| Titel: | Geringer's Schachttelegraph. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 121 | 
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                        Geringer's Schachttelegraph.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 13.
                        Geringer's Schachttelegraph.
                        
                     
                        
                           Nach einem in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                       										Hüttenwesen, 1879 S. 585 im Auszuge mitgetheilten Vortrage des
                              									Bergingenieurs H. Schrott hat der k. k.
                              									Telegraphenamtsleiter Geringer in Mährisch-Ostrau für
                              									die Gruben der Kaiser Ferdinands-Nordbahn eine Telegraphenanlage entworfen, mittels
                              									deren Signale gegeben werden können: 1) Von jedem Füllorte zum Maschinenwärter ober
                              									Tags, 2) von über Tags in alle Füllorte, 3) von den Füllorten unter einander.
                           In Fig. 12 Taf. 13 ist die schematische Zeichnung der Anordnung eines
                              									solchen Schachttelegraphen für einen Schacht mit 5 Füllorten ersichtlich, von denen
                              									jedoch der 2., 3. und 4. nicht mit gezeichnet sind, weil sie mit dem ersten
                              									vollständig übereinstimmen. In derselben bezeichnen B
                              									die ober Tags befindliche elektrische Batterie aus Leclanché-Elementen, g0 den Signalapparat
                              									(Klingelwerk, mit Selbstunterbrechung) ober Tags beim Maschinenwärter, g1 bis g5 die Klingelwerke in
                              									den Füllorten, T0 den
                              									Taster ober Tags, T1,
                              									T2 die Doppeltaster in
                              									den FüllortenAnstatt T0 und
                                    											aller dieser Doppeltaster lieſsen sich auch gewöhnliche Morsetaster
                                    											verwenden.D. Ref., endlich p, n,
                                 										q die drei Leitungen, bestehend aus mittels Kautschuk isolirtem
                              									Knpferdraht.
                           Die Doppeltaster T1 und
                              										T2 (Fig. 13 bis
                              										15) sind derart construirt, daſs dieselben gleichzeitig die Fortsetzung
                              									des Leitungsdrahtes n bilden. Die aus 1mm,5 starkem Messingblech (Federmessing)
                              									hergestellten Federn f und f1 sind mit einem Ende an ein
                              									Eichenbrettchen E befestigt und mit je einem ebenso
                              									starken Messingblättchen verbunden, in welchem die zur Einschaltung des
                              									Leitungsdrahtes n bestimmten Schrauben s und s1 sitzen. Am anderen Ende der Federn f, f1 sind die
                              									Holzknöpfe T1 und T2 mittels
                              									Messingschrauben befestigt, deren Köpfe gleichzeitig die Contactpunkte der beiden
                              									Tastenfedern bilden. Vermöge der Federkraft lehnen sich die beiden Tasterfedern f, f1 an die
                              									Messingblech-Querschiene l fest an, welche an einem
                              									Holzuntersatze u befestigt ist. Es sind also die beiden
                              									Tasterfedern f und f1 durch die Querschiene l mit einander stets in Verbindung und dadurch kann der elektrische Strom
                              									z.B. von n (Fig. 15)
                              									durch die Feder f, die Querschiene l in die Feder f1 und von da in die Leitung n1 übergehen. Es ist sonach ein solcher
                              									Doppeltaster T1, T2 (ebenso T0) auch als
                              									Fortsetzung des Leitungsdrahtes n anzusehen. Unter den
                              									Holzköpfen, bezieh. unter den beiden Contactpunkten der Taster, ist ein
                              									Messingblechstreifen an das Brettchen befestigt, in welchem die zur Einschaltung des
                              									Leitungsdrahtes p bestimmte Schraube k sitzt.
                           
                           Zum Unterschiede ist die Hälfte jedes solchen Doppeltasters schwarz, die andere weiſs
                              									angestrichen, indem der Taster T1 zum Signalisiren hinauf, d. i. ober Tags, dagegen
                              									der Taster T2 zum
                              									Signalisiren zu den Füllörtern bestimmt ist.
                           Wird nun der Taster T1
                              									oder T2 niedergedrückt,
                              									so wird hierdurch die Verbindung mit dem zweiten Taster aufgehoben, weil durch das
                              									Niederdrücken die Feder f (oder f1) von der Querschiene l entfernt und die metallische Verbindung der Leitung
                              										p mit der Leitung n
                              									hergestellt wird.
                           Die Contactfläche p (Fig. 15)
                              									ist der Deutlichkeit halber in der schematischen Zeichnung (Fig. 12)
                              									bei den Tastern T1, T2 durch zwei mit einer
                              									Bogenlinie verbundene Punkte dargestellt, die Querschiene l hingegen durch zwei mit einer krummen Linie verbundene kleine Kreise
                              									bezeichnet.
                           Wie aus Fig. 12 zu
                              									ersehen, geht ein Leitungsdraht p vom positiven Pol der
                              									Batterie B im Ganzen bis zum 5. Füllort hinab, von
                              									demselben sind einzelne Drähte in die Füllorte gezogen, welche dort (sowie auch bei
                              									dem Obertagstaster T0)
                              									in die Taster mit der Schraube k (Fig. 15)
                              									eingeschaltet werden. Der zweite Draht n geht vom
                              									negativen Pol der Batterie B über das Klingelwerk g0, verbindet den
                              									Obertagstaster T0 mit
                              									allen Tastern der vier Füllorte und endigt bei dem oberen Taster T1 am fünften Füllorte.
                              									Der dritte Draht q geht vom negativen Pol der Batterie
                              										B durch alle Klingelwerke der fünf Füllorte und ist
                              									mit seinem Ende in den unteren Taster T2 am fünften Füllort eingeschaltet.
                           Dieser Schachttelegraph ist für Arbeitsstrom eingerichtet, d.h. der elektrische Strom
                              									gelangt erst dann in die Leitung und Apparate, wenn die Taster zum Zwecke der
                              									Signalisirung niedergedrückt werden.
                           Der Stromgang beim Signalisiren ist folgender: Wird auf irgend welchem Füllorte der
                              									obere Taster T1
                              									niedergedrückt, so geht der positive Strom aus der Leitung p durch die Tastenfeder des niedergedrückten Tasters in die Leitung n, passirt die übrigen (höher liegenden) Taster als
                              									Fortsetzung der Leitung n und geht durch den
                              									obertägigen Signalapparat g0 zum negativen Pol der Batterie über. So lange nun dieser Taster
                              									niedergedrückt gehalten wird, klingelt die Obertagsglocke g0 fort. Wird der Taster losgelassen und
                              									kehrt er durch seine Federkraft in die frühere Lage zurück, so wird auch der Strom
                              									unterbrochen und die Obertagsglocke g0 hört auf zu klingeln. Auf diese Art signalisirt
                              									man von jedem Füllorte zu dem Maschinenwärter ober Tags.
                           Wird nun der Obertagstaster T0 niedergedrückt, so geht der positive Strom durch die Tasterfeder in die
                              									Leitung n, passirt alle Taster der Füllorte (als
                              									Fortsetzung der Leitung n), geht bei dem unteren Taster
                              										T2 am fünften
                              									Füllort in die Leitung q, in welche die Klingelwerke aller fünf Füllorte
                              									eingeschaltet sind, und gelangt endlich zum negativen Pol der Batterie B. Wie lange der Obertagstaster T0 niedergedrückt bleibt, so lange tönen
                              									die Klingelwerke auf allen Füllorten, wodurch also von über Tags in alle Füllorte
                              									signalisirt werden kann.
                           Wird endlich an irgend einem Füllorte der untere Taster T2 niedergedrückt, so geht der positive
                              									Strom aus der Leitung p durch die niedergedrückte
                              									Tasterfeder in die Leitung n und gelangt im fünften
                              									Füllort aus dem unteren Taster T2 in die Leitung q,
                              									passirt die Klingelwerke auf allen Füllorten und geht endlich zum negativen Pole der
                              									Batterie; deshalb werden die Klingel werke in allen Füllorten so lange klingeln, wie
                              									lange jener Taster niedergedrückt bleibt, und auf diese Weise können die Füllorte
                              									unter einander signalisiren.
                           Bei dem Signalisiren von ober Tags und von den einzelnen Füllorten unter einander
                              									werden die gegebenen Signale auf allen fünf Füllorten gehört, ober Tags jedoch
                              									nicht. Bei dem Signalisiren von irgend welchem Füllorte hinauf zum Maschinenwärter
                              									werden jedoch die Signale nur ober Tags gehört, in den Füllorten nicht.
                           Die Taster sind frei und nicht verschlossen, was jedoch selbst in sehr nassen
                              									Füllorten nicht schadet, weil ein solcher Taster selbst dann wirkt, wenn er ganz in
                              									Wasser eintaucht, wie dies an dem Modell erprobt wurde. Die Contactpunkte der Taster
                              									bleiben durch die beim Niederdrücken unvermeidliche Reibung stets blank und
                              									metallisch rein und können im gegebenen Falle leicht mit einer Feile oder Glaspapier
                              									gereinigt werden.
                           Die Kautschuk-Kupferdrähte können selbst in sehr nassen Schächten als Leitungen
                              									verwendet werden und haben den Vortheil einer leichteren Untersuchung bei
                              									allfälligen Störungen. Zum Schutz der Leitungsdrähte vor den in den Schacht
                              									herabfallenden Gegenständen ist es vortheilhaft, die Drähte in die ausgehobelten
                              									Nuthen einer Dachlatte zu befestigen und diese Latten im Schachte fest zu nageln,
                              									weil die in den Nuthen der Latten vertieft befestigten Drähte vor den herabfallenden
                              									Gegenständen hinreichend gesichert und dennoch sichtbar bleiben, wodurch eine
                              									Untersuchung der Drähte erleichtert wird.
                           Die Kosten eines solchen Schachttelegraphen für einen 300m tiefen Schacht mit fünf Füllorten summiren sich
                              									aus nachfolgenden Posten, und zwar nach den Preisen der Telegraphenbau-Anstalt von
                              										B. Egger in Wien, V. Kleine Neugasse Nr. 23:
                           
                              
                                 3 ×
                                    											300 = 900m Kautschukdraht zu 18 kr. ö.
                                    											W.
                                 162 fl.
                                 
                              
                                 100m umsponnener Kupferdraht für die Leitungen ober Tags zu 6
                                    											kr.
                                     6
                                 
                              
                                 20
                                 Stück
                                 Leclanché-Elemente sammt Salmiak
                                    											zu 1 fl. 50 kr.
                                   30
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 Signalglocke
                                 (Klingelwerk Nr. 5) für ober
                                    											Tags
                                   16
                                 
                              
                                 5
                                 „
                                 „
                                 für die Grube zu 18 fl.
                                   90
                                 
                              
                                 6 Taster zu 2 fl.
                                   12
                                 
                              
                                 Einbau sammt Nägeln, Latten,
                                    											Fracht u. dgl.
                                   84
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammtkosten
                                 400 fl.
                                 
                              
                           
                           Ein Schachttelegraph nach dieser vorbeschriebenen Anordnung ist bereits am
                              									Hermenegildschachte der Kaiser Ferdinands-Nordbahn in Polnisch-Ostrau eingebaut.
                           Eine ebenso gelungene andere Anordnung eines Schachttelegraphen, welche von Geringer entworfen wurde, ist in unserer Quelle
                              									abgebildet. In derselben ist der Draht p durch
                              									Benutzung einer Erdleitung entbehrlich gemacht. Dazu ist der positive Batteriepol
                              									(sammt dem Contacte in T0) über Tage an Erde gelegt und in allen Füllorten die Schraube k gleichfalls zur Erde abgeleitet worden. Die
                              									Erdleitung wird hergestellt, indem man den Kupferdraht oder blanken, 3 bis 5mm starken Eisendraht an ein Stück Eisen umwindet,
                              									verpickt und in stets feuchte Erde vergräbt; in der Grube hingegen befestigt man den
                              									Draht an die Eisenplatten oder Schienen des Füllortes, oder aber führt denselben an
                              									irgend eine feuchte Stelle in der Nähe des Füllortes, wo man ihn irgendwie mit dem
                              									feuchten Gestein in Contact bringt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
