| Titel: | Ueber Neuerungen in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 311 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Neuerungen in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 60 dieses
                           								Bandes.)
                        Ueber Neuerungen in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           In Betreff der chemischen Zusammensetzung
                                 										des Roggens und die Preſshefenfabrikation erinnert M. Delbrück in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1879 S. 309 und 355 daran, daſs bei dem wechselnden
                              									Gehalt der Gerste an Proteinstoffen die Verwendung von 2k Gerste auf 100k Kartoffeln Uebelstände
                              									herbeiführen könne, da die Hefe bei Anwendung Eiweiſs armer Gerste mangelhaft
                              									ernährt werde.
                           
                           Besonders wichtig ist dieses Verhältniſs bei der Preſshefenfabrikation. So enthielten
                              									6 Proben Roggenmehl:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 VI
                                 
                              
                                 Stärke
                                 66,6
                                 61,5
                                 63,2
                                 60,3
                                 65,9
                                 66,8
                                 
                              
                                 Proteïn
                                   7,4
                                 16,9
                                 13,5
                                   9,6
                                 10,5
                                   9,1
                                 
                              
                                 Asche.
                                   1,2
                                   1,9
                                   1,6
                                   1,4
                                   1,7
                                   1,8
                                 
                              
                                 Wasser
                                 14,0
                                 14,6
                                 13,1
                                 12,4
                                 13,2
                                 14,3
                                 
                              
                           oder auf Trockensubstanz berechnet:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Mittel
                                 
                              
                                 Stärke
                                 77,4
                                 72,0
                                 72,7
                                 68,8
                                 75,9
                                 78,0
                                 74,13
                                 
                              
                                 Proteïn
                                   8,6
                                 19,8
                                 15,5
                                 11,0
                                 12,1
                                 10,6
                                 12,93
                                 
                              
                                 Asche
                                   1,3
                                   2,2
                                   1,8
                                   1,6
                                   2,0
                                   2,1
                                   1,83
                                 
                              
                           I) Roggenmehl aus einer Preſshefenfabrik (schlechte
                              									Hefenausbeute), II) aus derselben Preſshefenfabrik (gute Ausbeute), III) aus
                              									Odessaer, IV) aus schwedischem, V) aus amerikanischem, VI) aus französischem
                              
                              									Roggen.
                           Bei der bisherigen Preſshefenfabrikation werden kaum 50 Procent der Eiweiſskörper
                              									ausgenutzt. Es wird eben nicht berücksichtigt, daſs sowohl das Eiweiſs, als auch die
                              									Stärke gelöst werden soll. Durch hohe Maischtemperatur wird man den Betrag der
                              									gelösten Stärke erhöhen, durch niedere Temperatur mehr Eiweiſs lösen.
                           Delbrück schlägt nun vor, das Mehlgemisch zunächst bei
                              									40 bis 50° mit möglichst viel Wasser oder der zu verwendenden Schlempe einzuteigen,
                              									die entstehende Lösung der Eiweiſskörper von den Trebern zu trennen und für sich zu
                              									kühlen. Die fast alle Stärke enthaltenden Treber sind dann in Hochdruckapparaten
                              									aufzuschlieſsen und wie bei der Spiritusfabrikation zu vermaischen.
                           Nach Versuchen mit verschiedenen Hefen
                                 
                                 										bei Melassemaischen von A. Riebe (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1880 S. 33) kann
                              									Grünmalzhefe die Darrmalzhefe nicht ersetzen, da letztere, allein oder mit Kartoffel
                              									maische oder Bierpreſshefe vorgestellt, bedeutend bessere Resultate gibt. Am
                              									günstigsten stellte sich die Alkoholausbeute, wenn die Darrmalzhefe mit
                              									Kortoffelmaische vorgestellt wurde, was bei gemischtem Betrieb, Melasse mit
                              									Kartoffeln oder Mais, daher empfehlenswerth erscheint.
                           Zur Kenntniſs der Diastase. Während frühere Versuche zu
                              									der Annahme führten, daſs Kohlensäure die Verzuckerung von reinem Stärkekleister
                              									durch reinen Malzauszug begünstigt, zeigen neuere Versuche von M. Baswitz (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 1827) jedoch, daſs sich die
                              									Kartoffelstärkesorten des Handels sehr ungleich gegen Diastase und Kohlensäure
                              									verhalten. Während die einen bei der Einwirkung von Diastase unter Abschluſs von
                              									Kohlensäure nur Spuren von Zucker ergaben, geht bei anderen die Verzuckerung durch
                              									Diastase gleich gut vor sich, ob man Kohlensäure zutreten läſst oder nicht; wieder
                              									andere zeigen ein zwischen diesen Extremen liegendes Verhalten. Es führte dies zu
                              									der Vermuthung, daſs in den bei Kohlensäureabschluſs durch Diastase invertirbaren
                              									Stärkesorten ein vielleicht von mangelhafter Reinigung herrührender Körper enthalten
                              									sei, der die Kohlensäure in ihrer Wirkung vertrete. Diese Vermuthung wurde dadurch
                              									bestätigt, daſs Rohstoffe der Stärkefabrikation (geriebene, verkleisterte
                              									Kartoffeln, Roggen- oder Gerstenschrotauszug) auch ohne Kohlensäure verzuckert
                              									werden konnten. Somit haben wir eine Mitwirkung der Kohlensäure beim Maischprocesse
                              									der Brennerei und Brauerei nicht anzunehmen und werden Versuche mit Einleitung von
                              									Kohlensäure in den Vormaischbottich resultatlos verlaufen.
                           Ferner haben Versuche mit oder ohne einen Ueberdruck von 6cm Quecksilbersäule im Kohlensäurestrom
                              									ausgeführt, ergeben, daſs einem solchen Druck keine Wirkung auf die Verzuckerung
                              									zuzuschreiben ist.
                           Aus den in folgender Tabelle zusammengestellten Versuchen ergibt sich, daſs die
                              									günstigste Temperatur für die Wirkung der Diastase nicht, wie bisher allgemein
                              									angenommen wurde, bei 60°, sondern zwischen 45 und 55° in der Nähe von 50° liegt, da
                              									bei dieser Temperatur in der kürzesten Zeit die gröſste Menge Zucker gebildet wird.
                              									Geht man über diese Grenze nach oben hinaus, so wird die Zuckerbildung langsamer und
                              									bleibt bei niedrigen Mengen stehen. Bei niederen Temperaturen wird die Zuckerbildung
                              									ebenfalls langsamer; es wird aber schlieſslich dieselbe Zuckermenge gebildet als bei
                              									der günstigen Temperatur. Die Diastase wird demnach zwischen 50 und 60° langsam
                              									zerstört, rasch zwischen 60 und 65°, während sie unter 50° unverändert
                           
                              
                                 Versuchsreihe
                                 Versuchsdauer
                                 Temperatur
                                 Aus 2,5g
                                    											StärkegebildeteTrockensubstanz
                                 100 Th. Stärke-Trockensubstanzgaben
                                    											Maltos
                                 1 Th. Maiz gabMaltose
                                 
                              
                                 
                                 Minuten
                                 Grad
                                 g
                                 Th.
                                 Th.
                                 
                              
                                 1
                                   80  80375375
                                     62,550    62,550
                                 0,2530,5840,2771,267
                                   12,0527,813,260,3
                                   10,1223,4  11,0850,7
                                 
                              
                                 2
                                 120120300300
                                 50    37,550    37,5
                                 0,8660,7281,0631,088
                                 41,234,750,651,8
                                 34,629,142,543,5
                                 
                              
                                 3
                                   60  60390
                                     37,521    37,5
                                 0,3350,1491,123
                                   15,95  7,1  53,48
                                 13,4  5,944,9
                                 
                              
                                 4
                                 390  60  60  60
                                 21555045
                                 0,6360,4130,5030,410
                                 30,3  20,05  24,4019,9
                                 25,416,520,116,4
                                 
                              
                                 5
                                 300300300
                                 555045
                                 0,7821,0561,063
                                 37,951,251,6
                                 31,342,242,5
                                 
                              
                                 6
                                   60  60  60
                                 656055
                                 Geringe Mengen Zucker, nicht zu
                                    											titriren
                                 
                              
                                 0,4250,556
                                 20,226,5
                                 17,022,2
                                 
                              
                           
                           bleibt, jedoch um so langsamer wirkt, je weiter man sich von
                              									der günstigsten Temperatur entfernt. Dieses Verhalten spricht für die Märcker'sche Hypothese, daſs wir im Gerstenmalz mehrere
                              									Fermente neben einander haben, von denen das eine, die Diastase im engeren Sinne,
                              									vielleicht bei 60 bis 65° zerstört wird, während die anderen, vorherrschend Dextrin
                              									bildenden, höheren Temperaturen Stand halten.
                           Bei allen bisher üblichen Maischverfahren findet somit eine theilweise Zerstörung der
                              									Diastase statt. Da nun bei der Maischung von Getreide und Malzschrot die
                              									Verkleisterung und Verzuckerung bewirkt werden soll, so muſs man diese Rohstoffe auf
                              									die Verkleisterungstemperatur, welche selbst über 60° liegen kann, erwärmen und so
                              									lange auf dieser erhalten, als noch Lösung erfolgt. Eine Hinzufügung von Malz ist
                              									aber erforderlich, um die Masse so weit zu verflüssigen, daſs sie vom Rührwerk
                              									bewältigt werden kann, so daſs eine Einbuſse an Diastase überhaupt nicht zu
                              									vermeiden ist. Hierzu ist aber nur wenig Malz erforderlich weil die verflüssigende
                              									Eigenschaft des Malzes erst bei 80° gestört wird. Trotzdem ist eine Erhöhung über
                              									60° zu vermeiden, da sie die Gerinnung des Eiweiſs zur Folge hat. Ist die Masse
                              									durch etwa ein Viertel des Malzes gelöst, so kühle man auf 55° und lasse unter
                              									Hinzugabe des Malzrestes die eigentliche Verzuckerung bei dieser Temperatur
                              									bewirken. Auf 50° herabzugehen, würde sich nur da empfehlen, wo man, wie in der
                              									Preſshefenfabrikation, Säurebildung nicht zu scheuen hat. Sollte die Malzstärke
                              									hierbei nicht genügend zur Lösung gelangen, so könnte man von den letzten drei
                              									Vierteln des Malzes einen Auszug anfertigen und zur Verzuckerung verwenden, den
                              									Rückstand aber mit den übrigen Maischmaterialien der höheren Temperatur aussetzen.
                              									Bei Anwendung gedämpfter oder gekochter Materialien kann man die Dauer der
                              									Einwirkung von 60° noch mehr kürzen, da hier dieser höheren Temperatur nur die
                              									Verflüssigung der Masse zur Bearbeitung durch das Maischwerk, nicht aber die
                              									eigentliche Verkleisterung zufällt.
                           Die bei dem Malzersparniſsverfahren von F. Schuster (*
                              									1879 232 419) gemachten Erfahrungen stehen damit in
                              									Uebereinstimmung. Es zeigte sich nämlich, daſs man nur dann mit einem Minimum von
                              									Malz arbeiten kann, wenn man eine Ueberschreitung der Temperatur von 60° aufs
                              									ängstlichste vermeidet und die Verzuckerung nur ganz kurze Zeit, etwa ¼ bis ½
                              									Stunde, andauern läſst. Der Grund hierfür ist einfach der, daſs auch schon bei 60°
                              									die Diastase zerstört wird und zwar desto energischer, je länger man bei dieser
                              									Temperatur verweilt. Dehnt man also die Verzuckerung zu lange aus, so wird die
                              									geringe Menge der überhaupt vorhandenen Diastase ganz, oder doch so weit vernichtet,
                              									daſs eine genügende Nachgährung nicht mehr eintreten kann. Bei Wiederholung von
                              									Malzersparniſsversuchen würde daher ein noch weiteres Herabgehen mit der Temperatur
                              									unbedingt geboten sein.
                           
                           Fernere Versuche ergaben, daſs beim Darren des Malzes bis 56° eine Einbuſse an
                              									Diastase nicht stattfindet.
                           Die Bestimmung der Hefe durch Zahlung. Die Bestimmung
                              									der Hefe durch Wägung ist bekanntlich eine langwierige und dabei wenig genaue
                              									Operation; es ist daher vorzuziehen, die Hefezellen mit Hilfe des Mikroskopes zu
                              									zählen (vgl. Pedersen 1878 229 367). Der eine hierzu verwendete Apparat besteht aus einem
                              									gewöhnlichen Objecträger und einem daran gekitteten Deckgläschen von 0mm,2 Dicke, welches in der Mitte einen runden
                              									Ausschnitt hat. In diesen Ausschnitt bringt man die zu untersuchende Flüssigkeit und
                              									deckt dann eine starke und genau schlieſsende Glasplatte darüber. In dem Ocular des
                              									Mikroskopes befindet sich ein aus kleinen Quadraten von 0mm,5 Seitenlänge bestehendes Mikrometer, so daſs
                              									bei 10 facher Vergröſserung das Gesichtsfeld in Quadrate von 5mm Seitenlange getheilt erscheint. Bei der
                              									Ausführung eines Versuches verfährt man nun nach M.
                                 										Hayduck (Zeitschrift für Spiritusindustrie,
                              									1880 S. 175) in folgender Weise:
                           Nachdem die zu untersuchende Flüssigkeit so lange um geschüttelt
                              									oder durchgerührt ist, bis man überzeugt ist, daſs die Hefe ganz gleichmäſsig darin
                              									vertheilt ist, nimmt man eine Probe heraus und bringt rasch, bevor ein Absetzen von
                              									Hefe stattfinden kann, mit einem dünnen Glasstab einen Tropfen davon auf den
                              									Objecträger in die Mitte des Ausschnittes und schiebt die Glasplatte darüber. Der
                              									Tropfen muſs selbstverständlich so groſs sein, daſs der Raum vollständig davon
                              									erfüllt wird. Bevor man zum Zählen der Hefe übergehen kann, muſs man warten, bis die
                              									in der Flüssigkeit schwebenden Zellen sich auf den Objecträger niedergesenkt haben.
                              									Wenn die Zahl der Hefezellen so groſs ist, daſs eine genaue Zählung nicht möglich
                              									ist, muſs die Probe vorher mit Wasser auf das 5 bis 10 fache verdünnt werden. Soll
                              									die Zahl der Hefezellen in einer nicht filtrirten Maische ermittelt werden, so ist
                              									eine Verdünnung der abgemessenen Probe auf das 10 fache auch bei geringer Hefenmenge
                              									unerläſslich, da die in der Maische enthaltenen Schalen und sonstigen festen Stoffe
                              									die Hefezellen verdecken und eine Zählung unmöglich machen. Auch eine klare
                              									Flüssigkeit muſs verdünnt werden, wenn das specifische Gewicht derselben sehr hoch
                              									ist und die Hefezellen sich in Folge dessen nur unvollkommen und langsam
                              									niedersenken.
                           Durch das Mikrometer erscheint nun, wie schon erwähnt, das
                              									Gesichtsfeld des Mikroskopes in Quadrate von 5mm
                              									Seitenlänge getheilt. Jedes dieser Quadrate bildet die Grundfläche eines Prismas,
                              									dessen Höhe 0mm,2 beträgt. Um die
                              									durchschnittliche Zahl der in einer solchen Volumeinheit enthaltenen Hefezellen zu
                              									bestimmen, benutzt Hayduck immer die in einem
                              									Durchmesser des Gesichtsfeldes liegenden, also ein lang gestrecktes Rechteck
                              									bildenden Quadrate zur Zählung. Dasselbe wird an verschiedenen Stellen derselben
                              									Probe durch Verschiebung des Objecträgers noch 3 mal wiederholt, auſserdem so viel
                              									Proben untersucht, bis eine befriedigende Durchschnittszahl erhalten wird.
                           Beim zweiten Apparat ist die Mikrometertheilung auf dem Objecträger selbst innerhalb
                              									des Ausschnittes des Deckgläschens angebracht. Das Mikrometer besteht aus Quadraten
                              									von 0mm,05 Seitenlänge, so daſs das Gesichtsfeld
                              									bei 150 facher Vergröſserung in Quadrate von 7mm,5
                              									Seitenlänge getheilt ist. Das Deckgläschen ist 0mm,1 dick. Da nur 12 Quadrate des Mikrometers im Durchmesser des
                              									Gesichtsfeldes sichtbar sind, so zählt man an jeder Probe die in 4 mal 12 Quadraten
                              									sichtbaren Zellen.
                           
                           Will man feststellen, ob in einer gährenden Maische eine Hefezunahme stattgefunden
                              									hat, oder will man den Zeitpunkt feststellen, in welchem die Hefezunahme am
                              									stärksten ist oder aufhört, so genügt die Feststellung der Durchschnittszahl der in
                              									der Volumeinheit enthaltenen Hefezellen. Um aber auch die absolute Hefenmenge
                              									festzustellen, habe man z.B. bei Anwendung des ersten Zählapparates im Durchschnitt
                              									40 Zellen in der Volumeinheit beobachtet. Der wahre Rauminhalt eines solchen Prismas
                              									ist 0cmm,05; man muſs jedoch die Seite eines
                              									Quadrates, welche bei der Vergröſserung eines Oculars eine scheinbare Länge von 5mm besitzt, noch mit der Vergröſserung des
                              									Objectivs, also mit 15 multipliciren, so daſs der Flächeninhalt eines Quadrates
                              										5625qmm wird. Enthielten somit 25qmm 40 Zellen, so sind in der Volumeinheit in
                              									Wirklichkeit 9000 Zellen, in 1cmm 180 000, und in
                              										11 180 000 Millionen Hefezellen enthalten. Da
                              									nun nach Nägeli eine Hefezelle durchschnittlich 0mg,0000005 wiegt, so enthält 11 90g Hefe.
                           Beim zweiten Apparat ist der Rauminhalt des Prismas 0cmm,00025, bei 40 Hefezellen in der Volumeinheit enthält somit 1cmm 160 000 Zellen und 11 80g Hefe.
                           Bei vergleichenden Versuchen mit Reinkulturen wurden durch Zählung 1,35 bis 1g,38, durch Wägung 1,22 bis 1g,33 Hefe in 100cc gefunden. Eine solche Gewichtsbestimmung ist natürlich nur auszuführen,
                              									wenn die Hefezellen möglichst gleiche Gröſse haben, was nach vollendeter
                              									Hefenbildung auch der Fall ist. Bei der Nachgährung nach begonnener Rückbildung
                              									schrumpft die Hefe dagegen zusammen, verliert auch wohl an Wasser, so daſs dann
                              									diese Bestimmung weniger genau wird.
                           Ueber die Veränderung der Stickstoff haltigen Substanzen
                                 										durch die Gährung liegen eine groſse Reihe VersucheLandwirthschaftliche Versuchsstationen, 1879
                                    											Heft 3. Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1879
                                    											S. 338. 349. 1880 S. 75. 77. 79.vor, denen wir Folgendes
                              									entnehmen.
                           Bekanntlich enthalten die Kartoffeln nach E. Schulze (1878 228 285. 1880 235 469) nur einen Theil des Stickstoffes als Eiweiſs, so
                              									daſs man jetzt nicht mehr den Gesammtstickstoff mit 6,25 multiplcirt als
                              									Eiweiſsgehalt der Futtermittel bei Berechnung des Nährwerthes ansetzen darf (vgl.
                              									1879 234 428). P. Behrend
                              									und A. Morgen haben es nun unternommen, die
                              									Veränderungen, welche die Stickstoff haltigen Verbindungen bei der Gährung erleiden,
                              									und den Nährwerth der schlieſslich erhaltenen Schlempe festzustellen, und zu diesem
                              									Zweck 2 Proben Kartoffelmaische vor und nach der Gährung untersucht:
                           
                           
                              
                                 
                                 Gesammtestickstoffder
                                    											MaischeProc.
                                 Davon
                                 Amidartige Stickstoftverbind.
                                 Nicht
                                    											amidartVerbindungen
                                 Stickstoff alsEiweiſs im
                                    											derMaische
                                 
                              
                                 Procentdes Filtrates
                                 Procentder Maische
                                 Im FiltratProcent
                                 In der MaischeProcent
                                 
                              
                                 abge-spalten alsNH3
                                 alsAmido-säure
                                 abge-spalten alsNH3
                                 alsAmido-säure
                                 im Filtrat
                                 in derMaische
                                 
                              
                                 I
                                 süſsvergohren
                                 0,2630,261
                                 0,1370,108
                                 0,1330,105
                                 0,0620,027
                                 0,0600,050
                                 0,0600,026
                                 0,0580,049
                                 0,0150,031
                                 0,0150,030
                                 0,1450,186
                                 
                              
                                 II
                                 süſsvergohren
                                 0,2920,310
                                 0,1560,110
                                 0,1520,107
                                 0,0690,034
                                 0,0680,055
                                 0,0670,033
                                 0,0660,054
                                 0,0190,021
                                 0,0190,020
                                 0,1590,223
                                 
                              
                           Danach sind von 100 Th. Gesammtstickstoff der Maische:
                           
                              
                                 
                                 Unlös-lich
                                 Löslich
                                 N in
                                    											lösl.eiweiſsart.Verbind.(Peptone)
                                 N als lös-licheAmido-säure
                                 N alsAmmoniakabgespal-ten
                                 Gesammt-N
                                    											alsamidartigeVerbin-dungen
                                 Eiweiſs- Nlöslich undunlöslich
                                 
                              
                                 I
                                 süſsvergohren
                                 49,4359,77
                                 50,5740,23
                                   5,6311,49
                                 22,1318,78
                                 22,81  9,95
                                 44,9428,73
                                 55,0671,27
                                 
                              
                                 II
                                 süſsvergohren
                                 47,9565,49
                                 52,0534,51
                                   6,51  6,45
                                 22,6017,42
                                 22,9410,65
                                 45,5428,07
                                 54,4671,93
                                 
                              
                           In der süſsen Maische war demnach kaum die Hälfte des Gesammtstickstoffes als
                              									Eiweiſsstickstoff vorhanden und der im Filtrat vorhandene Stickstoff' fast nur als
                              									amidartige Verbindungen. Durch die Gährung wird ein Theil des gelösten Stickstoffes
                              									unlöslich, indem er wahrscheinlich zur Neubildung der Hefe verwendet wurde. Nur der
                              									in amidartigen Verbindungen im Filtrat vorhandene Stickstoff hat sich durch die
                              									Gährung vermindert, während der Gehalt des Filtrates an in Form von Peptonen
                              									vorhandenem Stickstoff gleich geblieben oder sieh vergröſsert hat. Besonders
                              									bemerkenswerth ist aber, daſs während in der süſsen Maische der Stickstoff der
                              									amidartigen Verbindungen fast genau zur Hälfte in Form von Amidosäuren, zur anderen
                              									Hälfte in Form von abgespaltenem Ammoniak besteht, in der vergohrenen Maische
                              									dagegen fast ⅔ des gesammten Amidstickstoffes als Amidosäuren vorhanden ist, da von
                              									100 Th. Amidstickstoff zugegen waren in Form von:
                           
                              
                                 
                                 Amidosäuren
                                 Ammoniak ausSäureamiden abgespalten
                                 
                              
                                 I
                                 süſse Maischevergohrene Maische.
                                 49,2465,33
                                 50,7634,67
                                 
                              
                                 II
                                 süſse Maischevergohrene Maische
                                 49,6062,04
                                 50,4037,96.
                                 
                              
                           Danach haben die amidartigen Verbindungen der süſsen Maische
                              									ausschlieſslich der Gruppe der Säureamide angehört, während die vergohrene Maische
                              									auch Amidosäuren enthält, so daſs durch den Gährungsproceſs eine theilweise
                              									Umwandlung von Säureamiden in Amidosäuren unter Abspaltung von Ammoniak
                              									stattgefunden hat, welches dann zur Ernährung der Hefe verwendet wurde. Dadurch, daſs die Hefe
                              									ihren Stickstoffbedarf den Amidokörpern entnimmt und daraus die eiweiſsartigen
                              									Stoffe ihres Organismus aufbaut, wird die vergohrene Maische reicher an Eiweiſs.
                              									Rechnet man nun die dem Eiweiſs im Nährwerth gleichstehenden Peptone mit diesen
                              									zusammen, so sind während der Gährung 16,8 und 17,5 Proc. des Gesammtstickstoffes zu
                              									Eiweiſs geworden. Somit erfahren die Stickstoff haltigen Bestandtheile der Kartoffel
                              									durch die Gährung eine Erhöhung ihres Werthes, indem werthloser Amidstickstoff zum
                              									Theil in Eiweiſsstickstoff übergeht.
                           Zur Feststellung des Nährwerthes der Schlempe wurde schlieſslich eine vollständige
                              									Analyse der vergohrenen Maische ausgeführt, wobei die Amide, wie Asparagin, mit
                              									18,66 Proc. Stickstoff angenommen wurden. Dabei ist zu bemerken, daſs nach den
                              									Angaben von Märcker (Handbuch
                                 										der Spiritusfabrikation, S. 754) 1000l
                              									vergohrene Maische je nach der Arbeitsweise des Destillirapparates 1200 bis 1400l Schlempe liefern, daſs also die betreffenden aus
                              									der vergohrenen Maische bestimmten Zahlen sich für die Schlempe in dem Verhältniſs
                              									von 1200 bis 1400 : 1000 ändern werden.
                           
                              
                                 Bestandtheile
                                 In der vergoh-renen
                                    											MaischeProc.
                                 In der Trocken-substanz der
                                    											ver-gohrenen MaischeProc.
                                 
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Wasser
                                 92,33
                                 92,78
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Fett
                                   0,13
                                   0,22
                                   1,71
                                   3,01
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                   0,72
                                   0,72
                                   9,39
                                   9,97
                                 
                              
                                 Asche
                                   0,93
                                   0,94
                                 12,13
                                 12,96
                                 
                              
                                 Eiweiſs
                                   1,16
                                   1,39
                                 15,12
                                 19,25
                                 
                              
                                 Amide
                                   0,40
                                   0,47
                                   5,22
                                   6,51
                                 
                              
                                 Stickstofffreie Extractstoffe
                                   4,33
                                   3,48
                                 56,43
                                 48,30
                                 
                              
                           M. Delbrück hat die Bewegung des Stickstoffes in den
                              									Maischen gewählt, um danach die Hefenbildung zu beurtheilen. Die untersuchte
                              									Preſshefenmaische war aus geschrotenem Korn und Darrmalz im Vormaischbottich bis 61°
                              									gemaischt. Zu den Kartoffelmaischen waren die Kartoffeln bei Hochdruck gedämpft und
                              									mit 3k,2 Gerste als Malz auf 100k Kartoffeln in Paucksch's Universalmaischapparat
                              									verzuckert. Mais- und Roggenmaische waren aus ungeschrotenen, bei Hochdruck
                              									gedämpften Körnern gewonnen und die Maismaische mit 15,7 Proc. Getreide als Malz,
                              									die Roggenmaische mit 18,5 Proc. Roggen als Malz verzuckert. Letztere 4 Maischen
                              									wurden mit Schlempehefe zur Gährung angestellt. Von 100 Theilen gemaischtem
                              									Stickstoff und Stärke wurden nun:
                           
                           
                              
                                 
                                 Preſs-hefen-maische
                                 Kartoffelmaische
                                 Mais-maische
                                 Roggen-maische
                                 
                              
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 unaufgeschlossenzu Hefe gewordennicht zur
                                    											Hefenbildung benutzt
                                   46,2  18,6  35,2
                                   43,0  25,4  31,6
                                   36,9  21,2  41,9
                                   60,8  11,0  28,2
                                   29,1  25,0  45,9
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 
                              
                                 Stärke
                                 blieben unaufgeschlossenwurden zu Alkoholblieben
                                    											unvergohrensind unbestimmbar zersetzt
                                   13,1  67,1    9,8  10,0
                                     2,2  77,2    8,2  12,4
                                     1,75  85,5    8,7  4,05
                                     5,2  77,3    8,9    8,6
                                     5,2  72,7  12,2    9,8
                                 
                              
                                 Von 100 Th. in süſser Maische gelöster
                                    											Stärke    wurden zu Alkohol
                                   77,2
                                   78,9
                                   87,1
                                   81,5
                                   76,7
                                 
                              
                                     blieben unvergohren
                                   11,3
                                     8,4
                                     8,8
                                     9,4
                                   12,8
                                 
                              
                                     sind unbestimmbar zersetzt
                                   11,5
                                   12,7
                                     4,1
                                     9,1
                                   10,3
                                 
                              
                                 Von 100 Th. in süſser Maische
                                    											gelöstem    Stickstoff wurden zu Hefe
                                   34,5
                                   44,6
                                   33,6
                                   28,1
                                   35,2
                                 
                              
                                 Auf 1 Th. gelöste Stickstoff haltige
                                    											Sub-    stanzen kommen gelöste Stärke
                                     7,74
                                   25,4
                                   24,5
                                   18,7
                                   15,3
                                 
                              
                           Am besten war daher der Roggen, am schlechtesten der Mais aufgeschlossen. Von dem
                              									gelösten Stickstoff zeigt die Kartoffelmaische die stärkste Hefenbildung, die
                              									Maismaische die schlechteste. Berücksichtigen wir aber das Verhältniſs der
                              									Stickstoff haltigen Substanz zur gelösten Stärke, so zeigen die Kartoffelmaischen
                              									fast ein vierfach weiteres Nährstoffverhältniſs wie die Preſshefenmaische. Dies
                              									erklärt sich daraus, daſs unter Hochdruck die Stärke der Kartoffeln möglichst
                              									vollständig aufgeschlossen wird, die Stickstoff haltigen Substanzen dagegen
                              									theilweise unlöslich werden. Bei der von Preſshefenfabriken angewendeten niederen
                              									Temperatur wird die Stärke mangelhaft aufgeschlossen, dafür aber ein enges
                              									Nährstoffverhältniſs von 1 : 7,74 für die Hefe erreicht. Der bei Hochdruck gedämpfte
                              									Roggen zeigt eine weit bessere Aufschlieſsung. – Die Zahlen für den in Hefe
                              									umgesetzten gelösten Stickstoff zeigennun, daſs die Menge der in einer Maische
                              									gebildeten Hefe unabhängig ist von der Menge des gelösten Zuckers und sich nur nach
                              									der Menge des gelösten Stickstoffes richtet. Der Vergährungsgrad hat augenscheinlich
                              									keine Beziehungen zur Stickstoffausscheidung, dagegen zeigt sich eine auffallende
                              									Beziehung zwischen Reinlichkeit der Gährung und Hefenbildung; je geringer die
                              									Hefenbildung, um so besser die Reinlichkeit der Gährung. Dies erklärt sich daraus,
                              									daſs je weniger Hefe gebildet wird, um so mehr Zucker bleibt zur Spirituserzeugung.
                              									Folgende nach dem Nährstoffverhältniſs geordnete Zusammenstellung zeigt, daſs
                              									Hefen-Wachsthum und Gährwirkung in keinem Verhältnisse stehen:
                           
                              
                                 Nährstoff-verhältniſs
                                 Auf 1 Theil als
                                       												Hefeausgeschiedenen
                                    											Stickstoff
                                 zersetzteStärke
                                 zu Alkoholgewordene Stärke
                                 
                              
                                     7,74
                                 bei
                                 der
                                 Preſshefenmaische
                                 124
                                   108,3
                                 
                              
                                 15,3
                                 „
                                 „
                                 Roggenmaische
                                 234
                                 208
                                 
                              
                                 18,7
                                 „
                                 „
                                 Maismaische
                                 376
                                 339
                                 
                              
                                 24,5
                                 „
                                 „
                                 Kartoffelmaische II
                                 415
                                 400
                                 
                              
                                 25,4
                                 „
                                 „
                                 Kartoffelmaische I
                                 326
                                   281.
                                 
                              
                           
                           Die Gährwirkung der Hefe ist eine so auſserordentliche, die
                              									Ausnutzung dieser Fähigkeit in der Praxis eine so wechselnde, daſs die Unterschiede
                              									der Vergährung und der Reinlichkeit der Gährung erst dann verglichen werden können,
                              									wenn die Menge der Hefe beschränkt wird.
                           A. Schrohe hat zwei
                              									Kartoffelmaischen in den einzelnen Perioden der Gährung untersucht:
                           
                              
                                 
                                 Maische I
                                 Maische II
                                 
                              
                                 Saccharo-meter-AnzeigeProc.
                                    											Ball.
                                 Tempe-ratur
                                 Stickstoffg in 100ccFiltrat
                                 Saccharo-meter-AnzeigeProc.
                                    											Ball.
                                 Tempe-ratur
                                 Stickstoffg in 100ccFiltrat
                                 
                              
                                 Angestellte Maische
                                 19,5
                                   18,7°
                                 0,1463
                                 20,0
                                   16,2°
                                 0,1523
                                 
                              
                                 Hauptgährung
                                 –
                                 27,5
                                 0,0981
                                 12,8
                                 23,1
                                 0,1171
                                 
                              
                                 Beendete Hauptgährung
                                 –
                                 30,0
                                 0,0946
                                   2,8
                                 31,2
                                 0,0992
                                 
                              
                                 Vergohrene Maische
                                   3,3
                                 30,0
                                 0,0935
                                   2,4
                                 28,7
                                 0,1107
                                 
                              
                           Demnach stehen Bildung und Gährwirkung der Hefe in keinem
                              									Zusammenhange. Mit beginnender Hauptgährung ist die Hefenbildung im Wesentlichen
                              									bereits vollendet; 33 Procent des gelösten Stickstoffes der Maische I sind zu Hefe
                              									geworden, während die vergohrene Maische nur 36,1 Proc. ausgeschiedenen Stickstoff
                              									zeigt. Bei der Maische II ist bei einer Vergährung auf 12,8 Proc. d.h. beim Beginn
                              									der Hauptgährung, die Hauptmenge der Hefe bereits gebildet, 23,2 Proc. Stickstoff,
                              									während in der Hauptgährung selbst nur noch 11,7 Proc. Stickstoff verwendet werden,
                              									so daſs zur Vergährung von 7,2 Proc. am Saccharometer die doppelte Menge Hefe
                              									gebraucht ist als zur Vergährung von 10 Proc. Saccharometer.
                           Bei der Gährung der Kartoffelmaischen sind somit 3 Perioden zu unterscheiden: 1)
                              									Hefenbildung, 2) Hauptgährung, Vergährung des Zuckers und 3) Nachgährung, Vergährung
                              									des Dextrins. Die Hefenbildung schreitet auch noch während der Hauptgährung
                              									vorwärts; bei der Nachgährung findet in der ersten Maische noch eine geringe
                              									Vermehrung der Hefe statt, bei der zweiten hat aber der gelöste Stickstoff
                              									zugenommen. Als Quelle dieses in Lösung gehenden Stickstoffes ist nur der
                              									Hefenkörper selbst zu betrachten; es ist die Rückbildung der Hefe, ihre
                              									Selbstzersetzung, welche während der Hauptgährung beginnt und bei der Nachgährung
                              									vollendet wird. Diese Selbstzersetzung der Hefe ist keineswegs als Krankheit
                              									aufzufassen, sie ist im Gegentheil für die Vergährung der Maische durchaus
                              									nothwendig. Da diese Selbstzersetzung wesentlich mit durch die Temperatur der
                              									Maische bedingt ist, so muſs sie also erforderlichen Falls durch
                              									Temperatursteigerung unterstützt werden. Delbrück hat
                              									daher mit Erfolg die Erwärmung der Maische für die Nachgährung eingeführt.
                           Delbrück berichtet ferner über Untersuchungen der
                              									Versuchsstation der Spiritusfabrikanten Deutschlands mit Darrmalzroggenhefe aus
                              									einer Preſshefenfabrik,
                              									einer sehr dünnen Grünmalzhefe und einer Reihe von Maische- und Schlempehefen aus
                              									Spiritusfabriken:
                           
                              
                                 Kunsthefe aus
                                 SaccharometerProc.
                                    											Ball.Vergohren
                                 TemperaturGrad
                                    											ReaumurErwärmung
                                 HefenachZäh-lungg im
                                    											l
                                 
                              
                                 von
                                 auf
                                 um
                                 von
                                 auf
                                 um
                                 
                              
                                 Darrmalz und Roggenschrot
                                 29,5
                                 14,0
                                 15,5
                                 20,0
                                 26,0
                                 6,0
                                 78,4
                                 
                              
                                        „          „           „
                                 29,5
                                 16,0
                                 13,5
                                 20,0
                                 25,0
                                 5,0
                                 75,6
                                 
                              
                                 Kartoffelmaische und Grünmalz
                                 18,0
                                   7,5
                                 10,5
                                 15,0
                                 20,0
                                 5,0
                                 84,3
                                 
                              
                                 Kartoffelmaische, Grünmalz und Schlempe
                                 17,0
                                   8,0
                                   9,0
                                 15,0
                                 20,0
                                 5,0
                                 79,8
                                 
                              
                                 Kartoffelmaische und Grünmalz
                                 15,0
                                   7,5
                                   7,5
                                 14,0
                                 16,0
                                 2,0
                                 60,8
                                 
                              
                                 Grünmalz
                                 10,0
                                   4,0
                                   6,0
                                 12,0
                                 15,0
                                 3,0
                                 59,2
                                 
                              
                           Somit ist die ursprüngliche Saccharometeranzeige des
                              									Hefengutes durchaus nicht maſsgebend für die Wirkungsfähigkeit der Hefe, auch hängt
                              									die Menge der Hefe nicht ab von dem vergohrenen Zucker. Die Zuckerzersetzung ist
                              									viel mehr abhängig von der angewendeten Temperatur als von der Hefenbildung, so daſs
                              									also die Saccharometeranzeige kein sicherer Maſsstab für die Beurtheilung der Reife
                              									der Hefe ist. In der Preſshefenfabrik fällt die Keife, d.h. der Augenblick, wo mit
                              									dem Schöpfen der Hefe begonnen wird, vollständig mit dem beendeten Wachsthum der
                              									Hefe zusammen. Es verdient noch besonders bemerkt zu werden, daſs sich nicht selten
                              									bis 22 Procent der gebildeten Hefe der Gewinnung als Preſshefe durch mangelhaften
                              									Auftrieb entzieht.
                           Heinzelmann hat versucht, den Werth der Körnerfrüchte
                              									für die Preſshefenfabrikation nach dem Gehalt an in Wasser löslichen, Stickstoff
                              									haltigen Substanzen bei verschiedenen Temperaturen festzustellen:
                           
                              
                                 Substanz
                                 Procentgehaltdes Kornes
                                    											anProteïn
                                 Gehalt des Kornes an im Wasser löslichem
                                    											Proteïn bei5stündigem Erhitzen auf
                                 Gehalt an lös-lichem Proteïnbei
                                    											3stünd. Er-hitzen auf 135°mit 0,1 Proc. SO3
                                 
                              
                                 15°
                                 50°
                                 60°
                                 65°
                                 70°
                                 115°
                                 125°
                                 135°
                                 
                              
                                 Roggen 1
                                   6,6
                                 3,7
                                 4,5
                                 4,0
                                 3,4
                                 3,4
                                 2,9
                                 –
                                 5,3
                                 –
                                 
                              
                                 Roggen 2
                                     8,56
                                 –
                                 -
                                 –
                                 –
                                 –
                                 3,2
                                 4,1
                                 5,0
                                 –
                                 
                              
                                 Roggen 3
                                 11,5
                                 3,9
                                 4,5
                                 4,2
                                 3,5
                                 3,5
                                 3,7
                                 5,1
                                 6,6
                                 –
                                 
                              
                                 Roggen 4
                                 13,5
                                 4,0
                                 5,0
                                 –
                                 –
                                 3,9
                                 –
                                 –
                                 5,9
                                 7,1
                                 
                              
                                 Amerik. Mais
                                   8,9
                                   0,97
                                   0,94
                                   0,90
                                   0,84
                                   0,77
                                   0,94
                                   1,67
                                   2,34
                                 –
                                 
                              
                           Danach ist der Gehalt der Körnerfrüchte an Gesammtstickstoff
                              									nicht maſsgebend für die Hefenausbeute, sondern nur der Gehalt an löslichem Protein.
                              									Da bei 60° bereits eine Ausscheidung von Protein stattfindet, so sollten die
                              									Maischtemperaturen der Preſshefenfabriken unter 60° liegen. Bei 125°, mehr noch bei
                              									135°, wird durch den Hochdruck eine gröſsere Menge Protein aufgeschlossen als bei
                              									niederer Wärme. Mais scheint für Preſshefenfabriken wenig geeignet.
                           Zur Untersuchung der Maische. Nach M. Märcker (Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1880 S. 73) ist zur Invertirung keine Schwefelsäure, sondern Salzsäure
                              									anzuwenden, da hierbei in offenen Gefäſsen gekocht werden kann. In der
                              									Versuchsstation Halle a/S. wird folgendermaſsen verfahren: 3 bis 4g Stärke werden auf 250 bis 300cc Wasser vertheilt und mit 20 bis 25cc reiner concentrirter Salzsäure (auf die Menge
                              									kommt es nicht genau an) 3 Stunden im kochenden Wasserbade erhitzt. Um eine zu
                              									starke Concentration durch Eindampfen zu verhindern, wird dem Kochkolben ein offenes
                              									langes Rohr aufgesetzt. Bei der Untersuchung des unlöslichen Rückstandes von
                              									Kartoffel- und Getreidemaischen und Bestimmung des darin enthaltenen Stärkemehles
                              									wird Zucker und Dextrin durch Auswaschen entfernt, der Rückstand auf dem Filter
                              									gesammelt, getrocknet, gepulvert und in einer Druckflasche mit 1 procentiger
                              									Schwefelsäure erhitzt. Dabei werden aber voraussichtlich gewisse Stoffe nicht
                              									Stärkemehl artiger Natur mit invertirt, so daſs diese Bestimmung des Stärkemehles in
                              									dem unlöslichen Rückstande zu hoch ausfällt (vgl. S. 61 d. Bd.). Es ist daher sehr
                              									wohl möglich, daſs bei den Hochdruckverfahren die bisher erhaltenen 1 bis 1,1 Proc.
                              									Stärke für Kartoffeln, 4 bis 5 Proc. für Körnerfrüchte (vgl. 1879 232 245) auf diesen Fehler zurückzuführen sind, so daſs
                              									in der That mit unseren heutigen Apparaten bereits eine völlige Aufschlieſsung
                              									erreicht wird.
                           Delbrück bringt nun, auf Grund der
                              									Versuche von Stumpf (1879 232 250), das Stärkemehl dieses Rückstandes nur durch Anwendung von
                              									Hochdruck, ohne Säure in Lösung, trennt den ungelösten Rückstand und invertirt erst
                              									dann mit Säure. Es genügt eine Erhitzung von 3 Stunden auf 140°; es empfiehlt sich,
                              									vorher bei 50° etwas Malzauszug einwirken zu lassen, den Zuckergehalt des
                              									Malzauszuges dann aber in Abzug zu bringen. Um nun einen Vergleich der nach der
                              									neuen Methode gefundenen Zahlen (indirecte Anwendung von Invertirungsäure) mit den
                              									nach der alten Methode (directe Anwendung von Invertirungssäure) bekannt gewordenen,
                              									zu ermöglichen, hat Delbrück eine Reihe von
                              									Bestimmungen nach beiden Methoden ausführen und zugleich den Extractgehalt (nach dem
                              									Verhältniſs von 90 : 100 auf Stärke umgerechnet) bestimmen lassen. Die Resultate
                              									sind folgende:
                           
                              
                                 
                                 Extract aufStärkeumgerechnet
                                 Stärke
                                 
                              
                                 I) nach neuerMethode
                                 II) nach alterMethode
                                 Differenzvon I und II
                                 
                              
                                 Roggen 
                                 Nr. 24
                                 
                                 
                                 –
                                 60,0
                                 65,9
                                 5,9 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 
                                 
                                 –
                                 56,6
                                 63,8
                                        7,2
                                 
                              
                                 „
                                 mit 6,6
                                 Proc.
                                 Proteïn
                                 57,1
                                   53,66
                                   2,4
                                        8,8
                                 
                              
                                 „
                                   „   9,9
                                 „
                                 „
                                 59,0
                                 –
                                 62,0
                                         –
                                 
                              
                                 „
                                   „ 13,5
                                 „
                                 „
                                 56,0
                                 53,1
                                 61,8
                                        8,7
                                 
                              
                                 Mais, amerikanischer
                                 –
                                 60,5
                                 65,0
                                        4,5
                                 
                              
                                 Futtermehl
                                 52,6
                                 38,8
                                 57,7
                                      18,8
                                 
                              
                           Hiernach gibt die alte Methode den Stärkegehalt bedeutend zu hoch an und ist daher zu
                              									verlassen.