| Titel: | Zur Herstellung der Firnisse und Lacke. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 393 | 
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                        Zur Herstellung der Firnisse und
                           								Lacke.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 36.
                        Zur Herstellung der Firnisse und Lacke.
                        
                     
                        
                           Apparat zur Herstellung trocknender Oele und Firnisse.
                                 											A. I. Lion
                              									in Paris (* D. R. P. Kl. 22 Nr. 2741 vom
                                 										10. Februar 1878) kocht die Oele in den beiden Kesseln A und B (Fig. 2 Taf.
                              									36), welche durch das Rohr c mit einander in Verbindung
                              									stehen. Die in B entwickelten Dämpfe entweichen durch
                              									das Rohr e, steigen mit den in dem Kessel A entwickelten Dämpfen in d auf und treten durch den Ansatz b in den
                              									Schornstein. Das heiſse Oel wird mittels der Pumpe f
                              									durch das Steigrohr a in das Sieb o gehoben, aus welchem es in feine Strahlen vertheilt
                              									in dem Rohre d herunterfällt, worauf es dann durch das
                              									Verbindungsrohr c nach B
                              									zurückflieſst. – Ob auſserdem durch das Rohr d
                              									atmosphärische Luft hindurchgetrieben werden soll, ist nicht angegeben.
                           Dampfkochapparat für die Herstellung von Lacken. I. Werner in
                              										Mannheim (* D. R. P. Kl. 22 Nr. 3235
                                 										vom 3. Mai 1878) umgibt den dicht geschlossenen Metallkessel A (Fig. 3 Taf.
                              									36) mit einem starken Holzmantel B und zwischen
                              									liegendem Dampfraum. Im Inneren des Kessels befindet sich das Rührwerk C, welches mittels der Kegelräder D bewegt wird. Die Rohstoffe werden durch m eingeführt, der fertige Lack durch das Rohr r abgelassen. Vor letzterem ist der Sicherheit wegen
                              									noch ein besonderer Schieber q angebracht, dessen mit
                              									Handgriff y versehene hohle Stange q1 bei x durch eine Stopfbüchse in den Kessel geht. Im Inneren
                              									der Stange ist ein Thermometer t angebracht, in dessen
                              									Kugel ein Platindraht eingeschmolzen ist, welcher mit dem anderen Ende auf die hohle
                              									Schieberstange aufgelöthet wird. Oben ist das Thermometer mit einem Korkstöpsel
                              									verschlossen, durch welchen ein Platindraht bis zu der Stelle hindurchgeht, welche
                              									der höchsten zulässigen Temperatur entspricht. Von den beiden mit dem Elektromagnet
                              										h verbundenen Leitungsdrähten t und u ist der eine mit
                              									diesem Platindraht, der andere mit dem Rohr q1 verbunden.
                           Das Rohr d führt nun Dampf in den Zwischenraum zwischen
                              									Kessel A und Holzmantel B.
                              									Sobald nun die dadurch bewirkte Erwärmung des Kessels zu hoch steigt, wird im
                              									Thermometer der Strom geschlossen, der Elektromagnet h
                              									zieht seinen Anker zurück, worauf sofort das Gewicht f
                              									den Hebelarm fb senkrecht stellt und dadurch den
                              									Dreiweghahn E so richtet, daſs der gesammte Dampf jetzt
                              									durch das seitlich angebrachte Rohr l austritt (vgl.
                              									1879 231 558). Das Röhrchen w führt das
                              									Condensationswasser ab, während das Luftventil n bei
                              									der Dampfabstellung die Bildung eines luftleeren Raumes verhüten soll.
                           
                           Autoclav zum Lösen von Bernstein. E. Schrader und O.
                                    											Dumcke in Königsberg i. Pr. (* D. R. P. Kl. 22 Nr. 4049 vom 26. März 1878) verwenden ein
                              										35at Druck aushaltendes Gefäſs aus Eisen (Fig.
                                 										4 bis 6 Taf. 36),
                              									welches innen mit versilbertem Kupfer ausgekleidet ist. Dasselbe trägt bei b ein mit dem Hahn e
                              									versehenes Mannloch und ist mit den in den Lagern d
                              									ruhenden Achsenstücken c fest verbunden; auf der einen
                              									Achse sitzt bei f eine Riemenscheibe und in der
                              									anderen, welche durchbohrt ist, bei g ein Kegelventil,
                              									welches sich unter dem Drucke von 25at in der
                              									Weise öffnet, daſs das Innere des Autoclaven mit dem von g bis i reichenden Theil der eisernen
                              									Hohlachse in Verbindung treten kann, so daſs etwa entweichende Dämpfe auf diese
                              									Weise unschädlich ins Freie geleitet werden können. Die Belastung des Kegelventiles
                              										g ist aus Fig. 5
                              									ersichtlich, wonach sich bei k der Drehpunkt des
                              									zweiarmigen Hebels m befindet, welcher einerseits durch
                              									die Stange n mit dem Ventil g, andererseits durch die über eine Rolle geführte Kette l mit dem Gewicht o
                              									verbunden ist.
                           Um den Autoclaven liegt ein fester, mit schlecht leitender Packung belegter und durch
                              									Stützen z gehaltener doppelwandiger Mantel aus
                              									Eisenblech, bestehend aus zwei durch Bolzen p so
                              									verbundenen Hälften, daſs der Autoclav frei zwischen ihnen rotiren kann. Bei t tritt in den Mantel überhitzte Luft, welche bei u wieder entweicht. Auſser den Ausschnitten im Mantel
                              									zur Freilegung der Entleerungs- und Füllöffnung sind die seitlichen Ausschnitte w dazu bestimmt, die Achsen vor Erwärmung zu schützen.
                              									Bei x reicht in den Autoclaven eine unten geschlossene
                              									Röhre zur Aufnahme des Thermometers hinein; bei y
                              									befindet sich ein Stutzen, der für gewöhnlich mit einer Kapsel zugeschraubt ist und
                              									einerseits zur Aufnahme des Manometers beim Controliren des Autoclaven, andererseits
                              									dazu dient, das Innere desselben mit einer Druckpumpe in Verbindung zu setzen.
                           Man bringt nun durch das Mannloch b eine Mischung von 40
                              									Th. Terpentinöl und 60 Th. Bernstein in den Apparat, schlieſst denselben und erhitzt
                              									den Inhalt durch Einführung 400 bis 420° heiſser Luft in den Mantel, während
                              									gleichzeitig der Apparat in Umdrehung versetzt wird. Nach 3 Stunden wird die heiſse
                              									Luft abgestellt, das Mannloch b nach unten gebracht und
                              									der vorher auf 50° erkaltete Inhalt mit Hilfe der Druckpumpe zum Ausflieſsen
                              									gebracht.
                           Nach einem anderen Vorschlage der Patentinhaber (* D. R. P. Kl.
                                 										22 Nr. 4679 vom 29. Juni 1878) wird der Bernstein ohne Anwendung von
                              									Druck mittels überhitzten Wasserdampfes in einem einfacheren Apparate
                              									geschmolzen.
                           Nach einem dritten Patent (* D. R. P. Kl. 22 Nr. 6322 vom 19.
                                 										Januar 1879) verwenden Schrader und Dumcke einen cylindrischen Schmelzkessel a (Fig. 7 Taf.
                              									36), welcher geneigt eingemauert wird. Während des Schmelzens tritt durch das Rohr d Wasserdampf von 1 bis 2at Spannung (oder Kohlensäure bezieh. Stickstoff), welcher die Aufgabe
                              									hat, die vorhandene Luft zu verdrängen und das geschmolzene Harz durch ein am Boden
                              									des Apparates an tiefster Stelle befindliches und mit einer siebartigen Vorrichtung
                              										k versehenes Rohr l zu
                              									entfernen. Dadurch wird das Eintreten einer energischen Oxydation überhaupt
                              									vermieden und jeder bereits geschmolzene Antheil der weiteren Einwirkung höherer
                              									Hitzegrade entzogen, welche, da diese Harze keine einheitlichen Körper sind, bei dem
                              									Fortschreiten der Operation bis zur vollendeten Schmelzung nothwendig eintreten
                              									müssen. Die entstehenden hellen Producte werden in Kanälen aufgefangen, welche
                              									geschlossen sind, damit die Arbeiter nicht belästigt werden, und nur eine
                              									Rohrverbindung mit der freien Luft haben, um Wasserdampf und etwa gebildete Gase
                              									fortzuführen. Am Deckel des Apparates befinden sich Mannloch b, Sicherheitsventil e, Manometer f, ferner ein Rohr m, um
                              									gebildetes Copal- oder Bernsteinöl und Bernsteinsäure zu geeigneten Condensatoren zu
                              									leiten, und ein starkes Rührwerk g, welches bei i in der Spur und bei h in
                              									einer Stopfbüchse geht.
                           Nach einer kleinen Schrift von Stantien und Becker in Königsberg geschieht
                              									das Schmelzen des Bernsteins theils in offenen Kesseln, besser aber in geschlossenen
                              									Gefäſsen (Fig. 8 Taf.
                              									36) mit Rührwerk n und Füllöffnung b; die flüchtigen Producte entweichen durch das Rohr
                              										d. Damit der Bernstein nicht mit den zu heiſsen
                              									Wänden in Berührung kommt, verwendet man einen Kessel mit doppeltem Boden oder
                              									Sandbad c.
                           Für gröſsere Anlagen wird der mit Manometer m versehene
                              									Apparat Fig. 9 Taf.
                              									36 empfohlen. Während des Schmelzens wird durch das Rohr f Wasserdampf von 1 bis 2at Spannung
                              									eingeführt, bis der geschmolzene Bernstein durch das mit Siebblech versehene und mit
                              									Lehm beschlagene Rohr g abgeflossen ist. Dieses
                              									Einleiten von Dampf soll aber erst dann stattfinden, wenn die Masse im Schmelzkessel
                              									anfängt, sich zu verflüssigen, weil sonst bei früherem Eindringen desselben ein zu
                              									groſser Wärmeverlust eintreten und die Farbe des Productes durch zu langsames Rösten
                              									keine den Wünschen entsprechende werden würde.
                           Zur Herstellung von Lacken wird nun das so erhaltene Bernstein-Colophonium in der
                              									nöthigen Menge Leinölfirniſs unter geringem Erwärmen und beständigem Umrühren
                              									gelöst, worauf nach und nach das Terpentinöl zugesetzt wird. Die beste und
                              									empfehlenswertheste Mischung, welche so zu sagen als Grund- und Ausgaogskörper für
                              									alle anderen Bernsteinlacke dienen kann, ist die folgende: 25 Th.
                              									Bernstein-Colophonium, 25 Th. Leinölfirniſs und 50 Th. Terpentinöl. In der Farbe
                              									kann dieses Fabrikat durch eine theilweise Ersetzung des Bernstein-Colophoniums
                              									durch geschmolzenen Copal an Güte erhöht werden; so erhält man ein Product,
                              									welches mit den feinen englischen Kutschenlacken von Nobles
                                 										und Hoare übereinstimmt durch Befolgung der nachstehenden Vorschriften:
                           
                              
                                 Bernstein-Colophonium
                                   30 Th.
                                   30 Th.
                                 
                              
                                 Geschmolzener Copal
                                   30
                                   –
                                 
                              
                                 Leinölfirniſs
                                   60
                                   60
                                 
                              
                                 Terpentinöl
                                 120
                                 120
                                 
                              
                                 Terpentin-Colophonium
                                   –
                                   30
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
