| Titel: | Ueber die Reinigung des Wassers durch Filtration. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 139 | 
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                        Ueber die Reinigung des Wassers durch
                           								Filtration.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 14.
                        Ueber die Reinigung des Wassers durch Filtration.
                        
                     
                        
                           Das von J. Grant in
                              										Boston (* D. R. P. Nr. 7676 vom 17.
                                 										Mai 1879) angegebene Filter (Fig. 8 und
                              										9 Taf. 14) wird mittels eines Gewindes H an
                              									die Rohrleitung geschraubt. Die bei S
                              									zusammengeschraubten metallenen Gehäuse A und B schlieſsen die Metallkugel C ein, deren durch die Mitte gehende Röhre D
                              									das Wasser frei ablaufen läſst, wenn sie in die Stellung gedreht wird, welche Fig.
                                 										8 zeigt. Wird aber der Kugel mittels des Griffes K eine Vierteldrehung gegeben, so muſs das Wasser, wie in Fig. 9 zu
                              									sehen, durch die zwischen den beiden Sieben e und E eingeschlossene Kohle hindurchgehen.
                           Bei dem Wasserfilter von C. H. Kleucker in
                              										Braunschweig (* D. R. P. Nr. 7108 vom
                                 										12. März 1879) soll die Reinigung selbstthätig ausgeführt werden. In ein
                              									an der Guſsplatte h befestigtes Gehäuse a (Fig. 10
                              									Taf. 14) mündet das mit der Wasserleitung in Verbindung stehende Rohr b. Das untere durchlöcherte Ende desselben wird von
                              									einem kegelförmigen, durchlöcherten Porzellantrichter c
                              									umgeben, welcher mit seiner gröſseren Endfläche auf dem Boden des Gefäſses steht. An
                              									dem äuſseren Umfange ist der Trichter mit Kies von nach oben abnehmender Korngröſse
                              									umgeben, welcher den Raum d des Filters ausfüllt. Nach
                              									oben ist diese Kiesschicht mit einer durchlöcherten kreisförmigen Porzellanplatte
                              										e abgedeckt, der übrige Raum von a ist mit einer auf dieser Platte liegenden Kiesschicht
                              									und mit Schlackenwolle ausgefüllt.
                           
                           Ist nun Hahn i geschlossen und f offen, so tritt das Wasser durch das durchlöcherte Ende des Rohres b in das Filter, durchdringt den Trichter c, die Kiesschicht d, die
                              									Platte e, die Schlackenwolle, geht durch das
                              									Porzellansieb g und flieſst aus dem Hahn f ab. Zur Reinigung des Filters wird der Hahn i geöffnet, so daſs das ausströmende Wasser den
                              									abgesetzten Schlamm mit sich fortreiſst.
                           E. Perret (Engineer, 1879
                              									Bd. 48 S. 124) umgibt die hohle, in der Mitte bauchig erweiterte und durchlöcherte
                              									Welle C (Fig. 11
                              									Taf. 14) mit zwei Siebblechtrommeln A und B, welche mit Sand, Schlackenwolle u. dgl. gefüllt
                              									sind. Das durch die Mündung K eintretende Wasser dringt
                              									durch diese Filterschichten hindurch in die hohle Welle, welche es bei E verläſst, um durch den Rohrstutzen L abzuflieſsen. Zur Reinigung wird das Filter mittels
                              									der oben daran befestigten Riemenscheibe in rasche Umdrehung versetzt, wodurch der
                              									Schmutz herausgeschleudert und durch den Stutzen M
                              									entfernt werden soll.
                           H.
                                    											Mühlrad in Magdeburg (* D. R. P. Nr. 965 vom 12. August 1877) läſst das zu
                              									filtrirende Wasser durch das Rohr b (Fig. 12 und
                              										13 Taf. 14) eintreten, welches so gebogen ist, daſs eine tangentiale
                              									Einströmung des Wassers in den cylindrischen Hohlraum des mit Schlackenwolle
                              									gefüllten Filterkörpers E erfolgt. In Folge dessen wird
                              									das Wasser in diesem Hohlräume in rasche Umdrehungen versetzt, so daſs nur die
                              									kleinsten Verunreinigungen in den Filterkörper eindringen sollen, während die
                              									übrigen Schmutztheile schwebend erhalten werden, um durch das Rohr a nach auſsen zu gelangen. Das filtrirte Wasser sammelt
                              									sich in dem äuſseren Gehäuse C und flieſst durch das
                              									Rohr c ab. Das im Boden befestigte Rohr a ist überdeckt mit dem Kappenrohr d, welches durch die Feder e so getragen wird, daſs es im Stillstande das Rohr a nicht verschlieſst. Dieses Kappenrohr reicht bis fast
                              									auf den Boden des Gefäſses, und da beim Anlassen des Filters das Rohr a von dem Kappenrohr noch nicht geschlossen ist, so
                              									werden die Verunreinigungen, die sich am Boden und zumeist durch die vorangegangene
                              									Drehung am Rohr a angesammelt haben, mit einem Theil
                              									von Wasser zuerst hinausgeworfen. Um nun auch bei zunehmendem Druck im Filter,
                              									welcher das Rohr a schlieſst, einen fortwährendem
                              									Abfluſs des Schmutzwassers zu erzielen, ist oben im Rohr a bei f eine Kerbe eingefeilt, welche einer
                              									kleinen Menge Wasser den Austritt gestattet.
                           C.
                                    											Gerson in Hamburg (* D. R. P. Nr. 1976 vom 26. August 1877) hat einen Apparat
                              									construirt, in welchem das Wasser unter Druck durch Bimsstein, der mit einem
                              									unlöslichen Eisensalz getränkt ist, durch Scherwolle mit Eisenlösung gesättigt,
                              									durch Knochenkohle und schwedisches Eisenerz filtrirt wird.
                           
                           F. Reinsch (Industrieblätter, 1879 S. 235) will die Beobachtung gemacht haben, daſs
                              									Wasser beim Filtriren durch Baumwolle vollkommen geruchlos, ohne Farbe und Geschmack
                              									und völlig frei von niedrigen Organismen abflieſst. Der von ihm empfohlene
                              									Filtrirapparat besteht aus zwei Cylindern von Weiſs- oder Messingblech. Der Cylinder
                              										A (Fig. 14
                              									Taf. 14) ist unten mit einem Stück feinem Baumwolltuch geschlossen, der äuſsere B enthält schwach zusammengepreſste Baumwolle. Die
                              									Einfluſsröhre steht mit dem Cylinder A, die
                              									Ausfluſsröhre mit dem Cylinder B in Verbindung. Der
                              									Cylinder A dient zur Zurückhaltung der gröſseren
                              									mikroskopischen Thierchen und des gröſseren Theiles der Diatomeen, welche die
                              									Oberfläche der Baumwolle verschleimen würden; in dem Cylinder B werden angeblich die kleinsten beweglichen
                              									Organismen, die riechenden und färbenden Stoffe zurückgehalten (vgl. 1879 231 163).
                           A. S.
                                    											Jennings und N. G. Kellogg in
                              										New-York und E. S. Hayden in
                              										Waterburg (* D. R. P. Nr. 5210 vom 24. Mai
                                 										1878) verwenden einen mit Knochenkohle gefüllten Metallcylinder A (Fig. 15
                              									Taf. 14), welcher durch zwei Scheidewände a und b aus Drahtgewebe von den Deckeln C und D getrennt ist und
                              									auf den Böcken B ruht. Das Gehäuse des Hahnes E hat 6 Oeffnungen, von denen vier, c, d, e und f (Fig.
                                 										16 und 17), auf
                              									der einen und zwei, g und h, auf der andern Seite angebracht sind. Das von g aus abgehende Rohr i mit dem
                              									Verbindungsstück j führt zum Cylinderraum D, das von d abgezweigte
                              									Rohr k nach C. Das Rohr
                              										l führt Leitungswasser, m dagegen von einem Kessel heiſses Wasser zu, während das Rohr n das filtrirte Wasser zur Küche leitet. Der Hahnkegel
                              										F reicht in dem Gehäuse bis zu dem oberen Rande der
                              									Oeffnung f hinab und ist oben mit einer Spindel z versehen, welche durch eine am Deckel befindliche
                              									Stopfbüchse hindurchgeht.
                           Das Wasser flieſst nun durch das Zuleitungsrohr l nach
                              									dem Hahngehäuse E und durch den Kanal g in den Kegel F und nach
                              									dem Rohr i, von welchem es nach dem Cylinderraum D geleitet wird. Von dort geht es durch den
                              									Filtrircylinder A, gelangt durch den Raum C und das Rohr k nach dem
                              									Hahn zurück und strömt durch den Kanal d und e nach dem Rohre n der
                              									Hauswasserleitung weiter.
                           Soll der Apparat gereinigt werden, so dreht man den Hahn um eine Vierteldrehung,
                              									worauf der Kanal s die Röhren k, m und der Kanal t die Röhren l, n mit einander verbindet, während die Oeffnung u nach dem Innern des Hahnkegels mündet. Der Hahnkegel
                              									ist an seinem unteren Ende offen und steht daher mit dem Rohre o in Verbindung. Bei dieser Stellung des Hahnkegels
                              									wird also durch das Heiſswasserrohr m und das Rohr k heiſses Wasser nach dem sonstigen Ausfluſsende C des Cylinders A
                              									geleitet, geht durch diesen Behälter hindurch nach dem Deckel D
                              									und von dort durch das Rohr i und durch den Hahnkegel
                              									nach dem Abfluſsrohr o, während das Wasser der
                              									Hauptleitung von dem Rohr l direct durch den Kanal t in das Rohr n
                              									flieſst.
                           Wasserversorgung Hamburgs. Nachdem bereits i. J. 1872
                              									die vom Medicinalcollegium in Hamburg niedergesetzte Commission eine fernere
                              									Benutzung des Leitungswassers zum Trinken als gesundheitsschädlich erklärt hatte,
                              									wurde am 24. Mai 1873 ein Bericht vorgelegt, welcher die Anlage von Filtern empfahl.
                              
                              									Jetzt liegt nun über die weitere Arbeit ein Bericht von F.
                                 										A. Meyer und S. A. Samuelson vor, welchem wir
                              									nach dem Journal für Gasbeleuchtung, 1879 S. 502
                              									folgende Angaben entnehmen.
                           In der Nähe von Rothenburgsort bei Kaltenhofe sollen 4 Ablagerungsbehälter von je
                              										21ha Fläche und 24 Filterbetten von je 75a mit 3 Reinwasserbehältern von je 80a und 1m
                              									nutzbarer Tiefe hergestellt werden, welche täglich 258750cbm filtrirtes Wasser liefern können. Für jetzt
                              									genügen 2 Ablagerungsbehälter von zusammen 42ha
                              									und 10 Filter von 750a, mit einer täglichen
                              									Lieferung von 111250cbm; doch kann die Anlage
                              									leicht auf 12 Filter erweitert werden.
                           Das Wasser tritt aus der Elbe durch einen tief liegenden unterirdischen Kanal in die
                              									Brunnen des Schöpfwerkes, welches das Wasser hebt und durch offene Kanäle zu den
                              									Ablagerungsbehältern führt, deren Wasserspiegel zu 8m über Null angenommen ist. Ihre ausnutzbare Höhe beträgt 2m, so daſs sie zusammen einen Wasservorrath von
                              										840000cbm enthalten, für solche Zeiten, wenn
                              									das Wasser der Elbe so dick und trübe wird, daſs man vorzieht, es nicht aufzupumpen.
                              									Der Boden dieser Behälter soll aus dem überall anstehenden Marschthon gebildet
                              									werden; die Böschungen sind in 1 : 4 geneigt, mit einer Rollschicht aus harten
                              									Ziegelsteinen auf Thonschlag abgepflastert und endigen oben in einer kleinen
                              									Futtermauer, welche als Ufereinfassung um die Behälter herumläuft. Die Höhenlage ist
                              									so gewählt, damit alles Wasser zeitweilig gänzlich abgelassen werden kann, um
                              									gründliche Reinigungen vorzunehmen und die Schlickablagerungen aus den Behältern zu
                              									entfernen. Der Boden liegt demnach höher als das Niedrigwasser der Elbe, nämlich auf
                              										4m über Null, und es kann demnach durch die
                              									Entleerungskanäle alles Wasser bei niedrigem Elbewasserstande in die Elbe
                              									abflieſsen. Am zweckmäſsigsten erschien die Entleerung in die alte Dove-Elbe, da der
                              									letzte sehr unreine Rest des abflieſsenden Behälterwassers hier in einen Seitenarm
                              									der Elbe eintritt, welcher sich erst weit unterhalb der Schöpfstelle mit dem
                              									Hauptstrom wieder vereinigt. Nach so bewirkter Entleerung der Behälter kann der
                              									zurückbleibende Schlamm ausgehoben und abgefahren werden.
                           Aus den Ablagerungsbehältern tritt das Wasser in einen offenen Regulirbrunnen von 40m Durchmesser, welcher den Zweck hat, das
                              									überschüssige Gefälle aufzunehmen und auszugleichen und dessen Wasserspiegel auf
                              										6m über Null angenommen ist. Von hier geht das
                              									Wasser in einen unterirdisch gemauerten Kanal, welcher es den Filtern zuführt, deren
                              									Oberwasserspiegel auf 5m,6 über Null liegt.
                           Die Filter sind von Böschungen aus einer Rollschicht eingefaſst, die Böden der Filter
                              									bestehen aus einer flachen Schicht hart gebrannter Ziegelsteine, beide auf
                              									Thonschlag gelegt. Jedes Filter hat einen Hauptsammelkanal von 0m,7 Durchmesser; die Zweigkanäle sind aus
                              									durchlöcherten Thonröhren hergestellt, welche lose in einander gesteckt und mit
                              									grobem Filtermaterial von höchstens 150mm
                              									Durchmesser eingeschüttet werden. Das Filterbett besteht aus 5 Schichten von
                              									zusammen 1m Dicke, und zwar zu unterst von
                              									Wallnuſsgröſse, oder 16 bis 32mm Durchmesser,
                              									darüber von 8 bis 16mm oder Haselnuſsgröſse, von 4
                              									bis 8mm oder Erbsengröſse, dann von
                              									Hirsekorngröſse oder 2 bis 4mm; schlieſslich kommt
                              									eine Schicht Sand von 1m,1 Dicke. Bei jeder
                              									Reinigung werden etwa 20mm Sand abgeräumt; hat
                              									sich die Höhe um 200mm vermindert, so wird wieder
                              									sorgfältig gewaschener Filtersand aufgebracht. Zu jedem Filter führt ein gemauerter
                              									Kanal, aus welchem das Wasser durch drei guſseiserne Röhren in drei in den Sand
                              									eingebettete Holzkasten mit einem aufgesteckten Satz von guſseisernen Rahmen
                              									flieſst, dessen Höhe durch Abnehmen oder Aufsetzen einzelner Rahmen der Höhe des
                              									Filtersandes angepaſst werden kann.
                           Nachdem das Wasser mit der täglichen Maximalgeschwindigkeit von 1m,5 oder stündlich 6cm,25 in senkrechter Richtung durch die Filterbetten geflossen ist, tritt
                              									es in den Reinwasserbehälter, dessen Wasserspiegel auf 4m,6 über Null, also um 1m tiefer als der
                              									Wasserspiegel der Filter liegt, und welcher hier den Zweck hat, zwischen dem
                              									Betriebe der Maschinen auf Rothenburgsort und dem der Filter auf dem Kaltenhofe eine
                              									Ausgleichung zu vermitteln, die um so nothwendiger ist, weil beide entfernt von
                              									einander liegen und deshalb ein directer mündlicher Verkehr zwischen den die beiden
                              									Anlagen bedienenden Personen nicht stattfinden kann, dieser Verkehr vielmehr
                              									telegraphisch geführt werden muſs, daher Irrthümer und Miſsverständnisse nicht
                              									ausgeschlossen sind. Das Ausgleichs vermögen des Reinwasserbehälters beträgt bei
                              										8000qm Fläche und mindestens 1m ausnutzbarer Höhe 8000cbm. Es enthält mithin bei einem angenommenen
                              									Maximaltagesverbrauch von 123750cbm oder rund
                              										124000cbm einen ausnutzbaren Wasservorrath für
                              									1⅓ Stunde. Die Unregelmäſsigkeiten des Verbrauches müssen natürlich durch
                              									Hochbehälter ausgeglichen werden. Dieser Reinwasserbehälter ist ein viereckiger, im
                              									Erdboden vertieft liegender, gewölbter Raum mit Pfeilerstellungen. Die Sohle der
                              									Betonschüttung, auf welcher derselbe fundirt ist, liegt auf 1m,7 über Null, der Fuſsboden auf 2m,5 über Null, der höchste Wasserspiegel auf 4m,6 über Null, der Seheitel der Gewölbe auf 6m,7 über Null. Die Oberfläche der die Gewölbe
                              									bedeckenden Erdschüttung liegt auf 8m über Null.
                              									Die Dichtung des Behälters ist durch Beton und Thonschlag hergestellt.
                           Aus dem Reinwasserbehälter tritt das Wasser in einen unterirdischen gemauerten Kanal,
                              									flieſst in einem schmiedeisernen Dückerrohr unter der alten Norder-Elbe durch und
                              									gelangt wieder in einen gemauerten Kanal, welcher es den Pumpbrunnen der Maschinen
                              									auf Rothenburgsort zuführt. Die 12 Filter kosten etwa 3013000 M., 1qm Filterfläche somit 33,48 M.
                           Wirkung der Filtration. Vom gesundheitlichen
                              									Standpunkte ist es besonders wichtig, wie weit nicht allein die suspendirten,
                              									sondern auch die gelösten Stoffe durch die Filtration entfernt werden. Die Versuche
                              									der englischen Flufscommission (VI. Raport, S. 217 bis
                              									281) zeigen, daſs bei der Sandfiltration das Wasser nicht nur geklärt wird, sondern
                              									daſs auch die organischen Stoffe theilweise abgeschieden werden, indem ein Theil
                              									mechanisch zurückgehalten, ein anderer aber oxydirt wird. Die Wichtigkeit einer
                              									dicken Filterschicht, des ungehinderten Luftzutrittes und der langsamen Filtration
                              									ergibt sich hiernach von selbst.
                           Die Versuche der genannten Commission mit Thierkohle (vgl. * 1878 228 422) ergaben folgendes Resultat:
                           
                              
                                 1l Wasser
                                    											enthielt Milligramm
                                 Gesammtgehalt
                                 OrganischerKohlenstoff
                                 Org. Stickstoff
                                 Ammoniak
                                 Stickstoff alsNitrate undNitrite
                                 Chlor
                                 Härte (franz.)
                                 
                              
                                 Vor der Filtration
                                 246
                                 1,29
                                 0,23
                                 0
                                 1,88
                                 16
                                 19,4
                                 
                              
                                 Nach der Filtration durch frische Thierkohle
                                 194
                                 0,29
                                 0,07
                                 0,13
                                 1,94
                                 16
                                 15,2
                                 
                              
                                 Vor der Filtration
                                 259
                                 1,64
                                 0,30
                                 0,02
                                 0,62
                                 19
                                 19,7
                                 
                              
                                 Nach der Filtration durch ein gebrauchtes Filter
                                 251
                                 0,10
                                 0,02
                                 0,02
                                 1,25
                                 19
                                 19,1
                                 
                              
                           Diese Versuche bestätigen, daſs frische Thierkohle nicht nur einen wesentlichen Theil
                              									der organischen Stoffe entfernt, sondern auch der unorganischen Salze, wie
                              									namentlich Liebermann nachgewiesen. hat. Diese
                              									Absorptionsfähigkeit wird aber erschöpft, und wenn nun, je nach der Verunreinigung
                              									und der Menge des durchfiltrirten Wassers, früher oder später die Filter nicht
                              									erneuert oder doch wenigstens gereinigt werden, so bilden sie geradezu
                              									Fäulniſsherde: es entwickeln sich Millionen von Fäulniſsorganismen, welche das
                              									durchfiltrirte Wasser nun verunreinigen.
                           Die Versuche mit den Eisenschwammfiltern (* 1878 228 424)
                              									ergaben eine erhebliche Verminderung der organischen Stoffe. G. Bischof (1874 210 49. 1878 227 73) fand, daſs durch die Eisenschwammfilter auch die
                              									Fäulniſsorganismen zurückgehalten werden, während Lewin
                              									in der Zeitschrift für Biologie, 1878 S. 498 zeigte, daſs dies
                              									nicht der Fall ist. Als derselbe 2l verdünnten
                              									Harn und 7l,51 Wasser durch ein Eisenschwammfilter
                              									gab, erhielt er statt 16g,325 Stickstoff und 40g Rückstand nur 15g,816 Stickstoff und 39g,821 Rückstand,
                              									so daſs durch die Filtration nur 3 Proc. Stickstoff und 0,4 Proc. Rückstand
                              									zurückgehalten waren. Bei einem zweiten Versuche mit 4l Harn und 5l Wasser wurden nur 1,6
                              									Proc. Stickstoff zurückgehalten; gleich ungünstige Ergebnisse wurden erhalten mit
                              									Lösungen von Eiweiſs und Zucker. Fauliger Geruch wurde nicht entfernt, Blei nur
                              									mangelhaft; das Filtrat enthielt Eisen, trotz des angewendeten Braunsteins aber
                              									weder Ammoniak, noch Nitrate oder Nitrite.
                           Dieser scheinbare Widerspruch zwischen den letzten Versuchen und denen der englischen
                              									Commission erklärt sich nach F. FischerChemische Technologie des Wassers, (Braunschweig
                                    											1880) S. 196.aus den verschiedenen Versuchsbedingungen. Die im
                              									Wasser enthaltenen Fäulnſsstoffe können bei der Filtration doch nur dadurch
                              									verringert werden, daſs diese Stoffe absorbirt oder oxydirt werden. Die
                              									Absorptionsfähigkeit der Filterstoffe ist aber mit Ausnahme der Knochenkohle nur
                              									gering, eine Oxydation, wie sie im Boden stattfindet, ist aber nur bei reichlichem
                              									Zutritt des atmosphärischen Sauerstoffes möglich. Bleibt aber die Filterschicht
                              									fortwährend mit Wasser bedeckt, wie dies für Eisenschwamm Bedingung ist, so kann nur
                              									der im Wasser selbst gelöste Sauerstoff auf die organischen Stoffe übertragen
                              									werden, also immerhin nur eine beschränkte Menge. Somit konnte von dem
                              									verhältniſsmäſsig reinen Wasser, welches die englische Commission durch Eisen
                              									filtrirte, ein höherer Procentsatz der faulenden Stoffe zerstört werden, von den
                              									concentrirten Flüssigkeiten, welche Lewin anwendete,
                              									aber nur wenig.
                           Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit einer häufigen Lüftung und Reinigung
                              									sämmtlicher Hausfilter; geschieht diese nicht, so muſs das Wasser früher oder später
                              									durch solche Filter verschlechtert werden, statt verbessert. Es sind ferner alle
                              									Filter mit organischen Stoffen, wie Baumwolle, Filz, Wolle, Schwämmen, da diese die
                              									Fäulniſs begünstigen, nicht zu empfehlen. Kohle und die Bischof'schen Filter können dagegen bei richtiger Behandlung ein Wasser
                              									erheblich verbessern.
                           Für groſsen Bedarf kann nur die centrale Sandfiltration in Frage kommen, durch die
                              									bei richtiger Behandlung das Wasser völlig geklärt und von einem Theil der
                              									organischen Stoffe befreit wird. Ob aber durch alle diese Filtrationen ein durch
                              									Auswurfstoffe inficirtes Wasser auch völlig unschädlich gemacht wird, bleibt
                              									fraglich.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
