| Titel: | Ueber Neuerungen an Milchschleudermaschinen. | 
| Autor: | J. Hofmann. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 127 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Milchschleudermaschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 13.
                        J. Hofmann, über Neuerungen an Milchschleudermaschinen.
                        
                     
                        
                           Ein Gemenge aus zwei Flüssigkeiten verschiedenen specifischen Gewichtes, welche sich
                              									gegenseitig nicht auflösen, scheidet sich unter dem Einflüsse der Schwerkraft so,
                              									daſs die leichtere Flüssigkeit auf der schwereren schwimmt. Dies ist der Vorgang bei
                              									der von Alters her üblichen Rahmgewinnung. Hierbei läſst sich aber süſser Rahm nur in geringer Menge gewinnen, wenn man
                              									nicht zu manchmal kostspieligen Abkühlungsmethoden seine Zuflucht nimmt. Will man
                              									schnell, womöglich aus frisch gemolkener Milch, eine volle Rahmausbeute erzielen, so
                              									hat die Fliehkraft die Stelle der Schwerkraft
                              									einzunehmen.
                           Man bringt also die frische Milch in ein geeignetes Gefäſs und setzt dieses in
                              									schnelle Drehung. Hierdurch drängen sich die schwereren, Wasser haltigen Theile
                              									gegen den äuſseren Umfang des Schleudergefäſses, während die leichteren, an Fett
                              									reichen sich an der inneren, erst paraboloidischen, bei stärkerem Schleudern nahezu
                              									cylindrischen Spiegelfläche ansammeln.
                           In Anwendung dieses Principes sind nun eine Reihe Maschinen für den
                              									landwirtschaftlichen Betrieb construirt worden. Nachstehend folgt eine kurze
                              									übersichtliche Zusammenstellung aller Patente, welche auf diesen Gegenstand seit dem
                              									Inslebentreten des deutschen Patentgesetzes ertheilt worden sind. In den bezüglichen
                              									Abbildungen Fig. 17 bis
                              										24 Taf. 13 sind die feststehenden Haupttheile schwarz, die bewegten
                              									schraffirt angedeutet.
                           W.
                                    											Lefeldt und Lentsch in Schöningen (* D. R. P. Nr. 3212 vom 4. Juli 1877). Fig. 17
                              									Form der Schleuder.
                           
                           Füllung: Die ganze Trommel wird mit frischer Milch
                              									gefüllt und hierauf durch Deckel fest verschlossen.
                           Rahm- und Magermilchgewinnung: Nach Abnahme des Deckels werden die zwischen Stifte
                              									lose eingesteckten Scheidewände a und b sorgfältig herausgenommen; hierauf wird der Rahm
                              									abgeschöpft und die Magermilch durch Schraubenlöcher oder Ventile am Boden
                              									abgelassen.
                           Betriebsbemerkung: Der Antriebsriemen ist durch Hebel und Leitrolle zu spannen; von
                              									der Trommelwelle aus wird auch ein Tourenzähler bewegt.
                           W.
                                    											Lefeldt und Lentsch in Schöningen (* D. R. P. Nr. 3795 vom 25. December 1877). Fig. 18
                              									Form der Schleuder.Der in diesem Patente Nr. 3795 auf die Form des abnehmbaren Milchvertheilers,
                                    											auf den Rahmüberlauf am oberen Trommelende und auf den Rahmsammler
                                    											gerichtete Patentanspruch wurde auf Antrag von A.
                                       												Fesca in Berlin am 16. October 1879 für nichtig
                                    									erklärt.
                           Füllung: Die frische Milch strömt aus einem Füllgefäſs während des Betriebes
                              									ununterbrochen zu und wird durch einen mit der Trommel
                                 										rotirenden Vertheiler a in ganz dünner Schicht auf den Boden der Trommel
                              									geleitet.
                           Rahm- und Magermilchgewinnung: Der Rahm wird über den oberen Rand der offenen Trommel
                              									in den Rahmsammler k geschleudert, von wo er durch eine
                              									Röhre abläuft. Erscheint an dieser Röhre Magermilch, so ist der Betrieb zu
                              									unterbrechen; denn von diesem Augenblicke an ist der ganze durch die Scheidewände
                              										s in Zellen getheilte ringförmige Raum am
                              									Trommelumfang mit Magermilch gefüllt. Dieselbe wird durch Ventile o. dgl. am Boden
                              									abgelassen.
                           Betriebsbemerkung: Zum schnelleren Anhalten der Trommel dient eine an einer
                              									ringförmigen Flansche o angreifende Backenbremse. Um
                              									die Geschwindigkeit der Trommel innerhalb bestimmter Grenzen zu halten, ist ein
                              									Regulator angebracht, der entweder direct den Antriebsriemen von der Fest- auf die
                              									Losscheibe schiebt, oder den Hebel mit der Spannrolle hebt, so daſs der Riemen
                              									schleift.
                           W.
                                    											Lefeldt und Lentsch in Schöningen (* D. R. P. Nr. 6285 vom 5. December 1878). Fig. 19
                              									Form der Schleuder.
                           Füllung: Die frische Milch strömt aus einem Füllgefäſs ununterbrochen auf den Deckel
                              									der Achsenschmierbüchse p, wird gegen den festen Vertheiler a geschleudert und tritt durch den
                              									zwischen Vertheiler und Trommelboden verbleibenden Spalt in den eigentlichen durch
                              									Scheidewände s in Kammern getheilten Schleuderraum.
                           Rahm- und Milchgewinnung wie vorher.
                           Betriebsbemerkung: Die Trommelwelle hat eine durchgehende Bohrung, welche als
                              									Schmierkanal für alle Lager dient. Die Schmiervorrichtung ist selbstthätig, indem
                              									das in der Schmierbüchse befindliche Oel durch die Fliehkraft den Lagern um so mehr
                              									zugeführt wird, je schneller die Maschine geht. Die Bremsvorrichtung wirkt wie oben. Der Antrieb
                              									erfolgt durch Handkurbel.
                           W. Lefeldt und Lentsch in Schöningen (* D. R. P. Zusatz
                              									Nr. 7531 vom 30. April 1878 zu Nr. 3795). Fig. 20
                              									Form der Schleuder.
                           Füllung: Die Trommel wird vor Inbetriebsetzung so weit gefüllt, daſs bei der während
                              									des Schleuderns eintretenden verticalen Stellung die Milch um ⅕ ihrer Ringbreite
                              									über den oberen Trommelrand nach innen vorspringt. Hierauf wird der mit
                              									Durchbrechungen versehene Deckel d auf die
                              									Trommelspindel bis zum dichten Anschluſs an den oberen Trommelrand
                              									niedergeschraubt.
                           Rahm- und Magermilchgewinnung: Während des vollen Trommellaufes wird durch eine
                              									Bremsvorrichtung das Stellrad a und mit ihm der
                              									Trommeldeckel längs der Spindel nach oben verschoben; nunmehr schieſst der über die
                              									eigentliche Aufnahmefähigkeit hinausgehende fünfte Theil des Inhaltes, d. i. der
                              									Rahm, über den oberen Trommelrand hinweg in den Rahmsammler k. – Die Magermilch wird, wenn die Trommel zur Ruhe gekommen ist, durch
                              									Ventile o. dgl. am Boden abgelassen.
                           Betriebsbemerkung: Die Trommelspindel hat ein Gewinde zum Auf- und Niederschrauben
                              									des Deckels während des Betriebes. Die Bremsvorrichtung zum Anhalten der Trommel ist
                              									wie oben.
                           Alb.
                                    											Fesca in Berlin (* D. R. P. Nr. 8391 vom 5. Juli 1879). Fig. 21
                              									Form der Schleuder.
                           Füllung: Die frische Milch strömt durch einen Einlauftrichter e während des Betriebes ununterbrochen zu und wird durch den Vertheiler
                              										a bis an den äuſseren
                                 										Umfang des Trommelbodens geleitet. Wenn die verticale innere Begrenzung der
                              									Schleudermasse bis nahe an den Rand c eines dicht unter
                              									dem Trommeldeckel befindlichen, mit dem Vertheiler durch mehrere lothrechte
                              									Scheidewände verbundenen Bodens b herangerückt ist,
                              									dann wird der Trommellauf unterbrochen.
                           Rahm- und Magermilchgewinnung: Nach Abnahme des Deckels und Herausheben des
                              									Trommeleinsatzes acb wird der Rahm ausgeschöpft. – Die
                              									ununterbrochen aus der Trommel durch die ringförmige Kammer zwischen Deckel und
                              									Oberboden hinausgeschleuderte Magermilch sammelt sich am Boden des Mantels und wird
                              									seitlich abgeführt.
                           Betriebsbemerkung: Der ringförmige Oberboden reicht mit seinem äuſseren Umfange bis
                              									nahe an die Trommelwandung, während seine Innenkante über die des Deckels
                              									vorspringt. Die Trommel ist auf der Welle mit Schlitzklaue befestigt, läſst sich
                              									also behufs Reinigung leicht abheben. Die Bremsvorrichtung ist mit der Riemenscheibe
                              									vereinigt.
                           Otto
                                    											Braun in Berlin (* D. R. P. Nr. 7389 vom 16. April 1878). Fig. 22
                              									Form der Schleuder.
                           
                           Füllung. a) für aussetzenden Betrieb: Gefäſse aus Glas,
                              									Blech o. dgl. von etwa 5 bis 10l Inhalt werden mit
                              									frischer Milch gefüllt und in die theilweise mit Wasser gefüllten Eimer gesetzt, so
                              									daſs sie darin schwimmen. Hierauf wird der Schleuderapparat durch die Glocke A bedeckt. b) Für ununterbrochenen Betrieb: Die Milch strömt in einen Fächer f und durch Röhren a und
                              									Trichter b in die einzelnen Gefäſse.
                           Rahm- und Magermilchgewinnung: a) Nachdem die Schleuder zur Ruhe gekommen ist, wird
                              									die Glocke abgehoben; die Gefäſse werden aus den Eimern genommen und seitlich
                              									aufgestellt. Der Rahm schwimmt nun auf der Magermilch, b) Der Rahm sammelt sich nach
                              									und nach in den Gefäſsen an. Die Magermilch wird durch Röhren c fortwährend gegen die Glocke A geschleudert, sammelt sich in einer Rinne und wird seitlich
                              									abgeführt.
                           Betriebsbemerkung: a) Die Gefäſse haben Einsätze aus sich kreuzenden Scheidewänden,
                              									um die Rotation der Milch auf die in den Eimern schwimmenden Gefäſse zu übertragen
                              									und so ein Wiederaufwirbeln der bereits geschiedenen Stoffe zu verhindern. Zur
                              									Verhütung nachtheiliger Schwankungen dient ein Regulator, bestehend aus einem hohlen linsenförmigen Körper S, der etwa zu ⅓ mit Quecksilber o. dgl. gefüllt ist.
                              									b) Einsatzkreuze fehlen.
                           Otto
                                    											Braun in Berlin (* D. R. P. Nr. 7900 vom 6. April 1879). Fig. 23 und
                              										24 Form der Schleuder.
                           Füllung: Man gieſst so viel Milch in die Kammern E, daſs
                              									dieselben bei schneller Umdrehung eben voll sind, ohne überzulaufen. Wenn sich die
                              									Milch nun durch die Fliehkraft ganz gegen die äuſsere Wand gedrängt hat und die als
                              									Ventile wirkenden Kugeln k (vom spec. Gew. = 1) nicht
                              									mehr davon bedeckt sind, so werden diese ebenfalls nach auſsen in die Milch
                              									geschleudert. Inzwischen flieſst langsam, aber ununterbrochen Milch in die Schale a und
                              									entleert sich durch die Heberwirkung des Rohres b
                                 										periodisch etwa alle 5 Minuten in die Kammern.
                           Rahm- und Magermilchgewinnung: a) Der Rahm bezieh. die Milch flieſst ununterbrochen
                              									bei r bezieh. m aus und
                              									seitlich ab. – Bei Auſserbetriebsetzung der Maschine erreicht zuerst der Rahm die
                              									Löcher k und flieſst da in ein untergestelltes Gefäſs.
                              									Wenn sich die Geschwindigkeit der Trommel noch mehr verlangsamt hat, erreicht die
                              									Magermilch die Ventile k; dann ist das hier
                              									untergestellte Gefäſs zu wechseln. – b) Rahm- und Magermilch spritzen nicht gegen feste Wandungen, sondern der aus den
                              									Kammern E sich abscheidende fette Rahm flieſst durch Spalten f bezieh.
                              										j (Fig. 24) in
                              									die mitrotirenden Kammern E1, wo er sich allmählich ansammelt. Die noch schwach Rahm haltige
                              									Magermilch flieſst durch Röhren g in die mitrotirenden
                              									Kammern E2. Ganz reine
                              									Magermilch flieſst durch die Röhren c nach auſsen,
                              									sammelt sich am Mantel und wird seitlich abgeführt.
                           
                           Betriebsbemerkung: Der Schleuderraum ist nicht cylindrisch, sondern bildet eine
                              									Kammer von nahezu rechteckigem Grundriſs. Die innere Mündung des Rohres m steht etwas weiter von der Drehachse ab als die des
                              									Rohres r, um Rahm und Magermilch gleichzeitig im
                              									entsprechenden Verhältniſs ausflieſsen zu lassen.
                           
                              J.
                                 										Hofmann.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
