| Titel: | Das Zellenrad-Gebläse von Georg Wellner, | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 444 | 
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                        Das Zellenrad-Gebläse von Georg Wellner,
                        Ingenieur und a. ö. Professor an der k.
                              									k. technischen Hochschule in Brünn.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 40.
                        G. Wellner's Zellenradgebläse.
                        
                     
                        
                           Unter dem Namen „Zellenradgebläse“ ist kürzlich ein neues einfaches System von
                              									Wassergebläsen, welches sowohl zum Betriebe von Hoch- und Cupolöfen, Frisch- und
                              									Feinfeuern, pneumatischen Aufzügen u.a., als auch für Condensations- und Luftpumpen,
                              									Evacatoren u. dgl. Verwendung findet, im deutschen Reiche (* D.
                                 										R. P. Kl. 27 Nr. 10041 vom 10. December 1879), in Oesterreich, Frankreich
                              									und England patentirt worden. Dasselbe besteht im Principe, wie die Fig. 1 und
                              										2 Taf. 40 ersichtlich machen, aus einem über die Hälfte unter Wasser
                              									tauchenden Rade, an dessen Umfang Zellen angebracht sind, welche bei der Rotation
                              									ihren Luftinhalt in die Wassertiefe herabziehen, dabei entsprechend der wachsenden,
                              									darüber lastenden Wassersäule verdichten und schlieſslich unter Wasser in einem
                              									Windsammler W abblasen, von wo die Preſsluft ihrer
                              									Bestimmung zugeführt wird. Die Zellen füllen sich inzwischen unten mit Wasser voll
                              									und gieſsen dasselbe, sobald sie über das Niveau des Wassers im Gefäſse
                              									hervortreten, aus, um neue Luft aufzunehmen, welche wieder unter Wasser herabgezogen
                              									und verdichtet wird u.s.f. Zelle um Zelle functionirt nach einander der Reihe nach
                              									im Kreise continuirlich in gleicher Weise, so daſs die Luftlieferung stetig
                              									andauert.
                           Die Differenz oder der verticale Abstand zwischen dem Oberwasser- und Unter
                              									Wasserspiegel H stellt unmittelbar das Maſs der
                              
                              									gewonnenen Pressung dar. 1at Ueberdruck entspricht
                              									einer Wassersäule von 10m Höhe; für H = 1m Wasser ergibt
                              									sich also beispielsweise eine erzielte Windspannung von 0at,1 oder 76mm
                              									Quecksilber. Je gröſser der Raddurchmesser, um so höher wird naturgemäſs die
                              									Ueberdruck höhe H, und zwar läſst sich für letztere gut
                              										1
                              									/2 bis ⅝ des
                              									Raddurchmessers erreichen.
                           Die Zellenradgebläse sind vollständig analog mit den Wasserschöpfrädern, wie solche
                              									häufig zum Zwecke der Wiesen oder Ackerbewässerung in Gebirgsgegenden benutzt
                              									werden. Gerade so wie diese mit dem gröſsten Theile ihres Radkörpers in freier Luft
                              									gehen und mit der untersten Partie in das Wasser eintauchend ihre Eimer mit Wasser
                              									vollschöpfen, dasselbe heben und oben in einen Trog ausschütten, ebenso, nur in
                              									verkehrter Weise, laufen die Zellenradgebläse oder Luftschöpfräder mit dem gröſsten
                              									Theil ihres Radkörpers unter Wasser und nehmen, mit der obersten Partie über Wasser
                              									heraustretend, Luft in ihre Zellen auf, führen dieselbe unter Wasser in die Tiefe
                              									herab und schütten sie, unten ankommend, in Form von Blasen nach oben in den
                              									Windfänger oder Luftsammler aus.
                           
                           Was die motorische Arbeit betrifft, welche zur Drehung der Zellenradgebläse
                              									nothwendig ist, so besteht dieselbe hauptsächlich in der zwangsweisen Herabführung
                              									der mit Luft erfüllten Zellen in die Wassertiefe, bezieh. in der Bewältigung des
                              									wirksamen Auftriebes dieser Luft. Es ist dies im Allgemeinen genau dieselbe Art von
                              									Arbeitsleistung, wie sie bei gewöhnlichen Cylindergebläsen durch den vorrückenden
                              									Gebläsekolben zum Zwecke der Luftcompression verrichtet wird. Dabei bietet sich hier
                              									der Vortheil, daſs die Lufttemperatur bei der Verdichtung in Folge der reichlichen
                              									Wasserberührung constant erhalten bleibt, während bei Gebläsecylindern, wenn keine
                              									besonderen Kühlvorrichtungen angeordnet sind, die Pressung mit Erhitzung verbunden
                              									ist. Dagegen entspringt ein Arbeitsverlust aus dem Umstände, daſs auf der
                              									herabgehenden Seite des Gebläserades der Luftinhalt der Zellen, bevor er in den
                              									Windsammler abbläst, tiefer ins Wasser herabgezogen werden muſs, als es dem
                              									Ueberdruck der gelieferten Preſsluft entspricht, und daſs andererseits der
                              									Wasserinhalt in den Zellen beim Heraustreten über das Niveau auf eine gewisse Höhe
                              									noch empor gehoben werden muſs, bevor es vollständig ausflieſst. Der Nutzeffect oder
                              									Wirkungsgrad der Zellenradgebläse stellt sich nach zahlreichen Versuchen unter
                              									normalen Verhältnissen auf 60 bis 70 Proc. also etwa gleich hoch oder wenig höher
                              									wie bei gut gewarteten Cylindergebläsen, wenn bei letzteren die Luftverluste an den
                              									Ventilen sowie die bedeutenden Reibungen mit in Rechnung gezogen werden.
                           Ein eigenartiger Umstand verdient bei den Zellenrad geblasen besondere
                              									Berücksichtigung. Es bleibt nämlich die zur Drehung derselben erforderliche
                              									Umfangskraft und bei gegebener Geschwindigkeit auch die Betriebsarbeit stets gleich
                              									groſs und einzig abhängig von der Tiefe jenes Punktes, an welchem die einzelnen
                              									Zellen ihre Luft unter Wasser abblasen, dagegen vollständig unabhängig von der im
                              									Windsammler vorhandenen Pressung. Der Wasserspiegel im Windsammler kann hoch oder
                              									niedrig stehen, der Windsammler braucht auch gar nicht da zu sein, die drehende
                              									Bewegung würde dennoch die gleiche bleiben. Für die gröſstmögliche Nutzleistung der
                              									Zellenradgebläse ist demnach ein möglichst tiefer Wasserstand im Windsammler
                              									vortheilhaft. Der Windsammler stellt zugleich einen Regulator dar, welcher die
                              									Windpressung gerade auf jene Höhe einstellt, welche von der gelieferten Luftmenge
                              									bei gegebener Düsenmündung für den gleichmäſsigen Betrieb gefordert wird. Es bedingt
                              									dieser Vorgang in manchen Fällen eine sehr schätzenswerthe Eigenschaft.
                           Als günstig ist weiters bei den Zellenradgebläsen gegenüber den Cylindergebläsen
                              									hervorzuheben: die groſse Einfachheit und Billigkeit in der Anlage und Wartung, der
                              									bequeme Antrieb (zumal bei Wasserrad- oder Turbinenmotor), der Wegfall aller
                              									beweglichen Theile, der uncontrolirbaren Kolbendichtung, der Klappen und Ventile u.
                              									dgl., der ruhige
                              									gleichmäſsige Gang mit stetiger Luftlieferung, endlich die groſse Solidität und
                              									Sicherheit.
                           Im Vergleich mit den hier und da noch verwendeten Kastengebläsen, Blasbälgen,
                              									Wassertrommelgebläsen, sowie den neuerdings oft aufgestellten Roots'schen Bläsern
                              									bieten die Zellenradgebläse eine weit gröſsere Sicherheit, eine erzielbare höhere
                              									Windpressung und bedeutend günstigeren Wirkungsgrad. Gerade für die mittleren
                              									Pressungen von 1/20 bis ⅓at, d. i. zur Ausfüllung der
                              									Lücke zwischen ganz kleinen Pressungen, wie sie Ventilatoren und Bläser liefern, und
                              									den hohen Pressungen, welche sich durch Cylindergebläse mit Wasserkühlung bewältigen
                              									lassen, erscheinen die Zellenradgebläse in hohem Grade zweckmäſsig und
                              									empfehlenswerth.
                           Der Feuchtigkeitsgrad der von den Zellenradgebläsen gelieferten Preſsluft, welcher
                              									durch das Wasserbad des Rades und die Berührung der sich verdichtenden Luft mit dem
                              									Wasser bedingt ist, erscheint nach sorgfältigen Beobachtungen äuſserst geringfügig
                              									und beträgt nur Bruchtheile des mittleren Feuchtigkeitsgehaltes der äuſseren Luft.
                              									Wenn man bedenkt, daſs sogar die auſsergewöhnliche Feuchtigkeit des Windes bei
                              									Wassertrommelgebläsen keinen merklichen schädigenden Einfluſs auf den häufig
                              									eingeschalteten Winderhitzungsapparat oder auf den Betrieb selbst ausübt, so
                              									verschwindet dieses Bedenken vollständig beim Zellenradgebläse.
                           In Betreff des Constructionsmaterials erscheint beachtenswerth, daſs man bei
                              									Verwendung von Holz für die Radzellen durch passende Wahl der Verhältnisse eine
                              									vorzügliche Entlastung erzielen kann, so daſs das Zellenrad im Wasser schwimmt und
                              									die Achsenreibung auf ein Minimum herabsinkt; im Uebrigen empfiehlt sich jedoch
                              									gerade so wie bei Wasserrädern die Blechconstruction wegen ihrer Solidität für alle
                              									wichtigeren Zwecke.
                           Hinsichtlich der Gesammtanordnung und Aufstellung der Zellenradgebläse können je nach
                              									der Gröſse und Umlaufsgeschwindigkeit verschiedene Methoden benutzt werden. Fig.
                                 										1 gibt den Querschnitt, Fig. 2 den
                              									Längsschnitt eines in eine gemauerte Grube oder Cysterne eingebauten
                              									Zellenradgebläses mit gänzlich hindurchgehendem Windsammler W und ohne Achse. Zu beiden Seiten der Radzellen sind Stirnradkränze Z befestigt, welche, durch Vorgelegeräder S angetrieben, die Rotation einleiten und in Laufrollen
                              									am Windsammler gelagert sind. Das Knierohr A dient zur
                              									Fortleitung des Windes.
                           Die Anordnung Fig. 3 und
                              										4 zeigt ein anderes Zellenradgebläse, dessen Rad in einen Wasserbottich
                              									aus Holz eingesetzt und in gewöhnlichen Bockständern mittels Achse drehbar gelagert
                              									ist. Der Zellenkranz ist von der Seite her an ein Stirnrad Z gefügt, welches durch ein kleines Rad S in
                              									Drehung gebracht ist. Der Windsammler W
                              									greift seitlich in die
                              									Radhöhlung hinein, besitzt in der Achse ein wasserdichtes Absteifrohr zwischen
                              									seinen zwei Stirnwänden, welches von der Achse durchsetzt wird, und leitet die
                              									gelieferte Preſsluft durch ein Knierohr A zur
                              									Düsenmündung D.
                           Mit einem derartig construirten Zellenradgebläse wurden kürzlich wiederholte
                              									sorgfältige Probeversuche im Fürstlich Salm'schen Hüttenwerke Blansko nächst Brunn
                              									angestellt, welche in Nachfolgendem vorgeführt werden sollen.
                           
                              
                                 Es betrug:
                                 der Auſsendurchmesser des
                                    											Zellenrades
                                 2m,5
                                 
                              
                                 
                                 die Zellenbreite
                                 0m,75
                                 
                              
                                 
                                 die Anzahl der Zellen im Umfang
                                 16
                                 
                              
                                 
                                 die Zellentiefe
                                 0m,36
                                 
                              
                                 
                                 der geeichte Inhalt in einer Zelle
                                 105l
                                 
                              
                                 
                                 die Innenlänge des Holzbottichs
                                 2m,8
                                 
                              
                                 
                                 die innere Breite
                                 1m,5
                                 
                              
                                 
                                 die Höhe
                                 2m,4
                                 
                              
                                 
                                 die Zahnradübersetzung
                                 1 : 6
                                 
                              
                                 
                                 die lichte Weite des Rohres A
                                 150mm.
                                 
                              
                           Die Düse D bestand aus 8
                              									über einander gesteckten guſseisernen Scheiben von je 10mm Stärke, welche eine contische Bohrung von 48 auf 40mm in sich ausgebohrt enthielten derart, daſs man
                              									die Düse auf verschiedene Masse einzustellen vermochte. Mit Fortnahme je einer
                              									solchen Scheibe wächst die Düsenmündung um je 10mm. Die Preſsluft puffte ins Freie ab und der Ueberdruck wurde an einem
                              									gewöhnlichen Quecksilbermanometer beobachtet und durch die abgelesenen Wasserstände
                              									controlirt.
                           Der Antrieb geschah mittels Riementrieb von einer Locomobile aus,
                              									welche verschiedene Umlaufsgeschwindigkeiten gestattete, und wurde jedesmal die
                              									Tourenzahl des kleinen Stirnrades S notiert.
                           Zur Bestimmung der gelieferten Luftmenge diente einerseits die
                              									beliebig variable Düsenmündung mit der bekannten Pressung unter Zuhilfenahme der
                              									Windtabellen, andererseits der durch die Zellenanzahl berechnete Inhalt der unter
                              									Wasser gezogenen Lufträume.
                           In der folgenden Tabelle sind die einzelnen Versuchswerthe
                              									zusammengestellt. Es enthält:
                           
                              
                                 Spalte
                                 1 die Versuchszahlen in ihrer fortlaufenden
                                    											Reihenfolge,
                                 
                              
                                 „
                                 2 und 3 die
                                 Nummern und lichten Weiten der Düsen in
                                    											Millimeter,
                                 
                              
                                 „
                                 4 und 5 den
                                 Ueberdruck der Preſsluft in Millimeter Quecksilber
                                    											undMillimeter Wassersäule.
                                 
                              
                                 „
                                 6 und 7 die
                                 Abstände des Radmittels vom Oberwasser und
                                    											Unter-wasserspiegel in Millimeter.
                                 
                              
                                 „
                                 8 und 9 die
                                 Umlaufszahlen des kleinen und groſsen Stirnrades
                                    											inder Minute,
                                 
                              
                                 „
                                 10 und 11
                                 die theoretische und empirische Luftlieferung in
                                    											Cubik-meter für die Minute, wobei die letztere aus J. v. Haue'svorzüglichen Windtabellen
                                    											entnommen, die erstere ausder bekannten Tourenzahl, der Zellenzahl im
                                    											Kreiseund dem Inhalt je einer Zelle durch die Gröſse(16 × 105 ×
                                    												n) : 1000 = 1,68 n berechnet ist.
                                 
                              
                                 „
                                 12 enthält
                                 das Verhältniſs der Zahlen der vorangehenden zwei
                                    											Spalten,ausgedrückt in Procent und liefert hierdurch den
                                    											an-fänglichen Füllungsgrad der Zellen.
                                 
                              
                           Aus den Tabellenwerthen, welche zwar nicht auf vollkommenste
                              									Genauigkeit Anspruch erheben, deren Zahl und gewissenhafte Aufschreibung jedoch
                              									verlassige Schlüsse zu ziehen gestattet, ergeben sich mittlere günstige
                              									Luftlieferungen von 8 bis 10cbm in der Minute,
                              									Windpressungen von 60 bis 80mm Quecksilbersäule
                              									und die Umlaufszahlen 6 bis 8 des Gebläserades.
                           
                           Versuche mit einem Zellenradgebläse im Fürstlich Salm'schen Hüttenwerke Blansko.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 236, S. 448
                              Versuchszahl; Düse; Windpressung;
                                 										Wasserstand von Radmitte bei zum; Minutliche Tourenzahl; Minutlich geliefertes
                                 										Luftvolumen; Anmerkungen; Nummer; Mündung; Quecksilber h; Wasser;
                                 										Oberwasserspiegel H'; Unterwasserspiegel; des kleinen Zahnrades n'; des groſsen
                                 										Zahnrades; theoretisch; empirisch; Procent; 1. Beste Füllung bei niedriger
                                 										Tourenzahl. 2. Gröſste Windlieferung bei mittler Tourenzenzahl. 3. Vollkommen
                                 										ruhiger Gang. 4. Das Manomenter schwankt sehr. 5. Höchste Windpressung. 6.
                                 										Schlechteste Füllung bei höchster Tourenzahl.
                              
                           
                           Bei sorgfältiger Prüfung der Zahlenreihe der letzten Spalte zeigt
                              									sich, daſs das Füllungsverhältniſs der Zellen bei langsamem Gang besser, bei raschem
                              									Gang schlechter ausfällt; dasselbe sinkt bei 9 Touren des groſsen Rades schon unter
                              									70 Proc. wie dies aus den Versuchen Nr. 14 und 48 deutlich hervorgeht, und fällt bei
                              									noch rascherem Gang, wie die Proben ergaben (für 12 und mehr Touren), noch
                              									beträchtlicher herab. Dabei finden nämlich die rasch umlaufenden Zellen nicht mehr
                              									die Zeit, ihren Wasserinhalt vollständig auszuschütten, sie können demnach auch
                              									nicht genügend viel Luft aufnehmen; die Rotation des Gebläses absorbirt in diesem
                              									Fall trotz der beschleunigten Bewegung immerfort weniger Arbeitskraft und die
                              									Luftlieferung entfernt sich von dem wünschenswerthen erreichbaren Maximum.
                           Das besprochene Gebläse, mit welchem obige Versuche gemacht
                              									wurden, bildet nur die eine Hälfte eines Projectes. Die doppelseitige ganze
                              									Anordnung, bei welcher rechts und links an das treibende groſse Stirnrad symmetrisch
                              									je ein Zellenkranz angefügt wird, ist dazu bestimmt, 6 gröſsere Frischfeuer mit 16
                              									bis 18cbm Wind von ungewöhnlich hoher Pressung zu
                              									versorgen.
                           Zum Schlusse seien noch in Kürze die allgemeinen Methoden erörtert, nach welchem sich
                              									mittels der Zellenradgebläse einerseits höhere Compressionsgrade, andererseits
                              									Depressionen erzielen lassen. Die gewöhnliche Anordnung der Zellenradgebläse führt,
                              									wie aus den vorstehenden Betrachtungen hervorgeht, bei hohen Pressungen auf
                              									übergroſse Raddurchmesser, denn je 1at Ueberdruck
                              									verlangt 10m Wassersäulenhöhe, folglich etwa 20m Raddurchmesser, d. s. Dimensionen, welche der
                              									praktischen Brauchbarkeit zuwiderlaufen.
                           Die einfachste Methode, um bei kleineren Abmessungen des Zellenrades höhere
                              									Spannungen zu gewinnen, wäre die Verwendung specifisch schwererer Flüssigkeiten
                              									anstatt des Wassers; doch gibt es leider keine solchen Flüssigkeiten, welche für
                              									praktische Zwecke im Groſsen mit Vortheil benutzt werden könnten. Ein in Quecksilber
                              									badendes Zellenradgebläse möchte z.B. schon für 760mm Niveaudifferenz 1at Ueberdruck
                              									liefern, so daſs mäſsige Radgröſsen bereits bedeutende Compressionsgrade ermöglichen
                              									würden; der praktischen Ausführung steht jedoch der riesige Kostenpreis für die
                              									erforderliche Menge von Quecksilber im Wege.
                           Eine andere Methode besteht in der Zusammenreihung mehrerer Zellenradgebläse neben
                              									einander in der Art, daſs eines dem anderen die Luft zuführt und hierdurch die
                              									Verdichtung derselben immerfort steigert. Zu diesem Behufe müssen die Wassergefäſse,
                              									worin die Gebläse rotiren, nach oben hin abgeschlossen und der Windsammler jedes
                              									vorhergehenden Rades mit dem oberen Räume des nächstfolgenden durch ein Rohr
                              									verbunden sein. Die Gesammtwirkung addirt sich in diesem Falle aus den
                              									Einzelwirkungen aller neben einander liegenden Zellenfader, so daſs der Unterschied
                              									der Luftspannung zwischen dem ersten und letzten Rade der Summe sämmtlicher
                              									dazwischen befindlicher Niveaudifferenzen entspricht, genau ebenso, wie dies bei
                              									einem mehrfach hin und her gebogenen Röhrenmanometer der Fall ist.
                           Eine dritte für mancherlei Zwecke vorzügliche und bequeme Methode zur Erreichung
                              									höherer Compressionsgrade beruht auf der Verwendung von Zellenkettenwerken, welche in analoger, nur umgekehrter, Weise
                              									functioniren, wie es bei Paternosterwerken und Elevatoren geschieht. Fig. 5
                              									veranschaulicht diese Anordnung.
                           Um zwei vertical von einander abstehende Scheiben ist ein endloses Bandseil oder eine
                              									Kette mit beweglich daran befestigten Becherzellen geschlungen. Die Scheiben
                              									befinden sich in abgeschlossenen Gehäusen G, G1, zwischen welchen zwei Rohre R, R1 zur Aufnahme des
                              									herab- und hinaufgehenden Theils der Zellenkette dicht eingesetzt sind. Der ganze
                              									Apparat wird bis ungefähr zur Mitte des oberen Gehäuses mit Wasser oder mit sonst
                              									einer tropfbaren Flüssigkeit angefüllt und, während sich nun die Kette in der
                              									geschlossenen Linie ununterbrochen fortbewegt (als treibende Scheibe kann dabei
                              									sowohl die untere, als auch die obere Scheibe dienen), tauchen die einzelnen
                              									Becherzellen eine nach der anderen mit ihrer Mündung voraus unter Wasser, verdichten
                              									ihren Luftinhalt, je tiefer sie herabkommen, immer mehr, bis endlich in der
                              									untersten Lage dort, wo sich die Zellenkette wendet diese Luft nach oben ausbläst
                              									und von einem seitlich in den Kettenbug hineinragenden Windfänger oder Luftsammler
                              										W aufgefangen wird, von wo dann die gewonnene
                              									Preſsluft mittels des Rohres A ihrer Verwendung
                              									zugeführt wird. Der verticale Abstand des Wasserspiegels im oberen Gehäuse von jenem
                              									im Windfänger (nämlich die Höhe H in Fig. 5) gibt
                              									wieder das Maſs des erzielten Luftüberdruckes an. Der Wirkungsgrad oder Nutzeffect
                              									dieses Zellenradgebläses ist bei constructiv richtiger Anordnung der Zellenkette und
                              									ihrer Scheiben überaus günstig und kann bis 90 Proc. und mehr betragen.
                           Die Zellen der hinaufgehenden Kette sind mit Wasser gefüllt und gieſsen dasselbe,
                              									sobald sie oben angelangt sind, aus, um neue Luft aufzunehmen und wieder in die
                              									Wassertiefe herabzuziehen. Der Vorgang wiederholt sich bei jeder Zelle und der
                              									vollkommen gleichmäſsige Gang des Gebläses bringt eine stetige ununterbrochene
                              									Luftlieferung mit sich.
                           Das nämliche Zellenradgebläse (Fig. 5)
                              									läſst sich auf bequeme Art auch als Condensations- oder Luftpumpe oder Evacator zur
                              									Erzielung bedeutender Luftverdünnung benutzen und zwar in der Weise, daſs man den zu
                              									evacuirenden Raum mit dem oberen Gehäuse mittels des Rohres 22, dagegen den
                              									Windfänger W mittels des Rohres A mit der äuſseren atmosphärischen Luft in Verbindung bringt. Die
                              									Flüssigkeitshöhe H liefert in diesem Falle das Maſs der
                              									gewonnenen Depression. Bei Wasserfüllung würde z.B. für eine Wassersäule H = 8m im oberen
                              									Gehäuseraum eine absolute Spannung von etwa 0at,2
                              									herrschen. Dabei ergibt sich gegenüber anderen Vorrichtungen zur Luftverdünnung ein
                              									wesentlicher Vortheil dadurch, daſs sich das Maſs der gewünschten Evacuation durch
                              									das Niveau der eingeschlossenen Flüssigkeit auf einer bestimmten Höhe fixiren und
                              									einstellen läſst. Auſserdem ist bei diesem Zellenkettenwerk der günstige Umstand bemerkenswerth, daſs
                              									die zum Betrieb erforderliche Arbeitsleistung gleichzeitig und genau entsprechend
                              									mit der vorschreitenden Evacuation abnimmt, während bei den gewöhnlichen Luftpumpen
                              									mit Cylinder und Kolben auch bei erreichtem Vacuum immerfort noch eine namhafte
                              									Arbeit zu leisten ist.
                           Von erhöhter Bedeutung ist ferner der Wegfall aller Kolbendichtungen, Packungen und
                              									Ventilklappen, weil durch undichte Liderung und Luftverluste an den Klappen die
                              									überhaupt noch erreichbare Grenze des Vacuums beträchtlich herabgemindert wird.
                           Mit derartigen Zellenkettenwerken werden in gegenwärtiger Zeit gerade umfassende
                              									Versuche angestellt, welche vorzüglich die Verwendbarkeit derselben in
                              									Zuckerfabriken darthun sollen. Für gewünschte kleinere Depressionen von bestimmter
                              									Höhe lassen sich die Zellenkettenwerke selbstverständlich durch einfache gewöhnliche
                              									Zellenräder mit festen Zellen am Umfang, wie sie vorher schon besprochen wurden,
                              									ersetzen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
