| Titel: | Zur Kenntniss des Cementes. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 242 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Zur Kenntniſs des Cementes.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 160 Bd. 234.)
                        Zur Kenntniſs des Cementes.
                        
                     
                        
                           Verhandlungen der Generalversammlung des Vereines deutscher
                                 										Cementfabrikanten.Auf der am 5. und 6. Februar 1880 stattgehabten Versammlung unter dem Vorsitz
                                    											von Dr. Delbrück in Züllchow waren 18 deutsche
                                    											Cementfabriken vertreten.
                              								
                           Die im J. 1877 zu Stande gekommenen Normen für einheitliche
                                 										Lieferung und Prüfung von Portlandcement, welche bekanntlich inzwischen mit wenigen
                              									unwesentlichen Aenderungen vom preuſsischen Handelsministerium angenommen sind,
                              									haben dadurch weitere Verbreitung gefunden, daſs auch das Cultusministerium und die
                              									Postbehörde dieselben angenommen haben. Dagegen prüft das Kriegsministerium immer
                              									noch nach Normen, welche in wesentlichen Punkten von denen des Handelsministers
                              									abweichen, und eine deshalb eingereichte Petition hat eine einheitliche Regelung der
                              									Cementprüfung bis jetzt noch nicht herbeigeführt (vgl. 1879 234 387).
                           Da sich herausgestellt hat, daſs Normalsande von verschiedenen Fundorten, selbst wenn sie auf das
                              									sorgfältigste hergestellt werden, dennoch verschiedene Festigkeitsresultate liefern
                              									können (vgl. 1879 234 391), so hat sich der Vorstand
                              									veranlaſst gesehen, für die einheitliche Prüfung und insbesondere für streitige
                              									Fälle einen einheitlichen Normalsand herstellen zu
                              									lassen. Der vom Vorstand ausgewählte Normalsand wird von dem Chemischen Laboratorium
                              									für Thonindustrie in Berlin (N. Fennstraſse Nr. 14) vorräthig gehalten und kann von
                              									dort bezogen werden.
                           Dr. Heintzel spricht sich anerkennend über die
                              									Einführung eines einheitlichen Normalsandes aus und weist an einem Beispiel nach,
                              									wie groſse Fehler bei Benutzung von nicht vorschriftsmäſsigem Sand entstehen können.
                              									Bei 2 Sandsorten, deren Thongehalt 0,2 und 0,7 Proc. betrug, wechselten die
                              									entsprechenden Festigkeitsresultate derart, daſs der erstere 15, der letztere 5k ergab.
                           Rud. Dyckerhoff hat Normalsande
                                 										aus Sand von verschiedenen Fundstätten aufs sorgfältigste hergestellt und
                              									vergleichende Festigkeitsprüfungen damit vorgenommen. Selbst wenn die Sande im Liter
                              									gleichviel Hohlräume enthielten, wichen doch die Festigkeitsresultate bei einigen
                              									beträchtlich ab, während andere wieder völlig gleiche Festigkeit ergaben (vgl. 1879
                              										234 392). Aus Dyckerhoff's Versuchen scheint hervorzugehen, daſs die Oberfläche der
                              									einzelnen Sandkörner von gröſserem Einfluſs auf die Festigkeit ist als die
                              									Korngröſse.
                           Da es von Wichtigkeit ist, eine staatliche Prüfungsstation zu besitzen, welche in streitigen Fällen die
                              									entscheidende Normenprüfung ausführt, so empfiehlt der Vorstand die kgl. Prüfungsstation für Baumaterialien in Berlin unter
                              									der Leitung von Dr. Böhme als entscheidende Instanz.
                              									Der Verein ermächtigt den Vorstand, sich mit der betreffenden Oberbehörde der
                              									Prüfungsstation in geeignete Verbindung zu setzen.
                           Rud. Dyckerhoff hatte im vergangenen Jahre gelegentlich
                              									eines Lieferungsabschlusses Veranlassung eine Probe Cement an die kgl.
                              									Prüfungsstation für Baumaterialien in Berlin einzusenden. Gleichzeitig untersuchten
                              									er selbst und Dr. Delbrück denselben Cement. Es wurde
                              									nun nach 28 tägiger Erhärtung gefunden von der
                                 										Prüfungsstation 22k,0, von Delbrück 17,8, von Dyckerhoff 18k,4 auf 1qc Festigkeit. Aehnliche Abweichungen ergaben sich bei
                              									einer anderen der Prüfungsstation eingesendeten Cementprobe. Nachdem sich nun Dyckerhoff, um die Ursache der Differenz aufzufinden,
                              									mit Böhme in Verbindung gesetzt und mehrere
                              									vergleichende Versuchsreihen ausgeführt worden waren, ergab sich, daſs die höheren
                              									Zahlen der Station durch den früher benutzten Normalsand und z. Th. auch dadurch
                              									verursacht worden waren, daſs Böhme die Probekörper
                              									ohne Unterlage von Flieſspapier hergestellt und die unteren Flächen derselben durch
                              									Abreiben auf der Glasplatte geglättet hatte. Nachdem die Proben mit demselben vom
                              									Laboratorium für Thonindustrie in Berlin gelieferten Normalsand auf ganz gleiche
                              									Weise hergestellt wurden, stimmten die beiderseitigen Resultate sehr gut überein.
                              										Böhme fand nämlich bei dem gerade vorliegenden
                              									Cement 15,6, Dyckerhoff 15k,5. Der Einschlagemodus auf undurchlässiger Unterlage bis zum
                              									Elastischwerden des Probekörpers ist sonach ein sicheres Kennzeichen für
                              									gleichmäſsige Anfertigung. Die beiderseitigen Versuche zeigen aufs Neue, wie
                              									schwierig die Festigkeitsprüfung von Portlandcement überhaupt ist, andererseits aber
                              									auch, daſs man mittels der Normenprobe zu übereinstimmenden Resultaten gelangt, wenn
                              									die Vorschriften der Normen bei der Anfertigung genau eingehalten werden. Da
                              									abweichend von den Normen, welche für Cement ein einheitliches Sackgewicht von 60k vorschreiben, auch leichtere Säcke von 57½ und
                              										50k sich im Handel befinden, so hatte die
                              									Firma Dyckerhoff und Söhne in Amöneburg den Antrag
                              									gestellt: „Für den in den Handel zu bringenden Cement das in den Normen
                                 										festgesetzte Sackgewicht von 60k Brutto
                                 										entweder allgemein durchzuführen, oder ein der praktischen Verwendung mehr
                                 										entsprechendes Sackgewicht zu vereinbaren und einzuführen.“ Nachdem Gust. Dyckerhoff auf die geschäftlichen Miſsstände
                              									aufmerksam gemacht, welche die leichteren, nicht normengemäſsen Säcke mit sich
                              									bringen, erinnert er daran, daſs die Cementconsumenten ein Interesse daran haben,
                              										daſs die Packung nach Gewicht zugleich eine runde
                                 										Maſseinheit darstellt, damit lästiges Umrechnen und verlustbringendes
                              									Abmessen an der Baustelle vermieden werde. 60k
                              									entsprechen nach dem alten Maſs 1,5 Cubikfuſs badisch. Wenn man nun das in den
                              									Normen festgesetzte Gewicht von 60k nicht
                              									beibehalten will, so würde es sich empfehlen, ein Sackgewicht zu vereinbaren,
                              									welches mit dem neuen Maſs besser übereinstimmt. Als geeignetste Packung erscheint
                              									diejenige, welche einem halben Hektoliter entspricht, und als Gewicht hierfür ist
                              									auf Grund verschiedener Ermittlungen das von 70k
                              									zu betrachten. Für den Consumenten und namentlich den groſsen Unternehmer wird es
                              									von hohem Werth sein, wenn das Gewicht eines Sackes Cement zugleich ein rundes Maſs
                              									(hier also 0hl,5) darstellen würde. Da die
                              									Mehrzahl der Mitglieder gegen eine Aenderung des Sackgewichtes ist, zieht Gust. Dyckerhoff seinen Antrag selbst zurück und die
                              									Versammlung spricht sich auf Dyckerhoff's neuerdings
                              									gestellten Antrag dahin
                              									aus, daſs sie an dem vereinbarten Sackgewicht von 60k Brutto festhalten wolle.
                           Dr. Tomeï hat über die Einwirkung der Bestandtheile der Luft auf den Cement
                              									Versuche gemacht und zunächst den Einfluſs von Kohlensäure, Feuchtigkeit und
                              									Sauerstoff studirt. Der zu den Versuchen dienende Cement band in 20 Minuten ab und
                              									hatte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 24,02
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                 9,53
                                 
                              
                                 Kalk
                                 62,20
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,85
                                 
                              
                                 Schwefelsaurer Kalk
                                 0,81
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,53
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                 0,41
                                 
                              
                                 Alkalien und Rückstand
                                 1,65
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Der Cement hatte die Eigenschaft, kurze Zeit nach dem Mahlen
                              									langsamer zu binden als einige Zeit später, und ergab beim Beginn der Versuche
                              									folgende Festigkeiten (in k auf 1qc):
                           
                              
                                 Reiner Cement
                                 Normenprobe3 Th. Sand
                                 
                              
                                 7 Tage29,4
                                 28 Tage34,4
                                 7 Tage13,8
                                 28 Tage19,3
                                 
                              
                           Nach 4 Wochen bei 15 Minuten Bindezeit und 0,75 Proc. Kohlensäuregehalt wurde
                              									erhalten:
                           
                              
                                 Reiner Cement
                                 Normenprobe3 Th. Sand
                                 
                              
                                 7 Tage29,0
                                 28 Tage36,2
                                 7 Tage15,0
                                 28 Tage19,5
                                 
                              
                           Die Kohlensäure wurde aus reinem Marmor und Salzsäure entwickelt, gewaschen und im
                              									getrockneten Zustand in geeigneter Weise über den Cement geleitet. Die feuchte Luft
                              									wurde dadurch gewonnen, daſs Luft mittels eines Aspirators, bevor sie mit dem Cement
                              									in Berührung kam, erst durch Kalilauge und dann durch Gefäſse mit feucht gehaltener
                              									Baumwolle geleitet wurde. Der verwendete Sauerstoff, aus Kaliumchlorat dargestellt,
                              									war ebenfalls gewaschen und getrocknet.
                           Nach 7 tägiger Einwirkung der Kohlensäure war der
                              									Kohlensäuregehalt des Cementes von 0,53 auf 1,1 Proc. gestiegen, während die
                              									Bindezeit von 20 auf 6 Minuten herabgemindert wurde. Dieses raschere Abbinden
                              									schreibt Tomeï der Einwirkung der Kohlensäure zu. An
                              									Festigkeit wurde gefunden:
                           
                              
                                 Reine. Cement
                                 Normenprobe3 Th. Sand
                                 
                              
                                 7 Tage22,8
                                 28 Tage32,9
                                 7 Tage12,9
                                 28 Tage20,7
                                 
                              
                           
                           Nach 14 tägiger Einwirkung der Kohlensäure erhöhte sich der Kohlensäuregehalt auf 1,8
                              									Proc., während gleichzeitig eine Erhöhung der Festigkeit eintrat und die Bindezeit
                              									auf 1¼ Stunde verlangsamt wurde. Die Festigkeitszahlen waren folgende:
                           
                              
                                 Reiner Genant
                                 Normenprobe3 Th. Sand
                                 
                              
                                 7 Tage29,7
                                 28 Tage37,7
                                 7 Tage14,3
                                 28 Tage23,0
                                 
                              
                           Bei weiteren, mit Cement aus anderen Fabriken vorgenommenen Versuchen fand Tomeï, daſs bei den drei benutzten Cementsorten nach 7
                              									tägiger Einwirkung der Kohlensäure das Abbinden verzögert wurde und zwar:
                           
                              
                                 bei
                                 Nr. 1
                                 von
                                 30 Minuten
                                 auf
                                 1½ Stunden
                                 
                              
                                 „
                                 Nr. 2
                                 „
                                   4 Stunden
                                 „
                                 6 Stunden
                                 
                              
                                 „
                                 Nr. 3
                                 „
                                   3 Minuten
                                 „
                                 6 Minuten.
                                 
                              
                           Ebenso bewirkte auch längeres Lagern bei den 3 Cementen eine
                              									Verzögerung des Abbindens. Tomeï zieht daher aus seinen
                              									Versuchen den Schluſs, daſs alle Cemente, welche durch Lagern langsamer bindend
                              									werden, dies auch durch Einwirkung von Kohlensäure werden, während diejenigen
                              									Cemente, die durch Lagern rascher bindend werden, auch nach Zuleitung von
                              									Kohlensäure rascher abbinden. Er glaubt sonach, daſs das Rascherwerden in der
                              									Einwirkung von Kohlensäure seinen Grund habe.Diese Schluſsfolgerung erscheint uns nicht zutreffend. Wenn wirklich die
                                    											Einwirkung von Kohlensäure Cement rascher bindend macht, so müſste doch wohl
                                    											von den vier geprüften Cementen die Mehrzahl
                                    											rascher bindend werden, nicht aber das Umgekehrte statthaben, wie Tomeï dies
                                    											gefunden hat. Berechtigter wäre wohl der Schluſs gewesen, daſs die
                                    											Kohlensäure die Bindezeit überhaupt nicht beeinfluſst.D. Ref.
                           Nach 4 wöchentlicher Einwirkung der Kohlensäure auf den Versuchscement betrug die
                              									Bindezeit 1¾ Stunden, der Kohlensäuregehalt 2,63 Proc., die Festigkeit:
                           
                              
                                 Reiner Cement
                                 Normenprobe3 Th. Sand
                                 
                              
                                 7 Tage30,0
                                 28 Tage37,0
                                 7 Tage12,6
                                 28 Tage19,3
                                 
                              
                           woraus Tomeï den weiteren Schluſs
                              									zieht, daſs die Kohlensäure selbst bei beträchtlicher Einwirkung von keinem
                              									nachtheiligen Einfluſs auf den Cement ist.
                           Nach 7 tägiger Einwirkung von feuchter Luft trat
                              									Verlangsamung des Abbindens auf 45 Minuten ein bei einer Vermehrung des
                              									Feuchtigkeitsgehaltes von 0,41 auf 2,4 Proc. Die Festigkeit betrug:
                           
                              
                                 Reiner Cement
                                 Normenprobe3 Th. Sand
                                 
                              
                                 7 Tage31,0
                                 28 Tage35,0
                                 7 Tage15,2
                                 28 Tage19,7
                                 
                              
                           
                           Nach 28 tägiger Einwirkung betrug die Bindezeit 8 Stunden, der Feuchtigkeitsgehalt
                              									6,3 Proc. und die Festigkeit:
                           
                              
                                 Reiner Cement
                                 Normenprobe3 Th. Sand
                                 
                              
                                 7 Tage19,0
                                 28 Tage22,8
                                 7 Tage12,8
                                 28 Tage19,2
                                 
                              
                           Der nachtheilige Einfluſs der feuchten Luft zeigt sich
                              									namentlich beim reinen Cement. Deshalb schreibt Tomeï
                              									das Ueberlagern des Cementes hauptsächlich der Einwirkung der feuchten Luft zu.
                           Sauerstoff war auf den Cement ohne Wirkung. Nur die
                              									Farbe schien etwas gelber geworden zu sein.
                           Dr. Herzog hat noch nie beobachtet,
                              									daſs Cement durch Lagern schneller bindend wird. – Dr. Heintzel gibt an, daſs er schon vor 2 Jahren (Thonindustriezeitung, 1878 Nr. 10) nachgewiesen habe, daſs Cement durch
                              									Ueberlagern unter gewissen Verhältnissen rascher bindend wird. – Schiffner hat beobachtet, daſs Cement von 2 Stunden
                              									Bindezeit, der in einer gemauerten Kammer lagerte, nach ½ Jahr auf ½ Stunde
                              									Bindezeit herunterging.
                           Nach Rud. Dyckerhoff's Ansicht ist die Frage, ob ein
                              									Cement nach kurzer Zeit rascher oder langsamer bindend geworden ist, schwierig zu
                              									entscheiden; denn es ist hierzu nothwendig, daſs man die Bindezeit unter absolut
                              									gleichen Verhältnissen bestimmt. Ein Cement z.B., der im Zimmer bei 15° in ½ Stunde
                              									abbindet, braucht im Freien bei 8° zum Abbinden 2½ Stunden.
                           Dr. C. Schumann hat nie ein Rascherwerden des Cementes
                              									beim Lagern beobachtet, wenn bei Bestimmung der Bindezeit unter gleichen
                              									Verhältnissen gearbeitet wurde. Er glaubt daher, daſs ein vermeintliches
                              									Rascherwerden stets darauf zurückzuführen sei, daſs Cement, Wasser oder Luft eine
                              									höhere Temperatur hatten als bei früheren Bestimmungen.
                           Zu der Frage, welchen Einfluſs hat die
                                 										Art der Zerkleinerung des Cementes auf die Bindekraft desselben, theilt Schiffner mit, daſs er mit Cement, welcher auf der
                              									Schleudermaschine zerkleinert worden war, um 50 Proc. höhere Festigkeit gefunden
                              									habe als mit gemahlenem Cement. Der Cement, der für beide Arten der Zerkleinerung
                              									demselben Brande entnommen war, wurde nach der Zerkleinerung in beiden Fällen durch
                              									ein Sieb von 900 Maschen auf 1qc gesiebt und mit
                              									10 Proc. Siebgrobem vermischt. Die erhaltene Festigkeit betrug ungefähr:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Gemahlen
                                 Geschleudert
                                 
                              
                                 Nach
                                   7
                                 Tagen
                                    8k
                                  12k
                                 
                              
                                 „
                                 28
                                 „
                                 11
                                 16
                                 
                              
                           Aus den weiteren Verhandlungen ergibt sich jedoch, daſs der Cement, welcher das
                              									900-Maschensieb passirt hatte, mehr ganz feine Theile enthielt, wenn er geschleudert
                              									worden war, mithin die höhere Festigkeit des geschleuderten Cementes darauf
                              									zurückzuführen ist, daſs die Schleudermaschine gegenüber dem Mahlgang mehr absolut
                              									feine Theile geliefert hatte.
                           Diese Anschauung wird durch Versuche von Dr. Delbrück bestätigt. Derselbe wollte ermitteln, ob ein
                              									Vorschrotverfahren gegenüber dem jetzigen Mahlverfahren zweckmäſsig sei, d.h. mit
                              									einem Mahlgang erst ganz grob zu mahlen, das ganze Mahlgut abzusieben, dann wieder
                              									feiner zu mahlen, wieder abzusieben u.s.w. Zum Vergleich mit dem durch dieses
                              									Vorschrotverfahren gewonnenen Mahlgut wurde derselbe Cement auf dem gewöhnlichen
                              									Wege ziemlich fein gemahlen. Nachstehende Tabelle zeigt die Vergleichsresultate (in
                              									k auf 1qc):
                           
                              
                                 A) Gewöhnlicher Cement
                                 
                              
                                 Erhärtungs-dauer
                                 Fein gemahlen
                                 Geschroten
                                 
                              
                                 1 Cem. 3 Sand
                                 1 Cem. 6 Sand
                                 1 Cem. 3 Sand
                                 1 Cem. 6 Sand
                                 
                              
                                   7 Tage
                                 14,2
                                   8,9
                                 10,2
                                   5,2
                                 
                              
                                 B) Mittelbrand
                                 
                              
                                 28 Tage
                                 25,9
                                 16,0
                                 25,6
                                 16,4
                                 
                              
                                 90 Tage
                                 30,0
                                 19,3
                                 27,7
                                 18,1
                                 
                              
                                 C) Hartbrand
                                 
                              
                                   7 Tage
                                 13,5
                                   7,2
                                   6,6
                                   0,0
                                 
                              
                                 Alles durch ein 2500-Maschensieb
                                    											gefeint.
                                 
                              
                           Es ergab sich also, was theoretisch von vorn herein anzunehmen
                              									war, daſs der fein gemahlene Cement weit mehr ganz
                              									feine Theilchen enthält als der geschrotene, wie dies bei den Sandproben, bei denen
                              									das Feine ja eine so groſse Rolle spielt, ganz klar zum Ausdruck kommt. Leicht
                              									gebrannter Cement kann diese starken Unterschiede nicht zeigen, da dieser wegen
                              									seiner geringen Härte auch beim Vorschroten viel Feines ergibt.
                           Dr. G. Schumann hat, um die Frage zu entscheiden, ob die
                              									Bindekraft des Cementes eine Veränderung erleidet, je nachdem die Zerkleinerung nur
                              									durch Druck oder Stoſs (Walzen) oder nur durch Schleifen (analog dem Mahlgang)
                              									erfolgt, folgenden Versuch vorgenommen. Zu nuſsgroſsen Stücken zerkleinerter Cement
                              									wurde in zwei gleiche Theile getheilt und die eine Hälfte nur durch Schlagen mit dem
                              									Hammer auf einem Amboſs in Pulver verwandelt, die andere in einer Reibschale zu
                              									Pulver zerrieben. Das Hauptaugenmerk wurde darauf gerichtet, beiden Proben möglichst
                              									gleiche Korngröſse zu geben. Die Proben wurden durch ein Sieb von 900 Maschen
                              									abgesiebt und hatten auf einem 5000-Maschensieb nahezu gleichen Rückstand. Die
                              									Festigkeit fiel bei beiden Proben gleich aus. Ein zweiter Versuch ergab, selbst bei
                              									längeren Erhärtungsfristen, das nämliche Resultat.
                              									C. Schumann zieht daher den Schluſs, daſs die Art der Zerkleinerung auf die Bindekraft des Cementes
                              									ohne Einfluſs ist.
                           Dr. Heintzel hat mit gemahlenem und
                              									gestampftem Cement ähnliche Versuche angestellt. Beide Cementsorten wurden durch das
                              									900-Maschensieb gefeint und lieſsen dann auf dem 5000-Maschensieb übereinstimmend
                              									23,8 Proc. Rückstand. Die Festigkeit war folgende:
                           
                              
                                 
                                 Nach 7 Tagen
                                 Nach 28 Tagen
                                 
                              
                                 Gemahlener Cement
                                 14,7
                                 21,3
                                 
                              
                                 Gestoſsener Cement
                                 12,0
                                   20,75
                                 
                              
                           Rud. Dyckerhoff zieht aus den gemachten Angaben den
                              									Schluſs, daſs nicht die Gestalt des Kornes, sondern der Feinheitsgrad desselben auf
                              									die Festigkeit von Einfluſs ist; daſs der Feinheitsgrad weder durch ein
                              									900-Maschensieb, noch durch ein 5000-Maschensieb hinreichend genau zu ermitteln ist
                              									und daſs die Feinheit der Mahlung am richtigsten durch die Sandprobe beurtheilt
                              									wird.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)