| Titel: | Zur Frage der Riementriebe; von Dr. Theodor Weiss, | 
| Autor: | Theodor Weiss | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 177 | 
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                        Zur Frage der RiementriebeVgl. Radinger 1878 228 385. Schlink 1878
                                 											230 464. G. Schmidt
                                 										1879 231 406. 550. 232
                                 										407. Pinzger * 1879 232
                                 										22. Schwartze 1879 232
                                 										404.; von Dr. Theodor Weiſs,
                         o. ö. Professor an der k. k. technischen
                           								Hochschule zu Brünn.
                        Th. Weiſs, zur Frage der Riementriebe.
                        
                     
                        
                           Eine zutreffende Begründung der zur Berechnung der Riementriebdimensionen von den
                              									Amerikanern benutzten Formel, nämlich:
                           b=25\,\frac{P}{D} . . . . (1)
                           welche unserer alten europäischen Formel, nämlich:
                           b=\frac{e^{\mu\,\alpha}}{e^{\mu\,\alpha}-1}\
                                 
                                 										\frac{P}{\delta\,\frakfamily{S}}=2\,\frac{P}{\delta\,\frakfamily{S}} .
                              									. . . (2)
                           namentlich anläſslich der verdienstvollen
                              									Philadelphia-Berichte Radinger's neuerdings vorgezogen
                              									wird, habe ich unter den vielfältigen diesbezüglichen Erörterungen nicht
                              									angetroffen, noch weniger aber einen Hinweis auf die Bedingung, unter welcher diese
                              									Formel überhaupt richtig ist, und auf die Grenzen ihrer Anwendbarkeit. Es bedeutet,
                              									sämmtliche Dimensionen in Centimeter, sämmtliche Gewichte und Kräfte in Kilogramm
                              									genommen:
                           
                              b Breite des Riemens,
                              δ Dicke des Riemens,
                              D Durchmesser der kleineren
                                 										Scheibe,
                              α vom Riemen umschlungener Bogen
                                 										des Halbmessers = 1, insbesondere hier = 0,8 π,
                              μ Reibungscoefficient für den
                                 										Riemen auf der Scheibe,
                              \frakfamily{S} Spannung, welche im Riemenquerschnitt auf je
                                 											1qc eintreten darf,
                              P zu übertragende Kraft am Umfang
                                 										der Scheibe,
                              e Basis der natürlichen
                                 										Logarithmen.
                              
                           Ueber die Unrichtigkeit der amerikanischen Theorie, zufolge deren beim Riementriebe
                              									als bewegende Ursache lediglich der Luftdruck wirken soll, so daſs auf Grundlage
                              									hiervon die Formel (1) aus der Formel:
                           b\,\frac{D}{2}\,\alpha\,k=P . . . . (3)
                           hergeleitet werden könne, unter k
                              									den mittleren Atmosphärendruck auf 1qc der
                              									berührten Scheibenoberfläche verstanden, herrscht bei uns kein Zweifel. Ein lose aufgelegter
                              									Riemen wird nicht vermöge des Luftdruckes die zu treibende Scheibe in Bewegung
                              									setzen. Vielmehr kann alle Tage beobachtet werden, daſs die Maschinenwärter dem
                              									durch Erschlafftsein der Riemen verursachten Stillstande oder mangelhaften Betriebe
                              									der Scheiben durch heftiges Anspannen der Riemen abhelfen müssen. Es ist also dem
                              									Riemen im Ruhezustände eine Spannung t1 zu ertheilen, damit er bei der Bewegung eine
                              									Spannung T im führenden oder activen und eine Spannung
                              										t im geführten oder paſssiven Riementrume annehme
                              									und zwar von den Intensitäten:
                           T-t=P . . . . (4)     und    
                              										t_1=\frac{T+t}{2}, . . . . (5)
                           völlig dem bisher in Europa üblichen Berechnungsverfahren
                              									entsprechend. Anstatt aber zur Ermittlung von T aus t mit Hilfe des zwischen beiden gelegenen
                              									veränderlichen Werthes τ einfach die Formel:
                           d\,\tau=\mu\,\tau\,d\,\alpha . . . . (6)
                           zu benutzen, schreibt G. Schmidt
                              									(1879 231 406. 550)Vgl. auch Mittheilungen des Architekten- und
                                       												Ingenieurvereines in Böhmen, 1879 S. 112.
                              									übereinstimmend mit Pinzger (* 1879 232 22):
                           d\,\tau=\mu\,(\tau+k\,b\,r)\,d\,\alpha, . . .
                              									. (7)
                           unter r den Radius der kleinsten
                              									der beiden Scheiben verstanden, und erhält hiermit durch Integration:
                           T+k\,b\,r=(t+k\,b\,r)\,e^{\mu\,\alpha} . . . .
                              									(8)
                           Da nun aus Festigkeitsrücksichten offenbar auch die
                              									Formel:
                           T=b\,\delta\,\frakfamily{S}. . . . (9)
                           Gültigkeit haben muſs, so ergeben sich für gewisse Annahmen
                              									von P, k, r, μ, α, δ und
                              										\frakfamily{S} die drei Unbekannten T, t und b aus den drei Gleichungen (4), (8)
                              									und (9). Insbesondere resultirt zur Bestimmung von b
                              									die Formel:
                           b=\frac{e^{\mu\,\alpha}}{e^{\mu\,\alpha}-1}\
                                 										\frac{P}{\delta\,\frakfamily{S}+k\,}, . . . . (10)
                           und diese Formel würde an die Stelle der alten europäischen,
                              									nämlich (2), aber auch an die Stelle der amerikanischen Formel, nämlich (1) bezieh.
                              									(3), zu setzen sein.
                           Mit der Abkürzung:
                           \frac{e^{\mu\,\alpha}}{e^{\mu\,\alpha}-1}=m. .
                              									. . (11)
                           läſst sich Formel (10) schreiben entweder:
                           b=\frac{m\,P}{\left(\frakfamily{S}+k\,\frac{r}{\delta}\right)\,\delta}=\frac{m\,P}{\frakfamily{S}_0\,\delta}
                              									. . . . (12)
                           oder:
                           b=\frac{m}{\left(\frac{\delta}{r}\,\frakfamily{S}+k\right)}\
                                 										\frac{P}{r}=C\,\frac{P}{D}. . . . (13)
                           
                           Indem wir mit \mu=0,28 und \alpha=0,8\,\pi ein
                              									für alle Mal m=2 zu setzen pflegen, stellt sich heraus, daſs
                              									Formel (10) sowohl die Form (12) unserer alten europäischen Formel, als auch
                              									diejenige (13) der amerikanischen Formel erhalten kann, jedoch mit dem Vorbehalte, daſs die Riemendicke δ nicht constant, sondern
                                 										proportional dem Radius r angenommen und daſs mithin
                              									\frac{\delta}{r}=
                              									constant vorausgesetzt werden muſs.
                           Ein solcher Vorbehalt wurde bei uns stets berücksichtigt, es wurden für gröſsere
                              									Scheiben stets dickere Riemen, als für kleine Scheiben, verwendet. Wenn daher die
                              									Amerikaner diesem Vorbehalte sich ausdrücklich nicht fügen, sondern, wie behauptet
                              									wird, stets nahezu gleich dicke und zwar möglichst dünne Riemen anwenden, so haben
                              									sie gemäſs Formel (12) und (13) weniger recht als wir. Jedoch wäre es voreilig,
                              									hiernach ein abschlieſsendes Urtheil zu fällen. Denn die obige Berechnung ist noch
                              									nicht völlig genau. Streng genommen, muſs auch die Schwächung des auf Zug
                              									beanspruchten Riemenquerschnittes durch die Befestigungsart der beiden Riemenenden
                              									an einander, ferner die Beanspruchung des Riemens auf Biegungsfestigkeit und endlich
                              									die Mitwirkung der Centrifugalkraft Berücksichtigung finden. Da die beiden
                              									letztgenannten Gröſsen wesentlich zum Radius r in
                              									Beziehung stehen, so ist ihre Beachtung für die Klärung der Frage vermuthlich von
                              									Wichtigkeit.
                           Wird der ungünstigste Fall vorausgesetzt, daſs nämlich die neutrale Schicht mit der
                              									die Scheibe berührenden Fläche des Riemens zusammenfalle, so berechnet sich die
                              									lediglich von der Biegung des Riemens herrührende Spannung s auf 1qc der äuſsersten Riemenschicht,
                              									gemäſs dem Elasticitätsgesetze, bekanntlich durch:
                           s=\frac{(r+\delta-r)\,d\,\alpha}{r\
                                 										d\,\alpha}\,E=\frac{\delta}{r}\,E, . . . . (14)
                           sofern E den
                              									Elasticitätscoefficienten des Riemenmaterials bedeutet.Allgemeiner richtig würde sein:s=(1-\varepsilon)\,\frac{\delta}{r}\,E, . . . . . . .
                                    											(14a)unter ε eine mit
                                    											Rücksicht auf die Lage der neutralen Schicht festzustellende, zwischen 0 und
                                    											1 liegende Zahl verstanden, welche gewöhnlich = ½ angenommen
                                    										wird.An seiner äuſseren Seite hat daher der Riemen der Spannung zu
                              									widerstehen mit dem totalen Festigkeitscoefficienten:
                           \frakfamily{S}=\frakfamily{S}_1+s . . . .
                              									(15)
                           Die Centrifugalkraft, um deren Betrag der Radialdruck τ
                              									des Riemens gegen die Scheibe und somit der Reibungswiderstand vom Riemen auf der
                              									Scheibe vermindert wird, läſst sich bekanntlich ausdrücken durch:
                           d\,z=100\,b\,\delta\,\gamma\,\frac{v^2}{g}\,d\,\alpha, . . .
                              									. (16)
                           
                           sofern γ das Gewicht des Riemens
                              									für 1cc bedeutet und die Peripherie- oder
                              									Riemengeschwindigkeit = v sowie g = 9,81 in Meter eingesetzt wird.
                           Für gefettetes Leder kann völlig genau genug
                              										\frac{100\,\gamma}{g}=\frac{100\,\times\,0,001}{9,81}=0,01
                              									angenommen werden. Daher läſst sich nun Formel (7) ersetzen durch:
                           d\,\tau=\mu\,(\tau+k\,b\,r-0,01\,b\,\delta\,v^2)\,d\,\delta,
                              									. . . . (16a)
                           Formel (8) durch:
                           T+k\,b\,r-0,01\,b\,\delta\,v^2=(t+k\,b\,r-0,01\,b\,\delta\,v^2)\,e^{\mu\,\alpha},
                              									. . . . (17)
                           Formel (9) mit Rücksicht auf (14) und (15), sowie mit der
                              									Annahme, daſs \varphi\,b\,\delta der an der schwächsten Stelle
                              									vorhandene Riemenquerschnitt sei, durch:
                           T=\varphi\,b\,\delta\left(\frakfamily{S}-\frac{\delta}{r}\,E\right)
                              									. . . . (18)
                           Aus der Vereinigung von (4), (17) und (18) geht dann
                              									hervor:
                           b=\frac{e^{\mu\,\alpha}}{e^{\mu\,\alpha}-1}\
                                 										\frac{P}{\varphi\,\delta\,\left(\frakfamily{S}-\frac{\delta}{r}\,E\right)+k\,r-0,01\,\delta\,v^2}
                              									. . . . (19)
                           Diese Formel kann aber mit den Abkürzungen (11), sowie:
                           \frakfamily{S}_2=\varphi\,\left(\frakfamily{S}-\frac{\delta}{r}\,E\right)+k\,\frac{r}{\delta}-0,01\,v^2
                              									. . . . (20)
                           und
                           C=\frac{2\,m}{\frakfamily{S}_2}\
                                 										\frac{r}{\delta} . . . . . . (21)
                           geschrieben werden sowohl:
                           b=\frac{m\,P}{\frakfamily{S}_2\,\delta} . . .
                              									. (22),     als auch     b=C\,\frac{P}{D} . . . . (23)
                           Hieraus läſst sich zunächst derselbe Ausspruch ablesen, welcher aus Formel (12) und
                              									(13) hergeleitet wurde. Ferner aber würde sich noch folgendes ergeben.
                           Der Zerreiſsungscoefficient \frakfamily{S} hat sich nach Versuchen
                              									von E. Brauer (vgl. 1878 229
                              									296 und Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des
                                 										Gewerbefleiſses, 1878 S. 115) für das beste Leder zu
                              										\frakfamily{S}_z=400 herausgestellt. Der
                              									Elasticitätscoefficient wird von E=500 bis zu
                              										E=2000 angenommen. Wird daher
                              										\frac{\frakfamily{S}_z}{\frakfamily{S}}=\psi gesetzt und
                              										\varphi=0,8,\ k=0,07 und
                              										\frac{\delta}{r}=0,01 angenommen, so resultirt aus (20):
                           \frakfamily{S}_2=\varphi\,\left(1-\frac{\delta}{r}\
                                 										\frac{E}{\frakfamily{S}_z}\,\psi\right)\,\frac{\frakfamily{S}_z}{\psi}+k\,\frac{r}{\delta}-0,01\,v^2,
                           also mit \psi=8 und
                              										\frakfamily{S}_z=400, sowie E=2000:
                           \frakfamily{S}_2=24+7-0,01\,v^2=31-0,01\,v^2,
                           mit \psi=10 und
                              										\frakfamily{S}_z=300, sowie E=900:
                           \frakfamily{S}_2=16,8+7-0,01\,v^2=24-0,01\,v^2,
                           
                           mit \psi=10 und
                              										\frakfamily{S}_z=200, sowie E=500:
                           \frakfamily{S}_2=12+7-0,01\,v^2=19-0,01\,v^2,
                           und demgemäſs ergibt sich mit m =
                              									2 folgende Zusammenstellung:
                           
                              
                                 
                                    v=
                                    
                                 0
                                 10
                                 20
                                 30
                                 40
                                 50
                                 60
                                 
                              
                                 
                                    \frakfamily{S}_z=400
                                    
                                    E\,=2000
                                    
                                    \psi\ =8
                                    
                                 
                                    \frakfamily{S}_2
                                    
                                    C
                                    
                                 3113
                                 3013
                                 2715
                                 2218
                                 1526
                                 666
                                 0∞
                                 
                              
                                 
                                    \frakfamily{S}_z=300
                                    
                                    E\,=900
                                    
                                    \psi\ =10
                                    
                                 
                                    \frakfamily{S}_2
                                    
                                    C
                                    
                                 2417
                                 2818
                                 2020
                                 1526
                                 850
                                 0∞
                                 ––
                                 
                              
                                 
                                    \frakfamily{S}_z=200
                                    
                                    E\,=500
                                    
                                    \psi\ =10
                                    
                                 
                                    \frakfamily{S}_2
                                    
                                    C
                                    
                                 1920
                                 1822
                                 1526
                                 1040
                                 3133
                                 0∞
                                 ––
                                 
                              
                           Hieraus lassen sich nachstehende Aussprüche folgern:
                           1) Die für die Formeln (22) und (23) zu benutzenden Coefficienten
                              										\frakfamily{S}_2 und C sind sehr
                              									veränderlich auſser mit dem Betrage von \frac{\delta}{r} auch mit
                              									den Festigkeits- und Elasticitätsverhältnissen des Riemens mit dem zuzulassenden
                              									Sicherheitsgrade ψ, mit der Gröſse des mitwirkenden
                              									Luftdruckes, also des Coefficienten k, und mit der
                              									Riemengeschwindigkeit v.
                           2) Unter allen diesen Gröſsen spielt der Luftdruck keineswegs eine so hervorragende
                              									Rolle, als daſs dessen zeitherige Vernachlässigung einen nennenswerthen Einfluſs auf
                              									die Richtigkeit der mit Formel (22) bisher angestellten Berechnungen ausgeübt haben
                              									könnte.
                           3) Bis zu v=20^m Riemengeschwindigkeit bleiben die Coefficienten
                              										\frakfamily{S}_2 und C in Bezug
                              									auf v nahezu constant. Die durch die
                              									Festigkeitsverhältnisse und durch den Luftdruck verursachten Verschiedenheiten
                              									bewegen sich für \frakfamily{S}_2 zwischen 15 und 31 und für C zwischen 13 und 26. Gewöhnlich wurde bisher
                              										\frakfamily{S}_2=20 bis 26 angenommen, während
                              										C=20 bis 25 gesetzt wird.
                           4) Bei Geschwindigkeiten von über 20m und noch mehr
                              									bei solchen über 30m verändern sich die
                              									Coefficienten \frakfamily{S}_2 und C
                              
                              									sehr beträchtlich, so daſs die Formeln (22) und (23) schon bei
                              										v=50 bis 60m unendlich
                              									breite Riemen berechnen lassen würden. Es ist daher gerechtfertigt, im Mittel nur
                              									bis zu 25 bis 30m Riemengeschwindigkeit zu
                              									gehen.
                           In Bezug auf diesen letztgenannten Punkt kann nachfolgende Berechnung angestellt
                              									werden. Am meisten Effect wird hinsichtlich der Geschwindigkeit v von einem Riemen bei dem Werthe:
                           \frac{d\,N}{d\,v} oder auch
                              										\frac{d\,(P\,v)}{d\,v}=0
                           übertragen. Da nun nach Formel (19):
                           
                              \frac{d\,(P\,v)}{d\,v}=\frac{b}{m}\,\left[\varphi\,\delta\,\left(\frakfamily{S}-\frac{\delta}{r}\,E\right)+k\,r-0,03\,\delta\,v^2\right]
                              
                           
                           ausfällt, so ergibt sich für alle endlichen Werthe von b:
                           
                              v=\sqrt{33\,\left[\varphi\,\left(\frakfamily{S}-\frac{\delta}{r}\,E\right)+k\,\frac{r}{\delta}\right]}
                              
                           als die dem gröſsten Effecte entsprechende Geschwindigkeit.
                              									Mit den in obiger Tabelle verwendeten drei Gruppen von verschiedenen Annahmen folgt
                              									hieraus beziehentlich: v = 33, 28 oder 25m. Es erscheint daher nicht zweckmäſsig, über
                              									diese Beträge der Geschwindigkeit hinauszugehen, und diesfalls kann bei gutem, ja
                              									selbst bei mittelgutem Riemenmateriale gemäſs obiger Tabelle der Coefficient
                              										\frakfamily{S}_2 oder C
                              									unabhängig von der Geschwindigkeit berechnet oder angenommen werden.
                           Jedoch ist hiermit keineswegs gesagt, daſs diese letztgenannten Geschwindigkeiten in
                              									allen Fällen oder auch nur für irgend einen Sonderfall die zweckmäſsigsten oder
                              									solche seien, welche den zweckmäſsigsten Dimensionen des Riementriebes entsprechen.
                              									Vielmehr müssen die letztgenannten Dimensionen, welchen überdies ein
                              									zweckmäſsigster
                           Betrag für den Quotienten \frac{r}{\delta} und nicht etwa der in
                              									den obigen Berechnungen beispielsweise hierfür angenommene Werth angehört, mittels
                              									völlig anders gearteter, als hier durchgeführter, Berechnungen festgestellt
                              									werden.
                           Solche, schon für viele anderen Maschinerien von mir angestellten Berechnungen sind
                              									auf den Gedankengang zu gründen, daſs eine gewisse Pferdestärke N bei einer gewissen Umdrehungsgeschwindigkeit n mit einem Minimum von Jahresausgaben zu übertragen
                              									sei, welche sich aus den Herstellungskosten entsprechenden Jahreszinsen und den für
                              									die Betriebskosten der Maschinerie aufzuwendenden Jahresausgaben zusammensetzen.
                              									Einem später folgenden Artikel soll es vorbehalten bleiben, die Resultate solcher
                              									Berechnungen zu bringen, wobei auch die für diesen Gegenstand wichtige Frage von den
                              									Effectsverlusten der Riementriebe selbstverständlich erörtert werden wird. Hier
                              									sollte nur der Nachweis geliefert werden, daſs die
                                 										amerikanische Formel nicht etwa unter der Annahme einer unveränderlichen,
                                 										sondern einer mit dem Halbmesser der Scheibe proportionalen Riemendicke
                                 										begründet erscheint, und daſs sie unter dieser Bedingung mit unserer alten
                                 										europäischen Formel im Grunde genommen die gleiche Form hat.
                           Wenn daher der Riementrieb gemäſs den verdienstvollen Berichten Radinger's eine bei weitem ausgedehntere Anwendung in
                              									Amerika als bei uns gefunden hat, so gründet sich diese Thatsache wohl weniger auf
                              									eine Verkehrtheit unserer bisherigen Berechnungsweise der Riemendimensionen, als auf
                              									den Umstand, daſs zeither hier zu Lande die Fabrikation breiter und durchweg gleich
                              									elastischer Riemen nicht in solcher Vollkommenheit wie in Amerika ausgebildet war
                              									und daſs demgemäſs in unseren Lehrbüchern nur die Anwendung schmaler Riemen als zweckmäſsig
                              									bezeichnet wurde. Allerdings ist von der Uebertragung beträchtlicherer Effecte durch
                              									Riemen auch wegen der mit dieser Transmissionsart verknüpften bedeutenden
                              									Effectsverluste abgerathen worden, und in dieser Beziehung war die bisherige
                              									Berechnung unrichtig, weil sie die von den Amerikanern schon längst erkannte
                              									Mitwirkung des Luftdruckes unberücksichtigt lieſs. Allein zufolge einer genaueren
                              									Ueberlegung und Berechnung sind die Unterschiede unserer bisherigen Anschauung und
                              									der amerikanischen für die meisten Fälle auch nicht so beträchtlich, als sie in der
                              									letzteren Zeit von vielen Seiten wohl dargestellt wurden, wie ebenfalls in einem
                              									später folgenden Artikel nachgewiesen werden wird.
                           An dieser Stelle ist es wichtiger, noch besonders auf die Betheiligung der
                              									Biegungsverhältnisse und auf noch einen Umstand hinzuweisen, welcher das
                              									Hypothetische der von G. Schmidt und Pinzger bevorzugten und in Formel (7) zum Ausdruck
                              									gelangten Berechnungsweise der Betheiligung des Luftdruckes betrifft. Es erscheint
                              									mir sachgemäſs, die Intensität des letzteren sowohl von der Geschwindigkeit v, als auch von der Spannung τ abhängig zu machen, anstatt sie, wie in Formel (7), einfach constant k zu setzen. Denn ebenso wie die Mitwirkung des
                              									Luftdruckes vermuthlich mit v=0 aufhört und für gröſsere Beträge
                              									von v anwächst, ist sie wahrscheinlich auch für
                              										\tau=0 nicht vorhanden, wird dagegen mit zunehmendem τ gesteigert. Dies kann etwa durch Einführung des
                              									Coefficienten:
                           k=k_0\,v^q\,\tau^u. . . . (24)
                           in die bisherigen Rechnungen zum Ausdruck gebracht werden,
                              									sofern unter q und u echt
                              									gebrochene positive Exponenten verstanden werden. Wird als wahrscheinlich gröſster
                              									Werth von u beispielsweise hier die Einheit angenommen,
                              									so tritt mit der Abkürzung:
                           \varkappa=1+k_0\,v^q\,b\,r . . . . (25)
                           an die Stelle von (16a):
                           d\,\tau=\mu\,(\varkappa\,\tau-0,01\,b\,\delta\,v^2)\,d\,\alpha
                              									. . . . (26)
                           und hieraus folgt durch Integration:
                           \mu\,\varkappa\,\alpha=log_n\,\frac{\varkappa\,T-0,01\,b\delta\,v^2}{\varkappa\,t-0,01\,b\delta\,v^2}
                              									oder
                           T-0,01\,b\,\frac{\delta}{\varkappa}\,v^2=\left(t-0,01\,b\,\frac{\delta}{\varkappa}\,v^2\right)\,e^{\mu\,\varkappa\,\alpha}
                              									. . . . (27)
                           In Verbindung mit Formel (4) und (18) läſst sich dann mit den
                              									Abkürzungen:
                           \frac{e^{\mu\,\varkappa\,\alpha}}{e^{\mu\,\varkappa\,\alpha}-1}=m_1
                              									. . . . (28)     und    
                              										{\frakfamily{S}_2}'=\varphi\,\left(\frakfamily{S}-\frac{\delta}{r}\,E\right)-0,01\,\frac{v^2}{\varkappa}
                              									. . . . (29)
                           die Riemenbreite bestimmen durch:
                           b=\frac{m_1P}{{\frakfamily{S}_2}'\,\delta} . .
                              									. . (30)     oder    
                              										b=\frac{m_1\,P}{{\frakfamily{S}_2}'\,\frac{\delta}{r}\,r}=C'\,\frac{P}{D}
                              									. . . . (31)
                           
                           Aus dieser behufs des leichteren Vergleiches nur mit theilweise entwickelten Formeln
                              									durchgeführten Berechnungsweise lassen sich folgende Aussprüche herleiten:
                           1) Unter den hier vorangestellten Voraussetzungen, zwischen welchen und den Schmidt'schen die Wahrheit vermuthlich liegen wird,
                              									wirkt der Luftdruck genau wie ein vergröſserter Reibungseoefficient und zwar so, als
                              									sei an die Stelle des bisherigen Reibungscoefficienten μ der Coefficient
                              										\mu\,\varkappa=\mu\,(1+k_0\,v^q\,b\,r) zu setzen. Die Folge
                              									hiervon ist, daſs die Zahl m1 jedenfalls kleiner als m ausfällt; jedoch
                              									wird m1 unter allen
                              									Umständen gröſser als 1 bleiben, während m bisher im
                              									Mittel = 2 angenommen wurde.
                           2) Der Luftdruck hat unter den hier gemachten Voraussetzungen auſserdem noch die
                              									Wirkung, daſs der Einfluſs der Geschwindigkeit υ, also
                              									auch derjenige der Centrifugalkraft, auf den Coefficienten
                              										{\frakfamily{S}_2}' und demnach auch auf die Riemenbreite b bei weitem geringer, als unter den früheren
                              									Voraussetzungen, ja sogar so gut wie verschwindend klein ist.
                           3) Demgemäſs würde die Form unserer bisherigen europäischen Formel, nämlich (30),
                              									noch mehr als nach Maſsgabe der von Schmidt und Pinzger durchgeführten hypothetischen Berechnungsweise
                              									gerechtfertigt sein.
                           4) Die Form der amerikanischen Formel, nämlich (31), ist auch unter den hier zum
                              									Schluſs gemachten Voraussetzungen nur unter der Bedingung
                                 										richtig, daſs ein constantes Verhältniſs der Riemendicke zum Scheibenhalbmesser
                                 										und nicht etwa eine für alle Fälle nahezu constante Riemendicke angenommen wird,
                                 										und sie fällt durch Eliminirung dieser Bedingung mit derjenigen unserer alten
                                 										europäischen Formel völlig zusammen.
                           Jedoch schlieſsen die Formeln (29) und (31), sowie (20) und (21) noch folgende höchst
                              									bemerkenswerthe Eigentümlichkeiten ein. Mit Correction durch Formel (14 a) entsteht
                              									aus (20) und (21):
                           C=\frac{2\,m}{\left[\varphi\,\left(\frakfamily{S}-\frac{\delta}{r}\,(1-\varepsilon)\,E\right)-0,01\,v^2\right]\,\frac{\delta}{r}+k}
                              									. . . . (32)
                           aus Formel (29) und (31):
                           C'=\frac{2\,m_1}{\left[\varphi\,\left(\frakfamily{S}-\frac{\delta}{r}\,(1-\varepsilon)\,E\right)-0,01\,\frac{v^2}{\varkappa}\right]\,\frac{\delta}{r}}
                              									. . . . (33)
                           Hiermit ergibt sich für die Werthe \varphi=0,8,\
                                 										k=0,07,\ v=0,\ m=2 und m_1=1,2 nachfolgende
                              									Zusammenstellung:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                    \frac{\delta}{r}=
                                    
                                 0,001
                                 0,005
                                 0,01
                                 0,015
                                 0,02
                                 0,025
                                 0,03
                                 0,035
                                 0,04
                                 0,045
                                 0,05
                                 
                              
                                 ε = 0
                                 \frakfamily{S} = 50E
                                       												= 2000\frakfamily{S} = 30E = 900\frakfamily{S} =
                                    												20E = 500
                                 
                                    C
                                    
                                    C'
                                    
                                    C
                                    
                                    C'
                                    
                                    C
                                    
                                    C'
                                    
                                   40  62  43104  47160
                                 181523232834
                                 131018162120
                                 131017141816
                                 181514121715
                                   60  ∞  12  16  18  16
                                 ∞28332120
                                 ∞∞2334
                                 ∞∞
                                 
                                 
                                 
                              
                                 ε = ½
                                 \frakfamily{S} = 50E
                                    											= 2000\frakfamily{S} = 30E = 900\frakfamily{S} =
                                    												20E =
                                    												500\frakfamily{S} = 20E = 1500\frakfamily{S}
                                    											= 10E = 440
                                 
                                    C
                                    
                                    C'
                                    
                                    C
                                    
                                    C'
                                    
                                    C
                                    
                                    C'
                                    
                                    C
                                    
                                    C'
                                    
                                    C
                                    
                                    C'
                                    
                                   39  61  33160  45183  48250  52290
                                 16132019273230303970
                                 10  81511201724243838
                                   8  612  8151223232730
                                   7  5  8  7121026302527
                                     6    5    9    6  11    8  42152  25  26
                                   8  5  9  610  82829
                                   9  6  9  610  73038
                                 10  7  9  710  7
                                 1613  9  810  7
                                 ∞∞10∞10  7
                                 
                              
                           Die Ziffern dieser Tabelle geben abgerundet diejenigen Werthe
                              									an, welche unter verschiedenen Voraussetzungen an die Stelle des zwischen C = 20 bis 25 angenommenen Coefficienten der
                              									amerikanischen Formel gesetzt werden sollten.
                           Auſser für fünf verschiedene Annahmen betreffs der Zugfestigkeits- und
                              									Elasticitätscoefficienten \frakfamily{S} und E sind zwei verschiedene Annahmen betreffs der Lage der
                              									neutralen Schicht bei der Biegung des Riemens berücksichtigt, nämlich ε = 0 und ε = ½; ferner
                              									gilt hinsichtlich der Mitwirkung des Luftdruckes der Coefficient C für die von G. Schmidt
                              									und der Coefficient C' für die von mir hier befolgte
                              									Berechnungsweise. Zu ersehen ist, daſs die Biegungsverhältnisse des Riemens, also
                              									der Elasticitätscoefficient E und das Verhältniſs
                              										\frac{\delta}{r}, auf die Gröſse des Coefficienten C oder C' einen
                              									hervorragenden Einfluſs ausüben, namentlich auch in so fern, als durch
                              
                              										\frac{\delta}{r} eine Compensation zwischen E und
                              										\frakfamily{S} herbeigeführt wird und hierdurch ein für
                              									verschiedene Werthe von \frac{\delta}{r} nahezu gleich groſser
                              									Coefficient C entsteht. Wird beispielsweise die oberste
                              									Horizontalrubrik betrachtet und dem Quotienten \frac{P}{D} in
                              									Formel (23) ein gewisser singulärer Werth beigelegt, so ergibt sich mit r = 100cm sowohl für
                              										\frac{\delta}{r}=0,005, als auch für
                              										\frac{\delta}{r}=0,02, mithin für δ = 0,5 und δ = 2cm, die gleiche Riemenbreite b.
                              									Dieses Resultat besagt aber, daſs ein schmälerer Riemen bei 0cm,5 Dicke nicht die Zugspannung und bei 2cm Dicke nicht die Biegungsspannung aushalten
                              									würde. Uebrigens aber gibt es ein gewisses Verhältniſs von
                              										\frac{\delta}{r}, bei welchem der Coefficient 
                              									C, also auch die Riemenbreite, einen Minimalwerth
                              									annimmt, weil diesfalls sowohl die Zugfestigkeit, als auch die Biegungsfestigkeit in
                              									gleichem Grade beansprucht wird.
                           Die entferntere Lage der neutralen Schicht von dem Seheibenumfange, entsprechend dem
                              									Werthe ε = 1
                              									/2, begründet unter
                              									übrigens gleichen Umständen kleinere Coefficienten C,
                              									also auch schmälere Riemen. Innerhalb der Grenzen
                              										\frac{\delta}{r}=0,005 bis 0,02 sind die Coefficienten C der für ε = 0 geltenden
                              									Tabelle fast sämmtlich kleiner als der amerikanische Coefficient, also als 20 bis
                              									25. Diese Grenzen erweitern sich in der für ε = 1/2 und den gleichen Festigkeitsverhältnissen
                              									berechneten Tabelle noch bedeutend mehr. Man kann hieraus den Schluſs ziehen, daſs
                              									die amerikanischen Riemen eine Breite erhalten, welche für äuſserst geringe Dicken,
                              									entsprechend dem Werthe \frac{\delta}{r}=0,005, genügt, und daſs
                              									diese Breite in vielen Fällen unnöthig groſs ist.
                           Die Annahme, daſs dieses Uebermaſs von Breite im Interesse der Mitwirkung des
                              									Luftdruckes angeordnet werde, ist nicht zutreffend, weil im Gegentheil bei
                              									verstärkter Intensität des Luftdruckes, entsprechend einer Vergröſserung des
                              									Coefficienten k, die Riemen gemäſs Formel (23) und (32)
                              										schmäler gemacht werden könnten. Jedoch zeigen die
                              									letzten vier Horizontalrubriken der letzten Tabelle, daſs bei gewissen, keineswegs
                              									unwahrscheinlichen Festigkeits- und Elasticitätsverhältnissen der numerische Werth
                              									des amerikanischen Coefficienten C sich vollständig
                              									genau innerhalb ziemlich weit für \frac{\delta}{r} angenommener
                              									Grenzen mit den hier aufgestellten Formeln berechnen läſst.
                           Gleichzeitig läſst sich erkennen, wie gering der von der Mitwirkung des Luftdruckes
                              									und von der Verschiedenheit in der Berechnungsweise dieses Luftdruckes herrührende
                              									Einfluſs auf die Gröſse des Coefficienten C ist, und in welchem hohen Maſse dieser Coefficient fast nur von
                                 										den Festigkeits- und auch Elasticitätsverhältnissen abhängt.
                           Die letzteren werden daher vorzugsweise Berücksichtigung finden müssen, so daſs in
                              									einem gereifteren Zustande des Berechnungs- und Constructionsverfahrens nicht die
                              									amerikanische Formel, mit ihrem durchweg constanten Coefficienten C, oder die alte europäische benutzt werden wird,
                              									sondern die genaueren Formeln (32) oder (33), bezieh. (20), (22) oder (29) und (30)
                              									zur Anwendung gelangen werden, selbstverständlich aber unter Einführung genau für
                              									jede Materialsorte ermittelter Werthe von \frakfamily{S} und E und eines bestimmten Werthes von
                              										\frac{\delta}{r}.