| Titel: | Proell's Expansions-, Regulir- und Absperrapparat mit Corlissmechanismus. | 
| Autor: | G. H. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 277 | 
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                        Proell's Expansions-, Regulir- und Absperrapparat
                           								mit Corliſsmechanismus.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 25.
                        Proell's Expansions-, Regulir- und Absperrapparat.
                        
                     
                        
                           Der im Nachfolgenden erläuterte Expansions-, Regulir und Absperrapparat von Dr. R.
                                    											Proell in Dresden (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 1919 vom 4. November 1877) basirt auf
                              									dem Princip der Corliſsauslösung und hat den Zweck, eine Dampfmaschine mit
                              									Schiebersteuerung ohne erhebliche Betriebstörung binnen kurzer Zeit mit
                              									Präcisionssteuerung auszurüsten bezieh. in eine Corliſsmaschine zu verwandeln (vgl.
                              										Fig. 1 bis 5 Taf.
                              									25).
                           Der ganze Apparat, zu einem geschlossenen Ganzen verbunden, wird als Armaturstück
                              									fertig hergestellt und an Stelle des Drossel- oder Absperrventiles aufgesetzt. Es
                              									bedarf dann nur einer entsprechenden Hebelverbindung desselben mit dem die bisherige
                              									Steuerung bethätigenden Organ (beispielsweise mit dem Excenter einer
                              									Schiebersteuerung, vgl. Fig. 4)
                              									nebst einer Riemenzuführung von der Schwungradwelle zum Antrieb des gleich im
                              									Apparat befindlichen Regulators und der gewünschte Zweck, die Leistung der Maschine
                              									quantitativ und qualitativ erhöht zu haben, ist erreicht.
                           Es ist eine durch die Erfahrung festgestellte Thatsache, daſs Doppelsitzventile zum
                              									Zweck der Expansion höchst zweckdienlich sind. Die Eröffnungen für den
                              									Dampfdurchgang erfolgen schnell. Die Hebung des Ventiles geschieht mit dem geringsten Kraftaufwande
                              									und der Dampfabschluſs ist auſserordentlich präcis. Diese Eigenschaften haben
                              									jedenfalls den Erfinder des Apparates für die Anwendung eines Doppelsitzventiles
                              									bestimmt, welches den Dampfzutritt zur Maschine regulirt.
                           Die Hebung des Ventiles (Fig. 1)
                              									erfolgt für jeden Kolbenhub durch den Steuerapparat vermöge einer durch die
                              									Stopfbüchse heraustretenden Stange, deren oberes Ende durch einen Luftcylinder
                              									geführt und innerhalb desselben mit einem Luftkolben versehen ist, um bei schnellem
                              									Fall des Ventiles ein weiches Aufsitzen zu erzielen. Den schnellen und präcisen
                              									Schluſs bewirken (auſser dem Dampfdruck und dem Eigengewicht des Ventiles) zwei
                              									unter die Gleitstücke C gepreſste Spiralfedern, welche
                              									während der Hebung des Ventiles gespannt werden und in Folge der Hebel Verbindung
                              										M, einerseits mit den Gleitstücken, andererseits
                              									mit der geschlitzten Ventilstange, das Bestreben haben, das Ventil zu schlieſsen.
                              									Die Hebel m erhalten in etwas mehr als ein Drittel
                              									ihrer Länge, von der Ventilstange aus gemessen, ihre Unterstützung durch zwei am
                              									Luftcylinder angebolzte Hängeeisen.
                           Die Steuerung des Expansionsventiles erfolgt, wie schon erwähnt, durch den sogen,
                              									äuſseren Steuerapparat, welchem der Erfinder den Kamen „Corliſsmechanismus“
                              									beilegt, in seiner Wesenheit aber auch an die M. A.
                                 										Starke'sche Präcisionssteuerung (vgl. * D. R. P. Kl. 14
                                 										Nr. 3529 und 4242 vom 13. April 1878) erinnert.
                           Die Gleitstücke C erhalten ihre Führung auf den beiden
                              									diametral gegenüber angeordneten senkrechten Stangen B,
                              									die ebenfalls verschiebbar und in dem am Ventilgehäusedeckel angegossenen Ständer
                              									geführt sind. Auf diesen Stangen sitzen noch die Nüsse D, welche zwei herabhängende Auslösungshebel E drehbar tragen; letztere werden mit ihrem oberen etwas aufgebogenen Ende
                              									durch Blattfedern gegen einen im Deckel des Luftcylinders stangenartig geführten
                              									Stellkeil K gedrückt, während der untere mit
                              									Stahlplatten armirte Theil der Klinken E in Nuthen der
                              									Gleitstücke C geführt wird. Wie aus der Zeichnung
                              									erhellt, bewirken diese Klinken die Auslösung der Steuerung und stoſsen zu diesem
                              									Zweck abwechselnd mit ihren Anlagebacken so lange gegen die ebenfalls mit
                              									Stahlplatten versehenen Angriffsflächen der Gleitstücke C, bis sie bei Bewegung des Hebels A und
                              									Abwärtsbewegung der Stangen B den Stellkeil K zur Auslösung zwingt. Die gespannten Spiralfedern
                              									werden dann zum Theil entlastet und schlieſsen das Ventil. Die wechselnde
                              									Abwärtsbewegung der Stangen B ist durch die pendelnde
                              									Bewegung des Hebels A um seine Mittellage bedingt;
                              									derselbe greift mit seinen beiden Köpfen a, a1 in die mit Stahlplatten ausgelegten Schlitze der
                              									Stangen B und bringt bei jedem Kolbenhub eine der
                              									Klinken E zur Wirkung.
                           Die Höhenlage des Keiles K bedingt die Füllungsdauer und
                              									ist beim Gang der Maschine von dem gleich am Apparat befindlichen 
                              									Proell'schen Regulator (vgl. * 1878 227 13), in dessen Hülse die den Stellkeil tragende
                              									Regulirstange geführt ist, abhängig. Die Hülse hat oben einen dem Kugelausschlag
                              									angepaſsten Schlitz; durch diesen ist ein Querstück gesteckt, welches, auf der
                              									Belastungsurne befestigt, als Träger der Regulirstange dient. Schlieſslich ist
                              									oberhalb des Querstückes auf die Regulirstange ein kleiner, mit Labyrinthenliderung
                              									versehener Kolben aufgeschraubt und in einem Luftcylinder geführt, um die Wirkung
                              									des Regulators zu begünstigen. Den Ausschlag des Regulators und gleichzeitig die
                              									Minimalfüllung, begrenzt die in den Deckel des Luftcylinders gesetzte
                              									Kopfschraube.
                           Wie erwähnt, vertritt das Expansionsventil zugleich das Absperrventil. Zur Erreichung
                              									dieses Zweckes ist noch eine geeignete Absperrvorrichtung angebracht, welche durch
                              									zwei Griffräder bethätigt wird. Hierzu gehört zunächst der am Ständer angelenkte
                              									obere Winkelhebel R; derselbe greift mit dem Auge des
                              									horizontalen Hebelarmes in den geschlitzten Stellkeil, während sich der
                              									herabhängende Hebelarm gegen die mit dem Griffrad P
                              									versehene Stellschraube anlegt. Eine analoge Vorrichtung dient zum Anlassen und wird
                              									durch das untere Griffrad bewerkstelligt.
                           Soll also die Maschine in Gang gesetzt werden, so wird die obere Stellschraube
                              									zurückgedreht, der Stellkeil senkt sich und eine der Klinken tritt in Eingriff mit
                              									ihrem Gleitstück C; zugleich wird die untere
                              									Stellschraube angezogen, der auf sie drückende Winkelhebel erfaſst die Ventilstange
                              									und öffnet das Ventil, die Maschine kommt in Bewegung und nach dem ersten Hub tritt
                              									die Steuerung in Thätigkeit. Nun werden beide Griffräder einige Mal zurückgedreht,
                              									das Ventil gelangt zum Aufsitzen und die Steuerung kann ohne jedes Hinderniſs
                              									wirken.
                           Das Abstellen der Maschine geschieht selbstredend in umgekehrter Weise.
                           Fig.
                                 										5 seigt die Anwendung des Apparates auf Corliſsmaschinen; hier sind die
                              									Federn unter den Gleitstücken C in Wegfall gekommen und
                              									durch die an die Hebel der Steuerhähne angehängten Gegengewichte a, b ersetzt.
                           Die Theorie des Apparates ist in unserer Quelle, Zeitschrift des Vereines deutscher
                                       												Ingenieure, 1879 S. 389 ff., gegeben.
                           
                              
                                 G.
                                    										H.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
