschine zur vortheilhaften Fabrikation regulärer Strümpfe ohne Naht
                              									geeignet gemacht werden soll. Das Verfahren zur Herstellung eines Strumpfes hat
                              									groſse Aehnlichkeit mit demjenigen, welches an Mac
                                 										Nary's und Bickford's Strickmaschinen in
                              									Anwendung kommt: Man beginnt den Strumpf nicht am Doppelrande, sondern an der
                              									Fuſsspitze, aber nicht an deren äuſsersten spitzen Ende, sondern an ihrer breiten
                              									Basis und arbeitet zunächst die halbe Spitze flach mit nach und nach verminderter
                              									Breite, hierauf die andere Hälfte daran mit zunehmender Breite, dann rund den Fuſs,
                              									wiederum flach die Ferse und endlich rund den Längen. Die Nadelbetten der Maschine
                              									tragen oberhalb der Nadeln kurze winkelförmig gebogene Platinen, welche auch von
                              									Führungsschienen des Schlittens bewegt werden und den Faden zwischen die Nadeln
                              									eindrücken, also kuliren. Die Zungennadeln selbst werden nicht direct von den
                              									Schlössern erfaſst, sondern erst unter Vermittlung von Stahlblechstücken, welche
                              									hakenförmig über ihre kurzen abgebogenen Enden hinweg greifen, bewegt. Die
                              									Nadelbett-Einrichtung gestattet ein Senken dieser Hilfshaken so weit, daſs ihre
                              									Führungsnasen aus den Schlössern heraus treten, also die betreffenden Nadeln auſser
                              									Thätigkeit kommen. Ziemlich complicirte Regulirungsvorrichtungen für alle Bewegungen
                              									machen die Maschine zu einer thunlichst selbstthätig arbeitenden, deren Bedienung
                              									und Instandhaltung aber jedenfalls eben deshalb nicht leicht ist. Auch ein
                              									Fadenführer Wechsel zum Wirken von Ringelwaare ist vorgesehen und in der Weise
                              									thätig, daſs der alte Faden durch selbstthätige Vorrichtungen abgeschnitten und der
                              									neue in dasselbe Führerröhrchen gebracht wird.
                           
                              
                                 G.
                                    										W.