| Titel: | Ueber den Weldon-Schlamm; von G. Lunge. | 
| Autor: | Georg Lunge [GND] | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 231 | 
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                        Ueber den Weldon-Schlamm; von G. Lunge.
                           							
                        Post und Lungen, über den Weldon-Schlamm.
                        
                     
                        
                           Vorstehender Aufsatz von Hrn. J. Post zwingt mich zu
                              									einer Abwehr. Post wundert sich, daſs ich ihn
                              										„angegriffen“ habe, da er aus unserem vorhergegangenen Briefwechsel den
                              									Eindruck gewonnen habe, wir befänden uns in Uebereinstimmung. Diese Annahme ist mir
                              									unerklärlich; grade jener Briefwechsel hätte Hrn. Post
                              									zeigen sollen, wie wenig ich mit seinen hierher
                              									bezüglichen Untersuchungen einverstanden bin. Aus Gründen, welche grade Hr. Post würdigen sollte, habe ich mich auf eine
                              									öffentliche Kritik seiner Arbeit nicht eingelassen, mit alleiniger Ausnahme
                              									desjenigen Theiles derselben, mit welchem, wenn man ihn als richtig annehmen will,
                              									die Genauigkeit der von mir beschriebenen analytischen Methoden für den
                              									Weldon-Schlamm schlechterdings unvereinbar ist. Diese rein sachlich gehaltene Verteidigung, aus welcher Post irrigerweise einen Angriff macht, hat
                              									nichts mit dem Abschluſs der Versuche des Genannten zu thun. Ebenso wenig durfte
                              									eine private briefliche Deprecirung des Hrn. Post, oder
                              									eine noch dazu nach Drucklegung meiner Arbeit erschienene Fuſsnote in den
                              										„Berliner Berichten“ mich davon abhalten, der Verwirrung zu begegnen,
                              									welche durch Post's abfällige Aeuſserung über die
                              									Eisenoxydul-Chamäleon-Methode zur Bestimmung des MnO2 entstehen konnte. Daſs andere Fachgenossen die Sache in gleichem Lichte
                              									ansahen, weiſs ich, und Post's Verwunderung über meinen
                              										„Angriff“ ist um so unnöthiger, als ich ihm meine Absicht, solche
                              									Versuche anzustellen, vorher und das Resultat derselben nachher, lange vor der
                              									Veröffentlichung, mitgetheilt hatte. Darüber, ob meine Versuche und Veröffentlichung
                              									nöthig oder räthlich waren, muſs ich mir erlauben, mein eigenes Urtheil demjenigen
                              									des Hrn. Post vorzuziehen.
                           Schon das letzte Mal hatte ich erwähnt, warum Post's
                              									Einwürfe gegen jene
                              									Methode sich nothwendigerweise auch auf den
                              									Weldon-Schlamm beziehen müssen, denn in diesem sind Chloride in Menge vorhanden und
                              									bei der Analyse wird sehr viel freie Schwefelsäure zugesetzt. Post gibt jetzt zu, daſs trotzdem das Verfahren für
                              									diesen Schlamm genau ist, will aber eine Ungenauigkeit von 10 Procent des ganzen
                              									Betrages bei der Analyse seiner Producte gefunden haben, weil er nach jener Fuſsnote
                              										„gezwungen“ war, bei Gegenwart von relativ sehr groſsen Mengen Salzsäure,
                              									in starker Concentration und bei hoher Temperatur zu arbeiten, indem das
                              									Mangandioxyd sich sonst nicht löste. Wer aber zwang ihn denn, nach erfolgter Lösung
                              									die Flüssigkeit noch heiſs und concentrirt mit Chamäleon zu titriren, statt sie,
                              									nach allgemeiner Regel, vorher mit kaltem Wasser zu verdünnen? Dann hätte er, wie
                              									meine Versuche zeigen, bei richtigem Arbeiten völlig genaue Resultate bekommen
                              									müssen.
                           Post läſst in seinem letzten Aufsatze alle Schlüsse aus
                              									den völlig ausgewaschenen Schlammproben bei Seite und beschränkt sich auf die beiden
                              									Analysen von „wenig gewaschenem“ und gar nicht gewaschenem Schlamme. Letztere
                              									spricht ganz und gar gegen seine eigene Theorie, wie ich nachgewiesen habe; denn sie
                              									zeigt viel mehr „Basis“, als die Formel RO,2MnO2 verlangt. Allerdings ist diese Basis gröſstentheils als MnO, nicht als
                              									CaO vorhanden; aber es hat ja auch vor ihm noch kein Mensch behauptet, daſs das R in obiger Formel identisch mit Ca sei; vielmehr kann
                              									es ebenso gut Mn, Mg oder Fe sein und ist ganz
                              									regelmäſsig aus allen diesen Metallen zusammengesetzt. Dies hat auch Post früher ganz gut gewuſst, denn er hat die übrigen
                              									Analysen in dieser Weise berechnet; nur bei der einzig maſsgebenden, der von nicht
                              									gewaschenem Schlamme, fehlt diese Berechnung, welche
                              									das Gregentheil seines Standpunktes erweisen würde, und dies bleibt immer sehr
                              									merkwürdig. Mit einem Male stellt Post die Sache jetzt
                              									so hin, als müsse man erweisen, daſs dem Weldon – Schlamme nicht die Formel
                              										CaO,2MnO2 zukomme, wonach also nur sein Kalk-Gehalt in Betracht käme. Dies ist aber nicht nur
                              									ein Einstoſsen von offenen Thüren, sondern muſs gradezu als eine Verdunklung des
                              									Thatbestandes hingestellt werden. Auf derselben Linie steht auch der Versuch, meine
                              									eigene Analyse gegen mich zu wenden. Freilich muſs Post
                              									dabei die Magnesia ganz auſser Betracht lassen; aber dies wird ihm eben Niemand
                              									gestatten. Entweder ist das Mg als MgCl2 vorhanden,
                              									– dann ist eine entsprechende Menge Ca für Manganit verfügbar, oder die Magnesia
                              									bildet selbst, mit MnO, die Basis des Manganits. Wenn Post so etwas nicht zugeben will, so scheint mir jede weitere Discussion
                              									mit ihm unersprieſslich.
                           Es bleibt also nur noch ein Schlamm übrig, welchen Post als „wenig gewaschen“ auch noch für völlig
                              									maſsgebend ansieht. Auf dieser einen Analyse beruht
                              									also schlieſslich der Widerspruch Post's
                              									gegen die ungezählten
                              									Tausende von Fabrikanalysen; sie steht auch im Widerspruch mit den
                              									wissenschaftlichen Untersuchungen einer groſsen Reihe von namhaften Chemikern,
                              									welche sämmtlich dem MnO2 saure Eigenschaften zuschreiben, und nach welchen unter den obwaltenden
                              									Umständen Kalk u. dgl. mitgefällt werden muſs. Es kann
                              									nicht meine Aufgabe sein, die groſse hierüber schon angesammelte Literatur an diesem
                              
                              									Orte durchzugehen; ich will nur, als unpublicirt, erwähnen, nach ausdrücklicher
                              									Ermächtigung von Prof. Stingl zu Czernowitz, daſs
                              									sowohl dieser Chemiker, als auch unabhängig von ihm Morawski zu Brünn bei mehrfachen Analysen von Weldon-Schlamm stets Kalk bezieh. Magnesia in chemischer Verbindung
                              									mit MnO2 gefunden haben. Ich fühle mich aber
                              									verpflichtet zu sagen, daſs ich dieser einen Analyse Post's, von welcher so viel
                              									abhängen soll, überhaupt keinen Werth beimessen kann. Ganz abgesehen von der
                              									ungenauen von ihm angewendeten Trennungsmethode (in Bezug auf welche ich mir denn
                              									doch gestatten muſs, die ungenannten Gewährsmänner des Hrn. Post sowie ihn selbst den HH. Fresenius,
                                 										Finkener und den von ihnen angeführten Chemikern nachzusetzen) ist das
                              									Resultat dieser Analyse ein so überraschendes, daſs es selbst Post augenscheinlich nicht ganz geheuer gewesen ist.
                              									Aus seinen Berechnungen, sowohl in den Verhandlungen zur
                                 										Beförderung des Gewerbfleiſs, als in den Berichten
                                 										der deutschen chemischen Gesellschaft, geht nämlich eine Basis von 0,338
                              									bei der ersten und 0,363 bei der zweiten Bestimmung hervor. In seiner letzten Arbeit
                              									macht Post daraus aber 0,46, indem er nur die zweite
                              									höhere Bestimmung benutzt, dabei den an Kohlensäure gebundenen Kalk völlig
                              									unbegründeter Weise auch als „Basis“ annimmt und das früher ausgelassene
                              									Eisenoxyd mit heranzieht. Auf diese 0,46 gestützt, fragt er dann, wie ich ihm habe
                              										„die Behauptung unterschieben“ können, alle anderen Bestimmungen mit mehr
                              									Basis als 0,5 seien falsch? Ich habe aber Hrn. Post gar
                              									keine Behauptung „untergeschoben“, am wenigsten auf jene nachträglich
                              									merkwürdig umgeänderte Berechnung einer einzigen Analyse hin, sondern habe aus
                              									seinen allgemeinen Behauptungen über das Freisein des Weldon-Schlammes von Kalk den
                              									einzig möglichen Schluſs gezogen, daſs dann die vielen Tausende und aber Tausende
                              									von Analysen falsch sein müſsten, bei denen stets über 0,5 Basis, und zwar bei 75
                              									bis 80 Proc. Mangan als MnO2, also nur 20 bis 25
                              									Proc. Mangan als MnO, gefunden worden sind.
                           Um Miſsverständnissen und Miſsdeutungen vorzubeugen, will ich ausdrücklich erklären,
                              									daſs ich es erstens für ganz möglich halte, daſs bei der Regeneration ein
                              									Manganschlamm entstehen kann, in welchem alle Manganitbasis als MnO vorkommt, – wenn
                              									nämlich so viel von dem letzteren vorhanden ist, daſs die sauren Eigenschaften des
                              										MnO2 schon dadurch befriedigt werden. Dies
                              									scheint gerade in den „rothen Chargen“ und den sich in ihnen annähernden,
                              									sehr schlechten Operationen vorzukommen. Wir haben es aber dann eben nicht mehr mit
                              									einem normalen „Weldon-Schlamm“ zu thun, wie Jedermann weiſs. Zweitens will
                              									ich mich durchaus nicht dafür verbürgen, daſs bestimmte Salze der Formel RO,2MnO2 existiren; ich habe dieses Verhältniſs eben nur
                              									als ein empirisches Minimum von Basis hingestellt,
                              									unter welchem „meines Wissens“ (warum Hr. Post
                              									diesen meinen Ausdruck in Gänsefüsschen anführt, ist mir nicht verständlich) keine
                              									Fabrik arbeitet. Auch Post führt keine solchen
                              									Erfahrungen aus Fabriken an, und die indirecten Ergebnisse jener einen eigenthümlichen Analyse haben wenigstens für mich
                              									nicht hinreichende Beweiskraft, um so weniger, als deren Autor so weit geht,
                              										„vorläufig“ die sauren Eigenschaften des MnO2 überhaupt zu bestreiten. Zwar meint Post,
                              									daſs ich ihm hier wiederum etwas „unterschiebe“, wogegen er sich ausdrücklich
                              									verwahrt habe, bis seine synthetischen Arbeiten abgeschlossen seien. Aber es ist
                              									mir, wie jedem Anderen, gestattet, aus den von Post als
                              									solche hingestellten Thatsachen logische Schlüsse zu
                              									ziehen, ohne auf seine etwaigen weiteren Arbeiten zu warten, und er wird es mir auch
                              									verzeihen müssen, wenn ich die letzteren für unnöthig halte, um mir eine Ansicht
                              									über den fraglichen Gegenstand zu bilden.
                           Ganz anders überzeugend wäre es für mich und wohl auch Andere, wenn aus längeren
                              									Reihen von Betriebsanalysen von zuverlässiger Hand aus den Fabriken selbst, wo man
                              									alle einschlägigen Umstände versteht, hervorginge, daſs die Basis 0,5 unterschritten
                              									werden kann. Dann wäre erwiesen, daſs auch im Weldon-Schlamm noch saurere Manganite
                              									als RO,2MnO2 vorkommen, deren Vorhandensein ja aus
                              									den Arbeiten, z.B. von Stingl und Morawski, wie vielen Anderen, erwiesen ist; aber unter
                              									den bei der Regeneration nach Weldon obwaltenden
                              									Verhältnissen scheinen sie eben, nach dem bis jetzt vorliegenden Materiale, nicht zu
                              									entstehen.
                           Post wirft mir endlich noch vor, ich habe den Einfluſs
                              									der Kohlensäure zu gering angeschlagen, indem das von mir angeführte Maximum von
                              										19mg CO2 auf
                              										0g,23 Mn 6,5 Procent des Mangans ausmache.
                              									Dies ist richtig, beträgt aber nur ungefähr 0,08 Basis und ist eben nur ein Maximum, was neben weniger als 0,58 Basis gewiſs nie
                              									vorkommt, denn so Kohlensäure reiche Schlamme erhält man nur bei schlecht gebranntem
                              									Kalk, welcher stets schlechte Operationen ergibt. Den Kohlensäuregehalt des
                              									Weldon-Sehlammes hat Post nicht, wie er in der ersten
                              									Abhandlung (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1879 S. 458) behauptet, entdeckt; er kann Ausführliches über
                              									diese jedem Sachverständigen längst bekannte Erscheinung in meiner vor mehr als 5
                              									Jahren geschriebenen Abhandlung (D. p. J. 1875 215 149) finden.
                           Zürich, im März 1880.
                           
                        
                           
                           Gegenbemerkungen zu obiger Abhandlung des Hrn. Lunge; von Jul.
                                 									Post.
                           Auf vorstehende Erwiederung des Hrn. Lunge muſs ich,
                              									ohne mir den von demselben gewählten Ton anzueignen, kurz Folgendes bemerken:
                           1) Ich ersuchte Hrn. Lunge, mit dem ich seit länger im
                              									brieflichen Verkehr stand, vor Veröffentlichung des Ergebnisses der in Frage
                              									stehenden Untersuchungen um seine Ansicht darüber.Ich vermuthe, daſs sich hierauf Lunge's
                                    											Andeutungen beziehen.Hr. Lunge
                              									glaubte, ich hätte durch das anhaltende Auswaschen der Proben den Kalk aus der
                              									Verbindung herausgedrängt. Da die in Folge dessen vorgenommenen Analysen mit nicht
                              									oder wenig gewaschenem Schlamm bezüglich des Kalkgehaltes zu demselben Resultate
                              									führten, so war Lunge's Einwand damit beseitigt.
                           2) Ich habe nie, weder öffentlich noch privatim, die Anwendbarkeit der
                              									Eisenoxydulsulfat-Chamäleon-Methode zur Untersuchung des Weldon-Schlammes im
                              									Fabrikbetriebe beanstandet. Für meine synthetischen Versuche handelte es sich nur
                              									darum, ob sie (für meinen besonderen Zweck) bequemer und rascher zum Ziele führe als
                              									die Bunsen'sche. Eine Verdünnung u.s.w., wie sie zur Steigerung der Genauigkeit
                              									einerseits förderlich gewesen wäre, hätte andererseits in Folge der sehr groſsen
                              									Menge von Flüssigkeit u.s.w. Fehlerquellen erschlossen und Umstände verursacht. Aber
                              									was nutzt diese Erörterung, da ich ja bei keiner meiner Analysen die Methode
                              									angewendet habe.
                           3) Nur um einem Einwände vorzubeugen, ich redete von Proben, die mit der 5000 fachen
                              									Menge Wasser ausgewaschen seien, habe ich bei meiner Entgegnung ausschlieſslich
                              									solche besprochen, bei denen dies ausgeschlossen. Meine Schlüsse gelten natürlich
                              									ebenso gut für jene. Von jeder Probe sind mindestens 2 Analysen beigebracht.
                           4) Ich weiſs nicht, wie man die Anwendbarkeit einer Trennungsmethode, über welche die
                              									Ansichten getheilt sind, anders prüfen kann, als ich es experimentell gethan.
                              									Uebrigens geben ja auch die Gegner der Trennung mit Brom zu, daſs durch wiederholte
                              									Fällung, d.h. durch Schaffung von Verhältnissen, wie ich sie von vorn herein hatte –
                              									viel Mangan, sehr wenig Kalk –, der Fehler corrigirt werde.
                           5) Sollte ich das Verhältniſs von MnO2 zur
                              										„Basis“ so darstellen, daſs es sich mit dem, welches durch die
                              									Fabrikanalyse gefunden sein würde, vergleichen lieſs, so muſste ich natürlich die
                              									Carbonate und das Eisen als „Basis“ rechnen und so zu einem anderen
                              									Ergebnisse kommen, als wenn ich eine correcte Analyse zu Grunde legte und das
                              									Eisenoxyd unverbunden annahm. Von der Auswahl einer Analyse für diesen Zweck kann,
                              									da nur zwei in Frage kommen und diese beiden befriedigend unter einander stimmen,
                              									nicht wohl die Rede sein. – Uebrigens, wie schon hervorgehoben, das Verhältniſs von
                              										MnO2 zu 
                              									„Basis“ erschien mir für die vorliegende Frage von ganz untergeordneter
                              									Bedeutung, da doch niemals daraus allein auf das Vorhandensein einer chemischen
                              									Verbindung geschlossen werden kann. Lunge selbst glaubt
                              									nicht, daſs die Magnesia mit dem MnO2 verbunden sei
                              									(vgl. 1875 215 140); nach seiner Entgegnung ist er freilich inzwischen hierin wie
                              									auch in anderen in Betracht kommenden Punkten zu einer wesentlich modificirten
                              									Ansicht gelangt. Die hauptsächliche und entscheidende Frage bleibt meines Erachtens:
                              									wo ist der als „Ueberschuſs“ zugesetzte Kalk geblieben; auch Hr. Lunge fand, selbst wenn man alles Magnesium an Chlor
                              									gebunden annimmt, nur wenige Procente Kalk im Schlamme.
                           Ich glaube, daſs die übrigen Einwendungen Lunge's bei
                              									genauerem Vergleich mit meiner Entgegnung fortfallen werden. Da ich übrigens
                              									Erörterungen wie die zwischen Lunge und mir eben
                              									gepflogenen vor Abschluſs meiner Untersuchung für unfruchtbar halte, so schlieſse
                              									ich dieselben meinerseits bis zu jenem Zeitpunkte hiermit ab.
                           Göttingen, 25. März 1880.
                           
                        
                           Schluſswort über den Weldon-Schlamm; von G. Lunge.
                              								
                           Ganz einverstanden mit Hrn. Post, daſs weitere
                              									Erörterungen zwischen uns unfruchtbar sind, darum hauptsächlich, weil ich dieselben
                              									Argumente stets von neuem wiederholen müſste, will ich mir nur erlauben, meinerseits
                              									mit folgenden Bemerkungen abzuschlieſsen, und überlasse im Uebrigen dem Leser selbst
                              									die Beurtheilung des Werthes von Post's neuesten
                              									Aeuſserungen.
                           Der Ausgangspunkt unseres Streites war einfach der, daſs, wenn Post's Untersuchungen
                              									über den Weldon – Schlamm richtig waren, die für dessen Untersuchung in den Fabriken
                              									gebrauchten Methoden falsch sein muſsten. Daſs Post selbst dies nicht behauptet hat, wie er wiederholt
                              									betont, ist unerheblich; andere Chemiker zogen diese logische Folgerung aus seinen
                              									Untersuchungen, und ich hielt es nicht nur für mein Recht, sondern für meine
                              									Pflicht, die Sache zu untersuchen. Dabei bin ich Post
                              									auch keinen Schritt weiter zu nah getreten, als es der unmittelbare Zweck, die
                              									Controle der analytischen Methoden, erforderte, und der Ton der betreffenden Arbeit
                              									konnte gewiſs nicht rücksichtsvoller und sachlicher sein. Daſs der Ton meiner Abwehr
                              									auf Post's darauf folgenden Angriff ein schärferer wurde, liegt in der Sache.
                           Post stellt unsere Privatcorrespondenz so hin, als hätte
                              									ich im Wesentlichen seine Arbeit gebilligt und nur eine Einwendung wegen des
                              									Auswaschens des Schlammes gemacht. Hiergegen muſs ich, wie schon früher, entschieden
                              									Verwahrung einlegen. Ob übrigens Post wirklich, wie er
                              									meint, jenen Einwand beseitigt hat, wird der Leser beurtheilen können.
                           
                           Die Frage, in welcher Form sich der als „Ueberschuſs“ zugesetzte Kalk im
                              									Weldon-Schlamm vorfindet, ist eine ganz andere und kann nicht so beiläufig hier
                              									besprochen werden.
                           Zürich, 29. März 1880.