| Titel: | Ueber das Primaveraholz; von Dr. J. Moeller. | 
| Autor: | J. Moeller | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 146 | 
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                        Ueber das Primaveraholz; von Dr. J.
                              								Moeller.
                        J. Moeller, über das Primaveraholz.
                        
                     
                        
                           Unter diesem Namen fand Prof. W. F. ExnerVgl. Marchet und W. F.
                                       												Exner: Holzhandel und Holzindustrie der Ostseeländer, S.
                                    										96. auf dem Hamburger Platze ein Holz vor, welches aus Navidad
                              									(Westküste von Mexico) in den Handel kommt, um als Möbelholz Verwendung zu finden.
                              									Kürzlich erhielt ich ein Muster desselben; es besitzt einige ausgezeichnete
                              									Eigenschaften, die es einer eingehenden Beachtung würdig erscheinen lassen. Ueber
                              									die botanische Abstammung ist nichts bekannt und der anatomische Bau gibt darüber
                              									auch keine zuverlässigen Anhaltspunkte.
                           Das Holz ist auf allen Spaltflächen und Sägeschnitten gleichmäſsig hellgelb. Der gut
                              									geglättete Querschnitt dagegen ist hell rothbraun und man erkennt an ihm mit
                              									unbewaffnetem Auge sehr zarte, geradläufige, hellfarbige Markstrahlen und äuſserst
                              									feine gelbe Pünktchen zerstreut. An den radialen Spaltflächen treten die
                              									Markstrahlen sehr deutlich als quere Bänder von ziemlich gleicher und nicht
                              									bedeutender Höhe auf, weniger verschieden durch die Farbe als durch den Glanz; die
                              									tangentialen Spaltflächen lassen die Gefäſse als zarte Längsstreifen bis auf
                              									Centimeterlänge verfolgen und zwischen ihnen sind die Durchschnitte der Markstrahlen
                              									eben noch – wie mit einer Nadel eingeritzt – erkennbar. Bei mäſsiger
                              									Loupenvergröſserung treten diese Bilder deutlicher hervor; namentlich am
                              									Querschnitte werden eine gröſsere Zahl von Poren sichtbar und die radiale
                              									Spaltfläche erhält groſse Aehnlichkeit mit der Bruchfläche von gelbem Wachs.
                           Mikroskopischer Befund. Die Gefäſse stehen seltener
                              									isolirt als in kleinen Gruppen vereinigt, und zwar sind ihrer meist zwei oder drei
                              									in radialer Richtung an einander gelagert. Ihr Lumen ist mitunter kreisrund,
                              									häufiger oval und einseitig abgeplattet. Der Durchmesser schwankt zwischen 0,03 und
                              										0mm,1; nur ausnahmsweise werden diese Grenzen
                              									nach der einen oder anderen Richtung überschritten. Die Wandverdickung ist ziemlich
                              									bedeutend, die Tüpfeln sind ungewöhnlich fein, von einem sehr schmalen Hof umsäumt.
                              									Die Gefäſse stoſsen mit wenig geneigten Querwänden an einander, die vollkommen
                              									perforirt sind, so daſs nur eine Randleiste übrig bleibt, von der ein zapfenförmiger
                              									Fortsatz auf die Langseite je eines Nachbargefäſses übergreift.
                           Am Querschnitte sieht man vereinzelt den Gefäſsen
                              									angelagert Zellen, welche sich von der Hauptmasse der Holzzellen durch etwas
                              									geringere Verdickung und weiteres Lumen auszeichnen. Es sind Parenchymzellen, die
                              									man als solche mit Sicherheit an Macerationspräparaten erkennt, wo sie, mitunter
                              									noch in der natürlichen Lage zu kurzen Fasern vereinigt, angetroffen werden. Ihre
                              									Breite beträgt in der Regel nicht über 0mm,03; ihre Wand ist
                              									ziemlich dicht von Poren durchzogen und wachsgelb wie alle Membranen.
                           Die Libriformfasern zeigen am Querschnitte deutlich radiale Anordnung. Sie sind 1mm und darüber lang, geradläufig, 0mm,025 breit und stark verdickt; doch entfällt auf
                              									das Lumen im gröſseren Theile der Faser die Hälfte der Breite. Die Markstrahlen sind
                              									ein- bis dreireihig, am häufigsten zwei Zellen breit, und im Mittel 1mm hoch. Die Zellen sind weitlichtiger und
                              									dünnwandiger als die Parenchymzellen, aber wie diese von zahlreichen Poren zierlich
                              									durchbrochen.
                           Das Holz ist schwer, sinkt aber im Wasser nicht unter. Ich bestimmte sein
                              									specifisches Gewicht mit 0,99. Die groſse Härte desselben wird durch die allerdings
                              									beträchtliche Verdickung der Membranen allein nicht erklärt, beruht vielmehr zum
                              									gröſseren Antheile auf der chemischen Umsetzung, welche die Zellwände erfahren haben
                              									und die offenbar auch die Färbung veranlaſst. Eine auffällige Eigenschaft des Holzes
                              									ist die leichte Spaltbarkeit. Sie ist bedingt durch die gerade gestreckten
                              									Libriformfasern, welche überdies sehr glattwandig und niemals gegabelt sind.